Mehrwert Optik S. 10 - parken TV
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Foto: Marko Ruh<br />
Herr Schardt, stimmt die Formel „weniger<br />
Stellplätze = weniger Umsatz“?<br />
Wenn man von einer hundert-prozentigen<br />
Auslastung ausgehen würde, wäre die Gleichung<br />
zutreffend. Diese Belegungssituation<br />
kommt bei Parkhäusern oft nur in der Vorweihnachtszeit<br />
zum Tragen. Die häufig zitierte<br />
Erkenntnis „weniger ist mehr“ trifft<br />
auch in der Parken Branche zu. Kunden bevorzugen<br />
komfortable Parkhäuser, in denen<br />
sie sich auch wohl fühlen. Dazu gehören in<br />
besonderer Weise Stellplätze, die breit genug<br />
sind für die neuen „gewachsenen“ Autos.<br />
Bei der Sanierung älterer Parkhäuser<br />
geht man dazu über, unter Verlust einiger<br />
Plätze die Stellplatzbreite auf 2,50 Meter zu<br />
erweitern. Durch diese Komfortverbesserung<br />
wird das Parkhaus attraktiver und<br />
zieht neue Kunden an. So kann mit weniger<br />
Stellplätzen unter Umständen sogar<br />
mehr Umsatz erzielt werden.<br />
Die Experten vom Institut für Verkehrssys -<br />
temtechnik kommen zur Erkenntnis, dass die<br />
Abmessungen für Parkstände aus der Mus -<br />
tergaragenverordnung für die nahe Zukunft<br />
nicht mehr geeignet seien. Wie positioniert<br />
sich der Bundesverband Parken hierzu?<br />
Die Experten haben wissenschaftlich das bestätigt,<br />
was die Mitglieder unseres Verbands<br />
seit Langem beobachten: Die neuen, großen<br />
Autos wachsen über die Stellplatzgrößen<br />
nach Mustergaragenverordnung hinaus. In<br />
der Praxis kann man häufig beobachten,<br />
dass zwei Geländewagen drei Stellplätze belegen.<br />
Das rasante Wachstum bei den Zulassungszahlen<br />
von Geländewagen und Pkw<br />
der oberen Mittelklasse erfordert ein Mitwachsen<br />
der Stellplätze in Parkhäusern. Der<br />
Bundesverband Parken spricht sich daher<br />
für eine Änderung im Sinne einer Vergrößerung<br />
der Stellplatzabmessungen in den<br />
Garagenverordnungen aus.<br />
Bei Neubauten von Parkhäusern werden<br />
leider immer wieder nur die gegenwärtig<br />
gültigen und gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Mindestmaße für die Stellplatzgrößen geplant.<br />
Fachkundige Parkhausbetreiber, die<br />
rechtzeitig in die Planung eines Parkhauses<br />
mit einbezogen werden, würden eine<br />
entsprechend größere Dimensionierung<br />
empfehlen.<br />
Was sagen Sie als Unternehmer zu der Forderung<br />
nach breiteren Stellplätzen?<br />
Ich unterstütze diese Forderung ausdrücklich<br />
und praktiziere sie, wo es geht. In<br />
einem von uns bewirtschafteten Objekt, in<br />
dem vorwiegend Oberklassefahrzeuge und<br />
SUV‘s <strong>parken</strong>, haben wir die Stellplätze auf<br />
2,70 Meter Breite markiert. Sonst könnten<br />
die Fahrer manchmal nur durch die Heckklappe<br />
ein- und aussteigen.<br />
Welche konkreten Maßnahmen plant der<br />
Bundesverband Parken, um dem Phänomen<br />
der wachsenden Autos gerecht zu werden?<br />
Nach den jetzt vorliegenden Ergebnissen<br />
der Untersuchung der Hochschule Zwi -<br />
ckau werden wir die Anpassung der Vorschriften<br />
über die Stellplatzabmessungen<br />
in den Garagenverordnungen der Bundes-<br />
Verbandsnachrichten<br />
Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbands Parken e.V.<br />
„Stellplätze müssen mitwachsen“<br />
„So unterschiedlich wie die<br />
Menschen sind auch deren Autos.“<br />
Werner Schardt, Vorstandsvorsitzender<br />
Bundesverband Parken e.V.<br />
länder bei den entsprechenden Landesministerien<br />
anregen und uns für eine zügige<br />
Umsetzung einsetzen.<br />
Neben dem gewachsenen Bemessungs-Pkw<br />
beobachten die Experten allerdings auch<br />
eine stärkere Segmentierung der Fahrzeuge<br />
– mehr Minis und zugleich mehr Geländewagen.<br />
Diese Entwicklung scheint man<br />
auf den ersten Blick nur schwerlich in den<br />
Griff zu kriegen. Oder gibt es auch dafür<br />
mögliche Ansätze?<br />
Gut, dass es die Minis gibt, die auch mal zwischen<br />
zwei „Dickschiffen“ <strong>parken</strong> können.<br />
Sonst gäbe es in Parkhäusern mit 2,30 Metern<br />
Stellplatzbreite permanent Probleme<br />
mit der Gesamt- oder Etagenzählung. Bei<br />
der Markteinführung des Smart wurden in<br />
einigen Parkhäusern kleine Stellplätze, auf<br />
denen kein normales Auto <strong>parken</strong> kann, eingerichtet<br />
und mit einem günstigeren Parktarif<br />
berechnet. So viel ich weiß, sind diese<br />
Versuche wieder eingestellt worden, weil die<br />
eigenwilligen Parkkunden sich nicht an die<br />
vorgegebenen Regeln gehalten und auch<br />
normale Stellplätze mit Smartfahrzeugen<br />
belegt haben.<br />
Man kann Parkhäuser nicht in Etagen<br />
für Minis, Normalfahrzeuge und Geländewagen<br />
aufteilen, um unterschiedliche Stellplatzbreiten<br />
zu markieren und demzufolge<br />
auch unterschiedliche Parktarife zu<br />
verlangen. Bei dem vorhandenen Flottenmix<br />
lässt sich das nicht realisieren.<br />
In Einzelfällen mag es Ausnahmen geben.<br />
So wird es weiterhin der Fall sein, dass<br />
ein Smart auf einem komfortablen 2,50<br />
Meter Stellplatz steht und sich in einem<br />
anderen Parkhaus ein S-Klasse Mercedes<br />
auf einen 2,30 Meter breiten Stellplatz<br />
quetschen muss. Fazit: So unterschiedlich<br />
wie die Menschen sind auch deren Autos.<br />
Damit muss unsere Branche auch in Zukunft<br />
leben. ■<br />
Parken aktuell · September 2011 45