zingster fotoworkshop mit fahrrad
Geschichte, wie für mich mithilfe eines grünen Damenfahrrads mit Korb aus einer emotional zunächst wackeligen Angelegenheit eine - zumindest für mein Empfinden - Erfolgsstory wurde.
Geschichte, wie für mich mithilfe eines grünen Damenfahrrads mit Korb aus einer emotional zunächst wackeligen Angelegenheit eine - zumindest für mein Empfinden - Erfolgsstory wurde.
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Ein grünes Fahrrad in Zingst<br />
Geschichte eines etwas anderen<br />
Foto-Workshops
Wahrscheinlich fragt Ihr Euch, was das grüne Fahrrad für eine Bedeutung hat.<br />
Hier ist die Story:<br />
In Zingst wurde ein Workshop für ambitionierte Hobby– und professionelle Fotografen<br />
angeboten; Titel: „Bild und Print — vom Foto zum fertigen Fotobuch“.<br />
Was ich dort dann aber antraf, war noch etwas mehr: Wir sollten Fotos machen,<br />
die in eine kreative Geschichte eingewoben sei.<br />
Nun hatte ich so etwas noch nie gemacht: die Planung von Fotos war — und ist<br />
eigentlich überwiegend immer noch — mir fremd; was ich ganz gut kann, ist,<br />
einen Blick für attraktive Motive zu haben. Natürlich weiß ich inzwischen auch<br />
einiges über die „Gesetze“ der Bildgestaltung. Mit diesem Wissen sind mir im<br />
Laufe der Jahre durchaus einige recht ordentliche Fotos gelungen. Aber ein Bild<br />
planen? Eine Bildidee verwirklichen, wie es immer so schön heißt? Das war bisher<br />
nicht meins. Und nun sollte ich das hier quasi aus dem Ärmel schütteln?! Dazu<br />
kam, dass mir meine Mitseminaristen und -innen künstlerisch wesentlich potenter<br />
vorkamen und m. M. n. zumindest im Semiprofibereich anzusiedeln waren<br />
(Letzteres hat sich als durchaus nicht falsch herausgestellt). Die Folge: Ich hab<br />
mich massiv unter selbstentwertenden Druck gestellt und gleichzeitig versucht,<br />
so etwas wie eine kreative Idee zu entwickeln; und beides gleichzeitig funktioniert<br />
ja, wie jeder weiß, natürlich hervorragend!<br />
So bin ich dann erst mal „nach Hause“, also in mein Hotel, gefahren, um mich<br />
abzulenken und meine sonst noch notwendigen organisatorischen Angelegenheiten<br />
zu regeln. Dazu gehörte auch die Beschaffung eines praktischen und<br />
umweltfreundlichen fahrbaren Untersatzes.<br />
Und hier kommt die Haupt“person“ dieses Buches in Spiel: das auf der Titelseite<br />
bereits aufgetretene grüne Damen<strong>fahrrad</strong> <strong>mit</strong> farblich nicht einmal wirklich dazu<br />
passendem Lenkerkorb, im Folgenden genannt Grünhildchen!<br />
Ich machte mir klar, dass dieses Rad mich während des ganzen Workshops<br />
begleiten würde; so wie es mir Halt bei der Fortbewegung bieten würde, könnte<br />
es mich ja eigentlich auch bei dem schöpferischen Prozess im Rahmen des Seminars<br />
begleiten. Und so kam es dann auch: Die Story ist durchaus die, dass das<br />
Fahrrad mir in seinem äußerst unorthodoxen Erscheinungsbild, welches in meinen<br />
Augen ein herrlicher Widerspruch zu mir und dem Sinn dieses Workshops stand,<br />
Rettungsanker und Inspirationsquelle wurde. Und so setzte ich dieses Fahrrad permanent<br />
in Beziehung zu — fast — all meinem Erleben in dieser Woche in Zingst.<br />
Ich hoffe, Ihr habt Spaß an diesen nicht immer ernst gemeinten Fotos.
Hier ein einleitendes<br />
Selfie, welches, wie<br />
ich finde, in meinem<br />
Gesicht durchaus<br />
widerspiegelt, was<br />
mich hier am ersten<br />
Tag optisch charakterisiert:<br />
eine tiefe<br />
Skepsis, ob ich hier<br />
überhaupt richtig<br />
bin
Und so beginnt unsere<br />
einwöchige Symbiose: Der<br />
Empfangschef des Haus<br />
54— so hieß meine Unterkunft—<br />
lässt mir die Wahl<br />
zwischen fünf Drahteseln.<br />
Und diese grüne Schönheit<br />
fällt mir <strong>mit</strong> ihrem individuellen<br />
Outfit so ins Auge,<br />
dass es zu meinem Herzen<br />
nicht mehr weit ist.<br />
Und es wird meine treue<br />
Begleiterin.
*Max Hünten war ein Maler, der, 1869 in Düsseldorf geboren,<br />
Mitte der 20er Jahre nach Zingst umsiedelte und dort<br />
in der Schulstraße 2, also fast am identischen Ort wie das<br />
nach ihm benannte Haus, wohnte, von dort aus seinen<br />
Leidenschaften, der Jagd und der Landschaftsmalerei, nach<br />
-ging und dort <strong>mit</strong> 67 Jahren verstarb. In seinem Nachlass<br />
fand man auch 500 Fotoplatten-Negativen; er war also<br />
schon zu seiner Zeit fotografisch durchaus aktiv.<br />
Unsere erste Rundtour vom Hotel führt uns zum<br />
Ort unseres Workshops, dem Max-Hünten-Haus*.
Hinter dem Fahrrad als Deckung kann ich mich dem<br />
Max-Hünten-Haus gefahrlos nähern...<br />
Gelegentlich versteckt Grünhildchen sich aber selber...
...und treibt Blödsinn,<br />
z. B. Spiegelfechtereien,...
...sodass die Welt Kopf<br />
steht und man nicht weiß,<br />
wo oben und unten ist.
Deshalb steige ich<br />
jetzt mal auf und<br />
zeige ihr, wozu sie<br />
eigentlich da ist.<br />
Und siehe, sie versteht<br />
mich und trägt<br />
mich ruhig und sicher...
...über den südlichen Deich<br />
an den Barther Bodden <strong>mit</strong><br />
der Insel „Große Kirr“.
Unterwegs treffen wir<br />
dann Volker aus unserem<br />
Workshop bei der<br />
fotografischen Arbeit**.
Anschließend fahren<br />
wir noch ein wenig<br />
durch den Ort und<br />
landen beim Museum<br />
für die Deutsche Gesellschaft<br />
zur Rettung<br />
Schiffbrüchiger.
Zu essen gibt‘s<br />
allerdings nix...<br />
Hier trifft Grünhildchen einen<br />
kleinen Spielkumpel., weitläufig<br />
<strong>mit</strong> ihr verwandt.
Zurück am Max-<br />
Hünten-Haus<br />
spielen wir noch<br />
einmal Verstecken .
...und dann ist aber Schluss<br />
<strong>mit</strong> lustig: Meine Freundin ist<br />
platt; ab nach Hause!
Am nächsten Morgen ist alles wieder grau in grau. Aber<br />
wir lassen es uns nicht verdrießen und trotzen der grauen<br />
Ostsee <strong>mit</strong> ihrem schneidendkalten Seewind. Und so geht<br />
es auf den Hotspot von Zingst, auf die Seebrücke.
So. Seebrücke abgehakt.<br />
Aber nun will mein Grünhildchen aufs Ganze gehen: ...
Nachdem sie ein altes Boot beschnuppert,<br />
einen nachdenklichen<br />
Blick aufs Meer geworfen hat ,...
...einem Kollegen bei der<br />
Arbeit** zugesehen,...<br />
**Zur Erklärung der Rahmenbedingungen dieser Geschichte:<br />
Der Workshop hieß Bild und Print und diente der Optimierung<br />
der gestalterischen Arbeit beim Erstellen von Fotobüchern. Er<br />
war prinzipiell zweigeteilt:<br />
Vor<strong>mit</strong>tags wurde theoretisch unter Anleitung unserer Dozenten,<br />
Nina und Eib Eibeshäuser, nach<strong>mit</strong>tags outdoor in dem<br />
Sinne gearbeitet, dass wir Bildmaterial für unsere Story sammelten.<br />
Das Portraitshooting im Freien diente der Einführung<br />
in den Umgang <strong>mit</strong> Mischlicht im Freien.
… und noch einen Flirtversuch <strong>mit</strong><br />
einer Artverwandten gestartet hat,...
...will sie jetzt tatsächlich ins Wasser!<br />
Und das bei den Temperaturen!
Naja, es bleibt wohl doch<br />
bei einem Fußbad<br />
Noch ein Blick auf die Seebrücke…
...Und jetzt möchte<br />
sie doch lieber<br />
trockenen Rades<br />
über und nicht<br />
durch das Wasser...
...und dabei von Großer Fahrt<br />
über die Weltmeere träumen...
Aber zurück ins Hier und Jetzt;<br />
Erst mal müssen wir einer Kollegin<br />
in unserem Arbeitsplatz** im Max-<br />
Hünten-Haus einen Besuch abstatten...<br />
Erkennt Ihr das Foto wieder?<br />
Das ist doch das Titelbild!
Jetzt wird meine Freundin unruhig: Hier<br />
passiert doch was? Hier wird doch was<br />
vorbereitet: So ne Art Studio im Freien;<br />
soll hier vielleicht ein Fotoshooting<br />
stattfinden? Womöglich sogar <strong>mit</strong> ihr?
‚und der Kollege von vorhin ist auch schon wieder da…‘<br />
„Hallo, Detlev! Bin ich fotogen so? Stehe ich richtig? Das<br />
<strong>mit</strong> dem Posen hab ich noch nicht so drauf!“
Eitel ist sie ja schon, mein liebes<br />
Grünhildchen; aber ich gönn ihr<br />
das! Ohne sie… wer weiß, ob ich<br />
noch hier wäre...
Am besten,<br />
wir stellen<br />
uns mal<br />
beide hin.<br />
Ohne Mütze ist es<br />
aber doch<br />
recht frisch!
So, Ihr denkt jetzt, die Geschichte ist zu Ende; aber sie hat noch eine Überraschung in petto:...<br />
Na bitte, geht doch!
So sieht es am nächsten Morgen vor<br />
dem Hotel aus! Aus Grünhildchen ist<br />
Schneewittchen geworden! Und das<br />
drei Tage vor Ostern! Von wegen „vom<br />
Eise befreit sind Strom und Bäche…“!<br />
Gut, dass die Arbeit getan ist!
Autor und Fotograf:<br />
Lutz Stegemann<br />
2. Fotograf:<br />
Eib Eibelshäuser<br />
Mitbearbeitung:<br />
Andrea Stegemann<br />
Kameras:<br />
Sony a 99, a77<br />
Na, denn mal Tschüss!<br />
Bis zum nächsten Mal!