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Gazette Zehlendorf Nr. 10/2017

Gazette für Zehlendorf, Nikolassee, Schlachtensee, Dahlem und Wannsee - Oktober 2017

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4 | <strong>Gazette</strong> <strong>Zehlendorf</strong> | Oktober <strong>2017</strong><br />

Der Trommler und sein Schöpfer<br />

Walther Schmarje lebte in <strong>Zehlendorf</strong><br />

Er schuf Büsten, Reliefs, Denkmäler,<br />

Brunnen, Grabmale und<br />

Münzen: Eines der bekanntesten<br />

Werke des Bildhauers Walther<br />

Schmarje steht hinter dem Rathaus<br />

<strong>Zehlendorf</strong>.<br />

Vom Steinmetz zum<br />

Meisterschüler<br />

Der 1872 in Flensburg geborene<br />

Sohn des Lehrers und Autors Julius<br />

Schmarje besuchte nach Abschluss<br />

seiner Steinmetz-Lehre in<br />

Hamburg die Kunstakademie in<br />

Berlin. Hier wurde er Meisterschüler<br />

von Reinhold Begas. Seine<br />

Erfolge verhalfen ihm zum Rom-<br />

Preis, einem Stipendium, das ihm<br />

einen 6-monatigen Aufenthalt in<br />

der italienischen Hauptstadt ermöglichte.<br />

Nach seiner Rückkehr<br />

machte er sich 1901 als freier<br />

Künstler in Berlin selbständig.<br />

Professor in Berlin<br />

Seit 1904 gab er sein Wissen auch<br />

als Lehrer weiter. Bereits 1908<br />

wurde er als Professor an das<br />

Kunstgewerbemuseum berufen.<br />

Seine künstlerischen Werke, von<br />

denen heute die meisten als verschollen<br />

gelten, waren ebenfalls<br />

sehr gefragt. Schon bald reichten<br />

seine Einnahmen, um in <strong>Zehlendorf</strong><br />

eine Villa bauen zu lassen,<br />

die von den Architekten Mebes<br />

Die Skulptur „Der Trommler“<br />

steht hinter dem Rathaus<br />

<strong>Zehlendorf</strong>.<br />

und Emmerich entworfen wurde.<br />

An dem Gebäude in der Milinowskistraße<br />

12 hängt eine Berliner<br />

Gedenktafel für den Künstler.<br />

Reliefe und Skulpturen<br />

Von denselben Architekten stammen<br />

die Pläne für das Nordsternhaus<br />

an der Badenschen Straße/<br />

Ecke Martin-Luther-Straße in<br />

Schöneberg. Die Reliefe wurden<br />

von Walther Schmarje geschaffen.<br />

Sie entstanden im Jahr 1914.<br />

Ein Jahr zuvor hatte der Künstler<br />

seine Skulptur „Der Trommler“<br />

fertiggestellt. Das Denkmal für<br />

die Freiheitskriege, in denen die<br />

Kämpfe zwischen Napoleons<br />

Truppen und den alliierten Verbündeten<br />

ausgefochten wurden,<br />

stand seit 1916 vor dem heutigen<br />

Amtsgericht im sächsischen<br />

Zeitz. Sogar den Zweiten Weltkrieg<br />

überstand es unbeschadet<br />

– aufgrund seines hohen künstlerischen<br />

Werts verzichteten<br />

die Zeitzer darauf, es zu Kriegszwecken<br />

einzuschmelzen. 1945<br />

verschwand der Trommler unter<br />

ungeklärten Umständen. Heute<br />

steht vor dem dortigen Amtsgericht<br />

wiederum die Skulptur eines<br />

Trommlers, dieser wurde von<br />

Joachim Hering gefertigt.<br />

Der <strong>Zehlendorf</strong>er Trommler<br />

Der ursprüngliche Zeitzer<br />

Trommler hat noch einen Zwilling,<br />

der 1930 am Rathaus <strong>Zehlendorf</strong><br />

seinen Platz fand. Er hatte<br />

nicht so viel Glück und erlitt im<br />

Krieg einige Schäden. Dank der<br />

Unterstützung der Volksbank<br />

konnte er komplett restauriert<br />

werden und steht seit 1987 wieder<br />

am Rathaus nahe der Martin-Buber-Straße.<br />

Walter Schmarje erlebte die<br />

Aufstellung des <strong>Zehlendorf</strong>er<br />

Trommlers nicht mehr mit. Er<br />

hatte sich während seiner Zeit<br />

als Reserveoffizier im Ersten Weltkrieg<br />

mit Paratyphus infiziert und<br />

litt jahrelang unter den Folgen.<br />

1921 starb er an den Folgen eines<br />

Blutsturzes in Berlin.<br />

Der Trommler, die Tierskulpturen<br />

auf der Gotzkowskybrücke<br />

in Moabit, die Reliefe am Nordsternhaus<br />

sowie die nach ihm<br />

benannte Schmarjestraße in <strong>Zehlendorf</strong><br />

halten die Erinnerung<br />

an den erfolgreichen Künstler<br />

lebendig.

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