Gazette Wilmersdorf Nr. 6/2017
Gazette für Wilmersdorf, Schmargendorf, Grunewald und Halensee - Juni 2017
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Alfred Flechtheim, Kunsthändler der Moderne<br />
Georg Kolbe Museum mit neuer Ausstellung<br />
Der Einfluss des legendären Kunsthändlers<br />
Alfred Flechtheim (1878–<br />
1937) auf die moderne Bildhauerei<br />
der 1920er-Jahre ist Thema der<br />
Sonderausstellung: „Alfred Flechtheim.<br />
Kunsthändler der Moderne“<br />
im Georg Kolbe Museum in Berlin.<br />
Handel mit der wichtigsten<br />
zeitgenössischen Kunst<br />
Flechtheims Rolle für die europäische<br />
Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts<br />
ist kaum zu unterschätzen<br />
und noch nicht auserzählt. Er<br />
handelte in der Galerie mit der<br />
wichtigsten Kunst seiner Zeit, war<br />
ein schillernder Impulsgeber für<br />
Künstlerinnen und Künstler sowie<br />
für Museen und Sammler. Mit dem<br />
avantgardistischen „Querschnitt“<br />
publizierte er eines der geistreichsten<br />
Magazine der Epoche.<br />
Populäre Berühmtheiten wie Max<br />
Schmeling und illustre Künstlerinnen<br />
wie Renée Sintenis gehörten<br />
zu seinem engsten Kreis. Der stets<br />
dandyhaft gekleidete Flechtheim<br />
Anzeige<br />
Renee Sintenis Großer<br />
springender Bock 1928 Bronze<br />
75 cm. Sammlung Karl H Knauf<br />
<br />
VG Bild Kunst<br />
feierte libertär und exaltiert die<br />
neuen Möglichkeiten der Weimarer<br />
Republik.<br />
Paneuropäer im Visier der<br />
Nationalsozialisten<br />
Dieses Bekenntnis zur Freiheit und<br />
sein Engagement für die moderne<br />
Kunst machten den „Paneuropäer“<br />
Flechtheim schnell zur Zielscheibe<br />
nationalsozialistischer Agitation.<br />
Aufgrund der veränderten Kulturpolitik<br />
und stetiger antisemitischer<br />
Diffamierungen entschied er sich<br />
bereits im Oktober 1933 für die<br />
Emigration. Alfred Flechtheim<br />
starb 1937 in seinem Londoner<br />
Exil und wurde erst spät wiederentdeckt.<br />
Heute erfährt seine<br />
Person in den wichtigen Debatten<br />
um die Restitution unrechtmäßig<br />
entzogenen Kulturguts wieder<br />
eine große öffentliche Aufmerksamkeit.<br />
Den Blick darüber hinaus<br />
auf sein einflussreiches Wirken<br />
zu lenken und dieses besondere<br />
Kapitel der Berliner Zeitgeschichte<br />
zu dokumentieren, ist die Idee<br />
der Ausstellung im Georg Kolbe<br />
Museum.<br />
Von Arno Breker bis zur<br />
modernen Skulptur<br />
Anerkannt ist Flechtheims Einsatz<br />
für die Malerei, etwa für Vincent van<br />
Gogh, Pablo Picasso, George Grosz<br />
und Max Beckmann. Die moderne<br />
Skulptur war in seinen Ausstellungen<br />
von Beginn an ebenbürtig<br />
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vertreten, dennoch wurde dieser<br />
wichtige Aspekt in der Bewertung<br />
seines Wirkens bislang vernachlässigt.<br />
Die Ausstellung „Alfred<br />
Flechtheim. Kunsthändler der Moderne“<br />
dokumentiert neben den<br />
stilistischen auch die biografischen<br />
Gegensätze der Flechtheim-Bildhauer,<br />
die von Arno Breker, der im<br />
Nationalsozialismus zum Staatskünstler<br />
aufstieg, bis hin zu dem<br />
in Auschwitz ermordeten Moissey<br />
Kogan reichen. In der Ausstellung<br />
werden Werke von Ernst Barlach,<br />
Georg Kolbe, Renée Sintenis und<br />
vielen anderen gezeigt. Unter den<br />
Ausstellungsstücken befinden sich<br />
Leihgaben namhafter Museen und<br />
Kunstsammlungen genauso wie<br />
Leihgaben aus Privatbesitz. Die<br />
Ausstellung wird noch bis 17. September<br />
im Georg Kolbe Museum,<br />
Sensburger Allee 25, 14055 Berlin<br />
gezeigt. Öffnungszeiten täglich<br />
von 10 – 18 Uhr. Weitere Informationen<br />
unter www.georg-kolbemuseum.de