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Bidonvilles & Bretteldörfer - Ein Jahrhundert informeller Stadtentwicklung in Europa, dérive –Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 71 (2/2018)

Der Fokus des dérive-Schwerpunkts Bidonvilles & Bretteldörfer liegt auf informellen Siedlungsstrukturen, die in Reaktion auf soziale und existentielle Not als Selbsthilfeprojekte entstanden sind. Informelle Siedlungen sind eine räumlich ausgreifende, bis heute vielfach präsente Realität auch der europäischen Stadt. In den Beiträgen des Schwerpunkts zeigt sich, dass Kontext, Strukturen und Muster von lokalen Entwicklungen in unterschiedlichen Städten viele Parallelen aufweisen und es deswegen wichtig ist, sich mit informellen Siedlungen nicht nur lokalhistorisch auseinanderzusetzen. dérive 71 bietet Artikel über Hamburg, Wien, Belgrad, Innsbruck und die aktuelle und historische Situation in Frankreich. Im Magazinteil berichtet Ernst Gruber über die Sanierung und Revitalisierung ihrer ursprünglichen Nutzung verlustig gegangener Gebäude durch junge Kreative im benachbarten Bratislava. Das Kunstinsert von Nicole Six und Paul Petritsch zeigt eine Arbeit über die Architektin Anna Lülja Praun. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-71 bestellt werden.

Der Fokus des dérive-Schwerpunkts Bidonvilles & Bretteldörfer liegt auf informellen Siedlungsstrukturen, die in Reaktion auf soziale und existentielle Not als Selbsthilfeprojekte entstanden sind. Informelle Siedlungen sind eine räumlich ausgreifende, bis heute vielfach präsente Realität auch der europäischen Stadt. In den Beiträgen des Schwerpunkts zeigt sich, dass Kontext, Strukturen und Muster von lokalen Entwicklungen in unterschiedlichen Städten viele Parallelen aufweisen und es deswegen wichtig ist, sich mit informellen Siedlungen nicht nur lokalhistorisch auseinanderzusetzen. dérive 71 bietet Artikel über Hamburg, Wien, Belgrad, Innsbruck und die aktuelle und historische Situation in Frankreich. Im Magazinteil berichtet Ernst Gruber über die Sanierung und Revitalisierung ihrer ursprünglichen Nutzung verlustig gegangener Gebäude durch junge Kreative im benachbarten Bratislava. Das Kunstinsert von Nicole Six und Paul Petritsch zeigt eine Arbeit über die Architektin Anna Lülja Praun. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-71 bestellt werden.

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Editorial<br />

Top-down vs. Bottom-up, Selbstorganisation und gegenseitige<br />

Hilfe vs. sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaat, urbane Kompetenz<br />

vs. Paternalismus, Rotes Wien vs. Siedlerbewegung: Das<br />

s<strong>in</strong>d Debatten, denen wir uns sowohl <strong>in</strong> <strong>dérive</strong> als auch beim<br />

urbanize! Festival immer wieder stellen. Meistens kommen wir<br />

dabei zum Schluss, dass es e<strong>in</strong> Best of Both Worlds braucht.<br />

Wobei wir uns als BewohnerInnen e<strong>in</strong>er Stadt wie Wien, <strong>in</strong> der<br />

gefühlte fünf Magistratsabteilungen <strong>für</strong> jeden Pflasterste<strong>in</strong><br />

zuständig s<strong>in</strong>d, bevorzugt die Wichtigkeit des Stadt-selber-<br />

Machens betonen, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> ökonomisches<br />

(Über-)Leben ohne Selbstorganisation gar nicht möglich ist,<br />

weniger oder nicht notwendig wäre. Gleichzeitig wollen wir die<br />

Vorzüge e<strong>in</strong>er funktionierenden Verwaltung, die sich <strong>in</strong> Wien<br />

etwa durch die e<strong>in</strong>wandfrei organisierte Müllabfuhr oder<br />

den weit verzweigten öffentlichen Verkehr zeigt, nicht missen.<br />

Für den aktuellen Schwerpunkt <strong>Bidonvilles</strong> &<br />

<strong>Bretteldörfer</strong> – <strong>in</strong> dem diese Debatte wieder auftaucht – haben<br />

sich die beiden verantwortlichen Redakteure Andre Krammer<br />

und Friedrich Hauer die <strong>in</strong>formelle <strong>Stadtentwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

zum Thema gemacht. Sie betonen, dass e<strong>in</strong>e exakte Trennung<br />

von formell und <strong>in</strong>formell bzw. Top-down und Bottom-up<br />

unmöglich und schon der Versuch zum Scheitern verurteilt ist,<br />

weil die verme<strong>in</strong>tlichen Gegensätze oft gar ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d:<br />

»das Formelle [kann] nicht mehr vere<strong>in</strong>fachend mit e<strong>in</strong>er Topdown-Planung,<br />

das Informelle nicht mit e<strong>in</strong>er Raumproduktion<br />

Bottom-Up gleichgesetzt werden«.<br />

Der Fokus des Schwerpunkts »liegt auf <strong>in</strong>formellen<br />

Siedlungsstrukturen, die <strong>in</strong> Reaktion auf soziale und existentielle<br />

Not als Selbsthilfeprojekte entstanden s<strong>in</strong>d.« Gezeigt wird, »dass<br />

<strong>in</strong>formelle Siedlungen e<strong>in</strong>e räumlich ausgreifende, bis heute<br />

vielfach präsente Realität der europäischen Stadt waren bzw.<br />

s<strong>in</strong>d« und nicht nur als e<strong>in</strong> Phänomen des globalen Südens<br />

wahrgenommen werden sollten. In den Beiträgen des Schwerpunkts<br />

zeigt sich, dass Kontext, Strukturen und Muster von<br />

lokalen Entwicklungen <strong>in</strong> unterschiedlichen Städten viele<br />

Parallelen aufweisen und es deswegen wichtig ist, sich mit<br />

<strong>Bidonvilles</strong>, <strong>Bretteldörfer</strong>n und Fischkistensiedlungen nicht<br />

nur lokalhistorisch ause<strong>in</strong>anderzusetzen.<br />

Zu den erwähnten Städten gehört u.a. Hamburg mit se<strong>in</strong>en<br />

Fischkistensiedlungen, die <strong>in</strong> den Jahren der Industrialisierung<br />

und nach dem Ersten Weltkrieg <strong>in</strong> Zeiten höchster<br />

Wohnungsnot am Stadtrand entstanden s<strong>in</strong>d. Anke Schulz skizziert<br />

<strong>in</strong> ihrem Artikel Die Bude haben wir gebaut, me<strong>in</strong> Mann<br />

und ich die damalige Situation und den späteren Kampf der<br />

Bewohner <strong>für</strong> den Erhalt der Siedlungen. Mit dem Wachstum<br />

von Hamburg stieg der Bedarf an Baugrund und damit auch der<br />

Druck auf die ehemals billigen und unbeachteten Flächen.<br />

Was <strong>in</strong> Hamburg die Fischkisten waren, waren <strong>in</strong> Frankreich<br />

die <strong>für</strong> die Siedlungen namensgebenden Kanister<br />

(frz. bidons). Verdrängt und abgelöst wurden die <strong>Bidonvilles</strong><br />

vom fordistischen Massenwohnungsbau ab den 1950er Jahren,<br />

der damit die heutigen Banlieues schuf. Muriel Cohen und<br />

Marie-Claude Blanc-Chaléard beschreiben <strong>in</strong> ihrem Text Schwellen<br />

zur Stadt jedoch nicht nur die historischen <strong>Bidonvilles</strong> des<br />

20. <strong>Jahrhundert</strong>s, sondern auch deren Wiederaufleben im 21.<br />

<strong>Jahrhundert</strong>, und betonen den völlig veränderten gesellschaftspolitischen<br />

Kontext, der beispielsweise <strong>für</strong> den Dschungel <strong>in</strong><br />

Calais gilt.<br />

Das Interessante an dem Thema Informalität <strong>in</strong> Jugoslawien<br />

s<strong>in</strong>d, wie Dubravka Sekulić <strong>in</strong> ihrem Beitrag The<br />

ambiguities of <strong>in</strong>formality schreibt, die Veränderungen und Kont<strong>in</strong>uitäten<br />

vor dem H<strong>in</strong>tergrund des Wechsels der politischen<br />

Gesellschaftssysteme und die Rolle, die die Gastarbeiter dabei<br />

spielten. Anders als <strong>in</strong> Frankreich geht es nicht um die Unterkünfte,<br />

die im Aufenthaltsland errichtet wurden, sondern um<br />

diejenigen im Herkunftsland.<br />

Die Schwerpunktredakteure Krammer und Hauer steuern<br />

außerdem e<strong>in</strong> Interview mit der Filmemacher<strong>in</strong> Melanie<br />

Hollaus bei. Hollaus beschäftigt sich <strong>in</strong> ihren Filmen immer wieder<br />

mit Menschen und Räumen, die vom gesellschaftlichen<br />

Ma<strong>in</strong>stream mit e<strong>in</strong>er Mischung aus Angst, Abscheu und Neugier<br />

betrachtet werden. Im Mittelpunkt des Gesprächs steht die<br />

ehemalige Bocksiedlung <strong>in</strong> Innsbruck, über die Hollaus 2012<br />

e<strong>in</strong>en Film gedreht hat. Derzeit arbeitet sie im Rahmen des Forschungsprojekts<br />

Bretteldorf revisited – geme<strong>in</strong>sam mit Krammer<br />

und Hauer – an e<strong>in</strong>em Film über die Geschichte <strong><strong>in</strong>formeller</strong><br />

Raumproduktion <strong>in</strong> Wien, die im Text Das wilde Wien und dem<br />

Exkurs Besuchen Sie Bretteldorf! im Mittelpunkt steht, die<br />

beide von den Schwerpunktredakteuren Krammer und Hauer<br />

verfasst wurden.<br />

Im Magaz<strong>in</strong>teil dieser Ausgabe berichtet Ernst Gruber<br />

über die Sanierung und Revitalisierung ihrer ursprünglichen<br />

Nutzung verlustig gegangener Gebäude durch junge Kreative im<br />

benachbarten Bratislava, die sich augenzw<strong>in</strong>kernd selbst als<br />

cultural developers bezeichnen.<br />

Für das Kunst<strong>in</strong>sert zeigen Nicole Six und Paul Petritsch<br />

e<strong>in</strong>e Arbeit im Rahmen ihrer Beschäftigung mit Anna Lülja<br />

Praun, e<strong>in</strong>e der ersten österreichischen Architekt<strong>in</strong>nen überhaupt.<br />

In ihrer Arbeit spielte Kooperation stets e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Damit war sie e<strong>in</strong>erseits ihrer Zeit weit voraus, andererseits hat<br />

diese Arbeitspraxis auch dazu geführt, dass ihrem eigenen<br />

Werk nicht die Aufmerksamkeit zuteil wird, wie dem ihrer männlichen<br />

Zeitgenossen.<br />

Um besondere Aufmerksamkeit bitten wir zum Schluss – <strong>in</strong><br />

höchst eigennützigem Interesse – <strong>für</strong> das Hausprojekt Bikes and<br />

Rails: Mit Bikes and Rails bauen wir im Wiener Sonnwendviertel<br />

den 1. Neubau im Habitat, dem Mietshäuser-Syndikat <strong>in</strong><br />

Österreich. Das geplante Mietshaus wird durch die spezielle<br />

Rechtskonstruktion im Habitat dauerhaft dem Immobilienmarkt<br />

entzogen. Jegliche zukünftige Verwertung ist damit ausgeschlossen<br />

und langfristig günstige Mieten und solidarische Freiräume<br />

<strong>für</strong> Generationen s<strong>in</strong>d garantiert. F<strong>in</strong>anziert wird das Projekt<br />

u.a. mit privaten Direktkrediten: Wer mithelfen will, dieses<br />

Modellprojekt <strong>für</strong> selbstverwalteten und bezahlbaren Wohnraum<br />

auf die Be<strong>in</strong>e zu stellen, und se<strong>in</strong> Geld sozial, lokal und<br />

transparent <strong>in</strong> unser solidarisches Hausprojekt e<strong>in</strong>legen will,<br />

f<strong>in</strong>det alle Informationen auf www.bikesandrails.org.<br />

Christoph Laimer<br />

01


»The right to<br />

hous<strong>in</strong>g was part of the<br />

<strong>in</strong>troduction of social property<br />

<strong>in</strong> Yugoslavia, a tool through which society<br />

would re-distribute and manage itself.«<br />

Dubravka Sekulić auf S. 40 <strong>in</strong> dieser Ausgabe.<br />

ANGEBOT: ABONNEMENT + BUCH*<br />

8 Ausgaben (2 Jahre) <strong>dérive</strong> um 48,–/68,– Euro (Österr./<strong>Europa</strong>)<br />

<strong>in</strong>kl. e<strong>in</strong> Exemplar von:<br />

Situationistische Internationale<br />

Der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Epoche<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>leitung Roberto Ohrt<br />

Hamburg: Edition Nautilus<br />

320 Seiten, ca. 20 Euro<br />

oder<br />

David Graeber<br />

Direkte Aktion<br />

Hamburg: Edition Nautilus<br />

352 Seiten, ca. 28 Euro<br />

Diesmal stehen zwei Bücher der Edition Nautilus zur Auswahl. David Graebers<br />

Direkte Aktion ist e<strong>in</strong>e »ethnografische Studie der Bewegung <strong>für</strong> globale Gerechtigkeit«.<br />

Der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Epoche versammelt zentrale Texte der Situationistischen Internationale<br />

wie Die Theorie des Umherschweifens oder Formular <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en neuen Urbanismus.<br />

*Solange der Vorrat reicht!<br />

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David Graebers Buch versenden wir aufgrund der<br />

hohen Portokosten nur <strong>in</strong> Österreich.<br />

<strong>dérive</strong><br />

Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

www.derive.at<br />

www.facebook.com/derivemagaz<strong>in</strong>


Inhalt<br />

01<br />

Editorial<br />

CHRISTOPH LAIMER<br />

Schwerpunkt<br />

04 — 07<br />

<strong>Bidonvilles</strong>, Fischkistensiedlungen, <strong>Bretteldörfer</strong><br />

Anmerkungen zur <strong>in</strong>formellen<br />

Raumproduktion <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

ANDRE KRAMMER,<br />

FRIEDRICH HAUER<br />

08 — 10, 15—19<br />

Das WILDE WIEN<br />

Rückblick auf e<strong>in</strong> <strong>Jahrhundert</strong><br />

<strong><strong>in</strong>formeller</strong> <strong>Stadtentwicklung</strong><br />

FRIEDRICH HAUER,<br />

ANDRE KRAMMER<br />

11 — 14<br />

Exkurs: Besuchen sie BRETTELDORF!<br />

ANDRE KRAMMER,<br />

FRIEDRICH HAUER<br />

20 — 23<br />

Wo die ABRISSBIRNE wartet<br />

Interview mit Melanie Hollaus über die<br />

Innsbrucker Bocksiedlung<br />

FRIEDRICH HAUER,<br />

ANDRE KRAMMER<br />

24 — 31<br />

SCHWELLEN zur STADT<br />

Die <strong>Bidonvilles</strong> im Frankreich des<br />

20. und 21. <strong>Jahrhundert</strong>s<br />

MURIEL COHEN,<br />

MARIE-CLAUDE BLANC-CHALÉARD<br />

Kunst<strong>in</strong>sert<br />

32 — 36<br />

Nicole Six und Paul Petritsch<br />

37 — 42<br />

The ambiguities of <strong>in</strong>formality<br />

The extra-legal production of space <strong>in</strong><br />

Belgrade dur<strong>in</strong>g socialism and after<br />

DUBRAVKA SEKULIĆ<br />

43 — 48<br />

Die Bude haben WIR gebaut,<br />

me<strong>in</strong> MANN und ICH<br />

Fischkistensiedlungen <strong>in</strong> Hamburg<br />

zwischen Obdachlosenselbsthilfe und<br />

kommunalem Wohnungsbau<br />

ANKE SCHULZ<br />

Magaz<strong>in</strong><br />

49 — 52<br />

Alte Mauern junge Kollektive<br />

Stadt entwickeln lassen, auf Slowakisch<br />

ERNST GRUBER<br />

Besprechungen<br />

51 — 55<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> e<strong>in</strong>zigartiges Wohnlabor S.53<br />

Kollaborative Selbstermächtigung <strong>für</strong><br />

städtisches Handeln S.55<br />

Selbstbeauftragte Archivierung S.56<br />

Dekommodifizierung und Demokratisierung<br />

der Wohnraumversorgung S.57<br />

»Und wer zahlt das?« S.58<br />

Beweismittel Architektur S.59<br />

Inklusion als neues Selbstverständnis S.60<br />

Von Innsbruck nach Calais derive.at<br />

60<br />

IMPRESSUM<br />

–<br />

<strong>dérive</strong> – Radio <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Jeden 1. Dienstag im Monat von<br />

17.30 bis 18 Uhr <strong>in</strong> Wien auf ORANGE 94.0<br />

oder als Webstream http://o94.at/live.<br />

Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235<br />

03


ANDRE KRAMMER, FRIEDRICH HAUER<br />

<strong>Bidonvilles</strong>,<br />

Fischkistensiedlungen,<br />

<strong>Bretteldörfer</strong><br />

Anmerkungen zur <strong>in</strong>formellen Raumproduktion <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Großsiedlung <strong>in</strong> ausgemusterten Eisenbahnwaggons<br />

<strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> um 1930; (c) Imagno<br />

Elendsurbanisierung, Neoliberalismus,<br />

Informalisierung, Eigenverantwortung, unternehmerische Stadt,<br />

gefährliche Klassen, Moderne, Raumproduktion<br />

Die <strong>in</strong>formelle Stadt ist <strong>in</strong> aller Munde. Gedacht wird dabei<br />

oft reflexartig an Favelas, Shantytowns, Barriadas – an die zahlreichen<br />

Slums des globalen Südens. Wir wollen mit dieser<br />

Ausgabe von <strong>dérive</strong> zeigen, dass <strong>in</strong>formelle Siedlungen e<strong>in</strong>e<br />

räumlich ausgreifende, bis heute vielfach präsente Realität der<br />

europäischen Stadt waren bzw. s<strong>in</strong>d. Ihre Entwicklungsgeschichte<br />

ist <strong>in</strong> der Forschung unterrepräsentiert und tritt meist<br />

nur lokalhistorisch <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Dieser Umstand ist der<br />

sozialhistorischen wie urbanistischen Bedeutung <strong><strong>in</strong>formeller</strong><br />

Siedlungen nicht angemessen.<br />

Der vorliegende Schwerpunkt versammelt Anschauungsmaterial<br />

aus 100 Jahren <strong><strong>in</strong>formeller</strong> Stadtproduktion <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>.<br />

Er beleuchtet neben ihren Ursachen verschiedene Formen des<br />

Umgangs mit dieser (wie Upgrad<strong>in</strong>g, Downgrad<strong>in</strong>g, Konsolidierungsprozesse,<br />

Räumungen etc.) und ihre Deutung. Der Fokus<br />

dieser Ausgabe von <strong>dérive</strong> liegt auf <strong>in</strong>formellen Siedlungsstrukturen,<br />

die <strong>in</strong> Reaktion auf soziale und existentielle Not als<br />

Selbsthilfeprojekte entstanden s<strong>in</strong>d. Es s<strong>in</strong>d Entwicklungen,<br />

die weiter andauern: Roma-Siedlungen, Wagenplätze, Obdachlosigkeit<br />

oder <strong>in</strong>formelle Flüchtl<strong>in</strong>gslager existieren heute <strong>in</strong><br />

<strong>Europa</strong> oft nur wenige Meter entfernt von Investorentürmen<br />

und den Quartieren der Wohlhabenden.<br />

Auf die Vielschichtigkeit der Thematik ist dabei h<strong>in</strong>zuweisen:<br />

Informelle Raumproduktion kann auch von Partikular<strong>in</strong>teressen<br />

ökonomisch und sozial potenter AkteurInnen<br />

vorangetrieben werden – <strong>in</strong> Italien verdanken etwa unzählige<br />

Villen, Hotels und Spekulationsobjekte ihre Existenz der<br />

Abwesenheit e<strong>in</strong>er gesellschaftlich als verb<strong>in</strong>dlich angesehenen<br />

Raum- und Bauordnung.<br />

04<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>71</strong> — BIDONVILLES & BRETTELDÖRFER. <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Jahrhundert</strong> <strong><strong>in</strong>formeller</strong> <strong>Stadtentwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>


<strong>Bretteldörfer</strong> – e<strong>in</strong> globales Phänomen zwischen<br />

Kritik und Romantisierung<br />

Spätestens seit dem UN-Report The Challenge of Slums<br />

von 2003 wird Informalität nicht zuletzt als e<strong>in</strong> »Ausdruck<br />

struktureller Anpassungen an globale Marktkräfte« gesehen<br />

(Altvater 2005, S. 309). Die Zahlen der UN-Studie veranschaulichen,<br />

dass es sich bei der global rasch anwachsenden <strong>in</strong>formellen<br />

Stadt an den Rändern der Metropolen ke<strong>in</strong>eswegs um e<strong>in</strong>e<br />

vernachlässigbare Ersche<strong>in</strong>ung handelt. 2003 lebte bereits jeder<br />

sechste Mensch weltweit – <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e Milliarde – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>formellen Siedlung. Den US-amerikanischen Urbanisten Mike<br />

Davis motivierte der UN-Bericht zu vertiefenden Recherchen. In<br />

se<strong>in</strong>em Buch Planet of Slums (2006) belegt er Ausmaß und<br />

Zusammenhänge der weltweit rasant zunehmenden Elendsurbanisierung,<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Metropolen des Südens. Davis<br />

sieht das Wachstum der <strong>in</strong>formellen Stadt durch neoliberale<br />

Politik angestoßen – nicht zuletzt durch die berüchtigten<br />

IWF-Programme zur Strukturanpassung, die weite Bevölkerungsschichten<br />

ökonomisch und räumlich marg<strong>in</strong>alisierten. Für<br />

viele, die massenhaft <strong>in</strong> die Städte strömen, wird die <strong>in</strong>formelle<br />

Siedlung dabei von der Übergangs- zur Dauerlösung.<br />

Neben der neomarxistischen Sichtweise Davis’, die den<br />

Planet der Slums als Krisensymptom des globalisierten Kapitalismus<br />

<strong>in</strong>terpretiert, s<strong>in</strong>d auch zahlreiche sich als pragmatisch verstehende<br />

Annäherungen an das Phänomen der <strong>in</strong>formellen<br />

Raumproduktion zu verzeichnen. Diese e<strong>in</strong>t die Vorstellung, das<br />

Informelle nach dem Motto Learn<strong>in</strong>g from... <strong>in</strong> zukünftige kapitalistische<br />

Stadtmodelle auf produktive Weise <strong>in</strong>tegrieren zu<br />

können. Prom<strong>in</strong>ente VertreterInnen dieses Ansatzes s<strong>in</strong>d u.a. der<br />

holländische Stararchitekt Rem Koolhaas 1 , der peruanische<br />

Ökonom Hernando de Soto 2 oder der britisch-kanadische Journalist<br />

Doug Saunders 3 . Der Selbstorganisation und der<br />

Improvisation wird dabei e<strong>in</strong> unternehmerisches Potenzial zugeschrieben,<br />

dass es mit dem neoliberalen Imperativ der Eigen<strong>in</strong>itiative<br />

kompatibel macht (Hagemann 2012, S. 76f.). Das<br />

Informelle wird zum »Experimentierfeld <strong>für</strong> die Untersuchung<br />

von Anpassungs- und Innovationsprozessen« erklärt (Brillembourg<br />

2005, S. 302) bzw. en passant zur Keimzelle e<strong>in</strong>er neuen<br />

»solidarischen Ökonomie« ausgerufen (Altvater 2005, S. 309).<br />

Diese teils offen affirmativen Zugänge tendieren dazu, Armut zu<br />

ästhetisieren und so e<strong>in</strong>er Slum-Fasz<strong>in</strong>ation, e<strong>in</strong>em Favela-Chic<br />

und e<strong>in</strong>em überwunden geglaubten kolonialen Gestus zu unterliegen<br />

(Krasny 2012, S. 23; Hagemann 2012, S. 73). Dabei<br />

bleibt die Rezeption des Informellen meist selektiv und tendenziell<br />

phänomenologisch verkürzt. So kann etwa das – an sich<br />

durchaus berechtigte – akademische Interesse an Formen des<br />

Selbstbaus die Tatsache verdecken, dass <strong>in</strong>formelle Siedlungen<br />

auch Ausdruck von globalen wie lokalen Machtstrukturen, Marg<strong>in</strong>alisierung<br />

und Ausbeutung s<strong>in</strong>d (Hagemann 2012, S. 73f.).<br />

Auf der Berl<strong>in</strong>er Weltkonferenz zur Zukunft der Städte URBAN<br />

21 im Jahr 2000 wurden sogar bis dah<strong>in</strong> eher als e<strong>in</strong> Übel angesehene<br />

illegale Landbesetzungen als wirtschaftlicher Motor der<br />

<strong>Stadtentwicklung</strong> gefeiert (Becker 2003, S. 14) – und <strong>in</strong>formelle<br />

Urbanisierung damit unter der Hand auch als e<strong>in</strong>e Art Neoliberalismus<br />

von unten vere<strong>in</strong>nahmt.<br />

Formell-<strong>in</strong>formell<br />

Die Stadtforscher<strong>in</strong> Anke Hagemann charakterisiert das<br />

Informelle als e<strong>in</strong>en unscharfen, schillernden Sammelbegriff. Er<br />

leitet sich vom late<strong>in</strong>ischen <strong>in</strong>formis ab, das übersetzt unförmig,<br />

formlos, aber auch unschön, hässlich, garstig bedeuten kann.<br />

Verschiedene, oft schwer vone<strong>in</strong>ander zu trennende strukturalistische,<br />

ästhetische und moralische Perspektiven tönen da mit.<br />

Das Informelle be<strong>in</strong>haltet immer e<strong>in</strong>e Negation, bezieht sich<br />

stets auf etwas, das es selbst nicht ist.<br />

Die <strong>in</strong>formelle Stadt ist demnach nur <strong>in</strong> ihrem Verhältnis<br />

zur formalisierten, geordneten, konsolidierten Stadt verstehund<br />

analysierbar. Bei der formellen und der <strong>in</strong>formellen Stadt<br />

handelt es sich allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>eswegs um parallele Welten, etwa<br />

e<strong>in</strong>e produktive und e<strong>in</strong>e parasitäre Sphäre oder e<strong>in</strong>e normierte<br />

und e<strong>in</strong>e ungezwungene Lebenswelt, sondern um ökonomisch<br />

und sozial vielfach mite<strong>in</strong>ander verflochtene Strukturen (Becker<br />

2003, S. 13). Der postmoderne Slum ist – wie schon se<strong>in</strong> viktorianischer<br />

Vorfahre – <strong>in</strong> e<strong>in</strong> übergeordnetes sozioökonomisches<br />

Gesamtsystem e<strong>in</strong>gebettet, auf dessen <strong>in</strong>nere Mechanismen und<br />

Widersprüche er bezogen bleibt. Die realen Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> der <strong>in</strong>formellen Stadt, die nicht selten von Krim<strong>in</strong>alität,<br />

Armut, Krankheit, Immobilienspekulation und Ausbeutung<br />

geprägt s<strong>in</strong>d, dürfen dabei nicht ausgeblendet werden. Insbesondere<br />

auf den ersten Blick positive Maßnahmen der Aufwertung,<br />

der Formalisierung und der Legalisierung sollten jedoch immer<br />

auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf <strong>in</strong>härente repressive Agenden analysiert<br />

werden: Was wird gegen den Anschluss an das kommunale<br />

Wasser- und Stromnetz, gegen den formellen Status etc. e<strong>in</strong>getauscht?<br />

Und wer profitiert davon?<br />

Heute kann das Formelle nicht mehr vere<strong>in</strong>fachend mit<br />

e<strong>in</strong>er Top-down-Planung, das Informelle nicht mit e<strong>in</strong>er Raumproduktion<br />

Bottom-Up gleichgesetzt werden. Das Primat des<br />

1<br />

Rem Koolhaas hat im Rahmen<br />

des Forschungsprojekts<br />

Harvard Project on the City<br />

die nigerianische Metropole<br />

Lagos untersucht, die besonders<br />

stark von <strong>in</strong>formellem<br />

Wachstum geprägt ist. Se<strong>in</strong>e<br />

neo-organizistische Perspektive<br />

vernachlässigt dabei<br />

– wie KritikerInnen anmerkten<br />

– die drückende Armut,<br />

Gewalt und <strong>in</strong>frastrukturelle<br />

Defizite, die <strong>in</strong> den <strong>in</strong>formellen<br />

Armenvierteln der<br />

afrikanischen Metropole den<br />

Alltag prägen.<br />

2<br />

Hernando de Soto ist e<strong>in</strong><br />

peruanischer Ökonom, der<br />

mit se<strong>in</strong>en Arbeiten zur <strong>in</strong>formellen<br />

Ökonomie bekannt<br />

wurde. De Soto betont die<br />

Bedeutung von Eigentumsrechten<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Prosperität. Er hält die<br />

globalen SlumbewohnerInnen<br />

<strong>für</strong> TrägerInnen heute noch<br />

ungenutzten Reichtums. Zentral<br />

<strong>für</strong> De Soto ist mittelfristig<br />

die Schaffung von<br />

privaten Besitzrechten <strong>in</strong><br />

Folge der zuerst <strong>in</strong>formellen<br />

Landnahme. Er propagiert<br />

e<strong>in</strong>e Revolution und e<strong>in</strong>e Zukunft<br />

des Kapitalismus durch<br />

e<strong>in</strong>e Marktwirtschaft von<br />

unten – der Favela-Bewohner-<br />

Innen von heute als KapitalistInnen<br />

von morgen.<br />

3<br />

Siehe: Saunders’ (2013) Buch<br />

kann teilweise als Gegenthese<br />

zu Mike Davis Planet<br />

der Slums gelesen werden.<br />

Auch hier werden mit Slums,<br />

die Saunders Ankunftsstädte<br />

nennt, wirtschaftliche<br />

Potenziale <strong>für</strong> die Zukunft<br />

verknüpft. Die Ankunftsstadt<br />

ist <strong>in</strong> dieser Sichtweise<br />

e<strong>in</strong>e notwendige Übergangszone<br />

<strong>für</strong> jene, die vom Land<br />

<strong>in</strong> die Stadt strömen.<br />

Andre Krammer, Friedrich Hauer — <strong>Bidonvilles</strong>, Fischkistensiedlungen, <strong>Bretteldörfer</strong><br />

05


Ökonomischen, das die unternehmerische Stadt 4 (Harvey 1989,<br />

S. 3-17) der Gegenwart prägt, hat längst zu e<strong>in</strong>er Erosion<br />

hoheitlicher Zugriffsmöglichkeiten auf die Raumproduktion<br />

geführt. <strong>Stadtentwicklung</strong> ist heute bekanntlich oft nur die<br />

Summe von <strong>E<strong>in</strong></strong>zel<strong>in</strong>teressen am Markt Konkurrierender. Auch<br />

die deregulierte unternehmerische Stadt basiert somit auf e<strong>in</strong>er<br />

Form der Informalisierung, doch wird diese nicht von unten<br />

und <strong>für</strong> alle, sondern privatwirtschaftlich von oben und sehr<br />

selektiv vorangetrieben.<br />

Europäische Ursprünge<br />

Die räumliche Entwicklung der europäischen Stadt ist<br />

von spezifischen Ausgrenzungsmustern geprägt. Das moderne<br />

Armenviertel war nicht zuletzt e<strong>in</strong>e zwangsläufige Begleitersche<strong>in</strong>ung<br />

der <strong>in</strong>dustriellen Revolution. Die Schlammviertel<br />

(Spiller 1911/2008) begleiten die moderne Großstadt gleichsam<br />

als ihr langer Modernisierungsschatten. Die Augen des<br />

Bürgertums nahmen sie häufig als gefährlichen Stadtdschungel<br />

wahr und sie riefen früh SozialreformerInnen 5 auf den Plan.<br />

Die Armen galten als gefährliche, zu Krim<strong>in</strong>alität und Unmoral<br />

neigende Masse (Evans 1997, S. 99). Hier wurde e<strong>in</strong>e<br />

Tradition mitbegründet, die <strong>in</strong> die Agenden der Moderne im<br />

20. <strong>Jahrhundert</strong> e<strong>in</strong>gehen und diese mitprägen sollte: Die<br />

Vorstellung e<strong>in</strong>er kausalen Verknüpfung von Raumdisposition<br />

und sozialen Verhältnissen.<br />

Selbst der revolutionär ges<strong>in</strong>nte Flügel der sozialistischen<br />

ArbeiterInnenbewegung hatte allerd<strong>in</strong>gs se<strong>in</strong>e Probleme mit dem<br />

<strong>in</strong>homogenen Subproletariat, setzte man doch alle<strong>in</strong> auf die<br />

Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt. So heißt es bereits bei<br />

Marx und Engels im Kommunistischen Manifest von 1848:<br />

»Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten<br />

Schichten der alten Gesellschaft, wird durch e<strong>in</strong>e proletarische<br />

Revolution stellenweise <strong>in</strong> die Bewegung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geschleudert,<br />

se<strong>in</strong>er ganzen Lebenslage nach wird es bereitwilliger se<strong>in</strong>, sich<br />

zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen.« (Marx, Engels<br />

2007, S. 8)<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>e eigenwillige Verkehrung dieses Standpunkts f<strong>in</strong>det<br />

sich 160 Jahre später bei dem Philosophen Slavoj Žižek, der die<br />

global wachsende Menge an SlumbewohnerInnen und Überflüssigen<br />

leichth<strong>in</strong> zum neuen, zukünftigen revolutionären Subjekt<br />

erklärt (Žižek 2009, S. 256f.). Das bedrohliche Pendant dazu<br />

bilden Szenarien und Planspiele zur counter-<strong>in</strong>surgency aus<br />

Militärkreisen, die sich gegen die potenziell gefährlichen<br />

»Armeen der Armen« richten (Davis 2006, S. 214). In derartigen<br />

Zuspitzungen ist nicht zuletzt die Warnung enthalten, dass<br />

Worte und ideologische Zuschreibungen jederzeit – wie <strong>in</strong> der<br />

Vergangenheit allzu oft – <strong>in</strong> nackte Gewalt umschlagen können.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> bl<strong>in</strong>der Fleck?<br />

In der bis heute wirksamen Erzählung, <strong>in</strong> der die europäische<br />

Stadt des 19. <strong>Jahrhundert</strong>s posthum zur keimfreien Idealwelt<br />

bürgerlicher Urbanität verklärt wird, ebenso wie <strong>in</strong> der<br />

Geschichte der funktionalen Stadt der klassischen Moderne gelten<br />

die <strong>Bretteldörfer</strong> und Barackensiedlungen eher als Störgeräusche.<br />

Dabei ist es auffällig, dass gerade die <strong>in</strong>formellen<br />

Armensiedlungen als Zerrbild und Vorläufer<strong>in</strong>nen des z.B. von<br />

der Bauhaus-Avantgarde propagierten <strong>in</strong>dustriellen Wohnbaus<br />

gesehen werden können. Es waren die Elenden und Marg<strong>in</strong>alisierten,<br />

die sich lange vor dem fordistischen Nachkriegsboom<br />

aus <strong>in</strong>dustriell gefertigten Massenprodukten wie Kanistern<br />

(frz.: bidon) und Fischkisten, Kohlewägen, ausrangierten Eisenbahnwaggons<br />

oder den Chassis von alten Autobussen ihre<br />

Unterkünfte bauten.<br />

Auch der Topos der Siedlung selbst und die dort erprobte<br />

genossenschaftliche Organisation wurde zeitweise zu e<strong>in</strong>em<br />

wichtigen, wenn auch ambivalenten Leitbild der architektonischen<br />

Moderne. <strong>E<strong>in</strong></strong>e Aussage des sozialdemokratischen Wiener<br />

Ökonomen und Theoretikers Otto Neurath aus dem Jahr 1921<br />

spricht das an: »Genossenschaftsleben hat zwei Verwandte:<br />

kle<strong>in</strong>bürgerliche Vere<strong>in</strong>smeierei und Organisationstreiben breiter<br />

Massen. Es hängt von der geschichtlichen Lage ab, <strong>in</strong> welcher<br />

Richtung es sich entwickelt.« (Neurath, Arbeiter-Zeitung vom<br />

20.11.1921, S. 7)<br />

Die Gegenwart des Informellen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Die <strong>in</strong> den Nachkriegszeiten des 20. <strong>Jahrhundert</strong>s der<br />

Not entsprungenen ungeregelten Landnahmen, die nach wie<br />

vor oft <strong>in</strong>formellen Siedlungen der Roma und S<strong>in</strong>ti (siehe <strong>dérive</strong><br />

Nr. 64) sowie die bis heute existierenden französischen <strong>Bidonvilles</strong><br />

(siehe den Artikel von Muriel Cohen & Marie-Claude<br />

Blanc-Chaléard auf S. 24) werden trotz ihrer Ausdehnung und<br />

Permanenz häufig immer noch als urbanistischer Nebenschauplatz<br />

gehandelt.<br />

Anders stellt sich die Situation – wie bereits angedeutet –<br />

im südeuropäischen Kontext dar. Als Beispiel bietet sich Italien<br />

an, das mit mehr als 20 Millionen ohne Rücksicht auf Baugesetze<br />

und Raumordnung errichteten Objekten so etwas wie das<br />

Kernland des <strong>in</strong>formellen Bauens unter den Industrienationen<br />

ist (vgl. Dom<strong>in</strong>ik Straub, Der Standard vom 3.9.2017) 6 . In<br />

manchen südlichen Regionen wie Kalabrien, Kampanien oder<br />

Sizilien wird der Anteil der illegalen Bauführungen gegenwärtig<br />

auf etwa e<strong>in</strong> Drittel geschätzt (Maura Salerno, Edilizia e Territorio<br />

vom 3.12.2015) 7 , seit den 1980er Jahren gab es mehrere<br />

landesweite Generalamnestien <strong>für</strong> Bausünder. Auch wenn wir<br />

das komplexe Phänomen der italienischen case abusive hier<br />

nicht weiter thematisieren können, halten wir es <strong>für</strong> wichtig, auf<br />

den Fall h<strong>in</strong>zuweisen, weil es sich dabei seit Jahrzehnten um<br />

e<strong>in</strong> klassenübergreifendes Massenphänomen handelt. Durch die<br />

schiere Menge illegaler oder halblegaler Gebäude wird –<br />

falls existent – regelmäßig die Raumplanung unterlaufen, das<br />

4<br />

Harvey prägte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufsatz<br />

den Begriff e<strong>in</strong>es urban<br />

entrepreneurialism, der im<br />

deutschen Sprachraum <strong>in</strong> der<br />

Übersetzung unternehmerische<br />

Stadt Karriere machte.<br />

5<br />

Etwa Charles Booth, britischer<br />

Sozialforscher und<br />

Philanthrop, geme<strong>in</strong>sam mit<br />

Henry Mayhew e<strong>in</strong> Pionier der<br />

<strong>Stadtforschung</strong>, erforschte<br />

die Londoner Arbeiterklasse<br />

Ende des 19. <strong>Jahrhundert</strong>s.<br />

6<br />

Siehe: derstandard.<br />

at/2000063485588/Italien-<br />

Das-Land-<strong>in</strong>-dem-alle-<br />

Bausuenden-vergeben-werden.<br />

7<br />

Siehe:<br />

www.ediliziaeterritorio.<br />

ilsole24ore.com/art/<br />

citta-e-urbanistica/<br />

2015-12-02/istat-italiapatria-abusivismo-sudillegali-quasi-60-<br />

fabbricati-100--162429.php?uuid=ACk5wclB&refresh_ce=1<br />

06<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>71</strong> — BIDONVILLES & BRETTELDÖRFER. <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Jahrhundert</strong> <strong><strong>in</strong>formeller</strong> <strong>Stadtentwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>


Konzept der formellen Stadt relativiert und letztlich der bürgerliche<br />

Rechtsstaat <strong>in</strong> Frage gestellt. Da es sich nur <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Teilen um Elendsurbanisierung handelt und es zudem regelmäßig<br />

um die Zersiedlung ökologisch sensibler und oft geschützter<br />

Gebiete und verbreitet um Immobilienspekulation geht (Biffi<br />

2014) 8 , erweist sich e<strong>in</strong>mal mehr: Informell und Bottom-up s<strong>in</strong>d<br />

weder gleichzusetzen noch a priori positive oder emanzipatorische<br />

Kategorien.<br />

Dubravka Sekulić zeichnet <strong>in</strong> ihrem Artikel <strong>für</strong> diesen<br />

Schwerpunkt die Entwicklung illegaler Landnahme und Bautätigkeit<br />

an der Belgrader Peripherie nach. Im damaligen<br />

Jugoslawien setzten die wilden SiedlerInnen der sozialistischen<br />

Logik geme<strong>in</strong>schaftlichen Eigentums und kommunaler Wohnraumversorgung<br />

– die <strong>in</strong> der ökonomischen Krise der 1970er<br />

und 80er Jahre nicht mehr Wohnraum <strong>für</strong> alle bereitstellen<br />

konnte – Eigen<strong>in</strong>itiative und die Logik e<strong>in</strong>er privaten Raumproduktion<br />

entgegen, die auch als Vorläufer der späteren, marktförmigen<br />

Entwicklung angesehen werden kann.<br />

In Mittel- und Nordeuropa stellt sich die europäische<br />

Stadt <strong>für</strong> ZuwanderInnen längst als e<strong>in</strong>e Ankunftsstadt, e<strong>in</strong>e<br />

weitere globale arrival city dar (Saunders 2013). Dort s<strong>in</strong>d sie –<br />

meist <strong>in</strong> peripheren Zonen –, um ihr Überleben sichern zu können,<br />

weitgehend auf <strong>in</strong>formelle räumliche und soziale<br />

Praktiken angewiesen. Informelle und halb-formelle Flüchtl<strong>in</strong>gslager,<br />

wie sie sich etwa <strong>in</strong> Frankreich herausgebildet haben –<br />

bezeichnenderweise wurde das bekannteste von ihnen <strong>in</strong><br />

post-viktorianischer Manier Calais Jungle benannt –, verweisen<br />

zudem auf die ungebrochene Aktualität des Themas. Zunehmend<br />

repressive Migrationsregime und Phantasmagorien e<strong>in</strong>er<br />

räumlichen Ausgrenzung gigantischen Ausmaßes, wie sie sich<br />

im hermetischen Bild der Festung <strong>Europa</strong> manifestieren, können<br />

daran wenig ändern.<br />

Informelle Stadtproduktion hat <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

entscheidend dazu beigetragen, Krisen- und Modernisierungsschübe<br />

zu bewältigen. Wie die Rezeption <strong>in</strong> neueren Arbeiten zu<br />

umkämpftem Grün und urban commons zeigt, besitzen die<br />

semi-subsistenten Modelle kollektiver Selbsthilfe <strong>in</strong> Wien nach<br />

1918 noch immer e<strong>in</strong>e gewisse Strahlkraft (Kumnig et al. 2017;<br />

Baldauf et al. 2016). Auch unser Beitrag <strong>für</strong> diesen Schwerpunkt<br />

zeigt: Das rote und das wilde Wien waren zwei Systeme,<br />

die nicht nur <strong>in</strong> der Zwischenkriegszeit ökonomisch und stadträumlich<br />

aufe<strong>in</strong>ander bezogen waren. Die wilden Siedlungen <strong>in</strong><br />

der Übergangszone zwischen Stadt und Land waren e<strong>in</strong> der<br />

Not entsprungenes Laboratorium e<strong>in</strong>er neuartigen bukolischen<br />

Urbanität, die noch zu erforschen wäre. Auch die gegenwärtige,<br />

zunehmend globalisierte Recht-auf-Stadt-Bewegung kann von<br />

historischen Formen e<strong>in</strong>er Stadt von unten etwas lernen und<br />

so die eigene Positionierung <strong>in</strong> der Geschichte sozial-räumlicher<br />

Selbstermächtigung und Emanzipation genauer verorten. 9<br />

Andre Krammer und Friedrich Hauer<br />

s<strong>in</strong>d Stadtforscher <strong>in</strong> Wien.<br />

Das Symposium Bretteldorf revisited (5.-6. 10. <strong>2018</strong> im AZW<br />

<strong>in</strong> Wien) widmet sich der Frage der <strong>in</strong>formellen Raumproduktion<br />

<strong>in</strong> Wien und darüber h<strong>in</strong>aus. Die Arbeit an diesem<br />

Schwerpunktheft ist Teil des Projekts Bretteldorf<br />

revisited (Hauer, Hollaus, Krammer). Dieses wurde vom<br />

Bundeskanzleramt der Republik Österreich und der<br />

Kulturabteilung der Stadt Wien (im Rahmen der Projektausschreibung<br />

100 Jahre Republik <strong>in</strong> Österreich gefördert.<br />

Die Verfasser danken Bett<strong>in</strong>a Büttner-Krammer,<br />

Judith Leitner und Anna Eberle.<br />

Literatur<br />

Altvater, Elmar (2005): Globalisierung und die<br />

Informalisierung des urbanen Raums. In: Brillembourg et al,<br />

S. 306-309.<br />

Baldauf, Anette; Gruber, Stefan; Hille, Moira; Krauss,<br />

Annette; Miller, Vladimir; Verlić, Mara; Wang, Hong-Kai &<br />

Wieger, Julia (2016): Spaces of Common<strong>in</strong>g. Artistic<br />

Research and the Utopia of the Everyday. Berl<strong>in</strong>, New York:<br />

Sternberg Press.<br />

Becker, Jochen; Burbaum, Claudia; Kaltwasser, Mart<strong>in</strong>;<br />

Köbberl<strong>in</strong>g, Fölke; Lanz, Stephan & Reichard, Katja (2003):<br />

Learn<strong>in</strong>g from. Städte von Welt, Phantasmen der<br />

Zivilgesellschaft, <strong>in</strong>formelle Organisation. Berl<strong>in</strong>: NGBK.<br />

Blum, Elisabeth & Neitzke Peter (Hrsg.) (2014):<br />

FavelaMetropolis. Berichte und Projekte aus Rio de Janeiro<br />

und Sao Paulo. Basel: Birkhäuser Verlag.<br />

Davis, Mike (2011): Planet der Slums. Berl<strong>in</strong>, Hamburg:<br />

Assoziation A Verlag.<br />

Brillembourg, Alfredo & Feireiss, Kirst<strong>in</strong> & Hubert Klumpner<br />

(2005): Informal City. Caracas Case. München: Prestel Verlag.<br />

Evans, Rob<strong>in</strong> (1996): Translation form draw<strong>in</strong>g to build<strong>in</strong>g.<br />

London: AA Documents.<br />

Hagemann, Anke (2012): Der Ma<strong>in</strong>stream des Informellen:<br />

Urbanistische Forschung zwischen Romantisierung und<br />

städtischer Realität. In: Krasny, Elke (Hrsg.) (2012):<br />

Hands-on Urbanism 1850–2012. Vom Recht auf Grün. Wien,<br />

Berl<strong>in</strong>: Turia + Kant.<br />

Harvey, David (1989): From managerialism to<br />

entrepreneurialism: the transformation of urban governance.<br />

In: Geografiska Annaler. Series B, Human Geography, Vol. <strong>71</strong>,<br />

No.1, The Roots of Geographical Change: 1973 to the<br />

Present. (1989), S. 3-17.<br />

Kumnig, Sarah; Rosol, Marit & Exner, Andreas (2017):<br />

Umkämpftes Grün. Bielefeld: Transcript Verlag.<br />

Krasny, Elke (Hrsg.) (2012): Hands-on Urbanism 1850–2012.<br />

Vom Recht auf Grün. Wien, Berl<strong>in</strong>: Turia + Kant.<br />

Marx, Karl & Engels, Friedrich (1848/2005): Manifest der<br />

Kommunistischen Partei. www.vulture-bookz.de<br />

Sassen, Saskia (2005): Fragmentierte urbane Topographien<br />

und die ihnen zugrunde liegenden gegenseitigen<br />

Verb<strong>in</strong>dungen. In: Brillembourg et al, S. 315-323.<br />

Saunders, Doug (2013): Arrival City. Die neue<br />

Völkerwanderung. München: Pantheon Verlag.<br />

Spiller (1911/2008): Slums. Erlebnisse <strong>in</strong> den<br />

Schlammvierteln moderner Großstädte. Wien: Czern<strong>in</strong> Verlag.<br />

Žižek, Slavoj (2009): Auf verlorenem Posten.<br />

Berl<strong>in</strong>: Insel Verlag.<br />

Zwoch, Felix (2005): Fünf Versionen des In/Formellen.<br />

In: Brillembourg et al, S. 304-306.<br />

8<br />

Siehe: www.legambiente.it/<br />

sites/default/files/docs/<br />

abusivismo_litalia_frana_<br />

il_parlamento_condona-<br />

_dossierfile.pdf<br />

9<br />

Siehe auch: <strong>dérive</strong> Nr. 60<br />

Henri Lefebvre und das Recht<br />

auf Stadt; <strong>dérive</strong> Nr. 61<br />

Perspektiven e<strong>in</strong>es<br />

kooperativen Urbanismus;<br />

<strong>dérive</strong> 49 Stadt selber machen<br />

bzw. Festival urbanize.<br />

2015: Do it together, etc.<br />

Andre Krammer widmet se<strong>in</strong>e Beiträge <strong>in</strong> diesem <strong>Heft</strong><br />

se<strong>in</strong>em jüngst verstorbenen Vater Re<strong>in</strong>hard Krammer<br />

(1949-2017), Historiker und Geschichtsdidaktiker an der<br />

Universität Salzburg.<br />

Andre Krammer, Friedrich Hauer — <strong>Bidonvilles</strong>, Fischkistensiedlungen, <strong>Bretteldörfer</strong><br />

07


FRIEDRICH HAUER, ANDRE KRAMMER<br />

Das WILDE<br />

WIEN<br />

Rückblick auf e<strong>in</strong> <strong>Jahrhundert</strong> <strong><strong>in</strong>formeller</strong> <strong>Stadtentwicklung</strong><br />

Siedlerbewegung, Rotes Wien, <strong>Stadtentwicklung</strong>,<br />

Selbstorganisation, Bodenpolitik, Subsistenzwirtschaft,<br />

Wohnungsnot, Privatisierung, Legalisierung<br />

Die wilde Siedlung Bretteldorf – Ansicht <strong>in</strong> Richtung Bruckhaufen, um 1935;<br />

(c) ÖNB/Wien 505.474-B<br />

Auch wenn sie heute weitgehend vergessen s<strong>in</strong>d: Das wilde Siedeln und andere<br />

Formen <strong><strong>in</strong>formeller</strong> Raumproduktion s<strong>in</strong>d wichtige Stränge der Wiener Stadtbau- und<br />

Sozialgeschichte. Sie prägen die Siedlungsstrukturen bis heute.<br />

08<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>71</strong> — BIDONVILLES & BRETTELDÖRFER. <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Jahrhundert</strong> <strong><strong>in</strong>formeller</strong> <strong>Stadtentwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>


ANDRE KRAMMER, FRIEDRICH HAUER<br />

Besuchen Sie<br />

BRETTELDORF!<br />

In Wien wurden Behelfs- oder<br />

Elendssiedlungen umgangssprachlich<br />

<strong>Bretteldörfer</strong> genannt.<br />

Stadtweite Bekanntheit erlangte<br />

das Bretteldorf <strong>in</strong> den<br />

Donauauen. Bereits vor 1900<br />

siedelten sich dort die ersten<br />

Familien an, meist Banl- und<br />

Koksstierer (Knochen- und Kokssammler),<br />

die auf der nahen<br />

städtischen Mülldeponie nach<br />

verwertbarem Material suchten. 1<br />

Als Gründer der Siedlung galt<br />

allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Straßenbahner,<br />

Mart<strong>in</strong> Weiss. Armut, Versorgungskrise<br />

und der Leidensdruck<br />

<strong>in</strong> überbelegten Mietskasernen –<br />

Resultat der marktgesteuerten<br />

Wohnversorgung <strong>in</strong> der Gründerzeit<br />

– (Zimmerl 2002, S. 66)<br />

führten dazu, dass es schon<br />

während des Ersten Weltkriegs<br />

<strong>für</strong> viele WienerInnen ke<strong>in</strong>e<br />

Alternative zur Selbsthilfesiedlung<br />

gab. Wie <strong>in</strong> anderen peripheren<br />

Gebieten entstanden<br />

auch zwischen regulierter und<br />

alter Donau auf gerodeten<br />

Flächen im Auwald <strong>in</strong>formelle<br />

Siedlungen – das Bretteldorf und<br />

der benachbarte Bruckhaufen. 2<br />

Der Postkartengruß aus Bretteldorf zeugt vom Willen der<br />

Siedler, Teil der allgeme<strong>in</strong> anerkannten<br />

Stadtlandschaft zu werden und zu bleiben. Dieses Bestreben<br />

war ke<strong>in</strong>eswegs Selbstzweck, sondern motiviert<br />

durch e<strong>in</strong>en jahrzehntelangen Kampf gegen die Räumung<br />

Quelle: Felix Breisbach Medienwerkstatt.<br />

1<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>erseits bildete das<br />

Material der Deponie e<strong>in</strong>e<br />

Lebensgrundlage, andererseits<br />

bedrohte ihre<br />

Ausweitung die Existenz<br />

der sich ausbildenden<br />

Siedlungsstrukturen.<br />

2<br />

Die meisten SiedlerInnen<br />

verfügten <strong>in</strong> den 1920er<br />

Jahren <strong>für</strong> ihre Grundstücke<br />

über Pachtverträge mit dem<br />

Stift Klosterneuburg,<br />

Grundeigentümer weiter<br />

Teile des Augebiets, aber<br />

weder über e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Widmung noch über<br />

Baugenehmigungen <strong>für</strong> ihre<br />

Hütten und Häuser.<br />

Selbsthilfesiedlung, Versorgungskrise,<br />

Transdanubien, Siedlerbewegung, Sozialdemokratie, Wien,<br />

Diszipl<strong>in</strong>ierung, Widerstand<br />

Exkurs<br />

Andre Krammer, Friedrich Hauer — Besuchen Sie BRETTELDORF!<br />

11


FRIEDRICH HAUER, ANDRE KRAMMER<br />

Wo die<br />

ABRISSBIRNE<br />

wartet<br />

Interview mit Melanie Hollaus über die<br />

Innsbrucker Bocksiedlung<br />

Dokumentarfilm, Innsbruck,<br />

Wohnungsnot, Barackensiedlung, Ausgrenzung, Subkultur,<br />

gegenseitige Hilfe<br />

Die Reste der Bocksiedlung, um 1970;<br />

(c) Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck<br />

20<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>71</strong> — BIDONVILLES & BRETTELDÖRFER. <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Jahrhundert</strong> <strong><strong>in</strong>formeller</strong> <strong>Stadtentwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>


MURIEL COHEN, MARIE-CLAUDE BLANC-CHALÉARD<br />

SCHWELLEN<br />

zur STADT<br />

Die <strong>Bidonvilles</strong> im Frankreich<br />

des 20. und 21. <strong>Jahrhundert</strong>s.<br />

<strong>Bidonvilles</strong>, Arbeitsmigration,<br />

Wohnungsnot, Repression, Assimilation,<br />

Selbstorganisation, Banlieus<br />

Bidonville La Courneuve nördlich von Paris, 1967<br />

Foto: Claude Dityvon (1937-2008)<br />

24<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>71</strong> — BIDONVILLES & BRETTELDÖRFER. <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Jahrhundert</strong> <strong><strong>in</strong>formeller</strong> <strong>Stadtentwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>


DUBRAVKA SEKULIĆ<br />

The ambiguities<br />

of <strong>in</strong>formality<br />

The extra-legal production of space <strong>in</strong><br />

Belgrade dur<strong>in</strong>g socialism and after<br />

extra-legal construction, Yugoslavia,<br />

social property, urbanization, hous<strong>in</strong>g shortage,<br />

Gastarbeiter<br />

Kalud–erica, Belgrade’s largest and fastest grow<strong>in</strong>g extra-legal settlement<br />

Photo by Luka Knežević-Strika, 2012<br />

In order to understand <strong>in</strong>formality <strong>in</strong> the context of Belgrade, it is necessary to focus<br />

on the relations between laws, the property regime and hous<strong>in</strong>g provision, and how<br />

these changed <strong>in</strong> the shift from socialism to capitalism.<br />

Dubravka Sekulic´ — The ambiguities of <strong>in</strong>formality<br />

37


ANKE SCHULZ<br />

Die Bude haben<br />

WIR gebaut,<br />

me<strong>in</strong> MANN und ICH<br />

Fischkistensiedlungen <strong>in</strong> Hamburg zwischen Obdachlosenselbsthilfe<br />

und kommunalem Wohnungsbau<br />

Wohnungsnot, Selbsthilfe, Kle<strong>in</strong>gartenkolonien,<br />

Zwangsräumungen, Hamburg, <strong>in</strong>formelle Siedlungen, Upcycl<strong>in</strong>g,<br />

Subsistenzwirtschaft<br />

Der Großvater der Autor<strong>in</strong> (Bildmitte, stehend mit Teddybär) zusammen mit<br />

Freund und Schwester vor dem Vorbau des Straßenbahnwagens;<br />

(c) Archiv Anke Schulz<br />

Anke Schulz — Die Bude haben WIR gebaut, me<strong>in</strong> MANN und ICH<br />

43


ERNST GRUBER<br />

Alte Mauern<br />

junge Kollektive<br />

Stadt entwickeln lassen, auf Slowakisch<br />

Bratislava, Zwischennutzung,<br />

Kreativwirtschaft, Instandsetzung, Selbstverwaltung,<br />

Baukultur<br />

Nova Cvernovka, e<strong>in</strong> seit Jahrzehnten leerstehendes ehemaliges Schulgebäude,<br />

wird zu e<strong>in</strong>em selbstorganisierten Gewerbehaus der Kreativwirtschaft<br />

Foto (c) Ernst Gruber<br />

Nur knapp e<strong>in</strong>e Zugstunde trennt Wien von Bratislava. Bis 2050 würden die<br />

beiden Städte zusammenwachsen, wurde 2012 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Diskussion mit dem Titel<br />

<strong>Stadtentwicklung</strong> bei den Nachbarn zur Vorbereitung des aktuellen Wiener<br />

<strong>Stadtentwicklung</strong>splanes prognostiziert. Ke<strong>in</strong>e anderen zwei europäischen Hauptstädte<br />

liegen schließlich näher, zum<strong>in</strong>dest geografisch. Sechs Jahre später haben wir<br />

uns von derartigen Grenzüberschreitungen weiter entfernt als ihnen näher gekommen<br />

zu se<strong>in</strong>. Mehr denn je ersche<strong>in</strong>t daher die Frage lohnend, was die beiden Städte<br />

vone<strong>in</strong>ander lernen können. Abseits der renditegetriebenen <strong>Stadtentwicklung</strong> trifft<br />

man <strong>in</strong> der slowakischen Hauptstadt auf Denkanstöße, die man hierorts <strong>in</strong> ihrer Radikalität<br />

nicht kennt. Willkommen <strong>in</strong> Bratislava.<br />

Ernst Gruber — Alte Mauern, junge Kollektive<br />

49


Besprechungen<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> e<strong>in</strong>zigartiges<br />

Wohnlabor<br />

Robert Temel<br />

Viele Projekte der Zürcher Wohngenossenschaften<br />

aus der jüngsten Vergangenheit<br />

sorgen weit über die Schweiz h<strong>in</strong>aus <strong>für</strong><br />

Furore: sie bieten Lösungsansätze <strong>für</strong><br />

aktuelle Fragen der städtischen Entwicklung,<br />

die sich <strong>in</strong> ganz <strong>Europa</strong> stellen; sie unterstützen<br />

soziale Vielfalt; sie verknüpfen Wohnen<br />

mit anderen urbanen Funktionen auf<br />

neuartige Weise; sie s<strong>in</strong>d groß genug, um<br />

auf die umgebende Stadt auszustrahlen; sie<br />

experimentieren mit <strong>in</strong>novativen Programmen;<br />

und sie s<strong>in</strong>d architektonisch herausragend.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>en <strong>E<strong>in</strong></strong>druck von der Entwicklung,<br />

die dazu geführt hat, und von aktuellen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Ausformungen<br />

bietet der Band Wohngenossenschaften <strong>in</strong><br />

Zürich. Gartenstädte und neue Nachbarschaften,<br />

der neben e<strong>in</strong>er Reihe von<br />

Aufsätzen zum Thema über 50 Projekte<br />

detailliert darstellt, die seit 2000 entstanden<br />

s<strong>in</strong>d. Wie es der Untertitel formuliert,<br />

begann die Geschichte der Zürcher<br />

Genossenschaften vor über hundert Jahren<br />

mit dem Ideal der Gartenstadt, während<br />

heute die Frage der Urbanität neu gestellt<br />

wird. Das Thema Gartenstadt ist nach wie<br />

vor aktuell, da aufgrund der großen<br />

Nachfrage nach Wohnraum <strong>in</strong> Zürich Abriss<br />

und verdichteter Neubau von Siedlungen<br />

e<strong>in</strong>e der wenigen Möglichkeiten s<strong>in</strong>d, neuen<br />

Wohnraum zu schaffen – die sogenannten<br />

Ersatzneubauten. Dabei geht es heute<br />

um neue städtebauliche Leitbilder <strong>für</strong> die<br />

Revision der Gartenstadt.<br />

Das Zürcher Genossenschaftsmodell ist,<br />

etwa im Gegensatz zum Wiener Wohnbau,<br />

ke<strong>in</strong> staatliches Programm, sondern basiert<br />

auf Selbstorganisation, allerd<strong>in</strong>gs mit<br />

Unterstützung der Stadt Zürich, die die<br />

geme<strong>in</strong>nützigen Wohngenossenschaften als<br />

Partner <strong>für</strong> wohnungspolitische Ziele <strong>in</strong><br />

Ergänzung zum kommunalen Wohnbau<br />

sieht. So wurde bei e<strong>in</strong>em Volksentscheid<br />

2011 festgelegt, dass der genossenschaftliche<br />

Wohnungsanteil <strong>in</strong> Zürich von e<strong>in</strong>em<br />

Viertel auf e<strong>in</strong> Drittel gesteigert werden<br />

muss. Zürich bietet den Genossenschaften<br />

Bauland im (Erb-)Baurecht, vergibt günstige<br />

Darlehen an sie, bietet e<strong>in</strong>zigartige<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (sie können mit 6%<br />

Eigenmitteln fi nanzieren) und subventioniert<br />

e<strong>in</strong>zelne Wohnungen, die besonders<br />

preiswert vermietet werden. Die Genossenschaften<br />

müssen im Gegenzug (<strong>für</strong> Projekte<br />

auf städtischem Boden) Architekturwettbewerbe<br />

durchführen, Kostenmieten anbieten<br />

und hohe Energiestandards erfüllen – und<br />

sie geben sich selbst Belegungsvorschriften,<br />

d.h. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohnung darf die Zimmerzahl<br />

die Personenzahl nur um 1 überschreiten.<br />

Wenn das nicht mehr erfüllt ist, muss<br />

umgezogen werden.<br />

Heute gibt es <strong>in</strong> Zürich über 120<br />

Wohngenossenschaften, die etwa 40.000<br />

Wohnungen besitzen. Die vielen alten<br />

Genossenschaften, gegründet zwischen<br />

1910 und 1970, beschränkten sich gegen<br />

Ende des 20. <strong>Jahrhundert</strong>s auf die Pfl ege<br />

des Bestands und täten das vielleicht heute<br />

noch, wenn nicht Zürich <strong>in</strong> den 1980er<br />

Jahren zum Schauplatz von Jugendrevolten<br />

und Hausbesetzungen geworden wäre. Im<br />

Zuge dieser politischen Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

entstanden Ideen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e neue Kultur<br />

des Lebens <strong>in</strong> der Stadt, bekanntester<br />

Ausdruck dessen ist das Konzept der bolos<br />

von P. M., das die Utopie e<strong>in</strong>es Netzwerks<br />

autarker, nicht-hierarchischer Kommunen<br />

beschreibt. Aus diesen Vorstellungen e<strong>in</strong>es<br />

ganzheitlichen Wohnens und Arbeitens<br />

entstanden erstmals neue Genossenschaften<br />

als rechtliche Hülle <strong>für</strong> urbane Sanierungsprojekte:<br />

die Gruppen Karthago, organisiert<br />

als Großhaushalt, und Dreieck mit 60<br />

Wohnungen und 30 Gewerbee<strong>in</strong>heiten. Seit<br />

Ende der 1990er Jahre, als sich die<br />

politischen Verhältnisse <strong>in</strong> Zürich wandelten<br />

und die Stadt wieder zu wachsen begann,<br />

entstanden aus diesem Umfeld die auf<br />

Neubau orientierten Genossenschaften<br />

Kraftwerk1, Kalkbreite und mehr als<br />

wohnen!, die schließlich den Großteil jener<br />

Projekte realisierten, die heute <strong>in</strong>ternational<br />

wahrgenommen werden. So s<strong>in</strong>d etliche<br />

der ehemaligen HausbesetzerInnen heute<br />

Vorstände von Genossenschaften.<br />

Aus dieser Entwicklung leiten sich<br />

wichtige Charakteristika der heutigen<br />

Projekte ab. Die wohntypologischen<br />

Innovationen der Gegenwart s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

Fortsetzung der Wohnideen aus den<br />

1980er Jahren, ebenso wie die Verknüpfung<br />

von Wohnen und Arbeiten und der<br />

<strong>in</strong>tegrative, auf Vielfalt bedachte Ansatz der<br />

Projekte. Die komplexen und differenzierten<br />

Programme werden nach dem Modell der<br />

so genannten generischen Partizipation<br />

entwickelt. Das heißt, dass sich größere<br />

Gruppen von Menschen an der Entwicklung<br />

beteiligen, die sich als verantwortliche<br />

StadtbürgerInnen sehen, statt dass bloß die<br />

zukünftigen BewohnerInnen selbst ihren<br />

eigenen Lebensraum entwerfen. So bleiben<br />

die Konzepte mit dem sozialen Umfeld<br />

verknüpft und durch die Vielfalt der <strong>E<strong>in</strong></strong>fl üsse<br />

steigt die Chance <strong>für</strong> <strong>in</strong>novative Ansätze.<br />

Der Band präsentiert im Hauptteil, nach<br />

Darstellungen zur Geschichte des Zürcher<br />

Genossenschaftswesens, se<strong>in</strong>er Bedeutung<br />

<strong>für</strong> die Stadt und der Kooperation zwischen<br />

Stadt und Genossenschaften, zunächst<br />

mehr als 40 genossenschaftliche Projekte,<br />

geordnet nach städtebaulichen Kriterien,<br />

von der Verdichtung der Gartenstadt über<br />

Großformen bis zu Block- und Straßenbildung.<br />

Jedes Projekt bekommt ausreichend<br />

Platz mit Plänen, Fotos und beschreibenden<br />

Texten. Dann leiten zwei Artikel als<br />

Intermezzo zu Wohntypologien und zur<br />

Geschichte der neuen Genossenschaften<br />

über zu den bekannten, besonders<br />

<strong>in</strong>novativen Projekten der jungen Genossenschaften,<br />

die somit als Kulm<strong>in</strong>ationspunkt<br />

e<strong>in</strong>er hundertjährigen Geschichte gezeigt<br />

werden. Sie verfolgen dabei neue Ziele, die<br />

sie von historischen Genossenschaftsbauten<br />

ebenso wie vom Standard heutiger<br />

Genossenschaftsprojekte unterscheiden:<br />

Besprechungen<br />

53


mit zwei Beispielen aus Wien (Que[e]rbau<br />

und V<strong>in</strong>ziRast-Mittendr<strong>in</strong>) sowie dem<br />

derzeit unvermeidlichen mehr als wohnen!<br />

aus Zürich. Der Fokus auf den Prozess der<br />

Inklusion ermöglicht das Entdecken neuer<br />

Facetten an auch bereits breit publizierten<br />

Projekten. So erfährt man, dass bei<br />

mehr als wohnen! <strong>in</strong> zwei Jahren mehr als<br />

30 Quartiersgruppen aus e<strong>in</strong>er Bewohnerschaft<br />

aktiv geworden s<strong>in</strong>d, die mehrheitlich<br />

ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> alternativen<br />

Wohnprojekten hat. Möglich wurde dies<br />

auch durch e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung<br />

der Genossenschaft. <strong>E<strong>in</strong></strong>e ebenso wichtige<br />

Rolle spielt die Art der Wohnungsvergabe.<br />

Kriterien wie der Bezug zum Quartier oder<br />

die Bereitschaft, auf e<strong>in</strong> Auto zu verzichten,<br />

spielen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Ansätze<br />

also, die <strong>in</strong> Wien sowohl seitens der Politik<br />

als auch von BürgerInnen kritisiert werden.<br />

Andere Projekte geben e<strong>in</strong>e Durchmischung<br />

nach e<strong>in</strong>em bestimmten Schlüssel<br />

vor, der Alter, Herkunft oder Beh<strong>in</strong>derung<br />

der BewohnerInnen berücksichtigt und<br />

auch bei der Neubelegung ausschlaggebend<br />

ist. Projekte wie das Refugio <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

gehen so weit, überhaupt nur kurzfristige<br />

Mietverträge anzubieten, um e<strong>in</strong><br />

Sharehouse e<strong>in</strong>er multikulturellen Hausgeme<strong>in</strong>schaft<br />

als Willkommensort umzusetzen.<br />

Der Anteil von Menschen mit und<br />

ohne Fluchterfahrung hält sich hier die<br />

Waage. Mehr als über öffentliche<br />

Fördermittel tragen sich die meisten der<br />

vorgestellten Projekte selbst, nutzen aber<br />

günstige Grundstückskonditionen und<br />

ermöglichen Wohnkostentransfers über<br />

<strong>in</strong>terne solidarische F<strong>in</strong>anzierungen.<br />

Der Ausblick der »visionären Strategien«<br />

zeigt, dass die Projekte nicht nur größer<br />

als noch vor e<strong>in</strong>igen Jahren werden und<br />

sich immer mehr auch auf kle<strong>in</strong>e Nachbarschaften<br />

beziehen, sie versuchen zusätzlich,<br />

sich projektübergreifend besser zu<br />

organisieren und zu strukturieren. Das<br />

Mietshäusersyndikat International oder der<br />

Sprung des Community Land Trusts über<br />

den Ärmelkanal nach Brüssel s<strong>in</strong>d bemerkenswerte<br />

Grenzüberschreitungen. Das<br />

Modell der Community Land Trusts <strong>in</strong><br />

England schafft und sichert <strong>in</strong> hoher Zahl<br />

leistbaren Wohnraum (siehe dazu<br />

Engelsman et al <strong>in</strong> <strong>dérive</strong> 64). Alle<strong>in</strong> 2016<br />

wurde so fast die Hälfte der benötigten<br />

Viertelmillion an englischen Sozialwohnungen<br />

geschaffen. In zentralen<br />

Lagen <strong>in</strong> London bis zu ehemaligen<br />

Abbruchvierteln wie <strong>in</strong> den Liverpooler<br />

Granby4Streets lassen sich so kle<strong>in</strong>teilige<br />

Erneuerungen schrittweise umsetzen,<br />

die sich auch mit gewerblichen Nutzungen<br />

komb<strong>in</strong>ieren lassen.<br />

—<br />

id22: Institut <strong>für</strong> kreative Nachhaltigkeit, Michael LaFond<br />

und Larisa Tsvetkova (Hg.)<br />

CoHous<strong>in</strong>g Inclusive. Selbstorganisiertes,<br />

geme<strong>in</strong>schaftliches Wohnen <strong>für</strong> alle<br />

Berl<strong>in</strong>: Jovis, 2017<br />

deutsch/englisch, 240 Seiten, 29,80 Euro<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>e Rezension der Bücher Hollaus,<br />

Melanie & Schleich Heidi (2017):<br />

Bocksiedlung – <strong>E<strong>in</strong></strong> Stück Innsbruck und<br />

Wildschut, Henk (2017): Ville de Calais<br />

mit dem Titel Von Innsbruck nach Calais<br />

bef<strong>in</strong>det sich auf www.derive.at.<br />

Bori<br />

Die Baugruppe Bikes and Rails errichtet das 1. Neubauprojekt im habiTAT, dem<br />

Mietshäuser-Syndikat <strong>in</strong> Österreich. Am Wiener Hauptbahnhof entsteht e<strong>in</strong> Passivhaus<br />

mit 18 Mietwohnungen, Flüchtl<strong>in</strong>ge-Willkommen-WG, Geme<strong>in</strong>schafts-Dachterrasse,<br />

Veranstaltungsraum, Radwerkstatt, Proberaum und Grätzel-Cafe. Das Haus wird der<br />

Verwertung am Immobilienmarkt entzogen und sichert <strong>für</strong> immer selbstbestimmten<br />

und bezahlbaren Wohn-, Arbeits- und Kulturraum im Herzen der Stadt.<br />

Da<strong>für</strong> brauchen wir De<strong>in</strong>e Hilfe! Mit e<strong>in</strong>em privaten Direktkredit unterstützt Du uns<br />

bei der Schaffung von solidarischen und bezahlbaren Räumen <strong>für</strong> viele Generationen.<br />

Interesse De<strong>in</strong> Geld sozial, lokal und transparent <strong>in</strong> unser Haus e<strong>in</strong>zulegen?<br />

Infopaket anfordern unter www.bikesandrails.org.<br />

Bik*Öko*Soli*Unk*<br />

Besprechungen<br />

61


BACKISSUES<br />

Bestellungen via Bestellformular auf www.derive.at<br />

oder an bestellung(at)derive.at.<br />

Alle Inhaltsverzeichnisse und zahlreiche Texte s<strong>in</strong>d auf der <strong>dérive</strong>-Website nachzulesen.<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 1 (01/2000)<br />

Schwerpunkte: Gürtelsanierung: Sicherheitsdiskurs,<br />

Konzept – und Umsetzungskritik, Transparenzbegriff;<br />

Institutionalisierter Rassismus am Beispiel der<br />

»Operation Spr<strong>in</strong>g«<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 2 (02/2000)<br />

Schwerpunkte: Wohnsituation von MigrantInnen und<br />

Kritik des Integrationsbegriffes; Reclaim the Streets/<br />

Politik und Straße<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 3 (01/2001) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: Spektaktelgesellschaft<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 4 (02/2001)<br />

Schwerpunkte: Gentrifi cation, Stadtökologie<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 5 (03/2001)<br />

Sampler: Salzburger Speckgürtel, Museumsquartier,<br />

räumen und gendern, Kulturwissenschaften und<br />

<strong>Stadtforschung</strong>, Virtual Landscapes, Petrzalka,<br />

Juden/Jüd<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Bratislava<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 6 (04/2001)<br />

Schwerpunkt: Argument Kultur<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 7 (01/2002)<br />

Sampler: Ökonomie der Aufmerksamkeit,<br />

Plattenbauten, Fem<strong>in</strong>istische Stadtplanung,<br />

Manchester, Augarten/Hakoah<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 8 (02/2002)<br />

Sampler: Trznica Arizona, Dresden, Ottakr<strong>in</strong>g,<br />

Tokio, Antwerpen, Graffi ti<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 9 (03/2002)<br />

Schwerpunkt <strong>in</strong> Kooperation mit dem<br />

Tanzquartier Wien: Wien umgehen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 10 (04/2002) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: Produkt Wohnen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 11 (01/2003)<br />

Schwerpunkt: Adressierung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 12 (02/2003)<br />

Schwerpunkt: Angst<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 13 (03/2003)<br />

Sampler: Nikepark, Mumbai,<br />

Radfahren, Belfast<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 14 (04/2003) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: Temporäre Nutzungen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 15 (01/2004)<br />

Schwerpunkt: Frauenöffentlichkeiten<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 16 (02/2004)<br />

Sampler: Frankfurt am Arsch, Ghetto Realness,<br />

Hier entsteht, (Un)Sicherheit, Reverse Imag<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g,<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> Ort des Gegen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 17 (03/2004)<br />

Schwerpunkt: Stadterneuerung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 18 (01/2005)<br />

Sampler: Elektronische Stadt, Erdgeschoßzonen,<br />

Kathmandu, Architektur <strong>in</strong> Bratislava<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 19 (02/2005)<br />

Schwerpunkt: Wiederaufbau des Wiederaufbaus<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 20 (03/2005)<br />

Schwerpunkt: Candidates and Hosts<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 21/22 (01-02/2006)<br />

Schwerpunkt: Urbane Räume – öffentliche Kunst<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 23 (03/2006) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: Visuelle Identität<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 24 (04/2006)<br />

Schwerpunkt: Sicherheit: Ideologie und Ware<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 25 (05/2006) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: Stadt mobil<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 26 (01/2007)<br />

Sampler: Stadtaußenpolitik, Sofi a, Frank Lloyd Wright,<br />

Banlieus, Kreative Milieus, Refl exionen der<br />

phantastischen Stadt, Spatial Practices as a Bluepr<strong>in</strong>t<br />

for Human Rights Violations<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 27 (02/2007)<br />

Schwerpunkt: Stadt hören<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 28 (03/2007)<br />

Sampler: Total Liv<strong>in</strong>g Industry Tokyo, Neoliberale<br />

Technokratie und Stadtpolitik, Planung <strong>in</strong> der<br />

Stadtlandschaft, Entzivilisierung und Dämonisierung,<br />

Stadt-Beschreibung, Die Unversöhnten<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 29 (04/2007)<br />

Schwerpunkt: Transformation der Produktion<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 30 (01/2008) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: C<strong>in</strong>ematic Cities – Stadt im Film<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 31 (02/2008) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: Gouvernementalität<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 32 (03/2008)<br />

Schwerpunkt: Die Stadt als Stadion<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 33 (04/2008)<br />

Sampler: Quito, Identität und Kultur des Neuen<br />

Kapitalismus, Pavillonprojekte, Hochschullehre,<br />

Altern, Pliensauvorstadt, Istanbul, privater Städtebau,<br />

Keller, James Ballard<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 34 (01/2009)<br />

Schwerpunkt: Arbeit Leben<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 35 (02/2009)<br />

Schwerpunkt: Stadt und Comic<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 36 (03/2009)<br />

Schwerpunkt: Aufwertung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 37 (04/2009) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: Urbanität durch Migration<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 38 (01/2010)<br />

Schwerpunkt: Rekonstruktion<br />

und Dekonstruktion<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 39 (02/2010) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: Kunst und urbane Entwicklung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 40/41 (03+04/2010)<br />

Schwerpunkt: Understand<strong>in</strong>g <strong>Stadtforschung</strong><br />

<strong>dérive</strong> Nr. 42 (01/2011) Sampler<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 43 (02/2011) Sampler<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 44 (03/2011) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt: Urban Nightscapes<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 45 (04/2011)<br />

Schwerpunkt: Urbane Vergnügungen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 46 (01/2012) (vergriffen)<br />

Das Modell Wiener Wohnbau<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 47 (02/2012)<br />

Ex-Zentrische Normalität:<br />

Zwischenstädtische Lebensräume<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 48 (03/2012)<br />

Stadt Klima Wandel<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 49 (04/2012)<br />

Stadt selber machen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 50 (01/2013) (vergriffen)<br />

Schwerpunkt Straße<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 51 (02/2013)<br />

Schwerpunkt: Verstädterung der Arten<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 52 (03/2013) Sampler (vergriffen)<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 53 (04/2013)<br />

Citopia Now<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 54 (01/2014)<br />

Public Spaces. Resilience & Rhythm<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 55 (02/2014)<br />

Scarcity: Austerity Urbanism<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 56 (03/2014) (vergriffen)<br />

Smart Cities<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 57 (04/2014)<br />

Safe City<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 58 (01/2015) (vergriffen)<br />

Urbanes Labor Ruhr<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 59 (02/2015) Sampler (vergriffen)<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 60 (03/2015)<br />

Schwerpunkt: Henri Levebvre und das Recht aus Stadt<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 61 (04/2015) (vergriffen)<br />

Perspektiven e<strong>in</strong>es kooperativen Urbanismus<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 62 (01/2016) Sampler<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 63 (02/2016)<br />

Korridore der Mobilität<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 64 (03/2016)<br />

Ausgrenzung, Stigmatisierung, Exotisierung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 65 (04/2016)<br />

hous<strong>in</strong>g the many Stadt der Vielen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 66 (01/2017)<br />

Judentum und Urbanität<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 67 (02/2017)<br />

Nahrungsraum Stadt<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 68 (03/2017) Sampler<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 69 (04/2017) Demokratie<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 70 (01/<strong>2018</strong>) Detroit


Impressum<br />

ABONNEMENT<br />

<strong>dérive</strong> – Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Medien<strong>in</strong>haber, Verleger und Herausgeber:<br />

<strong>dérive</strong> – Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Mayergasse 5/12, 1020 Wien<br />

Vorstand: Christoph Laimer, Elke Rauth<br />

ISSN 1608-8131<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz<br />

Zweck des Vere<strong>in</strong>es ist die Ermöglichung und Durchführung<br />

von Forschungen und wissenschaftlichen Tätigkeiten zu den<br />

Themen Stadt und Urbanität und allen damit zusammenhängenden<br />

Fragen. Besondere Berücksichtigung sollen dabei<br />

<strong>in</strong>ter- und transdiszipl<strong>in</strong>äre Ansätze f<strong>in</strong>den.<br />

Grundlegende Richtung:<br />

<strong>dérive</strong> – Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong> versteht sich als<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Plattform zum Thema <strong>Stadtforschung</strong>.<br />

Redaktion<br />

Mayergasse 5/12, 1020 Wien<br />

Tel.: +43 (01) 946 35 21<br />

E-Mail: mail@derive.at<br />

www.derive.at<br />

www.urbanize.at,<br />

www.facebook.com/derivemagaz<strong>in</strong><br />

twitter.com/derivemagaz<strong>in</strong><br />

<strong>dérive</strong> – Radio <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Jeden 1. Dienstag im Monat von 17.30 bis 18 Uhr<br />

<strong>in</strong> Wien live auf ORANGE 94.0<br />

oder als Webstream http://o94.at/live.<br />

Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235<br />

Anzeigenleitung & Medienkooperationen:<br />

Helga Kusolitsch, anzeigen@derive.at<br />

Website: Christian Klettner, Artistic Bokeh, Simon Repp,<br />

Robert Wildl<strong>in</strong>g<br />

Grafische Konzeption & Gestaltung:<br />

Atelier Liska Wesle — Wien / Berl<strong>in</strong><br />

Lithografie: Branko Bily<br />

Coverfoto: Henk Wildschut, Ville de Calais,<br />

Southern ma<strong>in</strong> road, 17.1.2016<br />

Hersteller: Resch Druck, 1150 Wien<br />

Kontoverb<strong>in</strong>dung<br />

Empfänger: <strong>dérive</strong> - Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Bank: Hypo Oberösterreich<br />

IBAN AT53 54000 0000 0418749, BIC OBLAAT2L<br />

Abonnement<br />

Standard: 24 Euro (<strong>in</strong>kl. Versandspesen Inland)<br />

Ermäßigt: 20 Euro (<strong>in</strong>kl. Versandspesen Inland)<br />

Förder- und Institutionenabo: Euro 50<br />

Ausland jeweils plus 8 Euro Versandspesen<br />

Abonnements laufen e<strong>in</strong> Jahr (vier <strong>Heft</strong>e). Bestellungen an:<br />

bestellung@derive.at oder per Bestellformular auf www.derive.at<br />

Wir danken <strong>für</strong> die Unterstützung:<br />

Bundeskanzleramt – Kunstsektion,<br />

MA 7 – Wissenschafts- und Forschungsförderung.<br />

Chefredaktion: Christoph Laimer<br />

Schwerpunktredaktion: Friedrich Hauer, Andre Krammer<br />

Redaktion / Mitarbeit: Thomas Ballhausen, Andreas Fogarasi,<br />

Simon Garnett, Barbara Holub, Michael Kle<strong>in</strong>, Andre Krammer,<br />

Silvester Kreil, Axel Laimer, Iris Meder, Erik Me<strong>in</strong>harter, Sab<strong>in</strong>a<br />

Prudic-Hartl, Paul Rajakovics, Elke Rauth, Manfred Russo,<br />

Lilly-Marie Untner.<br />

AutorInnen, InterviewpartnerInnen und KünstlerInnen dieser<br />

Ausgabe: Johanna Betz, Marie-Claude Blanc-Chaléard,<br />

Muriel Cohen, Simon Garnett, Ernst Gruber, Friedrich Hauer,<br />

Melanie Hollaus, Andre Krammer, Silvester Kreil, Antje Lehn,<br />

Inge Manka, Anke Schulz, Dubravka Sekulić, Nicole Six und<br />

Paul Petritsch, Paul Rajakovics, Robert Temel.<br />

Mitgliedschaften, Netzwerke:<br />

Euroz<strong>in</strong>e – Vere<strong>in</strong> zur Vernetzung von Kulturmedien,<br />

IG Kultur, INURA – International Network for Urban<br />

Research and Action, Recht auf Stadt – Wien.<br />

Die Veröffentlichung von Artikeln aus <strong>dérive</strong> ist nur mit<br />

Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />

68<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>71</strong> — BIDONVILLES & BRETTELDÖRFER. <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Jahrhundert</strong> <strong><strong>in</strong>formeller</strong> <strong>Stadtentwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>


»Es kann nicht verwundern,<br />

dass dem spontanen,<br />

aufsässigen Element der<br />

Bewegung rasch der Kampf<br />

angesagt und Grundsätze<br />

der bürgerlichen<br />

Gesellschaft wie das<br />

Privateigentum wieder<br />

durchgesetzt wurden.«<br />

Hauer & Krammer — Das wilde Wien, S. 09<br />

Selbstorganisation, Diszipl<strong>in</strong>ierung, Wohnungsnot,<br />

Siedlerbewegung, Rotes Wien, Hamburg, Subsistenzwirtschaft, Belgrad,<br />

soziales Eigentum, Innsbruck, Calais Jungle,<br />

gegenseitige Hilfe, <strong>Bidonvilles</strong>, Arbeitsmigration,<br />

Upcycl<strong>in</strong>g, Bratislava

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