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CHRISTIAN KUCZNIERZ<br />

Schnell ja, aber<br />

vor allem richtig<br />

muss es sein<br />

Die Sache mit der Wahrheit<br />

ist kompliziert geworden. Über<br />

den Journalismus in Zeiten von<br />

Filterblasen und Fake News.<br />

Christian Kucznierz<br />

Leiter des Newsrooms der Mittelbayerischen<br />

Zeitung. Der promovierte<br />

Anglist hat sich in den<br />

vergangenen Jahren mit vielen<br />

strittigen Themen auseinandergesetzt<br />

und kennt die Lügenpresse-<br />

und Fake-News-Vorwürfe<br />

aus eigener Erfahrung.<br />

M<br />

achen wir uns<br />

nichts vor. Krise<br />

war immer. Aber<br />

Krisen gehören<br />

zum Journalismus<br />

dazu, und damit<br />

sind nicht die Krisen<br />

in der Welt gemeint, über die Redaktionen<br />

berichten. Medien sind Teil des<br />

öffentlichen Diskurses oder sollten zumindest<br />

den Anspruch haben, es zu sein.<br />

Deswegen sind sie Schwankungen und<br />

Verwerfungen ausgesetzt, von ihnen betroffen,<br />

leiden darunter – oder profitieren<br />

davon. Was davon zutrifft, ist vor allem eine<br />

Frage des Blickwinkels. Natürlich können<br />

wir jammern. Darüber, dass die Auflagen<br />

der Tageszeitungen zurückgehen.<br />

Wir können auch darüber lamentieren,<br />

dass bei aller Reichweite, die Medienhäuser<br />

digital erzielen, die Menschen noch<br />

lange nicht so viel Geld (oder überhaupt<br />

keines) dafür ausgeben, um die Kosten zu<br />

decken, die anfallen, um diese Reichweite<br />

überhaupt zu schaffen. Oder aber wir<br />

können an uns arbeiten, besser werden<br />

in dem, was uns ausmacht. Journalismus<br />

bedeutet, grob vereinfacht: Einer schreibt,<br />

einer redigiert. Wir prüfen Informationen.<br />

Wir bieten Verlässlichkeit. Weil es zu<br />

unserem Arbeitsauftrag gehört, kritisch<br />

nachzufragen, zu prüfen, Dinge verständlich<br />

zu machen. Glaubwürdigkeit ist die<br />

neue Währung unserer Branche. Das hat<br />

viel, aber nicht alles mit den technischen<br />

Veränderungen der vergangenen zehn<br />

Jahre zu tun, in denen ein »Telefon« zum<br />

Transportmedium für Nachrichten geworden<br />

ist. Und es macht möglich, dass jeder<br />

an jedem Ort gleichzeitig selbst Verleger,<br />

Reporter und Kritiker sein kann. Erst das<br />

Smartphone hat die Welt so klein und<br />

doch so grenzenlos zugleich gemacht, wie<br />

sie heute ist. Mit allen Folgen.<br />

Was ist wahr, wichtig<br />

oder falsch?<br />

Gatekeeper von Informationen ist heute<br />

niemand mehr. Es gibt so gut wie keine<br />

sicheren Türen mehr, weil irgendwer auf<br />

der Welt sie irgendwann öffnen wird und<br />

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