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BOLD Interview No.2

INTERVIEW MIT KING OF COOL – SAMUEL L. JACKSON | JENNIFER GARNER | ANTONIO BANDERAS | CHRISTOPH WALTZ | PATRICK DEMPSEY | BEN MENDELSOHN | THE CRANBERRIES | MATTHEW McCONAUGHEY

INTERVIEW MIT KING OF COOL – SAMUEL L. JACKSON | JENNIFER GARNER | ANTONIO BANDERAS | CHRISTOPH WALTZ | PATRICK DEMPSEY | BEN MENDELSOHN | THE CRANBERRIES | MATTHEW McCONAUGHEY

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INTERVIEW SPECIAL<br />

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<strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE // SPECIAL EDITION<br />

SPECIAL<br />

KING OF COOL<br />

SAMUEL L. JACKSON<br />

IM INTERVIEW<br />

JENNIFER GARNER // ANTONIO BANDERAS<br />

CHRISTOPH WALTZ // PATRICK DEMPSEY // BEN MENDELSOHN<br />

THE CRANBERRIES // MATTHEW McCONAUGHEY


4 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW IMPRINT<br />

CONTENTS<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

UND THEMEN<br />

Warum Leidenschaft Mumpitz ist:<br />

Christoph Waltz ............................................................................................................................. 6<br />

Der Unauffällige:<br />

Ben Mendelsohn ........................................................................................................................... 12<br />

Letzter Gruß:<br />

The Cranberries ............................................................................................................................. 20<br />

Cool Stuff<br />

TAG Heuer Autavia Calibre 5 .................................................................................................... 24<br />

Best Watches ................................................................................................................................... 42<br />

Action ist ihr Fach:<br />

Jennifer Garner .............................................................................................................................. 28<br />

King of Cool:<br />

Samuel L. Jackson ......................................................................................................................... 36<br />

Crescent City oder The big easy:<br />

OOFOS-Gründer Lou Panaccione .......................................................................................... 48<br />

Lernprozess Älterwerden:<br />

Antonio Banderas ......................................................................................................................... 54<br />

The Changeable:<br />

Matthew McConaughey ............................................................................................................ 62<br />

Die letzte Seite:<br />

Impressum ....................................................................................................................................... 68


Choose boldly.<br />

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WARUM<br />

LEIDENSCHAFT<br />

MUMPITZ IST<br />

CHRISTOPH WALTZ<br />

INTERVIEW: P. HEIDMANN


8 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW INTERVIEW / CHRISTOPH WALTZ<br />

Christoph Waltz kann nicht nur Tarantino und Bond-Bösewicht, sondern auch Science<br />

Fiction. Zu sehen ist das in „Alita: Battle Angel“ von Robert Rodriguez, einer Graphic<br />

Novel-Verfilmung, in der er als Wissenschaftler einen Cyborg vom Schrottplatz rettet.<br />

Für <strong>BOLD</strong> eine gute Gelegenheit, den zweifachen, längst in Los Angeles lebenden Oscar-<br />

Gewinner zu einem ausführlichen Gespräch im Berliner Adlon Hotel zu treffen.<br />

Willkommen in Berlin, Herr Waltz. genden Restaurant gerade eine wunderbare<br />

Spüren Sie noch ein Gefühl des<br />

Mahlzeit kredenzt bekommt, dann<br />

Nach-Hause-Kommens, wenn Sie in<br />

Berlin ankommen?<br />

muss man doch auch nicht wissen, was der<br />

Koch empfunden hat, als er auf dem Markt<br />

das Gemüse ausgesucht hat. Ich habe<br />

Nein, aber das habe ich nie. Ich habe hier<br />

zwar mal gelebt, aber Wohnen und zu<br />

Hause sein, das sind zwei verschiedene<br />

Angelegenheiten. Aber natürlich gibt es<br />

noch eine Art von Vertrautheit, wenn ich<br />

nach Berlin komme.<br />

immer das Gefühl, ich würde mir selber<br />

den Teppich unter den Füßen wegziehen,<br />

wenn ich über die Hintergründe meiner<br />

Arbeit spreche. Mit meinen Erklärungen<br />

komme ich doch dem, wofür ein Film<br />

gemacht wird, nämlich dem Erleben des<br />

Zuschauers, ins Gehege – und das möchte<br />

Ihr neuer Film „Alita – Battle Angel“ ich nicht.<br />

wurde von Robert Rodriguez inszeniert,<br />

der genau wie Sie ein Freund<br />

und Wegbegleiter von Quentin Tarantino<br />

ist. Kannten Sie sich also schon<br />

Aber war es zumindest ein Anreiz,<br />

dass Sie dieses Mal keinen Bösewicht<br />

spielen?<br />

vor diesem Film?<br />

Darüber denke ich gar nicht nach. Ob<br />

Da liegen Sie falsch, wir kannten uns nicht.<br />

Es gibt viele Freunde von Tarantino, die ich<br />

nicht kenne.<br />

jemand ein Bösewicht ist oder nicht, auch<br />

das muss das Publikum entscheiden, nicht<br />

ich. Manchmal ist es auch interessant, mit<br />

Menschen zu sprechen, die eine Rolle ganz<br />

Was hat Sie denn an diesem Film<br />

interessiert?<br />

anders wahrgenommen haben und gar<br />

nicht verstehen, warum sie von anderen als<br />

„böse“ bezeichnet wird.<br />

Das ist völlig irrelevant. Wichtig ist, was<br />

den Zuschauer daran interessiert. Sicherlich<br />

nehme ich keine Rollen an, die mich<br />

nicht interessieren und in denen ich nichts<br />

Kann man es sich denn in Hollywood<br />

erlauben, nicht über sein Image nachzudenken?<br />

für mich finde. Aber ich rede ungern<br />

darüber. Wenn man in einem hervorra- Keine Ahnung. Kann gut sein, dass man<br />

sich das eigentlich nicht leisten kann. Aber<br />

dann ist das eben ein Luxus, den ich mir<br />

gönne.<br />

Würden Sie aber den Menschen da<br />

draußen sagen: Lebe Deine Leidenschaft<br />

...<br />

Nein, das ist doch Humbug. Erstens hält<br />

es nicht jeder aus, seine Leidenschaft zu<br />

leben. Zweitens ist überhaupt gar nicht<br />

alles leidenschaftlich behaftet. Drittens<br />

existieren vielleicht gar nicht bei jedem<br />

solche Leidenschaften und können also<br />

auch nicht einfach aus der Luft gegriffen<br />

werden. Und am wichtigsten ist doch,<br />

dass es gar keinen zwingenden Hinweis,<br />

geschweige denn einen Grund gibt, dass<br />

dadurch, dass man seine Leidenschaft<br />

lebt, sich irgendetwas verbessert. Nur weil<br />

man nicht leidenschaftlich für seinen Beruf<br />

brennt, fehlt einem nicht automatisch<br />

etwas. Das ist Mumpitz!<br />

Für Sie ist doch aber sicherlich die<br />

Schauspielerei eine echte Leidenschaft,<br />

oder?<br />

Überhaupt nicht! Das ist mein Beruf, und<br />

das ist bei uns nicht anders als in anderen<br />

Pflegeberufen auch. In der Medizin ist<br />

das Pflegepersonal am besten, das ohne<br />

Leidenschaft bei der Sache ist. Ärzte, die<br />

leidenschaftlich Ärzte sind, machen oft<br />

ganz schwerwiegende Fehler.<br />

Welche Fehler würden Sie denn<br />

machen, wenn Sie ein leidenschaftlicher<br />

Schauspieler wären?


Fotos: Twentieth Century Fox


INTERVIEW / CHRISTOPH WALTZ<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 11<br />

Den größten Fehler überhaupt, nämlich<br />

Ihnen vermitteln zu wollen, wie leidenschaftlich<br />

ich bin! Tatsächlich geht es<br />

mir nur um die Geschichte. Dass da mal<br />

Leidenschaft drin ist oder man selbst<br />

bestimmten leidenschaftlichen Tendenzen<br />

nicht entkommt – das kann ja sein. Aber<br />

das hat nichts mit dem Beruf an sich zu tun.<br />

Sie haben früher auch Durststrecken<br />

in diesem Beruf erlebt und waren nicht<br />

so erfolgreich wie heute. Braucht man<br />

in solchen Phasen nicht eine Art von<br />

Leidenschaft, um weiterzumachen?<br />

Überhaupt nicht. Was einen weitermachen<br />

lässt, ist Sturheit, ökonomische Notwendigkeit<br />

oder einfach Durchhaltevermögen.<br />

Leidenschaft verhilft einem höchstens<br />

zu größerer Frustration, aber nicht zum<br />

Durchhalten. Dafür braucht man keine<br />

Leidenschaft, sondern Insistenz.<br />

Haben Sie also damals die Schauspielerei<br />

nicht an den Nagel gehängt, weil<br />

Sie ein sturer Bock sind oder weil Sie<br />

schlicht nichts anderes konnten?<br />

Genau diese ganze Palette von Gründen.<br />

Weil ich nicht wusste, wie ich sonst<br />

meinen Lebensunterhalt verdienen würde.<br />

Und weil mir nichts anderes eingefallen<br />

ist. Im Übrigen ist das in jedem Beruf<br />

so, in jeder Beziehung, selbst bei einem<br />

Hobby, das man nur zum Vergnügen<br />

betreibt: Irgendwann kommt man an<br />

einen Punkt, wo Durchhaltevermögen<br />

gefragt ist, nicht Leidenschaft, wenn man<br />

weiterkommen will.<br />

Kann man das Durchhaltevermögen<br />

lernen, das letztlich ja auch eine Form<br />

der Leidenschaft beinhaltet?<br />

Ja, kann man. Einfach dabeibleiben. Aber<br />

das muss man üben. Vielen fällt das nicht<br />

leicht, sie sind nicht gut darin. Doch wenn<br />

sie trotzdem weitermachen, dann ist das<br />

das wahre Durchhaltevermögen.<br />

Pflegen Sie denn, um das Thema<br />

dann auch abzuschließen, überhaupt<br />

irgendwelche Leidenschaften?<br />

Ich habe eine Leidenschaft für gute Filme.<br />

Von denen gibt es nicht viele, aber wenn sie<br />

gut sind, dann sind sie richtig gut. Die sehe<br />

ich, wie man so sagt, sehr gern.<br />

Was haben Sie denn – jenseits Ihrer<br />

eigenen Arbeiten – zuletzt gesehen,<br />

was Ihnen gut gefallen hat?<br />

Meine eigenen Sachen sehe ich mir<br />

ohnehin nicht an. Es gibt so viel Interessantes<br />

zu sehen, da brauche ich nicht noch<br />

etwas, das ich sowieso schon gut kenne. Ich<br />

sehe bestimmte Genres gerne, das Film Noir<br />

zum Beispiel. Und italienische Komödien<br />

aus den fünfziger und sechziger Jahren.<br />

Zuletzt habe ich außerdem viele Filme von<br />

Hal Ashby geschaut, weil die eine Art der<br />

Betrachtung haben, die ich sehr vermisse.<br />

In welchem Sinne?<br />

Das sind Geschichten, die unser Leben in<br />

unserer Welt betreffen. Sie sind mit einem<br />

liebevollen, wenn auch kritischen Auge<br />

beobachtet und auf leichte, amüsante Art<br />

erzählt.<br />

Als zweifacher Oscar-Gewinner sind<br />

Sie natürlich Mitglied der Academy<br />

of Motion Picture Arts and Sciences<br />

und bekommen jedes Jahr dutzende<br />

Filme geschickt, um über die nächsten<br />

Nominierungen abzustimmen. Sehen<br />

Sie sich die alle an?<br />

Das ist gar nicht zu machen, das müsste<br />

man hauptberuflich tun. Aber ich versuche<br />

natürlich, vieles anzuschauen. Ich muss<br />

allerdings auch gestehen, dass mich nicht<br />

alles interessiert. Ich kann das nicht zur<br />

Verpflichtung werden lassen, die meine<br />

ganze Zeit in Anspruch nimmt. Für das<br />

Gremium, das über die Kategorie Bester<br />

fremdsprachiger Film entscheidet, kann<br />

man sich freiwillig melden, und eigentlich<br />

täte ich das gern. Aber dafür müsste<br />

man eigentlich vier Monate lang exklusiv<br />

zur Verfügung stehen, sonst kann<br />

man die vielen Filme gar nicht bewältigen.<br />

Und um nur mal so hinein zu<br />

riechen, ist das in meinen Augen zu viel<br />

Verantwortung.<br />

Also stimmen Sie gar nicht mit ab?<br />

Ich wähle nur ausgewählt, als Überzeugungstäter.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.alitabattleangel-derfilm.de


DER<br />

UNAUFFÄLLIGE<br />

BEN MENDELSOHN<br />

AUTOR & INTERVIEW: A. WAGNER


INTERVIEW / BEN MENDELSOHN<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 15<br />

Hollywood hat einen neuen Bösewicht: nach „Rogue One: A Star Wars Story“, „Ready<br />

Player One“ und „Robin Hood“ darf Ben Mendelsohn nun auch in „Captain Marvel“ für<br />

Unheil sorgen. Doch der Australier hat bereits einen langen Karriereweg hinter sich.<br />

Über Seifenopern heißt es oft, sie seien für<br />

Schauspieler eine Sackgasse, und womöglich<br />

der achtziger Jahre eine feste Größe ist, muss<br />

man sich schon ein wenig in der australischen<br />

ist etwas dran an der Sache, wenn man Film- und Fernsehlandschaft auskennen.<br />

bedenkt, aus wie vielen – oder eher: wenigen<br />

– „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“-Darstellern<br />

erfolgreiche Kinostars wurden. Doch das war<br />

nicht immer so, vor allem im englischsprachigen<br />

Raum. Die Liste der bekannten Namen,<br />

die in einer Soap ihre Karriere begannen,<br />

reicht von Brad Pitt und Demi Moore bis<br />

Leonardo DiCaprio und Kylie Minogue. Und<br />

Schon mit 16 Jahren etwa drehte der 1969<br />

geborene Sohn eines Medizinwissenschaftlers<br />

und einer Krankenschwester die Serie „The<br />

Henderson Kids“ und stand dabei gemeinsam<br />

mit Kylie Minogue vor der Kamera. Ein paar<br />

Jahre später war er an ihrer Seite auch in der<br />

Seifenoper „Nachbarn“ zu sehen. Befreundet<br />

sind die beiden bis heute.<br />

längst hat sich dieser Reihe auch Ben Mendelsohn<br />

zugesellt.<br />

Für seine Rolle in dem Kinofilm „Das Jahr<br />

meiner ersten Liebe“ wurde Mendelsohn<br />

Der Australier mag dem Namen nach noch<br />

nicht in der gleichen Liga spielen wie andere<br />

der eben Genannten. Doch einer der ganz<br />

großen Durchstarter der letzten Jahre ist er<br />

ohne Frage. Gerade erst war er als Sheriff von<br />

Nottingham in einer actionreichen Neuverfilmung<br />

von „Robin Hood“ auf deutschen Kinoleinwänden<br />

zu sehen, nun betritt er sogar die<br />

wunderbare Superhelden-Welt von Marvel.<br />

Wobei Mendelsohn auch in „Captain Marvel“<br />

(ab 7. März im Kino) nicht wirklich in einer<br />

Heldenrolle zu sehen ist, sondern lieber eine<br />

zwielichtige übernommen hat. Als Skrull-<br />

Anführer Talos macht er sich in den Neunziger<br />

noch vor seinem 20. Geburtstag mit einem<br />

Award des Australian Film Institute ausgezeichnet.<br />

Es folgten Rollen in Filmen mit<br />

Anthony Hopkins, Hugh Grant oder Toni<br />

Collette sowie weitere Auszeichnungen. Nur<br />

der ganz große, sprich: internationale Durchbruch<br />

ließ eine ganze Weile auf sich warten.<br />

Natürlich lockte Hollywood, doch in Filmen<br />

wie „Knowing“ mit Nicolas Cage, Terrence<br />

Malicks „The New World“ oder „Australia“<br />

seines Landsmanns Baz Luhrmann spielte er<br />

dort meist die zweite, wenn nicht gar dritte<br />

Geige. Bis dann ausgerechnet ein kleiner australischer<br />

Film alles änderte.<br />

Jahren an die Invasion der Erde – und ist<br />

dabei als Gestaltenwandler sowohl in grünlicher<br />

Alien-Maske als auch in Menschengestalt<br />

zu sehen. Um zu wissen, dass Mendelsohn kein<br />

Shooting Star der letzten zehn Jahre, sondern<br />

zumindest in seiner Heimat bereits seit Mitte<br />

Für die durch Mark und Bein gehende Kriminalgeschichte<br />

„Königreich des Verbrechens<br />

– Animal Kingdom“ von David Michôd<br />

erhielt Mendelsohn nicht nur in Australien<br />

alle Filmpreise, sondern erregte – genau<br />

wie seine Kolleg*innen Joel Edgerton und<br />

Jackie Weaver – auch in den USA jede Menge<br />

Aufsehen. Quentin Tarantino zählte den Film<br />

2010 sogar zu seinen drei Lieblingsfilmen des<br />

Jahres! Von da an ging es plötzlich Schlag auf<br />

Schlag: In „Killing Them Softly“ stahl er Brad<br />

Pitt die Show, mit Ryan Gosling drehte er erst<br />

„The Place Beyond the Pines“ und später „Lost<br />

River“, Christopher Nolan holte ihn für „The<br />

Dark Knight Rises“, Ridley Scott für „Exodus:<br />

Götter und Könige“.<br />

Nicht immer übernimmt der Schauspieler, der<br />

von 2012 bis 2016 mit der britischen Autorin<br />

und Filmemacherin Emma Forrest verheiratet<br />

war und Vater von zwei Töchtern ist,<br />

nur Nebenrollen. Das schräge Road Movie<br />

„Mississippi Grind“, bei dem er erstmals mit<br />

den „Captain Marvel“-Machern Anna Boden<br />

und Ryan Fleck zusammenarbeitete, ist auf<br />

jeden Fall eine Entdeckung wert, genau wie<br />

das zarte Scheidungsdrama „The Land of<br />

Steady Habits“ von Nicole Holofcener aus<br />

dem vergangenen Jahr. Nicht zu vergessen die<br />

ziemlich packende Netflix-Serie „Bloodline“,<br />

für die er sogar mit dem Emmy ausgezeichnet<br />

und für den Golden Globe nominiert wurde.<br />

Doch als seine Erfolgsnische hat Mendelsohn,<br />

der im April seinen 50. Geburtstag feiert, längst<br />

eine andere entdeckt. Wenn große Blockbuster-Produktionen<br />

dieser Tage einen charismatisch-gefährlichen<br />

Bösewicht suchen, dann ist<br />

er zur Stelle. Ob in „Rogue One: A Star Wars<br />

Story“, Steven Spielbergs „Ready Player One“<br />

oder nun eben in „Captain Marvel“ – niemand<br />

ist so herrlich undurchschaubar finster wie er.<br />

Und bringt vermutlich alle „GZSZ“-Sternchen<br />

vor Neid zum Platzen!


16 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW INTERVIEW / BEN MENDELSOHN<br />

Mr. Mendelsohn, wie fühlt es sich an,<br />

plötzlich Teil des Marvel-Universums zu<br />

sein?<br />

Film abwarten um zu sehen, ob ich als ihr<br />

Widersacher dann nicht vielleicht doch<br />

eine Nummer zu groß für sie bin.<br />

Alles andere als außergewöhnlich. Eher<br />

normal, würde ich sagen (lacht). Ich<br />

scherze natürlich. Aber Ihre Frage erübrigt<br />

sich natürlich auch, immerhin spiele<br />

ich in „Captain Marvel“ einen Skrull –<br />

und prächtigere, stärkere Wesen als die<br />

sucht man im Marvel-Universum natürlich<br />

vergeblich (lacht). Von daher könnte<br />

ich mich nicht besser fühlen!<br />

Die Avengers und alle anderen Helden<br />

können also einpacken?<br />

Absolut. Das sind alles Weicheier (lacht).<br />

Wer ist der oder die Schlimmste?<br />

So wie Sie hier zum Scherzen aufgelegt<br />

sind, könnte man meinen, „Captain<br />

Marvel“ sei eine Komödie. Durften<br />

Sie vor der Kamera auch Ihren Humor<br />

ausleben?<br />

Nein, deswegen bekommen Sie das ja<br />

gerade alles ab. Vor der Kamera bin ich<br />

Bösewicht durch und durch, da geht es mir<br />

um Brutalität und Bedrohung.<br />

Sie spielen in letzter Zeit einen Bösewicht<br />

nach dem nächsten, von „Rogue<br />

One: A Star Wars Story“ über „Ready<br />

Player One“ bis hin zu „Robin Hood“.<br />

Das kann kein Zufall sein, oder?<br />

Oh, in diese Falle werde ich nicht tappen,<br />

da unterschätzen Sie mich. Meine Antwort<br />

ist deswegen natürlich ganz klar: Am<br />

schlimmsten sind die Fantastic Four. Lachhaftere<br />

Helden hat die Welt nie gesehen.<br />

Und ich spreche jetzt natürlich als Talos<br />

(lacht). Die Antwort geht noch als diplomatisch<br />

durch, oder? Immerhin sind die<br />

Fantastic Four kein Teil der Avengers<br />

und nur ganz am Rande Bestandteil der<br />

heutigen Marvel-Welt.<br />

Ihre Film-Gegenspielerin lassen Sie aber<br />

gelten, oder?<br />

Ja, Carol Danvers alias Captain Marvel hat<br />

was drauf, die kann ordentlich einstecken.<br />

Aber Sie müssen natürlich den fertigen<br />

Vielleicht liegt der Ursprung für die Rollen<br />

in meinem Film „Königreich des Verbrechens<br />

– Animal Kingdom“. Das war der<br />

erste meiner Filme, der auch jenseits<br />

von Australien für richtig viel Aufsehen<br />

sorgte, und damals haben wahrscheinlich<br />

viele Regisseure registriert, dass ich<br />

ganz passabel bedrohlich wirken kann.<br />

Wobei ich schon betonen möchte, dass die<br />

von Ihnen genannten Rollen doch auch<br />

sehr unterschiedliche Facetten des Bösen<br />

zeigen. Es ist nicht so, dass ich nur immer<br />

wieder einen Abklatsch meiner „Königreich<br />

des Verbrechens“-Rolle zum Besten<br />

geben würde.<br />

Wenn man Ihnen persönlich begegnet,<br />

ist von Bedrohlichkeit nichts zu


Fotos: The Walt Disney Company Germany, StudioCanal


INTERVIEW / BEN MENDELSOHN<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 19<br />

spüren. Wie kommt es, dass Ihnen das<br />

Böse so leicht fällt?<br />

Vielleicht bin ich einfach ganz okay in<br />

meinem Job (lacht)?<br />

Sind Bösewichter als Rolle denn besonders<br />

faszinierend?<br />

Nein, finde ich nicht. Klar, in manchen<br />

Geschichten bringen sie eine gewisse<br />

Bedeutung und Gravität mit, das hat schon<br />

seinen Reiz. Aber sie interessieren mich als<br />

Figur nicht mehr als andere. Überhaupt ist<br />

es ja nicht so, dass ich ausschließlich solche<br />

Rollen spiele. Denken Sie zum Beispiel an<br />

„The Land of Steady Habits“!<br />

habe es dann immer noch in der Hand,<br />

ein Angebot abzulehnen. Aber mehr auch<br />

nicht.<br />

Sie leben inzwischen seit etlichen Jahren<br />

in den USA. Vermissen Sie manchmal<br />

Ihre Heimat?<br />

Klar, ich vermisse Freunde und Verwandte,<br />

die ich inzwischen seltener sehe. Und<br />

manche australische Spezialität, die ich in<br />

Los Angeles nicht bekomme. Und auch die<br />

bisweilen ruppige Art, wie die Leute miteinander<br />

reden. Die australische Mentalität<br />

ist recht speziell. Ich beschreibe das<br />

immer als trockene, schwarzhumorige<br />

Entspanntheit!<br />

Das Drama von Nicole Holofcener, das<br />

exklusiv bei Netflix zu sehen ist ...<br />

Genau. Auf wenige Filme der letzten Jahre<br />

bin ich so stolz wie auf den.<br />

Suchen Sie denn Ihre Rollen nach einem<br />

gewissen Rhythmus aus? So nach dem<br />

Motto: Nach jedem großen Blockbuster<br />

drehe ich erst einmal einen kleinen Independent-Film?<br />

Ich würde gar nicht behaupten, dass ich<br />

mir Rollen überhaupt aussuche. Zumindest<br />

nicht in dem Sinne, dass ich durch die<br />

Gegend laufe und verkünden würde, was<br />

ich bitte wann drehen möchte. Viel mehr<br />

suchen andere die Rollen für mich aus.<br />

Regisseure und Produzenten, die mich<br />

für irgendetwas haben wollen, sind es,<br />

die meinen Rhythmus vorgeben. Klar, ich<br />

Als Ihnen der internationale Durchbruch<br />

gelang, waren Sie bereits über<br />

40 und hatten schon rund 20 Jahre als<br />

Schauspieler hinter sich. Haben Sie sich<br />

manchmal gewünscht, er wäre früher<br />

gekommen?<br />

Ach, das passt. Ich war auch schon vor<br />

„Königreich des Verbrechens“ immer mal<br />

wieder in Hollywood und habe vorgesprochen.<br />

Doch vor diesem Film kam nichts<br />

dabei rum, was wirklich gefruchtet hätte.<br />

Aber irgendwann schien die Zeit reif zu<br />

sein. Und ich bin auch neun Jahre später<br />

noch immer überrascht und begeistert!<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.ben-mendelsohn.com


THE CRANBERRIES / LETZTER GRUSS<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 21<br />

LETZTER<br />

GRUSS<br />

THE CRANBERRIES<br />

AUTORIN & INTERVIEW: N. WENZLICK<br />

Drei Jahrzehnte nach ihrer Gründung im irischen Limerick veröffentlichen „The<br />

Cranberries“ mit „In The End“ ihr achtes und letztes Album. Erneut von Stephen Street<br />

produziert, bringt die Formation ihre unglaubliche Karriere mit dem elf Tracks umfassenden<br />

Longplayer zu einem angemessenen und kraftvollen Ende.<br />

„The Cranberries“ – namentlich Dolores<br />

O`Riordan, Noel Hogan, Mike Hogan und<br />

Fergal Lawler – gingen aus der Pre-Brit-<br />

Pop-Szene der frühen 90er Jahre hervor.<br />

Der renommierte Melody Maker beschrieb<br />

ihren markanten Sound als Kombination<br />

aus Indie-Gitarren und Dolores` unverwechselbarem,<br />

Celtic-Music beeinflusstem<br />

Gesang als die „Stimme einer Heiligen,<br />

gefangen in einer Glasharfe“. Mit längst<br />

zu Klassikern avancierten Stücken wie<br />

„Linger“, „Zombie“ oder „Dreams“ feierten<br />

die Cranberries innerhalb kürzester Zeit<br />

internationale Erfolge und konnten weltweit<br />

mehr als 40 Millionen Einheiten<br />

ihrer Alben verkaufen. Die Entstehungsgeschichte<br />

von „In The End“ begann<br />

bereits im Mai 2017, während die Band<br />

sich auf Tournee befand. Bis zum Winter<br />

2017 hatten Noel und Dolores an den<br />

Demoversionen der Songs gearbeitet,<br />

die heute auf dem Album zu hören sind.<br />

„Dolores zog ihre ganze Kraft aus der<br />

Aussicht, dieses Album zu machen und<br />

wieder auf Tour zu gehen, um die Songs<br />

live zu spielen“, blickt Noel zurück.<br />

Am 15. Januar 2018 verstarb Dolores<br />

O’Riordan, Sängerin der irischen Rockband<br />

„The Cranberries“, überraschend in<br />

einem Londoner Hotelzimmer. Bei der<br />

Obduktion wurden 3,3 Promille festgestellt,<br />

O’Riordan war in der Badewanne<br />

ertrunken. Weil die Band sich damals<br />

mitten in den Arbeiten an einem Album<br />

befand, beschlossen die verbliebenen drei<br />

Mitglieder nach langen Überlegungen,<br />

die bereits entstandenen Demos fertigzustellen.<br />

Mit „In The End“ erscheint nun das<br />

letzte Album der Band.


22 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW THE CRANBERRIES / LETZTER GRUSS<br />

<strong>BOLD</strong> sprach mit „The Cranberries“-<br />

Gitarrist Noel Hogan und Schlagzeuger<br />

Fergal Lawler über den schmerzlichen<br />

Tod von Dolores O`Riordan, über mentale<br />

Gesundheit und darüber, wie es für sie nun<br />

weitergeht.<br />

Warum haben Sie entschieden, nach dem<br />

Tod von Dolores O’Riordan posthum<br />

noch ein Cranberries-Album zu veröffentlichen?<br />

Noel Hogan: Wir hatten im Sommer 2017<br />

schon mit der Arbeit daran begonnen. Als<br />

sich der Schock über Dolores Tod etwas<br />

gelegt hatte, fingen wir an, das bereits<br />

entstandene Material durchzugehen. Wir<br />

stellten fest, wie stark die Songs waren und<br />

fragten uns: Legen wir sie in die Schublade<br />

und vergessen sie, oder machen wir<br />

weiter? Nachdem wir mit Dolores‘ Familie<br />

und mit unserem Produzenten Stephen<br />

Street gesprochen hatten, beschlossen wir,<br />

das Album fertigzustellen. Es fühlte sich<br />

einfach richtig an. Wir haben keine alten<br />

Aufnahmen ausgegraben, sondern das<br />

sind alles neue Songs, die wir gemeinsam<br />

aufnehmen wollten.<br />

Hat Ihnen die Arbeit an „In The End“<br />

geholfen, das Geschehene zu verarbeiten?<br />

Fergal Lawler: Ich denke schon. Es war<br />

wirklich schwer, vor allem während der<br />

ersten Tage im Studio. Es fühlte sich<br />

einfach merkwürdig an, und wir wussten<br />

nicht, wie wir das schaffen sollen. Aber wir<br />

wollten die Arbeit, die Dolores begonnen<br />

hatte, unbedingt zu Ende bringen. Es ist,<br />

als hätte sie uns ein Geschenk hinterlassen.<br />

Hogan: Das Album ist ein Tribut an<br />

Dolores und ein Abschiedsgruß an unsere<br />

Fans. Es gibt uns allen die Möglichkeit,<br />

damit abzuschließen.<br />

Wenn bisher unveröffentlichte Songs von<br />

einem Menschen erscheinen, der gerade<br />

verstorben ist, führt einem das immer<br />

vor Augen, wie schnell alles vorbei sein<br />

kann.<br />

Hogan: Das stimmt. Die ganze Erfahrung<br />

war für uns wie eine Therapie, aber man<br />

merkt auch, wie unbeständig alles ist. Wir<br />

sind alle nur für kurze Zeit auf diesem<br />

Planeten. Morgen könnte es das gewesen<br />

sein. Wir haben dadurch gelernt, alles<br />

etwas mehr wertzuschätzen und die Dinge<br />

nicht als selbstverständlich zu betrachten.<br />

Ich ertappte mich selbst manchmal<br />

dabei, dass ich dachte, wir werden alt<br />

– aber wenn jemand im Alter von nur<br />

46 Jahren stirbt, merkst du auf einmal,<br />

dass das kein Alter ist. Manche werden<br />

doppelt so alt.<br />

Wie haben Sie von Dolores Tod erfahren?<br />

Hogan: Dolores Bruder rief mich an.<br />

Er sagte nur: „Dolores is gone“, und ich<br />

wusste zuerst gar nicht, was er meint. Bei<br />

Dolores hätte das alles Mögliche bedeuten<br />

können. Als ich schließlich verstand,<br />

was passiert war, fühlte es sich unwirklich<br />

an. Am Freitag hatte ich mehrmals<br />

mit ihr gesprochen, am Sonntag hatte sie<br />

uns noch gemailt – und am Montag war<br />

sie tot. Es machte einfach keinen Sinn.<br />

In meiner Erinnerung ist der Tag total<br />

verschwommen. Ich stand einfach unter<br />

Schock.<br />

Es war bekannt, dass Dolores an Depressionen<br />

und einer bipolaren Störung litt.<br />

Als sie starb, soll es ihr aber gut gegangen<br />

sein?<br />

Hogan: Ja, zwei Tage vor ihrem Tod kaufte<br />

sie sich noch Möbel für ihr neues Haus,<br />

das sie gerade baute. Unsere Unterhaltungen<br />

drehten sich darum, in der Zukunft<br />

zusammenzuarbeiten. Es war frustrierend,<br />

im Internet anschließend all die Spekulationen<br />

von Menschen zu lesen, die Dolores<br />

nie getroffen haben. Auch wenn die Untersuchungen<br />

zu dem Zeitpunkt noch nicht<br />

abgeschlossen waren: Wir wussten, dass<br />

sie sich nicht selbst etwas angetan hatte.<br />

Es ging ihr gut und sie freute sich auf die<br />

Zukunft.<br />

Lawler: Einigen Songs auf „In The End“<br />

hört man das an. Unsere Alben sind immer<br />

eine Mischung aus düsteren und fröhlichen<br />

Liedern gewesen, und das ist auch dieses<br />

Mal so. Auf „Lost“ und „In The End“ klingt<br />

Dolores sehr verletzlich, aber es gibt auch<br />

richtig optimistische Stücke. Ich denke, die<br />

Leute werden überrascht sein.<br />

Musikalisch erinnert das Album an Ihr<br />

Frühwerk. Eine bewusste Rückkehr?<br />

Hogan: Wir versuchten, die Musik dem<br />

Gesang anzupassen. Dolores nahm die<br />

Demos ja bei sich Zuhause auf. Ihre


THE CRANBERRIES / LETZTER GRUSS<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 23<br />

Stimme klingt dadurch sehr sanft, so wie<br />

bei unseren ersten Alben. Schon als wir<br />

die ersten Demos hörten, fühlten wir uns<br />

dadurch an unsere frühen Sachen erinnert.<br />

Gegründet haben Sie die Band 1989.<br />

Können Sie sich an Ihre erste Begegnung<br />

mit Dolores erinnern?<br />

Hogan: Wir hatten damals gerade erst<br />

angefangen, zusammen Musik zu machen,<br />

und suchten noch einen Sänger oder eine<br />

Sängerin. Ein Schulfreund schlug Dolores<br />

vor. An einem Sonntagnachmittag kam<br />

sie bei uns vorbei – ein kleines, leises<br />

Mädchen. Sie hatte ein Casio-Keyboard<br />

dabei und spielte ein paar Songs vor. Ihre<br />

Stimme war einfach einzigartig. Und sie<br />

wirkte dabei so natürlich, sie musste sich<br />

nicht mal groß bemühen.<br />

Lawler: Wir verstanden uns auf Anhieb.<br />

Dolores mochte die gleichen Bands wie<br />

wir: The Smith, The Cure, Depeche Mode<br />

und solche Sachen. Und sie hatte einen<br />

guten Humor. Genau wie wir baute sie<br />

gerne Mist.<br />

Sie hatte es in ihrem Leben nicht immer<br />

leicht. Als kleines Kind wurde sie missbraucht,<br />

später war sie magersüchtig.<br />

Nach dem Ende ihrer Ehe und dem Tod<br />

ihres Vaters wurde 2015 dann eine bipolare<br />

Störung diagnostiziert. Hat sie ihre<br />

Probleme mit Ihnen geteilt?<br />

Hogan: Die bipolare Störung entwickelte<br />

sich ja erst später. Im Laufe der letzten<br />

zehn Jahre merkten wir plötzlich, dass<br />

etwas nicht stimmte. Mal war Dolores<br />

seltsam, am nächsten Tag dann super gut<br />

drauf. Aber wir sind halt auch keine Ärzte.<br />

Ich glaube, sie hat lange Zeit eine Menge in<br />

sich begraben. Irgendwann kommen diese<br />

Geister zurück und verfolgen dich. Eines<br />

Tages erzählte sie uns dann davon. Aber<br />

wenn du so etwas plötzlich erfährst, was<br />

machst du dann mit dieser Information?<br />

Wir versuchten, Dolores so gut es geht zu<br />

unterstützen. Auch ihre Mutter und ihre<br />

Brüder waren immer für sie da.<br />

In Songs wie „Pressure“ und „Lost“<br />

scheint sie viele der genannten Dinge<br />

zu verarbeiten. Wollte sie mit diesem<br />

Album abschließen?<br />

Hogan: Ja, ich glaube viele dieser Songs<br />

handeln von diesen Jahren – die bipolare<br />

Störung, ihr Alkoholproblem, ihre Scheidung.<br />

Sie hatte mit all dem abgeschlossen<br />

und blickt nach vorne.<br />

Lawler: Dolores hat sich nie Gedanken<br />

darüber gemacht, was die Leute über ihre<br />

Texte denken. Wenn sie etwas loswerden<br />

wollte, sagte sie es auch. Für sie war das ein<br />

Weg, diese Gefühle hinter sich zu lassen.<br />

Durch Künstler wie Chris Cornell,<br />

Chester Bennington und Keith Flint<br />

rückte mentale Gesundheit in der Musikbranche<br />

zuletzt in den Fokus. Was muss<br />

sich in unserer Gesellschaft ändern?<br />

Lawler: Ich halte Therapie für sehr wichtig.<br />

Ein großes Problem ist, dass einige Ärzte<br />

einfach Pillen verschreiben, und dann sind<br />

die Leute abhängig von ihren Tabletten.<br />

Natürlich ist es schwerer, Stunden<br />

um Stunden in Therapiesitzungen zu<br />

verbringen, um über alles zu reden. Aber es<br />

ist wichtig, dass die Leute, auch junge Kids,<br />

wissen, dass es keine Schwäche ist, über<br />

diese Dinge zu sprechen. Geteiltes Leid ist<br />

halbes Leid – an dem Sprichwort ist wirklich<br />

etwas dran. Wir müssen offener sein,<br />

niemand sollte sich schämen.<br />

Wie geht es für Sie und „The Cranberries“<br />

nach diesem Album weiter?<br />

Hogan: Das wurden wir in letzter Zeit oft<br />

gefragt. Es war ein verrücktes Jahr, von<br />

Dolores Todestag bis zu diesem Album.<br />

Wir haben fast vergessen, darüber nachzudenken,<br />

was als Nächstes kommt. Ich<br />

denke, wir nehmen uns alle eine Auszeit<br />

und versuchen, das Ganze zu verarbeiten.<br />

Es wird wahrscheinlich Jahre dauern, bis<br />

wir darüber hinweg sind. Mit „The Cranberries“<br />

war’s das aber, das haben wir<br />

bereits betont. Ich sehe „In The End“ als<br />

Ende dieses Kapitels in meinem Leben.<br />

Aber so alt sind wir ja auch noch nicht,<br />

und ich kann mir nur schwer vorstellen,<br />

nie wieder Musik zu machen. Wir machen<br />

das jetzt seit 30 Jahren. Es ist zu spät, um<br />

sich noch für einen Job in einer Bank zu<br />

bewerben …<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.cranberries.com


NEUAUFLAGE<br />

EINES KLASSIKERS<br />

TAG HEUER<br />

AUTAVIA CALIBRE 5<br />

AUTORIN: Z. KHAWARY / FOTOGRAF: A. HOFFMAN


Die Neulancierung des Uhrenklassikers aus dem Jahre 1962, den TAG Heuer zusammen mit<br />

Schauspieler Patrick Dempsey umgesetzt hat, ist ein wahres Schmuckstück: Die Autavia war bei<br />

Rennbegeisterten und Streitkräften auf der ganzen Welt sehr beliebt und genoss bis zur Einstellung<br />

ihrer Produktion im Jahr 1985 einen ausgezeichneten Ruf. Heute wird die Autavia als eigene<br />

Kollektion wiedereingeführt – mit sieben Modellen, die den abenteuerlichen und kühnen Spirit<br />

weiterführen, für den die Autavia bekannt ist.<br />

Die Dreizeigermodelle der Autavia mit 42 mm Durchmesser verfügen über ein abgerundetes<br />

Edelstahlgehäuse und abgeschrägte Bandanstösse. Eine sich bidirektional drehende Lünette mit<br />

60-Sekunden-Skala aus schwarzer oder blauer Keramik oder Edelstahl verstärkt den sportlichen<br />

Look der Uhr. Die XL-Krone ist von den Fliegeruhren und Zeitmessern inspiriert, die mit<br />

übergrossen Kronen ausgestattet waren, um die Bedienung mit Handschuhen zu vereinfachen.<br />

Das Automatikwerk Calibre 5, mit neuer hauseigener Isograph Spiralfeder ist Chronometerzertifiziert<br />

und verfügt über eine Gangreserve von 38 Stunden.


ACTION<br />

IST IHR FACH<br />

JENNIFER GARNER<br />

INTERVIEW & AUTOR: J. FINK


INTERVIEW / JENNIFER GARNER<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 31<br />

In den letzten Jahren sorgte Jennifer Garner vor allem als (inzwischen nicht<br />

mehr) Ehefrau von Ben Affleck für Aufsehen und spielte auch im Kino die Mutterrolle<br />

(„Love, Simon“). Doch mit ihrem neuen Film „Peppermint: Angel of Vengeance“<br />

kehrt sie dorthin zurück, wo sie einst zum Star wurde: ins Action-Genre.<br />

Wenn man in „Peppermint“ (ab 29.11. im<br />

Kino) Jennifer Garner dabei zusieht, wie<br />

sie mit Maschinengewehren, Pistolen<br />

und anderem schweren Geschütz so<br />

selbstverständlich hantiert als sei dies<br />

Kinderspielzeug, wundert man sich<br />

einen kurzen Moment. Denn statt<br />

muskelbepackt und grimmig kennt<br />

man sie doch sonst eher lieb und über<br />

beide Ohren strahlend, so als hätte sie<br />

es auf den Titel „America’s Sweetheart“<br />

abgesehen.<br />

Doch Letzteres ist natürlich nicht immer<br />

so gewesen, im Gegenteil. Zum Star<br />

wurde Garner, geboren 1972 im texanischen<br />

Houston, nach allerlei kleineren<br />

Rollen in Fernsehproduktionen<br />

wie „Felicity“ oder Filmen wie „Ey Mann,<br />

wo is’ mein Auto“ und „Pearl Harbor“<br />

schließlich vor 17 Jahren ursprünglich<br />

als Actionheldin. Damals gab ihr J. J.<br />

Abrams die Hauptrolle in seiner Spionage-Serie<br />

„Alias – Agentin“ – und fortan<br />

prügelte und schoss sie sich fünf Staffeln<br />

lang durch ein Dickicht aus Geheimmissionen<br />

und Verschwörungen. Frauen,<br />

die sich schwer bewaffnet und sexy zur<br />

Wehr setzen zu wissen, waren damals<br />

gerade angesagt (von „Buffy – Im Bann<br />

der Dämonen“ bis „Lara Croft: Tomb<br />

Raider“), und Garner machte ihre Sache<br />

so gut, dass sie dafür sogar den Golden<br />

Globe bekam. Den „Alias“-Ruhm nutzte<br />

die Tochter eines Chemikers und einer<br />

Lehrerin zum Sprung auf die Leinwand,<br />

und auch dort setzte sie zunächst<br />

auf Action. In der Comicverfilmung<br />

„Daredevil“ übernahm sie 2003 an der<br />

Seite ihres späteren Ehemanns Ben<br />

Affleck die weibliche Hauptrolle, die<br />

sie zwei Jahre später auch im Ableger<br />

„Elektra“ spielte. Für Peter Berg stand<br />

sie außerdem neben Jamie Foxx als<br />

FBI-Agentin in „Operation: Kingdom“<br />

vor der Kamera. Allzu große Kassenerfolge<br />

wurden diese Kino-Auftritt<br />

allerdings nicht, ganz anders als die<br />

Komödie „30 über Nacht“, in der Garner<br />

eine 13-jährige spielte, die plötzlich<br />

im Körper einer 30-jährigen aufwacht.<br />

Charmant und jugendfrei verzauberte<br />

sie darin das Publikum – und das Image<br />

für die Zeit nach „Alias“ war geboren.<br />

Fortan spielte Garner bevorzugt leichtere<br />

Kost: eine angehende Adoptivmutter<br />

im Überraschungserfolg „Juno“,<br />

die große Liebe von Matthew McConaughey<br />

in „Der Womanizer – Die Nacht<br />

der Ex-Freundinnen“ oder eine Nebenrolle<br />

in All-Star-Ensemble von „Valentinstag“.<br />

Und vor allem konzentrierte<br />

sie sich aufs Privatleben. Mit Affleck,<br />

den sie 2005 in zweiter Ehe (die erste<br />

mit dem Schauspieler Scott Foley


32 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW INTERVIEW / JENNIFER GARNER<br />

ging 2003 in die Brüche) heiratete,<br />

bekam sie drei Kinder, und je häufiger<br />

die Familie beim Einkaufen, Kürbisse<br />

ernten und ähnlichen Aktivitäten fotografiert<br />

wurde (und sie sich nebenbei<br />

für Kinderrechte und Bildung engagierte),<br />

desto mehr verblasste beim<br />

Publikum die Erinnerung an Garners<br />

Action-Abenteuer. Auch auf der Leinwand<br />

war sie zuletzt vor allem Mutter,<br />

in „Zeitgeist“, „Himmelskind“ oder erst in<br />

diesem Jahr in der hübschen Coming-<br />

Out-Geschichte „Love, Simon“ (ab Mitte<br />

November auf DVD und Blu-ray erhältlich).<br />

Auch in „Peppermint“ spielt die<br />

46-jährige nun eine Ehefrau und Mutter,<br />

doch Ehemann und Tochter werden im<br />

neuen Film des „96 Hours“-Regisseurs<br />

Pierre Morel früh von den Handlangern<br />

eines Drogenbosses erschossen. Weil<br />

der Polizei und Justiz in der Tasche hat,<br />

wird allerdings niemand zur Rechenschaft<br />

gezogen – und so schwört die<br />

von Garner gespielte Protagonistin<br />

schließlich auf Rache. Für Garner ist<br />

der Film nun nicht nur eine Rückkehr<br />

zum Action-Genre, sondern wohl auch<br />

der Beginn eines neuen Kapitels. Die<br />

Ehe zu Affleck wurde in diesem Jahr<br />

nach einigen Jahren des Hin und Her<br />

geschieden, und auch beruflich widmet<br />

sie sich neuen Aufgaben. Um Waffen<br />

und Stunts wird es dabei allerdings<br />

künftig nicht ausschließlich gehen.<br />

Als nächstes zumindest spielt sie die<br />

Hauptrolle in der neuen Comedyserie<br />

„Camping“, hinter der niemand anderes<br />

als „Girls“-Macherin Lena Dunham<br />

steckt.<br />

Miss Garner, hat es Spaß gemacht,<br />

dass „Peppermint“ Ihnen mal wieder<br />

vollen Körpereinsatz abverlangte?<br />

Oh ja. Und irgendwie fühlte ich geradezu,<br />

dass es an der Zeit wäre, endlich<br />

mal wieder einen Actionfilm zu drehen.<br />

Ich war einigermaßen gut in Form und<br />

wusste, dass in meinem Körper Fähigkeiten<br />

steckten, die ich viel zu oft nicht<br />

genutzt hatte. Natürlich gab es über die<br />

Jahre immer mal wieder Drehbücher<br />

für solche Filme, die auf meinem Tisch<br />

landeten, aber einfach nicht das richtige<br />

waren. Bei „Peppermint“ dagegen<br />

hatte ich das Gefühl, dass mich nicht<br />

nur die Action, sondern auch das Drama<br />

der Geschichte wirklich packte. Denn so<br />

sehr ich Lust darauf hatte, zu kämpfen<br />

und körperlich zu sein, so sehr wollte ich<br />

natürlich auch als Schauspielerin gefordert<br />

sein.<br />

Tatsächlich ist der Film für Sie als<br />

Protagonistin ja sicherlich nicht nur<br />

physisch, sondern auch psychisch<br />

anstrengend gewesen. Auf den einen<br />

Aspekt kann man sich im Fitnessstudio<br />

vorbereiten, aber auf den<br />

anderen?<br />

Ich arbeite in solchen Fällen immer<br />

mit Nancy Banks zusammen, die als<br />

Schauspiel-Coach schon mit fast allen<br />

bekannten Schauspielern in Hollywood<br />

zu tun hatte. Ich habe uns ein Hotel-<br />

zimmer gemietet, wo wir immer wieder<br />

gemeinsam das Drehbuch durchgegangen<br />

sind und ich Stück für Stück<br />

versucht habe, mich in den Kopf dieser<br />

Frau hineinzuversetzen, die ich spiele.<br />

Was ihr zustößt, ist ja wirklich schrecklich,<br />

aber solange ich als Schauspielerin nicht<br />

aus den Augen verliere, dass nichts davon<br />

real ist, kann ich auch damit umgehen.<br />

Aus Trauer und Wut wird sie zu einer<br />

Art Kampfmaschine …<br />

Was natürlich keinesfalls als Bedienungsanleitung<br />

zu verstehen ist. „Peppermint“<br />

ist reine Phantasie, so wie auch Matt<br />

Damon als Jason Bourne oder die „John<br />

Wick“-Filme nicht den Anspruch haben,<br />

ein realistisches Bild von Gewalt oder<br />

Trauma zu zeigen. Was allerdings nicht<br />

heißt, dass ich nicht die Aufgabe hatte,<br />

meine Rolle so glaubwürdig wie möglich<br />

zu verkörpern.<br />

Dazu gehörte auch, dass Sie in vielen<br />

Fällen Ihre eigenen Stunts übernommen<br />

haben. Keine Angst, sich zu<br />

verletzten?<br />

Ach, das ist schon okay, das gehört<br />

dazu. Ich bin ja auch ein bisschen was<br />

gewöhnt, von „Alias“ früher oder auch<br />

wenn ich mit meiner Tochter Karate trainiere.<br />

Außerdem habe ich ein tolles Stuntdouble,<br />

meine gute Freundin Shauna,<br />

die schon seit fast 20 Jahren in solchen<br />

Fällen an meiner Seite ist. Die ganz harten<br />

Sachen hat sie übernommen. Was aber<br />

nicht heißt, dass ich nicht ordentlich


Fotos: Universum Filmverleih


INTERVIEW / JENNIFER GARNER<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 35<br />

habe einstecken müssen. Eine Gehirnerschütterung<br />

habe ich davon getragen und<br />

auch einen kleinen Bruch in der Hand. Mit<br />

der Physiotherapie dafür bin ich immer<br />

noch nicht durch.<br />

Im Kino haben Sie zuletzt oft die<br />

perfekte Mutter gespielt. Sind Sie die<br />

auch im echten Leben?<br />

Puh, was für eine Frage. Ich würde eher<br />

sagen, dass es perfekte Mütter gar nicht<br />

gibt. Denn im Grunde ist es verdammt<br />

schwer, Eltern zu sein. Gerade dann, wenn<br />

man am meisten versucht, sein Kind<br />

vor etwas zu beschützen, scheitert man<br />

häufig am ehesten. Wie es überhaupt<br />

jeden einzelnen Tag Situationen gibt,<br />

in denen man es als Mutter vermasseln<br />

kann.<br />

Sind Sie als Mutter sehr besorgt und<br />

ängstlich?<br />

Wir haben hier leider nicht die Zeit, als<br />

dass ich Ihnen alle Ängste aufzählen<br />

könnte, die ich als Mutter habe. Aber<br />

damit muss man umzugehen lernen. Und<br />

dazu habe ich in einem der Elternkurse,<br />

die ich im Laufe der Jahre besucht habe,<br />

einmal was Kluges gehört: Bereite dein<br />

Kind auf den Weg vor, nicht den Weg für<br />

das Kind.<br />

beim Sport versagt und nicht in die Mannschaft<br />

kommt, statt den Coach anzubrüllen.<br />

Auch der Film „#Zeitgeist“, in dem<br />

ich vor ein paar Jahren mitgespielt habe,<br />

hat mir da einiges klar gemacht. Man<br />

wird nie verhindern können, dass Kinder<br />

mit dem Internet in Berührung kommen.<br />

Also sollte man von vornherein versuchen,<br />

sie so gut wie möglich darauf vorzubereiten.<br />

Und natürlich dafür sorgen, dass zu<br />

Hause immer Offenheit und Gesprächsbereitschaft<br />

herrscht.<br />

Eine letzte Frage zu Ihrer beruflichen<br />

Zukunft, schließlich nehmen immer<br />

mehr Schauspielerinnen ihr Schicksal<br />

selbst in die Hand und führen Regie<br />

oder produzieren. Planen Sie so<br />

etwas auch?<br />

Reese Witherspoon macht das großartig.<br />

Was sie alles schafft, mit Produktionen<br />

wie „Big Little Lies“, verlangt mir größten<br />

Respekt ab. Ich wünschte, sie würde mir<br />

auch mal eine Rolle geben (lacht). Aber<br />

ja, es gibt ein paar Sachen, die ich gern<br />

produzieren würde. Allerdings habe ich<br />

nun einmal drei Kinder und scheinbar<br />

nicht so viel Energie wie Reese. Jedenfalls<br />

warte ich im Moment eher darauf, ob sich<br />

etwas ergibt und jemand bei mir anklopft,<br />

als dass ich durch Hollywood laufen und<br />

überall anklopfen würde.<br />

Und das heißt?<br />

Damals hatte das Beispiel mit Sport zu<br />

tun. Man sollte seinem Kind beibringen,<br />

dass die Welt nicht untergeht, wenn es<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.universumfilm.de


KING<br />

OF COOL<br />

SAMUEL L. JACKSON<br />

INTERVIEW & AUTOR: P. HEIDMANN


38 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW INTERVIEW / SAMUEL L. JACKSON<br />

Samuel L. Jackson ist nicht nur einer der fleißigsten Schauspieler, sondern für viele<br />

auch der mit Abstand coolste. Vom Erfolg ganz zu schweigen, schließlich haben seine<br />

Filme zusammengenommen bislang fast fünf Milliarden Dollar eingespielt. Nach<br />

„xXx – Die Rückkehr des Xander Cage“ und „Kong: Skull Island“ ist „The Killer’s Bodyguard“<br />

schon Jacksons dritter Film in einem Jahr – und die perfekte Gelegenheit, sein<br />

Image als cooler Fiesling mal wieder aufs Korn zu nehmen.<br />

„King of Cool“ ist eine der Bezeichnungen,<br />

die am häufigsten fallen, wenn<br />

die Sprache auf Samuel L. Jackson kommt.<br />

poitation-Film „Together for Days“, steht<br />

für diverse Fernsehproduktionen vor der<br />

Kamera und versucht sich – zunächst in<br />

„Spätstarter“ wäre allerdings genauso Atlanta, dann am Broadway in New York<br />

zutreffend. Denn der große Durchbruch<br />

als Schauspieler ließ für den Amerikaner,<br />

der als Sohn einer alleinerziehenden<br />

Mutter in Chattanooga im Bundesstaat<br />

Tennessee aufwuchs, mehrere Jahrzehnte<br />

auf sich warten. Dabei entdeckte er sein<br />

Interesse für den Beruf als Schauspieler<br />

durchaus früh: Noch während seines<br />

Bachelor-Studiums in Atlanta wechselte<br />

er sein Hauptfach von Meeresbiologie zu<br />

Schauspiel, nachdem er am College auf<br />

– am Theater. Drogen- und Alkoholprobleme<br />

kosten ihn allerdings manches<br />

Engagement, und noch in den achtziger<br />

Jahren muss sich Jackson überwiegend<br />

mit Kleinstjobs über Wasser halten: eine<br />

Mini-Rolle in „Der Prinz von Zamunda“<br />

hier, drei Jahre als Lichtdouble bei der<br />

„Bill Cosby Show“ dort. Bis Spike Lee auf<br />

ihn aufmerksam wird und ihm Nebenrollen<br />

in „Do the right Thing“, „Mo’ better<br />

Blues“ und „Jungle Fever“ gibt. Mit Lees<br />

eine Theatergruppe gestoßen war. Viel Unterstützung im Rücken und einer<br />

hätte aber nicht gefehlt, und aus Jacksons<br />

Karriere wäre überhaupt nichts geworden.<br />

Nach einer Protestaktion auf dem Campus<br />

wird der bürgerrechtsbewegte Student<br />

wegen Freiheitsberaubung verurteilt und<br />

für zwei Jahre suspendiert. Außerdem<br />

wäre er um ein Haar während des Vietnamkriegs<br />

als Soldat eingezogen worden.<br />

„Meine Einberufungsnummer war die 14<br />

– und die wurde nicht gezogen“, erinnert<br />

sich Jackson. „Aber viele Jungs in meinem<br />

Umfeld hatten nicht so viel Glück. Einer<br />

meiner Cousins verlor in Vietnam sogar<br />

sein Leben.“ Stattdessen übernimmt er<br />

1972 seine erste Kinorolle in dem Blax-<br />

Entziehungskur hinter sich, wird in den<br />

neunziger Jahren endlich ein größeres<br />

Publikum auf Jackson aufmerksam, der<br />

damals längst mit seiner früheren Kommilitonin<br />

La Tanya Richardson verheiratet<br />

und Vater einer Tochter ist. Beim Festival<br />

in Cannes bekommt er für „Jungle Fever“<br />

einen Preis, für Spielberg übernimmt er<br />

eine Rolle in „Jurassic Park“, und auch in<br />

„Die Stunde der Patrioten“ oder „Menace II<br />

Society“ ist er mit von der Partie. Und dann<br />

kommt es bei „True Romance“ zur folgenreichen<br />

Begegnung mit Quentin Tarantino.<br />

Die Rolle des Auftragskillers Jules in<br />

„Pulp Fiction“ schreibt der aufstrebende<br />

Kultregisseur Jackson auf den Leib – und<br />

sie macht ihn mit 44 Jahren über Nacht<br />

zum Star. Oscar-Nominierung (seine bis<br />

heute einzige!) inklusive. Mit Tarantino<br />

arbeitet er anschließend immer wieder<br />

zusammen, sei es bei „Jackie Brown“ oder<br />

„Kill Bill“, „Django Unchained“ oder zuletzt<br />

„The Hateful Eight“. Doch längst wollen<br />

sich auch andere eine Scheibe von Jacksons<br />

Coolness abschneiden: George Lucas<br />

führt ihn als Mace Windu ins wiederbelebte<br />

„Star Wars“-Universum ein, er spielt<br />

in Kultfilmen wie „Tödliche Weihnachten“,<br />

„Unbreakable“ oder „Deep Blue Sea“ mit,<br />

und mit Filmen wie „Eve’s Bayou“ oder der<br />

Zeichentrickserie „Afro Samurai“ versucht<br />

sich Jackson immer wieder auch als<br />

Produzent. Seit gut zehn Jahren ist der<br />

erklärte Fan des Wortes „Motherfucker“<br />

fester Bestandteil des Marvel-Universums.<br />

Nach seinem Einstand als S.H.I.E.L.D.-Chef<br />

Nick Fury in „Iron Man“ unterschrieb er<br />

einen Vertrag für neun weitere Filme; der<br />

nächste folgt im kommenden Jahr „Avengers:<br />

Infinity War“. Dass Jackson auch diese<br />

Rolle seinem Image als „King of Cool“ zu<br />

verdanken hat, versteht sich von selbst.<br />

Zumindest gestalteten die Zeichner der<br />

Comic-Reihe „Ultimate Avengers“ Fury<br />

nach seinem Antlitz, so lässig fanden<br />

sie den Schauspieler, lange bevor er die<br />

Rolle selbst übernahm. Doch nicht alles<br />

wird zu Gold, was der Ex-Veganer anfasst.<br />

Filme wie „Snakes on the Plane“ klangen<br />

auf dem Papier lässiger, als sie es im Kino<br />

dann waren, und etliche seiner zweitklassigeren<br />

Filme („Reasonable Doubt“, „Kite“,<br />

„Cell“, „Barely Lethal“) wurden überhaupt<br />

nur auf DVD veröffentlicht. Anders als dem


INTERVIEW / SAMUEL L. JACKSON<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 39<br />

Kollegen Nicolas Cage kann gelegentlicher<br />

Trash Jacksons coolem Image allerdings<br />

nicht das Geringste anhaben. Wie<br />

sollte er auch? Selbst seine Stimme ist<br />

schließlich längst so legendär und unverwechselbar,<br />

dass er damit Animationsfilme<br />

wie „Die Unglaublichen“ oder Dokumentationen<br />

wie „I am Not Your Negro“ ebenso<br />

veredelt wie Games wie „Grand Theft Auto:<br />

San Andreas“ – und Gott in Audiobuchversion<br />

des Neuen Testaments ebenso<br />

spricht wie den Erzähler des Buchs „Go the<br />

Fuck to Sleep“. Höchste Zeit also, mit dem<br />

Fußball-Fan beim <strong>Interview</strong>-Termin in New<br />

York ein paar Worte zu wechseln.<br />

Mr. Jackson, in „The Killer’s Bodyguard“<br />

spielen Sie einen der gefährlichsten<br />

Auftragskiller der Welt. So<br />

richtig unsympathisch ist der allerdings<br />

nicht, oder?<br />

Wir sprechen hier ja auch von einer Actionkomödie,<br />

nicht von einem ernstgemeinten<br />

Drama. Außerdem finde ich es immer<br />

wichtig, dass man als Zuschauer auch für<br />

solche Figuren etwas übrig hat. Gerade wenn<br />

ich besonders verachtenswerte Figuren<br />

spiele – so wie zum Beispiel damals in „Jackie<br />

Brown“, versuche ich denen auch irgendwie<br />

was Sympathisches abzugewinnen. So dass<br />

man zwar keinen Zweifel daran hat, dass<br />

man da ein echt gefährliches Arschloch vor<br />

sich hat. Aber sich trotzdem vorstellen kann,<br />

dass es ganz cool und lustig sein könnte, mit<br />

ihm abzuhängen.<br />

Lustig geht es ja in „The Killer’s Bodyguard“<br />

auf jeden Fall zu. In welcher<br />

Szene mussten Sie am meisten lachen?<br />

Wenn man mit Ryan Reynolds dreht, passiert<br />

einem das natürlich öfter. Aber das absurdeste<br />

war vermutlich, mit einer Gruppe<br />

singender Nonnen in einem Bus zu sitzen.<br />

Die Szene mit Lionel Richies „Hello“ hat<br />

auch viel Spaß gemacht. Den Song hatte<br />

ich mir extra für den Film gewünscht – und<br />

deswegen sogar persönlich bei Lionel angerufen.<br />

Dass wir das Lied dann ausgerechnet<br />

für eine große Kneipenprügelei einsetzen,<br />

habe ich ihm natürlich nicht verraten.<br />

Apropos Prügelei: Haben Sie eigentlich<br />

den Ehrgeiz, so viele Stunts wie<br />

möglich selber zu machen?<br />

Wenn es nicht unbedingt sein muss, eigentlich<br />

nicht. Ich habe seit vielen Jahren meinen<br />

persönlichen Stuntman. Kiante Elam ist<br />

zwar jünger als ich, aber sieht mir einigermaßen<br />

ähnlich. Und er kommt aus einer<br />

echten Stuntfamilie. Sein Vater war einer der<br />

ersten schwarzen Stuntmen überhaupt, und<br />

seine Brüder sind nun auch in dem Business.<br />

Außer Kiante hatte ich dieses Mal auch noch<br />

einen Kerl namens Remy als Unterstützung,<br />

der all die Parkour-Sachen übernehmen<br />

konnte. Denn einen Salto kann ja nun wirklich<br />

niemand von mir verlangen.<br />

In „The Killer’s Bodyguard“ ist Ryan<br />

Reynolds Ihr Beschützer. Haben Sie in<br />

echt auch einen ständigen Bodyguard?<br />

Nur bei Bedarf. Die meiste Zeit kann ich<br />

gut darauf verzichten. Am meisten gebrauchen<br />

könnte ich einen Bodyguard eigentlich<br />

immer, wenn ich in Deutschland bin.<br />

Nirgends sind die Autogrammjäger aggressiver<br />

drauf.<br />

Ist das schon das Brenzligste, was Sie<br />

bisher erlebt haben?<br />

Richtig Schiss hatte ich, als ich das erste Mal<br />

nach Johannesburg kam. Das war kurz nach<br />

dem Ende der Apartheid – und damals ging<br />

es in Südafrika ein bisschen zu wie im Wilden<br />

Westen. Am Flughafen holten mich fünf<br />

Kerle mit einem kugelsicher gepanzerten<br />

Auto ab, die für meine Sicherheit zuständig<br />

sein sollten. Ihre erste Ansage war: Wenn wir<br />

versuchen, dich zu Boden zu werfen, leiste<br />

keinen Widerstand. What the fuck? Ich sollte<br />

doch eigentlich nur ein bisschen Pressearbeit<br />

machen und wusste plötzlich gar nicht<br />

mehr, wie mir geschieht.<br />

Heute gelten Sie längst als „King of<br />

Cool“. Lebt es sich eigentlich gut als die<br />

personifizierte Coolness?<br />

Ich will mich zumindest nicht beschweren.<br />

Im Laufe der Zeit habe ich mich an dieses<br />

Label gewöhnt. Und es gibt ja wahrlich<br />

schlimmere Images. In meinem eigenen<br />

Leben habe ich mich allerdings noch nie<br />

als sonderlich cool empfunden. Außer es<br />

ist cool, dass ich weiß, wer ich bin, was ich<br />

kann und kein Blatt vor den Mund nehme.<br />

Dieses Image ist aber eher einer jener Fälle,<br />

wo einen die Öffentlichkeit gleichsetzt mit<br />

den Rollen, die man spielt. Mich stört das<br />

aber, wie gesagt, nicht sonderlich, deswegen<br />

muss ich auch nicht auf Teufel komm raus<br />

dagegen ankämpfen.


Fotos: Twentieth Century Fox


INTERVIEW / SAMUEL L. JACKSON<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 41<br />

Wann fing das denn eigentlich an, dass<br />

Sie als cool galten?<br />

Das verdanke ich wohl in erster Linie Tarantinos<br />

„Pulp Fiction“ beziehungsweise meiner<br />

Rolle darin. Vorher war ich einfach nur einer<br />

von vielen Schauspielern. Aber dieser Jules<br />

Winnfield war nun einmal ein verdammt<br />

cooler Motherf**ker. Seine Körpersprache,<br />

sein Aussehen, sein Sätze – da entstand<br />

beim Publikum ein bestimmtes Bild. Und<br />

danach kamen noch ein paar weitere Filme,<br />

in denen ich lässige oder unerschütterliche<br />

Kerle gespielt habe, also hat sich das verfestigt.<br />

Sind Sie nun auf diesen Typ Mann für<br />

immer festgelegt?<br />

Eigentlich nicht, auch wenn man ihn mir<br />

vielleicht besonders oft anträgt; und ich<br />

spiele nicht ausschließlich Männer, die<br />

immer alles im Griff haben – durch nichts<br />

aus der Ruhe zu bringen sind. Denken Sie an<br />

„The Champ“, da spiele ich einen Obdachlosen,<br />

der auf der Straße lebt. In „187 – Eine<br />

tödliche Zahl“ war ich damals einen Lehrer<br />

ohne das geringste bisschen Selbstbewusstsein,<br />

und in „Black Snake Moan“ ein alternder<br />

Gitarrist. Das sind eben nur nicht die Filme,<br />

mit denen mich die meisten Menschen assoziieren.<br />

Viele dieser Filme hat kaum jemand<br />

gesehen, einige kamen gar nicht erst<br />

ins Kino, etliche waren auch nicht<br />

besonders gut. Warum lehnen Sie sich<br />

nicht entspannt zurück und picken sich<br />

nur die Rosinen unter den Angeboten<br />

heraus, sondern drehen lieber einen<br />

Film nach dem anderen?<br />

Ich bin nun einmal Schauspieler, also muss<br />

ich doch auch schauspielen. Ein Maler steht<br />

doch auch morgens auf, um zu malen. Aus<br />

finanzieller Sicht könnte ich es mir ohne<br />

Frage leisten, weniger zu arbeiten. Aber in<br />

mir brennt auch nach all den Jahren noch<br />

die Leidenschaft für diesen Beruf – und die<br />

bleibt unbefriedigt, wenn ich nur zuhause<br />

sitze und die Füße hochlege. Wenn ich es<br />

mir aussuchen kann, möchte ich einfach<br />

jeden Tag meines Lebens kreativ sein, egal<br />

ob auf einer Broadway-Bühne oder vor einer<br />

Kamera.<br />

Selbst wenn das bedeutet, dass Sie<br />

auch mit Regisseuren arbeiten müssen,<br />

die weit entfernt von der Klasse eines<br />

Tarantinos sind?<br />

Sicher, das gehört doch dazu. Tarantino ist<br />

einmalig darin, Dialoge zu schreiben, die aus<br />

meinem Mund einfach großartig klingen.<br />

Davon werden Sie sich auch in seinem<br />

nächsten Film „Django Unchained“ wieder<br />

überzeugen können. Wir haben eine großartige<br />

Arbeitsbeziehung, die auf unserer<br />

gemeinsamen Liebe fürs Kino basiert. Aber<br />

weder würde es Sinn machen, mein Leben<br />

lang nur alle paar Jahre mit ihm zu drehen,<br />

noch kann ich von anderen Filmemachern<br />

erwartet, dass sie so sind wie er.<br />

Aber es muss doch ziemlich mühsam<br />

sein, mit Regisseuren zu arbeiten, die<br />

nicht nur nicht wie Tarantino, sondern<br />

womöglich schlicht und einfach untalentiert<br />

sind, oder?<br />

Um mal eine Sport-Metapher heranzuziehen:<br />

Mit einem guten Regisseur spielt man<br />

im Sturm, bei einem schlechten zieht man<br />

sich in die Verteidigung zurück. Und glauben<br />

Sie mir: ich habe schon mit vielen schlechten<br />

Regisseuren gearbeitet. In solchen Fällen<br />

wird man zum stillen Beobachter und zieht<br />

einfach sein Ding durch. Denn natürlich<br />

habe ich auch ohne Zutun des Regisseurs<br />

eine gewisse Vorstellung davon, wohin ich<br />

mit einer Rolle will. Da muss man dann<br />

einfach zusehen, dass man sich nicht durch<br />

die Unfähigkeit anderer von seinem Weg<br />

abbringen lässt.<br />

Klingt fast, als würden Sie keinen Ihrer<br />

schlechteren Filme bereuen ...<br />

Das tue ich auch nicht. Ich fand meine<br />

eigene Leistung eigentlich noch immer gut,<br />

ganz egal, was ich mit dem Regisseur erlebt<br />

habe. Außerdem sehe ich jeden meiner Filme<br />

als Sprungbrett für etwas Neues, für das<br />

nächste Projekt an. Eines führt immer zum<br />

anderen. Deswegen trauere ich auch keinen<br />

Rollen hinterher, die ich nicht bekommen<br />

habe. Bestenfalls mache ich manchmal drei<br />

Kreuze, wenn ich einen richtig schlechten<br />

Film sehe, den ich um ein Haar gedreht hätte<br />

und es dann zum Glück doch nicht getan<br />

habe.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.KillersBodyguard-Film.de


TIMELESS<br />

ELEGANCE<br />

COOL STUFF<br />

AUTORIN: Z. KHAWARY<br />

Ein Jahr nach der Lancierung der Serie AIKON Automatic Chronograph führt<br />

eine limitierte Auflage von 500 Exemplaren ein neues Farbspiel bei Maurice<br />

Lacroix ein. Mit ihren blauen Zählern und roten Zeigern lässt die AIKON<br />

Automatic Chronograph Limited Edition ein faszinierendes Spannungsfeld<br />

entstehen. Die energischen, schwungvollen Kurven des Edelstahlgehäuses<br />

sorgen für die maskuline und moderne Dimension, die Maurice Lacroix seinen<br />

Modellen verleiht. Die Einteilungen der Lünette sind poliert, genau wie ihre<br />

sechs Reiter: ein starkes Erkennungsmerkmal der AIKON.


44 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW<br />

COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />

Mit der jüngsten Designvariante in<br />

exklusivem Edelmetall setzt Carl F.<br />

Bucherer in seiner Manero Flyback<br />

Kollektion im wahrsten Sinne des<br />

Wortes ein goldenes Highlight. Der<br />

Flyback-Chronograph im 18-Karat-<br />

Roségoldgehäuse vereint Retrocharme<br />

mit edlen Materialien und anspruchsvoller<br />

Mechanik. Sein integriertes<br />

Chronographenwerk mit Säulenradsteuerung<br />

sorgt für Präzision und leichtgängige<br />

Handhabung. Schwarz-rote<br />

Akzente sowie ein Kudu-Lederband<br />

vereinen den Vintage-Charakter stilvoll<br />

mit zeitgemässer Eleganz. Historische<br />

Modelle von Carl F. Bucherer aus den<br />

1960er und 1970er Jahren standen Pate<br />

für sein fein abgestimmtes Design. Die<br />

43 mm Durchmesser sind von den Uhren<br />

jener Jahrzehnte inspiriert, genau wie<br />

sein gewölbtes Saphirglas, das markante<br />

Profil der Pilz-Drücker, die durchbrochenen,<br />

rotgoldfarbenen Lanzettzeiger<br />

und die applizierten Keil-Indexe.


COOL STUFF / BEGEHRENSWERT <strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 45<br />

Ein Klassiker von Junghans, die Meister<br />

Kalender, zeigt sich 2019 in italienischem<br />

Chic. Die harmonische Kombination<br />

aus dem cognacfarbenen Lederband<br />

und einem Zifferblatt in dunklem<br />

Blau ist eine der erfolgreichsten Farbkombinationen<br />

der Meister-Linie. Sie<br />

steht für Eleganz, aber vor allem für<br />

Stilsicherheit. Die Liebe zum Detail<br />

zeigt sich in der Gestaltung der Mondphasenanzeige,<br />

die in der hauseigenen<br />

Druckerei entsteht: Unter den<br />

Himmelskörpern ist für den genauen<br />

Betrachter ein Junghans Stern zu entdecken.<br />

Ein ausgewogen gestaltetes Zifferblatt<br />

mit harmonischen Proportionen<br />

prägt bereits seit den 1930ern die<br />

Meister-Linie, die mit den besten<br />

Werken des Hauses ausgestattet ist.<br />

In den 1950ern haben sich Uhrengestalter<br />

der Herausforderung gestellt, das<br />

Volumen der Uhr zu reduzieren und so<br />

trotz relativ hoher Uhrwerke filigrane<br />

Zeitmesser zu entwerfen.


46 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW<br />

COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />

NOMOS Glashütte stellt die Erfolgsuhr<br />

Tangente neomatik 41 Update in neuer<br />

Version vor – mit Ruthenium veredelt,<br />

also dunkel, ist das Zifferblatt nun. Für<br />

die innovative Kalibertechnologie und<br />

die völlig neue Datumsdarstellung war<br />

die Manufaktur mit Tangente Update<br />

erst zum Jahresende 2018 mit dem<br />

Grand Prix d’Horlogerie de Genève<br />

ausgezeichnet worden – uhrmacherisch<br />

der wohl wichtigste Preis der Welt. Der<br />

Datumsring trägt als Kontrast zwei rote<br />

Markierungen, die den jeweiligen Tag<br />

rahmen – ein solches Ringdatum gibt<br />

es nur bei NOMOS Glashütte. „Das<br />

Datum zeigt, was dieses Kaliber kann“,<br />

sagt NOMOS-Gestalter Michael Paul:<br />

„Die geballte Kompetenz lässt sich<br />

hinter dem Zifferblatt erahnen.“ Mit<br />

DUW 6101, dem zweiten neomatik-<br />

Werk der Manufaktur, hat NOMOS<br />

einen wegweisenden Standard gesetzt –<br />

und zwar einen enorm flachen: Es misst<br />

nur 3,6 Millimeter in der Höhe.


COOL STUFF / BEGEHRENSWERT <strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 47<br />

OMEGA lanciert Unisex-Modell im<br />

Denim-Look: Was früher ein robuster<br />

Stoff für Arbeitskleidung war, ist<br />

heute eines der populärsten Materialien<br />

der Mode-Industrie, und so ist<br />

Denim von Laufstegen und Streetstyle<br />

nicht mehr wegzudenken. Der<br />

Schweizer Uhrenhersteller OMEGA<br />

greift den Trend auf und lanciert das<br />

Modell Railmaster mit einem Armband<br />

aus Denim und verstärkter Lederrückseite.<br />

Das Zifferblatt des 40 Millimeter<br />

messenden Gehäuses ist ebenfalls im<br />

Jeans-Look gestaltet; Kontrastnähte<br />

in Beige runden die Anspielungen auf<br />

das Kult-Kleidungsstück ab. Genauso<br />

modern wie das Äußere der OMEGA<br />

Denim-Look zeigt sich auch deren<br />

Innenleben: Sie wird vom innovativen<br />

Master Chronometer Automatikwerk<br />

Kaliber 8806 angetrieben, welches<br />

bis 15.000 Gauß anti-magnetisch ist.<br />

Wahlweise ist dieser Zeitmesser auch<br />

mit einem Edelstahlband erhältlich.


DESIGN / INTERVIEW<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 49<br />

CRESCENT CITY<br />

ODER THE BIG EASY<br />

WAS NEW ORLEANS<br />

UND OOFOS-GRÜNDER<br />

LOU PANACCIONE<br />

GEMEINSAM HABEN<br />

AUTOR & INTERVIEW: M. MAI / FOTOGRAF: D. SCHAPER


50 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW DESIGN / INTERVIEW<br />

New Orleans ist bekannt für ihr pulsierendes Nachtleben, die dynamische Musikszene<br />

und die einzigartige pikante Küche, in der sich kulinarische Einflüsse aus<br />

der französischen, afrikanischen und amerikanischen Kultur verbinden. Paradebeispiel<br />

für die unbändige Feierlaune von New Orleans ist der gegen Ende<br />

des Winters mit ausgelassenen Kostümparaden und Straßenpartys gefeierte<br />

Karneval am Mardi Gras. Hier treffen wir Lou Panaccione, Founder und CEO von<br />

OOFOS, der uns mehr zu seinem Wunderwerk für die Füße erzählen wird.<br />

Einladend, multikulturell, geschichtsträchtig,<br />

überaus charmant und einzigartig<br />

– all das und noch viel mehr ist<br />

New Orleans, die Metropole am Mississippi<br />

(USA). Die größte Stadt Louisianas,<br />

auch „Crescent City” oder „The Big Easy“<br />

genannt, ist bekannt für ihre historische<br />

Altstadt, das French Quarter, die<br />

imposanten Villen im Garden District,<br />

die Architektur aus der spanischen<br />

und französischen Kolonialzeit und die<br />

lokale kreolische und Cajun-Küche. Die<br />

Stadt gilt als Wiege des Jazz und in ihren<br />

legendären Musikclubs traten Ausnahmekünstler<br />

wie Louis Armstrong oder<br />

Fats Domino auf. Darüber hinaus prägen<br />

multikulturelle Traditionen wie Second<br />

Lines oder der berühmte Karneval Mardi<br />

Gras den Charakter der feierfreudigen<br />

Stadt, die jährlich über 19 Millionen<br />

Besucher aus aller Welt in ihren Bann<br />

zieht.<br />

Nach unserer gut 20-stündigen Anreise<br />

machen wir zuerst einen ausgedehnten<br />

Spaziergang durch den historischen<br />

Garden District von New Orleans, der<br />

die Kultur und den geschichtlichen<br />

Ursprung der Stadt widerspiegelt. Gut<br />

erhaltene Häuser aus dem 17. und 18.<br />

Jahrhundert säumen die Straße, und<br />

lassen mit ihrer Schönheit und Anmut<br />

die alte Handwerkskunst erstrahlten,<br />

als seien sie gerade erst fertig erbaut<br />

worden.<br />

Unbedingt empfehlenswert ist eine<br />

Sumpftour durch den berühmten<br />

Honey Island Swamp von Cajun<br />

Encounters. Man gleitet auf einem<br />

kleinen Boot mit flachem Boden durch<br />

das Alligator-Territorium und erfährt<br />

von lokalen, erfahrenen Kapitänen alles<br />

über den Sumpf und seine natürlichen<br />

Bewohner.<br />

Frei nach dem Motto: „Wer rastet, der<br />

rostet“, gehts für uns in den Caesars<br />

Superdome zum American Football.<br />

Die New Orleans Saints gegen die<br />

Panthers, hoch oben in einer Loge, mit<br />

perfektem Überblick über das gesamte<br />

Spielfeld verfolgen wir das spannende<br />

Spiel. OOFOS unterstützt die NFL Teams<br />

mit ihren Recovery Schuhen, da die<br />

Wirkung der absorbierenden OOfoam-<br />

Sohlen in der spielfreien Zeit, die Erholung<br />

der Füße, der Gelenke und des<br />

Beckens, den Spielern so einige Zeit in<br />

der Eistonne erspart.


DESIGN / INTERVIEW<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 53<br />

Nach einem ausgiebigem Dinner stürzen<br />

wir uns natürlich noch ins laute,<br />

musikalische Nachtleben der Bourbon<br />

Street im French Quarter. Tanzendfröhlich<br />

flaniert man durch unzählige<br />

Clubs und Bars und genießt<br />

den Lifestyle einer Stadt, die nie zu<br />

schlafen scheint.<br />

Am nächsten Tag treffen wir Lou Panaccione,<br />

Founder und CEO von OOFOS –<br />

der 2010 mit drei weiteren Veteranen<br />

der Schuhindustrie (Paul Brown, Juan<br />

Diaz und Steve Liggett) OOFOS gründete,<br />

um sich fortan ausschließlich auf<br />

die Erholung der Füße zu konzentrieren.<br />

Heute ist das Unternehmen der weltweit<br />

führende Anbieter von Active Recovery-<br />

Schuhen. Hergestellt mit der revolutionären<br />

OOfoam-Technologie sind die<br />

Schuhe so konzipiert, dass sie Stöße und<br />

Erschütterungen um 37% besser aufgefangen<br />

und abfedern als herkömmliche<br />

Treter. Dadurch wird die Belastung der<br />

Füße und Gelenke minimiert.<br />

Und das ist noch nicht alles: Das von<br />

OOFOS patentierte Fußbett entlastet<br />

die Fersen und Fußwölbung 47 Prozent<br />

mehr, somit ist nicht nur das Laufen<br />

angenehmer, sondern die Füße erholen<br />

sich auch schneller. Von Profisportlern<br />

bis hin zu Gelegenheitswanderern<br />

sorgen OOFOS-Schuhe dafür, dass sich<br />

hart arbeitenden Füße und der Körper<br />

einfach besser fühlen!<br />

Herr Panaccione, woher kommt die<br />

Idee und der Mut eine neue Schuh-<br />

marke mit einem völlig anderen<br />

Ansatz in einem so hart umkämpften<br />

Markt zu etablieren?<br />

Nach meiner langen Historie im amerikanischen<br />

Sportschuhsegment als Produktentwickler<br />

bei Reebok und NIKE, war es<br />

ein Zufall, der all dies ermöglichte. Bei<br />

der Sohlenentwicklung eines anderen<br />

Projekts entstand ein Sohlenschaum,<br />

der all das nicht machte, was eigentlich<br />

gewollt war. Er machte nicht schneller,<br />

man konnte nicht höher springen –<br />

und er absorbierte mehr Bewegungskraft<br />

als jeder andere zuvor. Ich erkannte<br />

das unglaubliche Potenzial und ließ ihn<br />

patentieren. Der Rest ist Geschichte, 2011<br />

gründete ich mit meinen Partnern OOFOS<br />

und brachte den ersten Recovery Schuh<br />

den es je gab heraus.<br />

Was ist das Konzept der Marke?<br />

To make people feel better: Diesem<br />

Motto ist alles andere untergeordnet.<br />

Das Tragen von OOFOS-Schuhen ist für<br />

alle Menschen gedacht, die viel auf den<br />

Beinen sind, Köche, Krankenschwestern,<br />

Ärzte und all diejenigen, die alleine<br />

durch das Laufen an sich einen wohligen<br />

Effekt erlangen wollen. Auch in der<br />

Reha nach Operationen im Bereich der<br />

Füße, Beine und des Beckens erzielen wir<br />

einmalige Effekte.<br />

Welches sind die Hauptmärkte von<br />

OOFOS?<br />

USA, Japan und jetzt vermehrt Europa.<br />

Ist es geplant OOFOS auch als Trend<br />

und Modemarke zu etablieren?<br />

Ja exakt, ist es das was wir begonnen<br />

haben und in 2024 verstärkt umsetzen<br />

wollen. Es wird Kooperationen mit The<br />

Neighbourhood (auch The NBHD), einer<br />

US-amerikanischen Alternative-Rockband<br />

und japanischen Designern geben. Damit<br />

werden wir einen neuen Markt erschließen<br />

und mehr fashionable sein.<br />

Übrigens: Warum gerade 2024 das ideale<br />

Jahr ist, New Orleans einen Besuch abzustatten,<br />

beantwortet die kürzlich veröffentlichte<br />

Liste der 24 besten Unternehmungen,<br />

die das Jahr für seine Besucher<br />

bereithält. Wir geben einen kleinen<br />

Vor-geschmack: Nummer Eins ist Mardi<br />

Gras (6. Januar - 13. Februar 2024), hier ist<br />

die ganze Welt eingeladen, den fantastischen<br />

Paraden vom Straßenrand zuzujubeln<br />

und mitzufeiern. Auch das Vietnamesisches<br />

Neujahr (10. Februar 2024)<br />

bietet erstklassige Unterhaltung. Let’s<br />

Crawfish: zwischen Februar und Mai<br />

lebt man in New Orleans nur zu gern<br />

von der Hand in den Mund, denn es ist<br />

Flusskrebs-Saison! Traditionell kommen<br />

die köstlichen Schalentiere gekocht auf<br />

den Tisch und dann wird gepult und<br />

geschlemmt, was das Zeug hält.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.neworleans.de<br />

www.oofos.de


LERNPROZESS<br />

ÄLTERWERDEN<br />

ANTONIO BANDERAS<br />

AUTOR & INTERVIEW: J. FINK


INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 57<br />

Er war Zorro und „Der gestiefelte Kater“, doch Hollywood hat Antonio Banderas inzwischen<br />

den Rücken zugekehrt. Nicht nur als Wohnsitz, sondern auch beruflich. Für seinen alten<br />

Wegbegleiter Pedro Almodóvar kehrt er mit „Leid und Herrlichkeit“ noch einmal zurück.<br />

Wahrscheinlich ist es nicht übertrieben,<br />

Antonio Banderas als weltweit berühmtesten<br />

spanischen Schauspieler zu bezeichnen<br />

(Javier Bardem möge es uns nachsehen). Und<br />

verantwortlich dafür ist vor allem ein Mann:<br />

der Regisseur Pedro Almodóvar, der seinen<br />

Landsmann in den frühen achtziger Jahren am<br />

Theater entdeckte und ihm in „Labyrinth der<br />

Leidenschaften“ seine erste Kinorolle gab. Das<br />

komplette Jahrzehnt über waren die beiden ein<br />

eingespieltes Team und drehten immer wieder<br />

zusammen.<br />

Almodóvars damals exzentrisch-erotisches,<br />

wildes und Skandal-umwittertes Kino machte<br />

Banderas zum Star. In „Das Gesetz der<br />

Begierde“ spielte er einen schwulen Mörder,<br />

in „Fessle mich“ einen Psychiatrie-Patienten,<br />

der einen Pornostar kidnappt. Auch im<br />

Oscar-nominierten „Frauen am Rande des<br />

Nervenzusammenbruchs“ war er mit von<br />

der Partie. Schon damals war auch Madonna<br />

Fan, die ihn sogar für ihren Dokumentarfilm<br />

„In Bed with Madonna“ vor die Kamera<br />

holte. Für eine Rolle im Musikfilm „Mambo<br />

Kings“ klopfte dann 1992 Hollywood an die<br />

Tür, und fortan verlegte der in Málaga geborene<br />

Banderas seinen Lebensmittelpunkt nach<br />

Los Angeles. In der Bestseller-Verfilmung<br />

„Das Geisterhaus“ war er ebenso zu sehen<br />

wie im Aids-Drama „Philadelphia“, er spielte<br />

Hauptrollen in Mainstream-Welterfolgen wie<br />

„Die Maske des Zorro“ oder „Spy Kids“ sowie<br />

deren Fortsetzungen, drehte mit Angelina<br />

Jolie („Original Sin“), Woody Allen („Ich<br />

sehe den Mann deiner Träume“) und nochmals<br />

Madonna („Evita“) und begeisterte als<br />

Stimme des gestiefelten Katers in den „Shrek“-<br />

Filmen (und einem eigenen Ableger) nicht nur<br />

Millionen von Kindern. Dass er zwischendurch<br />

auch gehörige Flops wie „Der 13te<br />

Krieger“ oder Brian de Palmas „Femme fatale“<br />

landete – geschenkt! 2011 tat sich Banderas<br />

als unheimlicher Schönheitschirurg in „Die<br />

Haut, in der ich wohne“ nach über 20 Jahren<br />

erstmals wieder mit seinem alten Freund<br />

Almodóvar zusammen. Als einige Jahre<br />

später seine langjährige Ehe mit Hollywood-<br />

Kollegin Melanie Griffith zu Ende ging (mit<br />

der er nicht nur eine gemeinsame Tochter<br />

hat, sondern sie auch in seinem Regiedebüt<br />

„Verrückt in Alabama“ besetzte), zog er auch<br />

privat zurück in die alte Heimat. Inzwischen ist<br />

der 59-jährige mit der holländischen Bankerin<br />

Nicole Kimpel liiert und besitzt in Málaga ein<br />

Theater mit angeschlossener Schauspielschule,<br />

in das er einen Großteil seiner Energie und<br />

Einnahmen steckt. Doch auch vor der Kamera<br />

läuft es für Banderas gut wie lange nicht.<br />

Seine Rolle als Picasso in der zweiten Staffel<br />

der TV-Serie „Genius“ brachte ihm Nominierungen<br />

für den Emmy und den Golden<br />

Globe ein. Und für seine Rolle in Almodóvars<br />

neuestem Film „Leid und Herrlichkeit“<br />

(ab 25. Juli in den deutschen Kinos) wurde er<br />

im Mai beim Filmfestival in Cannes als bester<br />

Darsteller ausgezeichnet. Wenige Tage zuvor<br />

traf <strong>BOLD</strong> ihn dort zum <strong>Interview</strong>.


58 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS<br />

Herr Banderas, schon Ihren ersten Kinofilm<br />

1982 inszenierte Pedro Almodóvar,<br />

man könnte sagen, dass er Sie entdeckt<br />

hat. Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie<br />

sich damals begegnet sind?<br />

Na klar. Wir waren jung, ich gerade einmal<br />

Anfang 20. Wir machten nur, worauf wir<br />

Lust hatten, und verließen uns ausschließlich<br />

auf unsere Intuition. Es gab keine<br />

Vergangenheit, nur den Moment – und<br />

natürlich die Zukunft. Wir befanden uns<br />

aber auch allgemein in einer aufregenden<br />

Zeit in Spanien, denn die Diktatur war<br />

endlich zu Ende und ein Gefühl von Freiheit<br />

wehte durchs Land. Trotzdem war es<br />

immer noch ein konservatives, katholisches<br />

Land, deswegen war es so aufregend, dass<br />

Pedro plötzlich alle Regeln brach. Nicht<br />

nur im Kino, sondern auch gesellschaftlich.<br />

Alles, was wir damals machten, wurde zum<br />

Skandal.<br />

Und das gefiel Ihnen?<br />

Ich fand das wichtig und überfällig. Meine<br />

Mutter war natürlich anfangs entsetzt.<br />

Nachdem sie unseren Film „Das Gesetz der<br />

Begierde“ gesehen hatte, war sie empört:<br />

Warum hast du mich nicht gewarnt, dass du<br />

da einen Mann küsst? Ich hatte alle meine<br />

Freundinnen dabei! Aber auch sie, die in<br />

einer ganz anderen Kultur aufgewachsen<br />

ist, hat irgendwann realisiert und vor allem<br />

akzeptiert, dass wir in einem neuen Spanien<br />

angekommen waren. Dafür war Pedro<br />

mitverantwortlich – und diese Veränderungen<br />

aus der ersten Reihe mitzuerleben,<br />

war eine einmalige Erfahrung.<br />

In den neunziger Jahren haben Sie dann<br />

trotzdem Spanien und Almodóvar den<br />

Rücken gekehrt ...<br />

Aber das war kein Bruch im Bösen, sondern<br />

eine normale Entwicklung. Ich liebte es, Teil<br />

von Pedros Team zu sein und fühlte mich<br />

wie ein Rockstar. Egal, wo wir in Madrid<br />

hinkamen, sorgten wir für Aufsehen: Oh, da<br />

kommen die Almodóvar-Leute. Trotzdem<br />

war immer klar, dass wir nicht ein Leben lang<br />

und ausschließlich miteinander arbeiten<br />

würden. Ich war bereit für mein eigenes<br />

Abenteuer und er für neue Mitstreiter.<br />

Doch wir blieben immer Freunde. Und dass<br />

wir irgendwann auch in der Arbeit wieder<br />

zusammenfanden, ist bis heute für mich das<br />

Größte überhaupt.<br />

Im neuen Film „Leid und Herrlichkeit“<br />

spielen Sie nun einen Regisseur, der mit<br />

Almodóvar viele Ähnlichkeiten aufweist.<br />

Hatten Sie das Gefühl, Ihren Freund zu<br />

verkörpern?<br />

Natürlich ist diese Figur eine Fiktion und<br />

damit eigentlich eine Rolle wie alle anderen<br />

auch. Aber klar: Mit diesem Film nimmt<br />

Pedro sich selbst und sein Leben unter die<br />

Lupe, privates wie berufliches. Wahrscheinlich<br />

ist „Leid und Herrlichkeit“ in gewisser<br />

Weise eine Art Aussöhnung mit sich selbst.<br />

Vieles habe ich aus dem echten Leben in<br />

abgewandelter Form wiedererkannt, etwa<br />

sein Verhältnis zu seiner Mutter. Und der<br />

Schauspieler, zu dem der Regisseur im Film<br />

viele Jahre nach einem Streit wieder Kontakt<br />

aufnimmt, ist sicherlich eine Mischung aus<br />

vielen Schauspielerinnen und Schauspielern,<br />

mit denen Pedro im Laufe der Jahre<br />

eng zusammengearbeitet hat. Mich selbst<br />

eingeschlossen!<br />

Sind Sie selbst auch schon an einem Punkt<br />

in Ihrem Leben, an dem Sie anfangen,<br />

Bilanz zu ziehen?<br />

In gewisser Weise vielleicht. Vor zweieinhalb<br />

Jahren hatte ich einen Herzinfarkt, und<br />

das war eine Erfahrung, durch die ich viel<br />

gelernt habe. Mit einem Mal sieht man viel<br />

klarer auf die eigenen Prioritäten; vieles von<br />

dem, was man die längste Zeit als unglaublich<br />

wichtig erachtet hat, erweist sich als<br />

alles andere als das. Dem Tod ziemlich<br />

direkt ins Auge zu sehen und zu realisieren,<br />

dass von einem Moment auf den nächsten<br />

alles vorbei sein kann – das ist im Grunde<br />

die beste Universität, die das Leben zu<br />

bieten hat, um es einmal so auszudrücken.<br />

Niemals sonst lernt man schneller.<br />

Woran erinnern Sie sich am meisten,<br />

wenn Sie an den Herzinfarkt zurückdenken?<br />

Ich denke noch oft an eine ältere Krankenschwester,<br />

die sich in London um mich<br />

kümmerte, nachdem mir drei Stents eingesetzt<br />

worden waren. Sie erinnerte mich<br />

daran, dass das Herz nicht nur ein Organ<br />

ist, das Sauerstoff durch den Körper pumpt,<br />

sondern auch die Lagerhalle der Gefühle<br />

ist. Und sie warnte mich, dass ich sehr<br />

traurig und empfindsam werden würde.<br />

Plötzlich fing ich zu weinen an, wenn ich<br />

Filme sah oder ein schönes Gedicht las.<br />

Pedro erkannte beim Dreh zu „Leid und


Fotos: Studiocanal Filmverleih


INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 61<br />

Herrlichkeit“ diese neue Seite an mir sofort<br />

und ermahnte mich, sie bloß nicht zu unterdrücken.<br />

Was haben Sie dann dort gefunden,<br />

was man Ihnen in Spanien nicht bieten<br />

konnte?<br />

Im kommenden Jahr werden Sie 60 Jahre<br />

alt. Haben Sie mit dem Älterwerden Ihren<br />

Frieden gemacht?<br />

Nur, weil ich einen Herzinfarkt hinter mir<br />

habe, freue ich mich nicht automatisch<br />

darüber, älter zu werden. Aber ich versuche<br />

zumindest, die Dinge nicht so schwer zu<br />

nehmen, die ich ohnehin nicht ändern kann.<br />

So wie den 60. Geburtstag nächstes Jahr.<br />

Das ist allerdings wirklich ein Lernprozess,<br />

auch in der Arbeit vor der Kamera. Eine<br />

ganze Weile lang fiel es mir nicht leicht,<br />

mich damit abzufinden, dass ich nicht mehr<br />

ohne weiteres die gleichen Rollen spielen<br />

kann wie früher. „Leid und Herrlichkeit“<br />

war auch deswegen wichtig für mich. Hier<br />

hatte ich keine Angst, mich alt zu zeigen.<br />

Wenn jemand diesen Film sieht und sich<br />

beschwert, dass das da auf der Leinwand<br />

aber nicht Zorro ist, kann ich damit leben.<br />

Das Stichwort „Zorro“ bringt uns noch<br />

einmal zurück zu Ihrem Sprung nach<br />

Hollywood. War es früher immer Ihr Ziel,<br />

dort zu landen?<br />

Ich hatte mir nicht fest vorgenommen, in den<br />

USA zu landen, das nicht. Das war tatsächlich<br />

eher etwas, das sich ungeplant ergab, als<br />

man mir eine Rolle in der US-Produktion<br />

„Mambo Kings“ anbot. Aber klar, ich war<br />

sofort neugierig und fasziniert. Hollywood,<br />

wow, das konnte ich mir natürlich nicht<br />

entgehen lassen.<br />

Ganz klar: Filme wie „Zorro“. Filme dieser<br />

Größenordnung hätte ich nie gedreht, wäre<br />

ich in Europa geblieben. Für mich war die<br />

Zeit in den USA das Abenteuer meines<br />

Lebens: ich habe mit unglaublich tollen<br />

Kollegen gearbeitet, spannende Menschen<br />

kennengelernt, war dort verheiratet und<br />

habe eine Tochter, die Halb-Amerikanerin<br />

ist. Ich habe in Hollywood also viel Glück<br />

erlebt, aber meine Heimat ist immer Europa<br />

geblieben.<br />

Ihre Scheidung von Melanie Griffith<br />

verlief ungewöhnlich harmonisch ...<br />

Melanie mag nicht mehr meine Frau sein,<br />

aber sie ist immer noch meine Familie und<br />

meine beste Freundin. Wann immer ich in<br />

Los Angeles bin, sehen wir uns, und eigentlich<br />

telefonieren wir alle zwei Tage. Auch<br />

meine Kinder sind immer noch meine<br />

Kinder, nicht nur meine leibliche Tochter<br />

Stella, sondern auch Melanies Kinder<br />

Dakota und Alexander. Alle besuchen mich<br />

auch immer wieder in Spanien. Warum<br />

auch nicht? Beziehungen und Liebe verändern<br />

sich, aber das letzte, worauf ich käme,<br />

wäre, so zu tun, als hätte es diese 20 Jahre<br />

meines Lebens nicht gegeben.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.studiocanal.de


THE<br />

CHANGEABLE<br />

MATTHEW<br />

McCONAUGHEY<br />

AUTOR & INTERVIEW: A. WAGNER


64 // <strong>BOLD</strong> INTERVIEW INTERVIEW / MATTHEW McCONAUGHEY<br />

Anwälte und Astronauten, romantische Helden und verkrachte Ermittler – es gibt nichts,<br />

was Matthew McConaughey nicht spielen kann. Doch selten war die Rollenauswahl des<br />

Oscar-Gewinners so vielfältig und schräg: Nach seinen Auftritten als Waffenhändler in<br />

„White Boy Rick“ und bekiffter Dichter in „Beach Bum“ ist er in dem Thriller „Im Netz<br />

der Versuchung“ wiederum ganz anders zu sehen.<br />

Viele Jahre ist es her, dass der Film „Texas<br />

Chainsaw Massacre – Die Rückkehr“ in<br />

einige amerikanische Kinos kam, und eigentlich<br />

gibt es keinen guten Grund, sich daran zu<br />

erinnern. Die dritte Fortsetzung des Horror-<br />

Meilensteins war schlimmster Trash und<br />

ein riesiger Flop, der in Deutschland gleich<br />

in den hintersten Ecken der Videotheken<br />

verschwand. In die Filmgeschichte eingegangen<br />

ist sie trotzdem, denn es stellt so etwas<br />

wie die Geburtsstunde zweier eindrucksvoller<br />

Hollywoodkarrieren dar: Renée Zellweger<br />

war damals in ihrer ersten Hauptrolle zu<br />

tiefsten Südstaaten einen Afroamerikaner<br />

vor der Todesstrafe bewahren soll, der die<br />

Vergewaltiger seiner kleinen Tochter umgebracht<br />

hat, bekam der vollkommen unbekannte<br />

Schauspieler nicht zuletzt deswegen,<br />

weil Grisham und Regisseur Joel Schumacher<br />

bei allen prominenteren Anwärtern nicht<br />

einig wurden. Der Film wurde zum Erfolg,<br />

McConaughey (der sich während der Dreharbeiten<br />

in seine Filmpartnerin Sandra Bullock<br />

verliebte) als Mischung aus Paul Newman<br />

und James Dean gefeiert – und ein neuer Star<br />

war geboren, MTV Movie Award inklusive.<br />

sehen – und Matthew McConaughey spielte<br />

an ihrer Seite einen White Trash-Killer.<br />

Völlig begeistert von der Neuentdeckung,<br />

besetzten Hollywood-Produzenten<br />

Der Texaner, geboren am 4. November 1969,<br />

hatte damals gerade ein Bachelorstudium<br />

und erste Gehversuche als Schauspieler hinter<br />

sich, darunter einen Auftritt in einem Musikvideo<br />

von Country-Star Trisha Yearwood und<br />

eine Rolle im Kultfilm „Dazed & Confused“<br />

von Richard Linklater. In „Kaffee, Milch<br />

und Zucker“ verführte er anschließend als<br />

naiver Polizist Drew Barrymore, und plötzlich<br />

ging alles – eher trotz als wegen „Texas<br />

Chainsaw Massacre“ – ganz schnell. Bestenfalls<br />

Insider waren mit dem Namen Matthew<br />

McConaughey vertraut, als er quasi aus dem<br />

Nichts 1996 die Hauptrolle in der Verfilmung<br />

des Bestsellers „Die Jury“ von John Grisham<br />

bekam. Die Rolle eines Anwalts, der in den<br />

McConaughey in einer Hauptrolle nach der<br />

nächsten: Neben Jodie Foster stand er für<br />

das anspruchsvolle Science Fiction-Drama<br />

„Contact“ vor der Kamera, mit Steven Spielberg<br />

drehte er das Historien-Epos „Amistad“,<br />

dazu kamen „EDtv“ oder „U-571“. In einer<br />

Folge von „Sex and the City“ durfte er sogar<br />

sich selbst spielen, so hell leuchtete sein Stern<br />

am Promi-Himmel. Der Haken an der Sache:<br />

Die finanziellen Erwartungen konnte keines<br />

dieser ambitionierten Projekte erfüllen. Und<br />

so machte der Schauspieler Schlagzeilen<br />

hauptsächlich als Südstaaten-Lebemann, der<br />

schon mal nachts bekifft und nackt verhaftet<br />

wird, weil er zu laut auf seinen Bongos<br />

getrommelt hat.<br />

Mit Beginn des neuen Jahrtausends begann<br />

dann plötzlich ein neuer Abschnitt in<br />

McConaugheys Karriere. Statt anspruchsvoller<br />

Prestige-Produktionen versuchte er<br />

es plötzlich mit leichter Kost, was prompt<br />

zum Erfolg führte. Mit „Wedding Planner –<br />

Verliebt, verlobt, verplant“, „Wie werde ich<br />

ihn los – in 10 Tagen?“ oder „Zum Ausziehen<br />

verführt“ wurde er im Handumdrehen zum<br />

König der romantischen Komödie, der teure<br />

Abenteuerfilm „Sahara“ zog eine von Paparazzi<br />

begleitete Romanze mit Penélope Cruz<br />

nach sich, und das People Magazin ernannte<br />

ihn zum „sexiest man alive“. Dauerhaft glücklich<br />

machte das Image des verliebten Schönlings<br />

allerdings auch nicht. Die Begegnung<br />

mit seiner späteren Ehefrau, dem Model<br />

Camila Alves (mit dem er heute drei Kinder<br />

hat), sowie eine zweijährige Auszeit von der<br />

Schauspielerei änderten dann noch einmal<br />

alles. Fortan nahm McConaughey nur<br />

noch Rollen an, die er als Herausforderung<br />

empfand und ihn mit spannenden Mitstreitern<br />

zusammenführten. Das Ergebnis war<br />

die sogenannte „McConaughnaissance“ (von<br />

McConaughey + Renaissance, also Wiederauferstehung):<br />

ein unvergesslicher Auftritt<br />

als Stripper in „Magic Mike“, kleine schräge<br />

Filme wie „Paperboy“ oder „Mud“, ein Welterfolg<br />

mit Christopher Nolans „Interstellar“,<br />

eine eindrucksvolle Nebenrolle in Scorseses<br />

„Wolf of Wall Street“, dazu gab es einen Oscar<br />

für seine beeindruckende Leistung als Aids-<br />

Patient in „Dallas Buyer Club“ und für die<br />

erste Staffel der Serie „True Detective“ Nominierungen<br />

für den Emmy und den Golden<br />

Globe. Natürlich konnte auch diese Erfolgssträhne,<br />

die auch jede Menge Werbespots<br />

für Bourbon und Autos umfasste, nicht


Fotos: Universum Film


INTERVIEW / MATTHEW McCONAUGHEY<br />

<strong>BOLD</strong> INTERVIEW // 67<br />

ewig halten, und so versucht McConaughey<br />

– pünktlich zum 50. Geburtstag – aktuell<br />

mal wieder, seiner Karriere eine neue Richtung<br />

zu geben. Die Stephen King-Adaption<br />

„Der dunkle Turm“ war vor zwei Jahren eine<br />

herbe Enttäuschung, und in den vergangenen<br />

Monaten konnten auch weder seine Nebenrolle<br />

in dem Kriminalfilm „White Boy Rick“<br />

(auf DVD & Blu-ray) noch Harmony Korines<br />

Möchtegern-Kult „Beach Bum“ Fans und<br />

Kritiker so richtig überzeugen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass dies mit „Im Netz der<br />

Verführung“ gelingt, ist auch nicht gerade<br />

riesig, obwohl McConaughey und Anne<br />

Hathaway unter der Sonne von Mauritius<br />

zumindest hübsch anzusehen sind. Doch<br />

allzu lange kann es eigentlich nicht dauern,<br />

bis er einmal mehr ein neues Karriere-<br />

Kapitel aufschlägt. Vielleicht ja sogar schon<br />

mit Guy Ritchies neuem Gangster-Film „The<br />

Gentleman“, der bereits abgedreht ist und<br />

kommendes Jahr in die Kinos kommen soll.<br />

Mr. McConaughey, was hat Sie denn an der<br />

Rolle in „Im Netz der Versuchung“ gereizt?<br />

Ich will gar nicht zu viel über die Geschichte<br />

des Films verraten. Aber mir gefiel die Figur,<br />

die ich darin spiele. Vor allem die tiefe Verbindung<br />

zwischen Vater und Sohn sprach mich<br />

an, denn darin habe ich mich selbst wiedererkannt.<br />

Zehn Jahre lang versucht er, einen<br />

bestimmten Fisch zu fangen um seinen Sohn<br />

glücklich zu machen ... Diese Besessenheit,<br />

für meine Kinder ein Held zu sein, habe ich<br />

auch in mir.<br />

Seit dem Beginn Ihrer Karriere sind Sie<br />

nicht nur dreimal Vater geworden, sondern<br />

haben auch den Oscar gewonnen und<br />

riesige Erfolge an den Kinokassen ebenso<br />

verbucht wie große Flops. Wie sehr haben<br />

Sie sich in all diesen Jahren verändert?<br />

Meine Persönlichkeit ist letztlich die gleiche<br />

geblieben. Aber natürlich habe ich mich<br />

verändert. Das tun wir doch im Idealfall alle;<br />

jeden Tag lernen wir dazu. Trotzdem bin ich<br />

kein anderer als früher, und viele Rollen, die<br />

ich in den letzten Jahren gespielt habe, hätte<br />

ich durchaus auch schon viel früher spielen<br />

können. Ich habe es nur nicht getan. Und man<br />

hätte sie mir vermutlich auch nicht gegeben.<br />

Von daher würde ich sagen: Das Buch ist das<br />

gleiche, aber das Kapitel ein neues!<br />

Manches Kapitel haben Sie doch sicher<br />

ganz bewusst neu aufgeschlagen ...<br />

Das stimmt, vor allem vor zehn Jahren. Da<br />

hatte ich nach einer Reihe von romantischen<br />

Komödien das dringende Bedürfnis,<br />

mal einen neuen Gang einzulegen. Ich hatte<br />

keine Freude mehr an den Filmen, die ich<br />

drehte. Verstehen Sie mich nicht falsch, einige<br />

dieser Komödien mag ich bis heute, und vielleicht<br />

drehe ich auch mal wieder eine. Aber ich<br />

musste einfach mal eine andere Seite von mir<br />

zeigen und suchte nach ganz neuen Erfahrungen<br />

und Herausforderungen. Rollen, bei<br />

denen ich das Gefühl hatte, dass ich ihnen<br />

etwas abgewinnen könnte, was womöglich<br />

niemand sonst schaffen würde. Die richtige<br />

Entscheidung, kann ich sagen, wenn ich mir<br />

die letzten zehn Jahre anschaue.<br />

Prinzipiell meiden Sie Komödien ja<br />

nicht, wenn man sich Ihren letzten Film<br />

„Beach Bum“ ansieht ...<br />

Nein, warum auch?! Aber vermutlich gibt es<br />

kein schwierigeres Genre. Eine Komödie, die<br />

wirklich über drei komplette Akte funktioniert,<br />

ist schwer zu finden. Den meisten geht<br />

spätestens in der Mitte die Luft aus. Von daher<br />

halte ich die Augen offen nach einer, die mir<br />

gefällt, setze mich aber nicht unter Druck.<br />

Wonach ich suche, sind Filme, die für mich<br />

eine Herausforderung darstellen und mir<br />

vielleicht sogar ein bisschen Angst machen.<br />

Zu welchem Genre sie gehören, ist da vollkommen<br />

zweitrangig.<br />

Als Produzent waren Sie bereits an einigen<br />

Filmen beteiligt. Können Sie sich auch<br />

vorstellen, mal auf dem Regiestuhl Platz zu<br />

nehmen?<br />

Daran arbeite ich, keine Sorge. Zum Üben<br />

habe ich schon mal angefangen, hin und<br />

wieder Werbespots für die Bourbon-Marke<br />

Wild Turkey zu inszenieren. Das macht viel<br />

Spaß und klappt auch deutlich besser als bei<br />

den Kurzfilmen, an denen ich mich in den<br />

Neunzigern versuchte. Das Endergebnis sah<br />

jedenfalls ziemlich genau so aus, wie ich mir<br />

das beim Schreiben vorgestellt hatte. Kann<br />

also gut sein, dass ich mich demnächst auch<br />

mal an einen Spielfilm wage. Zwei Drehbücher<br />

liegen schon für den Fall der Fälle bei<br />

mir in der Schublade.<br />

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