Lankwitz Journal Nr. 2/2018
Journal für Lankwitz und Umgebung - April/März 2018
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mamärchen „Die Regentrude“,<br />
und keine Geringere als Martina<br />
Gedeck trug dazu ihre Textfassung<br />
vor. Angeregt durch<br />
den Potsdamer Klimaforscher<br />
Prof. Hans Joachim Schellnhuber,<br />
hat sich Klaus Wüsthoff dem Klimawandel<br />
zugewandt und seine<br />
1967 nach dem gleichnamigen<br />
Kunstmärchen Theodor Storms<br />
komponierte Ballettmusik „Die<br />
Regentrude“ zur 20-minütigen<br />
Orchestersuite umgeschrieben.<br />
Wüsthoff erklärt dazu: „Eigentlich<br />
war die Ballettmusik ein<br />
Auftragswerk für die Tänzerin<br />
Gisela Deege, doch die zog sich<br />
überraschend vom Tanz zurück,<br />
Am Flügel daheim: Klaus Wüsthof.<br />
so dass ich das frühere Werk zur<br />
Suite umwandeln konnte.“ Wie<br />
herabfallender Regen perlen da<br />
die Töne, trockene Wiesen und<br />
verdurstendes Vieh erhält die<br />
passenden Klangmotive. Und<br />
die bei Storm gut endende Liebesgeschichte<br />
weicht bei Klaus<br />
Wüsthoff der realen Geschichte<br />
Fotos: Lorenz/Hanno di Rosa<br />
<strong>Lankwitz</strong> <strong>Journal</strong> 21<br />
über weltzerstörerisches Klima<br />
und Wetter. – Dass er seine Ballettmusik<br />
einmal als Symphonische<br />
Dichtung zur Mahnung<br />
eines Jeden an dessen Verantwortung<br />
gegenüber Klima und<br />
Umwelt einsetzen würde, daran<br />
hat der ideenreiche Komponist<br />
im Jahr 1967 wohl kaum gedacht.<br />
Wüsthoff setzte seiner Klimamusik<br />
im vergangenen Jahr die<br />
Krone auf, indem er die groß angelegte<br />
Umweltinitiative „Klimaglocken“<br />
für Carillons im In- und<br />
Ausland startete. Dazu entwickelte<br />
er aus dem Leitmotiv der<br />
„Regentrude“ eine abwärtsführende<br />
und den fallenden Regen<br />
darstellende Melodie, deren<br />
Ablauf durch Zwischenschläge<br />
unterbrochen wird, als Symbol<br />
für das Risiko und die Erinnerung<br />
des weltweiten „Zwei-Grad-<br />
Ziels“. Am 13.10.2017 wurde<br />
die Melodie erstmals auf dem<br />
Carillon der ehemaligen Garnisonskirche<br />
in Potsdam anlässlich<br />
der Potsdamer Klimakonferenz<br />
Impacts World 2017 präsentiert.<br />
Weitere Carillons aus 17 Städten<br />
fühlen sich nun weltweit aufgerufen,<br />
ebenfalls auf diese Weise<br />
an das gefährdete Weltklima zu<br />
erinnern. Zu ihnen gehören die<br />
Carillons in Berlin-Tiergarten<br />
und in Bonn-Beuel ebenso wie<br />
der Bartholomäusturm Erfurt,<br />
Mariahilf in München, das Stadthaus<br />
Apolda, die Cuijk Basilika in<br />
den Niederlanden sowie die Cathedral<br />
Santuario de Guadelupe<br />
in Dallas-Texas.<br />
Der umweltbewusste Komponist<br />
mit den spitzbübisch blitzenden<br />
Augen schmunzelt: „Damit mache<br />
ich noch eine Riesenkarriere.“<br />
Ein Lebensweg<br />
voller Musik<br />
Die Musikalität wurde Klaus<br />
Wüsthoff bereits in die Wiege<br />
in Berlin-Grunewald gelegt. Musikbegeistert<br />
waren Mutter und<br />
Vater, ein erfolgreicher Rechtsanwalt,<br />
der zu Beginn der nationalsozialistischen<br />
Herrschaft gerade<br />
noch rechtzeitig den Familiennamen<br />
„Herzfeld“ in „Wüsthoff“ hatte<br />
umwandeln lassen. Der Vater<br />
spielte im Juristen-Orchester,<br />
die Mutter Laute und Klavier.<br />
Mit Engelbert Humperdincks<br />
bebildertem „Sang und Klang<br />
fürs Kinderherz“ wuchs der kleine<br />
Klaus auf, verbrauchte jedoch<br />
etliche Klavierlehrer, weil er nicht<br />
übte, wie Wüsthoff heute über<br />
sich verrät. Zum Glück wohnte<br />
über den Wüsthoffs ein Onkel<br />
mit seinem Untermieter Roul<br />
von Koszalsky, einem indirekten