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Detmolder Kurier 185

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<strong>Detmolder</strong> <strong>Kurier</strong> Nr. <strong>185</strong> - Anzeige -<br />

7. März 2018 Seite 13<br />

Wenn Sie mehr über unsere<br />

Arbeit bei den Westfälischen<br />

Pflegefamilien wissen<br />

möchten, dann rufen<br />

Sie uns gerne an. Auskünfte<br />

gibt Monika Weyher unter<br />

05231 8785189.<br />

Wir setzen uns für Sie ein - und informieren über unsere Arbeit<br />

Thema des Monats: Mia hat eine neue Familie<br />

Westfälische Pflegefamilien: Mit Geduld, Einfühlungsvermögen und Toleranz<br />

den Kindern Schutz und Entwicklung bieten<br />

Die herzliche Umarmung zur Begrüßung drückt Sympathie<br />

und Nähe aus. Und weil es für alle Beteiligten<br />

besser ist, bleiben die Namen hier anonym. Es geht<br />

um das Treffen einer Pflegefamilie mit der leiblichen<br />

Mutter. Die leibliche Mutter Jenny umarmt die Pflegemutter<br />

Lisa warm und herzlich. Beide verbindet<br />

heute die gemeinsame Sorge um das Kind, das wir Mia<br />

nennen. Es ist ein Glücksfall, wenn sich leibliche Eltern<br />

und Pflegeeltern gut verstehen wie hier.<br />

Rucksack der schlimmen Erfahrungen<br />

Mia (9) wohnt seit fünf Jahren bei der Pflegemutter<br />

Lisa. Sie ist mit einer Behinderung zur Welt gekommen<br />

und wird deshalb ihr Leben lang darunter leiden. Die<br />

leibliche Mutter befand sich während ihrer Schwangerschaft<br />

und nach der Geburt von Mia selber in einer<br />

schwierigen Lebensphase und konnte daher nicht für<br />

das eigene Wohl und für das des Kindes sorgen. Jenny<br />

brachte das Kind zur Welt, konnte aber nicht für es<br />

sorgen, so wie viele Mütter, denen ihr eigenes Leben<br />

aus den Händen gleitet. Mutter und Kind machten eine<br />

schwere Zeit durch. Trotz aller angebotenen Hilfen, ist<br />

das Zusammenleben beider nicht wie erhofft gelungen.<br />

Mia wechselte ihren Lebensmittelpunkt mehrmals,<br />

bevor sie in einer Westfälischen Pflegefamilie der St.<br />

Elisabeth Stiftung in Detmold aufgenommen wurde.<br />

Hier fand sich eine ideale Pflegefamilie für Mia, mit viel<br />

Platz im Herzen und im Haus. Pflegemutter Lisa und<br />

die ganze Familie nahmen das Kind auf und Mia wurde<br />

ein Teil ihrer Familiengeschichte, in der drei leibliche<br />

Kinder und mittlerweile ein weiteres Pflegekind leben.<br />

„Das war vor 5 ½ Jahren im September 2012“. Anfangs<br />

war die damals vierjährige Mia ängstlich und scheu und<br />

hatte bei jedem Ausflug Furcht, weggegeben zu werden.<br />

Zu nah waren ihre fehlenden Bindungserfahrungen<br />

und häufigen Wechsel, zu schwer der „Rucksack“ der<br />

schmerzlichen und belastenden Erfahrungen. Zwei<br />

lange Jahre dauerte die Eingewöhnung, erzählt die<br />

Pflegemutter Lisa. Mit jedem Tag, mit jeder liebevollen<br />

Umarmung, wuchsen Vertrauen und Vertrautheit, und<br />

das hübsche Mädchen öffnete sich nach und nach<br />

der neuen Familie. Dabei half auch die Begleitung<br />

und wiederkehrenden Beratungsangebote durch die<br />

Westfälischen Pflegefamilien. Monika Weyher ist seit<br />

2008 im Team, berät die Familien und koordiniert die<br />

Zusammenarbeit mit Behörden und Institutionen.<br />

Eine Hauptaufgabe jedes Beraters ist die Pflege der<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen von leiblichen<br />

Eltern und Pflegeeltern zum Wohle der Kinder.<br />

Gemeinsame Familienzeit: Mias echte Mutter und ihre Pflegemutter treffen sich<br />

mit den Geschwistern im Haus der Westfälischen Pflegefamilien in Detmold.<br />

„Wir stellen nicht die Schuldfrage“<br />

Gemeinsam mit Pflegemutter Lisa erzählt Monika<br />

Weyher, wie man Pflegefamilie wird: Nach einer<br />

Bewerbung wird die Familie im Prozess der Vorbereitung<br />

auf eine Eignung geprüft. Die Schulung<br />

erfolgt sowohl individuell als auch in der Gruppe. Im<br />

Mittelpunkt der späteren Zusammenarbeit steht die<br />

positive Entwicklung des Kindes, eine Schuldfrage<br />

wird nicht gestellt. Es gibt viele Gründe, warum man<br />

Pflegefamilie wird. In diesem Fall berichtete Lisa,<br />

dass ihre jüngste Tochter in der Klasse ein Pflegekind<br />

kennenlernt. Und so wuchs in der Familie das<br />

Interesse an der Aufgabe. Gespräche, Treffen und<br />

Kurse folgten, in denen die Familie auf die Herausforderung<br />

vorbereitet wurde. „Durch die Schulungen<br />

lernen wir die Pflegeeltern kennen“, sagt Monika<br />

Weyher. Während der Vorbereitung entsteht ein<br />

Familienprofil, was die Suche nach dem passenden<br />

Kind ermöglicht: Zentrale Fragen dabei sind: Was<br />

braucht das Kind? Was bietet die Familie? Leidet<br />

ein Kind unter fehlender Bindung und Distanzlosigkeit<br />

wie Mia, dann ist eine liebevolle Familie z.B.<br />

mit Geschwistern gut, in der sie als „Nesthäkchen“<br />

umsorgt wird. „Bei uns war das Haus immer voll,<br />

auch mit anderen Kindern“, sagt Lisa, deren eigene<br />

Kinder heute 26, 24 und 16 Jahre alt sind. Den Schritt,<br />

Kinder in die Familie aufzunehmen, haben sie nie<br />

bereut, so Lisa. „Man lernt sich, die Partnerschaft<br />

und die Familie anders kennen“, sagt Lisa zu dem<br />

„Familienprojekt Pflegefamilie“, und: „Wir hätten<br />

es schon eher machen sollen“. Dann der spannende<br />

Moment: Monika Weyher stellte Mia vor und der<br />

vorsichtige Prozess der Anbahnung begann. „Wir<br />

haben uns sofort in das Kind verliebt“, sagt Lisa mit<br />

einem Lächeln. Ein Moment, der alles veränderte. Mia<br />

fasste Vertrauen und entschied sich, bei der Familie<br />

einzuziehen. „Wir wuchsen zusammen“.<br />

Vertrauen muss wachsen<br />

Zurück zur Eingangsszene: Nach der herzlichen<br />

Umarmung der Mütter geht die leibliche Mutter<br />

Jenny auf ihre Tochter Mia zu. Sie hat Geschenke<br />

mitgebracht: Einen großen Teddybären mit eigenem<br />

Herzklopfen und ein kuscheliges Einhorn. Und<br />

Silberschmuck mit einem Einhorn als Anhänger. Die<br />

leibliche Mutter und die Tochter gehen zusammen in<br />

die Spielecke und verbringen eine gemeinsame Zeit<br />

miteinander, denn das letzte Mal sahen sie sich zu<br />

Mias Geburtstag im Herbst. Jenny freut sich, dass<br />

es ihrer Tochter in der neuen Familie gut geht, und<br />

pflegt einen herzlichen Kontakt zur Familie. „Es ist<br />

einfach wunderbar“, sagt sie und nimmt ihre Tochter<br />

in den Arm. Mia in der neuen Familie zu sehen fiel<br />

der leiblichen Mutter Jenny zunächst schwer, denn<br />

sie sah die Pflegefamilie damals als Konkurrenz,<br />

erzählt sie bereitwillig. Das ist heute anders. Nun<br />

möchte sie Familien ermutigen, Pflegeeltern zu<br />

werden. „Das Vertrauen musste wachsen“, sagt sie<br />

heute, während Mia mit ihrer Pflegeschwester und<br />

dem kleinen Sohn von Jenny spielt.<br />

Eigene Biographie ist wichtig<br />

Die eigene Biographie zu kennen, das Wissen um<br />

die Herkunft und die Wurzeln, das ist für jedes Kind<br />

wichtig. Deshalb gehören regelmäßige Treffen mit<br />

den leiblichen Eltern dazu, erklärt Monika Weyher.<br />

Und auch Jenny weiß: Irgendwann muss sie ihrer<br />

Tochter genau erklären, was vor neun Jahren geschah.<br />

Auch dabei unterstützt sie die Beraterin. Für Mia war<br />

die Pflegefamilie ein Segen. Sie geht heute in die<br />

Förderschule und gilt als echte „Wasserratte“, lädt<br />

Freundinnen als Übernachtungsgäste ein und liebt<br />

besonders Einhörner, wie das große rosafarbene,<br />

das ihr Jenny eben für sie aus der Tasche zauberte.<br />

Mia hat eben zwei Familien!

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