NEUMANN April 2018
Das Magazin für Kultur & Lifestyle
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12<br />
Konzert<br />
KULTUR<br />
PRÄSENTIERT Fil Bo Riva kommen ins Scala Ludwigsburg<br />
„Es geht um eine aktuelle Liebe“<br />
Der zehnjährige Filippo ist also zu seinen Eltern<br />
gegangen und hat gesagt, ich muss unbedingt nach<br />
England? Wie haben Deine Eltern darauf reagiert?<br />
Mit zehn Jahren war der Wunsch bereits da, aber<br />
erst mit 13 oder 14 Jahren habe ich das meinen Eltern<br />
auch gesagt. Die haben erst gezögert. Da ich<br />
aber in Italien nicht der bester Schüler war, war das<br />
am Ende für sie und für mich ein Plus.<br />
Wurde Dein musikalisches Talent im Internat<br />
besonders gefördert?<br />
Der Musikunterricht war viel intensiver. Das kannte<br />
ich von den italienischen Schulen überhaupt nicht.<br />
Nur auf der deutschen Schule in Rom hatte ich Musikunterricht.<br />
In Irland war Musik aber eines der<br />
Hauptfächer, wie Mathe.<br />
Die Berliner Band Fil Bo Riva darf man noch als Geheimtipp bezeichnen – das wird<br />
sich allerdings bald ändern. Denn der unverwechselbaren Stimme und der intensiven<br />
Bühnenpräsenz des Römers Filippo kann man sich nur schwer entziehen.<br />
Filippo, wird Euer Debüt-Album noch rechtzeitig<br />
vor der Tour fertig?<br />
Dem Album ist tatsächlich fast fertig. Die Songs sind<br />
geschrieben und aufgenommen, aber noch nicht abgemischt.<br />
Momentan sind wir in den Mixing-Vorbereitungen.<br />
Das heißt, dass das Album vor der Tour<br />
leider nicht mehr fertig wird – aber wir werden<br />
noch eine Single herausbringen. Damit bekommen<br />
die Leute zumindest noch ein kleines bisschen neue<br />
Musik von uns zu hören.<br />
Das wird ziemlich spannend für das Publikum, das<br />
die neuen Songs noch gar nicht kennt?<br />
Ja, das stimmt. Die Hälfte der Songs, die wir live<br />
spielen, werden neue Songs sein. Das ist dann auch<br />
ein guter Test für uns, um zu sehen, wie die Leute<br />
auf die einzelnen Songs reagieren werden.<br />
Kannst Du schon verraten, wohin die musi kalische<br />
Reise geht und worum sich die Texte drehen?<br />
Das Album ist eine Weiterentwicklung unserer EP.<br />
Das heißt, die Hälfte der Stücke sind Piano-Songs<br />
– allerdings nicht einfach nur kuschelig, sondern<br />
schon mit Schlagzeug, Gitarre und weiteren Elementen<br />
– aber insgesamt sind die Lieder etwas größer,<br />
etwas bombastischer geworden. Textlich geht<br />
es immer noch um Beziehungen und Liebe – jetzt<br />
aber um eine aktuelle und keine vergangene Liebe.<br />
Stimmt es, dass Du ganz extrem unter Lampenfieber<br />
leidest?<br />
Im Prinzip ja. Ich gewöhne mich aber langsam daran.<br />
Tatsächlich bin ich mehr der Typ, der gerne im<br />
Studio sitzt und Sachen aufnimmt oder zu Hause<br />
die Designs für die Homepage vorbereitet. Touren<br />
ist eine Gelegenheit für mich, aus dem Proberaum<br />
herauszukommen. Ich habe aber immer noch vor<br />
jeder Show Lampenfieber – allerdings ist das mittlerweile<br />
zu einem guten Gefühl geworden, weil<br />
es die Angst, die ich habe, gleichzeitig mit einem<br />
Adrenalinschub und großer Freude verbindet.<br />
Du hast Rom schon als Jugendlicher verlassen und<br />
ein Internat in Irland besucht. Wie kam es dazu?<br />
Bereits im Alter von zehn Jahren hatte ich den<br />
Traum, auf Englisch zu singen – denn meine ganzen<br />
Idole haben englisch gesungen. Damals hatte<br />
ich in der Schule einen Text von Shakespeare gelesen<br />
und fand den Klang der Sprache so schön, dass<br />
ich den naiven Wunsch entwickelte, in ein Land zu<br />
gehen, in dem Englisch gesprochen wird, um dort<br />
die Sprache zu lernen – das war dann Irland.<br />
Warum hast Du dann nach der Schule nicht Musik,<br />
sondern Produktdesign studiert?<br />
Ich wollte nach Berlin ziehen, weil das damals eine<br />
aufstrebende Kulturstadt war und habe mich tatsächlich<br />
auch für Musik sowie für Design eingeschrieben<br />
– wurde von der Fakultät in Musik aber<br />
abgelehnt, weil ich keine Noten lesen konnte. Damit<br />
blieb noch Design übrig, was mir aber genau<br />
so wichtig wie die Musik war, weil ich auch immer<br />
schon gezeichnet und gemalt habe.<br />
Du lebst heute immer noch in Berlin. Ich habe aber<br />
gelesen, dass Dich mit der Stadt eine Art Hassliebe<br />
verbindet. Wie ist das zu verstehen?<br />
Ich fühle mich schon wohl in Berlin. Die Stadt kann<br />
aber auch sehr trübe, grau und traurig sein. Das<br />
zwingt mich dazu, mich viel mit meiner Musik zu<br />
beschäftigen, um nicht in ein Loch zu fallen und depressiv<br />
zu werden. Darum ist Berlin schon der richtige<br />
Ort für mich, denn Berlin bringt meine Musik<br />
voran. Ich werde dort also wahrscheinlich noch ein<br />
paar Jahre bleiben.<br />
Hast Du musikalische Vorbilder?<br />
Die haben sich über die Jahre stetig verändert und<br />
werden sich auch in Zukunft immer weiter entwickeln.<br />
Wenn ich aber eine Band aussuchen müsste,<br />
an deren Vorbildstatus sich bis zu meinem Lebensende<br />
nichts ändern wird, würde ich die Beatles<br />
nennen. Sonst höre ich von HipHop über Jazz bis<br />
Klassik so viel Musik, wie man nur konsumieren<br />
kann. Die Fragen stellte Holger Berg<br />
FIL BO RIVA<br />
24.04. | 20 Uhr | Scala | Ludwigsburg | filboriva.com<br />
Foto: Veranstalter<br />
<strong>April</strong> <strong>2018</strong>