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Stephen Westerholm: Angriff auf die Rechtfertigung

Stephen Westerholm Angriff auf die Rechtfertigung Die Neue Paulusperspektive auf dem Prüfstand Mit einem Vorwort von Martin Erdmann

Stephen Westerholm
Angriff auf die Rechtfertigung
Die Neue Paulusperspektive auf dem Prüfstand
Mit einem Vorwort von Martin Erdmann

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<strong>Angriff</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> · Kapitel 7<br />

sche »Gesetzlichkeit«, als wären jene, <strong>die</strong> versuchen, das tun, was sie<br />

tun sollen, »gesetzliche Legalisten«. Dass <strong>die</strong>ser Vers einen Strich<br />

durch <strong>die</strong> Annahme macht, dass das Gesetz als Weg zur Gerechtigkeit<br />

<strong>die</strong>nen könnte, gründet vielmehr <strong>auf</strong> einem Verständnis der<br />

menschlichen Sündhaftigkeit, das viel radikaler ist als das Sündenverständnis<br />

der meisten damaligen Juden. Folglich ist für Paulus<br />

<strong>die</strong> einzige Gerechtigkeit, <strong>die</strong> sündige Menschen erlangen können,<br />

jene, <strong>die</strong> ihnen von Gott aus Gnade geschenkt wird, »ohne Gesetzeswerke«<br />

(3,24-28; 4,2-6; 5,17). Dadurch unterscheidet Paulus<br />

Gnade von Werken <strong>auf</strong> eine Weise, wie es anderen Juden nicht für<br />

nötig erschien.<br />

Gott kann Sünder nur deshalb mit Recht für gerecht erklären,<br />

weil Christus ihre Sünden <strong>auf</strong> sich nahm und durch seinen Opfertod<br />

für sie Sühne erwirkt hat. Doch auch wenn eine solche Ernennung<br />

zu Gerechten eine Gnadengabe ist, muss sie immer noch<br />

empfangen werden: Erst wenn bisher sture und unwillige Sünder<br />

Gott <strong>die</strong> ihm gebührende Ehre geben (1,21), ihren Widerstand <strong>auf</strong>geben<br />

und ihr Vertrauen <strong>auf</strong> das Erlösungswerk seines Sohnes setzen,<br />

erklärt Gott sie für gerecht (3,22.28; 5,1). Wenn ihr Glaubensbekenntnis<br />

sich nicht als leer erweist (1Kor 15,2), sondern zu einem<br />

beharrlichen (Lebens-) Wandel im Glauben führt, der <strong>die</strong> Versuchungen<br />

des Lebens überwindet (Röm 5,3-5; Kol 1,22f), dann wird<br />

das Jüngste Gericht <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong> bestätigen, <strong>die</strong> sie empfingen,<br />

als sie <strong>auf</strong> Gottes Ruf des Evangeliums reagierten: Sie werden<br />

aus Glauben gerechtfertigt werden (Gal 5,5f).<br />

Entgegen allen <strong>Angriff</strong>en <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Rechtfertigung</strong>slehre in letzter<br />

Zeit glaube ich, dass man Paulus und seine <strong>Rechtfertigung</strong>slehre so<br />

wie oben dargestellt richtig versteht. Man kann <strong>die</strong> herkömmliche<br />

<strong>Rechtfertigung</strong>slehre nicht durch Behauptungen entkräften wie:<br />

– im 1. Jahrhundert seien <strong>die</strong> Menschen nicht daran interessiert<br />

gewesen, einen gnädigen Gott zu finden (wie hätte das angesichts<br />

des drohenden Gerichtes Gottes sein können?);<br />

– <strong>die</strong> herkömmliche <strong>Rechtfertigung</strong>slehre würde <strong>die</strong> Juden des<br />

1. Jahrhunderts zu Unrecht als »gesetzlich« oder »Legalisten«<br />

verurteilen (sie verurteilt vielmehr <strong>die</strong> Sündhaftigkeit aller<br />

Menschen);<br />

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