E_1939_Zeitung_Nr.086
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BERN, Dienstag, 12. Dezember <strong>1939</strong> Automobil-Revue - U.Blatt, Nr. 86<br />
as Christfest ist wieder<br />
gekommen. Von neuem<br />
zaubert es uns jenes<br />
liebliche, namentlich in<br />
der Kunst des Mittelalters<br />
unermüdlich verherr*<br />
lichte Bild von der Qeburt<br />
des Christkindleins<br />
vor Augen: Ein ärmlicher<br />
Stall, neben den<br />
Tieren die heilige Familie, und in der schlichten<br />
Futterkrippe auf einem Bündel Stroh das neugeborene<br />
Kindlein, vor dem die Hirten und die heiligen<br />
drei Könige anbetend niederknien. Wie ein<br />
wundersames, liebliches Märchen berührt diese?<br />
Bild die Seele jedes empfindlichen Menschen.<br />
«Heilig ist dieses Kindl» So lehren uns die<br />
alten Krippenspiele, so sagen auch jene Gemälde,<br />
und so klingt es uns aus den Weihnachtsgesängen<br />
entgegen. Heilig ist das Kind und heilig auch<br />
das Mutterglückl<br />
Weihnachten ist ein rechtes Wiegenfest. Im<br />
Mittelpunkt desselben leuchtet und strahlt die Erscheinung<br />
des Jesuskindleins, und darum geht<br />
auch wieder ein besonderer Glgnz von ihm auf<br />
die Kinder aus; denn die Kinder sollen unter sich<br />
alle wie Geschwister sein.<br />
Einfach und schön sagt es Gottfried Keller, was<br />
das Weihnachtsfest bedeutet: Es ist «das allgemeine<br />
Hausfest mit dem lieblichen Kinderkultus,<br />
gegründet auf den Glauben, dass durch ein<br />
schuldloses Kindlein das Heil in die Welt gekommen<br />
ist.><br />
In christlichem Sinne kann nun aber der Segen<br />
des Kindes nicht höher eingeschätzt werden,<br />
als dass es eben der Welt zum Heile dienen<br />
soll. Das Christuskind ist denn auch der eigentliche<br />
Friedensbringer: Von ihm soll den Menschen die<br />
Rettung kommen. So erhöht sich die Menschheit<br />
auch selber, wenn sie dem Kinde, den Kindern,<br />
ihrem Sein und Wesen alle Liebe, innige Sorgfalt<br />
und Treue entgegenbringt.<br />
Schon in die dunkelste Dämmerung unserer<br />
frühsten Kindheit wirft ja das Weihnachtsfest seinen<br />
wundersamen Freudenschimmer: Wenn in der<br />
Stube der liebliche Christbaum strahlt und seinen<br />
Glanz und Duft verbreitet, dann holt die Mutter<br />
auch noch ihr Jüngstes aus der Wiege und trägt<br />
es auf sorglichen Armen hinüber zum leuchtenden<br />
Tannenbaum. Und wenn es erst noch mit etwas<br />
verschlafenen Aeuglein das Wunder des leuchtenden<br />
Tannenbaums betrachtet, bald aber die<br />
Lider weit aufmacht, den Kerzenglanz bestaunt,<br />
die Aermchen nach all der Pracht ausstreckt, als<br />
wollte es sie umfassen und nun ein wonniges Lächeln<br />
über seine Züge geht, dann freut sich die<br />
Mutter inniglich, dass schon ein erster lieblicher<br />
Freudenglanz des wundersamen Festes in das noch<br />
so junge, kleine Herz ihres Christenkindleins gefallen<br />
ist.<br />
Und denken wir nicht fast alle noch mit einem<br />
Nachglanz holdester Erinnerung an Weihnachten<br />
unserer Kindheit zurück? Bei den meisten Erwachsenen<br />
wird sogar die Erinnerung an das Weihnachtsfest<br />
ihrer Kindheit stärker sein als der Eindruck<br />
jeden solchen Festes in späterer Zeit.<br />
So soll denn das Fest der Liebe vor allem den<br />
Kindern gelten, von denen der feinsinnige romantische<br />
Dichter Novalis sagt, sie seien «die sichtbar<br />
gewordene Liebe>. Im Glänze der Kinderaugen<br />
wird ja immer wieder der Eltern und der<br />
Erwachsenen schönste Weihnachtsfreude liegen.<br />
EH.<br />
Das JlilHiu iilelic«<br />
Ein Märchen von Katharina Waldisberg,<br />
Etwa eine halbe Wegstunde vom Dorfe, dort<br />
wo ein Fusspfad in den wilden Wald einbiegt,<br />
stand einst ein kleiner wohlbestellter Hof. Florian,<br />
der junge Bauer, führte dort ein frohes, stilles Leben<br />
mit Lene, seiner sanften Frau, Und mit ihnen<br />
lebte Kaspar, der alte Knecht, der schon Florians<br />
Vater ein treuer Helfer gewesen war.<br />
Der Bauer freute sich über sein gutes Stück<br />
Land mit den fruchtbaren Bäumen, er war vertraut<br />
mit seinen Tieren, und die Tiere des Waldes<br />
grasten in seinem Klee. Und die Vögel flatterten<br />
in Scharen um sein Haus und hielten Mahlzeit<br />
mit den Hühnern und den Tauben.<br />
Im Pferdestall stand ein "kräftiger Fuchs, der<br />
wurde geschont, wo es nur anging, und bekam jeden<br />
Tag seine drei Metzen Hafer. Und eine gute<br />
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