BOLD TRAVEL No.09
TROPISCHER INSELGARTEN: SANSIBAR | ISTRIEN | TRAUMINSEL: MAURITIUS | KUNST UND COWBOYS: TEXAS | IM GESPRÄCH: LEWIS HAMILTON | INTERVIEW: NOOMI RAPACE
TROPISCHER INSELGARTEN: SANSIBAR | ISTRIEN | TRAUMINSEL: MAURITIUS | KUNST UND COWBOYS: TEXAS | IM GESPRÄCH: LEWIS HAMILTON | INTERVIEW: NOOMI RAPACE
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TROPISCHER INSELGARTEN | SANSIBAR <strong>BOLD</strong> <strong>TRAVEL</strong> SPECIAL | 43<br />
geschwungenen Strand entlang, Strandverkäufer<br />
wollen mir Tücher verkaufen,<br />
als ich ablehne, gehen sie lächelnd ihres<br />
Wegs. Ich nähere mich einem Fischerdorf,<br />
in dessen Bucht muslimische Familien,<br />
die Frauen bekleidet und mit Kopftuch,<br />
im Wasser plantschen oder auf einem<br />
der altertümlich anmutenden Boote ein<br />
Sonnenbad genießen. Ich könnte ewig<br />
so weiterlaufen, das Fischer- und Strandleben<br />
der Fremden gegenüber offenen<br />
und toleranten Sansibaris genießen,<br />
doch der Sonnenuntergang naht und das<br />
Abendessen wartet.<br />
Hotelchef Duarte Correira, Portugiese,<br />
empfängt uns in der neuen Kochschule<br />
des Hotels. Sie ist in einer afrikanischen<br />
Rundhütte eingerichtet, in der Mitte ein<br />
gedeckter, runder Tisch, und ringsherum<br />
in Gläsern alle Gewürze und Kräuter, die<br />
die Insel und andere Regionen zu bieten<br />
haben: Pfeffer, Kardamom, Nelken und<br />
Kreuzkümmel, Zimt, Vanille, Muskatnuss<br />
und Vieles mehr. 500 Gewürze will Correira<br />
hier aus aller Welt zusammentragen, die<br />
meisten von der Insel, und einen Spa-<br />
Experten anstellen, der Gewürzanwendungen<br />
entwickelt. Chefkoch Anuraag<br />
Ramkalawon führt Gewürzschulungen<br />
durch, begleitet seine Gäste zum Einkauf<br />
auf Märkten und bereitet dann gemeinsam<br />
mit ihnen Gerichte zu. Wir haben mittags<br />
ein Menü aus Samosa mit Rindfleisch,<br />
Kartoffelkroketten mit Ingwer, Hühnchen<br />
mit Gewürzreis, Spinat in Kokosmilch,<br />
Oktopus, Tomaten-Koriander-Chili-Salat<br />
und Kokosnuss-Chutney gekocht. Von<br />
wegen: „Viele Köche verderben den Brei“.<br />
Es hat gut geschmeckt, schließlich haben<br />
wir unter Anleitung einer sansibarischen<br />
Köchin gekocht, die schmunzeln und<br />
lachen musste, als wir die Samosa-Teigstreifen<br />
zu Dreiecken formten. Aber nichts<br />
im Vergleich mit der Kunst, mit der uns<br />
der Chefkoch am Abend beeindruckt. Wir<br />
wählen ein Seafood-Menü aus Langusten,<br />
Hummer, Tintenfisch, Muscheln und<br />
Red Snapper, dazu Spitzen-Weine aus<br />
Südafrika. „Auf dem Kontinent wird nur in<br />
Südafrika guter Wein hergestellt“, sagt der<br />
Hotelchef.<br />
Am nächsten Tag besuchen wir Stone<br />
Town, die der Meer zugewandte Altstadt<br />
von Sansibar-Stadt an der Westküste. Sie<br />
besteht aus geschäftigen Straßen, einem<br />
engen Gassengewirr mit schattenspendenden<br />
Häusern sowie einem Markt für<br />
Gemüse, Gewürze, Fleisch und Fisch.<br />
Die meisten davon stammen aus dem<br />
19. Jahrhundert, von Arabern aus Korallstein<br />
errichtet – eine für Afrika untypische<br />
Bauart. Darunter sind Privathäuser<br />
und solche, die Lebensmittel- und Kunsthandwerkgeschäfte,<br />
Cafés und Restaurants<br />
beherbergen. Eins soll das Geburtshaus<br />
von Freddy Mercury sein, dem an<br />
Aids gestorbenen Sänger der Rockgruppe<br />
Queen. Mehr als ein kleines Schild an dem<br />
Haus und ein nach ihm benanntes Restaurant<br />
an der Meeresfront erinnert nichts an<br />
einen der erfolgreichsten Rockmusiker.<br />
Sein Lebensstil passt nicht in das islamische<br />
Weltbild der Insel, Homosexualität<br />
wird in ganz Tansania hart bestraft.<br />
Das zur Altstadt zählende Viertel Shangani,<br />
ein Souvenir-Mekka für Touristen, entstand<br />
mit der Ankunft indischer, vorwiegend<br />
aus Goa stammender, Händler. Die Häuser,<br />
unten ein Geschäft, oben Wohnungen,<br />
bestechen durch schöne Balkone, filigrane<br />
Holzverzierungen an Türen und Fenstern<br />
sowie den mächtigen Swahili-Türen aus<br />
Teak- und Mahagoni-Holz. Die Tradition<br />
der von Goanern eingeführten Swahili-<br />
Türe wird bis heute aufrechterhalten. Die<br />
beiden Flügel sind aufwändig verziert mit<br />
Schnitzereien wie Fischen und Wellen,<br />
Lotusblüten, Pfauenaugen, Löwen, Nelken<br />
und Ketten. Ketten suggerierten den<br />
Bewohnern einerseits Sicherheit, andererseits<br />
erinnern sie heute an das dunkelste<br />
Kapitel der Insel, den Sklavenhandel. „Eine<br />
geschnitzte Kette weist darauf hin, dass<br />
hier früher ein mächtiger Sklavenhändler<br />
gewohnt hat“, sagt Mohammed, unser<br />
Führer. Sansibar war einer der wichtigsten<br />
Umschlagsplätze des Sklavenhandels in<br />
Afrika, die Drehscheibe für die Verschiffung<br />
von Sklaven nach Arabien, Amerika,<br />
Europa oder Asien. Über die 400 Jahre<br />
dauernde Sklaverei und seine modernen<br />
Ausformungen informiert ein Museum in<br />
der Altstadt.<br />
EINREISE:<br />
Das Visum wird am Flughafen von<br />
Sansibar erteilt.<br />
EMPFEHLUNG HOTEL:<br />
Essque Zalu Zanzibar<br />
www.essquehotels.com<br />
FLUGVERBINDUNG:<br />
www.ethiopianairlines.com