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04-2018 ESSEN HEINZ MAGAZIN

HEINZ Magazin April 2018, Ausgabe für Essen

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KONZERTE | ÜBERSICHT<br />

SUSANNE SCHERNEWSKI<br />

<strong>HEINZ</strong>-REDAKTEURIN<br />

Schäumen vs. atmen<br />

Corey Taylor schäumt. Im März erschien<br />

mit „Zertrumpelt: Meine Abrechnung<br />

mit dem modernen Amerika“<br />

ein zorniges Buch des Slipknot- und<br />

Stone-Sour-Sängers, in dem er kritisch<br />

auf das Land blickt, das er eigentlich so<br />

sehr liebt, und angewidert auf den<br />

Mann, der sich tatsächlich US-Präsident<br />

nennen darf. Und auch der Machine-Head-Fronter<br />

Robb Flynn<br />

schäumt. Mit „Bastards“ legte er einen<br />

für die Metaller mehr als untypischen<br />

Folk-Song vor, der gegen alles wütet,<br />

was Trumps so dümmliche wie verantwortungslose<br />

Politik an Entgleisungen<br />

hervorzubringen vermag. Da, wo Taylor<br />

und Flynn schäumen, atmet Curse. Eine<br />

künstlerische Krise führte ihn vor einigen<br />

Jahren hin zur Meditation und<br />

schließlich zur Begegnung mit dem<br />

Buddhismus. Heute setzt der Rapper<br />

auf Wachsamkeit und Klarheit – in<br />

seinem Leben und in der Musik. Was<br />

Curse irritiert oder gar aus der Bahn zu<br />

werfen droht, das lässt ihn atmen. Und<br />

damit klarer auf die Situation blicken.<br />

Besonders tief soll er geatmet haben, als<br />

die Schreckensnachricht vom neuen<br />

POTUS eintrudelte. Ob schäumen oder<br />

atmen – dieser Konzertmonat besitzt<br />

reinigende Wirkung. Machine Head<br />

treten mit neuer Scheibe „Catharsis“ an<br />

und werden schnaubend durch die Gefühlswelten<br />

des Robb Flynn marschieren.<br />

Curse hingegen wird zu ergründen<br />

versuchen, wie seine Zuhörer „Die Farbe<br />

von Wasser“ einschätzen. Und in<br />

den Konzertruhepausen? Tief durchatmen<br />

und beim Blick in „Zertrumpelt“<br />

mitschäumen.<br />

Susanne Schernewski<br />

Universal Music Brian Ziff<br />

Michael Petersohn<br />

<strong>HEINZ</strong> PRÄSENTIERT IN WUPPERTAL<br />

Curse<br />

BESONDERE STIMME<br />

Asaf Avidan<br />

Tätowierte Arme, schwermütiger<br />

Blick, rauer Dreitagebart und eine<br />

markante Stimme, die auf den ersten<br />

Blick trotzdem nicht passen mag. Mit<br />

Asaf Avidan holt sich die Zeche Bochum<br />

den israelischen Ausnahmemusiker<br />

schlechthin in ihre ehrwürdigen<br />

Hallen. Scheinbar mühelos wechselt<br />

Avidan von seiner hohen Falsettstimme<br />

in tiefere Lagen und kreiert so seinen<br />

ganz besonderen Sound. Dabei<br />

<strong>HEINZ</strong> PRÄSENTIERT<br />

Estikay<br />

So tiefenentspannt kann doch nur<br />

jemand aus dem hohen Norden sein,<br />

oder? Stimmt! Rapper Estikay ist ein<br />

Hamburger Jung und einfach<br />

smooth. Das erkannte schon Sido, der<br />

ihn kurzerhand unter seine Label-Fittiche<br />

bei Goldzweig nahm und ihn<br />

mit „Eier“ auf sein Album „VI“ holte.<br />

Selbst startete Estikay mit seinem eigenen<br />

Album „Auf entspannt“ 2015<br />

durch. Der Name ist Programm und<br />

DICKE DOSIS ACHTZIGER<br />

Walk The Moon<br />

Sie laufen nicht nur über den Mond,<br />

sondern schon seit zehn Jahren durchs<br />

Musik-Business. Allerdings ist von der<br />

Ur-Besetzung nicht mehr viel übrig.<br />

Um Walk The Moon-Frontmann Nicholas<br />

Petricca scharte sich 2010 eine ganz<br />

neue Besetzung. Die zeigt sich jedoch<br />

dem Ursprung treu: Rockmusik mit<br />

poppigem Dreh und gerne einer dicken<br />

Ladung 80er-Style. Die Mischung<br />

bleibt hängen. Sie ist leicht zugänglich,<br />

Türkis? Dunkelgrün? Oder keine?<br />

Bevor wir lange im Trüben fischen,<br />

sollten wir einen antworten lassen,<br />

der „Die Farbe von Wasser“ genauer<br />

definieren kann. Curse legte gerade<br />

eben sein siebtes Studioalbum vor,<br />

und jeder, der den klugen Kopf aus<br />

Minden auch nur ein bisschen verfolgt<br />

hat, weiß: Curse taucht tief. Noch<br />

nie war er „nur“ der coole Rapper, seit<br />

einiger Zeit ist er sogar Buddhist, Podcaster<br />

und Coach. Als sein Leben eine<br />

Auszeit einforderte, machte Curse<br />

(bürgerlich Michael Sebastian Kurth)<br />

einen Cut und begegnete der Meditation.<br />

Seitdem bringt er Achtsamkeit in<br />

sein Leben – und in die Musik. Klar und<br />

komplex packt er sich die schweren<br />

Themen, wählt Worte, die aufmerksames<br />

Zuhören verlangen. Das ist intensiv,<br />

nah – aber auch mit der nötigen<br />

Prise Humor versehen.<br />

susa<br />

❚ CURSE die börse, Wolkenburg 100, Wuppertal;<br />

Termin: 4.4., 20 Uhr // Grammatikoff, Dellplatz 16a,<br />

Duisburg; Termin: 17.4., 20 Uhr; Preis: jew. 25 € (VVK)<br />

ist Asaf Avidan weit mehr als seine<br />

Stimme. Der Songwriter komponiert<br />

seine Stücke selbst und lässt sie oft genug<br />

von einem Hauch Sehnsucht<br />

durchwehen, wie bei seinem Überhit<br />

„Reckoning Song (One Day)“. Er webt<br />

in seinen einzigartigen Klangteppich<br />

Fäden seiner Vorbilder wie Bob Dylan<br />

oder Tom Waits ein und wechselt Genres<br />

wie seine Stimme die Tonlagen.<br />

Das ist auf seinem neuen Album „The<br />

Study On Falling“ nicht anders. SeRi<br />

❚ ASAF AVIDAN Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60,<br />

Bochum; Termin: 14.4., 19:30 Uhr; Preis: 45,70€<br />

aber dabei eigenständig genug, um<br />

sich vom Musik-Allerlei der Branche<br />

wohltuend abzusetzen. Das bewiesen<br />

die vier Jungs aus Ohio am populärsten<br />

2015, mit ihrem Chartstürmer<br />

„Shut Up And Dance“. Mittlerweile<br />

sind sie mit ihrem vierten Album<br />

„What If Nothing“ unterwegs und<br />

wandeln weiterhin musikalisch durch<br />

die Jahrzehnte. In Deutschland allerdings<br />

nur zwei Mal. Also: Schnell sein,<br />

Klappe halten, tanzen!<br />

SeRi<br />

❚ WALK THE MOON Live Music Hall, Lichtstr. 30,<br />

Köln; Termin: 2.4., 20 Uhr; Preis: 25€<br />

WENN ROCK POPPT<br />

Fall Out Boy<br />

Über Genre-Grenzen haben sich die<br />

Jungs von Fall Out Boy noch nie geschert.<br />

Mit ordentlich Attitüde lassen<br />

sie satten Alternative-Rock einträchtig<br />

mit Pop Hand in Hand gehen. So auch<br />

auf ihrem jüngsten Longplayer-Geniestreich<br />

„Mania“, mit dem sie derzeit<br />

auf Tour sind.<br />

SeRi<br />

❚ FALL OUT BOY Mitsubishi Electric Halle,<br />

Siegburger Str. 15, Düsseldorf; Termin: 10.4., 20 Uhr;<br />

Preis: 46,10€<br />

UNENDLICHE LIVE-LEIDENSCHAFT<br />

Tocotronic<br />

„Die Unendlichkeit“ heißt die neuste<br />

Tocotronic-Platte und versteht sich<br />

als Nacherzählung des Lebens. Standardmäßig<br />

ging es damit für die<br />

Hamburger Band an die Chartspitze<br />

und in jedes Feuilletonblatt der Nation.<br />

Die richtige Ladung Leben erfährt<br />

aber jeder Tocotronic-Song erst beim<br />

leidenschaftlichen Live-Konzert. lv<br />

❚ TOCOTRONIC Weststadthalle, Essen; Termin: 7.4.,<br />

20 Uhr; Preis: 29€<br />

passt zu Estikays Singles. „Wieder mal<br />

Freitag“, „Samstag Nacht“, „Gläser<br />

hoch“ – Estikay nimmt das Leben wie<br />

es kommt und rappt sich lässig durch<br />

den Alltag und sein Leben und erinnert<br />

in seiner Leichtigkeit ab und an<br />

an Easy-Rapper Cro. Die gute Laune<br />

schwappt über und kommt authentisch<br />

auf die Ohren. Estikays Musik ist<br />

wie er. Mit einem Augenzwinkern garniert,<br />

ziemlich charmant und vor allem:<br />

tiefenentspannt.<br />

SeRi<br />

❚ ESTIKAY Zeche Carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee<br />

100, Essen; Termin: 24.4., 20 Uhr; Preis: 19€<br />

OJOZ Robert Eikelpoth<br />

Pascal Kerouche<br />

20| <strong>HEINZ</strong> |<strong>04</strong>.<strong>2018</strong>

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