Timotheus Magazin #14 - Zorn
Inhalt Editorial Zorn und Sühnung (Waldemar Dirksen) – Das einzige »Mittel« gegen den Zorn Gottes. Der »deutsche« Puritaner (Hans-Werner Deppe) – Eine biographische Skizze über Gottfried Daniel Krummacher. Das Wesen seines Zorns (Kurt Vetterli) – Von der Wichtigkeit den Zorn Gottes richtig einzuordnen. Der Kelch des Zorns (Nils Freerksema) – Von der Grausamkeit des Kelches und von dem, der es ausgetrunken hat. Zorn vs. Zorn (Jörn Krebs) – Warum menschlicher und göttlicher Zorn grundlegend verschieden sind. Der Zorn Gottes im Alten Testament (Andreas Münch) – War der Zorn Gottes im Alten Testament real? Wahre Reformation … bekämpft Falsches! (Jochen Klautke) – Teil Zwei zur Reihe über den König Josia. Sünder in den Händen eines zornigen Gottes (Benedikt Peters) – Von der berühmtesten Predigt über den Zorn Gottes. Buchvorstellungen
Inhalt
Editorial
Zorn und Sühnung (Waldemar Dirksen) – Das einzige »Mittel« gegen den Zorn Gottes.
Der »deutsche« Puritaner (Hans-Werner Deppe) – Eine biographische Skizze über Gottfried Daniel Krummacher.
Das Wesen seines Zorns (Kurt Vetterli) – Von der Wichtigkeit den Zorn Gottes richtig einzuordnen.
Der Kelch des Zorns (Nils Freerksema) – Von der Grausamkeit des Kelches und von dem, der es ausgetrunken hat.
Zorn vs. Zorn (Jörn Krebs) – Warum menschlicher und göttlicher Zorn grundlegend verschieden sind.
Der Zorn Gottes im Alten Testament (Andreas Münch) – War der Zorn Gottes im Alten Testament real?
Wahre Reformation … bekämpft Falsches! (Jochen Klautke) – Teil Zwei zur Reihe über den König Josia.
Sünder in den Händen eines zornigen Gottes (Benedikt Peters) – Von der berühmtesten Predigt über den Zorn Gottes.
Buchvorstellungen
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fen. Aber normalerweise denken<br />
wir nicht, dass eine zornige Person<br />
liebevoll ist.“ 1<br />
Der gerechte und<br />
heilige <strong>Zorn</strong> Gottes<br />
Der Einwand der ersten Frage relativiert<br />
sich, wenn Gottes <strong>Zorn</strong><br />
als Funktion oder Ausdruck seiner<br />
Heiligkeit und Gerechtigkeit verstanden<br />
wird. Gott ist heilig und in<br />
seiner Gegenwart löst Sünde eine<br />
Gegenreaktion seinerseits aus (vgl.<br />
Habbakuk 1,12-13; Jesaja 1,4-20).<br />
Es entspricht dem Wesen seiner<br />
Heiligkeit, die Unheiligkeit der<br />
Sünde zu konfrontieren. Göttlicher<br />
<strong>Zorn</strong> steht nicht im Gegensatz zu<br />
seiner Heiligkeit, sondern er geht<br />
aus seiner Heiligkeit hervor. Er ist<br />
absolut perfekt, gerecht und weise.<br />
So „beißt“ sich Gottes Wesen und<br />
Wirken mit allem, was ihm letztlich<br />
nicht entspricht. Daher schreibt<br />
Wilfried Härle zur Vereinbarkeit<br />
von Heiligkeit und <strong>Zorn</strong> in Gott:<br />
„Das Gemeinsame von Heiligkeit<br />
und <strong>Zorn</strong> ist dieser unversöhnliche<br />
Gegensatz zwischen Gottes Wesen<br />
und der Realität der Sünde, wobei<br />
‚Heiligkeit‘ eher die Unvereinbarkeit<br />
von beidem, ‚<strong>Zorn</strong>‘ eher die<br />
Verneinung der Sünde durch Gottes<br />
Wesen bezeichnet.“ 2 Somit legt<br />
sich der scheinbare Widerspruch<br />
zwischen Gottes <strong>Zorn</strong> und seiner<br />
Heiligkeit.<br />
<strong>Zorn</strong> als liebevolle<br />
Neuausrichtung<br />
Bei dem Versuch, Gottes <strong>Zorn</strong> im<br />
Zusammenhang mit seiner Liebe<br />
zu verstehen, kommt eine wichtige<br />
Rolle der Tatsache zu, dass<br />
Gott aufgrund von Bünden mit<br />
Menschen und ganz besonders<br />
mit seinem Volk handelt. Bünde<br />
werden im Rahmen von festgelegten<br />
Abmachungen zwischen den<br />
Bundespartnern geschlossen. Wird<br />
Sünde als Bundesübertretung gesehen<br />
(5. Mose 28,45-69; 29,23-28;<br />
Hosea 8,1-10; Römer 5,12-19), ist<br />
sie sowohl ein objektives Vergehen<br />
gegen eine Abmachung, als auch<br />
ein persönliches Vergehen gegen<br />
1 D.A. Carson, The Difficult Doctrine of<br />
The Love of God (Leicester: Inter-Varsity<br />
Press, 2000) 79.<br />
2 W. Härle, Dogmatik (Berlin u. New<br />
York: de Gruyter, 2 2000) 268.<br />
denjenigen, mit dem der Bund<br />
geschlossen wurde, in diesem Fall<br />
mit Gott. Gottes <strong>Zorn</strong> ist somit<br />
auch ein juristischer Ausdruck<br />
seiner Heiligkeit. Diese Heiligkeit<br />
zieht Unheiligkeit zur Rechenschaft,<br />
um die beim Vertrag ausgemachten<br />
Verhältnisse praktisch<br />
wiederherzustellen (Hosea 6,1,-7;<br />
13,2-13). In diesem Sinn ist Gottes<br />
<strong>Zorn</strong> ebenfalls ein Ausdruck seiner<br />
Treue, ja sogar von Bundesliebe,<br />
die sich eifersüchtig nach der praktischen<br />
Hingabe des Gegenübers<br />
sehnt und versucht diese wiederherzustellen.<br />
Gütige Perfektion als<br />
Ursache<br />
Menschliches Unvermögen, echte<br />
Liebe und <strong>Zorn</strong> miteinander<br />
zu vereinbaren, wie es die zweite<br />
Frage ausdrückt, liegt auch darin<br />
begründet, wie wir Liebe verstehen.<br />
Anders als viele meinen<br />
ist Gottes Liebe in seiner gütigen<br />
Perfektion begründet und nicht<br />
in der Lieblichkeit des Geliebten.<br />
Dieser Wechsel in der Perspektive<br />
ermöglicht den wahrgenommenen<br />
Widerspruch zwischen Gottes Liebe<br />
und <strong>Zorn</strong> aufzulösen. Carson<br />
schreibt, dass im Blick auf Gottes<br />
<strong>Zorn</strong> gelte: „Gott in seiner Perfektion<br />
muss zornig gegenüber seinen<br />
rebellischen Ebenbildern sein,<br />
da sie sich gegen sein Gesetz und<br />
ihn persönlich gewendet haben.“ 3<br />
Und im Blick auf seine Liebe gelte:<br />
„Gott in seiner Perfektion muss<br />
auch liebend gegenüber seinen rebellischen<br />
Ebenbildern sein, da er<br />
solch ein Gott ist.“ 4<br />
Die Ursache für Gottes <strong>Zorn</strong><br />
ist also in Gottes gütiger Perfektion<br />
und Vollkommenheit begründet.<br />
Sein <strong>Zorn</strong> steht nicht im Widerspruch<br />
zu seiner Perfektion, sondern<br />
ist gerade ein Ausdruck ihres<br />
Wesens. So schreibt Carson: „In<br />
der Schrift ist Gottes <strong>Zorn</strong>, wie<br />
emotional er sein mag, die weise<br />
und gerechte Antwort seiner Heiligkeit<br />
und Perfektion auf Sünde.<br />
Gottes Heiligkeit wie auch Gottes<br />
Liebe sind Teil von Gottes Wesen,<br />
<strong>Zorn</strong> ist es nicht. Um es anders zu<br />
3 Carson, The Difficult Doctrine of The<br />
Love of God, 80.<br />
4 Ebd.<br />
sagen: Gott war immer heilig, so<br />
wie er auch immer Liebe war, er<br />
war jedoch nicht immer zornig.<br />
Aber da, wo seine Heiligkeit zu<br />
Recht die Rebellion seiner Kreaturen<br />
konfrontiert, dort muss er<br />
zornig sein, und die ganze biblische<br />
Geschichte bezeugt, dass er zornig<br />
ist, sonst wäre sein <strong>Zorn</strong> nur<br />
‚aufgesetzt‘. Doch in all dem ist er<br />
nicht weniger der Gott der Liebe.“ 5<br />
<strong>Zorn</strong> und Liebe in den<br />
Taten Gottes<br />
Somit ist Gott aus Liebe zornig und<br />
aus Heiligkeit barmherzig (Römer<br />
3,5-8; 9,19-24; Psalm 103,8-9).<br />
Er trägt aus Liebe die „Gefäße des<br />
<strong>Zorn</strong>s“ mit Langmut (Römer 9,22)<br />
und daher kann die Bibel vom<br />
<strong>Zorn</strong> Jesu, der als Lamm starb, als<br />
dem „<strong>Zorn</strong> des Lammes“ sprechen<br />
(Offenbarung 6,16; 14,10). Hier<br />
ist die Rede von Jesus, der Krieg<br />
gegen das Böse führt in Gerechtigkeit<br />
(Offenbarung 19,11). Auch<br />
die zweite Frage stellt sich aus Sicht<br />
der Bibel nun nicht mehr. Gott ist<br />
zwar langsam zum <strong>Zorn</strong>, aber in<br />
seinem Vorhaben, diesem auf treffende<br />
und weise Art Ausdruck zu<br />
verleihen, beständig und entschlossen<br />
(2. Mose 34,6; Psalm 103,8).<br />
Der <strong>Zorn</strong> ist öfters von einer gewissen<br />
hoffnungsvollen Erwartung auf<br />
die Umkehr von Sündern begleitet,<br />
weshalb er wiederholt um sie wirbt<br />
(Jesaja 54,8-11; Hosea 14,1-8).<br />
Die Absicht und Frucht dieses<br />
langmütigen und weisen <strong>Zorn</strong>es<br />
ist es, göttliche Gerechtigkeit auf<br />
Erden herzustellen (2. Petrus 3,3-<br />
12). Ultimativ traf der <strong>Zorn</strong> Gottes<br />
Jesus am Kreuz auf Golgatha, so<br />
dass es durch Umkehr und Buße<br />
Rettung von Gottes <strong>Zorn</strong> gibt. So<br />
ist jeder, der umkehrt, durch Jesu<br />
Leiden von dem zukünftigen Gericht<br />
Gottes gegenüber Sündern<br />
gerettet (Römer 5,9; 1. Thessalonicher<br />
1,10; 5,9; 2. Petrus 3,7.12).<br />
<strong>Zorn</strong> und der Mensch<br />
Der Versuch, Gottes <strong>Zorn</strong> als Ausdruck<br />
seiner Heiligkeit, Gerechtigkeit<br />
und Liebe zu verstehen,<br />
5 D.A. Carson, ,Love’ in: T.D. Alexander<br />
und B.S. Rosner (Hsg.), New Dictionary<br />
of Biblical Theology (Leicester u. Downers<br />
Grove: Inter-Varsity Press, 2000)<br />
647.<br />
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