April 2018 - coolibri Essen
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THEMA<br />
R U H R G E B I E T<br />
Geisterfahrrad gesichtet<br />
Weiße Fahrräder am Straßenrand, so genannte Ghost Bikes, sind in den<br />
vergangenen Monaten in Dortmund aufgetaucht. Tatsächlich ist der ursprünglich<br />
amerikanische Trend schon vor zehn Jahren zu uns nach<br />
Deutschland gekommen. Die weißen Räder stehen auch in <strong>Essen</strong>, Bochum<br />
und Mülheim. Amélie Schlachter hat nachgefragt, was es mit diesen<br />
„Geisterfahrrädern“ auf sich hat.<br />
Im November 2017 kommt ein elfjähriger Radfahrer bei einem Unfall in<br />
Dortmund ums Leben. Ein LKW erfasst ihn beim Abbiegen. Kaum drei Monate<br />
später passiert dasselbe, ebenfalls in Dortmund: Ein 63-jähriger<br />
Fahrradfahrer überlebt den Zusammenstoß mit einem LKW nicht.<br />
„Man kann froh sein, um jedes Ghost Bike, was nicht aufgestellt wird“, erklärt<br />
Jörg Brinkmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in<br />
<strong>Essen</strong>. Diese sind gewissermaßen gleichzeitig Gedenkstätte und Mahnmal,<br />
denn sie stehen für einen tödlich, in der Regel unschuldig, verunglückten<br />
Fahrradfahrer. Das weiße Rad soll zum einen des Opfers gedenken<br />
und ein Erinnerungsort für Angehörige sein. „Der unschuldige Tod soll<br />
nicht nach wenigen Tagen in Vergessenheit geraten sondern sichtbar bleiben“,<br />
so Norbert Paul von der Initiative VeloCityRuhr.<br />
Zum anderen sollen die Ghost Bikes gefährliche Stellen im Straßenverkehr<br />
aufzeigen. Fahrradinitiativen wie VeloCityRuhr stellen dann mit Angehörigen<br />
ein weiß lackiertes Fahrrad an der Stelle auf, oft weißt ein kleines<br />
Schild am Rad auf den Unfall hin. In vielen Städten weltweit haben Aktivisten<br />
mittlerweile Ghost Bikes aufgestellt, auch im Ruhrgebiet.<br />
Gründe für die tödlichen<br />
Unfälle sind nicht verallgemeinerbar.<br />
Jörg Brinkmann<br />
vom ADFC sagt allerdings,<br />
dass es häufig<br />
rechts abbiegende LKW<br />
sind, die den Fahrradfahrer<br />
nicht sehen und dann<br />
einen Zusammenstoß<br />
verursachen. Es gebe natürlich<br />
unvermeidbare<br />
Unfälle, denen die Verkehrspolitik<br />
im Vorhinein<br />
nicht entgegen wirken<br />
kann. Dennoch fordert<br />
der ADFC, dass die Politik<br />
mehr für die Sicherheit<br />
sorgt. Mehr Fahrradstraßen<br />
wären da ein Anfang,<br />
meint ADFC-Vorstand Jörg<br />
Brinkmann. „Aber natürlich<br />
darf das auch keinen<br />
Ghost Bikes stehen in Dortmund<br />
an der Mallinckrodtstraße ...<br />
... und an der Rüschebrinkstraße<br />
Nachteil für Fußgänger haben oder den Autoverkehr einschränken“, räumt<br />
er ein. Norbert Paul von VeloCityRuhr hält die aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
für problematisch: „Ein erster Schritt wären 30 km/h als Regelhöchstgeschwindigkeit<br />
innerorts.“ Eine effektive Reaktion zeigte zum<br />
Beispiel die Stadt <strong>Essen</strong> 2016: Nachdem eine Fahrradfahrerin am Bismarckplatz<br />
durch einen Unfall gestorben ist, hat die Stadt eine Ampel an<br />
der gefährlichen Kreuzung bauen lassen.<br />
Foto (2): VeloCityRuhr<br />
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25.08.<strong>2018</strong><br />
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