Jubiläumsausgabe Magazin klar Nr. 21 Stiftung Brändi

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Der Mensch steht im Mittelpunkt. Die Wohn- und Arbeitsangebote müssen sich ergänzen und passen. Die UN-Behindertenrechtskonvention – kurz UN BRK – verpflichtet die Schweiz, die Inklusion und Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft zu fördern. Die Stiftung Brändi hat die Hauptaspekte seit längerem im Leitbild verankert. Mit welchen Herausforderungen dies verbunden ist, erklären Martina Neumann, Leiterin Bereich Wohnen, und Thomas Menz, Leiter Bereich Arbeit und berufliche Integration. 18 50 Jahre Stiftung Brändi
Neue Werte Wie weit hilft die UN BRK bei der Lösung von operativen Unsicherheiten? Martina Neumann: Oberste Ziele der UN BRK sind Autonomie, Teilhabe und Inklusion. Wir fühlen uns verpflichtet, die UN BRK zu diskutieren und allfällige Lücken in Bezug auf die konkreten Anliegen nach Möglichkeit zu schliessen. Thomas Menz: Die UN BRK bildet auch die gesetzliche Grundlage der Inklusionsbemühungen in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Die Konvention definiert die Rechte sehr ausführlich und wirft mit pointierten Aussagen gesellschaftspolitische Fragen auf, zum Beispiel das Recht auf Familie. Hat die UN BRK die Bedürfnisse des behinderten Menschen wieder ins Zentrum gerückt? T. M.: Das hat sie bei der Stiftung Brändi bestimmt. In den letzten Jahren haben wir uns auf allen Ebenen vertieft mit Inklusion befasst. Vieles haben wir schon umgesetzt, zahlreiche neue Projekte sind am Laufen. Leider wird die UN BRK bei der Politik noch wenig beachtet. Denkt man das Thema zu Ende, müssten auch vermehrt Gelder für die Umsetzung investiert werden. Der aktuelle «Sparkurs» im Kanton Luzern lässt dies aber nicht zu. M. N.: Die Bedürfnisse des behinderten Menschen stehen bei uns immer im Zentrum. Menschen mit geistiger Behinderung zeigen häufig Verhaltensweisen, die herausfordernd sind. Daher werden wir uns im Rahmen der UN BRK nochmals vertieft mit der körperlichen, intellektuellen und emotionalen Entwicklung auseinandersetzen und unser Handeln darauf ausrichten. Wie setzt die Stiftung Brändi Inklusion konkret um? M. N.: In den Wohnhäusern sowie in Aussenwohnungen bieten wir flexible und durchlässige Wohnformen an. Unser Angebot «Wohntraining für Mitarbeitende» fördert gezielt die Autonomie. Es entstehen immer mehr «inklusive Projekte», beispielsweise das Wohnen in einem Mehrgenerationenhaus in Schenkon genannt «Wohnen im Dorf». T. M.: Vieles haben wir schon umgesetzt. Hier drei Beispiele: In vier Unternehmen existiert ein Betriebsrat für Mitarbeitende. In fast allen Organisationskomitees für interne und externe Veranstaltungen werden unsere Mitarbeitenden miteinbezogen. Und in der täglichen Arbeit werden sie vermehrt in die Verantwortung genommen. Sie können so aktiv mitgestalten. Bei der Inklusion geht es um Wertschätzung. Ich sehe keinen Unterschied zur Integration. T. M.: Bei der Integration gehen wir davon aus, dass Menschen mit Behinderung ausserhalb der Gesellschaft stehen und in diese integriert werden sollen. Inklusion setzt voraus, dass die Menschen mit Behinderung Teil der Gesellschaft sind. Den Betroffenen soll eine maximale Teilhabe an dieser ermöglicht werden. Das führt grundsätzlich zu einer höheren Akzeptanz und weniger Distanz. Menschen mit Behinderung leben selbstverständlich in unserer Gesellschaft und sind ein bereichernder Teil davon. Wohnen und Arbeit haben Inklusion zum Ziel. Was ist dabei förderlich? M. N.: Unsere intensive Zusammenarbeit ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung von Menschen und Situationen und bietet die Möglichkeit, neue Fragen und Herausforderungen gemeinsam anzugehen. T. M.: Die beiden Bereiche haben zwar unterschiedliche Funktionen, aber dieselbe Grundhaltung. Wir fördern die maximale Selbstständigkeit. Wo bestehen die grössten Unterschiede? T. M.: Bei der Arbeit befinden wir uns im täglichen Spagat zwischen wirtschaftlichem Druck und sozialem Engagement. Der Bereich Arbeit ist zudem klarer strukturiert. M. N.: Der Wohnbereich ist vielschichtiger, noch individueller. Hier geht es um Beziehungen, Gesundheit und Ernährung, um Selbstakzeptanz, Mobilität, Haushalten und vieles mehr – um Lebenssinn und Lebensqualität. < Was heisst «UN BRK»? Es ist eine Abkürzung für das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Behindertenrechtskonvention BRK), das die Generalversammlung der UNO im Jahr 2006 verabschiedet hat. Die BRK wurde von der Schweiz ratifiziert und ist im Mai 2014 in Kraft getreten. Damit verpflichtet sich die Schweiz, Hindernisse zu beheben, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind, sie gegen Diskriminierungen zu schützen und ihre Inklusion und ihre Gleichstellung in der Gesellschaft zu fördern. 50 Jahre Stiftung Brändi19
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