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Namibias Herbst

Namibia Selbstfahrertour, unsere fünfte, diesmal mit Direktweiterflug von Hosea Kutako nach Victoria Falls, Toyota Hiulux 4x4 in Kasane in Empfang genommen, Weitere Route Nkasa Lupala > Kayova River Lodge > Mushara Bush Camp > Okaukuejo > Hobatere > Palmwag >Twyfelfontein Adventure Lodge > Cape Cross > Swakopmund > Gobabeb >Intu Africa Camelthorn Lodge >Hosea Kutako AP.

Namibia Selbstfahrertour, unsere fünfte, diesmal mit Direktweiterflug von Hosea Kutako nach Victoria Falls, Toyota Hiulux 4x4 in Kasane in Empfang genommen, Weitere Route Nkasa Lupala > Kayova River Lodge > Mushara Bush Camp > Okaukuejo > Hobatere > Palmwag >Twyfelfontein Adventure Lodge > Cape Cross > Swakopmund > Gobabeb >Intu Africa Camelthorn Lodge >Hosea Kutako AP.

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<strong>Namibias</strong> <strong>Herbst</strong>


Eine einführende Bemerkung<br />

zu diesem<br />

Buch:<br />

Da ich die Erfahrung<br />

gemacht habe, dass<br />

viele Leser und Leserinnen<br />

sich wenig für<br />

die niedergeschriebenen<br />

Erinnerungen interessieren,<br />

einige aber<br />

doch, werde ich den<br />

Reisebericht an das<br />

Ende des Buches setzen.<br />

So „stört“ er nicht<br />

beim Genießen der<br />

Fotos. Im Bildteil gibt<br />

es deshalb nur kurze<br />

Bildunterschriften zur<br />

Erläuterung.<br />

Viel Vergnügen!<br />

Hier wie üblich<br />

die Reiseroute


Hier wird klar, warum die Victoria Falls<br />

auch „Donnernder Rauch“ genannt werden


Wir waren tatsächlich da! Irgendwie<br />

surreal...


Hier in Langzeitbelichtung mit Graufilter:<br />

f/14; 6“; ISO 64; 69 mm


Und noch einmal der „Donnernde Rauch“!


X


Und noch einmal, weil‘s eben<br />

so wunderschön war, aus etwas<br />

anderer Perspektive


Die erste Säbelantilope;<br />

auf<br />

unserem Weg<br />

nach Namibia...<br />

...und die ersten,<br />

aber sicher<br />

nicht die letzten<br />

Rinder auf der<br />

Straße


Ein Angler am Cuando


Der Cuando—hier als Grenzfluss zwischen Botsuana und Namibia


Und hier die ersten dieser schönen Impalas...


Ansichtsimpressionen<br />

von der<br />

Lapa der Nkasa<br />

Lupara Lodge:<br />

Grüner Wald und<br />

grünes Gras


Von weit weg herangeholt: ein Blassuhu


Eine Rotte Warthogs direkt vor der „Haustür“


Die „Sauerei“ geht weiter; Bachen<br />

und Keiler im bzw. am Wasser


Auf dem Nature Drive: Zu Lande und per Boot<br />

durche die Seitenarme und –ärmchen des Cuando


Am Boden - wieder<br />

mal - Impalas, auf dem<br />

Ast eine Gabelracke


Noch mehr Vögel:<br />

ein Marabu,...


...Pelikane...


...eine Riesentrappe<br />

am Boden..


...und<br />

Pelikane in<br />

der Luft


Jede Menge Kapgeier—<br />

in Lauerstellung


Etwas hübschere Zeitgenossen: Weißstirnspinte—in<br />

Bäumen und am Nest<br />

in der Lehmwand des Flussufers


Ein Schreiseeadler


Hier sind wir tatsächlich mit dem Motorboot durch


Sechs Hippos—ob die uns wohl durchlassen?


Sie kommen näher...


Jetzt ist es aber nah genug!


Aufregende Begegnungen auf Augenhöhe (?)


Am Ende bleibt<br />

alles friedlich...


On the road to Kayova River Lodge...<br />

Rauch von Buschfeuer


Wasser—hier an<br />

den Popa Falls


Viehtrieb...


...und –markt


Teil einer traditionellen Ovambosiedlung...


...und „moderner Wohnungsbau“


Zwei nette Bewohner der Kayova Lodge, rund und langgestreckt


Erster Sonnenuntergang<br />

am Okawango, von der<br />

Lodge aus gesehen...


Auf dem und am Okawango<br />

X<br />

Graueisvögel


Mächtige Baobabs


...und der zweite, auf dem<br />

Okawango selbst erlebt!


Es geht weiter zum Mushara Bush Camp kurz vor dem Etosha NP<br />

Verkehrsteilnehmer der<br />

traditionellen Art


Es flattert und krabbelt...<br />

Fahlflügelstare<br />

Schwarze<br />

Grabwespe


Und diese normalerweise<br />

recht freundlichen Gesellen<br />

dürfen hier natürlich<br />

auch nicht fehlen!


Diese Schirmakazie<br />

ist wohl Etoshas<br />

meist fotografierter<br />

Baum; hier mit<br />

Kuhantilope bzw.<br />

Red Hartebeest im<br />

Vordergrund


Und schon geht es erst mal wieder um Vögel...


...zum ersten der<br />

Grünbaumhopf...


...dann ein brütender Sekretär...<br />

...und eine alte<br />

Bekannte, die<br />

Straußenhenne


Und hier natürlich die „üblichen Verdächtigen“ Etoshas:<br />

Springböcke, hier im Wasserloch von Okaukuejo


Oryx mit Impala im Hintergrund


Kein Interesse füreinander: Giraffe und Steppenzebra


Close up von einem Fohlen


Nicht so oft in Etosha anzutreffen:<br />

Hartmann‘sche Bergzebras<br />

Der hier markiert den Hengst


White Rhino (Breitmaulnashorn), vor ...


...und im Bad


Ein einsamer Elefantenbulle<br />

am Nawrotnii<br />

Wasserloch und<br />

viele Menschen...


...und über allem<br />

gleitet ein Schildrabe


Gabarhabicht...<br />

...und Lannerfalke


Ohrengeier


Sozusagen auf Tuchfühlung mit Elefantenbullen in Olifantsrus


Elephants‘ happy hour vor der Hobatere Lodge


Bergzebras am Wasserloch; noch ist alles friedlich,...


...aber schon bricht ein Streit los!


Die Oryx dagegen trinken einträchtig,...<br />

...während der Kudubock wachsam bleibt.


Die Kudukuh hat etwas erschreckt,...


...aber der Impalabock bleibt gelassen


Wenden wir uns nun wieder etwas den Vögeln zu:<br />

Weißbrauenheckensänger<br />

mit Weber<br />

Sattelstorch


...und Glanzstar<br />

Graubülbül...


Purpurkranich<br />

X


Rotschnabelfrankolin


Abschiedsspalier von Bergzebras...


...und Giraffen


Besuch in einem Himbadorf, das ein Living Museum werden möchte.<br />

Wie man sieht, eine äußerst dürre Umgebung...


Bewohnerinnen des Krals mit ihren Kindern


Verheiratete Frauen mit Kind, erkennbar durch Frisur und Lederkopfschmuck


Präpubertäre Mädchen tragen<br />

diese Zöpfe


Blick in eine<br />

Himbahütte...


...und in die Umgebung


Fahrt durchs Damaraland; Landschaftsimpression


Gegenverkehr


Blick aufs Twyfelfontein<br />

Adventure Camp...


...und die traumhafte<br />

Landschaft<br />

drumherum


Sonnenaufgang über Twyfelfontein


Morgenmond


Und wieder erwartet uns eine Wahnsinnslandschaft


mittendrin...


...und es geht<br />

so weiter.


Wir suchen—und finden letztendlich —Wüstenelefanten<br />

Auf Spurensuche durchs Rivier


Wir haben sie gefunden (bzw. unser Driver und Guide)


An der künstlichen Wasserstelle


Staubbad


Himbafrauen verkaufen traditionelles Kunsthandwerk


Und immer wieder zwischendurch<br />

erstaunliches Grün in den Riviertälern


Neuer Beton durch die älteste Wüste der Welt


Seebären über Seebären<br />

Cape Cross


Flirten...


...schlafen und kuscheln...


...trinken...


...und schwimmen...


...das erzeugt<br />

Tiefenentspannung!


Über Swakopmund — hier die Jetty — geht es...


… nach Gobabeb, der internationalen Forschungsstation<br />

für Biologie und Astronomie.


Bis hierher wirkt sich noch der Küstennebel aus.


Aber es gibt auch<br />

schöneres Wetter


Der Weg zur Intu<br />

Africa Camelthorn<br />

Lodge ist zunächst<br />

eine Strecke durchs<br />

absolute Nichts


Aber dann<br />

erscheinen<br />

die ersten<br />

Berge


Und noch einmal begrüßt uns die<br />

rote Erde der Kalahari mit ihren<br />

Bewohnern: Giraffen...


...Oryx...


...Grauschnabeltoko...<br />

...Streifengnu...


...ein Straußenhahn...


...und Steppenzebras


Auch hier gibt‘s natürlich Vögel:<br />

zwei Webervögel...


...und ein Goldbrustnektarvogelweibchen.


Auf einem Spaziergang zu zweit...<br />

Noch einmal: Springböcke...


...Oryx...


...und ein letztes Mal<br />

in diesem Jahr: Der<br />

fantastische rote<br />

Sand der Kalahari!


Der letzte Sonnenuntergang;...


...die letzte Nacht...


Tschüss, Namibia!


Und hier, wie versprochen, der ausführliche Reisebericht:<br />

25.4.:<br />

Es geht los! Da wir in Stuttgart wohnen, es aber nur von Frankfurt/Main aus Flüge nach Namibia gibt,<br />

fahren wir per ICE erstmal dorthin. Natürlich ist unser Gate, wie immer, am anderen Ende des Airports,<br />

sodass wir erst mal noch ne ganze Strecke laufen „dürfen“. Dort angekommen, sind wir ziemlich erstaunt,<br />

wie wenig Passagiere sich - zunächst – vor dem Boarding versammeln. Erst kurz davor sammelt<br />

sich eine größere Menge an, sodass klar wird, dass auch diese Maschine voll besetzt sein wird. Das mit<br />

dem Sitzen mit größerer Beinfreiheit klappt mal wieder nicht, aber dank Zopiclon, einem Schlafmittel<br />

mit kurzer Wirkungszeit, schlafe ich tatsächlich bis Angola durch. In Windhoek wird die Maschine dann<br />

ziemlich leer; höchstens ¼ aller Plätze sind noch besetzt. Von Namibia sehen wir beim Überflug wegen<br />

Wolken und/oder Dunst leider so gut wie nichts, aber kurz vor der Ankunft in Victoria Falls können wir<br />

aus dem Flugzeug schon von Weitem die gewaltigen Gischtwolken der Wasserfälle erkennen!<br />

26.4.:<br />

Nachdem die Einreise nach Zimbabwe erfreulich unkompliziert und zügig verlaufen ist, die Gepäckstücke<br />

auch schon da sind und unser Driver schon auf uns wartet, sind wir mittags bereits in unserer Lodge, der<br />

Betonka Lodge in Victoria Falls, allerdings trotz allem ziemlich kaputt. Nach einem Lunch hauen wir uns<br />

auf eine Siesta hin, aber nach kurzem Überlegen geht’s dann doch an die Falls. Was soll ich sagen? Einfach<br />

gigantisch! Und es ist völlig easy, weil es tolle Viewpoints, jeder aus einer anderen Perspektive, gibt,<br />

und auch die Gischt hält sich netterweise in Grenzen. Und es gibt einen geilen Regenbogen, sogar mit<br />

einer Andeutung eines zweiten! Natürlich schieße ich so einiges an Bildern…<br />

Um 18:40 sitzen wir ziemlich groggy, aber total geflasht auf der Veranda unserer Lodge zum ersten<br />

Abendessen in Afrika.<br />

28.4.:<br />

Und schon ist es „übermorgen geworden! Was ist inzwischen passiert? Nach einer in tiefem Schlaf verbrachten<br />

Nacht vom 26. auf den 27.4. waren wir so ausgeruht, dass wir den kommenden Challenges<br />

mutig ins Auge sehen konnten; kurz vor 11:00 am kam unser (erster, wie sich herausstellen sollte) Driver,<br />

der uns bis zur Grenze zu Botsuana bringen sollte – und es auch tat. Dort mussten wir zunächst unsere<br />

Schuhsohlen in eine desinfizierende Brühe stellen (Prophylaxe gegen die Übertragung der Maulund<br />

Klauenseuche), wie uns ein zweiter Guide, der uns über die Grenze begleitete, erläuterte. Die<br />

Grenzkontrolle selbst war, wie später auch die beim Übertritt über die Grenze von Botsuana nach Namibia,<br />

erfreulich unkompliziert und zügig. Einzige Besonderheit war eine Temperaturkontrolle per Kamera


durch eine Angestellte der namibischen Gesundheitsbehörde (Nachträglich sei bemerkt, dass man bei<br />

der Einreise nach Zimbabwe auch unsere Impfausweise sehen wollte).<br />

Keine der Kontrollen dauerte mehr als 10 Minuten. Was dagegen mindestens 1/2 h dauerte, war die Formularprozedur<br />

bei der Autovermietung am Flughafen von Kasane. Man fragt sich manchmal, ob wir die<br />

ersten sind, die einen Wagen vermietet bekommen und damit nach Namibia weiterreisen wollen. Quasi<br />

als Entschädigung bekamen wir dafür, entgegen der Aussage unseres Reisebüros, dann einen ziemlich<br />

neuen (11.000 km) Toyota Hilux 4x4 mit Automatik und Tempomat sowie Rückfahrkamera, auf die sich<br />

allerdings Andrea nie verlassen wollte und will. Auch die Reifen sowie das Reserverad, das erfreulicherweise<br />

schon auf der Ladefläche lag – der eigentliche Aufbewahrungsort ist mitten unter dem Wagen und<br />

von dort ziemlich kompliziert hervorzuholen - , waren in einwandfreiem Zustand. Und so machten wir<br />

uns erstmals auf dieser Reise in eigener Regie auf den Weg.<br />

Wie schon bei unseren früheren Reisen durch den namibischen Norden und Nordosten fuhren wir an<br />

jeder Menge Siedlungen vorbei, in denen sich Menschen und Tiere aufhielten, letztere fast ausschließlich<br />

Rinder und Ziegen. Zunächst fuhr Andrea (und verwechselte nur einmal(!) Scheibenwischer- und<br />

Blinkerhebel). Nachdem wir sicherheitshalber in Katima Mulilo aufgetankt hatten – die nächste auf unserem<br />

Kartenmaterial verzeichnete Tankstelle lag 500 km weiter! - , übernahm ich das Steuer. Die letzte<br />

Etappe der Strecke zur Nkasa Lupala Lodge war dann, wie von mir erhofft, eine Sandstrecke quer durch<br />

den Busch mit den dazugehörigen Löchern und zum Teil heftigen Bodenwellen: die altbekannte „African<br />

Massage“. „Und habt Ihr da auch schon Wildtiere gesehen?“, werdet Ihr fragen; bereits in Zimbabwe<br />

machte uns unser Fahrer auf eine kleine Gruppe Elefanten aufmerksam, die im Schatten eines Baumes,<br />

allerdings in etwa 500 m Entfernung, standen. Und in Victoria Falls selbst lief bereits eine Rotte Warzenschweine<br />

mitten in der Stadt völlig angstfrei über die Straße. Auf der Strecke, am Beginn des letzten<br />

Teils, konnte ich eine Säbelantilope aufnehmen; später, kurz vor der Lodge, noch mehrmals Warthogs<br />

(Warzenschweine) und eine ziemlich große Herde Impalas, ca. 30 Stück. Und jetzt, während ich schreibe,<br />

zieht in ca. 30 m Entfernung eine Bache mit einem halbwüchsigen Ferkel durch das Gras.<br />

Apropos Gras: man merkt, dass die Regenzeit noch nicht sooo lange vorbei ist: Es steht noch hoch und<br />

ist auch noch nicht wirklich verdorrt, teilweise sogar richtig grün; auch die Bäume sind von einem kräftigen<br />

Grün. Was mir noch, gerade jetzt wieder, auffällt: Die Sonne wandert von rechts nach links; sie steht<br />

hier, südlich des Äquators, nämlich im Norden!<br />

Die Lodge selbst ist eher urtümlich, aber der Empfang ist wie immer sehr freundlich, mit feuchten Tüchern<br />

zum Hände-und-Gesicht-Erfrischen und einem gekühlten, wenn auch wie üblich etwas zu süßem,<br />

Saft zur Erfrischung. Unser Wohnzelt ist allerdings relativ eng, aber was soll’s? Zum Dinner (Abendessen)


gibt’s Oryx und gegrilltes Gemüse, und es dauert nicht lange, dann sind wir weg, im Reich der Träume.<br />

Am nächsten Vormittag, also heute, lassen wir es ruhig angehen. Das einzig Bemerkenswerte, das sich<br />

aber im Laufe unserer weiteren Reise noch öfter wiederholen wird, ist, dass einige Warthogsauf dem<br />

Lodgegelände in aller Ruhe grasen, die uns, obwohl wir in 3-4 m Entfernung vorbeigehen, überhaupt<br />

nicht beachten. Von der Veranda der Lapa kann man nicht nur in die Weite sehen, sondern hat<br />

auch zwei Wasserlöcher im Blickfeld, Überbleibsel eines ca. 200 m langen Wasserlaufs, der nur noch<br />

durch den grünen Bewuchs erkennbar ist.<br />

Mittags zum Lunch bekomme ich Spaghetti Carbonara serviert; zum Trinken bestelle ich wie üblich<br />

den heißgeliebten Rock Shandy.<br />

Um 2:00 pm geht’s dann zu einer kombinierten Jeep-Boots-Tour los, auf der wir jede Menge Impalas,<br />

Warthogs, so viel wie noch nie, später auch Zebras, die ich wegen ihrer dichten, bis auf die Hufe herabreichenden,<br />

Zeichnung fälschlicherweise für Bergzebras halte , und an einem großen Wasserloch Hunderte<br />

von Pelikanen sowie einzelne Marabus und Klunkerkraniche, auch einen Geier zu sehen bekommen.<br />

Kurz danach hocken auf wenigen Bäumen mehr als 100 (!) Geier; offensichtlich haben Löwen in der<br />

Nähe etwas gerissen…<br />

Die Bootstour geht durch abenteuerlich enge Flussarme, sodass man sich wundert, wie das doch relativ<br />

große Boot da durchkommt und sich nicht mit der Schraube im Pflanzengeflecht verfängt. Höhepunkte<br />

bei der Bootstour sind, neben der tollen Landschaft natürlich, die einen Touch von Okawangodelta<br />

hat, 2 Gruppen von Hippos, die durch ihre Präsenz unser Boot für einige Zeit festnageln, und ein großer<br />

Schwarm prächtiger rotgrüner Weißstirnspints, einer Bienenfresserart, die ständig Löcher (Nester?) in<br />

einer lehmigen Uferwand aufsuchen und dann wieder auf den nächstgelegenen Baum flattern.<br />

Zurück geht es dann wieder mit dem offenen Jeep. Und gegen Ende der Tour liegen doch tatsächlich<br />

zwei Löwen mitten auf dem Weg, die sich bei unserem Näherkommen unwillig erheben. Justin, unser<br />

Guide, steigt vorsichtig aus, macht irgendwas am Motor und schließt schließlich einen Scheinwerfer an<br />

und leuchtet insgesamt 4 Männchen und ein Weibchen aus, die sich dadurch aber herzlich wenig stören<br />

lassen. Mir gelingt zumindest eine gute Aufnahme. Danach sind wir ziemlich schnell in der Lodge; Dinner,<br />

ein Rock Shandy, zwei Bierchen – Windhoek Draught - , Heia.<br />

29.4.:<br />

Leider müssen wir uns von Nkasa Lupala verabschieden, aber wir lassen es ruhig angehen. 340 km Strecke,<br />

auf der außer zwei Begegnungen mit vier bzw. einem Strauß nichts Spektakuläres passiert. Bemerkenswert<br />

sind allerdings noch ziemlich ausgedehnte Verkohlungen und vereinzelt sogar kleine Buschfeuer<br />

rechts und links der Straße bis ca. 100m in den Busch; zumindest können wir so weit sehen. Vielleicht


Brandrodung? Aber dafür ist zu viel stehen geblieben. Es bleibt unklar, wie das entstanden ist…<br />

Unterwegs machen wir einen Abstecher zu den Popa Falls, die wir vor 1 ½ Jahren schon einmal besucht<br />

haben, und dem Lodge- und Campsite-Projekt der örtlichen San* Community, die von einem Deutschen<br />

finanziell und logistisch stark unterstützt werden. Das Projekt ist inzwischen tatsächlich fortgeschritten<br />

und nimmt auch schon Buchungen an. Auf der Rückfahrt zur B8 begegnen uns dann auch wirklich<br />

3 ziemlich große Camper. Nachdem wir bereits in Kongola getankt und Getränke gekauft haben, geht<br />

die Fahrt zur nächsten Lodge zügig und ohne weitere Besonderheiten vonstatten. Wir wundern uns nur,<br />

dass auf unseren Karten keine der abgehenden Nebenstraßen verzeichnet sind.<br />

Die Kayova Lodge ist sehr groß, auch für Tagungen ausgelegt, aber außer uns sind wohl nur noch vier<br />

Gäste da, die wir allerdings so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Das Zelt ist sehr geräumig, hat sogar<br />

eine Klimaanlage, die wir aber nicht brauchen, weil sich alle Fenster bis auf ein Gazefenster öffnen lassen<br />

und die Temperaturen hier im Norden nachts noch sehr angenehm sind. Das Abendessen ist allerdings<br />

nicht sehr ansprechend, und das Eis, das wir zum Nachtisch bekommen, hat bereits angefangen zu<br />

schmelzen, sodass wir es aus Angst vor Salmonellen klammheimlich im umliegenden Busch entsorgen.<br />

Wir überlegen kurz, ob wir den Aufenthalt hier abkürzen und woanders buchen wollen, aber da am WoE<br />

sämtliche in Frage kommenden Lodges ausgebucht sind, lassen wir diese Idee wieder fallen. Wir sitzen<br />

noch eine Weile im erstaunlicherweise mückenfreien Restaurant, um noch etwas mit unseren Laptops zu<br />

arbeiten, Andi – natürlich! – dienstlich und ich an den Fotos, und verschwinden dann aber nach einer<br />

Weile im Bett.<br />

30.4.:<br />

Ich werde in der Nacht mehrfach vom Grunzen der offensichtlich ziemlich nahen Hippos geweckt, gegen<br />

Morgen – deutlich vor Sonnenaufgang! – kommen noch das Krähen zweier Hähne und die verschiedensten<br />

Gesänge anderer Vögel hinzu. Trotzdem döse ich bis ca. 7:00 immer wieder weg und komme so zu<br />

für mich wirklich ausreichend Schlaf. Bis wir dann beim Frühstück sind, ist es aber doch schon 8:45 am.<br />

Anschließend checken wir noch unsere Mails und Nachrichten; WLAN gibt es wie üblich nur im Hauptgebäude.<br />

Anschließend legen wir uns an den Pool; Andrea arbeitet offline, und ich schreibe.<br />

Die Wärme macht müde, und beide dösen wir immer mal wieder weg. Einmal krieche ich in den Pool,<br />

der allerdings, wie fast alle in den Lodges, nur zum kurzen Abkühlen taugt. Aber mehr soll er wohl auch<br />

nicht. Eigentlich will ich an diesem Tag nichts Großes unternehmen, aber Andrea möchte unbedingt noch<br />

eine Bootstour auf dem Okawango machen, und natürlich fahre ich mit. Landschaftlich ist die Tour natürlich<br />

wieder traumhaft; der Okawango strahlt eine majestätische Ruhe aus, aber leider reden der<br />

Käpt’n und seine Frau mit dem anderen Gästepaar bis auf die letzte Viertelstunde unentwegt miteinan-


der, wo wir beide doch viel lieber die Ruhe genießen würden, sodass sie uns erheblich auf den Wecker<br />

gehen. Außerdem rauscht das Boot, ohne anzuhalten, an allen schönen Fotomotiven vorbei, sodass die<br />

Versuche mit dem 600er Objektiv fast sämtlich in die Hose gehen. Na gut, die Sonnenuntergangsfotos<br />

sind wieder mal ganz nett geworden; da wir den Okawango so nicht verlassen können, ist entsprechend<br />

klar, dass wir noch einmal wiederkommen müssen ;-). Jetzt sitzen wir auf der Veranda und warten auf<br />

die Hauptmahlzeit; anschließend werden wir wohl wieder umfallen…<br />

1.5.:<br />

Der Mai ist gekommen… Heute müssen wir uns (vorläufig?) vom Okawango – oder Cubango, wie er hier<br />

heißt – verabschieden; kurz nach 9:00 sind wir auf der Piste. In Rundu wird getankt, außerdem kaufen<br />

wir für mich ein paar Badelatschen und im Rahmen einer Spendenaktion für mittellose Frauen 5 Päckchen<br />

Monatsbinden, und schon geht’s weiter: insgesamt müssen wir heute 450 km runterreißen, davon<br />

ca. 200 auf Gravelroads. Aber alles läuft super, sodass wir gegen 3:30 pm im Mushara Bush Camp ankommen.<br />

Die Lodge macht zwar einen bedeutend besseren Eindruck als Kayova, aber die Hoffnung, dass das<br />

WLAN hier potenter ist, erfüllt sich nicht. Aber ansonsten gefällt uns unser Zelt gut: geräumig , zweckmäßig<br />

eingerichtet, ringsum große Gazefenster, sodass wir tolle frische Luft haben. Die Temperatur ist jetzt<br />

sehr angenehm und wird wohl tendenziell noch weiter abkühlen; ab Juni ist hier Winter, und da kann es<br />

schon mal recht frisch werden…<br />

Was gibt’s sonst noch? Auf der Wiese vor der Lapa begrüßen uns Fahlflügelstare und zwei Yellow<br />

Hornbill Tokos sowie eine kleine Rotte Warthogs, die, wie üblich unbeeindruckt von der menschlichen<br />

Gegenwart, hier den Rasen kurz hält. Das Dinner soll zwar eigentlich gegen 19:30 beginnen, aber bis der<br />

Hauptgang kommt, ist es schon fast eine Stunde später. Das Essen, Springbock mit Gemüse, ist eigentlich<br />

lecker, nur haben sich leider einige Sehnen ins Fleisch verirrt.<br />

Inzwischen ist es 22:30, das iPhone ist zu 70% aufgeladen, ich bin für heute – fast – mit dem Schreiben<br />

fertig, und ich kann eigentlich lesen, bis ich einschlafe… wieso fast? Eins muss ich doch noch erwähnen,<br />

und dann ist Schluss! Die Lodge ist nicht abgezäunt, obwohl es in dem Gebiet einiges an Wild gibt, u.a.<br />

auch Löwen. Aber die sind wohl darauf abgerichtet, die gepflasterten Wege nicht zu betreten, denn man<br />

sagte uns, dass wir auf diesen bleiben sollten, dann würden sie uns nichts tun.<br />

2.5.<br />

Leider bleiben wir nur eine Nacht; dafür haben wir zwei Nächte in Okaukuejo gebucht, wo es heute, wieder<br />

einmal über den „Umweg“ über diverse Wasserlöcher, hingeht. Bereits das erste beschert uns eine<br />

Herde Elefanten, die sich dann in zwei Herden, eine größere und eine kleinere, die sich nach gefühlt


1000 Fotos nach der größeren, die sich von ihr getrennt hat, abzieht. An einem anderen hält sich noch<br />

ein Black Rhino auf, ansonsten sehen wir die „üblichen Verdächtigen“:Alle Arten von Antilopen, besonders<br />

Springböcke und Gnus, und jede Menge Zebras. In Halali tobt mal wieder wie üblich der Bär, aber<br />

was mich freut, ist, dass ich einen tollen Vogelauf die Platte bekomme: einen Grünbaumhopf (Green<br />

Wood Hoopoe). Ansonsten umschwärmen uns die üblichen Glanzstare, die auf den Tisch hüpfen, naschen,<br />

manchmal scheißen, bildhübsch, aber nur Fressen im Kopf und benehmen sich saumäßig! Dabei<br />

müssen die hier wahrlich nicht hungern!<br />

In Okaukuejo hab ich irgendwie überhaupt keinen Bock auf das Wasserloch. Z.T. liegt das wohl daran,<br />

dass ich merke, dass ich hier fotografisch überhaupt nichts Neues bringen kann. Der abendliche Kampf<br />

um den Tisch im Restaurant — schlechte Organisation — hebt meine Laune auch nicht. Wir beschließen,<br />

voraussichtlich in Zukunft nicht mehr in Okaukuejo zu übernachten, dem Wasserloch nur einen Tagesbesuch<br />

abzustatten und eventuell Etosha sogar komplett auszuklammern. Heute - 4.5. – sehe ich das nicht<br />

mehr ganz so apodiktisch, aber ich glaube schon, dass wir der nächsten Reise nach Namibia einen neuen<br />

Touch geben müssen.<br />

3.5.:<br />

Am nächsten Tag fahren wir erst kurz zum Tanken durchs Anderson Gate raus, nachdem der Tankwart<br />

von Okaukuejo nicht mit Diesel dienen kann. Wir fahren dann nur zwei Wasserlöcher an. Eins davon ist<br />

Nawrotnii, das uns allerdings ziemlich deprimiert: Wie schon beim letzten Mal steht da nur noch ein<br />

kalkweiß getünchter „Betonelefant“, die anderen aus früheren, sehr lebendigen, Zeiten (von denen ich<br />

tolle Fotos habe) sind alle weg. Er steht nur noch alleine da, den merkwürdigerweise zahlreichen Touri-<br />

Autos und -Bussen den Rücken zukehrend, und das macht einfach auf uns einen sehr traurigen, depressiven<br />

Eindruck. Wir fahren zurück und machen heute eine ausgedehnte Mittags-Siesta-Pause. Abends will<br />

Andrea an einem Nightdrive teilnehmen. Natürlich sind auch dabei die elitären Zeiten, in denen wir einen<br />

Wagen und Guide für uns alleine hatten, vorbei, aber darüber sollte ich ja wirklich nicht meckern.<br />

Der Nightdrive entpuppt sich als interessant: ein Black Rhino mit Kalb, Schwarzrückenschakale, 2 Hyänen<br />

– eine Tüpfelhyäne und sogar eine braune Hyäne, auch Schabrackenhyäne oder Strandwolf genannt,<br />

weil sie auch an der Küste unter den Robbenbabies ihre Opfer findet - , zwar weit weg, aber mit meinem<br />

tollen Fernglas auch bei Nacht klar erkennbar. Zum krönenden Abschluss bieten uns unsere zwei Guides<br />

– in zwei Jeeps – ein sehr intensives Meeting mit 6 Löwinnen, die zum Schluss, sogar sehr nahe an unseren<br />

Jeeps vorbeiziehen, teilweise gerade einen Meter entfernt! Allerdings nehmen sie keine erkennbare<br />

Notiz von uns, und auch die rotes Licht gebende Lampe irritieren die Könige/innen der Tiere überhaupt<br />

nicht. Apropos rote Lampe: fotografisch ist der Ausflug für mich ein Reinfall: mit dem roten Licht bekom-


me ich überhaupt kein verwertbares Licht hin! Schon am Abend habe ich mit dem 600er keine vernünftige<br />

Schärfe mehr hinbekommen, was mich natürlich auch nicht gerade in einen Freudentaumel versetzt<br />

hat… Trotzdem ist es eine sehr schöne Fahrt. Anschließend geht’s, nachdem ich meinen Wunsch, am<br />

nächsten Tag spätestens um 9:00 loszufahren, in die Heia.<br />

4.5.:<br />

Tatsächlich stehen wir so früh auf, dass wir Punkt 9:00 losfahren. Ich fahre die gesamte Strecke bis zum<br />

Galton Gate. Merkwürdigerweise gibt es fast keine zugänglichen Wasserlöcher mehr, und an den zweien,<br />

die übrig bleiben, ist zwar einiges los, aber längst nicht so viel wie 2021. Entschädigt werden wir allerdings<br />

in Olifantsrus, wo wir auf zwei, später noch einen dritten, Elefantenbullen treffen, die dem dort<br />

vorhandenen Hide** so nahe sind, dass sie uns, wenn sie wollten, mit dem Rüssel berühren könnten!<br />

Wir schauen also direkt aus 2-3 m Höhe auf ihre gewaltigen Schädel, können sogar viele der unglaublichen<br />

40.000 Rüsselmuskeln bei der Arbeit beobachten und sind einfach hin und weg und fotografieren<br />

wie blöd. Die restliche Etoshafahrt vergeht zügig. Nun hoffe ich auf Hobatere, das aber zumindest für<br />

mich am Anfang etwas enttäuschend ist: erstens sind den ganzen Tag bis auf drei in weiter Ferne vorbeilaufende<br />

Zebras keine größeren Tiere zu sehen, was durch die Tatsache, dass die Bäume dichtes grünes<br />

Laub tragen und damit undurchsichtig sind, verstärkt wird. Zweitens sind sehr viele weitere Touris da,<br />

sodass es mit der kontemplativen Stille, die ich an und in Namibia so liebe, nichts wird. Drittens steht unser<br />

Bungalow, der aber ansonsten recht nett ist, mitten auf dem Lodge-Gelände, sodass wir keinen Blick<br />

in den Bush werfen können, und viertens funktioniert auch hier das WiFi nur, wenn es will. Und heute<br />

will es nicht. Nachdem wir längere Zeit auf der Terrasse des Restaurants der Lapa gesessen haben, gibt<br />

es Dinner, währenddessen singen einige Kinder aus der örtlichen Community einige Lieder und sammeln<br />

dann etwas Trinkgeld dafür. Nach dem Dinner sitzen wir dann noch einige Zeit auf dem Sofa der Lapa<br />

und schauen in die nicht vollkommene Dunkelheit, da heute fast Vollmond und dieser so hell ist, dass er<br />

Schatten wirft. Dann gehe ich, eigentlich aus Müdigkeit, in unsere Hütte, schreibe dann doch noch ca. 1<br />

½ h und mache mir dabei Gedanken, wie es Andrea gerade geht und warum sie nicht kommt.<br />

5.5.:<br />

Gegen Mitternacht trudelt meine Süße dann doch ein; sie hat sich ausgesprochen gut mit einem alleinreisenden<br />

Deutschen unterhalten, der sich überlegt, ob es Sinn macht, seinem Leben einen neuen, sinnvollen,<br />

Touch zu geben und seine Kenntnisse in Namibia einzusetzen. Ich habe mir also umsonst Sorgen<br />

gemacht…<br />

Heute ist ein ruhiger Tag angesagt: bis 17:00 bleiben wir in der Lodge, und ich fotografiere Vögel,<br />

HMZ***, Kudus und einen Sattelstorch. Irgendwann tauchen noch 2 ½ Elefanten an der Wasserstelle auf


Um 17:00 geht es dann auf den Sundowner Drive, der uns dann zwar keine besonders spektakulären<br />

Tiere, sondern „nur“ eine flüchtende Oryxherde, eine Kudu-Kuh, einige Laufvögel und – ganz weit weg –<br />

einige HMZ vor die Linse führt; dafür bekommen wir von unserem Guide zu diesen Tieren einige aufschlussreiche<br />

Informationen und wissen jetzt z.B., wie man Spuren von Geparden, Leoparden, Löwen,<br />

braunen und Tüpfelhyänen unterscheidet.<br />

Nach dem Dinner bekommen wir noch einmal den örtlichen Kinderchor zu hören. Zurück im Bungalow<br />

schreibe ich diese Zeilen noch mit Mühe, dann kippe ich ab.<br />

6.5.:<br />

Auf dem 16 Kilometer langen Rückweg von der Hobatere Lodge bis zum Tor begrüßen uns dann doch<br />

noch etliche Tiere: eine Herde Impalas, eine Kudu-Kuh, ganz viele HMZs und als krönende Überraschung<br />

kurz vor dem Tor fünf Giraffen! Und hier muss ich noch etwas zum gestrigen Game Drive nachtragen:<br />

Bevor wir irgendwann in einem Rutsch wieder zur Lodge zurückkehrten, gab es noch eine Sundowner-<br />

Pause, während der es – natürlich! – einen Sunset gab. Außerdem konnten wir uns an einem Schakal und<br />

in der Entfernung an ein paar HMZ sowie einer großen Herde Springböcke und deren tollen Sprüngen<br />

erfreuen. Und kurz nach dem Beginn der Rückfahrt bekamen wir auch noch einen wunderschönen<br />

Mondaufgang geboten, und das durch wechselnde Positionen zwischen den Bergen sogar zweimal!<br />

Zurück in die Gegenwart:<br />

Wir müssen auf dem Weg nach Palmwag aus 3 Gründen erstmal nach Kamanjab:<br />

1. Weil es keinen kürzeren fahrbaren Weg gibt.<br />

2. Weil wir im Supermarkt Lebensmittel für einige Himba in der Nähe von Palmwag kaufen wollen, zu<br />

denen Andrea von ihrer bild der wissenschaft-Leserreise her Kontakt hat.<br />

3. Wollen wir tanken<br />

Während wir letzteres tun, macht uns einer der dort herumstehenden Männer darauf aufmerksam, dass<br />

mit unserem rechten Vorderreifen etwas nicht stimme. Ich steige aus, kann aber nichts Auffälliges entdecken,<br />

aber schließlich stimmen wir zu, den Reifendruck prüfen zu lassen. Und siehe da! Auf dem Teil ist<br />

nur noch 1 bar statt der erforderlichen 2.2 bar! Also machen sich gleich drei Männer daran, den Reifen<br />

zu wechseln. Als der Reifen runter ist, geht einer mit Andrea zu einer Werkstatt über die Straße, um, wie<br />

beim Fahrradschlauch, unter Wasser zu prüfen, wo das Leck ist. Ergebnis: es sind sogar zwei! Anschließend<br />

machen sie den Reifen wieder dicht. Alles in allem zahlen wir, inclusive Trinkgeld für die drei Reifenwechsler<br />

und -prüfer, 700 NAD, was in etwa nicht mal 50 € entspricht! Und zu guter Letzt engagiert<br />

Andrea noch einen Angestellten des Supermarkts, ihr bei unserem Großeinkauf basaler Lebensmittel<br />

hilft. Alles zusammen kostet nur 80 €, doch unser Kofferraum ist voll. 8 Himbafrauen und ein paar Kinder


können davon einige Zeit leben. Als wir weiterfahren, sind wir deswegen richtig happy.<br />

Die Weiterfahrt führt, wie schon 2019, in die Landschaft der Tafelberge des Damaralands und über<br />

den Grootbergpass, wobei mir bei der Abfahrt wegen des Gerölls und der Unebenheiten der Gravel Pad<br />

doch etwas der (Angst)Schweiß ausbricht. Aber wie immer geht alles gut, und wir kommen heil und sicher<br />

in Palmwag an. Der Bungalow ist komfortabel und großzügig angelegt und verfügt, wie auch schon<br />

Kayova, Mushara und Hobatere, über Gazefenster, die Insekten fernhalten, sodass wir wunderbar bei<br />

Frischluft schlafen können. Aber noch ist es lange nicht so weit; erst mal geht’s in die Bar. Wir bestellen<br />

unsere üblichen Rock Shandies, ich danach noch ein Bier, und irgendwann verschwindet Andrea im Büro<br />

der Rezeption, wo man ihr, nachdem die WLAN-Verbindung nicht mehr funktionierte, freundlicherweise<br />

einen PC zur Verfügung gestellt hat, um eine wichtige Terminarbeit zu beenden. Später wird mir frisch,<br />

weshalb ich zur Hütte zurückkehre, von wo aus ich – mal wieder – einen Sonnenuntergang bewundere.<br />

Nach dem Dinner fallen wir bald wieder ins Bett.<br />

7.5.:<br />

Heute sind wir um 10:00 mit Menzley verabredet, den Andrea im letzten Jahr kennengelernt hat. Er<br />

hatte ihr von seiner Idee erzählt, neben der Palmwag-Lodge ein Himba Living-Museum aufzubauen und<br />

sie hat ihn seither etwas unterstützt. An der ständigen Kontrolle kurz hinter Palmwag erklären wir, dass<br />

wir nur zu einem Treffen mit einem Bekannten fahren würden, was zwar etwas Unverständnis hervorruft<br />

– augenscheinlich tun Touristen so etwas nicht - , aber akzeptiert wird. Wir müssen dann noch 8 km fahren,<br />

bis wir an ein Schild kommen, das – allerdings viel zu unauffällig – auf ein Himbadorf hinweist. Der<br />

weitere Weg ist sehr steinig und kaum erkennbar. Ohne Menzley würden wir das nicht finden. Der Kral<br />

selbst ist echt, es laufen einige Kleinkinder herum, und vor drei Hütten sitzen Frauen in traditioneller<br />

Tracht. Erstmal schaffen wir die ganzen Lebensmittel ins Dorf, wo sie vor einer Hütte gestapelt werden.<br />

Dann setzen wir uns vor dieser Hütte zusammen und „unterhalten“ uns, d.h. wir – und später auch eine<br />

der Himbafrauen – stellen Fragen, Menzley übersetzt. Die Themen hier anzuschneiden, würde zu weit<br />

führen; zu bemerken ist aber, dass auch wir durchaus interessiert zu unserem Leben befragt werden.<br />

Andi sitzt bei den Frauen im Schatten, ich mit den Männern in der Sonne, wobei sich Andi bei den Frauen,<br />

auch später in der Hütte, durchaus wohl fühlt.<br />

Eigentlich finde ich die Stimmung okay, bis alle Frauen ihren selbstgefertigten Schmuck herausholen<br />

und dann ungehalten reagieren, als ich nicht von jeder etwas kaufe. Wir finden das dann doch etwas<br />

unpassend, zumal wir doch schon die Lebensmittel bezahlt und mitgebracht hatten. Aber gut; ich habe<br />

doch ein paar authentische Fotos hinbekommen, und wir beide haben auch das Gefühl eines echten Austausches<br />

gehabt. Auf dem Rückweg übergeben wir Menzley dann noch die mitgebrachten Kleidungsstü-


cke, wünschen ihm noch alles Gute und steuern dann wieder Palmwag an. Aus unserer Sicht ist das mit<br />

dem Living Museum schwierig bis unmöglich für die Himba-Leute aus eigenen Kraft zu schaffen. Es ist<br />

kein Geld für eine professionelle Ausstattung da, und wenn die Unterstützung durch die Palmwag Lodge<br />

weiterhin nicht wie erhofft erfolgt, werden kaum Touristen den Weg dorthin finden. Nach dem obligatorischen<br />

Rock Shandy in der Bar und ein paar Fotos von Vögeln geht der Tag zu Ende.<br />

8.5.:<br />

Tag der Befreiung, zumindest in Deutschland. Für uns bedeutet der Tag, dass wir mal wieder auf die Piste<br />

müssen/wollen. Heute geht’s in das Twyfelfontein Adventure Camp. Die Strecke zeichnet sich – wieder<br />

einmal – durch wunderschöne Landschaft aus, vor allem die im Damaraland vorherrschenden rötlichen<br />

Tafelberge und die immer wieder wie riesige Steinhaufen herumliegenden großen Felsen faszinieren<br />

uns. Ein solcher ist auch unser Endpunkt heute; zunächst aber rauschen wir vorbei, weil wir das in der<br />

Wegbeschreibung angesagte Schild „Private Camp“ nicht sehen. Das gibt es auch nicht, sondern ein anderes,<br />

das man aber nur lesen kann, wenn man direkt davor steht. Außerdem ist das dieselbe Einfahrt<br />

wie in das Damara Living Museum, das wir 2019 schon besucht haben. Also heißt es umkehren. Eine<br />

Überraschung: Hier gibt WiFi auch im Zelt, wenn auch, wie üblich, nicht sehr potent.<br />

Die Lapa der Lodge ist sehr schön gestaltet und hat direkt daneben den – allerdings sehr kleinen – Pool<br />

als auch ein Badehaus mit 3 Toiletten, sodass ich das erste Mal auf dieser Reise von so einem Teil Gebrauch<br />

mache, und das an beiden Tagen. Im Übrigen ist das Personal ausgesprochen nett, und eine Frau<br />

mit toller Frisur unterhält sich sehr lange mit Andi. Während des gesamten Aufenthaltes erkundigt sich<br />

immer mal wieder jemand, ob es uns gut ginge. Am Abend ist dann eigentlich ein Sundowner auf dem<br />

Felsen hinter unseren Zelten angesagt, der auch verhindert, dass wir den Sonnenuntergang direkt im<br />

Camp erleben können. Auf den Felsen führt eine ziemlich hohe Metalltreppe, die ich mir durchaus zutraue,<br />

sodass wir beschließen mitzumachen. Daraus wird dann jedoch leider nichts, weil danach noch ein<br />

sandiger, mit kleinem Schotter grundiert, und ziemlich steiler Weg weiter nach oben führt, sodass ich<br />

Schiss habe, da später heil wieder runterzukommen. Deshalb kehren wir kurz vor dem allerdings noch<br />

nicht sichtbaren Ziel wieder um. Auch später bereuen wir diese Entscheidung nicht, weil die Anderen<br />

erst in der Dunkelheit wieder eintrudeln. Dafür sind wir so ziemlich die Ersten am Dinner-Buffet: Heute<br />

gibt’s leckere Blumenkohlsuppe, Kudu und „glücklicherweise“ sehr kleinen Nachtisch. Da der Nature Drive<br />

am nächsten Tag – wir wollen auf die Suche nach Wüstenelefanten „gehen“ – schon um 8:00 beginnt,<br />

haben wir einen weiteren Grund, mal wieder sehr zeitig ins Bett zu gehen. Vorher erfährt Andi aber die<br />

traurige Geschichte, dass am gestrigen Tag ein frisch geborenes Elefantenkalb von einem Bullen, der<br />

scharf auf die Mutter war, totgetrampelt wurde.


9.5.:<br />

Es geht wirklich pünktlich um 8:00 los: zwei Deutsche, zwei Niederländer und wir teilen uns den Jeep.<br />

Lucas, unser Guide und Fahrer, führt uns erst mal zu einem überraschenden Loch in der Landschaft, das<br />

bisher noch nie richtig erforscht wurde und von dem keiner weiß, wie tief es ist. Dann geht’s weiter<br />

durch eine wieder mal spektakuläre Wüstenlandschaft, allerdings fast ohne Tiersichtungen, wenn man<br />

von einzelnen Springböcken und einem Oryx absieht. Nach einer Weile gerät die Fahrt zu einer ausgesprochenen<br />

Elefantenpirsch; ständig fahren wir, scheinbar orientierungslos, hin und her, auf der Suche<br />

nach Elefantenfährten, die uns zu diesen Tieren führen sollen. Nach langer Zeit – wir sind schon 3 h unterwegs<br />

– erwischen wir sie: eine Familie von 4 Tieren, denen in gewissem Abstand ein Bulle folgt, was<br />

ungewöhnlich ist; er ist wohl in der Mast und möchte eine Kuh der Familie besteigen, was aber während<br />

unserer Anwesenheit nicht geschieht. Insgesamt finden wir das Ganze nett, würdigen auch die Bemühungen<br />

des Drivers, stellen aber fest, dass wir, gemessen an dem, was wir auf anderen Fahrten und besonders<br />

aber kürzlich in Olifantsrus erlebt haben, nicht sehr beeindruckt sind; auch die Tatsache, dass<br />

noch 4 andere Jeeps auf Elefantenjagd sind, gefällt uns egoistischer Weise nicht besonders…<br />

Zur Tour gehört dann noch der Abschluss mit einem leckeren Salat als Lunch.<br />

10.5.:<br />

Heute geht’s in eine andere Klimazone: Wir fahren einen schönen Schlag bis nach Swakopmund ans<br />

Meer und machen auf der Fahrt noch einen Abstecher nach Cape Cross, der schon lange auf meiner<br />

Agenda lag. Und es lohnt sich! Auf diesem Fleck treiben sich zigtausende Ohrenrobben jeden Alters herum;<br />

im Internet sprechen sie von 80 bis 100.000; ob es wirklich so viele sind, wissen wir nicht, ist aber<br />

egal: Die Menge ist auf jeden Fall gewaltig. Und der Geruch, den wohl ihr Urin ausströmt, ebenfalls.<br />

Trotzdem ein absolutes Highlight! Es wäre eine Sünde gewesen, dieses Schauspiel zu verpassen. Und wir<br />

lassen uns fast eine Stunde Zeit…<br />

Die Strecke nach Swakopmund an der Küste entlang ist zwar langweilig, aber da es eine Teerpad ist,<br />

sind wir relativ rasch in Swakopmund. Vorher will allerdings kurz vor der Stadt noch einmal die Polizei<br />

meinen internationalen Führerschein sehen, schon zum wiederholten Male. Die Fahrt durch die Außenbezirke<br />

finden wir ziemlich schrecklich: Die Wohnhäuser, die sowieso nicht unserem Geschmack entsprechen,<br />

stehen dicht bei dicht und sind außerdem von so hohen Mauern, teilweise noch von Elektrodraht<br />

„gekrönt“, dass ihre Bewohner nur noch diese Mauern direkt vor der Nase haben. Ist das Paranoia, oder<br />

ist die Kriminalität wirklich so gefährlich? Das fragen wir uns auch am nächste Tag in der City bei Besorgungen;<br />

2016 hatten wir uns noch über die halbhohen Türgitter vor den Läden gewundert, inzwischen<br />

sind die Türen sogar bis obenhin vergittert.


Zurück zum Heute: Das Hotel finden wir dank der App „Map Out“ sehr schnell; es sieht zwar etwas<br />

merkwürdig aus, bietet aber den nötigen Komfort.<br />

Übrigens: seit wir die Küste erreicht haben, hat solch die Wetterlage komplett geändert: es ist total<br />

bedeckt und hat nur noch 15 bis abends 13°C, was ich persönlich mal sehr angenehm finde. Trotz des<br />

Wetters sitzen wir dann – als einzige – draußen vor dem Café Anton und genießen leckeren Kuchen. Anschließend<br />

geht es wieder einmal in „unser“ Schuhgeschäft. Am Abend wollen wir in eine Pizzeria, die<br />

direkt neben Anton liegt und wo wir bereits nachmittags reserviert haben. Erst gehen wir zu Fuß los,<br />

aber die Stadt ist im Dunkeln wie ausgestorben, sodass wir uns allein auf der Straße doch sehr unwohl<br />

fühlen; also holen wir unseren Toyota Hilux aus der verschlossenen Hotelgarage, obwohl sie problemlos<br />

per Pedes zu schaffen wäre, und beauftragen einen jungen Mann, die Aufsicht für ein paar NAD zu übernehmen.<br />

Die Pizzeria „Gabriela“ gehört wohl derselben Besitzerin wie die, in der wir vor Jahren sehr<br />

schlechte Erfahrungen gemacht haben, aber heute ist das Personal sehr freundlich, und die Pizza ist<br />

schnell da und schmeckt köstlich. Die Pizzeria ist übrigens sehr gut besucht, allerdings nur von Weißen,<br />

im Gegensatz vor einigen Jahren. Satt und zufrieden fahren wir heimwärts.<br />

11.5.:<br />

Heute Nacht bin ich aufgewacht, weil mich einige Kleinstwesen ungebührlicher Weise gepiesackt haben:<br />

Ich habe mehrere juckende Flatschen an den Armen (; die allerdings am nächsten Morgen schon wieder<br />

verschwunden sind und auch keine Beschwerden mehr machen). Ich hole mir aus Andis Tasche „Nobite“<br />

und sprühe mich relativ gründlich ein, sodass ich ziemlich ungestört weiterschlafen kann. Gegen 7:30<br />

stehen wir langsam auf, machen uns frisch und gehen erstmal frühstücken. Den Plan, „Pelican Point“ zu<br />

besuchen, müssen wir aufgeben, weil Individualreisende da nicht ohne Sondergenehmigung hindürfen.<br />

Stattdessen versuchen wir, allerdings vergeblich, einen gescheiten Straßenatlas für Namibia zu bekommen,<br />

der im Auto auch handlebar ist, kaufen aber noch einen dünnen afrikanischen Stoff für meinen<br />

neuen Sommer-Kaftan. Dann machen wir uns auf, um über Walfisbay in die Wüste nach Gobabeb zu<br />

fahren; den dazu nötigen Permit haben wir uns schon heute Morgen bei der NWF gekauft. Die Frau dort<br />

hat uns allerdings die umständlichere und weitere Route nach Gobabeb empfohlen. Mal sehen…<br />

Auf der Fahrt nach Walfisbay fällt mir ein, dass wir noch tanken müssen; natürlich verfahren wir uns<br />

auf der Suche nach einer Tankstelle und finden erst wieder mit Hilfe von „Map Out“, die erstaunlicherweise<br />

unseren aktuellen Standort anzeigt, wieder in die richtige Richtung. Nach dem Tankstopp geht‘s<br />

dann endgültig auf die – noch – Teerpad. Als wir ein Schild nach Gobabeb sehen, das die ursprüngliche<br />

von mir vorgesehene Route anzeigt, beschließen wir bzw. hauptsächlich Andi – mit meinem Einverständnis<br />

natürlich - , dies zu nehmen. Die Tatsache, dass wir immer wieder Verkehrsschilder sehen, beruhigt


uns zusätzlich. Also: No Risk, no Fun! Und tatsächlich: die Piste erweist sich zu großen Teilen als besser<br />

als so manche bekannte Straße höherer Ordnung, die wir schon befahren haben. Und so sind wir kurz<br />

nach 13:00 bereits da – zu früh, wie wir feststellen müssen: die Rezeption ist erst ab 14:00 wieder geöffnet.<br />

Also warten…<br />

Nachdem das Einchecken erledigt ist, beziehen wir unseren Bungalow, der natürlich mal wieder ziemlich<br />

weit weg ist, aber das sind in diesem Falle alle Gästebungalows. Gobabeb ist in erster Linie eine internationale<br />

Forschungsstation für Astronomie und Biologie, deren Daten tatsächlich weltweit abgefragt<br />

werden. Während einer anschließenden Erholungspause schreibe ich mein Tagebuch weiter. Währenddessen<br />

kommt per Bus noch eine Reisegruppe an – vermutlich Deutsche. Langsam bezieht sich außerdem<br />

der Himmel mit Schleierwolken zu. Sonst passiert an diesem Tag nicht mehr viel…<br />

12.5.:<br />

Wir müssen früh raus, da Andi mit einem Studenten verabredet ist, der morgens einen Rundgang zu den<br />

verschiedenen Messgeräten macht und ich von ihr den Auftrag bekommen habe, dabei zu fotografieren.<br />

Später lichte ich dann auch seine reizenden Kommilitoninnen in ihrem Büro ab. Andi kommt mit einem<br />

Teilnehmer der Reisegruppe ins Gespräch , nachdem sie die Führung für diese teilweise mitgemacht hat.<br />

Nach dem Lunch setzen wir uns dann noch mit dem Direx des Instituts, Eugene Marais, auf ein Gespräch<br />

im Hof des Instituts zusammen. Diesen drücken wohl viele Sorgen, sodass meine Frage, ob das Besucher-<br />

Management der Publicity oder dem Geldmangel geschuldet ist, bei ihm einen Redeschwall auslöst, der<br />

noch anhält, als ich mich eine ganze Weile später verabschiede, weil ich noch vorhabe – und es auch tue<br />

- auf seine Bitte hin die neuen Häuser für die Student/innen, die die 30 Jahre alten Wohnwagen ablösen<br />

sollen, sowie weitere Einrichtungen des Instituts zu fotografieren. Entsprechend gondele ich über das<br />

Gelände und komme dabei auch mit dem Polier (?) der Bauarbeiter ins Gespräch, der mir sogar in zweierlei<br />

Hinsicht helfen kann: Erstens besorgt er mir einen Mitarbeiter, der endlich den richtigen (Imbus-)<br />

Schlüssel für meinen Wackelstativkopf und ihn richtig und dauerhaft festbekommt. Zweitens frage ich<br />

ihn nach der Beschaffenheit der Piste gen Osten Richtung Rehobot und erfahre, dass sie zwar manchmal<br />

etwas holprig sei, aber im Übrigen problemlos befahren werden könne.<br />

Abends findet dann ein Braai für und mit allen statt, zu dem ausnahmsweise auch die Mitarbeitenden<br />

des Instituts dazukommen.<br />

13.5.:<br />

Wir wachen früh und ausgeschlafen auf. Als wir dann auschecken wollen, erleben wir eine Überra-


schung: Da heute Samstag ist, was wir nicht auf dem Schirm hatten, ist die Rezeption geschlossen. Als<br />

wir gerade unseren Schlüssel und einen Zettel in die entsprechende Box gesteckt haben, treffen wir<br />

nochmal auf Adam, einen Studenten, der Durst hat. So kann ihn Andi nochmal bitten, ihr seine Mehlwürmer<br />

zu zeigen, über die er zu der Fragestellung forscht, ob sie Kunststoffe verwerten können. Ich soll sie<br />

auch fotografieren (Die Bilder werden leider nichts, wie sich später herausstellt). Anschließend geht’s<br />

dann wirklich auf die Piste, die sich dann tatsächlich als völlig problemlos, über Strecken sogar besser als<br />

manche Straßen höherer Ordnung, befahren lässt. Trotzdem ist uns ein wenig mulmig zumute, da wir<br />

auf einer inoffiziellen Gravel Pad mitten in einer total verlassenen Wüstenlandschaft befinden: kein anderes<br />

Auto oder Lebewesen über die gesamte Strecke! Erst als wir wieder auf eine C-Pad kommen und<br />

wieder auf andere Verkehrsteilnehmer treffen, sind wir erleichtert. Ca. nach weiteren 4 Stundenkönnen<br />

wir auf die D 1268 einbiegen und erreichen nach kurzer Fahrt den Eingang zu den 3 Intu Afrika Lodges,<br />

zu denen auch die Camelthorn gehört. Immerhin ist es 15: 45, als wir endgültig ankommen. Da der Nature<br />

Drive am morgigen Nachmittag schon ausgebucht ist, wir auch den Morgen-Drive nicht nehmen wollen,<br />

entscheiden wir uns kurzfristig für den, der bereits in einer ¾ h beginnt. Wir bekommen die beiden<br />

letzten Plätze, wobei ich günstigerweise auf dem Beifahrersitz Platz nehmen kann. So ergibt sich während<br />

der Fahrt mit dem Fahrer, der tatsächlich „Chamberlain“ heißt, das eine oder andere kurze Gespräch.<br />

Die Fahrt führt, wie schon die in Bagatelle Kalahari, immer wieder locker über die Dünen; zu sehen<br />

bekommen wir Springböcke, Zebras, Gnus und Giraffen, allerdings in respektvoller Entfernung: Hier<br />

wird nämlich auch gejagt. Trotzdem genießen wir den letzten Game Drive dieses Urlaubs, auch wegen<br />

der schönen Naturlandschaft und ihrer Farben. Nach dem Sundowner, den ich wider besseres Wissen<br />

wieder mal mit Dutzenden Sunsetfotos begehe, gibt’s noch wohlschmeckendes Dinner. Nach der langen<br />

Fahrt geht‘s schon um 20:30 ins Bett.<br />

14.5.:<br />

Um 7:00 stehen wir erholt und frisch nach 11 (!) Stunden langsam auf und begeben uns zum Frühstück;<br />

es ist noch lausig kalt, und zum ersten Mal sind wir die Ersten auf der Frühstücksterrasse. Anschließend<br />

machen wir es uns gemütlich. Während Andi wie üblich an ihrem Laptop arbeitet, übertrage ich zunächst<br />

die bisher letzten Fotos auf meinen, versuche anschließend, ein paar Vögel zu fotografieren , und haue<br />

mich dann auf den Liegestuhl zum Schreiben. Im Augenblick sind wir die einzigen Gäste; die einen sind<br />

mit viel Hallo abgereist und die nächsten noch nicht da, und so bekommen wir am Rande mit, wie das<br />

Personal, der Stimmlage nach gut gelaunt, die Lodge für den heutigen Tag vorbereitet. Für uns heißt es<br />

zunächst: Faulenzen, Lunch. Nach diesem holen wir uns die Erlaubnis, zu Fuß in der Gegend spazieren zu<br />

gehen. Wir steigen auf die erste Düne und anschließend durch die leichte Senke auf die zweite. Von dort


schauen wir lange auf diese tolle Landschaft. Außerdem bekommen wir, wenn auch aus relativ weiter<br />

Entfernung, aber trotzdem noch fotografierbar, sowohl eine Herde Springböcke, einige Zebras als auch<br />

eine Herde Zebras zu sehen, und zwar alleine, ohne Guide. Wir beobachten die Oryx, diese uns; augenscheinlich<br />

haben sie entweder super Augen, oder sie riechen uns, da wir im Wind stehen. Auf jeden Fall<br />

ist es eine traumhafte, fast kontemplative Stimmung, und wir können uns erst nach einer ganzen Weile<br />

davon lösen, um uns auf den Rückweg zur Lodge zu machen. Dort angekommen, haben wir noch einen<br />

Moment Ruhe, bevor weitere Touristen ankommen, unter ihnen wieder einmal eine Reisegruppe, diesmal<br />

aus Frankreich (oder wallonisches Belgien). Aber alle verschwinden um 16:30 wieder auf dem Nature<br />

Drive, sodass wir wieder unsere Ruhe haben. Ich nutze die Zeit, um noch ein paar Vögel mit dem<br />

600er einzufangen. Irgendwann beginnt wieder das Naturschauspiel, das ich eigentlich nie mehr fotografieren<br />

wollte : der Sonnenuntergang! Und wieder traumhaft schön! Irgendwann sind die „Safaristen“<br />

von ihrem Sundowner zurück, und es gibt Dinner. Die Franzosen staunen vermutlich ziemlich über die<br />

Zwiebelsuppe und die Zusammensetzung des Hauptgangs : Die Zwiebelsuppe ist cremig, und der Hauptgang<br />

besteht aus kleinteiligem gemischten Salat, Bratkartoffeln, Springbock und Käse-Bratwurst. Später<br />

mache ich noch mal einen halbwegs erfolgreichen Versuch, die Milchstraße zu fotografieren (s. Bildteil)<br />

Danach ist auch für mich die letzte Nacht angesagt.<br />

15.5.:<br />

Heute ist Abfahrt bzw. -flug angezeigt und damit auch endgültiges Packen, was einerseits nicht schwer<br />

ist, weil wir ja ne ganze Menge Kleidung in Namibia verschenkt haben, andererseits müssen wir aber<br />

schauen, wie wir die einzelnen Stücke auf die 3 Koffer verteilen, sodass wir später bei Bedarf an alles<br />

herankommen. Trotzdem geht das alles recht reibungslos. Für die Rückfahrt zum Hosea-Kutako-Airport<br />

haben wir nicht die B1 vorgesehen, sondern die Gravel Roads östlich davon, und diese Strecke lässt sich<br />

wunderbar fahren. Nach knapp 3 Stunden biegen wir auf die B2 ein, die u.a. Windhoek mit dem Flughafen<br />

verbindet. Wir wollen für die nächsten 1 – 2 Stunden noch ein Restaurant suchen, wo wir auch etwas<br />

zu essen und zu trinken bekommen; die Farm am Ende unserer letzten Namibiareise war ja diesbezüglich<br />

ein Reinfall… Wir denken heute an die Kneipe, die wir 2018 mit Freunden besucht haben. Diese finden<br />

wir zwar nicht mehr, aber wir sehen rechts auf der Strecke plötzlich ein Schild „Transkalahari Inn“ und<br />

beschließen, diese Location aufzusuchen, müssen aber erstmal eine ganze Weile weiterfahren, weil sich<br />

erst dann, kurz vor einem Kontrollpunkt, eine Wendemöglichkeit ergibt. Die Lodge, die wir finden, ist<br />

sehr edel und fast komplett leer. Zwar gibt es dort laut Auskunft auf einem Schild nur bis 2 p.m. Lunch,<br />

aber wir bekommen trotzdem beides und können uns erstens stärken und zweitens auf einer wunderschönen<br />

Terrasse bis zum Tanken, Auto-Abgeben und Einchecken verbringen. Das alles findet später


dann planmäßig statt. Auf dem Flugfeld auf dem Weg zur Maschine sehen wir, wie sich im Nordwesten<br />

ein anständiges Gewitter aufbaut; man kann deutlich erkennen, wie es dort schon ordentlich regnet.<br />

Glücklicherweise teilt uns der Pilot vor dem Start mit, dass er das Gewitter umfliegen werde, und so wird<br />

es ein relativ ruhiger, ereignisloser Flug.<br />

Das mit den Ereignissen geht dann erst am<br />

16.5.<br />

auf dem Flughafen FfM wieder los: Da wir nach unserem letzten Flug Windhoek-Frankfurt zunächst vergeblich<br />

auf unsere Koffer gewartet hatten, da sie ohne unser Wissen an die Ausgabe für Rail&Flight-<br />

Passagiere gebracht worden waren, fragen wir diesmal eine Angestellte beim normalen Ausgabeband,<br />

ob das diesmal wieder so sei, was sie bejaht. Sie schickt uns also quer durch den Flughafen kurz vor den<br />

Bahnhof, wo uns gesagt wird, dass es ca. 20 Minuten dauern würde. Als nach einer halben Stunde immer<br />

noch nichts passiert ist, erkundige ich mich dort am Schalter bei den beiden unbeschäftigten Damen,<br />

was los wäre. Zunächst sagen sie, sie wüssten darüber nicht Bescheid, aber es käme gleich der Gepäck-<br />

Beauftragte. Tut er nicht. Auf meine Beschwerde diesbezüglich hin bequemen sich die Ladies herumzutelefonieren,<br />

um uns dann endlich mitzuteilen, dass unsere Koffer doch an der normalen Gepäckausgabe<br />

seien. Andi lässt mich daraufhin auf das Handgepäck aufpassen und durchquert noch einmal den gesamten<br />

Airport, um unser Gepäck zu holen. „Natürlich“ verpassen wir deshalb den von uns vorgesehenen<br />

Zug und dürfen noch einmal eine Stunde auf dem Bahnhof herumsitzen. Toll…<br />

Die Deutsche Bahn ist aber pünktlich, und Andi hat noch Sitzplätze reserviert, sodass wir entspannt in<br />

Stuttgart ankommen. Für die Fahrt vom Bahnhof nach Degerloch nehmen wir ein Taxi. Zu Hause.<br />

Erläuterungen:<br />

*Die San (früher auch Buschmänner genannt) sind die älteste Ethnie <strong>Namibias</strong>. Außerdem gibt es die<br />

Ovambo, Herero, Nama, Damara und Himba (die mit den Herero verwandt sind)<br />

**Ein Hide ist ein Gebäude oder Bunker, aus dem heraus man unbemerkt Tiere von Nahem fotografieren<br />

kann<br />

*** HMZ : Hartmann Mountain Zebra, eine der 3 in Afrika vorkommenden Zebraarten; außerdem gibt es<br />

das Steppenzebra und das Grevy Zebra , das allerdings nicht in Namibia vorkommt . Die ersten beiden<br />

unterscheiden sich durch die Streifenzeichen.


Fotos und Text:<br />

Lutz Stegemann<br />

Ueena Kasaona<br />

Kameras:<br />

Sony A 7III<br />

Sony A 6300<br />

Sony RX 100 VI

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