18.04.2018 Aufrufe

Stephen Westerholm: Angriff auf die Rechtfertigung

Stephen Westerholm Angriff auf die Rechtfertigung Die Neue Paulusperspektive auf dem Prüfstand Mit einem Vorwort von Martin Erdmann

Stephen Westerholm
Angriff auf die Rechtfertigung
Die Neue Paulusperspektive auf dem Prüfstand
Mit einem Vorwort von Martin Erdmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Vorwort zur deutschen Ausgabe<br />

Von Martin Erdmann<br />

E. P. Sanders veröffentlichte 1977 sein Hauptwerk Paul and Palestinian<br />

Judaism, eine Umdeutung der paulinischen <strong>Rechtfertigung</strong>slehre<br />

unter einschlägiger Beachtung des judaistischen Religionsverständnisses<br />

im 1. Jahrhundert, und stieß damit eine rege<br />

Debatte an. Es stimmt zwar, dass <strong>die</strong> »Neue Paulusperspektive«<br />

(NPP) schon in den Schriften des presbyterianischen Theologen<br />

G. F. Moores komprimiert zu finden ist, doch erst Sanders sorgte<br />

für eine weitflächige Verbreitung <strong>die</strong>ser Ansicht. Sein noch bedeutsameres<br />

Werk Paul, the Law and the Jewish People (1983) schlug<br />

schon deshalb hohe Wellen in den Fakultäten neutestamentlicher<br />

Gelehrsamkeit, weil Sanders darin eine völlige Revision der bestehenden<br />

Auffassung über Paulus’ Verhältnis zum damaligen Judentum<br />

forderte. Sanders stellte nachdrücklich seine Kritik an der<br />

lutherischen Paulus-Interpretation in den Mittelpunkt. Er unterstellte<br />

Luther, er habe Paulus’ Meinung über <strong>die</strong> jüdischen Legalisten<br />

falsch verstanden.<br />

Nach Sanders Darstellung meinte Luther, dass Paulus sich mit<br />

einem völlig fehlgeleiteten Versuch seiner jüdischen Kontrahenten<br />

konfrontiert sah, Wohlgefallen und Annahme bei Gott durch das<br />

Halten der mosaischen Gesetze zu finden. Doch <strong>die</strong> vor Gott gültige<br />

Gerechtigkeit könne nicht in Eigenleistung ver<strong>die</strong>nt werden.<br />

Alle nachfolgenden Gelehrten der protestantischen Kirchen seien<br />

getreu der Spur des Wittenberger Theologen gefolgt, ohne auch nur<br />

im Geringsten von der vorgegebenen Interpretation der paulinischen<br />

<strong>Rechtfertigung</strong>slehre abzuweichen. Man habe Paulus einfach<br />

durch <strong>die</strong> Brille Luthers gelesen, ohne sich bewusst zu sein, dass eine<br />

Korrektur in der Betrachtungsweise der paulinischen Theologie<br />

nötig war. Sanders war sich deshalb sicher, dass <strong>die</strong> Schriften des<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!