E_1938_Zeitung_Nr.095
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N° 95 —> rRErrAO, 25. NOVEMBER WSS AtJTOMOBIL-REVUE 3<br />
Re<br />
«Unfälle<br />
Welches Gefühl treibt die Menschen dazu,<br />
wo immer ein Unfall, eine Katastrophe, ein<br />
Verbrechen passiert, hinzurennen, um zu<br />
schauen und zu beobachten, so grausig das<br />
Bild, das sich ihren Augen bietet, auch sein<br />
mag? Ist es Schaulust, ist es Schadenfreude?<br />
Wir wissen nicht, denn kaum ein Psychologe<br />
hat sich wohl mit diesem Problem befasst.<br />
Aber eins steht fest: grausige Schauspiele<br />
haben immer mehr Menschen angezogen, als<br />
schöne. Der Beweis? Ich las vor ein paar Tagen<br />
in einer <strong>Zeitung</strong> folgende Bemerkung:<br />
€ Wer steht schon vor der Venus von Milo? »<br />
Aber stellt ein zertrümmertes Fahrzeug mitten<br />
auf die Strasse, oder selbst auf einen<br />
abgelegenen Feldweg; gleich findet sich ein<br />
Kreis von Neugierigen, der nicht mehr wegzukriegen<br />
ist. Und so eilig die Menschen es<br />
in einer Großstadt haben mögen, so hastig<br />
sie durch die Strassen eilen, sobald sich ein<br />
Unfall, ein Zusammenstoss, ein Brand ereignet,<br />
hat jeder plötzlich Zeit, massenhaft<br />
Zeit! Wieso? Psychologen, an die Arbeit!<br />
Ich selbst bin nicht Psychologe, sondern<br />
nur Berichterstatter und Erzähler: deshalb<br />
möchte ich von einigen Unfällen berichten,<br />
deren Zeuge ich bei Automobilrennen war,<br />
oder die ich selbst durchgemacht habe.<br />
Zunächst sei von dem Rennfahrer erzählt, dem<br />
jahrelang kein einziger Unfall passiert war, dem<br />
Italiener Achille Varzi. Er kann als der wahrhafte<br />
Gründer der modernen Schule angesehen werden,<br />
er, der kühle, sichere Fahrer, der nichts versucht,<br />
•was nicht erwiesenermassen möglich ist. Es war<br />
vor ein paar Jahren während des Trainings in Tripolis,<br />
da vermied Varzi mit der für jeden Rennfahrer<br />
erforderlichen Kaltblütigkeit einen Unfall,<br />
der sicher tödliche Folgen gehabt hätte. Auf einem<br />
der schnellsten Teilstücke, wo die damaligen Wagen<br />
die 250-km/St.-Grenze bereits überschritten,<br />
fand Varzi plötzlich die Bahn gesperrt<br />
Dreyfus, auf Bugatti, hatte einen Defekt erlitten;<br />
Brivio, damals sein Teamgenosse, war hei ihm stehengeblieben,<br />
hatte die beiden Wagen angeseilt<br />
und schleppte nun den defekten Wagen über die<br />
Bahn in eine Seitenstrasse, um die Reparaturwerkstatt<br />
zu erreichen. Natürlich hatte sich Brivio vergewissert,<br />
ob kein Konkurrent nahe, aber bei jener<br />
Geschwindigkeit Faust ein Wagen so rasch daher,<br />
dass n.an ihm oft nicht mehr ausweichen kann.<br />
Varzi sah, dass es für ihn kein Durchkommen mehr<br />
gab; er versuchte das unmöglich scheinende und<br />
steuerte seinen Wagen zum Strassenbord hinaus.<br />
Er stiess auf einen Sandhaufen, der wie ein Sprungbrett<br />
wirkte; der Wagen flog einige Meter in die<br />
Luft wie ein startendes Flugzeug und sauste über<br />
Dreyfus' Kopf hinweg wieder auf die Bahn, wo er<br />
auf alle vier Räder zu stehen kam. Nur die Hinterachse<br />
brach beim Aufprall, und nach zwei Stunden,<br />
nachdem sie ersetzt worden war, sauste Varzi<br />
erneut über die Piste.<br />
Gut zwei Jahre später erlitt Varzi seinen ersten<br />
•wirklichen Unfall, und zwar im Grossen Preis von<br />
Tunis. Er fuhr auf einem wesentlich schnelleren<br />
Auto-Union. Bei 300 km Geschwindigkeit<br />
blies ihn der Wind wie einen Strohhalm<br />
von der Bahn ab,<br />
als er m Führung lag. Varzi blieb unverletzt, aber<br />
der Wagen wurde in die einzelnen Bestandteile<br />
aufgelöst. — Ueberhaupt der Wind! Der Fahrer eines<br />
Tourenwagens macht sich keinen Begriff, wie<br />
schwer es hält, einen unserer leichten Rennwagen<br />
(750—850 kg, halb soviel wie ein Ford!) bei hoher<br />
Geschwindigkeit auf der Strasse zu beherrschen,<br />
wenn ein starker Mittelmeerwind weht. Dazu kommt,<br />
dass bei steigender Geschwindigkeit uie Adhäsion<br />
der Reifen an den Boden immer geringer wird.<br />
Ein seltsamer Unfall stiess Brivio im gleichen<br />
Jahr in Tripolis zu: Sein Wagen überschlug sich,<br />
der Fahrer wurde weit weg geschleudert, und als<br />
er schliesslich zum Stillstand kam, merkte er, dass<br />
ihm durch die Reibung am Boden<br />
sein Overall vom Leibe gerissen worden<br />
war, so dass er splitternackt da stand !<br />
wieder einmal kam der Fahrer selbst ohne Schaden<br />
davon. — Da wir gerade dabei sind, von seltsamen<br />
Unfällen zu sprechen, möchte ich auch erwähnen,<br />
was im Januar 1936 in East London<br />
(Südafrika) geschah. Eine Negerfrau, die sich am<br />
Rande der Rundstrecke befand, wo es keine Absperrung<br />
gab, empfand plötzlich Lust, zur andern<br />
Strassenseite hinüberzuwechseln und schickte sich<br />
an, die Bahn zu überqueren als sie einen Wagen<br />
erblickte, der sich in grossem Tempo näherte. Sie<br />
kriegte es mit der Angst zu tun und, um nichts<br />
sehen zu müssen, schlug sie ihren Rock übers Gesicht<br />
und lief so über die Strasse! Der Wagen<br />
konnte ihr nicht ausweichen, erwischte sie an einem<br />
Bein und schleuderte sie hoch in die Luft.<br />
Die Frau starb, doch Wagen und Fahrer kamen<br />
heil davon.<br />
Ein anderer Pilot ausser Varzi, der während<br />
seiner fast zwanzigjährigen Karriere nur einen<br />
Unfall von Belang zu melden hat, ist Caracciola,<br />
und er hat ihm ein Andenken zurückgelassen, das<br />
ihm leider bleiben wird. Es geschah vor einigen<br />
Jahren in Monte Carlo im Verlauf seiner letzten<br />
Trainingsrunde, als er sich bereits anschickte, bei<br />
den Boxen vorzufahren. Doch in der Kurve am<br />
Quai creriet sein Alfa Romeo auf einen Oelflecken,<br />
den der geborstene Motor eines anderen Wagens<br />
auf dem Gewissen hatte. Der Wagen kam plötzlich<br />
ins «Schwimmen>, Caracciola merkte, dass nichts<br />
mehr zu machen war und versuchte aus dem Wagen<br />
zu springen. Zu spät! Fast war er draussen,<br />
das eine Bein bereits ausgestreckt,<br />
da krachte der Wagen schon In die Wand.<br />
Daa ausgestreckte Bein wurde durch die Wucht des<br />
Zusammenstosses zwischen Wagen und Mauer siebenfach<br />
gebrochen, der Gelenkkopf zu Pulver zermahlt.<br />
Eine Tournee von einem Spezialisten zum<br />
andern und eine fast zweijährige Ruhepause waren<br />
die Folgen dieses Unfalls. Heute hinkt Caracciola<br />
für immer. — Alles wegen einer Oellache!<br />
Nun sei von einem Unfall berichtet, den ich besonders<br />
gut zu beschreiben in der Lage bin, da er<br />
mir selbst zustiess. Es war 1936 auf dem Nürburgring,<br />
auf einem 1500er-Maserati. Da ich mir im Vorjahr<br />
den ersten Platz u. a. wegen Benzinmangel verscherzt<br />
hatte und Zweiter wurde, wollte ich diesmal<br />
auf «Nummer Sicher» gehen und Hess mir<br />
einen Benzintank einbauen, der nicht weniger als<br />
130 Liter Brennstoff fasste. Im Training war ich<br />
nie mit dem vollen Tank gefahren und so wusste<br />
ich nicht, was für eine Wirkung ein solches Gewicht,<br />
am Hinterteil des Wagens angebracht, in<br />
den Kurven haben konnte. In der ersten Linkskurve<br />
der ersten Runde, ein paar hundert Meter<br />
nach dem Start, merkte ich plötzlich, dass der Hinterteil<br />
des Wagens eeine eigenen Wege ging, oder<br />
besser gesagt, mir war, als würde er von einer<br />
fremden Gewalt weggetragen. Noch befand ich mich<br />
mitten im Rudel der andern Wagen.<br />
Mein Maserati drehte sich auf der Bahn im<br />
Walzertakt<br />
und fand den Weg wie durch ein Wunder an allen<br />
andern Wagen vorbei, ohne einen einzigen zu berühren.<br />
Dann stiess er gegen den Strassengraben,<br />
wo er sanft umkippte. Ich dachte, das Schlimmste<br />
sei vorüber, aber da merkte ich, dass es erst anfing.<br />
In ungewohnter Stellung sass ich nämlich noch<br />
im Wagen, mein Nacken auf den Boden gepresst,<br />
das ganze Gewicht des Wagens darauf, und konnte<br />
nicht atmen. Ich fühlte mich dem Ersticken nahe.<br />
Alles was ich sehen konnte, waren die Füsse der<br />
Zuschauer, die auf einem Wall standen, der höher<br />
DONNt flCKTIO DE<br />
AUS UlTRADIUM<br />
ntscHotzn<br />
in<br />
ali die Bahn gelegen war. «Lot, turnt an!» hört«<br />
ich einen rufen. Der Wagen wurde einen Augenblick<br />
hochgehoben, ich konnte plötzlich wieder Luft<br />
schnappen, aber nicht lang, denn von ihrer unbe-<br />
(fuemen Stellung aus hatten die Leute nicht die<br />
Möglichkeit, ihre Kraft richtig anzubringen; sie<br />
mussten sich stark nach vorne beugen, um den<br />
Wagen anzupacken. So plumpste dieser wieder<br />
zurück und mir wurde wiederum die Kehle zugeschnürt.<br />
Jetzt erst merkte ich, dass der Tank gebrochen<br />
war und der Brennstoff rieselte über meinen<br />
ganzen Körper, da ich immer noch zu Unterst<br />
lag. Mir wurde kalt: bei einen) Sturz beginnt der<br />
Vergaser nicht selten zu brennen, und das Feuer<br />
greift ständig weiter, bis es den Brennstoff erreicht<br />
hat. Dann steht plötzlich der Wagen lichterloh<br />
in Flammen, und es kann sich niemand mehr<br />
nähern. Aber Gott sei Dank brannte mein Vergaser<br />
nicht un# als die Zuschauer den Wagen wieder<br />
etwas hochgehoben hatten, drängte ich mich durch<br />
den freigewordenen Durchgang und huschte ins<br />
Freie, gerade bevor der Wagen wieder zurückfiel.<br />
Ich war von Kopf bis Fuss auf Brennstoff eingestellt!<br />
Der unverwüstliche Nuvolari.<br />
Wir wollen unsern Aufsatz über Unfälle nicht<br />
abschliessen, ohne vom König der Unfälle zu reden,<br />
von Tazio Nuvolari. Er ist zwar auch König der<br />
Siege, aber wenn man sa von<br />
London nach Brighton, welches am vergangenen<br />
Sonntag stattfand, hatten eich 121 Teilnehmer gemeldet,<br />
von denen 16 der Konkurrenz fernblieben<br />
Von den 105 gestarteten, aus den Jahren 1894 bis<br />
1904 stammenden Vehikeln konnten 93 mit der<br />
Wie wir bereits dargelegt haben, besteht die Ueberlegenheit unserer Kerze besonders<br />
In ihrer dünnen Elektrode aus c ULTRADIUM »-Metall, was nachstehend begründet sei:<br />
Jeder Automobilist muss wissen, dass ein grosser Teil des Benzins, welches in die<br />
Zylinder fliesst, nur teilweise verbrennt. Die Ursache liegt meistens bei der schlechten<br />
Zündung der Kerzen. Die Kerzen setzen nämlich dem Uebertritt des Funkens, wegen des<br />
grossen Durchmessers der Elektroden, der zur Verhinderung einer starken Abnützung<br />
nötwendig Ist, einen grossen Widerstand entgegen.<br />
Es ist bekannt, dass der Funken besonders leicht überspringt, wenn er von einer<br />
feinen Spitze oder scharfen Kante ausgeht. In der PEM-Kerze entsteht der Funken an<br />
einer sehr scharfen Kante aus ULTRADIUM-Metall; es genügt daher eine sehr niedrige<br />
Spannung, und die Hitze des Funkens ist höher als bei jeder anderen Kerze. Durch die<br />
starke Entladung verbrennen die Gase vollständig und augenblicklich, wodurch der Motor<br />
mehr Kraft entwickelt, rascher beschleunigt und sparsamer arbeitet.<br />
Aber die Abnützung, werden Sie sagen! Die Antwort ist einfach. ULTRADIUM: eine<br />
Legierung von seltenen und kostbaren Metallen, ist praktisch unabnüfzbar. Ein weiterer<br />
Punkt: Der Kohlenstoff, der aus dem nichtverbrannten Benzin entsteht, setzt sich normalerweise<br />
auch an der Isolierung der Kerze fest und lässt daher einen Teil des<br />
Stromes in die Masse der Kerze fliessen. Man sagt, die Kerze sei «verrusst». Bei der<br />
PEM-Kerze ist die Verbrennung vollständig, daher gibt es weniger Kohlenstoffansatz, und<br />
die Möglichkeit einer Verrussung ist geringer.<br />
Wenn aber trotzdem durch ein zu reiches Gemisch eine Verrussuno. entsteht, wird<br />
die PEM Kerze wegen der niedrigen Spannung trotzdem funktionieren, wenn andere<br />
Kerzen schon lange versagt haben.<br />
Kurz gesagt, durch die grosso Hitze ihres Funkens erleichtert die PEM-Kerze das<br />
Anlassen, der Motor wird geschmeidiger, leistungsfähiger und sparsamer als bisher, und<br />
es ist keine Verrussung zu befürchten.<br />
Die PEM in Delsberg gibt auf Verlangen jede weitere Erklärung und wird später in<br />
unseren Spalten weitere Einzelheiten bekanntgeben.<br />
IN ENGLAND<br />
EINE GROSSARTIGE ERFINDUNG!<br />
BESTE<br />
BESTEN<br />
Verlanaen Sie DER<br />
die technische Beschreibung durch PEM, Delemont.<br />
An onsere Mitarbeiter and Korrespondenten<br />
im In* nnd Ausland!<br />
Im Interesse einer prompten Zustellung<br />
der für die Veröffentlichung In der € Automobil-Revue<br />
» bestimmten Berichte und Korrespondenzen<br />
bitten wir unsere 'ständigen<br />
Mitarbeiter und gelegentlichen Korrespondenten,<br />
ihre Sendungen an unsere Redaktion<br />
wie folgt zu adressieren :<br />
Redaktion der „Automobil-Revue<br />
Postfach<br />
BERN-Transit<br />
Goldmedaille ausgezeichnet werden, während die<br />
übrigen 12 das