Mai 2018 - coolibri Bochum
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KUNST<br />
R U H R G E B I E T<br />
Aufden Befehl vonChristoph<br />
SchlägersComputer setzen sich 15<br />
Abbauhämmer in Bewegung. Sie<br />
rattern, pochen, fauchen. Bergbau-Historie<br />
erwachtzum Leben,<br />
schafft eine moderne Soundlandschaft.<br />
Das„Abbauhammerkonzert“des<br />
Soundkünstlers istTeil<br />
des attraktivenBeiprogramms der<br />
Mega-Ausstellung „Kunst &Kohle“,<br />
dievon <strong>Mai</strong>bis Septemberden<br />
Übergang des Ruhrgebietsindie<br />
Zeit nach demBergbau-Ende begleitet.<br />
IbrahimMahamas Verhüllungskunstwerk zurdocumenta 14 im vergangenen<br />
Sommer.ZuKunst &Kohle soll dasSchloss Strünkedeverpackt werden.<br />
Foto: Ferdinand Ullrich<br />
17 Museen sagen: Tschüss, Bergbau<br />
17 Häuseraus demVerbund derRuhrKunstMuseen<br />
ziehen für „Kunst &Kohle“aneinem<br />
Strang.In13Städten sind dann künstlerische<br />
Projekte unterschiedlichsterArt zu sehen–ein<br />
beispielloserAkt,der beweist, dass Kooperation<br />
eine gehüteteTradition im Ruhrgebiet bleiben<br />
soll.<br />
DerUnterschied zurgroßenSchau „Das Zeitalter<br />
derKohle“, diekurzvorherimRuhrmuseumEsseneröffnet<br />
wird,ist,dassesbei „Kunst &Kohle“nicht<br />
in erster Linieumdie geschichtliche<br />
Auseinandersetzungmit demBergbau-Zeitalter<br />
geht: „Mir gefallen gerade dieabsurden, geistigenMomente,die<br />
über dasZweckgerichtete des<br />
industriellenProzesses hinausgehen“, sagt Ferdinand<br />
Ulrich,der dasAusstellungsprojekt organisierthat.„Ichbin<br />
im Ruhrgebiet sozialisiert<br />
worden,habeselbstunter Tage gearbeitetbevor<br />
ichmeinKunststudium aufgenommenhabe.“<br />
Schonals sich derVerbund derRuhrKunstMuseen<br />
im Kulturhauptstadtjahr 2010 gründete,war<br />
demdamaligenLeiterder Museender Stadt<br />
Recklinghausen klar,dasssichdie Museen der<br />
Region demEndedes Steinkohlebergbaus widmenmüssten.<br />
Künstler verhüllt SchlossStrünkede<br />
Das aufwendigste undspektakulärsteProjekt,<br />
daserdafür insBootgeholt hat, findetallerdingsgar<br />
nichtineinem Museum statt, sondern<br />
50<br />
am SchlossStrünkede<br />
in Herne,weildie<br />
städtische Galerie<br />
gerade saniertwird.<br />
Derghanaische<br />
Künstlerund Teilnehmerder<br />
documenta<br />
2017 IbrahimMahama<br />
verhüllt großeTei-<br />
FerdinandUlrich<br />
le desDachesund<br />
derFassade desWasserschlosses mitJutesäcken.Mit<br />
helfendenHändenvon Ruhrgebietsbewohnernhat<br />
Mahama dieSäcke,indenen in seinerHeimat<br />
auch Kohleüberweite Strecken<br />
transportiertwird, im April aufder ZecheWesterholt<br />
in Gelsenkirchenvernäht.Aufwendig ist<br />
dasProjekt auch deshalb,weilesnicht nurwegenBrandschutz-Vorschriftenauf<br />
derKippe<br />
stand, sondernfür dasSchloss sogarein Fledermaus-Gutachten<br />
eingeholtwerdenmusste.<br />
Klassischergehteszum Beispiel im Museum<br />
QuadratBottrop zu,woArbeitenBernd undHilla<br />
Bechersausgestellt sind.Sie setztenmit ihren<br />
dokumentarischfotografischenArbeitenein Zeichen<br />
gegendas Vergessenund bewahren mit<br />
klarenStrukturenund nüchternemBlick ein<br />
Bild,das knapp 250Jahre dasbestimmende<br />
desRuhrgebietswar:Zechen, Fördertürme,<br />
Hochöfen undGasometer.<br />
Das Museum unterTageinder <strong>Bochum</strong>er Situation<br />
Kunstheißt „Schwarz“ undwidmetsichmit<br />
Vertreternder Postminimal Artder konkreten<br />
Kunstder Wirklichkeitdes Materials:Die Arbeitenspielen<br />
mitder Schwärze vonKohle undthematisierendie<br />
Sichtbarkeitvon Verborgenem<br />
sowie Dunkelheit in derKunst seit den1960er-<br />
Jahren bisheute.<br />
Das sichtbare Material Kohleinein unsichtbaresverwandelt<br />
dieKünstlerin Helga Griffithsam<br />
KunstmuseumMülheim: Über dasVerfahren der<br />
Destillationwillsie dieEssenzder Kohlegewinnenund<br />
zu einemParfümveredeln. DerDuft<br />
soll an dieHerkunft desfossilenEnergieträgers<br />
ausden Urwälderndes Karbonzeitalters erinnern.<br />
Dieauf dasThema ComicspezialisierteLudwiggalerieOberhausenhat<br />
unterdem Titel„Glück<br />
auf!“ Zeichnungenzum Themavon Wilhelm Herbert<br />
KochsKumpelAnton über Jamiri bisWalter<br />
MoerszuTagegefördert.Und zur großen Vielfalt<br />
derkünstlerischen Genresinder Schaugehört<br />
auch einTheaterstück: DieDresdnerCie.Freaks<br />
&Fremdeerzählt in „Carbon“mit Figurentheatervom<br />
Lebenmit,von undohneKohle in Sachsen,<br />
demRuhrgebietund Kolumbien. Premiere<br />
istam12. <strong>Mai</strong>auf demFestivalFIDENA in den<br />
Flottmannhallen Herne.<br />
MaxFlorian Kühlem<br />
Kunst&Kohle: 4.5.-16.9. an verschiedenenOrtendes<br />
Ruhrgebiets; ruhrkunstmuseen.com