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Gazette Steglitz April 2017

Gazette für Steglitz, Lankwitz und Lichterfelde

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Die Treidellokomotive am Teltowkanal<br />

Lastschiffe wurden von Lokomotiven gezogen<br />

Gleisreste gibt es kaum noch –<br />

nur am Brückenkopf nahe der<br />

ehemaligen Teltowwerft in Zehlendorf<br />

sind letzte Spuren der<br />

Gleise zu finden, auf denen die<br />

Treidellok den Teltowkanal entlangfuhr.<br />

<strong>Gazette</strong> <strong>Steglitz</strong> | <strong>April</strong> <strong>2017</strong> | 9<br />

Elektrische Treidellokomotive<br />

Treideln war über Jahrhunderte<br />

eine Möglichkeit, Lastschiffe flussaufwärts<br />

zu bewegen. Bereits die<br />

Römer treidelten ihre Lastschiffe<br />

Auf diesem alten Foto sind noch die Gleise der Treidelbahn zu sehen.<br />

auf Rhein und Lippe. Mit aufkommender<br />

Motorkraft wurde das<br />

Treideln zwar auf vielen Flüssen<br />

oder Kanälen nicht mehr notwendig,<br />

aber es gab Ausnahmen. Der<br />

Teltowkanal war schon bei seinem<br />

Bau als Wasserstraße unterdimensioniert.<br />

Zur Schonung der Ufer<br />

wurden deshalb Treidelloks eingesetzt,<br />

die die Schiffe zu ihrem<br />

Bestimmungsort zogen. Hersteller<br />

der Treidelloks war die Firma Siemens.<br />

Die Züge verkehrten zwischen<br />

Kleinglienicke und Grünau.<br />

Sie wurden elektrisch betrieben.<br />

Eigens für diesen Zweck entstand<br />

ein Kraftwerk am Werkshafen in<br />

Schönow. Die Züge benötigten<br />

eine Gleichspannung von 500 Volt,<br />

die in Schönow erzeugt wurden.<br />

Umliegende Industriebetriebe<br />

konnten ebenfalls vom Kraftwerk<br />

versorgt werden. Diese moderne<br />

Form des Treidelns wurde weltweit<br />

erstmals am Teltowkanal angewandt.<br />

Später wurde sie selbst<br />

am Panamakanal übernommen.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurden die<br />

Treidelanlagen zerstört und nach<br />

Kriegsende von den Siegermächten<br />

zum Teil demontiert. Da auch<br />

der Schiffsverkehr unterbrochen<br />

war, kam ein Wiederaufbau nicht<br />

infrage. Die Zeit des Treidelns am<br />

Kanal endete damit. Von den ursprünglich<br />

20 Lokomotiven sind<br />

nur noch zwei übrig. Sie wurden<br />

sorgfältig restauriert und können<br />

besichtigt werden. Eine Lokomotive<br />

steht im Technikmuseum in<br />

Berlin und die andere befindet sich<br />

unter Glas an der Emil-Schulz-Brücke,<br />

nahe Hindenburgdamm/Ecke<br />

Königsberger Straße, ganz nah an<br />

ihrem früheren Einsatzgebiet, dem<br />

Teltowkanal.

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