MTD_DDG_2018_03_inkl_diatec_klein
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6 News & Fakten<br />
diabeteszeitung · 3. Jahrgang · Nr. 3 · 28. März <strong>2018</strong><br />
Wer behandelt künftig<br />
die Diabetespatienten?<br />
Herausforderungen der Digitalisierung im Fokus des Zukunftstages Diabetologie 2025<br />
BERLIN. Bislang wird die Behandlung von Patienten in der<br />
Regel von Ärzten und nicht von Algorithmen, also von Rechenmodellen,<br />
bestimmt. Doch der Einfluss digitaler Neuerungen<br />
auf Therapie und Diagnostik wächst kontinuierlich und mancher<br />
fragt sich, wo dies noch hinführt. Wird der Arzt zukünftig vom<br />
digitalen Entscheider abgelöst oder doch nicht? Und wie werden<br />
Patienten in diesem Prozess integriert sein?<br />
Bastian Hauck fragte<br />
als Vorstandsmitglied von<br />
diabetesDE und zugleich<br />
als Patient kritisch nach.<br />
Fotos: www.mikefuchs-fotografie.de,<br />
iStock/andegro4ka, iStock/29mokara<br />
Beim Zukunftstag Diabetologie<br />
2025 zeigte sich <strong>DDG</strong>-<br />
Präsident Professor Dr. Dirk<br />
Müller-Wieland überzeugt: „Digitalisierung<br />
wird alles ändern.“ Es<br />
gebe neue Zugänge zu Therapien<br />
und auch Medizinprodukte müsse<br />
man „radikal neu denken“. Unmengen<br />
an Daten ermöglichten neue<br />
Forschungskonzepte, wobei die<br />
Daten zeitnah vernetzt und ausgewertet<br />
werden könnten. Und eine<br />
Therapieempfehlung wolle man später<br />
vielleicht sofort auf dem Handy<br />
sehen – mit Berücksichtigung von<br />
medizinischen Leitlinien.<br />
Positiv bewertete Prof. Müller-Wieland,<br />
dass Union und SPD in der<br />
neuen großen Koalition das Patientenwohl<br />
in den Vordergrund rücken<br />
wollen. Die Frage sei jedoch, was<br />
unter Patientenwohl zu verstehen<br />
sei bzw. wie patientenrelevante Endpunkte<br />
zukünftig in Studiendesigns<br />
und in neuen Therapien Berücksichtigung<br />
finden werden. Hier sieht der<br />
»Digitalisierung:<br />
großes Thema<br />
der Koalition«<br />
<strong>DDG</strong>-Präsident die Fachgesellschaften<br />
in der Verantwortung. Die <strong>DDG</strong><br />
intensiviere deshalb den Dialog mit<br />
IQWiG, G-BA, BfArM, DZD und<br />
dem Pharmaverband vfa.<br />
Die Teilnehmer der Veranstaltung sehen<br />
durch die Digitalisierung auf alle<br />
Beteiligten im Diabetesbereich große<br />
Herausforderungen zukommen. Zugleich<br />
sehen sie die Patienten bereits<br />
jetzt profitieren. Der Diabetologe Dr.<br />
Dietrich Tews belegte die Vorteile<br />
digitaler Blutzuckerüberwachung<br />
am Beispiel von Profisportlern und<br />
Schwangeren sowie Senioren, die von<br />
nicht-ärztlichen Praxisassistenten unterstützt<br />
werden. Er präsentierte auch<br />
ein von einem Patienten gebautes<br />
Closed-Loop-System <strong>inkl</strong>usive Sensor,<br />
Pumpe und App. Die Blutzuckerwerte<br />
des Patienten seien nie so gut<br />
gewesen wie mit dem System.<br />
Viele Fragen sind dennoch offen,<br />
z.B.: Wie und durch wen sind digitale<br />
Methoden – hier u.a. Apps –<br />
zukünftig zu bewerten und wo muss<br />
die Politik ggf. Leitplanken einziehen?<br />
Digitalisierung sei ein bestimmendes<br />
Thema für die Politik,<br />
erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Tino Sorge mit Verweis auf<br />
den 177 Seiten starken neuen Koalitionsvertrag.<br />
Er zeigte sich zufrieden,<br />
dass Patienten mit Diabetes inzwischen<br />
Dank neuer Apps und Co. ein<br />
Mehr an Lebensqualität erfahren,<br />
weil sie ihre Erkrankung kurzfristig<br />
„vergessen“. Er zeigte aber auch Verständnis<br />
für Ärzte, die sich fragen,<br />
ob sie künftig entbehrlich sind.<br />
Der „Code of Conduct Digital<br />
Health“ regt zur Diskussion an<br />
„Wir wissen auch nicht, wo die Reise<br />
hingeht“, gab der Politiker zu. Er<br />
präsentierte jedoch schon einige<br />
Ideen, was politisch berücksichtigt<br />
werden sollte. So sei der Datenschutz<br />
„an vielen Stellen abzurüsten“.<br />
Faktisch würden Ärzte per<br />
WhatsApp über Befundberichte<br />
diskutieren, „weil es so einfach ist“.<br />
Auch dürfe man bei der heutigen<br />
Innovationsgeschwindigkeit nicht<br />
in Zehn-Jahres-Zeiträumen denken.<br />
Und Zertifizierungen von Apps<br />
dürften zukünftig nicht so regulatorisch<br />
ausgestaltet sein, dass Start-up-<br />
Unternehmen woanders hingingen.<br />
Der Mediziner Dr. Malte Jacobsen<br />
forderte für sich und seine Kollegen<br />
mehr Zeit, um sich an den neuen<br />
Prozessen beteiligen zu können.<br />
„Wir müssen auch Patienten und<br />
Versicherte mitnehmen“, mahnte der<br />
SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk<br />
Heidenblut. Man müsse ihnen die<br />
Angst nehmen, ihre medizinischen<br />
Daten zur Verfügung zu stellen. Die<br />
EU-Datenschutzgrundverordnung<br />
biete dazu neue Möglichkeiten.<br />
Manuel Ickrath, Sprecher der<br />
Task Force Digitalisierung <strong>DDG</strong>,<br />
verwies auf das <strong>DDG</strong>-Rahmenpapier<br />
für einen „Code of Conduct<br />
Digital Health“, mit dem die Fachgesellschaft<br />
eine Diskussion zum<br />
digitalen Transformationsprozess<br />
anregt. Empfohlen wird darin eine<br />
Richtungsänderung hin zur informationellen<br />
Selbstbestimmung.<br />
„Der Patient spendet seine Daten<br />
und erlaubt, mit diesen wissenschaftlich<br />
zu arbeiten“, erklärte Co-<br />
Autor Ickrath.<br />
kol<br />
Der Zukunftstag wurde veranstaltet<br />
von Prof. Dr. Lutz Heinemann,<br />
Gabriele Faber-Heinemann und Manuel Ickrath<br />
unter Schirmherrschaft der <strong>DDG</strong>.<br />
Einstieg in die translationale<br />
Diabetesforschung<br />
Nachwuchswissenschaftler gesucht! Postdoc-Programm des DZD startet in Kürze<br />
NEUHERBERG. Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung<br />
(DZD) bietet Nachwuchswissenschaftlern und -medizinern aller<br />
Nationalitäten ein Postdoc-Programm zur translationalen Diabetesforschung<br />
an.<br />
Das 2016 gestartete Programm<br />
ist für exzellente Absolventen<br />
konzipiert, die in den vergangenen<br />
zwei Jahren in den Fächern<br />
Biowissenschaften, Chemie, Bioinformatik,<br />
Physik, Mathematik, Veterinär-<br />
oder Humanmedizin oder<br />
verwandten Lebenswissenschaften<br />
promoviert haben.<br />
Nach Beendigung der Promotion<br />
ermöglicht eine Postdoc-Stelle jungen<br />
Forscherinnen und Forschern<br />
ihre wissenschaftlichen Kenntnisse<br />
und Fertigkeiten auszubauen. Sie<br />
kann den Weg in eine wissenschaftliche<br />
Karriere eröffnen. Während<br />
dieser Qualifizierungsphase haben<br />
die Postdocs die Möglichkeit, sich<br />
vertiefend mit ihrem Fachgebiet zu<br />
beschäftigen.<br />
Die vom DZD ausgewählten Postdocs<br />
erhalten eine zweijährige, voll<br />
»Interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit«<br />
geförderte Postdoc-Stelle an einem<br />
Institut des DZD. „Das Postdoc-<br />
Programm eröffnet interessierten<br />
Nachwuchswissenschaftlern den<br />
Einstieg in die translationale Diabetesforschung.<br />
Durch die interdisziplinäre<br />
und standortübergreifende<br />
Zusammenarbeit im DZD<br />
erhalten die Teilnehmer einen<br />
Überblick über die Diabetesforschung<br />
in Deutschland und können<br />
auch an den internationalen<br />
Programmen teilnehmen“, erläutert<br />
Dr. Brigitte Fröhlich, die<br />
am DZD die Nachwuchsförderung<br />
koordiniert.<br />
Forschungsinteressen in einem<br />
exzellenten Umfeld nachgehen<br />
Dieses Konzept kommt auch bei<br />
den Teilnehmern des Programms<br />
gut an. „Das DZD-Postdoc-Programm<br />
hat es mir ermöglicht, mein<br />
interdisziplinäres Forschungsinteresse<br />
– die Bedeutung von Bewegung<br />
und Sport für Diabetesprävention<br />
– in einem exzellenten<br />
Umfeld umzusetzen“, betont Dr.<br />
Dominik Pesta vom DDZ, Partner<br />
im DZD.<br />
Im Frühjahr <strong>2018</strong> startet die nächste<br />
Runde des Programms. Dann<br />
können sich Interessenten um Postdoc-Stellen<br />
u.a. in den Bereichen<br />
molekulare Mechanismen der Fettstoffwechselstörung,<br />
Rolle neuartiger<br />
Adipokine in der Pathophysiologie<br />
des Diabetes, ZNS-abhängige<br />
Regulation des Glukosestoffwechsels<br />
und Epigenetik bewerben. DZD<br />
Mehr Informationen auf:<br />
www.dzd-ev.de/dzd-next/postdoc-program/index.html