20.03.2018 Aufrufe

April 2018 - coolibri Essen

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

THEMA<br />

R U H R G E B I E T<br />

Geisterfahrrad gesichtet<br />

Weiße Fahrräder am Straßenrand, so genannte Ghost Bikes, sind in den<br />

vergangenen Monaten in Dortmund aufgetaucht. Tatsächlich ist der ursprünglich<br />

amerikanische Trend schon vor zehn Jahren zu uns nach<br />

Deutschland gekommen. Die weißen Räder stehen auch in <strong>Essen</strong>, Bochum<br />

und Mülheim. Amélie Schlachter hat nachgefragt, was es mit diesen<br />

„Geisterfahrrädern“ auf sich hat.<br />

Im November 2017 kommt ein elfjähriger Radfahrer bei einem Unfall in<br />

Dortmund ums Leben. Ein LKW erfasst ihn beim Abbiegen. Kaum drei Monate<br />

später passiert dasselbe, ebenfalls in Dortmund: Ein 63-jähriger<br />

Fahrradfahrer überlebt den Zusammenstoß mit einem LKW nicht.<br />

„Man kann froh sein, um jedes Ghost Bike, was nicht aufgestellt wird“, erklärt<br />

Jörg Brinkmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in<br />

<strong>Essen</strong>. Diese sind gewissermaßen gleichzeitig Gedenkstätte und Mahnmal,<br />

denn sie stehen für einen tödlich, in der Regel unschuldig, verunglückten<br />

Fahrradfahrer. Das weiße Rad soll zum einen des Opfers gedenken<br />

und ein Erinnerungsort für Angehörige sein. „Der unschuldige Tod soll<br />

nicht nach wenigen Tagen in Vergessenheit geraten sondern sichtbar bleiben“,<br />

so Norbert Paul von der Initiative VeloCityRuhr.<br />

Zum anderen sollen die Ghost Bikes gefährliche Stellen im Straßenverkehr<br />

aufzeigen. Fahrradinitiativen wie VeloCityRuhr stellen dann mit Angehörigen<br />

ein weiß lackiertes Fahrrad an der Stelle auf, oft weißt ein kleines<br />

Schild am Rad auf den Unfall hin. In vielen Städten weltweit haben Aktivisten<br />

mittlerweile Ghost Bikes aufgestellt, auch im Ruhrgebiet.<br />

Gründe für die tödlichen<br />

Unfälle sind nicht verallgemeinerbar.<br />

Jörg Brinkmann<br />

vom ADFC sagt allerdings,<br />

dass es häufig<br />

rechts abbiegende LKW<br />

sind, die den Fahrradfahrer<br />

nicht sehen und dann<br />

einen Zusammenstoß<br />

verursachen. Es gebe natürlich<br />

unvermeidbare<br />

Unfälle, denen die Verkehrspolitik<br />

im Vorhinein<br />

nicht entgegen wirken<br />

kann. Dennoch fordert<br />

der ADFC, dass die Politik<br />

mehr für die Sicherheit<br />

sorgt. Mehr Fahrradstraßen<br />

wären da ein Anfang,<br />

meint ADFC-Vorstand Jörg<br />

Brinkmann. „Aber natürlich<br />

darf das auch keinen<br />

Ghost Bikes stehen in Dortmund<br />

an der Mallinckrodtstraße ...<br />

... und an der Rüschebrinkstraße<br />

Nachteil für Fußgänger haben oder den Autoverkehr einschränken“, räumt<br />

er ein. Norbert Paul von VeloCityRuhr hält die aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung<br />

für problematisch: „Ein erster Schritt wären 30 km/h als Regelhöchstgeschwindigkeit<br />

innerorts.“ Eine effektive Reaktion zeigte zum<br />

Beispiel die Stadt <strong>Essen</strong> 2016: Nachdem eine Fahrradfahrerin am Bismarckplatz<br />

durch einen Unfall gestorben ist, hat die Stadt eine Ampel an<br />

der gefährlichen Kreuzung bauen lassen.<br />

Foto (2): VeloCityRuhr<br />

!<br />

25.08.<strong>2018</strong><br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!