LE-2-2011
LOGISTIK express ZEITSCHRIFT EPAPER
LOGISTIK express ZEITSCHRIFT EPAPER
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Logistik express | Markus Jaklitsch, REITSCHULGASSE 20, A-8010 GRAZ<br />
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logistik-express.com | <strong>LE</strong>-2/<strong>2011</strong><br />
Egal ob Ressourcensicherung, Unternehmenserfolg,<br />
Energieeffizienz oder Umweltschutz:<br />
Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde.<br />
ab Seite 4
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INHALT | EDITORIAL<br />
INHALT<br />
AKTUELL (S4-5), WIRTSCHAFT (S6-9), INFRASTRUKTUR (S10-11), Unternehmer (S12-13), Umwelt<br />
(S14-15), NETZWERKE (S16-23), Intralogistik SPEZIAL (S24-25), TRANSPORT-LOGISTIK (S26-27),<br />
IM FOKUS (S28-36), TRANSPORT (S37-41), mÄRKTE (S42-45), Karriere (S46-50), TERMINE (S51)<br />
4 Wann, wenn nicht jetzt?<br />
5 Flughafen Wien kommt nicht zur Ruhe ...<br />
6 Was dringend zu tun ist<br />
8 Wirtschaftsaufschwung in akuter Gefahr?<br />
10 ÖBB - Müssen harten Sanierungskurs steuern<br />
11 Gastkommentar: Das Kern-Problem<br />
12 KMU unter der Lupe<br />
14 Weißbuch Verkehr – rosa Brille oder Grund, schwarz zu sehen?<br />
16 Umweltschutz rückt noch stärker in das Bewusstsein<br />
17 Nachhaltige Logistik – nicht nur ein Trend!<br />
18 Österreichischer Logistiktag / Mitten ins Schwarze<br />
20 Steirischer Autocluster präsentiert neue Strategie<br />
21 Wenn die Beschaffung zu schaffen macht…<br />
22 GS1 ECR-Tag / Logistiker geben Antworten auf das Konsumverhalten 2.0<br />
23 Nachhaltigkeit im Handel<br />
24 Neue Trends in der Intralogistik - Cemat setzt grüne Akzente<br />
26 transport logistic <strong>2011</strong>: Mit gutem Vorbild voraus<br />
28 DHL Freight - Perfekt für Ihr bestes Stück<br />
29 KNAPP - Neue Logistikanlage für Würth<br />
30 JUNGHEINRICH - Kundennutzen steht im Vordergrund<br />
31 DUVENBECK - Eine neue Ära beginnt<br />
32 Zehn Jahre LogServ<br />
33 LINDE - Vetropack stapelt gut<br />
34 GS1 - Transparenz auf Knopfdruck<br />
35 Kühne + Nagel forciert Landverkehr<br />
36 Supply chain security<br />
37 Bündnis auf der Nord-Süd-Achse<br />
37 „PortLog“ Hafen Hamburg<br />
38 Alles im Fluss am Fluss<br />
39 Containerdienst bis nach Österreich verlängern<br />
40 Binnenschifffahrt:Jammern auf hohem Niveau<br />
42 Baltische Häfen Russland sagt „Niet“ zu Transhipment<br />
43 Guter Draht nach Russland<br />
44 Ausbau des CRH-Netzwerkes - China auf Rekordjagd<br />
46 Netzwerke für Führungskräfte<br />
47 Vielfalt bringt Erfolg<br />
48 Erfolg mit Tradition<br />
49 Menschen in Bewegung<br />
51 Termine<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Schon sind wir<br />
mitten drin in<br />
der zweiten Jahreshälfte.<br />
Die Leitmessen<br />
LogiMAT, CeMAT,<br />
transport logistic sind<br />
vorüber, der Österreichische<br />
Logistiktag tagt<br />
Anfang Juni und wir sind live dabei. Halten<br />
Sie nach unserem Videoteam Ausschau!<br />
Apropos Video: die neuen Kurzfilme von<br />
KNAPP/JCL, LogiMAT, CeMAT sind auf<br />
unserer Homepage, die sollten Sie sich<br />
nicht entgehen lassen und in Kürze folgt<br />
der Österreichische Logistiktag <strong>2011</strong>.<br />
Vielleicht ist Ihnen unsere neue Website<br />
ja bereits aufgefallen? Wie gefällt Sie<br />
Ihnen? Auch unser Newsletter wird neu<br />
überarbeitet. Seit kurzem ist übrigens unsere<br />
Partnerseite amano media auch via<br />
iPhone und iPod touch abrufbar. Die neuen<br />
Medien sind wirklich unaufhaltsam auf<br />
dem Vormarsch – gut so! So eröffnen sich<br />
schier unbegrenzte Möglichkeiten, die der<br />
Logistik express natürlich nutzt.<br />
Logistik express ist das Fachmedium für<br />
Entscheidungsträger aus Industrie, Handel,<br />
Transport und Logistik und erscheint<br />
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umfasst über 20.000 Artikel und ist<br />
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Markus Jaklitsch<br />
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IMPRESSUM<br />
Inhaber, Herausgeber: Markus Jaklitsch<br />
Redaktion: Angelika Thaler, Karin Walter, Paul<br />
Christian Jezek, Peter Baumgartner, Dirk Ruppik<br />
Markus Trostmann, Ursula Schmeling, Thomas<br />
Wöhrle, Sabine Lukas<br />
Logistik express Fachmedium<br />
Reitschulgasse 20, 8010 Graz, Austria<br />
Markus Jaklitsch<br />
Tel.: +43(0)676-7035206<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 3
AKTUELL<br />
Wann, wenn nicht jetzt?<br />
Haben Sie auch schon genug von den täglichen Horrormeldungen über Naturkatastrophen, Aufstände, Ölpreissteigerungen,<br />
atomare Probleme und belastete Lebensmittel? Überblättern Sie diese News bereits? Dann<br />
ist es passiert, Sie sind abgestumpft… und das ist das Schlimmste, was unserem Planeten passieren kann: die<br />
Gleichgültigkeit. Es ist höchste Zeit, in die Hände zu spucken und das Ruder herumzureißen, so lange es noch<br />
geht! Redaktion: Angelika Thaler<br />
Eines der größten Probleme der<br />
Menschheit ist unsere „der<br />
Andere“-Mentalität. Wie im Kindergarten…<br />
die Vase ist kaputt?<br />
Der Andere hat sie runtergeworfen. Am Boden<br />
liegt Mist? Soll ihn doch ein Anderer wegräumen.<br />
Die Co2-Emissionen sind zu hoch?<br />
Pah, die Transportwirtschaft und Industrie<br />
sind schuld, wieso sollte ich auf mein Auto<br />
verzichten? Es gibt noch unzählige weitere<br />
Beispiele, aber der Hintergrund ist stets derselbe.<br />
Statt selbst Verantwortung zu übernehmen,<br />
schieben wir sie gerne auf Andere. Klar,<br />
ich allein kann den Klimawandel nicht stoppen.<br />
Und schon gar nicht bis morgen. Aber<br />
um ein Ziel zu erreichen, muss ich den ersten<br />
Schritt tun! Um die Vision der Nachhaltigkeit<br />
– in welchem Bereich auch immer – zu<br />
verwirklichen, ist jeder Einzelne gefordert.<br />
Denn selbst wenn die Klonforschung schon<br />
(bedenklich) weit ist – einen zweiten Planeten<br />
wird sie wohl in absehbarer Zeit nicht<br />
erschaffen.<br />
Unsichtbare Gefahr<br />
Sie riecht nicht, sie schmeckt nicht, und sehen<br />
kann man sie auch nicht…. radioaktive<br />
Strahlung ist heimtückisch – und extrem ausdauernd!<br />
Als Nachwirkung des Reaktorunglücks<br />
in Tschernobyl wird es noch 300 Jahre<br />
dauern, bis das Cäsium-137 (Halbwertszeit 30<br />
Jahre) in Österreichs Böden nicht mehr nachweisbar<br />
ist. In Japan, wo auch extrem giftiges<br />
Plutonium zum Einsatz kam, ist das Sperrgebiet<br />
rund um Fukushima auf 250.000 (!) Jahre<br />
verstrahlt. Wer kann in solchen Dimensionen<br />
denken? Wir produzieren atomare Abfälle,<br />
die nicht wiederverwertet, sondern nur „endgelagert“<br />
werden können, und hinterlassen so<br />
vielen kommenden Generationen ein gravierendes<br />
Problem. Immer wieder hört man von<br />
Lecks bei solchen „Endlagern“, die oft nichts<br />
anderes als Höhlen tief unter der Erdoberfläche<br />
sind. Frei nach dem Motto: „Was man<br />
nicht sieht, ist auch nicht da“. Aber das ist<br />
doch keine Lösung! Selbst wenn die Hoffnung<br />
besteht, dass durch wissenschaftlichen Fortschritt<br />
eines Tages das Problem Atommüll<br />
gelöst werden kann, ist es unverantwortlich,<br />
auf Teufel-komm-raus dieses gefährliche, oft<br />
tödliche Material anzuhäufen! Es ist klar, dass<br />
ein Ausstieg aus der Atomkraft von heute auf<br />
morgen nicht zu bewerkstelligen ist, ohne in<br />
einigen Ländern (wie etwa Frankreich) dauerhaft<br />
das Licht abzudrehen. Aber es müssen<br />
bereits jetzt international langfristige Maßnahmen<br />
ergriffen werden, um die Wende zu<br />
schaffen – anstatt immer neue Meiler zu planen.<br />
Und da muss jeder Einzelne sich an die<br />
Nase fassen: klar gibt es Schöneres, als einen<br />
Windpark vor der Haustüre. Aber es gibt auch<br />
viel Schlimmeres, und wenn immer jemand<br />
erfolgreich Einspruch erhebt, sobald so etwas<br />
geplant wird…. sehe ich für eine atomfreie<br />
Zukunft schwarz.<br />
Protz-Gesellschaft<br />
Warum ist es nötig, einen riesigen SUV zu fahren,<br />
wenn ich in der Stadt wohne? Abgesehen<br />
davon, dass die Parkplatzsuche mit diesen<br />
Schlachtschiffen besonders in der Innenstadt<br />
einer mittleren Katastrophe gleichkommt, ist<br />
trotz aller Effizienzsteigerungen der Spritverbrauch<br />
bei solch starken Motoren enorm.<br />
Und so gut wie immer sitzt in solchen Image-<br />
Karossen lediglich eine Person. Müssen wir<br />
den Amerikanern (die übrigens wesentlich<br />
breitere Straßen haben) mit ihren mächtigen<br />
Spritfresser-Fahrzeugen wirklich alles nach-<br />
machen? In den USA laufen Klimaanlagen<br />
rund um die Uhr, in Hotels beträgt die Raumtemperatur<br />
im Hochsommer rund 16 Grad,<br />
das ist doch nicht gesund! Vom rücksichtslosen<br />
Energieverbrauch ganz zu schweigen.<br />
So wenig erfolgreich ein gewisser ehemaliger<br />
Schauspieler aus der Steiermark in politischen<br />
Belangen auch gewesen sein mag, es<br />
brauchte diesen Österreicher, um zumindest<br />
in Kalifornien ein breites ökologisches Bewusstsein<br />
zu schaffen!<br />
Auch wenn das kleine Land Österreich international<br />
manchmal ob seines politischen<br />
„aus-der-Reihe-Tanzens“ belächelt wurde,<br />
jetzt gilt es, die Vorreiterrolle zu übernehmen<br />
und mit aller Macht und vereinten Kräften<br />
die anderen Länder zu überzeugen. Falsche<br />
Förderpolitik der EU aufgrund massiven Lobbyings<br />
muss rasch unterbunden werden, es<br />
gilt, alle verfügbaren freien Ressourcen in die<br />
Entwicklung nachhaltiger Energiequellen<br />
– egal ob nun für die Stromversorgung der<br />
Haushalte und der Industrie oder die Mobilität<br />
– zu stecken und unabhängig zu werden<br />
von Atomkraft und Erdöl. Das Klima kennt<br />
keine Grenzen, und wir leben hier auf keiner<br />
isolierten Insel, wir müssen global handeln.<br />
Wann, wenn nicht jetzt? (AT)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
4 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
AKTUELL<br />
Flughafen Wien kommt nicht zur Ruhe ...<br />
Die Flughafen Wien AG kommt auch<br />
nach dem Führungswechsel und<br />
der Hauptversammlung nicht zur<br />
Ruhe. Mit dem angekündigten Abgang von<br />
Aufsichtsratsprecher Karl Samstag und der<br />
beabsichtigten Nachbestellung durch Ewald<br />
Kirchner, Chef der kommunalen Wohnbaugesellschaft<br />
Gesiba, nimmt das Gerangel um<br />
politische Einflussnahme und Machterhaltung<br />
in doch wichtigen Unternehmen kein<br />
Ende. Dort, wo die Politik ihre Interessen im<br />
Spiel hat, kann kein Paradies sein. Mit Kirschner<br />
soll jene Stelle besetzt werden, auf die<br />
der derzeitige Vorstandssprecher Christoph<br />
Herbst nach der zum Jahresende geplanten<br />
Vorstandsneubesetzung zurückkehren sollte.<br />
Herbst wechselte nach der Ablöse des<br />
Vorstandssprechers Herbert Kaufmann vom<br />
Aufsichtsratsprecher interimistisch in den<br />
Chefsessel des Flughafens. Bei der Hauptversammlung<br />
wurde wieder sichtbar, wie Managerleistung<br />
heutzutage abgegolten wird.<br />
Zusätzlich zum Fixgehalt von 254.000 Euro<br />
stehen Herbert Kaufmann, Ernest Gabmann<br />
und Gerhard Schmid für 2010 Boni von je<br />
rund 165.000 Euro zu. Die Hälfte davon ist an<br />
die nunmehr für Mitte 2012 vorgesehene Inbetriebnahme<br />
des Skylink gekoppelt. „Diese<br />
Skylink-Prämie wird für 2009, 2010, <strong>2011</strong> und<br />
2012 erst ausbezahlt, wenn alle Ziele erreicht<br />
sind“, kündigte Interims-Aufsichtsratschef<br />
Karl Samstag zwar an. Doch allein die Tatsache,<br />
dass Boni für Managerleistungen bezahlt<br />
werden, die auf Falscheinschätzungen,<br />
politischen Seilschaften und Dilettantismus<br />
beruhen, schreit zum Himmel.<br />
Der Skylink, dessen Kosten unter den zuletzt<br />
veranschlagten 830 Mio. Euro liegen sollen,<br />
weil doch kein Totalübernehmer zur Fertigstellung<br />
engagiert wird, kostet per saldo<br />
das Doppelte wie ursprünglich geplant. Das<br />
Bauwerk hat bisher „nur“ die Verschuldung<br />
hochgetrieben – das Gearing (Nettoverschuldung<br />
gemessen am Eigenkapital) lag<br />
Ende 2010 bei 81 Prozent. Ab 2012 werden<br />
die Abschreibungen, die Herbst mit 50 Mio.<br />
Euro pro Jahr bezifferte, das Ergebnis und<br />
wahrscheinlich auch die Dividendenzahlungen<br />
empfindlich belasten. Die börsennotierte<br />
Flughafen AG befindet sich zu je 20<br />
Prozent im Besitz der Stadt Wien sowie des<br />
Landes Niederösterreich. Also haben hier<br />
rote, grüne und schwarze Interessen eine<br />
Spielwiese, auf der auf Kosten des Steuerzahlers<br />
gespielt wird. Zehn Prozent der Anteile<br />
halten die Mitarbeiter, der Rest der Aktien<br />
ist in Streubesitz. Über einen Syndikatsvertrag<br />
haben die Minderheitseigner Wien und<br />
Niederösterreich die Verfügungsgewalt über<br />
das Unternehmen. Trotz Beteuerung der<br />
Landeseigentümer, die anstehende Neubesetzung<br />
des Vorstands nach ausschließlich<br />
fachlichen Kriterien auszurichten, haben die<br />
politischen Paritäten der Syndikatsvertreter<br />
im Aufsichtsrat dennoch Einfluss auf das dabei<br />
angewandte Vergabeverfahren. Das Spiel<br />
geht also weiter ...<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 5<br />
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WIRTSCHAFT<br />
Was dringend zu tun ist<br />
Wachstum fördern, Schulden senken und Reformen vorantreiben – das sind die wesentlichsten Punkte auf<br />
Österreichs „To Do“-Liste. Dabei geht’s allen anderslautenden Gerüchten zum Trotz unserer Wirtschaft gar nicht<br />
mal sooo übel. Ganz im Gegenteil, Vieles blüht und gedeiht Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK<br />
Während die Konjunktur in<br />
Europa weiter anzieht, werden<br />
die Folgen der seit vielen<br />
Jahren gering geredeten<br />
Staatsverschuldung und die hohen Defizite<br />
der vergangenen Krise immer deutlicher.<br />
Die Realwirtschaft hat in den letzten Monaten<br />
insbesondere in den USA (voraussichtliches<br />
GDP Wachstum <strong>2011</strong> 2,9 %) und auch<br />
in Deutschland (2010 = 3,6 %; <strong>2011</strong> = 2,9 %)<br />
durch Auftragseingänge und andere Frühindikatoren<br />
zunehmende Vitalität signalisiert.<br />
Während jedoch die europäischen Staaten<br />
bis zum Herbst 2008 für die Refinanzierung<br />
der Staatsschulden annähernd die gleichen<br />
Zinsen zahlen mussten, hat sich das in den<br />
letzten 2,5 Jahren dramatisch geändert. Die Finanzmärkte<br />
befürchten, dass einzelne Staaten<br />
ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können<br />
und haben daher vom Kauf dieser Staatspapiere<br />
Abstand genommen, was gleichbedeutend<br />
mit einer Erhöhung des Zinsniveaus<br />
für die Refinanzierung der Staatsschuld dieser<br />
Länder ist.<br />
Das Vertrauen in die Bonität mehrerer europäischer<br />
Staaten ist so weit gesunken, dass<br />
große Firmen heute mit Unternehmensanleihen<br />
bessere Bedingungen am Markt bekommen<br />
können, als diese Staaten. Finanzmärkte<br />
reagieren in der Regel spät und tendieren<br />
dann zum Überschießen. „Das heißt, ist ein<br />
Land in den Fokus der Finanzmärkte und Rating<br />
Agenturen gekommen, muss es überproportionale<br />
Anstrengungen machen, um das<br />
Vertrauen der Märkte wieder zurückzugewinnen“,<br />
sagt Prof. Dr. Bernhard Felderer, IHS-<br />
Direktor und Präsident des österreichischen<br />
Staatsschuldenausschusses. „Die Rückführung<br />
der Staatschulden unter 60 Prozent des<br />
BIP ist daher eine unabdingbare Notwendigkeit<br />
für die nächsten Jahre. Nur so wird dem<br />
Staat ausreichend Bonität zugebilligt werden,<br />
die notwendig sein wird, um im Falle einer<br />
Krise genügend Mittel auf den Kapitalmärkten<br />
auftreiben zu können, um damit Banken und<br />
Wirtschaft stabilisieren zu können.<br />
Mehr Reformen, weniger Schulden<br />
Die aktuellen Prognosen der Wirtschaftsforscher<br />
erwarten in Österreich für <strong>2011</strong> und darüber<br />
hinaus ein moderates Wachstum von<br />
rund 2 Prozent. Betrachtet man das prognos-<br />
tizierte weltweite Wirtschaftswachstum in den<br />
nächsten Jahren von über 4 Prozent, sieht man<br />
aber, dass es Potenzial für ein noch stärkeres<br />
Wachstum gibt. Unsere Wirtschaft profitiert<br />
vor allem von ihrer Exportstärke. Die Ausfuhren<br />
legten im Vorjahr um 16,5 Prozent auf<br />
109,2 Mrd. Euro zu, die Importe stiegen um<br />
16,3 Prozent auf 113,5 Mrd. Euro. „Wirtschaftsforscher<br />
und die Außenwirtschaft Österreich<br />
erwarten, dass dieser positive Trend weiter anhält.<br />
Es wird ein nominelles Exportwachstum<br />
von 11 Prozent für <strong>2011</strong> und 9,1 Prozent für<br />
2012 erwartet“, erklärt der Vizepräsident der<br />
WKO Oberösterreich, DI Dr. Clemens Malina-<br />
Altzinger. „Die aktuelle positive Ausgangslage<br />
bietet daher gute Rahmenbedingungen, gerade<br />
jetzt die Schulden zurückzufahren. Bekommt<br />
man in wirtschaftlich guten Zeiten das<br />
Budget nicht in den Griff, läuft die Politik Gefahr,<br />
beim nächsten Konjunkturabschwung<br />
weitere Handlungsspielräume zu verlieren“,<br />
betont Malina-Altzinger und fordert dringend<br />
Maßnahmen zur Stärkung der heimischen<br />
Wettbewerbsfähigkeit ein. Denn der im März<br />
<strong>2011</strong> veröffentlichte Standort-Check der WKO<br />
veranschaulicht, dass Österreich bei einigen<br />
wichtigen Kriterien im Vergleich der EU 27 an<br />
Boden verloren hat.<br />
- Österreichs Plätze 2009 – 2010 – <strong>2011</strong><br />
- Reales BIP Wachstum: 10 – 15 - 18<br />
- Bruttoanlageinvestitionen: 5 – 14 - 18<br />
- Lohnstückkosten: 15 – 22 - 20<br />
- Staatsschuldenquote: 18 – 18 - 18<br />
Laut aktuellen Berechnungen der Statistik<br />
Austria, bei der die bislang ausgegliederten<br />
Schulden berücksichtigt wurden, ist Österreich<br />
mit 72,3 Prozent des BIP verschuldet.<br />
Die Hauptursache der steigenden Staatsverschuldung<br />
in Österreich ortet Malina-Altzinger<br />
in der generellen Höhe und der Struktur<br />
der Staatsausgaben. Zu wenig wird derzeit<br />
in investiven Bereichen ausgegeben, längst<br />
überfällig sind jedoch strukturelle Änderungen<br />
bei den Staatsausgaben. Das IHS hat Anfang<br />
März gemeinsam mit der WKO eine Studie<br />
vorgelegt, welche die rasch lukrierbaren<br />
Einsparungspotenziale bei den öffentlichen<br />
Ausgaben und der öffentlichen Verwaltung<br />
veranschaulicht. „Kosteneinsparungen und<br />
Effizienzsteigerungen in der Höhe von ca. 650<br />
Mio. Euro könnten hier jährlich innerhalb<br />
kürzester Zeit realisiert werden“, zeigt Malina-<br />
Altzinger schnell realisierbare Potenziale auf.<br />
Schuldenbremse für Österreich nach<br />
deutschem Vorbild<br />
Für eine moderne Wirtschaftspolitik muss<br />
gelten: Sparen und erneuern, statt zu besteuern.<br />
In diesem Zusammenhang fordert<br />
Malina-Altzinger für Österreich eine Schuldenbremse<br />
nach deutschem Vorbild. Bei der<br />
Schuldenbremse in Deutschland ist ab 2016<br />
auf Bundes- und 2020 auf Landesebene eine<br />
Neuverschuldung praktisch nicht mehr<br />
erlaubt. In Notsituationen, wie Naturkatastrophen<br />
oder bei einer schweren Rezession,<br />
kann unter Auflagen eine Neuverschuldung in<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
6 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
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WIRTSCHAFT<br />
PAUL CHRISTIAN JEZEK<br />
Buchautor & Journalist<br />
Logistik express<br />
Redaktion<br />
Kauf genommen werden. Damit ist über den<br />
gesamten Konjunkturzyklus ein ausgeglichener<br />
Haushalt gewährleistet. Die notwendigen<br />
Einsparungsmaßnahmen dürfen aber nicht zu<br />
Lasten von Zukunftsinvestitionen gehen. „Um<br />
den derzeitigen Wirtschaftsaufschwung langfristig<br />
abzusichern, muss rasch in Zukunftsfelder<br />
investiert werden, die den Wirtschaftsstandort<br />
stärken, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der heimischen Unternehmen erhöhen und<br />
gleichzeitig heimische Wertschöpfung generieren“,<br />
betont Malina-Altzinger. Zu diesen<br />
Maßnahmen zählen:<br />
+ Ausbau der heimischen Wasserkraft<br />
+ Sanierungsrate bei Gebäuden von einem auf<br />
fünf Prozent erhöhen<br />
+ nachhaltiges Wachstum durch Forschung &<br />
Entwicklung sichern<br />
„Neben Maßnahmen zur weiteren Steigerung<br />
der Energieeffizienz bei Haushalten, Produktion,<br />
Dienstleistungen und Mobilität ist ein<br />
geordneter und planbarer Umstieg auf erneuerbare<br />
Energieträger notwendig, um die<br />
Versorgungssicherheit zu wettbewerbsfähigen<br />
Energiepreisen langfristig zu gewährleisten“,<br />
ist Malina-Altzinger überzeugt. So sieht die<br />
Energiestrategie Österreich neben der Stabilisierung<br />
des Endenergieverbrauchs den forcierten<br />
Ausbau der Wasserkraft um 3.600 GWh<br />
bis zum Jahr 2015 vor. Das damit verbundene<br />
Investitionsvolumen von knapp 8,4 Mrd. Euro<br />
würde nicht nur die heimische Versorgungssicherheit<br />
verbessern, sondern zusätzliche<br />
regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze<br />
generieren. Um notwendige Veränderungen<br />
des Energiesystems rasch verwirklichen zu<br />
können, fordert Malina-Altzinger als konkrete<br />
Maßnahmen die Beschleunigung der<br />
Genehmigungsverfahren für den Kraftwerksund<br />
Leitungsbau, die Anerkennung des öffentlichen<br />
Interesses für Energie-Infrastrukturprojekte<br />
sowie verbindliche und planbare<br />
Rahmenbedingungen für eine nachhaltige<br />
Energieversorgung.<br />
Mehr sanieren und mehr forschen<br />
Die Bundesregierung hat 2009 im Rahmen<br />
des Konjunkturpakets 100 Mio. Euro zur thermischen<br />
Sanierung bereitgestellt. Derzeit beträgt<br />
die durchschnittliche Sanierungsrate bei<br />
Wohngebäuden rund 1 Prozent pro Jahr. Bis<br />
2020 sollten jährlich rund 3 Prozent der alten<br />
Wohngebäude thermisch saniert und dann<br />
bis 2025 eine Sanierungsquote von 5 Prozent<br />
erreicht werden. „Die thermische Sanierung<br />
war und ist nicht nur gut für die Umwelt, sie<br />
stärkt die Betriebe und sie stärkt die Beschäftigung“,<br />
verweist Malina-Altzinger auf eine<br />
Analyse von Wirtschaftsforschern. So haben<br />
allein die 2009 bundesweit im privaten Wohnbau<br />
vergebenen Förderungen von 61 Mio. Euro<br />
Investitionen in Höhe von 485 Mio. Euro<br />
ausgelöst. Durch das höhere Sozialversicherungs-<br />
und Steueraufkommen sowie durch<br />
die Reduktion der Schwarzarbeit rechnet<br />
sich diese Maßnahme auch für den Staat. Die<br />
Bundesregierung stellt in den nächsten vier<br />
Jahren insgesamt 400 Mio. Euro für die thermische<br />
Sanierung zur Verfügung. Zusätzliche<br />
Unterstützung erfährt diese Aktion durch das<br />
Sanierungsprogramm für Unternehmen des<br />
Landes Oberösterreich, das heuer mit einem<br />
Förderbudget von 800.000 Euro fortgeführt<br />
wird. „Der von der WKO Oberösterreich geforderte<br />
Handwerkerbonus nach deutschem<br />
Vorbild wäre eine weitere Maßnahme, um<br />
das ambitionierte Ziel der Erhöhung der Sanierungsrate<br />
zu erreichen und um zusätzliche<br />
Investition in die Sanierung von Wohnimmobilien<br />
auszulösen“, so Malina-Altzinger.<br />
Mit F&E-Ausgaben in der Höhe von 7,81 Mrd.<br />
Euro im Jahr 2010 erreicht Österreich eine<br />
F&E-Quote von 2,76 Prozent des BIP. Damit<br />
liegt Österreich im europäischen Vergleich<br />
zwar im vorderen Mittelfeld, jedoch klar hinter<br />
den Spitzenreitern Schweden und Finnland<br />
mit F&E-Quoten von fast 4 Prozent. „Um zur<br />
europäischen Spitze aufzuschließen (Ziel der<br />
FTI Strategie des Bundes ist eine F&E-Quote<br />
in der Höhe von 3,76 Prozent bis zum Jahr<br />
2020), bedarf es einer deutlichen Erhöhung<br />
der Investitionen in F&E“, zeigt Malina-Altzinger<br />
den erforderlichen Entwicklungspfad auf.<br />
Nach der erfolgreichen Anhebung der Forschungsprämie<br />
von 8 auf 10 Prozent könnten<br />
folgende Maßnahmen zur Umsetzung einer<br />
effektiven Forschungs-, Technologie- und Innovationsstrategie<br />
führen: Erhöhung der F&E-<br />
Fördermittel der FFG um jährlich 8 Prozent<br />
bis zum Jahr 2020 sowie Anhebung des bei<br />
der Forschungsprämie bestehenden Deckels<br />
für die Auftragsforschung auf 5 Mio. Euro. Bei<br />
der Umsetzung der Maßnahmen in konkreten<br />
Technologiebereichen ist die Orientierung<br />
an heimischen Stärkefeldern und generellen<br />
Herausforderungen wichtig. „Dem Bereich<br />
Energieforschung muss auf Bundes- und<br />
Landesebene eine hohe Priorität eingeräumt<br />
werden“, betont Malina-Altzinger. (PJ)<br />
Im Steuerranking auf Platz 104!<br />
Österreich rangiert im internationalen Steuerranking<br />
des Wirtschaftsprüfers PricewaterhouseCoopers<br />
(PwC) auf Rang 104 von 183<br />
untersuchten Staaten. Angeführt wird die<br />
Rangliste von den Malediven. Die Schweiz<br />
rangiert auf Platz 16, USA auf Rang 62 und<br />
Deutschland auf Platz 88. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt die Studie „Paying Taxes <strong>2011</strong>“,<br />
durchgeführt von PwC in Kooperation mit<br />
der Weltbank und der International Finance<br />
Corporation (IFC). PwC kritisiert am Steuerstandort<br />
Österreich die „hohe Gesamtsteuerrate,<br />
hohe Administrations-Kosten und<br />
extremen Zeitaufwand“. „Österreich gilt<br />
nicht zuletzt wegen der steuerlichen Vorzüge,<br />
wie der Gruppenbesteuerung oder der<br />
Forschungsprämie, noch als interessant“,<br />
so Friedrich Rödler, Senior Partner bei PwC<br />
Österreich. Um im internationalen Standort-<br />
Wettbewerb „weiterhin punkten zu können,<br />
bedarf es entsprechender steuerlicher, rechtlicher<br />
und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen“.<br />
Die Einführung einer Vermögenssteuer<br />
sei „absolut kontraproduktiv“.<br />
Die PwC-Studie analysiert die Anzahl der<br />
Steuerzahlungen, den Zeitaufwand für<br />
Steuer-Belange und die Steuerhöhe: „Mit 22<br />
Steuerzahlungen jährlich belegt Österreich<br />
im weltweiten Vergleich Platz 80“, so Rödler.<br />
Eine Reduzierung der Zahlungen könnte<br />
etwa durch die Abschaffung von Nebensteuern<br />
wie etwa der Werbeabgabe erreicht<br />
werden. Unternehmen müssen in Österreich<br />
im Schnitt 170 Stunden für „steuerlichen<br />
Verpflichtungen“ aufwenden, geht aus der<br />
Studie hervor. Damit liegt Österreich, aber<br />
unter dem EU-Durchschnitt von 222 Stunden,<br />
international auf Rang 59. Bei der „Total<br />
Tax Rate“, berechnet von der gesamten Steuerlast<br />
als Prozentsatz des Unternehmensgewinns<br />
vor allen Steuern, liegt Österreich mit<br />
55,5 Prozent auf Platz 148.<br />
Um sich im Steuerranking zu verbessern,<br />
empfiehlt Rödl Österreich unter anderem die<br />
Abschaffung der Gesellschaftssteuer oder die<br />
Senkung der Lohnnebenkosten. (PJ)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 7
WIRTSCHAFT<br />
Wirtschaftsaufschwung<br />
in akuter Gefahr?<br />
Die Wirtschaft lebt vom Konsum. Doch wenn es nichts zu kaufen gibt, gerät dieses System ins Wanken. Und<br />
genau auf dieses Problem steuern wir zu, denn Ressourcenverknappung, steigende Preise und Änderungen<br />
besonders im Ostasiatischen Raum stellen Produzenten und deren Einkäufer vor wachsende Herausforderungen.<br />
Redaktion: Angelika Thaler<br />
Zu Zeiten der Krise drosselten fast<br />
alle Hersteller sämtlicher Industriezweige<br />
ihre Produktion, somit<br />
sank auch die Nachfrage nach<br />
Rohstoffen und Bauteilen. Auch die Recyclingindustrie<br />
sah sich teils massiven Umsatzeinbrüchen<br />
gegenüber. Wer konnte, verlagerte<br />
die Produktion in „Billiglohnländer“ oder<br />
kaufte in eben solchen zu – bevorzugt auf<br />
ostasiatischen Märkten wie China. Doch in<br />
der globalen Marktwirtschaft ist keine Regel<br />
in Stein gemeißelt, was gestern noch galt, ist<br />
heute oft bereits überholt. Die Auftragsbücher<br />
füllen sich, die Preise steigen – nicht<br />
zuletzt durch die Verteuerung von Erdöl, die<br />
Krisenherde im arabischen Raum und die Katastrophe<br />
in Japan – und manche Industrien<br />
kommen mir der Produktion nicht nach, weil<br />
es schlicht an Material fehlt.<br />
Wie geht’s Österreich?<br />
Bestens über die Einkaufslage in Österreich<br />
informiert ist der BMÖ, Bundesverband Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und Logistik. Auch<br />
Dkfm. Heinz Pechek, Geschäftsführender<br />
Vorstand des BMÖ, sieht einen bevorstehenden<br />
Balanceakt: „Die Herausforderung angesichts<br />
voller Auftragsbücher und schwindender<br />
Ressourcen ist es, den Einkauf und damit<br />
die Produktion sicherzustellen und gleichzeitig<br />
vernünftige Preise zu erzielen. Denn<br />
bei hohen Liefermengen ist auch Hatching<br />
(Kauf mit prompter Lieferung, Anm.) kein<br />
Thema.“ Langfristverträge gibt es nicht mehr,<br />
es gilt, das Lieferantenmanagement komplett<br />
neu aufzusetzen. Besonders schlimm ist laut<br />
Pechek die Versorgungssituation bei seltenen<br />
Erden, im Stahlbereich sowie bei Commodities<br />
für Elektronik und IT – also genau in jenen<br />
Bereichen, die maßgeblich zum Wirtschaftsaufschwung<br />
beitragen können. „Brandaktuell<br />
natürlich bleibt die Frage, wie es in Japan<br />
weitergeht. Wann ist das Land wieder voll<br />
lieferfähig? Und wie gehen wir vor, wenn die<br />
Container verstrahlt sind? Wie stark ist die<br />
Durchdringung der Nahrungsmittelkette?<br />
Hier gibt es noch keine Antworten!“, ist er besorgt.<br />
Ein weiteres Problem sieht der Verband<br />
bei der Energieversorgung, denn „Hier wurde<br />
lange verabsäumt, rechtzeitig nachhaltige,<br />
erneuerbare Energiequellen zu erschließen.<br />
Die steigenden Energiepreise machen dem<br />
produzierenden Sektor zusätzlich zu schaffen.<br />
Ein sofortiger Umdenkprozess ist hier<br />
unumgänglich.“<br />
Sourcingmarkt China<br />
Vor 10 Jahren noch ein Geheimtipp, entwickelte<br />
sich China im Laufe der Zeit zu einem<br />
der beliebtesten Sourcingmärkte. Nicht<br />
zuletzt, da das Land viel Geld in den Infrastrukturaufbau<br />
investierte und die ansässigen<br />
Unternehmen besonders hinsichtlich<br />
der Qualität enorme Entwicklungssprünge<br />
vollzogen. Damit einher gingen aber natürlich<br />
auch Lohnerhöhungen und eine stärkere<br />
Binnenmarktnachfrage, und in einigen<br />
Bereichen haben Indien und Vietnam dem<br />
Land den Rang als Billiglohnland längst abgelaufen.<br />
„Momentan ist China noch stark<br />
exportorientiert, aber man muss die hohen<br />
Logistikkosten im Vergleich zu Europa beachten“,<br />
gibt Gerald Boess, Partner der Kerkhoff<br />
Consulting GmbH, zu bedenken. In seiner<br />
Funktion als Leiter der Standorte China, Indien<br />
und Türkei ist er täglich mit diesem Thema<br />
konfrontiert: „China ist auf High-Tech Produkte<br />
spezialisiert.<br />
Wer einfache, billige Produkte niedrigerer<br />
Qualität sucht, sollte sich woanders umsehen.“<br />
Boess sieht sich häufig mit Unternehmen<br />
konfrontiert, die vor Jahren ihre Lieferanten<br />
in China gefunden haben und noch<br />
immer überzeugt sind, damit die beste Variante<br />
zu haben. „Hier gilt es, zu hinterfragen! Zusatzkosten<br />
wie Reisespesen, die Abwicklung<br />
im Problemfall oder auch die Transportkosten<br />
müssen einbezogen werden. Gerade die<br />
Ereignisse der jüngeren Vergangenheit haben<br />
gezeigt, dass es riskant ist, sich ausschließlich<br />
von asiatischen Lieferanten abhängig zu machen.“<br />
Er merkt zudem den Beginn eines Umdenkprozesses:<br />
„Das Thema Nachhaltigkeit<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
8 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
WIRTSCHAFT<br />
gewinnt an Bedeutung, der CO2-Ausstoß, die<br />
politische Situation im Land und die Arbeitsbedingungen<br />
beeinflussen die Beschaffungspolitik<br />
der Unternehmen.“ Generell gilt: „Um<br />
erfolgreich zu wirtschaften, muss man global<br />
wettbewerbsfähig produzieren.“<br />
ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Logistik express<br />
Redaktion<br />
Kunststoff & Stahl<br />
Die Teufelberger Ges.m.b.H ist weltweit als<br />
Produzent von Stahlseilen, Kunststoff-Umreifungsbändern<br />
und Seilen aus Kunststoff<br />
bekannt. Entsprechend hoch ist der Bedarf<br />
an Materialien wie hochwertigem Stahldraht<br />
oder Kunststoffen, und bei diesen sieht sich<br />
Einkaufsleiter Günter Reider mit kontinuierlich<br />
steigenden Preisen konfrontiert: „Seit<br />
dem Höhepunkt der Krise im März 2009 hat<br />
sich der Preis für unsere PET-Flakes verdreifacht!<br />
Allein seit November gab es eine<br />
Steigerung um 47 Prozent bei einem unserer<br />
benötigten Kunststoffprodukte. Auch die Seildrähte<br />
sind binnen eines Monats wieder um<br />
11 Prozent teurer geworden.“ Den Grund für<br />
die Verteuerung bei den Kunststoffen sieht<br />
er unter anderem im gestiegenen Baumwollpreis,<br />
da etliche Unternehmen der Bekleidungsindustrie<br />
die Baumwolle durch Polyesterfasern<br />
substituieren würden. Zwar nutze<br />
das Unternehmen ein Recyclingprodukt aus<br />
PET-Flaschen, doch aufgrund der generell<br />
höheren Nachfrage würden auch diese teurer.<br />
Und immerhin verarbeitet Teufelberger<br />
als größter Extrusionsbetrieb Österreichs weit<br />
über 30 Tonnen Kunststoffe jährlich. Gegen<br />
die Verknappung auf einzelnen Rohstoffmärkten<br />
habe das Unternehmen vorgesorgt:<br />
„Bereits in der Vergangenheit hat Teufelberger<br />
begonnen, eine breite Lieferantenbasis<br />
sowohl in Asien als auch in Europa aufzubauen.<br />
Durch den Einkauf sowohl im US-Dollarals<br />
auch im Euro-Raum können wir auch<br />
Kursschwankungen besser abfedern, bei dem<br />
aktuellen Kurs ist natürlich das Asia-Sourcing<br />
vorteilhaft.“ Die starken Preissteigerungen<br />
bringen viele Unternehmen, vor allem auch<br />
Vorlieferanten, in Bedrängnis, weiß Reider zu<br />
berichten: „Teufelberger profitiert davon, als<br />
zuverlässiger und pünktlicher Zahler bekannt<br />
zu sein. So konnten wir aufgrund unserer Bonität<br />
als Rohstoffkäufer für einen Vorlieferanten<br />
einspringen. Immer mehr Unternehmen<br />
sprengen nur durch die höheren Preise ihre<br />
Kreditlimits, allein im März mussten zwei Recycler<br />
in Deutschland Konkurs anmelden.“<br />
So bekommt Teufelberger immer mehr Ware<br />
angeboten, die bisher an Unternehmen verkauft<br />
wurde, deren Aussenstände inzwischen<br />
nicht mehr versichert werden.<br />
Ernste Bedrohung<br />
Ein Ende der Preisspirale ist wohl nicht in<br />
Sicht, das Ausweichen auf andere Märkte<br />
wird immer schwieriger. Langfristig ist der<br />
Wirtschaft wohl nur zu helfen, wenn die<br />
Inlandskaufkraft gestärkt wird und die Unternehmen<br />
dadurch höhere Preise auch für<br />
Endprodukte erzielen, um die Gewinnspanne<br />
zu halten. Dafür ist es nötig, durch Produktion<br />
für den regionalen Markt Arbeitsplätze zu<br />
sichern und damit auch dem Staat zu Steuereinnahmen<br />
zu verhelfen – damit nicht auch<br />
wir eines Tages unter den Rettungsschirm<br />
flüchten müssen. (AT)<br />
HYDROSTATIC DRIVE<br />
Die Baureihe wächst weiter. Mit den neuen Diesel-/Treibgasstaplern<br />
in der Tragfähigkeitsklasse von 1.600 bis 2.000 kg.<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 9
INFRASTRUKTUR<br />
Müssen harten<br />
Sanierungskurs steuern<br />
Den ÖBB geht es wirtschaftlich gar nicht rosig. Der Güterverkehr steht schlecht da, im Personenverkehr steht die<br />
Konkurrenz vor der Tür. ÖBB-Holding-Chef Christian Kern muss an zahlreichen Stellen im ÖBB-Konzern Feuer<br />
löschen. Redaktion: Markus Trostmann<br />
Herr Kern, Sie sind im Juni des Vorjahres<br />
angetreten, die Österreichischen Bundesbahnen<br />
zu sanieren und wieder auf einen<br />
wirtschaftlichen Kurs zu bringen. Was haben<br />
Sie zu tun?<br />
Den ÖBB geht es derzeit wirtschaftlich<br />
schlecht. Wir müssen die Zukunft des Unternehmens<br />
absichern und das geht nicht ohne<br />
einschneidende Rationalisierungen, Kosteneinsparungen<br />
und Preiserhöhungen. Von<br />
den gewohnten Dingen in der Vergangenheit<br />
müssen wir Abschied nehmen und uns auf<br />
neue Zeiten einstellen. Das ist zugegeben ein<br />
Veränderungsprozess, der Wellen schlägt bei<br />
uns im Haus und bei den Kunden und nicht<br />
zuletzt in der Politik. Aber: Wir müssen den<br />
Blutverlust stoppen. Was die Bahn braucht,<br />
ist eine langfristige Perspektive. Und die Aussichten<br />
dafür sind durchaus gut. Unsere Aufgabe<br />
ist, in drei bis fünf Jahren wirtschaftlich<br />
gut dazustehen. Die ÖBB haben eine Phase<br />
der extremen Unruhe hinter sich. Man denke<br />
nur an die in der Vergangenheit gemachten<br />
Finanzgeschäfte, den Kauf der ungarischen<br />
MAV-Cargo und die Immobiliendeals. In der<br />
Vergangenheit wurde verabsäumt, die Hausaufgaben<br />
zu machen, daher müssen wir jetzt<br />
die tiefgreifende Prozedur durchführen. Bis<br />
2013 wollen wir den Bahn-Konzern in die<br />
Richtung bringen, dass er zumindest eine<br />
schwarze Null schreibt. Das ist alles andere<br />
als eine Kleinigkeit. Die ÖBB werden derzeit<br />
beispielsweise von der Zinskurve getroffen.<br />
Die steigenden Zinsen werden das Unternehmen<br />
allein 2013 zusätzlich 30 Mio. Euro<br />
kosten, dieses Geld muss anderweitig eingespart<br />
werden.<br />
Rail Cargo Austria ist die größte Sanierungsbaustelle<br />
im ÖBB-Konzern. Die Performance<br />
in der Vergangenheit sei besser<br />
dargestellt worden, als sie in Wirklichkeit<br />
war, verlautete aus Ihrem Haus. Was ist da<br />
schiefgelaufen?<br />
Der Zustand der Rail Cargo Austria ist in der<br />
Vergangenheit tatsächlich oftmals schöner<br />
dargestellt worden, als er in Wirklichkeit war.<br />
Wir sind hier mit einem Minus von 350 Mio.<br />
Euro konfrontiert. Die Bahn hat in der Vergangenheit<br />
eine Milliarde Euro Eigenkapital<br />
verloren – infolge der nicht gerade positiv verlaufenden<br />
Spekulationsgeschäfte, aber auch<br />
im operativen Geschäft. Dabei haben die ÖBB<br />
gute Chancen, zu einem europäischen Player<br />
im Cargo-Geschäft zu werden. RCA war<br />
und ist in Österreich ein Standortinstrument.<br />
Doch wir können es uns nicht leisten, Verkehre<br />
zu fahren, bei denen mitunter gerade einmal<br />
ein Kostendeckungsgrad von 50 Prozent<br />
FOTO: ÖBB<br />
10 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
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INFRASTRUKTUR<br />
erreicht wird. Jetzt machen wir klar, dass wir<br />
ein Wirtschaftsunternehmen sind und uns<br />
ausschließlich Betriebswirtschaft interessiert.<br />
Wir müssen auf uns selber schauen und können<br />
nicht verschiedene Industriezweige subventionieren.<br />
Das kann man nur dann tun,<br />
wenn man starke Schultern hat, auf die man<br />
drei Rucksäcke mehr hängen kann. Dazu ist<br />
Rail Cargo Austria derzeit nicht in der Lage.<br />
Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um<br />
bei der RCA Kosten einzusparen?<br />
Die RCA verfügt über 108 Beteiligungen. Hier<br />
müssen wir zurückstutzen. Die Struktur ist<br />
unheimlich komplex und hat zu einem ungeheuren<br />
Beschäftigungszirkus geführt. Die<br />
Marschrichtung ist daher: einfachere Strukturen,<br />
Reduktion der Beteiligungen und Manager,<br />
neue Produkte und Schließung von<br />
Standorten. Jedes Geschäft wird auf den<br />
Prüfstand gestellt. Was die RCA braucht, ist<br />
werthaltiges Geschäft. Im Holzbereich wird<br />
gerade ein neues Produktionskonzept entwickelt.<br />
Die Sparte ist ein Sanierungsfall, und die<br />
Notbremsung besteht darin, Verladestellen<br />
zu schließen und die Preise auf eine für die<br />
Bahn betriebswirtschaftliche rentable Höhe<br />
zu bringen. Den Kritikern an den Preiserhöhungen<br />
und den gesetzten Maßnahmen<br />
müssen wir mitteilen, dass wir diese nicht<br />
zurücknehmen können und werden. In den<br />
zahlreichen Gesprächen mit Top-Managern<br />
auf Seiten der Verlader habe ich Verständnis<br />
für unsere Sanierungsmaßnahmen bekommen.<br />
Das durch das Zusperren einzelner Verladestellen<br />
möglicherweise verloren gehende<br />
Substrat für die Hauptstrecken ist leichter zu<br />
verkraften als die Aufrechterhaltung der Verladestelle<br />
mit den damit verbundenen operativen<br />
Kosten.<br />
Es vergeht kaum ein Tag, an dem die ÖBB<br />
nicht Schlagzeilen machen. Müssen Sie<br />
nicht einen Imageverlust befürchten und<br />
ein Abwenden der Kunden?<br />
Natürlich erregen unsere Maßnahmen Aufsehen,<br />
doch ich kann sagen, dass wir bis jetzt<br />
alle unsere großen Kunden behalten haben.<br />
Die Marktanteilsverluste sind nicht so stark<br />
ausgefallen, wie wir ursprünglich erwartet<br />
hatten. Die Kunden im In- und Ausland halten<br />
der Bahn die Stange, und das macht uns<br />
stolz.<br />
Woraus resultiert bei der Rail Cargo Austria<br />
das Minus von 350 Mio. Euro? Gibt es<br />
überhaupt Sparten, in denen die Güterbahn<br />
noch Geld verdient?<br />
Die 353 Mio. Euro Minus bei der RCA resultieren<br />
primär aus Sondereffekten wie Abschreibungen<br />
in den Bereichen Intermodal<br />
und einigen Schwerpunktsparten wie Holz<br />
oder Papier. Positive Zahlen schreiben Teile<br />
des Wagenladungsverkehrs, die Rollende<br />
Landstraße, der Gefahrgutbereich und Teile<br />
des bahneigenen Speditionsgeschäfts. 2010<br />
hat Rail Cargo Austria unterm Strich einen<br />
operativen Verlust von 120 Mio. Euro eingefahren.<br />
Es wird immer von der Verlagerung von der<br />
Straße auf die Schiene geredet, gleichzeitig<br />
aber verlagert RCA Teile des Transports<br />
zurück auf die Straße. Das ist doch ein Widerspruch?<br />
Das mag auf den ersten Blick wie ein Widerspruch<br />
aussehen. Ist es aber nicht. Ich sehe<br />
hier zwei verschiedene Logiken. Der Ausbau<br />
der Schieneninfrastruktur ist eine Aufgabe<br />
und Verpflichtung, um den Wirtschaftsstandort<br />
Österreich abzusichern. Auf den Gleisen<br />
fahren nicht nur die ÖBB, sondern auch andere<br />
Akteure. Über den Brenner beispielsweise<br />
nutzen 50 Prozent der Trassenkapazität die<br />
ÖBB; die restlichen 50 Prozent entfallen auf<br />
private und ausländische Traktionsunternehmen.<br />
Bei den Investitionen im Personen- und<br />
Güterverkehr der ÖBB steht hingegen die Betriebswirtschaftlichkeit<br />
im Vordergrund. Hier<br />
müssen wir uns selbst erhalten und bekommen<br />
Bestellungen vom Bund oder anderen<br />
Kunden. Wir müssen ein Geschäftsmodell<br />
aufbauen, das selbsttragend ist und daher<br />
der betriebswirtschaftlichen Logik folgt. Investments<br />
werden von Geschäftschancen bestimmt,<br />
sonst wird das Geld verbrannt. Wenn<br />
Rail Cargo Austria Teile des bisherigen Schienenverkehrs<br />
auf die Straße verlagert, ist das<br />
aus dem Gebot der Notwendigkeit und keine<br />
Strategie. Diese unterschiedlichen Logiken<br />
werden in der Öffentlichkeit oft nicht richtig<br />
erkannt, weil die ÖBB und Bahnausbau meist<br />
in einem System gesehen werden.<br />
(MT)<br />
GASTKOMMENTAR<br />
DAS KERN-PROB<strong>LE</strong>M<br />
Die größte<br />
B a u s t e l l e<br />
der ÖBB<br />
ist derzeit nicht der<br />
neue Wiener Hauptbahnhof,<br />
sondern<br />
zweifelsfrei die Rail<br />
Cargo Austria. Die<br />
international agierende<br />
100prozentige<br />
Dr. Peter Muzik<br />
Güterverkehrstochter, die täglich 183.000<br />
Tonnen befördert, taumelt nach einem<br />
Verlust von 353 Millionen Euro im vergangenen<br />
Jahr schwer angeschlagen in<br />
den Seilen. ÖBB-Boss Christian Kern und<br />
die neuen RCA-Vorstände Andreas Fuchs<br />
und Erik Regter müssen das Kunststück<br />
versuchen, das Unternehmen vor einem<br />
Crash zu retten.<br />
Die empfindlichen Preiserhöhungen in<br />
jüngster Zeit, die - wie man hört - teilweise<br />
wieder zurück genommen werden, sind<br />
die logische Folge dubioser Macheloikes,<br />
für die frühere Bahn-Manager gerade stehen<br />
müssen. Das Unternehmen ist aber<br />
nicht nur finanziell groggy, sondern auch<br />
imagemäßig unten durch - bei vielen seiner<br />
Kunden ebenso wie in der Logistikbranche,<br />
die ihm so manches übel nimmt.<br />
Etwa das Faktum, dass die Bahn mit einigen<br />
Speditionsfirmen mehr als Rivale<br />
denn als Partner auftritt.<br />
Trotzdem ist sonnenklar, dass die Stärken<br />
der Verkehrsträger Straße, Schiene und<br />
Wasser nur dann optimal aufeinander<br />
abgestimmt werden können, wenn ein<br />
Key-Player nicht ums Überleben ringen<br />
muss. Die Troubles, mit denen es Christian<br />
Kern zu tun hat, sind also auch ein<br />
Kern-Problem all jener, die sich eine tatsächlich<br />
funktionierende Intermodalität<br />
wünschen. In diesem Sinne: Hoffen wir<br />
auf ein Happy End ...<br />
Autor: Peter Muzik ist langjähriger Wirtschaftspublizist<br />
(„Wiener Zeitung“, früher<br />
„WirtschaftsBlatt“ und „trend“) sowie Inhaber<br />
der auf Evaluation von PR-Aktivitäten<br />
spezialisierten Consultingfirma Public<br />
& Media.<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 11
Unternehmer<br />
KMU unter der Lupe<br />
Nicht weniger als 1.800 österreichische KMU hat die Creditreform vor einigen Wochen nach der aktuellen Wirtschaftslage<br />
befragt. Erfreulicher Tenor: Heuer wird ein „stabiler Aufschwung“ erwartet. Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK<br />
Die Geschäftslage der heimischen<br />
KMU bessert sich im Jahr <strong>2011</strong><br />
deutlich. Laut Creditreform-<br />
Studie schätzen 54,8 Prozent<br />
(2010: 41,2 Prozent) die Lage mit „gut“ oder<br />
„sehr gut“ ein, nur 6,4 (15,3) Prozent bewerten<br />
sie mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“.<br />
„Der Aufschwung ist in der gesamten Breite<br />
des Mittelstandes angekommen“, sagt Creditreform-Vorstand<br />
Rainer Kubicki. Bei den Gewinnen<br />
sieht es aber nicht so rosig aus: „Die<br />
Ertragslage hat sich trotz aller Erholungstendenzen<br />
noch nicht wieder völlig normalisiert.“<br />
Der Aufschwung sei in der Ertragssituation<br />
noch nicht angekommen. Knapp ein Drittel<br />
der Befragten berichtet von Gewinneinbußen<br />
in den vergangenen sechs Monaten. Nur bei<br />
einem Viertel gibt es steigende Gewinne. „In<br />
jüngster Zeit hat sich die Eigenkapitalproblematik<br />
im Mittelstand wieder verschärft“, so<br />
Kubicki.<br />
Derzeit weisen 23,6 Prozent der KMU eine<br />
Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent ihrer<br />
Bilanzsumme auf. Jedes zweite Unternehmen<br />
mit bis zu fünf Mitarbeitern hat eine Eigenkapitalquote<br />
von unter 10 Prozent. Für eigenkapitalschwache<br />
Unternehmen bleibt es<br />
schwierig, sich zu finanzieren: „Auch nach<br />
der konjunkturellen Entspannung haben sich<br />
die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen<br />
noch nicht wieder gänzlich normalisiert.“<br />
Dies könne eine Erklärung für die noch<br />
mal erhöhte Insolvenzzahl im ersten Quartal<br />
<strong>2011</strong> sein, so Kubicki. Die Stimmung hat sich<br />
am stärksten in der mittelständischen Industrie<br />
und im Handel verbessert: 57,3 (37,5)<br />
Prozent der Befragten im verarbeitenden<br />
Gewerbe und 59,3 (44,7) Prozent im Handel<br />
berichten von einer sehr guten oder guten<br />
Geschäftslage. Dienstleister melden am öftesten<br />
eine „mangelhafte oder ungenügende“<br />
Geschäftsentwicklung mit 8,3 (16,5) Prozent.<br />
36,1 Prozent der Befragten meldeten einen<br />
Zuwachs des Auftragseingangs, am stärksten<br />
im verarbeitenden Gewerbe mit 43,1 (30) Prozent.<br />
Rückläufige Auftragseingänge gab es am<br />
häufigsten im Baubereich: Jeder Vierte berichtet<br />
hier von Auftragsrückgängen.<br />
„Die Erwartungen der Betriebe wurden im<br />
positiven Sinn übertroffen“, meint Kubicki.<br />
Rund 38 Prozent der Unternehmen konnten<br />
ihren Umsatz in den vergangenen sechs Mo-<br />
naten steigern. Ein Fünftel aller Unternehmen<br />
berichtet aber von Umsatzrückgängen.<br />
Nicht ganz so gut läuft es für das Baugewerbe:<br />
Hier werden mit 18,2 Prozent die wenigsten<br />
Umsatzzuwächse vermeldet und mehr als ein<br />
Drittel berichtet von gesunkenen Umsätzen.<br />
Für die nächsten Monate erwartet knapp jeder<br />
zweite Betrieb steigende Umsätze und nur jeder<br />
Zehnte sinkende Erlöse.<br />
Die KMU haben in den vergangen Monaten<br />
etwas mehr Mitarbeiter eingestellt und planen<br />
weiter Neueinstellungen: Ein Fünftel beschäftigt<br />
mehr Mitarbeiter als noch vor sechs Monaten,<br />
vor allem der Handel stellte mehr Personal<br />
ein. Jedes sechste Unternehmen strich<br />
Stellen in den Wintermonaten, vor allem das<br />
Baugewerbe. Für die nächsten Monate plant<br />
jeder vierte Betrieb, neue Mitarbeiter einzustellen.<br />
Nur jeder zehnte Befragte will Mitarbeiter<br />
abbauen. Vor allem auch im Dienstleistungssektor<br />
sind neue Jobs entstanden: So<br />
zeigt knapp ein Viertel der Dienstleister (24,4<br />
Prozent) einen höheren Personalbestand.<br />
Gewerbe braucht Fachkräfte<br />
Eine weitere topaktuelle Untersuchung – nämlich<br />
der KMU Forschung Austria – hat sich vor<br />
kurzem mit dem Arbeitsmarkt befasst. Demzufolge<br />
leiden 27 Prozent der heimischen Gewerbe-<br />
und Handwerksbetriebe unter akutem<br />
Fachkräftemangel. Und das, obwohl der mit<br />
rund 620.000 Beschäftigten größte Arbeitgeber<br />
Österreichs auch der mit Abstand wich-<br />
tigste Ausbildungssektor ist. Mehr als 57.000<br />
der insgesamt rund 130.000 Lehrlinge werden<br />
im Gewerbe und Handwerk ausgebildet.<br />
An zweiter Stelle liegt der Handel mit knapp<br />
18.700 Lehrlingen. Danach folgen die Industrie<br />
(16.400) und der Tourismus (12.600).<br />
„Das Lehrlingsangebot reicht offensichtlich<br />
nicht aus, den Fachkräftebedarf zu decken<br />
und die demographische Entwicklung wird<br />
das Problem noch verschärfen“, meint Walter<br />
Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria.<br />
Grundsätzlich könnte die Öffnung des<br />
Arbeitsmarktes eine Entlastung bringen, es<br />
stellt sich aber die Frage, ob diese nicht viel<br />
zu spät erfolgt ist und die auswanderungswilligen,<br />
wirklich qualifizierten Leute nicht schon<br />
längst in anderen europäischen Ländern einen<br />
Arbeitsplatz gefunden haben, befürchtet<br />
Bornett. Vom Fachkräftemangel sind nicht alle<br />
Branchen gleichermaßen betroffen. Zu den<br />
Branchen, in denen er praktisch keine Rolle<br />
spielt, zählen z. B. das Nahrungs- und Genussmittelgewerbe,<br />
die Optiker oder Fotografen.<br />
Im Gegensatz dazu sind es bei den Spenglern<br />
54 Prozent der Betriebe, denen Fachkräfte fehlen,<br />
bei den Dachdeckern 49 Prozent oder im<br />
Baugewerbe 33 Prozent. Insgesamt dürfte der<br />
Bedarf an qualifizierten Fachkräften bei mindestens<br />
13.000 liegen, schätzt Walter Bornett.<br />
Mitterlehner verlangt „Triple-I-Strategie“<br />
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner<br />
will den Aufschwung der österreichischen<br />
12 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
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Unternehmer<br />
Wirtschaft durch die gezielte Unterstützung<br />
des Strukturwandels forcieren. „Mit unserer<br />
Triple-I-Strategie helfen wir den Unternehmen,<br />
sich zu erneuern und sich im internationalen<br />
Wettbewerb noch besser zu positionieren.<br />
Dadurch werden Innovationspotenziale<br />
gehoben, Investitionen unterstützt und die<br />
Internationalisierung gefördert. Die von der<br />
EU-Kommission veröffentlichten Zahlen mit<br />
einer Wachstumsprognose von plus 2,4 Prozent<br />
zeigen, dass wir am richtigen Weg sind<br />
und der Standort Österreich schon jetzt gut<br />
aufgestellt ist. Wir müssen uns aber laufend<br />
weiterentwickeln, um konkurrenzfähig zu<br />
sein.“<br />
Mitterlehner will daher vor allem den „international<br />
stark umkämpften“ Innovationsbereich<br />
weiter forcieren. „Wir müssen im internationalen<br />
Wettbewerb um so viel besser sein,<br />
wie wir teurer sind.“ Um noch mehr kleine<br />
und mittlere Unternehmen zum Einstieg in<br />
Forschung und Entwicklung zu motivieren,<br />
wird ab Juni ein zusätzlicher Innovationsscheck<br />
im Wert von je 10.000 Euro angeboten.<br />
Der über die FFG vergebene Gutschein kann<br />
für den Zukauf von Leistungen wie Machbarkeitsstudien,<br />
Testverfahren, Marktforschung<br />
sowie Produktentwicklungs- und Strategieberatung<br />
verwendet werden. Dazu kommt ein<br />
neuer Technologiescheck im Wert von je 1.000<br />
Euro für innovative Gründer, den diese bei der<br />
Austria Wirtschaftsservice (aws) beantragen<br />
und für Forschungs- oder Patentberatungen<br />
verwenden können. Ebenfalls ausgebaut wird<br />
die Förderung für Kreativleistungen über einen<br />
neuen Kreativscheck im Wert von je 5.000<br />
Euro zur Umsetzung von Innovationen am<br />
Markt. Mitterlehners Ziel ist es, dass Österreich<br />
im EU-Vergleich zum „Innovation Leader“<br />
aufsteigt und die Forschungsquote bis<br />
2020 um einen Prozentpunkt auf 3,76 Prozent<br />
steigt.<br />
Es wird ordentlich investiert<br />
Beflügelt wird der Aufschwung auch durch<br />
das positive Investitionsklima. „Wir haben<br />
den Durchhänger der Krisenjahre aufgearbeitet,<br />
in der Wirtschaft herrscht eine ausgesprochen<br />
gute Stimmung“, so Mitterlehner<br />
unter Verweis auf Daten der Nationalbank.<br />
Demnach ist das Kreditwachstum seit März<br />
2009 in Österreich höher als im Euroraum, die<br />
Kreditzinsen gehören zu den niedrigsten in<br />
Europa. Die Investitionsquote liegt schon seit<br />
1996 höher als im Euroraum. Das Wirtschaftsministerium<br />
unterstützt diese positive Entwicklung<br />
vor allem über die aws mit Zuschüssen,<br />
zinsgünstigen Krediten und Haftungen.<br />
So liegt etwa der Zinsvorteil eines erp-Kredites<br />
bei rund zehn Prozent der Kreditsumme. Insgesamt<br />
wird das Wachstum der Unternehmen<br />
allein <strong>2011</strong> mit einem Fördervolumen von bis<br />
zu einer Milliarde Euro unterstützt, wobei 98<br />
Prozent der Leistungen an KMU gehen. Schon<br />
im Vorjahr lösten diese Mittel ein Investitionsvolumen<br />
von über 2,5 Milliarden Euro aus,<br />
wodurch rund 9.000 Arbeitsplätze geschaffen<br />
und 70.000 weitere gesichert wurden. Darüber<br />
hinaus will Mitterlehner auch im Export<br />
den Strukturwandel vorantreiben. „Wir richten<br />
unsere Internationalisierungs-Offensive<br />
verstärkt auf neue Märkte und neue Produkte<br />
aus. Durch eine stärkere Diversifizierung können<br />
wir in den Wachstumsmärkten außerhalb<br />
der EU präsenter sein und dort gleichzeitig<br />
mit Innovationen punkten. Bis 2020 wollen<br />
wir den Exportanteil der außereuropäischen<br />
Märkte von derzeit rund 17 auf 30 Prozent<br />
steigern.“<br />
Großes Exportpotenzial bieten aus Sicht<br />
Mitterlehners vor allem wissensbasierte<br />
Dienstleistungen, wie zum Beispiel IT- und<br />
Online-Services oder hochwertige Planungsdienstleistungen.<br />
Allein im Vorjahr erzielten<br />
österreichische Unternehmen über wissensintensive<br />
Dienstleistungen Exporterlöse im Wert<br />
von rund acht Milliarden Euro. Das jährliche<br />
Wachstum lag hier zuletzt bei durchschnittlich<br />
13 Prozent pro Jahr.<br />
Ein Blick über die Grenzen<br />
„Wenn große Unternehmen einen Euro pro<br />
Arbeitnehmer aufbringen müssen, um allen<br />
Verwaltungsvorschriften nachzukommen,<br />
KMU aber bis zu zehn Euro, dann läuft etwas<br />
völlig falsch“, stellt EVP-Vizepräsident Othmar<br />
Karas fest. Das Europäische Parlament hatte<br />
eine Evaluierung der bisherigen KMU-Politik<br />
der EU verabschiedet und Empfehlungen für<br />
eine bessere Unterstützung von kleinen Unternehmen<br />
gegeben, die über 95 Prozent aller<br />
Firmen in der EU darstellen.Kernstück der<br />
EU-Gesetzgebung für KMU ist der sogenannte<br />
„Small Business Act“, ein Rahmenprogramm,<br />
das ursprünglich im Juni 2008 verabschiedet<br />
worden war und jetzt auf seine Wirksamkeit<br />
untersucht wird. Das Parlament pocht auf eine<br />
entschlossenere Umsetzung und mutigere<br />
Maßnahmen. „KMU-Politik ist der Schlüssel<br />
zu Wirtschaftspolitik. Wir wollen, dass jedes<br />
Mitgliedsland einen Verantwortlichen benennt,<br />
der die Umsetzung des ‚Small Business<br />
Act‘ beaufsichtigt“, so Karas. Gerade im<br />
Bereich des Zugangs von KMU zu Finanzierungselementen<br />
bestehe großer Handlungsbedarf.<br />
Auch dass viele Mitgliedstaaten die<br />
EU-Vorgaben strenger umsetzen als nötig, sei<br />
ein Problem. „Wer Vorfahrt für KMU will, darf<br />
jetzt nicht einen Gang zurückschalten“, so Karas<br />
abschließend. (AT)<br />
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UMWELT<br />
Weißbuch Verkehr – rosa Brille<br />
oder Grund, schwarz zu sehen?<br />
Ende März veröffentlichte die EU-Kommission mit dem „Weißbuch Verkehr“ ihre Vision der europäischen Verkehrspolitik<br />
bis 2050. Die Maßnahmen zur Erreichung der Zielvorgaben und vor allem ihre Finanzierung sind<br />
weniger klar definiert. Doch angenommen, alle Inhalte werden umgesetzt, was bedeutet das für heimische<br />
Unternehmen? Und wie wirkt sich das auf die Umwelt aus? Redaktion: Angelika Thaler<br />
Dass Österreich bei der CO2<br />
Reduktion für die Kyoto-Ziele<br />
hinterherhinkt, ist längst kein<br />
Geheimnis mehr. Das Weißbuch<br />
sieht nun drastische Einschnitte bei den<br />
Emissionen vor, die die heimische Wirtschaft<br />
und auch Wissenschaft vor große Herausforderungen<br />
stellt. Logistik express hat sich<br />
umgehört und zwei renommierte Unternehmen<br />
zu ihrer Einschätzung der Lage und der<br />
Inhalte des Weißbuchs befragt.<br />
Höchste Zeit<br />
Die Kommission bezeichnet ihr Werk als<br />
„Fahrplan zu einem einheitlichen europäischen<br />
Verkehrsraum – Hin zu einem wettbewerbsorientierten<br />
und ressourcenschonenden<br />
Verkehrssystem“. Von der Notwendigkeit<br />
eines solchen Orientierungswerkes ist Dr.<br />
Ferdinand Koch, Executive Director Environmental<br />
cargo-partners, cargo-partner GmbH,<br />
absolut überzeugt: „Bemerkenswert an den<br />
Ausführungen des Weißbuches – dessen<br />
Grundannahmen unseren eigenen strategischen<br />
Festlegungen verblüffend ähneln – sind<br />
die klare Darstellung einer Notwendigkeit der<br />
CO2 Emissionsreduktion bis 2050 von 80 Prozent<br />
sowie die daraus abgeleitete Zielgröße<br />
minus 60 Prozent für den Verkehr, der ja zu<br />
ca. wiederum 50 Prozent dem Güterverkehr<br />
zugeordnet werden kann – basierend auf den<br />
Werten im Jahr 1990.“ Ausgehend von einem<br />
weiteren Wirtschaftswachstum sieht Koch<br />
dieses Fernziel als sehr schwierig erreichbar,<br />
allerdings: „Das formulierte Zwischenziel mit<br />
minus 20 Prozent bis 2030 erscheint mir als<br />
machbar.“<br />
Auch Max Schachinger jun., Geschäftsführer<br />
Schachinger Logistik Holding GmbH, steht<br />
dem Weißbuch positiv gegenüber: „Ein solcher<br />
Vorstoß war dringend nötig. Besonders<br />
erfreulich sind die mittel- und langfristigen<br />
Perspektiven und die Beachtung der Schaffung<br />
geeigneter Rahmenbedingungen. Denn<br />
in Österreich und Mitteleuropa stellt der Verkehr<br />
das größte CO2-Problem dar, da hier mit<br />
stetem Wachstum zu rechnen ist, gleichzei-<br />
tig aber effektive Lösungen Großteils fehlen.<br />
Meiner Meinung nach sind die formulierten<br />
Ziele nicht besonders ehrgeizig, aber doch<br />
anspruchsvoll, und endlich kommt Bewegung<br />
in die Sache.“<br />
Kabotage ja oder nein?<br />
„So lange nicht im gesamten Markt Europa<br />
die gleichen Rahmenbedingungen für Umweltstandards<br />
und Arbeitsbedingungen in<br />
der Praxis umgesetzt sind, wird man wohl auf<br />
die Kabotagebestimmungen nicht verzichten<br />
können“, meint Koch. Etwas anders sieht dieses<br />
Thema Dr. Max Schachinger, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Schachinger<br />
Logistik Holding GmbH: „Die Kabotage ist<br />
heute schon gängige Praxis. Je komplexer und<br />
komplizierter ein Regelwerk, desto schwieriger<br />
ist es zu kontrollieren. Früher oder später<br />
wird es für ganz Europa alltäglich sein, am<br />
besten gleich ganz oder gar nicht!“<br />
Neue Korridore<br />
Wir wollten von unseren Branchenkennern<br />
erfahren, wo sie einen neuen Güterverkehrskorridor<br />
schaffen würden. Koch: „Generell<br />
günstig sind Korridore zwischen Ballungsräumen<br />
und wirtschaftlichen Zentren. Positiv ist<br />
jedenfalls die Intention, die bestehenden großen<br />
Knotenpunkte Seehäfen und Flughäfen<br />
mit einzubinden. Wichtig ist hier Planungssicherheit,<br />
die Warenströme richten sich dann<br />
nach aktuellen Gegebenheiten.“ Konkreter<br />
wird in diesem Punkt Dr. Schachinger: „Meiner<br />
Meinung nach ist derzeit die Linie von der<br />
Ostsee über Berlin, Dresden, Prag, Linz, Graz<br />
und dann weiter nach Koper oder Belgrad<br />
über Zagreb zu wenig ausgebaut – sowohl was<br />
die Schiene, als auch was die Straße betrifft.<br />
In Österreich kommt der nötige Ausbau der<br />
Phyrn-Strecke hinzu.“<br />
Wunsch: weg von der Straße<br />
Das dritte Ziel des Weißbuchs sieht vor, 30<br />
Prozent des Straßengüterverkehrs über 300<br />
km bis 2030 auf andere Verkehrsträger wie<br />
Eisenbahn- oder Schiffsverkehr zu verlagern,<br />
mehr als 50 Prozent bis 2050. Dabei sollen<br />
effiziente und umweltfreundliche Güterverkehrskorridore<br />
sowie eine geeignete Infrastruktur<br />
helfen. Diesem Wunsch steht Koch<br />
sehr kritisch gegenüber: „Nach derzeitiger<br />
Praxis der nach wie vor stark abgegrenzten<br />
nationalen Systeme scheint das schlicht unrealistisch,<br />
dieser Ansatz – so wünschenswert<br />
er auch ist – widerspricht allen logistischen<br />
Prognosen. Hier wäre eine radikale Neu-Erfindung<br />
des Systems Bahn eine Voraussetzung.<br />
Short Sea Verkehre sind allerdings für<br />
bestimmte Bereiche durchaus eine realistische<br />
Option.“ „Die Grundvoraussetzung sind<br />
ein Ausbau und eine intelligente Gestaltung<br />
der Infrastruktur“, ist Schachinger jun. überzeugt.<br />
„Auf der Schiene sehe ich im deutsch-<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
14 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
UMWELT<br />
sprachigen Raum zwar noch etwas Potenzial,<br />
aber ein größerer Mengenanstieg ist kaum<br />
zu bewältigen. Heute will ein Kunde seine<br />
Waren zum Minipreis in Minizeit bis in den<br />
letzten Winkel transportiert, es bleibt keine<br />
Zeit für die Bündelung. Daher muss es mehr<br />
Vernetzung geben!“ „Der Kombiverkehr ist<br />
das große Wunschszenario, das zu wünschen<br />
übrig lässt“, ergänzt Dr. Schachinger, „sowohl<br />
die Kapazitäten als auch die Preispolitik der<br />
Bahn sind noch nicht so weit. Langfristig<br />
ist die Verlagerung von etwa 20 Prozent des<br />
europäischen Verkehrsaufkommens auf die<br />
Schiene realistisch, den Löwenanteil hingegen<br />
macht der regionale Versorgungsverkehr<br />
unter 100 km aus, der nicht verlagerbar ist.<br />
In diesem Zusammenhang muss man aber<br />
auch das Nachtfahrverbot ansprechen, denn<br />
um große Strecken wirtschaftlich und ökologisch<br />
sinnvoll zu überwinden, muss man<br />
Nachtkapazitäten nutzen!“<br />
Internationalisierung als Hürde?<br />
Von vielen Experten schon lange gefordert,<br />
von anderen vehement abgelehnt: die Internalisierung<br />
der externen Kosten bei<br />
Landverkehren ist ein weiteres Anliegen der<br />
Kommission. Doch bedeutet das gleichzeitig<br />
das Aus für LKW-Ferntransporte? Koch: „In<br />
diese Richtung wird es eindeutig gehen, ganz<br />
wichtig sind hier aber ein kontinuierlicher<br />
Übergang und Planungssicherheit durch<br />
ausreichende Übergangsphasen. Umweltverbrauch<br />
muss etwas Kosten, sonst findet<br />
keine positive Entwicklung statt. Wichtig ist,<br />
kurzfristige Systembrüche zu vermeiden,<br />
die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Verwerfungen wären kontra-produktiv. Die<br />
Frage LKW Fernverkehr hängt von den Alternativen<br />
ab – und die sind derzeit nicht<br />
abzusehen. Der LKW Fernverkehr wird bleiben<br />
– langfristig gesehen aber mit anderen,<br />
umweltfreundlichen Technologien wie z.B.<br />
Wasserstoff und Brennstoffzelle.“<br />
Kein Beinbruch<br />
Obwohl nichts so heiß gegessen wie gekocht<br />
wird, und das Weißbuch nur einen Orientierungsrahmen<br />
darstellt, sieht Koch den Zielen<br />
gelassen entgegen: „Spediteure sind es<br />
gewohnt, mit Veränderungen umzugehen,<br />
auch diese – aus Umweltsicht eindeutig positiven<br />
– Veränderungen werden erfolgreich<br />
gemeistert. Vorausschauende Planbarkeit ist<br />
hier aber eine ganz wichtige Voraussetzung,<br />
das vorliegende Weißbuch bietet erste Orientierungshilfe.<br />
Die Anforderungen an die<br />
Flexibilität steigen damit aber auch ganz<br />
deutlich – mit vielen Unwägbarkeiten in der<br />
Technologieentwicklung.“<br />
Fazit<br />
Die großen Verbände und Institutionen stehen<br />
den formulierten 10 Überzielen und 120<br />
Initiativen eher mit gemischten Gefühlen gegenüber,<br />
die von uns befragten Unternehmer<br />
überwiegend positiv. Einigkeit besteht jedenfalls<br />
in der Anerkennung der Notwendigkeit<br />
eines Umdenkens und Umlenkens. Fakt ist,<br />
ohne drastische Maßnahmen ist das Klimaziel<br />
nicht zu erreichen, und die nahezu täglich in<br />
den Medien berichteten Naturkatastrophen<br />
zeigen ebenso deutlich wie schmerzhaft, dass<br />
es höchste Zeit ist, zu handeln. Setzen Sie ein<br />
Zeichen!<br />
(AT)<br />
Kein Ende der LKW-Transporte sieht Schachinger<br />
jun.: „Die Bahn kann viele Gebiete<br />
nicht bedienen, der LKW ist und bleibt das<br />
flexibelste und auch effizienteste Transportmittel.<br />
Die Logistiker werden die Mehrkosten<br />
weitergeben, im Endeffekt zahlt der<br />
Endverbraucher. Ich hoffe, dass die Längenbeschränkungen<br />
aufgehoben werden, um<br />
beispielsweise eine aerodynamische Tropfenform<br />
beim LKW-Design zu ermöglichen,<br />
hier gibt es noch viel Einsparungspotenzial<br />
hinsichtlich Spritverbrauchs. Oder auch das<br />
Erlauben von Konvois würde etwa 20 Prozent<br />
Treibstoff einsparen! Wichtig ist, dass das Bewusstsein<br />
für diese Notwendigkeiten steigt,<br />
und das gelingt oft nur über Preise.“<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 15<br />
Kopie von Anz_Intralogistik_BLS_125x180.indd 1 11.05.<strong>2011</strong> 11:36:39
NETZWERKE (A)<br />
Umweltschutz rückt noch stärker<br />
in das Bewusstsein<br />
Weltweit bereits rund 220.000 Organisationen nach ISO 14001 zertifiziert, davon ca. 900 in Österreich!<br />
UniCredit Bank Austria AG nun auch nach ISO 14001 zertifiziert TEXT: Quality austria<br />
Die Katastrophen von BP vor der<br />
US-Küste und Fukushima in<br />
Japan machen deutlich: Hohe<br />
Qualitäts- und Sicherheitsstandards<br />
schützen auch die Umwelt, wenn man<br />
sie auch einhält und fortlaufend verbessert.<br />
Energieeffizienz wird zunehmend wichtiger,<br />
nicht nur um das Treibhausgas Kohlendioxid<br />
zu reduzieren, sondern auch um hohe Energiekosten<br />
einzusparen.<br />
Umweltzertifizierungen gewinnen weltweit<br />
an Bedeutung. Weltweit sind über 220.000<br />
Organisationen nach der Umweltnorm ISO<br />
14001 zertifiziert, dies entspricht einer Steigerung<br />
von 2008 auf 2009 von 18 Prozent. In<br />
Österreich gibt es über 900 umweltzertifizierte<br />
Unternehmen.<br />
Für die Bank Austria ist der Umweltschutz<br />
seit vielen Jahren ein zentrales Thema. Auch<br />
die UniCredit Group bekennt sich dazu, aktiv<br />
gegen den Klimawandel einzutreten und verfolgt<br />
das Ziel, bis 2012 die CO2-Emissionen<br />
um 15 Prozent und bis 2020 um 30 Prozent<br />
zu reduzieren. In Österreich hat sich die Bank<br />
Austria vorgenommen, einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Erreichung dieser Ziele zu leisten.<br />
Um dies langfristig sicherzustellen, hat<br />
die Bank Austria im Laufe des letzten Jahres<br />
mit der Implementierung eines Umweltmanagementsystems<br />
nach ISO 14001 einen<br />
entscheidenden Schritt gesetzt. Am 25. Mai<br />
<strong>2011</strong> war es schließlich so weit: Nach dem<br />
erfolgreichen externen Audit, durchgeführt<br />
von der Quality Austria, konnte Bank Austria<br />
Vorstandsvorsitzender Willibald Cernko das<br />
ISO 14001 Zertifikat von Quality Austria Chef<br />
Konrad Scheiber entgegennehmen. Damit<br />
ist die UniCredit Bank Austria AG die erste<br />
Geschäftsbank Österreichs, deren Umweltmanagementsystem<br />
mit der international<br />
gültigen Norm ISO 14001 zertifziert ist. Dabei<br />
wurden nicht nur die zentralen Bürogebäude,<br />
sondern auch alle Filialstandorte in das Umweltmanagementsystem<br />
eingegliedert.<br />
v.l.n.r. Generaldirektor Willibald Cernko (UniCredit Bank Austria AG) erhält von Konrad Scheiber, CEO der<br />
Quality Austria das Umweltmanagement-Zertifikat ISO 14001<br />
„Bank Austria als erste<br />
Geschäftsbank mit dem international<br />
gültigen Umweltmanagement-Zertifikat<br />
ISO<br />
14001 ausgezeichnet.“<br />
KONRAD SCHEIBNER<br />
Konrad Scheiber, CEO der Quality Austria<br />
Trainings-, Zertifizierungs- und Begutachtungs<br />
GmbH, zieht anlässlich des internationalen<br />
Weltumwelttages eine positive Bilanz:<br />
„Wir beobachten seit einigen Jahren ein<br />
steigendes Bedürfnis von Unternehmen und<br />
Organisationen nach Umweltzertifikaten wie<br />
die ISO 14001, nicht nur in Industrie und Gewerbe,<br />
sondern zunehmend auch in der Verwaltung,<br />
im Gesundheitswesen oder nun im<br />
Finanzwesen.“ Noch jung seien die EN 16001<br />
zur Zertifizierung von effizienten Energiemanagementsystemen<br />
oder die weltweit gültige<br />
Energiemanagementnorm ISO 50001, die mit<br />
Herbst <strong>2011</strong> in Kraft trete.<br />
Umweltschutz ist Chefsache<br />
„Die Motive sind folgende“, weiß Scheiber:<br />
„Umweltschutz ist Chefsache und liegt damit<br />
im unternehmerischen Selbstverständnis<br />
begründet. Umweltmanagement ist auch<br />
aktives Rechtsmanagement und gewinnt aus<br />
dem Blickwinkel der Haftung eine wachsende<br />
Bedeutung. Und die Kunden fordern zunehmend<br />
nachhaltige Leistungen und Produkte“.<br />
Weiters können die Kosten mittel- bis langfristig<br />
gesenkt werden. Laut diverser europäischer<br />
Studien zum Thema Energieeffizienz<br />
lassen sich fünf bis 20 Prozent der Energiekosten<br />
reduzieren.<br />
Weltweit hat die Quality Austria bereits über<br />
2.000 Umweltzertifikate wie ISO 14001 und<br />
EMAS verliehen. Energiemanagementzertifikate<br />
nach EN 16001 hat die Quality Austria<br />
bereits vier ausgestellt, wie zB an die OMV Refining<br />
in Mannswörth-Schwechat. Auch die<br />
Zertifizierung für nachhaltige Holz- und Papierprodukte<br />
nach FSC (Forest Stewardship<br />
Council Chain of Custody) und PEFC COC erfreut<br />
sich wachsender Nachfrage. Nachhaltigkeitsberichte<br />
sind zwar en Vogue, viele davon<br />
sind aber nicht begutachtet. Die Validierung<br />
zB auf Basis der GRI-Richtlinien steigert die<br />
Glaubwürdigkeit entscheidend. Für den Bereich<br />
gesellschaftliche Verantwortung habe<br />
die Quality Austria ein eigenes Produktmanagement,<br />
um alle Entwicklungen hier zu koordinieren.<br />
Info: Quality Austria Trainings-,<br />
Zertifizierungs- und Begutachtungs GmbH<br />
www.qualityaustria.com<br />
16 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
NETZWERKE (A)<br />
Nachhaltige Logistik – nicht nur<br />
ein Trend!<br />
Nachhaltiges und sozial verantwortliches Wirtschaften ist bei weitem nicht nur ein vorübergehender Trend!<br />
Die „grüne“ Lieferkette holt die umweltrelevanten und gesellschaftlichen Wirkungen von logistischen Konzepten<br />
und Systemen in den Fokus der Betrachtung. redaktion: sabine lukas<br />
Das zeigt auch das fortwährende<br />
Interesse am BVL Handbuch<br />
„Grünbuch der nachhaltigen<br />
Logistik“. Allein in Österreich<br />
wurden über 500 Exemplare umgesetzt, in<br />
Deutschland über 2.000 - für ein Fachbuch<br />
zu einem sehr spezifischen Thema ein respektabler<br />
Wert! „Das Feedback aus der<br />
Branche ist durchwegs sehr positiv und motiviert<br />
zum Weitermachen“, freut sich Gerald<br />
Gregori, Leiter des BVL Competence Centers<br />
für Nachhaltige Logistik. Für 2012 ist eine<br />
Fortsetzung des Grünbuches geplant, in der -<br />
wieder gemeinsam mit der BVL-Deutschland<br />
- konkrete Umsetzungen auf betrieblicher<br />
und regionaler Ebene dargestellt und die damit<br />
erreichbaren Potenziale gezeigt werden<br />
sollen.<br />
Grüne Logistik im Handel<br />
Eine nachhaltige Logistik arbeitet ökologisch<br />
und ökonomisch, strebt also danach,<br />
Gerald Gregori<br />
Leiter des BVL<br />
Competence Centers<br />
Nachhaltige Logistik<br />
die erstellten Leistungen mit möglichst großer<br />
Effizienz zu erbringen. Unter dem Motto<br />
„Logistik auf Schritt und Tritt - jeder Tag eine<br />
neue Herausforderung“ veranstaltete am 26.<br />
Mai der Manstein-Verlag in Kooperation mit<br />
der BVL das Cash Logistikforum. In den Vorträgen<br />
und Diskussionen zeigte sich, dass das<br />
Thema der Nachhaltigkeit in allen Bereichen<br />
des Handels Einzug hält und zum strategischen<br />
Entscheidungselement geworden ist.<br />
Logistikdrehscheibe Donauregion –<br />
Chance für Österreich<br />
„Die BVL begrüßt die Zustimmung des Europäischen<br />
Rates zum Ausbau der Donauregion“,<br />
erklärt Roman Stiftner, Präsident der<br />
BVL. „Bis 2020 sollen umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen<br />
getroffen werden, die<br />
helfen, die enormen wirtschaftlichen Potenziale<br />
dieser Region verstärkt zu nutzen und<br />
zur Verbesserung der Umweltbedingungen<br />
des Donauraums beitragen“.<br />
Wird das Potenzial der Binnenschifffahrt<br />
rund um diese wichtige Route zur Zeit nur<br />
zu 15 Prozent genutzt, eröffnet sich für<br />
Österreich die riesige Chance, sich als multimodale<br />
Logistikdrehscheibe von und nach<br />
Süd-Osteuropa zu positionieren. Mobilität<br />
und Multimodalität als Wachstumsmotor:<br />
ROMAN STIFTNER<br />
Präsident<br />
BVL Österreich<br />
Bis 2050 wird ein Verkehrszuwachs von 80<br />
Prozent erwartet, der nur im Verbund mit<br />
allen Verkehrsträgern, Straße, Schiene, Luft<br />
und Wasser, zu bewältigen ist.<br />
Antrieb für die Zukunft<br />
„Antrieb für die Zukunft“ lautet das Motto<br />
des Automotivtag Steiermark der BVL Regionalstelle<br />
Steiermark und Kärnten, der am 30.<br />
Juni <strong>2011</strong> am Flughafen Graz stattfindet. Die<br />
Themen führen in die Welt der E-Mobility<br />
und dem Wandel in der Automobilindustrie,<br />
informieren über Kostenoptimierung 2.0.<br />
und neuen Ansätzen des Frachteinkaufs.<br />
Asien als Beschaffungs- und Absatzmarkt,<br />
mit Anbindung an die adriatischen Häfen,<br />
sowie deren Bedeutung für Österreich und<br />
die Region, Transportoptimierung in der Entsorgungswirtschaft<br />
und Trends in der Ersatzteillogistik<br />
runden das Programm ab. Details<br />
unter: www.bvl.at (Sl)<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 17
NETZWERKE (A)<br />
Mitten ins Schwarze<br />
Das Motto des Österreichischen Logistiktags <strong>2011</strong> lautet „Treffsicherheit“, und so werden am 8. Juni namhafte<br />
Sprecher verraten, wie sie zielsicher Maßnahmen setzen, um ihr Unternehmen in Zeiten hoher Volatilität und<br />
steigender Kundenanforderungen zum Erfolg zu führen. Redaktion: Angelika Thaler<br />
Wer bei dem Begriff Treffsicherheit<br />
an Darts denkt, hat<br />
dringenden Nachholbedarf –<br />
den er sehr gut am Logistiktag<br />
oder auch bei den Programmpunkten des Vortages<br />
decken kann. „Treffsicherheit – zwischen<br />
Planbarem und Unplanbarem, Stillstand und<br />
Höchstbeschleunigung“ ist der Titel der vom<br />
Verein Netzwerk Logistik (VNL) ausgerichteten<br />
Veranstaltung, die auch in diesem Jahr wieder<br />
im Design Center Linz stattfinden wird.<br />
Schwankung wird normal<br />
So scheinbar berechenbar die wirtschaftliche<br />
Entwicklung vor der heftigen Krise war,<br />
so unregelmäßig sieht die Zukunft aus: „Die<br />
Schwankung des Bedarfs wird uns in Zukunft<br />
ständig begleiten“, ist Prof. (FH) DI Franz Staberhofer,<br />
Obmann des VNL, überzeugt, „daher<br />
ist eine Steigerung der Treffsicherheit bei der<br />
Beschaffung und in Lieferantenbeziehungen<br />
unabdingbar.“ Die Themen für den Logistiktag<br />
zu finden, war nicht schwer: „In gezielten<br />
Gesprächsrunden mit Wirtschaftstreibenden<br />
versuchen wir stets herauszufinden, was die<br />
Unternehmer am meisten bewegt“, erklärt<br />
Staberhofer. Die Unternehmensentwicklung<br />
sei eng mit Supply Chain Management und<br />
Logistik verknüpft. Für den Erfolg seien natürlich<br />
auch andere Faktoren wie Marketing<br />
und Finanzwesen wichtig, aber die Möglichkeiten<br />
zur Steigerung der Treffsicherheit seien<br />
für die Meisten besonders interessant, fasst<br />
er zusammen. „Als Veranstalter möchte man<br />
natürlich immer das bestmögliche Programm<br />
bieten. Die Vorträge bieten viel Orientierungshilfe,<br />
ich hoffe, dass jeder Einzelne sich daraus<br />
etwas mitnehmen kann“, so Staberhofer. Am<br />
Logistiktag bietet sich die Gelegenheit, sich<br />
mit anderen Teilnehmern funktions- und<br />
branchenübergreifend auszutauschen, auch<br />
die geplanten Diskussionen dürften wieder für<br />
Spannung sorgen.<br />
v.l.n.r. Angelika Thaler, Redakteurin Logistik express mit Prof. (FH) Franz Staberhofer<br />
Geballtes Programm<br />
Wer den Tag optimal starten möchte, kann sich<br />
gleich um 7:30 Uhr zum Frühstück mit Gleichgesinnten<br />
einfinden und die gut bestückte<br />
Fachausstellung besuchen, ehe um 9:00 Uhr<br />
die Veranstaltung offiziell eröffnet wird und<br />
Staberhofer auf das Thema einstimmt. Danach<br />
erklärt Dipl.-Ing. Peter Glatzmeier, Vorsitzender<br />
des Vorstands der HTI High Tech Industries<br />
AG, „Wie ein Technologiekonzern Werte<br />
mit Zukunft schafft.“<br />
Ihm folgt Dragos Burca, Supply Network Operations<br />
Manager bei Procter & Gamble, mit<br />
„Maximizing agility of supply network to satisfy<br />
rapidly changing demand and still deliver<br />
highest service while reducing inventory” (mit<br />
Simultanübersetzung). Nach der Kaffeepause<br />
hat man die Wahl zwischen drei Parallelsequenzen.<br />
In Sequenz 1 stellt man sich die Frage „Was<br />
kann eine agile Beschaffung zwischen Krise<br />
und Boom leisten?“ Zu Wort meldet sich hier<br />
Bernhard Goliasch, Head of Group Supply<br />
Chain Management/Business Management<br />
Division Raw Materials, RHI AG, mit seinem<br />
Vortrag „Kapazitätsmanagement – Ist Planung<br />
out?“ Dabei wird er anhand der Stahlproduktion<br />
anschaulich darlegen, wie unberechenbar<br />
Preisentwicklungen sind und welche Maßnahmen<br />
man zur Planungsverbesserung setzen<br />
kann. „Ein wesentlicher Punkt ist, dass eine<br />
schnelle Reaktion stets besser ist, als zuzuwarten.<br />
Generell hilft es auch, die Planungsfrequenzen<br />
zu erhöhen“, erklärt Goliasch und<br />
bricht gleichzeitig eine Lanze für aktives Working<br />
Capital Management. Andreas Schuster-<br />
Woldan, Leiter Materialwirtschaft bei BMW<br />
Motorrad, verrät anschließend Details über<br />
das „Lieferanten-Risiko-Management bei<br />
BMW Motorrad“.<br />
Parallel dazu geht in Sequenz 2 alles um<br />
„Höchstleistung in der Produktverfügbarkeit:<br />
Welche Logistikstrukturen für welche Kundenbedürfnisse?“<br />
Joachim Anna, Head Logistics<br />
Europe Central, Hilti, wird über das “Redesign<br />
Zentral Europäisches Logistiknetzwerk der<br />
Hilti Gruppe“ berichten.<br />
DI Ralf Kolshorn, Leiter Zentralbereich Parts-<br />
Logistics, MAN Truck & Bus AG, hingegen wird<br />
den Zuhörern den „Change Prozess in der Ersatzteillogistik:<br />
Exzellenz durch höchste Materialverfügbarkeit<br />
beim Kunden – weltweit“<br />
näherbringen. „In den vergangenen Jahren<br />
ist es durch die konsequente Kundenorientierung,<br />
aber auch durch gesetzliche Vorgaben zu<br />
einer starken Modellausweitung gekommen,<br />
die wiederum eine steigende Komplexität mit<br />
sich brachte. Die Variantenvielfalt spiegelt<br />
sich in den Ersatzteilen wieder, wodurch wir<br />
dazu übergingen, echte Logistik-Kompetenz<br />
aufzubauen. Unsere gesamte Supply Chain ist<br />
18 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
NETZWERKE (A)<br />
auf Verfügbarkeit beim Kunden ausgerichtet.<br />
In meinem Vortrag berichte ich, welche Systemanpassungen<br />
auch im Kontext der Globalisierung<br />
nötig waren, um das zu erreichen“,<br />
fasst Kolshorn zusammen.<br />
Die Sequenz 3 hat es ebenfalls in sich: Zu<br />
„Erfordert die Volatilität der Wirtschaft neue<br />
Transportkonzepte?“ gibt es zunächst den<br />
Beitrag „Flexibilität und Adaptivität: Was die<br />
Transportwirtschaft von „anderswo“ lernen<br />
kann“ von Prof. em Dr. Peter Klaus, Friedrich-<br />
Alexander Universität, Erlangen-Nürnberg,<br />
ehe es in einer Diskussion zur Sache geht.<br />
Die Diskutanten: Mag. Christian Janecek, Geschäftsführer,<br />
LogServ GmbH; Walter Konzett,<br />
MBA, Direktor Produktmanagement Landverkehre,<br />
Gebrüder Weiss GmbH; Wolfgang<br />
Klepatsch, Director Seafreight and Intermodal<br />
Austria, KÜHNE + NAGEL GmbH sowie Kurt<br />
Leidinger, Mitglied des Vorstands, SCHENKER<br />
& CO AG.<br />
Qual der Wahl<br />
Auch nach der Mittagspause stehen zunächst<br />
wieder drei Parallelsequenzen auf dem Programm.<br />
In Sequenz 1 dreht sich alles um „Welche<br />
Beiträge liefert die Logistik für eine neue<br />
Flexibilität in Produktionssystemen?“ Die<br />
Antwort auf diese Frage liefern Thomas Saiko,<br />
Werksleiter bei TRUMPF Maschinen Austria,<br />
mit „Wie kann sich die Produktion auf unerwartete<br />
Schwankungen einstellen?“, Jens Tilgner,<br />
Leiter Transportlogistik Material, AUDI<br />
AG mit „Herausforderungen an die Logistik in<br />
der Automobilindustrie“ und Christian Karner,<br />
Logistikleiter Werk Utting, Webasto, mit<br />
„Herausforderung für die Automobil-Zulieferindustrie<br />
im Hochlohnland“.<br />
Nicht weniger brisant das Thema von Sequenz<br />
2: „Beziehungskiste Industrie-Handel: Wie<br />
kann die Wertschöpfung in der Konsumgüter-Supply<br />
Chain gesteigert werden?“ Dazu<br />
plaudern Mag. Alois Huber, Geschäftsführer<br />
SPAR Österreichische Warenhandels-AG,<br />
Zentrale St. Pölten (Vom Point-of-Sale zurückgedacht:<br />
Logistik beginnt im Regal) und<br />
Dr. Johann Seif, Supply Chain Management,<br />
Henkel CEE (Forecast-/Planungssystematik<br />
bei Henkel & Integration in den Handel) aus<br />
dem Nähkästchen. Die dritte Option ist Sequenz<br />
3 „Marktschwankungen beherrschen,<br />
Kundenanforderungen erfüllen: Wo liegen<br />
die Hebel zur flexiblen Supply Chain?“. Uwe<br />
Detroy, Supply Chain Management, Produktions-<br />
und Programmplanung, Heidelberger<br />
Druckmaschinen AG, spricht über „Beherrschung<br />
von Marktdynamik durch eine kapazitätsorientierte<br />
Produktionsplanung“, danach<br />
nennt Hans Ehm, Principal Logistics Systems,<br />
Head of Supply Chain Innovations, Infineon<br />
OLIVER MAYR<br />
NETZWERKMANAGER<br />
VNL<br />
Technologies AG, die „Herausforderungen<br />
und flexible Lösungen im globalen stark volatilen<br />
Halbleiterumfeld”.<br />
Frisch gestärkt von der Kaffeepause warten<br />
noch zwei spannende Themen, ehe der<br />
Tag sich dem Ende zuneigt: „Neues Marktverständnis<br />
ist notwendig: Die Sicht eines<br />
Industrie-Logistik-Dienstleisters“, präsentiert<br />
von Michael Preymesser, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter, M. Preymesser GmbH und –<br />
last, but not least – „Absatzschwankungen<br />
logistisch bewältigen: Die Kunden-/Lieferantenbeziehung<br />
bei Marktüberraschungen“. Zu<br />
diesem Thema gibt es gleich zwei Vortragende:<br />
Peter Ackerlauer, Vorstand voestalpine Stahl<br />
und DI Herbert Ortner, Vorstandsvorsitzender<br />
Palfinger AG. „Wir sind davon überzeugt, dass<br />
es in Zukunft vermehrt zu starken Schwankungen<br />
in der Nachfrage kommen wird. Aber da es<br />
nicht möglich ist, das Personal von Monat zu<br />
Monat anzupassen, muss man sich etwas anderes<br />
einfallen lassen“, erklärt Ortner. „Wichtig<br />
ist, in allen Teilprozessen schnell zu reagieren<br />
– die Konzepte betreffen das Material, die Maschinen,<br />
das Lager und die Finanzierungskraft<br />
gleichermaßen. Am Logistiktag werde ich den<br />
Zusehern unsere Erfahrungen vermitteln, wie<br />
wir von einer Umsatzverdopplung vor der Krise<br />
auf fast Null gefallen sind und trotzdem alles<br />
gut überstanden haben. Mein Stichwort dabei:<br />
Trendmonitoring!“<br />
Nach all den abwechslungsreichen und teils<br />
anspruchsvollen Beiträgen steht einem gemütlichen<br />
gemeinsamen Ausklang nach der<br />
offiziellen Verabschiedung nichts mehr im<br />
Wege. Übrigens: bei der Gala am Vorabend<br />
des Logistiktages wird wieder der Österreichische<br />
Logistik-Preis in den Kategorien „Beste<br />
Ergebnisverbesserung durch ein Logistik-<br />
Tool“, „Beste innoviative (partnerschaftliche)<br />
Lösung“ und „Beste Diplomarbeit/Masterthesis<br />
mit Praxisbezug“ verliehen. (AT)<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 19
NETZWERKE (A)<br />
Steirischer Autocluster<br />
präsentiert neue Strategie<br />
Die AUTOCONTACT mit Zukunftskonferenz stand heuer ganz im Zeichen von ’Clean Mobility’ und der neuen<br />
strategischen Ausrichtung des ACstyria Autoclusters. Redaktion:SABINE LUKAS<br />
Am 5. und 6. Mai begrüßte ACstyria<br />
Geschäftsführer Dr. Karl Ritsch<br />
Experten und Entscheidungsträger<br />
der nationalen und internationalen<br />
Automobilbranche im Rahmen der<br />
AUTOCONTACT <strong>2011</strong> im Schloss Seggau in<br />
der Steiermark. Mittelpunkt des automotive<br />
Businesstreffen ist die Zukunftskonferenz,<br />
die ganz im Zeichen von „Green Cars - Clean<br />
Mobility“ und der neuen strategischen Ausrichtung<br />
mit den drei Kernbereichen ECO-<br />
Powertrains, ECO-Materials und ECO-Design<br />
& Smart Production des ACstyria Autoclusters<br />
stand. Die neue Ausrichtung des Autoclusters<br />
fügt sich nahtlos in die Wirtschaftsstrategie<br />
Steiermark 2020. Das Wirtschaftsressort setzt<br />
damit auf jene Bereiche mit dem größten<br />
Wachstum und fördert damit die Stärken der<br />
Steiermark.<br />
Energie- und ressourcenoptimierte<br />
Entwicklungs- und Produktionstechnologie<br />
Im Bereich ECO-Powertrains, d.h. intelligente,<br />
elektrifizierte Antriebsstränge, strebt die automotive<br />
Region Steiermark die Entwicklung zu<br />
einer Weltklasseregion an. Wobei noch Aufgaben<br />
zu lösen sind, wie z.B. entsprechende<br />
Kapazitäten in der Batteriefertigung oder ITund<br />
Kommunikationssysteme zur Regelung<br />
des Verkehrsflusses. In diesem Zusammenhang<br />
beschreibt Prof. Dr. Josef Affenzeller,<br />
Prokurist der AVL List GmbH, die Entwicklung<br />
des elektrifizierten Autos in Meilensteinen<br />
und rechnet mit einer Serienfertigung in 2025.<br />
Dem Thema ECO-Materials widmet sich der<br />
ACstyria verstärkt, denn intelligenter Materialeinsatz<br />
und Leichtbau spielen eine zentrale<br />
Rolle für CO2-Reduktion, Energie- und<br />
Verbrauchseinsparungen sowie Gewichtsreduktion.<br />
Der dritte Schwerpunkt, ECO-Design<br />
& Smart Production, formuliert das Ziel, die<br />
Steiermark zum kosteneffizientesten automotiven<br />
Produktions- und Entwicklungsstandort<br />
Europas zu machen.<br />
Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?<br />
Welche Herausforderungen und Chancen<br />
ergeben sich für die Automobilindustrie auf<br />
dem Weg in die Zeit alternativer Antriebe?<br />
Das hochkarätige Referententrio, bestehend<br />
aus Dr. Ralph Niederdrenk (Pricewater-<br />
SABINE LUKAS<br />
Logistik express<br />
Redaktion c/o<br />
Lukas PR<br />
house Coopers GmbH), Dipl.-Ing. Christoph<br />
Deutskens (RWTH Aachen) und Dr. Maximilian<br />
Redecker (MAGNA Steyr Fahrzeugtechnik),<br />
befasste sich im Rahmen seiner Vorträge<br />
mit der zukünftigen Entwicklung der E-Mobilität,<br />
dem Zusammenspiel von Produkt- und<br />
Prozessentwicklung für ein preiswertes und<br />
ökologisch vertretbares Elektroautomobil sowie<br />
den zukünftigen Anforderungen an die<br />
Sicherheit. (SL)<br />
v.l.n.r. Mit Innovation in die Automobilzukunft: Dr. Karl Ritsch, Geschäftsführer<br />
ACstyria Autocluster GmbH, Dr. Christian Buchmann, Landesrat für Wirtschaft,<br />
Europa und Kultur und Dr. Josef Affenzeller, AVL-Prokurist.<br />
20 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
NETZWERKE (A)<br />
Wenn die Beschaffung zu<br />
schaffen macht…<br />
Volatile Versorgungssituationen und Preissteigerungen in den traditionellen Beschaffungsmärkten bereiten<br />
so manchem Einkäufer Kopfzerbrechen. Das Österreichische Einkaufsforum <strong>2011</strong> zeigt Lösungswege auf und<br />
hilft, neue Perspektiven zu entwickeln. Redaktion: Angelika thaler<br />
Ein Novum gleich vorweg: das diesjährige<br />
Österreichische Einkaufsforum<br />
des Bundesverbands für Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und Logistik<br />
in Österreich findet diesmal nicht in Wien,<br />
sondern in Linz statt –und nicht im Oktober,<br />
sondern schon am 29. und 30. September. Davon<br />
abgesehen bleibt es beim Alten: hochkarätige<br />
Vortragende, spannende Diskussionen<br />
und dazwischen Zeit und Gelegenheit zum<br />
persönlichen Meinungsaustausch.<br />
Neue Herausforderungen<br />
Nicht zum ersten – und wohl auch nicht zum<br />
letzten – Mal haben sich die Anforderungen<br />
an den Einkauf drastisch gewandelt. Während<br />
dank positiver Wirtschaftsprognosen Auftragsbestände<br />
zunehmen und die Preise steigen,<br />
kommt es gleichzeitig zu Rohstoffverknappungen<br />
und damit einhergehend längeren<br />
Lieferfristen. Wo vor kurzem noch Lieferanten<br />
abgebaut wurden, gilt es heute, Lieferquellen<br />
zu sichern und die Verfügbarkeit sicherzustellen<br />
– und das im globalen Wettbewerb mit<br />
teils unsicherer politischer Lage und Umweltkatastrophen<br />
in immer mehr Ländern.<br />
Tolle Sprecher<br />
Welche Lösungen Experten des österreichischen<br />
Beschaffungsmanagements gefunden<br />
haben, erzählen sie am Einkaufsforum. Zu<br />
den Top-Referenten der Veranstaltung zählen<br />
unter vielen anderen Mag. Otto Lindner,<br />
Generaldirektor VW de Mexico, Mag. Thomas<br />
Polanyi, Geschäftsführer HEINEKEN<br />
C&EE Management GmbH, Oskar Rupp<br />
MBA, Geschäftsführer Teufelberger GmbH,<br />
Rudolf Schwarz, Leiter Einkauf voestalpine<br />
Stahl GmbH und Dr. Michael Karrer, Head of<br />
Global Logistics, ZF Friedrichshafen. Auch zu<br />
den Diskussionen lud Dkfm. Heinz Pechek,<br />
Geschäftsführender Vorstand BMÖ, die Crème<br />
de la Crème der österreichischen Unternehmen<br />
ein.<br />
Spannende Themen<br />
Wie der Veranstaltungstitel schon vermuten<br />
lässt, geht es um „Herausforderungen an das<br />
Einkaufsmanagement 2012“. Darum geht es<br />
auch gleich nach der Eröffnung um „Stellgrößen<br />
und Potentiale für erfolgreiches Unternehmenswachstum<br />
in volatilen Märkten“,<br />
gefolgt von „Engpassmanagement im Einkauf:<br />
Lieferantenbeziehungen in Zeiten der Verknappung<br />
von Kapazitäten und Rohstoffen<br />
nachhaltig und flexibel gestalten“. Für die<br />
anschließende Diskussion „Financing the<br />
Supply Chain – Bestände in volatilen Versorgungssituationen<br />
managen und finanzieren“<br />
wurden bereits einige namhafte Sprecher angefragt.<br />
Am Nachmittag des ersten Tages laufen<br />
dann vier parallele Expertenworkshops:<br />
1. „Preise steigen – Rohstoffe & Güter werden<br />
knapp – wie konkret handeln?“, 2. CSR &<br />
Nachhaltigkeit in der Supply Chain – Ethical<br />
Standards & Code of Conducts – Schein oder<br />
Realität?“, 3. „Sourcing CESEE & far east Erfolg<br />
& Misserfolg liegen knapp beieinander – was<br />
wie richtig tun?“ und 4. „Innovation und Beschaffung<br />
– was der Einkauf in Unternehmen<br />
und öffentlichem Auftragswesen zur Innovation<br />
beiträgt“. Nach der anschließenden<br />
Werksführung durch die voestalpine locken<br />
der Vortrag „Nachhaltigkeit und CSR – Verantwortung<br />
für Unternehmen und Umwelt<br />
in der Voestalpine Stahl GmbH“ plus die anschließende<br />
Verleihung des Austrian Supply<br />
Excellence Award <strong>2011</strong>.<br />
Am zweiten Tag lautet das Motto „Einkaufspraxis<br />
2012 – best practise und Zukunftsperspektive“,<br />
und das Programm startet mit dem<br />
Vortrag „Anspruch und Realität des Supply<br />
Chain Managements – Erfahrungen aus Europa,<br />
Russland und China“. An das anschließende<br />
Impulsreferat „e-Procurement der 4. Generation<br />
– best practise & Erfahrungsberichte<br />
von Anwendern und Anbietern“ folgt eine Paneldiskussion.<br />
Den inhaltlichen Schlusspunkt<br />
setzt die Diskussion „Was kommt nach Japan<br />
& Libyen – Bleibt der Wachstumsmotor Asien<br />
und BRIC erhalten oder gehen die Rohstoffe<br />
aus und galoppieren die Preise davon?“. Nach<br />
der Veranstaltung besteht zudem die Möglichkeit,<br />
die voestalpine Stahlwelt hautnah zu<br />
erleben. (AT)<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 21
NETZWERKE (D)<br />
Logistiker geben Antworten auf<br />
das Konsumverhalten 2.0<br />
Das Smartphone wird zum Point of Sale. Mobile Kommunikation beeinflusst das Kaufverhalten und ermöglicht<br />
neue Formen der Kundenbindung. Aber was genau bringt die Zukunft? Und welche Rolle spielt nachhaltiges<br />
Wirtschaften, um den Anforderungen der Verbraucher und des Marktes gerecht zu werden? Experten diskutieren<br />
diese Fragestellungen beim 12. ECR-Tag vom 21. bis 22. September in Berlin. Redaktion: KARIN WALTER<br />
ECR (Efficient Consumer Response)<br />
hat das Ziel, Konsumentenwünsche<br />
besser zu verstehen und<br />
effizienter zu erfüllen. Auf dem<br />
ECR-Tag diskutieren Experten aus Industrie,<br />
Handel und Dienstleistung alljährlich<br />
die Möglichkeiten, Herausforderungen und<br />
Chancen von ECR. Der Austausch und das<br />
Lernen von den Erfahrungen anderer stehen<br />
auch in diesem Jahr wieder im Fokus. Am<br />
21. und 22. September <strong>2011</strong> beantworten Experten<br />
im Berliner Estrel Convention Center<br />
unter anderem diese Fragen: Wie können<br />
es Hersteller und Handel gemeinschaftlich<br />
schaffen, die Kunden von morgen wirksam zu<br />
erreichen? Wie wichtig sind eine glaubwürdige<br />
Konsumentenansprache und authentisches<br />
Handeln entlang der Value Chain in<br />
Zeiten von Mobile Commerce und Social<br />
Media?<br />
Unter den erwarteten rund 1.200 Teilnehmern<br />
ist auch die Logistikbranche zahlreich<br />
vertreten. Vorträge aus der Branche finden<br />
zum einen im Plenum statt. So referiert zum<br />
Beispiel der neue Aufsichtsratsvorsitzende<br />
von GS1 Germany, Otmar W. Debald, Geschäftsführer<br />
von Procter & Gamble Germany,<br />
über die Ergebnisse der Zukunftsstudie<br />
„Warenverfügbarkeit 2.0 – Szenarien für die<br />
Konsumgüterbranche 2030“, die von Procter<br />
& Gamble Deutschland und dem Supply<br />
Chain Management Institute (SMI) gemeinschaftlich<br />
erarbeitet wurde. In den verschiedenen<br />
Fachforen von Shopper Forschung<br />
und Consumer Insights, Logistik und Lieferkettenmanagement,<br />
über Nachhaltigkeit, Angebotsverhalten<br />
und Category Management<br />
bis zu Mobile Commerce werden branchenspezifische<br />
Sachverhalte zukunftsorientiert<br />
dargestellt.<br />
Urbane Logistik im Fokus<br />
Am ersten Tag stehen die Vorträge im Forum<br />
„Logistik + Lieferkettenmanagement“ unter<br />
dem Motto unternehmensübergreifende Logistikkonzepte<br />
in Gegenwart und Zukunft.<br />
Ein Highlight dieses Tages ist der Vortrag<br />
mit dem Titel „Die Stadt schläft nie! - Urban<br />
Retail Logistics“. Referenten von der MGL<br />
Metro Group Logistics Warehousing und dem<br />
Fraunhofer Institut geben Einblicke in die Lösung<br />
urbaner Fragestellungen und einen Ausblick<br />
auf die Herausforderungen der Zukunft.<br />
Weitere Vorträge widmen sich den Themen<br />
Palettenbewirtschaftung, Inventory Optimization<br />
und gesteigerte Prognosegenauigkeit.<br />
ECR -Marktplatz<br />
Am zweiten Tag steht die Supply Side im Zeichen<br />
der Nachhaltigkeit. Unter dem Motto<br />
„Grüne Supply Chains - nachhaltige Logistikzentren<br />
und -netzwerke“ präsentieren Unternehmen<br />
wie ECE Industries und Logistics<br />
etwa zu Nachhaltigkeit von Logistikzentren.<br />
Die Wincanton GmbH widmet sich der Gestaltung<br />
„grüner“ Transportketten. Die Anforderungen<br />
und Umsetzungsmöglichkeiten<br />
nachhaltiger Logistikimmobilien für den<br />
Handel stehen im Zentrum des Vortrages der<br />
Schweizer Kuehne + Nagel Management AG.<br />
Branchenspezifische Lösungen treffen auf<br />
dem 12. ECR-Tag auf globale Wirtschaftsthemen.<br />
In diesem Jahr schildert Gastredner<br />
Prof. Dr.-Ing. E.h. Hans-Olaf Henkel seine<br />
Sichtweise auf die globalen Entwicklungen<br />
und entwirft Leitlinien für die Wirtschaft von<br />
morgen. Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes<br />
der Deutschen Industrie (BDI)<br />
spricht dabei über Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Liberalisierung und Eigenverantwortung,<br />
Nachhaltigkeit und politische Rahmenbedingungen,<br />
die es Unternehmen ermöglichen,<br />
mit dem Tempo der Globalisierung Schritt<br />
zu halten. Neben diesem Programmhighlight<br />
und den zahlreichen Vorträgen kommen der<br />
Austausch unter Fachkollegen und das Netzwerken<br />
nicht zur kurz. Dafür sorgt zum einen<br />
der ECR-Marktplatz mit dem ECR-Village.<br />
Der zentrale Meetingpoint bietet eine kommunikative<br />
Atmosphäre und die richtigen<br />
Partner für Gespräche. Die finden die Besucher<br />
mit dem Meeting-Assistenten, einer<br />
Techniklösung, mit der sie ihren Kontaktwunsch<br />
an einen bestimmten Teilnehmer<br />
per E-Mail oder SMS übermitteln und umgehend<br />
eine Antwort erhalten. Zum „Berliner<br />
Abend“ laden GS1 Germany und führende<br />
Unternehmen der Konsumgüterindustrie<br />
am 21. September <strong>2011</strong> ein. Der traditionelle<br />
Networking-Abend findet in der historischen<br />
Packhalle des Berliner Postbahnhofs statt.<br />
Hier bietet sich nochmal die Gelegenheit,<br />
Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen.<br />
(WAL)<br />
22 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
NETZWERKE (CH)<br />
Nachhaltigkeit im Handel<br />
Heute ein effektives Differenzierungsmerkmal, Morgen ein Muss – Agrarwirtschaft, Industrie, Handel sowie<br />
die Transport- und Logistikbranche müssen weltweit nachhaltig handeln, wenn sie nicht wichtige Kunden in<br />
Europa und Nordamerika verlieren wollen. Redaktion: Ursula Schmeling<br />
Auf den Konferenzveranstaltungen<br />
des Lehrstuhls für Logistikmanagement<br />
der Universität St.<br />
Gallen (HSG) treten zwar keine<br />
Promis auf und auch die Zahl der Teilnehmer<br />
ist überschaubar, trotzdem zählen sie vielleicht<br />
zu den interessantesten Networking-<br />
Treffen der Logistikbranche in der Schweiz.<br />
Ihr Reiz liegt nicht nur darin, dass Studenten<br />
und Studentinnen der HSG die Konferenzen<br />
organisieren. Vielmehr prägen sorgfältig ausgewählte<br />
Opinion Leader und Entscheider<br />
aus dem ganzen deutschsprachigen Raum<br />
sowie ehemalige Studenten und Partner des<br />
Studienbereichs die Podien und Diskussionen<br />
mit den Referenten. Im März trafen sich<br />
rund 50 Führungskräfte aus Industrie und<br />
Handel, um über das Thema Nachhaltigkeit<br />
auf der Grundlage einer Untersuchung des<br />
Lehrstuhls für Logistikmanagement der HSG<br />
in Zusammenarbeit mit SAP zum Thema<br />
„Nachhaltigkeit im Handel“ zu diskutieren.<br />
Produzenten von Palmöl, Flusskrebsen und<br />
Fisch. Seit 2010 engagiert sich Migros auch<br />
mit neuartigen Concept-Stores für Elektromobilität.<br />
Beide Einzelhandelsunternehmen<br />
sehen Nachhaltigkeit nicht nur als Kostenfaktor,<br />
sondern vor allem als Chance, sich<br />
gegenüber Mitwettbewerbern zu profilieren<br />
und der Erwartung der Premiumkunden zu<br />
entsprechen. Als Industrie-Pendants stellten<br />
Danone und Henkel ihre Nachhaltigkeitsstrategien<br />
sowie SAP seine Produkte zur CO2-<br />
Bilanzierung und Bewertung vor. Während<br />
Logistikdienstleister häufig beklagen, dass<br />
Kunden nicht bereits seien, mehr für „grüne“<br />
Lösungen zu zahlen, zwingen steigende<br />
Energiepreise auch sie zu einem stärkeren<br />
Umweltbewusstsein. Industrie- und Handel<br />
werden auf jeden Fall die Daumenschrauben<br />
anziehen und die Anforderungen an ihre<br />
Dienstleister Schritt für Schritt erhöhen, um<br />
die eigen Öko-Bilanz zu verbessern. Darin<br />
waren sich die Teilnehmer der Konferenzveranstaltung<br />
einig.<br />
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Die Veranstaltung in St. Gallen widmete sich<br />
den Fragen: wie greift der Handel das Thema<br />
Nachhaltigkeit auf? Welche Strategie wählen<br />
Handelsunternehmen, um den Interessen<br />
von externen Anspruchsgruppen ("Stakeholder")<br />
und dem eigenen Geschäftsmodell<br />
gerecht zu werden? Zahlt es sich aus, nachhaltig<br />
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Getränkeindustrie, im Einzelhandel und der<br />
Pharmaindustrie.<br />
In der Schweiz spielen die Einzelhandelskonzerne<br />
Coop und Migros eine Vorreiterrolle,<br />
wenn es um die erfolgreiche Umsetzung<br />
einer Nachhaltigkeitsstrategie geht. Sie sind<br />
deutschen und österreichischen Handelsunternehmen<br />
dabei weit voraus. Vor allem<br />
verstehen sie nachhaltiges Handeln nicht nur<br />
im Sinne der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks.<br />
Sie haben vielmehr bereits vor Jahren<br />
einen holistischen Ansatz gewählt, der sich<br />
vom pfleglichen Umgang mit den Mitarbeitenden<br />
bis zum Ausbau der Bio-Schiene in<br />
allen Produktbereichen erstreckt. So investieren<br />
beide Unternehmen zusammen mit<br />
der Schweizer Entwicklungshilfe, NGOs und<br />
Umweltorganisationen in die Ausbildung<br />
ihrer Lieferanten, damit diese auf eine umweltgerechte<br />
Produktion umsteigen können.<br />
Davon profitieren Produzenten von Baumwolle<br />
und Baumwollprodukten, ebenso wie<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 23
INTRALOGISTIK SPEZIAL<br />
Neue Trends in der Intralogistik -<br />
Cemat setzt grüne Akzente<br />
Das Thema Nachhaltigkeit wurde in diesem Jahr auf der Cemat ganz groß geschrieben. Die Aussteller zeigten<br />
auf der Weltleitmesse in Hannover zahlreiche Innovationen, wie Intralogistik ökonomisch, ökologisch und sozial<br />
verantwortlich ausgestaltet werden kann. Und auch in den Vortagssequenzen wurden Ansätze diskutiert,<br />
unter welchen Aspekten logistische Prozessabläufe in Zukunft zu optimieren sind. Redaktion: THOMAS WÖHR<strong>LE</strong><br />
Insgesamt kamen zur Cemat in diesem<br />
Jahr 1.084 Unternehmen aus 38 Ländern<br />
- und davon mit 548 die Hälfte<br />
aus dem Ausland. „Damit hat die<br />
Cemat <strong>2011</strong> das Ergebnis der Vorveranstaltung,<br />
die im Mai 2008 vor der tiefgreifenden<br />
Wirtschaftskrise ausgerichtet wurde, noch<br />
einmal übertroffen“, sagte Dr. Andreas Gruchow,<br />
Mitglied des Vorstands der Deutschen<br />
Messe AG. Die offizielle Besucherzahl lag mit<br />
rund 58.000 in etwa auf dem Niveau von vor<br />
drei Jahren. „Die Messe hat gezeigt, dass die<br />
Intralogistik große Chancen zur Steigerung<br />
der Effizienz durch beträchtliche Reduzierungen<br />
von Kosten, Zeit und Energie bietet<br />
und damit ein entscheidender Faktor für den<br />
notwendigen Vorsprung im internationalen<br />
Wettbewerb sein kann“, so Gruchow. Das<br />
spiegle sich auch im diesjährigen Messemotto<br />
„Sustainability in Intralogistics“ wider.<br />
Forumsveranstaltungen nehmen<br />
Messemotto auf<br />
So ging es zum Beispiel auf dem International<br />
Cemat Forum vor allem um die Frage,<br />
welchen Beitrag die Intralogistik zur nachhaltigen<br />
Gestaltung von Wertschöpfungsketten<br />
leisten kann. „Für mich besteht Nachhaltigkeit<br />
aus den drei Aspekten Ökonomie, Ökologie<br />
und soziale Verantwortung“, sagte Dr.<br />
Christoph Beumer, Vorsitzender des Cemat-<br />
Präsidiums in Hannover. „Ziel nachhaltigen<br />
Wirtschaftens sollte es deshalb immer sein,<br />
ein Gleichgewicht zwischen diesen drei Säulen<br />
herbeizuführen.“ Denn durch den Einsatz<br />
energieeffizienter und ressourcenschonender<br />
Produkte werde ein ökonomisches und ökologisches<br />
Wirtschaften erst gewährleistet. Die<br />
soziale Nachhaltigkeit beziehe sich in der Intralogistik<br />
in erster Linie auf die Optimierung<br />
der Arbeitsplätze.<br />
Das Forum „See- und Binnenhäfen – ‚Green<br />
Logistics’ für die globalisierte Wirtschaft“<br />
beschäftigte sich vor allem mit der Frage,<br />
welchen Beitrag eine ‚grüne’ Hafenlogistik<br />
in See- und Binnenhäfen zur Entwicklung<br />
nachhaltiger Logistikketten leisten kann und<br />
wie dies die Handlungsfelder von Verladern,<br />
„Die Messe hat gezeigt, dass<br />
die Intralogistik große Chancen<br />
zur Steigerung der Effizienz<br />
bietet.“<br />
Andreas Gruchow<br />
Spediteuren und Logistikanbietern beeinflusst.<br />
Dazu gelte es vor allem, technische<br />
Reserven und Zeitverkürzungspotenziale zu<br />
heben. Dies könne sowohl durch innovative<br />
Entwicklungen in der Transport- und Umschlagstechnik,<br />
als auch durch fortschrittliche<br />
IT-Lösungen zur Steuerung der beteiligten<br />
Verkehrsträger und Terminals sowie<br />
deren Verknüpfung realisiert werden. Und<br />
auf dem Forum Lagertechnik lagen in diesem<br />
Jahr die Schwerpunkte vor allem auf<br />
folgenden Themen: Automatisierung im<br />
Kommissionierbereich, Energieeinsparung<br />
trotz Automatisierung, Verbesserung in der<br />
Lagerbehältertechnik, optimierte Lagerhaltung<br />
am Montagearbeitsplatz, Erhöhung der<br />
Ergonomie im Lager, Steigerung der Lagersicherheit<br />
durch Inspektion sowie optimierte<br />
Lagerbestandsführung.<br />
Systemanbieter setzen verstärkt auf<br />
Integration<br />
Zwar verursacht die Intralogistik „nur“ rund<br />
25 Prozent der Energiekosten im Logistiksektor,<br />
doch lassen sich hier durch technische<br />
Innovationen zum Teil sehr schnell Effizienzverbesserungen<br />
umsetzen. Vom fahrerlosen<br />
Transportsystem mit Hybridantrieb<br />
über Serien-Flurförderzeuge mit Lithium-<br />
Ionen-Technik, Platz und Energie sparende<br />
Verpackungsanlagen bis hin zu neuer Cloud-<br />
Computing-Software bildete die Messe ein<br />
umfangreiches Ausstellungsportfolio ab.<br />
Bei zahlreichen Unternehmen standen in<br />
diesem Jahr die Themen Nachhaltigkeit und<br />
Energieeffizienz im Fokus ihres Messeauftritts.<br />
So hat zum Beispiel der Systemanbieter<br />
Dematic in Hannover live gezeigt, wie sich<br />
Thomas Wöhrle<br />
Logistik express<br />
Redaktion c/o<br />
Freier Fachjournalist<br />
Ladeeinheiten unterschiedlichster Größenordnung<br />
in einer einzigen Anlage bearbeiten<br />
lassen. Eingebunden in den kompletten<br />
innerbetrieblichen Materialfluss sind dabei<br />
neben einem neuen Regalbediengerät für<br />
das Automatische Kleinteilelager (AKL) und<br />
einem Multishuttle neue Fördertechnikkomponenten<br />
sowie die beiden Weltneuheiten<br />
„Dematic IT Ecodrive“ und das Hochleistungskommissioniersystem<br />
„Rapid Pick<br />
Premier“. Und mit dem Konzept einer ganzheitlichen<br />
„Fulfilment Factory“ präsentierte<br />
SSI Schäfer einen vollkommen neuen Produktbaukasten<br />
zur kombinierten Auftragsfertigung<br />
für verschiedene Vertriebswege. Die<br />
Einzelproduktförderer- und Sortertechnik<br />
ist dabei explizit auf die Verschmelzung der<br />
Intralogistik für die Endkundenbelieferung<br />
(B2C) sowie das Filial- und Großhandelsgeschäft<br />
(B2B) in einem integrierten Bearbeitungsprozess<br />
ausgerichtet. Die Fulfilment<br />
Factory kann branchenübergreifend und flexibel<br />
auf die logistischen Anforderungen der<br />
jeweiligen Anwender angepasst werden.<br />
Intelligenz in Lagerprozessen nimmt zu<br />
Ein echtes Highlight hatte in diesem Jahr<br />
auch Still zu bieten. Der „Cube XX“ vereint<br />
sechs Fahrzeugkonzepte: den klassischen<br />
Gabelstapler, den heutigen flexibel nutzbaren<br />
Alleskönner im Lager, sowie den Routenzug,<br />
die sogenannte Horizontalkommissionierung,<br />
den Hoch- und Niederhub und die<br />
Doppelstockbeladung. Das Erfolgsgeheimnis<br />
darüber hinaus ist die Nutzung des Cube XX<br />
wahlweise im manuellen oder automatischen<br />
Betrieb, je nach Anforderung im Lager.<br />
Als erstes Unternehmen weltweit zeigte der<br />
Wettbewerber Jungheinrich in Hannover eine<br />
neuartige Lagernavigation, die im Breitgang<br />
24 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
INTRALOGISTIK SPEZIAL<br />
- und damit auch in der Vorzone - eingesetzt<br />
werden kann. „Damit wird es in Zukunft möglich<br />
sein, auch die Prozesse außerhalb des<br />
Schmalgangs noch effizienter und sicherer zu<br />
gestalten“, sagte Vertriebsvorstand Dr. Helmut<br />
Limberg. „Denn mit der Lagernavigation<br />
im Schmalgang, die wir bereits seit zwei<br />
Jahren sehr erfolgreich im Markt positioniert<br />
haben, können heute in der Praxis bis zu 25<br />
Prozent höhere Umschlagleistungen erreicht<br />
werden.“<br />
Österreichische Aussteller zeigen<br />
sich zufrieden<br />
Auch österreichische Aussteller zogen ein positives<br />
Messefazit. „Die diesjährige Cemat hat<br />
unsere Erwartungen voll erfüllt“, sagt etwa<br />
Harald Scherleitner, Spartenleiter Batterieladesysteme<br />
beim Pettenbacher Technikanbieter<br />
Fronius. So konnten Kontakte zu den<br />
ausstellenden Flurförderzeugherstellern, Logistikverantwortlichen<br />
aus den Unternehmen<br />
sowie Batterie- und Staplerhändlern vertieft<br />
werden. „Wir haben einige Neuigkeiten präsentiert,<br />
wie zum Beispiel das Whitepaper<br />
‚Einkaufshilfe für die Beschaffung von Batterieladesysteme<br />
für Elektro-Flurförderzeuge‘“,<br />
so Scherleitner. „Dieses soll den Logistikentscheider<br />
über die verschiedenen Ladegeräte-<br />
Techniken aufklären und darstellen, welchen<br />
Einfluss ein Batterieladegerät auf die laufenden<br />
Betriebskosten eines Elektro-Flurförderzeugs<br />
hat.“ Und auch Knapp-Vorstand Gerald<br />
Hofer war mit dem Besucherzuspruch<br />
am Stand sehr zufrieden. „Wir konnten auf<br />
der Cemat zahlreiche interessante Kontakte<br />
knüpfen“, so Hofer. „Vor allem unsere neuen<br />
ergodynamischen und multifunktionalen<br />
Ware-zur-Person-Arbeitsplätze sowie die<br />
energieeffiziente Shuttle-Technik stießen<br />
auf breites Interesse. Zudem haben wir einen<br />
Blick in die Zukunft der Lagerlogistik<br />
gewährt.“ Ein Beispiel hierfür seien die frei<br />
fahrenden Shuttles, die nicht mehr an Fördersysteme<br />
gebunden sind, sondern sich im<br />
Lager völlig frei bewegen und für Transportund<br />
Kommissionieraufgaben eingesetzt werden<br />
können.<br />
Kommentar zur CeMAT<br />
Nein, der ganz große Publikumsmagnet war<br />
die Cemat in diesem Jahr mit Sicherheit nicht.<br />
Ob es an der fehlenden Bindung zur Veranstaltung<br />
aufgrund des dreijährigen Turnus‘<br />
liegt oder daran, dass sich zahlreiche Besucher<br />
und Aussteller zwischen Cemat und<br />
transport logistic nur eine Woche später entscheiden<br />
mussten oder aber am nicht wegzudiskutierenden<br />
Erfolg der kleineren Logimat<br />
in Stuttgart, die sich in jedem Frühjahr fest<br />
im Terminkalender der Logistiker etabliert<br />
hat – Gründe kann es viele geben. Denkbar<br />
ist auch, dass die Erweiterung der Cemat auf<br />
regionale Events in Indien, Russland, China<br />
und Südamerika zwar die Marke Cemat international<br />
weiter aufwertet, dem Anspruch der<br />
Veranstaltung in Hannover als Weltleitmesse<br />
für Intralogistik jedoch diametral entgegenwirkt.<br />
Diese ist dann in erster Linie nämlich<br />
nur noch für Besucher aus dem europäischen<br />
Ausland interessant und zieht nicht mehr<br />
Intralogistik-Fachleute aus aller Welt an.<br />
Vielleicht sollten die Messemacher ihr Konzept<br />
auch einfach noch einmal grundsätzlich<br />
überdenken und das Angebot mehr auf die<br />
Erwartungen der Besucher zuschneiden.<br />
Die Aussteller – vor allem die kleineren und<br />
mittelständischen - mit ihren vielen innovativen<br />
Produkten jedenfalls hätten es verdient.<br />
Eine Woche später auf der transport logistic<br />
hat das schließlich auch funktioniert: hier gab<br />
es volle Hallen und einen Rekordbesuch.<br />
(TW)<br />
Lagertechnik, Materialfluss und Automation<br />
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verschiedenster Lager- und Kommissioniertechnologien in<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 25
TRANSPORT LOGISTIK<br />
transport logistic <strong>2011</strong>:<br />
Mit gutem Vorbild voraus<br />
Umweltfreundlicher, effizienter und in manch einer Chefetage auch ein bisschen weiblicher soll sie werden:<br />
die Transport- und Logistikbranche. Bei der diesjährigen Auflage der Branchen-Weltleitmesse transport logistic<br />
im Mai interessierten sich rund 51.000 Fachbesucher aus 134 Ländern auf dem Münchener Messegelände für<br />
den bunten Themenmix, den das Rahmenprogramm der Messe bot. Networking und intensive Fachgespräche<br />
dominierten an den vier Tagen jedoch das Messegeschehen. Redaktion: KArin walter<br />
Dass „Grüne Logistik“ – das Leitthema<br />
der diesjährigen transport<br />
logistic-Messe - ein immer<br />
wichtiger werdender Wettbewerbsfaktor<br />
für die Logistikbranche ist, davon<br />
zeigten sich nicht nur hochkarätige Branchenvertreter,<br />
sondern auch Wissenschaftler<br />
und Politiker während der vier Messetage in<br />
München überzeugt. Allen voran der deutsche<br />
Verkehrsminister Peter Ramsauer, der in<br />
seiner Eröffnungsansprache betonte, neben<br />
der intensiveren internationalen Vermarktung<br />
des deutschen Transportlogistiksektors<br />
in Zukunft verstärkt auch auf staatliche Fördermaßnahmen<br />
zur Vergrünerung der Transportketten<br />
zu setzen. „Hier wollen wir besonders<br />
den intermodalen Transport verstärken,<br />
umweltfreundliche Antriebstechnologien<br />
bei allen Verkehrsträgern vorantreiben, den<br />
Einsatz von Telematikkonzepten fördern und<br />
die Ausbildung neuer Logistikergenerationen<br />
unterstützen“, stellte der deutsche Spitzenpolitiker<br />
seinen Zuhörern in Aussicht. Ob<br />
staatliche Unterstützungsmaßnahmen und<br />
Regularien allerdings das richtige Instrument<br />
darstellen, um die Transportabläufe nachhaltig<br />
klimafreundlicher zu gestalten, diskutierten<br />
die Transport- und Logistikexperten in München<br />
jedoch kontrovers. Bei einer Fachveranstaltung<br />
des Deutschen Verkehrsforums war<br />
es zum Beispiel Dr. Karl-Friedrich Rausch,<br />
Vorstandschef von DB-Schenker, der darauf<br />
hinwies, dass jede staatliche Maßnahme eine<br />
Lenkungswirkung habe. Aus seiner Sicht ist<br />
es daher essenziell, Regulierungen auf ihre<br />
Wirkungen hin genau zu überprüfen: „Die<br />
Logistikbranche muss sich an die Spitze der<br />
grünen Bewegung setzen, um ökologisch<br />
motivierter Regulierung zuvor zu kommen“,<br />
forderte Rausch. Gleichzeitig räumte er jedoch<br />
ein, dass dies die Bereitschaft der Kunden<br />
voraussetze, für grüne Logistik am Ende<br />
auch zu bezahlen. „Ich beobachte, dass diese<br />
Bereitschaft immer größer wird", so der DB-<br />
Schenker-Chef.<br />
Prof. Dr. -Ing. Frank Straube, Leiter des Fachbereichs<br />
Logistik der Technischen Universität<br />
Berlin, outete sich in München hingegen als<br />
Befürworter nationaler Regularien und Klimaschutzauflagen,<br />
da diese das Verhalten von<br />
Unternehmen maßgeblich beeinflussen. „Die<br />
Akteure der Branche müssen hier stärker in<br />
Netzwerken kooperieren, um weitere CO2-<br />
Reduktionen erzielen zu können“, betonte der<br />
Wissenschaftler. Zudem sprach sich Straube<br />
für ein internationales Regulierungssystem<br />
aus, um einen Ausgleich zwischen Industriestaaten,<br />
Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
zu ermöglichen.<br />
30 Prozent in 13 Jahren<br />
Mit gutem Beispiel will die Deutsche Post<br />
vorangehen. „Wir haben uns das Ziel gesetzt,<br />
unsere CO2-Effizienz bis 2020 um 30 Prozent<br />
zu verbessern, verglichen zu 2007“, verkündete<br />
Katharina Tomoff, Abteilungsleiterin<br />
des Umweltschutzprogramms GOGREEN<br />
der Deutschen Post DHL, auf der Münchener<br />
Messe. „Wir investieren zum Beispiel in<br />
die Erneuerung unserer Luftflotte und testen<br />
heute schon Elektrofahrzeuge von morgen“,<br />
so Tomoff. Auf diese Weise könne der DHL-<br />
Konzern nicht nur CO2-Emissionen, sondern<br />
auch Kosten einsparen. Auch von der Idee,<br />
den Emissionsrechtehandel auf Straßentransporte<br />
auszuweiten, zeigte sich die DHL-Nachhaltigkeitsexpertin<br />
angetan: „Grundsätzlich ist<br />
das ein richtiger Ansatz.“<br />
Zwar nicht um den Emissionsrechtehandel,<br />
dafür aber um Ausgleichszahlungen für klimaschädigende<br />
Transporte geht es bei der<br />
Klimaschutzstrategie, die der mittelständische<br />
Logistikdienstleister WM GROUP auf<br />
der Messe „transport logistic“ vorgestellt hat.<br />
Die Grundlage für die Berechnung der auftragsspezifischen<br />
CO2-Emissionen für klimaneutrale<br />
Logistik bildet der firmenbezogene<br />
CO2-Fußabdruck, den die Klimaschutzberatung<br />
ClimatePartner für die Standorte der WM<br />
26 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
TRANSPORT LOGISTIK<br />
KARIN WALTER<br />
Logistik express<br />
Redaktion c/o<br />
Medienbüro<br />
Karin Walter<br />
GROUP ermittelt hat. Auf dessen Basis haben<br />
die beiden Unternehmen eine Methode<br />
entwickelt, mit der sich die CO2-Emissionen<br />
der Logistikdienstleistungen berechnen, ausweisen<br />
und durch Investitionen in anerkannte<br />
Klimaschutzprojekte ausgleichen lassen.<br />
CO2-Emissionen, die sich kurzfristig nicht vermeiden<br />
lassen, können somit beispielsweise<br />
durch den Erwerb von Emissionsminderungszertifikaten<br />
aus einem Wasserkraftprojekt in<br />
Guatemala ausgeglichen werden.<br />
Selbst entwickelter CO2-Rechner<br />
Auch der Logistikdienstleister GROUP7 hat<br />
die Branchenleitmesse genutzt, um sein jüngstes<br />
Projekt in Sachen „Klimaschutz“ - einen<br />
selbst entwickelten CO2-Verbrauchsrechner<br />
für den Luft- und Seefrachtbereich – erstmals<br />
vor einem breiten Fachpublikum zu präsentieren.<br />
Die Berechnung einer Seefracht erfolgt<br />
aufgrund komplexen Datenmaterials. Der<br />
GROUP7-Rechner greift auf die Verbrauchsdaten<br />
aller verfügbaren Schiffe zurück, auf<br />
denen Fracht befördert werden kann. Denn<br />
schon die Größe des verwendeten Containerschiffs<br />
beeinflusst die Erhebung. Von weiterer<br />
Bedeutung sind die Einbeziehung aller „Legs“,<br />
die ein Schiff auf seiner Route zurücklegt, also<br />
alle Teilstrecken. „Es kommt neben der exakten<br />
Berechnung auch darauf an, dass die<br />
Werte zeitsparend je Kunde erhoben werden<br />
können, um in der Praxis bestehen zu können“,<br />
hebt GROUP7-Vorstand Günther Jocher<br />
hervor. Selbst für aktuelle Veränderungen,<br />
wie beispielsweise die Aufnahme eines neuen<br />
Schiffs, sei die Datenqualität sichergestellt.<br />
Im nächsten Schritt strebt der mittelständische<br />
Logistikdienstleister mit Hauptsitz in<br />
Garching bei München nun die Zertifizierung<br />
seines CO2-Berechnungsverfahrens an.<br />
Geballte Frauen-Power<br />
Brauchen Frauen mehr Mumm und bessere<br />
Netzwerke, um in der männerdominierten<br />
Logistik Karriere zu machen? Und wie überzeugt<br />
eine junge Frau gestandene Lagerarbeiter<br />
von ihren Chefqualitäten? Diese und<br />
viele weitere Fragen brachte eine von der<br />
Bundesvereinigung Logistik (BVL) veranstaltete<br />
aktuelle Stunde zum Thema „Frauen in<br />
der Logistik“ auf’s Tableau. Dabei gab Annegret<br />
Eberhardt-Cakir, Logistikleitung China-<br />
Highspeed-Projekte der Siemens AG, preis,<br />
dass es für den Erfolg manchmal nur drauf ankomme<br />
einfach zu machen und nicht lange zu<br />
zögern. Bettina Wagener, Geschäftsführerin<br />
der CHEP Deutschland GmbH, hob in ihrem<br />
Vortrag hervor, wie Netzwerke für den Erfolg<br />
entscheiden. Eine Frauenquote dagegen sieht<br />
die Geschäftsführerin dagegen kritisch: „In<br />
der idealen Berufswelt braucht es keine Quote,<br />
denn Posten werden dann nur noch nach<br />
Qualifikation und Persönlichkeit vergeben“.<br />
Moderatorin Frauke Heistermann, selbst erfolgreiche<br />
Logistikerin des IT-Lösungsanbieters<br />
Axit AG, unterstrich die in jeder Ortschaft<br />
unterschiedlichen Qualitäten der Kinderbetreuung<br />
und fügte schmunzelnd hinzu: „Gerade<br />
eine logistische Ausbildung hilft jedoch<br />
auch Kinder, Partner und Beruf unter einen<br />
Hut zu bringen“. (WAL)<br />
So individuell wie Ihre Anforderungen.<br />
Die neuen Linde Elektrostapler im<br />
Traglastbereich von 2 bis 5 Tonnen.<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 27
IM FOKUS / TRANSPORT<br />
Perfekt für Ihr bestes Stück<br />
Wer wertvolles Stückgut transportieren lassen möchte, sollte sich einmal „HIGHVALUE“ von DHL Freight ansehen.<br />
Denn in punkto Sicherheit, Flexibilität, Effizienz, Transparenz und Qualität sucht diese Transportvariante<br />
Ihresgleichen. Redaktion: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten,<br />
Waren von A nach B zu<br />
befördern. Handelt es sich jedoch<br />
nicht um Ganzladungen sondern<br />
um Stückgut, ist die Auswahl schon etwas<br />
geringer. Hat man nun aber ganz spezielle,<br />
besonders hohe Ansprüche, wird die Luft eher<br />
dünn. Um die Bedürfnisse anspruchsvoller<br />
Kunden zu decken, gibt es bei DHL Freight die<br />
Variante „HIGHVALUE“.<br />
Maximaler Komfort<br />
Die Idee hinter „HIGHVALUE“ ist einfach:<br />
biete dem Kunden eine flexible, preisgünstige,<br />
sichere Beförderung seines Stückguts mit<br />
höchster Qualität, großer Transparent und<br />
optimaler Proaktivität. „Dieses Produkt zielt<br />
besonders auf die Bereiche Technology, Life<br />
Science/Healthcare, Aerospace, Engineering<br />
& Manufacturing sowie Retail & Fashion ab“,<br />
erklärt Andreas Edelmann, Sales & Marketing<br />
Manager AT, SI, HR bei DHL Freight.<br />
Safety first!<br />
Für das Extra an Sicherheit kommen ausschließlich<br />
versiegelte LKW mit spezieller<br />
Sicherheitsausrüstung und Box-Trailer oder<br />
verstärkter Plane zum Einsatz. Zum Fahrer<br />
besteht rund um die Uhr Kontakt per Handy,<br />
die Frachtführer sind besonders geschult.<br />
Auch die Übernachtung ausschließlich auf<br />
gesicherten Parkplätzen ist selbstverständlich.<br />
„Egal ob bei Abholung und Auslieferung<br />
oder in Terminals, Sicherheit ist die oberste<br />
ANDREAS EDELMANN<br />
DHL Freight<br />
Sales & Marketing<br />
Prämisse. Dafür sorgt unsere DHL-eigene Sicherheitsorganisation“,<br />
berichtet Edelmann.<br />
So seien spezielle Zugangskontrollen, sichere<br />
Bearbeitungsabläufe und Vorrang für die<br />
Be- oder Entladung hochwertiger Güter kein<br />
Problem.<br />
Individualität<br />
Zusätzlich zu den umfassenden Standardleistungen<br />
gibt es natürlich zusätzliche Optionen,<br />
aus denen der Kunde wählen kann.<br />
Hierzu zählen beispielsweise ein zweiter<br />
Fahrer, GPS-Verfolgung, maßgeschneiderte<br />
Versicherungsleistungen oder bei Bedarf Gefahrguttransporte.<br />
Und so individuell wie die<br />
Leistung ist dann auch der Preis: „Die Kosten<br />
hängen von vielen Faktoren ab, wie etwa dem<br />
Abhol- und Zielort, dem Gewicht bzw. Volumen<br />
der Sendung, der gewünschten Laufzeit<br />
und Verpackung sowie möglichen Zusatzoptionen“,<br />
führt Edelmann aus.<br />
Nachfrage steigt<br />
Tatsächlich müssen es nicht unbedingt<br />
„Schätze“ sein, für die HIGHVALUE in Anspruch<br />
genommen wird: „Es kann sich auch<br />
um Mustersendungen, wichtige Probeaufträge<br />
oder einfach Güter mit sentimentalem<br />
Wert handeln, für die der Absender höchste<br />
Sicherheitsstandards wünscht“, weiß Edelmann<br />
zu berichten. Diebstähle zu vermeiden<br />
ist schließlich wesentlich angenehmer,<br />
als sich im Nachhinein mit der Schadensabwicklung<br />
zu befassen. Ein weiteres Zuckerl<br />
für die Kunden ist die proaktive Information<br />
über den jeweiligen Zustellstatus. „Beliebt ist<br />
„Sicherheit ist die oberste<br />
Prämisse.“<br />
Andreas Edelmann<br />
das Angebot zudem bei interkontinentalen<br />
Kunden, die beispielsweise PCs aus Asien<br />
importieren und direkt an ihre Läger oder<br />
Endkunden liefern möchten“, ergänzt Edelmann.<br />
Inzwischen sind daher bereits rund 60<br />
Prozent des Euroconnect-Netzwerkes – das<br />
beinhaltet sowohl Läger als auch Terminals<br />
– Tapa-zertifiziert und damit HIGHVALUEkonform.<br />
Wertvolle Stückgüter sind bei DHL<br />
freight in besten Händen. Und weil’s so schön<br />
ist, gibt es HIGHVALUE auf Wunsch auch für<br />
Komplettladungen, und hier sind dann auch<br />
der zweite Fahrer und die GPS Verfolgung im<br />
Standardpaket inkludiert. (AT)<br />
28 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
INTRALOGISTIK / IM FOKUS<br />
Neue Logistikanlage für Würth<br />
Wenn im September die neu gestaltete Anlage der Würth Industrie Service GmbH & Co. KG im deutschen<br />
Bad Mergentheim den Vollbetrieb aufnimmt, wird ein weiterentwickeltes OSR Shuttle TM von KNAPP für den<br />
reibungslosen Materialfluss sorgen. Bis dahin gilt es aufgrund der komplexen Anforderungen, einige knifflige<br />
Herausforderungen zu meistern. Redaktion: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Die Würth Industrie Service<br />
GmbH & Co. KG genießt weltweit<br />
hohes Ansehen als Anbieter<br />
modularer Logistik- und<br />
Beschaffungslösungen für Verbindungs- und<br />
Befestigungselemente für Industriekunden.<br />
Sie beliefert die Industrie beispielsweise mit<br />
Schrauben, Verbindungs- und Befestigungstechnik<br />
oder chemisch-technischen Produkten,<br />
aber auch mit Bevorratungs- und Entnahmesystemen.<br />
Knackpunkt Schüttgut<br />
Die Auslieferung der Waren erfolgt in Kleinladungsträgern<br />
(KLTs oder W-KLTs® = Würth-<br />
Kleinladungsträger) aus Kunststoff, wie sie<br />
auch für die Bestückung von Durchlaufregalen<br />
in der Fließbandproduktion Verwendung<br />
finden. Aufgrund dieses Kanban-Prinzips<br />
wird ein Teil des Sortiments als Schüttgut mit<br />
bis zu 25 kg pro Behälter transportiert – eine<br />
anspruchsvolle Besonderheit, wie Mag. Börge<br />
Schlingmann, Projektmanager, KNAPP Systemintegration<br />
GmbH, weiß: „25 kg Beilagscheiben<br />
als Schüttgut können sich in einem<br />
Transporthilfsmittel wie eine zähfließende<br />
Flüssigkeit verhalten. Dies erfordert eine besonders<br />
präzise Steuerung des Systems, damit<br />
unterwegs nichts verloren geht.“ Denn<br />
immerhin laufen die Transportbänder im<br />
Testaufbau bereits mit 0,7 m/Sekunde, das<br />
entspricht einer Leistung von etwa 1.400 Behältern<br />
pro Stunde.<br />
Herzstück OSR ShuttleTM<br />
In vier Gassen – zwei neben- und zwei übereinander<br />
– bietet das OSR Shuttle TM in der<br />
ersten Baustufe bereits 64.000 Stellplätze für<br />
Behälter mit je 600x400 mm. Das redundante<br />
System bietet höchste Ausfallsicherheit, ein<br />
wichtiger Faktor: „Wir beliefern 900 bis 1.000<br />
Systemkunden, ein Produktionsausfall wäre<br />
fatal. Daher werden wir auch die einzelnen<br />
Module anhand eines detaillierten Inbetriebnahmeszenarios<br />
nach und nach freischalten,<br />
nicht alles auf ein Mal“, erklärt Frank Freudenberger,<br />
stellv. Logistikleiter, Würth Industrie<br />
Service. Die Anlage wurde vorausschauend so<br />
konzipiert, dass sowohl die Länge als auch die<br />
Anzahl der Gassen erweiterbar sind – was eine<br />
Verdreifachung der Stellplätze bedeutet.<br />
Multifunktionsarbeitsplatz<br />
Die zwölf ergonomischen, multifunktionalen<br />
Arbeitsplätze können je nach Bedarf fünf<br />
verschiedene Funktionen erfüllen: Kommissionieren,<br />
Prüfen und Schütten, Verdichten,<br />
Wareneingang und Warenausgang. „Je zwei<br />
Arbeitsplätze bilden eine Einheit mit zu- und<br />
abführender Fördertechnik“, erläutert Schlingmann.<br />
Die kommissionierte Ware kommt<br />
nach erfolgreicher Gewichtsprüfung in automatisch<br />
angediente W-KLTs®/KLTs, nach der<br />
kundenspezifischen Etikettierung erfolgt die<br />
abermalige Einlagerung ins OSR Shuttle TM<br />
zwecks Versandbereitstellung. Leerkartonagen<br />
gelangen via Abwurfschacht am Arbeitsplatz<br />
samt darunterliegendem Abzugsband in<br />
den Recyclingprozess. Verschiedene W-KLT®/<br />
KLTs eines Kundenauftrages können auf den<br />
Lagertablaren verdichtet werden.<br />
Lange Partnerschaft<br />
Freudenberger konnte die Entwicklung des<br />
OSR ShuttleTM Systems im Schwesterhaus<br />
der Würth-Gruppe Wasi miterleben: „Ich habe<br />
KNAPP als kompetenten Ansprechpartner<br />
kennengelernt, weswegen wir sie auch zur<br />
Ausschreibung eingeladen haben. Aufgrund<br />
der Bauhöhe von 24 Metern kamen lediglich<br />
zwei Anbieter in Frage, und KNAPP konnte<br />
uns überzeugen.“ Das OSR Shuttlelager macht<br />
mit einem Investitionsvolumen von etwa 7,55<br />
Mio. Euro rund ein Viertel der Gesamtkosten<br />
des Umbaus aus.<br />
Spezialwünsche<br />
Im Zuge der Umsetzung werden auch einige<br />
Spezialwünsche realisiert: „Die einzelnen Elemente<br />
des Arbeitsplatzes werden abgedichtet,<br />
es gibt keine offene Fördertechnik. So verhindern<br />
wir, dass es zur Verunreinigung des darunter<br />
laufenden Förderbandes oder mechanischen<br />
Schäden an Anlagenteilen kommt,<br />
falls doch mal ein Tablar kippen sollte“, führt<br />
Schlingmann aus. Aus Sicherheitsgründen<br />
gibt es zudem eine bauliche Trennung zwischen<br />
Zulauf und Arbeitsplatz: „Ein Rahmen<br />
dient als Puffer, um die Quetschgefahr durch<br />
anschlagende KLTs auszuschließen“, nennt<br />
der Projektmanager weitere Details. Und: auch<br />
die Schnittstelle zum kundenseitig gegebenen<br />
LVS wird extra entwickelt. Im März fand der<br />
Testaufbau statt: „Bei der Begehung mit unserem<br />
Team und den Technikern von Würth<br />
Industrie Service konnten wir sehen, wo es<br />
noch Optimierungspotenzial gibt. Nun geht es<br />
an die Feinabstimmung, damit bis September<br />
alles perfekt läuft“, ist Schlingmann zuversichtlich.<br />
Zum Tag der offenen Tür bei Würth<br />
Industrie Service am 17. und 18. September<br />
<strong>2011</strong> kann sich dann die Öffentlichkeit davon<br />
überzeugen und das neue Logistikzentrum<br />
besichtigen. (AT)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 29
IM FOKUS / INTRALOGISTIK<br />
Kundennutzen steht<br />
im Vordergrund<br />
Jungheinrich unterstützt seine Kunden nicht nur durch leistungsfähige<br />
Lagertechnik, wie etwa den neuen Elektro-Deichsel-Gabelhubwagen<br />
EJE 112i mit innovativer Lithium-Ionen-Technologie, sondern auch mit<br />
maßgeschneiderten Finanzierungsdienstleistungen. Redaktion: BRITTA BIRON<br />
Auf der diesjährigen CeMAT präsentierte<br />
der Hamburger Intralogistikspezialist<br />
neben einer<br />
neuartigen Lagernavigation für<br />
den Breitgang erstmals auch ein Serien-Flurförderzeug<br />
mit Lithium-Ionen-Technologie.<br />
„Das Fahrzeug ist die konsequente Weiterentwicklung<br />
eines Technologietrends aus unserem<br />
Konzeptfahrzeug, das wir auf der CeMAT<br />
2008 dem Fachpublikum vorgestellt hatten.<br />
Ich freue mich über die zügige Umsetzung<br />
dieser Antriebstechnologie. Die ersten Feldtests<br />
laufen bereits“, sagt Hans-Georg Frey,<br />
Vorsitzender des Vorstandes der Jungheinrich<br />
AG. Das Gerät war aktiv in den Prozess<br />
der LKW-Entladung während der Materialflussshow<br />
auf dem Jungheinrich-Messestand<br />
eingebunden.<br />
Die Vorteile<br />
Ein wesentlicher Vorteil der Lithium-Ionen-<br />
Technologie liegt in der Gestaltung der Batterie.<br />
Diese wiegt nur noch etwas über 14<br />
Kilogramm und reduziert das Gewicht des<br />
EJE112i um etwa 150 Kilogramm im Vergleich<br />
zu dem zugrunde liegenden Jungheinrich-<br />
Basisfahrzeug EJE 116. Durch den höheren<br />
Wirkungsgrad der Lithium-Ionen-Batterie sowie<br />
die geringere Masse des Fahrzeuges verbessert<br />
sich auch der Energieverbrauch deutlich.<br />
Ein weiterer Vorteil ist das einfache und<br />
intuitive Batteriehandling. Die Batterie besitzt<br />
die Form eines Aktenkoffers mit integrierten<br />
Tragegriffen. Sie ist aufgrund ihres geringen<br />
Gewichtes ohne Probleme manuell zu handhaben.<br />
Hinzu kommt die schnelle Ladefähigkeit<br />
mithilfe eines speziell entwickelten<br />
Ladegerätes basierend auf der Hochfrequenz-<br />
Ladetechnologie. Mit besonders für den Einsatz<br />
des EJE 112i angepassten Ladekennlinien<br />
sind kurze Ladezeiten einfach zu realisieren.<br />
Dies ermöglicht die flexible Nutzung des<br />
Fahrzeuges auch im Mehrschichteinsatz.<br />
Die Batterie ist innerhalb von 80 Minuten<br />
komplett geladen. Auch das Zwischenladen<br />
ist jederzeit möglich. So können bereits innerhalb<br />
von 30 Minuten etwa 50 Prozent der<br />
Batteriekapazität aufgenommen werden. Die<br />
Christian ERLACH<br />
Geschäftsführer<br />
Jungheinrich<br />
Österreich<br />
Kombination aus neuester Generation der<br />
Drehstromtechnik und Energieeffizienz der<br />
Lithium-Ionen-Technologie zahlt sich auch<br />
in wirtschaftlicher Hinsicht aus, nämlich in<br />
einer Reduzierung der Betriebskosten. Angesichts<br />
steigenden Konstendrucks ein immer<br />
wichtigerer Faktor. Die Betriebskosten<br />
eines Gabelstaplers oder einer Logistikanlage<br />
umfassen neben den Anschaffungs- und Verwertungskosten<br />
auch die Kosten für Energie<br />
und Instandhaltung. Der größte Anteil entfällt<br />
allerdings auf die Personalkosten. Nach Umfragen<br />
des Verbandes Deutscher Maschinenund<br />
Anlagenbau (VDMA) halten 70 Prozent<br />
der Unternehmen in Deutschland und den<br />
USA die Betrachtung der Betriebskosten über<br />
die gesamte Laufzeit des Investitionsgutes für<br />
wichtig.<br />
Die Kosten im Blick<br />
Diesem Kostenbewusstsein trägt Jungheinrich<br />
mit seinem neuen BestInvest-Programm,<br />
das ebenfalls auf der heurigen CEMAT vorgestellt<br />
wurde, Rechnung. „Dahinter verbirgt<br />
sich eine ganz klare Ansage: Bei Jungheinrich<br />
erhält der Kunde die beste Leistung für sein<br />
Geld“, sagt Christian Erlach, Geschäftsführer<br />
von Jungheinrich in Österreich. Da die<br />
Anschaffungskosten eines Staplers nur einen<br />
Teil der gesamten Investition ausmachen,<br />
kommt es bei BestInvest – also der Betrachtung<br />
der Gesamtkosten über die Lebensdauer<br />
eines Fahrzeuges – insbesondere auf die Energie-,<br />
Personal- und auch Wartungskosten<br />
an. „Hier nimmt Jungheinrich seit Jahren eine<br />
Spitzenposition ein. Unsere Kunden schätzen<br />
die hohen Umschlagleistungen bei den<br />
gewohnt niedrigen Energiekosten“, so Erlach<br />
weiter. Da heute nahezu jeder dritte Jungheinrich-Stapler<br />
gemietet oder geleast wird,<br />
wächst die Bedeutung von Finanzierungsangeboten<br />
und Full-Service ständig. Auch hier<br />
ist Jung-heinrich entsprechend aufgestellt<br />
und hat auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene<br />
Lösungen. Hinzu kommt noch<br />
der ganzheitliche Service, den Jungheinrich<br />
bietet, vor allem das dichte Kundendienstnetz.<br />
Hochqualifizierte, firmeneigene Kundendiensttechniker<br />
gewährleisten die hohe<br />
Verfügbarkeit der Stapler. Über drei zentrale<br />
Ersatzteillager ist zudem die In-Night-Versorgung<br />
mit Ersatzteilen, also die Lieferung der<br />
Teile in die Servicefahrzeuge noch während<br />
der Nacht, gewährleistet.<br />
Steigende Nachfrage<br />
Die weltweite Nachfrage nach Flurförderzeugen<br />
erhöhte sich gegenüber dem vergleichsweise<br />
noch niedrigen Marktvolumen des 1.<br />
Quartals 2010 um 40 Prozent auf 246.300<br />
Fahrzeuge (Vorjahr: 175.700 Einheiten). Europa,<br />
Kernmarkt für Jungheinrich, verzeichnete<br />
mit 50 Prozent den stärksten Zuwachs.<br />
Während Westeuropa um rund 44 Prozent<br />
zulegte, stiegen die Absatzzahlen in Osteuropa<br />
sogar um 89 Prozent Das Marktvolumen<br />
in Asien erhöhte sich um insgesamt 35 Prozent<br />
Treiber war hier vor allem China mit<br />
einer Steigerung von 41 Prozent Der nordamerikanische<br />
Markt wuchs um 32 Prozent<br />
Aufgrund dieser guten Entwicklung und des<br />
positiven Kundenfeedbacks auf der CeMAT<br />
erwartet Jungheinrich für das Gesamtjahr einen<br />
Anstieg des weltweiten Marktvolumens<br />
um mehr als 10 Prozent auf ca. 900.000 Fahrzeuge.<br />
Damit würde das Vorkrisenniveau des<br />
Jahres 2008 überschritten werden.<br />
Um nachhaltig profitables Wachstum zu generieren,<br />
soll die Marktposition in einzelnen<br />
Regionen verbessert und die Vertriebspräsenz<br />
in Wachstumsmärkten in Osteuropa,<br />
Asien und Lateinamerika ausgeweitet werden.<br />
Weitere Schwerpunkte für <strong>2011</strong> sind der<br />
Ausbau des Geschäftes mit verbrennungsmotorischen<br />
Gegengewichtsstaplern und des<br />
Systemgeschäftes. (BB)<br />
30 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
TRANSPORT / IM FOKUS<br />
Eine neue Ära beginnt<br />
bei Duvenbeck<br />
Der neue Slogan „The Culture of Logistics“ ist mehr als ein griffiger Werbesager, er bringt das in 80 Jahren gesammelte<br />
Logistik-Know-how und die Strategie für die Zukunft auf den Punkt. Redaktion: BRITTA BIRON<br />
Bocholt/Graz. „Wir haben immer<br />
schon mehr Dienstleistungen als<br />
den reinen Transport angeboten,<br />
dies aber bisher noch nicht breit<br />
publik gemacht“, sagt Norbert Joichl, Österreich-Geschäftsführer<br />
von Duvenbeck.<br />
Norbert joichl<br />
Geschäftsführer<br />
DUVENBECK<br />
Österreich<br />
BRITTA BIRON<br />
Logistik express<br />
Redaktion c/o<br />
Freie Journalistin<br />
Zu den Dienstleistungen, auf die sich das 1932<br />
in Bocholt gegründete Unternehmen spezialisiert<br />
hat, zählen Traileryards, die Steuerung<br />
von Cross Docking-Stationen und Inhouse-<br />
Produktionslogistik, das Behältermanagement<br />
oder die Einrichtung von Consolidation-Centern.<br />
„Das hat uns natürlich auch einen neuen<br />
Zugang zu den Kunden verschafft, neue Bereiche<br />
und Märkte geöffnet und uns geholfen,<br />
uns vom Mitbewerb abzuheben“, so Joichl<br />
weiter. Er ist überzeugt, dass vor allem die<br />
Dienstleistungen im Bereich der stationären<br />
Logistik in Zukunft noch mehr an Bedeutung<br />
gewinnen werden. Innerhalb der nächsten<br />
fünf Jahre will er den Umsatzanteil dieses Bereichs<br />
auf 30 Prozent steigern. „Hier ist viel<br />
Know-how gefragt, man muss die Produktionsabläufe<br />
beim Kunden sehr gut kennen, um<br />
maßgeschneiderte Lösungen anbieten und in<br />
hoher Qualität ausführen zu können.“<br />
Das Steuer in der Hand<br />
Spezialisiert hat sich die österreichische Duvenbeck-Tochter<br />
vor allem auf die Autoindustrie.<br />
2009 erkannten Joichl und sein Kollege<br />
aus der Slowakei das Potenzial auf diesem<br />
Markt und nachdem ein Erstauftrag für VW<br />
zur Zufriedenheit aller Beteiligten über die<br />
Bühne gegangen war, folgten weitere. Heute<br />
betreibt man für den Autobauer in Bratislava<br />
ein 317.000 Quadratmeter großes Zentrallager,<br />
in dem die Waren aller Zulieferer gesammelt,<br />
eingelagert und auf Kundenabruf für die<br />
einzelnen VW-Werke konsolidiert werden.<br />
Auch Mercedes steht auf der Kundenliste.<br />
Für die Nobelmarke betreibt Duvenbeck in<br />
Ungarn das Trailermanagement. „Gegenüber<br />
dem Werk in Kecskemét errichten wir derzeit<br />
eigene Logistikflächen dafür. Die erste<br />
Ausbaustufe, die noch im September dieses<br />
Jahres fertig gestellt sein wird, umfasst 5.000<br />
Quadratmeter, eine Erweiterung auf insgesamt<br />
15.000 Quadratmetern im Endausbau ist<br />
geplant“, erzählt Joichl, der mit der Entwicklung<br />
sehr zufrieden ist. „Wir wachsen mit den<br />
Kunden mit.“ Ab 2012 werden in Kecskemét<br />
die beiden Nachfolge-Modelle der heutigen<br />
A- und B-Klasse vom Band rollen. Ab 2013<br />
rechnet Mercedes hier mit einer Gesamtproduktion<br />
von rund 100.000 Einheiten pro Jahr.<br />
„Im Bereich der stationären<br />
Logistik fungieren wir als Türöffner<br />
für die gesamte Gruppe!“<br />
Norbert Joichl<br />
„Im Bereich der stationären Logistik fungieren<br />
wir in Österreich als Innovationsträger für<br />
die gesamte Gruppe und erfüllen auch eine<br />
Türöffnerfunktion für andere Märkte“, führt<br />
Joichl weiter aus. Vorstellen könnte er sich<br />
eine Erweiterung im Bereich der stationären<br />
Logistik etwa auf die Elektro- oder Chemieindustrie.<br />
Dafür müsse man aber natürlich die<br />
entsprechenden Voraussetzungen schaffen,<br />
sich eingehend mit den spezifischen Anforderungen<br />
der Branche auseinandersetzen. Denn<br />
während es beim reinen Transport fast egal<br />
ist, ob man Schweinehälften oder Elektronikbauteile<br />
von A nach B bringt, erfordern die<br />
Sonderdienstleistungen deutlich mehr von<br />
einem Logistiker.<br />
Spezialisierung mit Mehrwert<br />
„Es braucht entsprechende Strukturen und<br />
natürlich sind auch die Anforderungen an die<br />
Mitarbeiter andere. So haben wir etwa die<br />
Sales-Aktivitäten verstärkt, da stationäre Logistik<br />
ein sehr beratungsintensives Business ist.<br />
Und wir haben auch zusätzliche IT-Fachkräfte<br />
aufgenommen“, so der Duvenbeck-Boss weiter.<br />
Um den hohen Qualitätsanspruch gegenüber<br />
den Kunden zu sichern, investiert das<br />
Unternehmen viel in die Aus- und Weiterbildung<br />
seiner Mitarbeiter. Die Schulungen<br />
erfolgen in der unternehmenseigenen Duvenbeck-Akademie.<br />
Geändert hat sich natürlich<br />
auch das Berufsbild der Fahrer. Noch erwirtschaftet<br />
die Duvenbeck-Gruppe den größten<br />
Anteil des Umsatzes – der 2010 bei rund 220<br />
Mio. Euro lag (Duvenbeck Österreich brachte<br />
es auf rund 40 Mio. Euro) – mit dem Transportgeschäft.<br />
850 ziehende und 1.218 gezogene<br />
Einheiten sowie 750 Wechselbrücken sind<br />
dafür im Einsatz. Im typischen Dunkelgrün,<br />
das – obwohl zu einer Zeit gewählt, als Umweltschutz<br />
und Ökobewusstsein noch Fremdworte<br />
waren – man heute zu Recht auch als<br />
Symbol für die „grünen“ Maßnahmen sehen<br />
kann.<br />
„Grüne Logistik hat bei uns einen hohen Stellenwert“,<br />
sagt Joichl. „Beim Fuhrpark setzen<br />
wir auf neue Technologien, das Durchschnittsalter<br />
der Flotte liegt unter zwei Jahren und wir<br />
schulen unsere Fahrer in speziellen Eco-Trainings<br />
zu einem möglichst treibstoffsparenden<br />
und umweltschonenden Fahrstil.“ Eine Maßnahme,<br />
die sich rechnet. „Wir konnten damit<br />
in den letzten beiden Jahren unseren Treibstoffverbrauch<br />
um sieben bis acht Prozent<br />
senken.“ Aktuell führt Duvenbeck ein Programm<br />
zur Evaluierung des CO2-Ausstosses<br />
durch, um hier künftig noch zielgerichteter<br />
zu agieren. Seiner Meinung nach wird auch<br />
in Zukunft die Straße eine wichtige Rolle im<br />
Gütertransport spielen. Intermodale Lösungen,<br />
wie etwa die Kombination von Straße<br />
und Schiene oder Straße und Schifffahrt, seien<br />
ja nur bedingt einsetzbar. „Wir als Logistiker<br />
sind flexibel, die Bahn und die Politik müssten<br />
es halt auch sein“, sagt er abschließend. (BB)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 31
IM FOKUS / TRANSPORT<br />
Kunden etwa in der Automobilindustrie. Oder<br />
von Anlagenteilen für Siemens nach Brasilien<br />
oder LKW-Transporte für Mondi Paper.<br />
Zehn Jahre LogServ<br />
Der Industrielogistiker LogServ hat zehn Jahre auf dem Buckel. Der Logistik<br />
express befragte Geschäftsführer Christian Janecek über Trends in<br />
der Industrielogistik, transparenten Zugang auf die voestalpine-Werksbahn<br />
in Linz und die Rolle als EVU. Redaktion: MARKUS TROSTMANN<br />
Der Industrielogistiker LogServ<br />
wurde vor zehn Jahren in Linz<br />
gegründet und hat sich in dieser<br />
Zeit „sehr erfolgreich entwickelt“,<br />
zieht dessen Geschäftsführer Christian<br />
Janecek zum runden Geburtstag eine positive<br />
Bilanz. 2001 hat die Division Stahl des<br />
voestalpine-Konzerns ihre Logistik-Aktivitäten<br />
gebündelt an die LogServ ausgelagert und damit<br />
den Grundstein für einen hauseigenen<br />
Logistikdienstleister gelegt, dessen Leistungen<br />
nicht allein von der Mutter sowie Brüdern<br />
und Schwestern im voestalpine-Konzern genutzt<br />
werden, sondern auch auf dem Markt<br />
bei Dritten offensichtlich gut ankommen, wie<br />
die Zahlen belegen.<br />
Rund 40 Prozent seines Umsatzes macht Log-<br />
Serv mit Geschäft mit Dritten außerhalb der<br />
voestalpine-Stahl, 60 Prozent kommen vom<br />
hausinternen Logistik-Geschäft. Begonnen<br />
wurde im Jahr 2001 mit 570 Mitarbeitern und<br />
58,5 Mio. Euro Jahresumsatz. Für 2010 rechnet<br />
Janecek mit einem Umsatz zwischen 140<br />
und 150 Mio. Euro, erwirtschaftet von 800<br />
Mitarbeitern. „Wir waren von Anfang an ein<br />
Industrielogistikdienstleister und nicht nur<br />
ein Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU)“,<br />
betont der Manager gegenüber dem Logistik<br />
express. Immer wieder werde LogServ in der<br />
Öffentlichkeit als EVU wahrgenommen, was es<br />
prima vista aber nicht sei. Auch wenn mit dem<br />
Bahngeschäft 22 Mio. Euro Umsatz gemacht<br />
und vier Mio. Gütertonnen jährlich transportiert<br />
werden.<br />
„Wir sind keine Angebotsagentur“<br />
Unter der Marke CargoServ wickelt die Log-<br />
Serv das Bahngeschäft außerhalb der Werksbahn<br />
ab. Seit Anfang April fährt CargoServ für<br />
den voestalpine Stahl Kunden und Autohersteller<br />
Audi Ganzzüge mit Coils von Linz nach<br />
Ingolstadt und retour mit Eisenschrott nach<br />
Linz. Der Grund für die in-house-Lösung: Der<br />
Beitrag der LogServ zum voestalpine Stahl<br />
GmbH-internen Effizienzsteigerungsprogramm<br />
in einer zweistelligen Mio. Euro Höhe.<br />
Fazit: Diese Verkehre wurden kostenseitig auf<br />
den Prüfstand gestellt und schlussendlich aus<br />
Kostengründen ins Haus geholt und CargoServ<br />
übertragen, erklärt Janecek.<br />
Bei den Audi-Zügen geht es um Fracht von<br />
210.000 Tonnen pro Jahr, die jetzt unter CargoServ-Regie<br />
rollen. In der Rolle als EVU will<br />
LogServ bzw. CargoServ aber nicht als „Angebots-agentur“<br />
für Dritte agieren um Marktpreise<br />
zu drücken, sondern mit maßgeschneiderten<br />
Angeboten überzeugen. Die Gründung<br />
eines eigenen Bahnunternehmens hat sich im<br />
Zuge der Schienenliberalisierung ergeben und<br />
war nicht primäres Unternehmensziel. Das<br />
Kerngeschäft der LogServ setzt sich aus drei<br />
Geschäftsbereichen zusammen: Distribution,<br />
werksinterne Transporte und Services. Unter<br />
Distribution fallen alle Versandaktivitäten für<br />
die Division Stahl der voestalpine, aber auch<br />
das externe Geschäft für Kunden wie etwa Siemens<br />
oder Mondi Paper. Der hausinterne Job<br />
besteht beispielsweise in der gesamten versandtechnischen<br />
Abwicklung von Coils zu den<br />
Industrie entdeckt wieder das Insourcing<br />
In der Sparte werksinterne Transporte sind bei<br />
LogServ alle standgebundenen Tätigkeiten in<br />
Linz gebündelt. Dazu gehört die betriebstechnische<br />
Abwicklung auf der 160 Kilometer langen<br />
voestalpine-eigenen Werksbahn, über die<br />
nicht nur voestalpine ihre Verkehre abwickelt,<br />
sondern auch andere Unternehmen am Standort<br />
ihre Züge schleusen. Anfang 2012 wird die<br />
Betriebsabwicklung auf der Anschlussbahn für<br />
alle Beteiligten transparent. Ab diesem Zeitpunkt<br />
wird nämlich die neue IBE-Regelung in<br />
Kraft treten, mit der LogServ dem gesetzlichen<br />
Auftrag folgend klare Verhältnisse bei der Benützung<br />
der Anschlussbahn schafft. Dazu ist<br />
es notwendig, mit allen Nutzern einzelne Verträge<br />
abzuschließen; diese sind ausformuliert,<br />
müssen aber noch unterschrieben werden.<br />
Unter Transport fallen auch der Hafenumschlag<br />
um den voestalpine-eigenen Werkshafen<br />
in Linz, sowie alle werksinternen<br />
Schwer- und Sondertransporte. 70 Mio. Euro<br />
Umsatz bringt diese Sparte jährlich ein. 33<br />
Mio. Euro kommen aus dem Geschäftsbereich<br />
Service, in dem hausintern und für Dritte Instandhaltungstätigkeiten<br />
an Loks, Waggons sowie<br />
an Kraftfahrzeugen aller Art durchgeführt<br />
werden. Die WESTbahn lässt künftig alle ihre<br />
Triebfahrzeuggarnituren bei LogServ warten.<br />
Janecek ortet in der Industrielogistik eher<br />
einen Trend im Insourcing. Die Krise in der<br />
Vergangenheit habe die Transportwirtschaft<br />
gelehrt, dass sie betriebswirtschaftlich denken<br />
muss, um wirtschaftlich überleben zu können.<br />
Fazit: Spediteure und Frächter haben aus Kostengründen<br />
ihre Kapazitäten auf den durchschnittlichen<br />
Bedarf reduziert. Dem gegenüber<br />
hat die Industrie ebenfalls das Kostenbild neu<br />
bewertet und werden seit der Krise geringere<br />
Losgrößen bestellt und Lieferungen auf Tranchen<br />
aufgeteilt, was zur Folge hat, dass die<br />
Logistikdienstleister mehr als vor der Krise mit<br />
Spitzen konfrontiert sind, aber nicht über ausreichend<br />
Kapazitäten verfügen, um den Spitzenbedarf<br />
der Industrie zu entsprechen.<br />
„Ich glaube, dass es infolge dieser Entwicklung<br />
in den nächsten Jahren in der Industrie zu einem<br />
Insourcing kommen wird“, sagt Janecek.<br />
Nicht zuletzt deshalb, weil der Kostenvorteil<br />
durch Outsourcing verlorengeht und es daher<br />
für Industrieunternehmen wieder günstiger<br />
kommen könnte, den Logistikjob inhouse zu<br />
erledigen.<br />
(MT)<br />
32 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
TRANSPORT / IM FOKUS<br />
Vetropack stapelt gut<br />
Als Hersteller von bruchgefährdetem Verpackungsglas stellt die Vetropack Austria natürlich besonders hohe<br />
Anforderungen an Geräte und Fahrzeuge im Warenumschlag. Auf der Suche nach passenden Staplern stieß<br />
das Unternehmen auf die Firma Linde – und war begeistert. Redaktion: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Die Vetropack Austria erreichte<br />
mit der Produktion von Verpackungsglas<br />
für die Getränke- und<br />
Lebensmittelindustrie in ihren<br />
Glaswerken in Pöchlarn und Kremsmünster<br />
im vergangenen Jahr einen Umsatz von €<br />
156,9 Mio., das entspricht 1.399,2 Mio. verkauften<br />
Glasverpackungen. Eine durchaus<br />
beachtliche Anzahl an Flaschen und Gläsern,<br />
die alle wohlbehalten transportiert werden<br />
sollen. Kein immer leichtes Unterfangen, wie<br />
Christian Zehetner, Leiter Lager und Versand<br />
am Standort Kremsmünster, bestätigen<br />
kann. Aufgrund der hohen Laufleistung im<br />
3-Schicht-Betrieb und technischer Innovationen<br />
wird der Fuhrpark regelmäßig nach und<br />
nach ausgetauscht. „Eines Tages bekamen wir<br />
Linde-Geräte zum Testen. Die Ergonomie und<br />
das Fahrverhalten haben uns sofort überzeugt,<br />
und bei der nächsten Ausschreibung ging Linde<br />
aufgrund der vielen gegebenen Vorteile<br />
klar als Sieger hervor“, verrät Zehetner, wie<br />
alles begann.<br />
Vorteile überzeugen<br />
Da die Stapler Transportwägen ins aktuell<br />
62.000 Paletten fassende Lager ziehen müssen,<br />
gab es immer wieder Probleme mit den<br />
Anrainern aufgrund der doch deutlichen<br />
Bremsgeräusche. „Dank Hydrostatik-Antrieb<br />
haben wir dieses Problem nicht mehr“, freut<br />
sich Zehetner. Neben Wendigkeit und Sparsamkeit<br />
hat es ihm aber vor allem die Ergonomie<br />
angetan: „Unsere Mitarbeiter sitzen<br />
8 Stunden in den Fahrzeugen, da sollen sie<br />
sich wohlfühlen. Gerade im Hinblick auf Rückenprobleme<br />
ist die Gestaltung der Fahrerzelle<br />
sehr wichtig.“ Im Jahr 2008 nahmen die<br />
ersten zwei V-Stapler H 35D, Baureihe 393<br />
(3,5 Tonnen), ihre Arbeit auf, 2009 und 2010<br />
folgten der erste bzw. zweite H60D, BR 396 (6<br />
Tonnen). Auch ein H18D, BR 391 (1,8 Tonnen)<br />
versieht fleißig seinen Dienst. „Durch<br />
unser Projekt ‚Palettenspeicher‘ Anfang 2010<br />
konnten wir von 12 auf 6 Fahrer reduzieren.<br />
Insgesamt werden täglich zwischen 1.000 und<br />
1.200 Paletten im Lager manipuliert“, erzählt<br />
Zehetner.<br />
Absolut zufrieden<br />
Demnächst steht wieder der Kauf eines neuen<br />
Staplers an: „Gemäß Beschaffungsrichtlinien<br />
ergeht unsere Ausschreibung stets an mindestens<br />
drei Anbieter. Aber unsere Mitarbeiter<br />
haben deutlich gemacht, dass sie gerne wieder<br />
Linde-Stapler haben möchten, da sie sich<br />
darin einfach wohlfühlen.“ Auch die Leistung<br />
entspricht den Anforderungen, immerhin<br />
schafft der 6 Tonnen Stapler in einem Hub<br />
6 Europaletten, wodurch der Umschlag im<br />
Vergleich zu früher deutlich gesteigert werden<br />
konnte. „Trotz der großen Leistung verfügt<br />
Christian Zehetner<br />
Leiter Lager und Versand<br />
Vetropack Austria<br />
GmbH<br />
das Fahrzeug über unglaubliches Feingefühl,<br />
lässt sich millimetergenau steuern, was gerade<br />
bei der empfindlichen Ware Glas extrem<br />
wichtig ist“, weiß Zehetner. Die Qualität überzeugt:<br />
„Glücklicherweise konnte ich unsere<br />
Geschäftsführung von dieser Investition überzeugen,<br />
auch wenn es nicht das billigste Angebot<br />
war. Denn das Preis-Leistungsverhältnis<br />
passt absolut“, schließt Zehetner. (AT)<br />
„Das Fahrzeug verfügt über<br />
unglaubliches Feingefühl. “<br />
CHRISTIAN ZEHETNER<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 33
IM FOKUS / Intralogistik<br />
Transparenz auf Knopfdruck<br />
Beim Oberndorfer Wurstwarenhersteller Ablinger sorgt ein neues EDV-Modul zur Verwaltung der Mehrwegtransportverpackungen<br />
für absoluten Durchblick. Die dabei integrierten GS1-Standards helfen, die Kisten<br />
unabhängig von ihrer Bezeichnungsart fehlerfrei zuzuordnen. Redaktion: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Gerade in der Nahrungsmittelbranche<br />
ist das Leerguthandling<br />
oftmals ein wunder Punkt:<br />
die stabilen und hochwertigen<br />
Mehrwegtransportverpackungen (MTV)<br />
scheinen manchmal „Beine“ zu bekommen,<br />
das Abdecken dieses Schwundes im Bestand<br />
ist eine teure Angelegenheit. In der Fleischbranche<br />
sind davon neben Holz- und Kunststoffpaletten<br />
auch unterschiedlichste Kisten,<br />
beispielsweise E2-Gebinde, betroffen. Grund<br />
genug für Ablinger, sich nach einer Lösung<br />
umzusehen!<br />
Integrierte<br />
MTV-Verwaltung<br />
Bei CSB-System wurde Ablinger schließlich<br />
fündig: bei deren branchenspezifischer ERP-<br />
Software ist ein Modul zur MTV-Verwaltung<br />
integriert, das ein flexibles Handling der<br />
Ein- und Ausgänge des Leerguts ermöglicht<br />
sowie eine stichtagsbezogene Kontoführung<br />
beinhaltet. Im Kommissionierprozess werden<br />
die Ausgänge untrennbar mit dem Kunden<br />
verbunden, da die Verpackung als Tara im<br />
Rahmen der Verwiegung bzw. zur Ermittlung<br />
des Brutto-Ladegewichts berücksichtigt wird.<br />
Nun müssen nur noch die Leergutretouren<br />
der einzelnen Tauschpartner zuverlässig<br />
und lückenlos erfasst werden, und einer stets<br />
aktuellen Saldenermittlung steht nichts im<br />
Wege.<br />
Beliebte Kiste<br />
Ablinger hat sich als Produzent feiner Fleischund<br />
Wurstwaren nicht nur im Lebensmitteleinzelhandel,<br />
sondern auch in der Gastronomie<br />
einen Namen gemacht. Immerhin erzielt<br />
das Unternehmen mit seinen 230 Mitarbeitern<br />
über 30 Millionen Euro Umsatz pro Jahr.<br />
Da war es naheliegend, spezielle Kisten mit<br />
Ablinger-Schriftzug als Mehrwegtransportverpackung<br />
für das Tauschsystem anfertigen<br />
zu lassen. Dass diese durch ihre gute Qualität<br />
und ihr ergonomisches Handling quasi zum<br />
„Sammlerstück“ mutierten, machte den Optimierungsschritt<br />
hin zu vollständiger Transparenz<br />
in der MTV-Verwaltung unausweichlich.<br />
Nun erfährt auch Franz Ablinger, Inhaber<br />
und Geschäftsführer, auf Knopfdruck, welcher<br />
Kunde wie viele Kisten erhalten hat und<br />
welche Kisten sich gerade im Besitz welches<br />
Kunden befinden.<br />
Strichcode als Erkennungsmerkmal<br />
Bei der Kennzeichnung und Erfassung der<br />
Kisten setzt das Unternehmen auf die bewährten<br />
Strichcodes. Jede einzelne Verpackung<br />
erhält eine eindeutige Nummer in der<br />
Datenbank. So erhöht sich als positiver Nebeneffekt<br />
gleichzeitig die Tarierungsgenauigkeit,<br />
da das Gewicht jeder einzelnen Kiste<br />
exakt erfasst und gespeichert ist. Beim Kommissionieren<br />
registriert der Mitarbeiter jede<br />
Kiste via Strichcodescan, das Gewicht wird<br />
als Tara übernommen und automatisch das<br />
„Leergutkonto“ des Kunden in dieser Höhe<br />
belastet. Gibt der Kunde im Zuge der Lieferung<br />
Kisten zurück, kommen diese am Ende<br />
der Tour in die Kistenwaschanlage. Der in die<br />
Fördertechnik der Waschanlage integrierte<br />
automatische Scanner erfasst wiederum den<br />
Strichcode und löscht die jeweilige Kiste vom<br />
Leergutkonto des Kunden.<br />
Datenerfassung leicht gemacht<br />
Dank der innovativen Lösung konnte Ablinger<br />
seine Kistenproblematik endgültig aus<br />
der Welt schaffen und absolute Transparenz<br />
erlangen. Durch die Integration der Datenerfassung<br />
in die Prozesse fallen aufwändige,<br />
ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Logistik express<br />
Redaktion<br />
fehleranfällige und damit gleichzeitig kostenintensive<br />
Aufzeichnungen weg. Bereits vor<br />
der Einführung des Zusatzmoduls wurden<br />
alle warenwirtschaftlichen Prozesse von Beschaffung<br />
über Zerlegung, Produktion und<br />
Absatz mit integrierter Etikettierung und<br />
Kommissionierung mithilfe des modularen<br />
ERP-Systems gesteuert. Der elektronische<br />
Datenaustausch (EDI) mit Kunden und Lieferanten<br />
auf Basis standardisierter Nachrichtenformate<br />
von GS1 sowie Rechnungswesen<br />
und Zeitwirtschaft runden das EDV-System<br />
im Hause Ablinger ab. Die GS1 Standards<br />
sind im verwendeten CSB-System integriert,<br />
sodass die beschriebene Lösung unabhängig<br />
davon funktioniert, ob die Kistennummer als<br />
GS1-128 (GRAI – Datenbezeichner 8003) oder<br />
in einer anderen Strichcodestruktur dargestellt<br />
wird. (AT)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
34 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
transport / iM FOKUS<br />
Kühne + Nagel<br />
forciert Landverkehr<br />
Der Logistikdienstleister Kühne + Nagel baut seinen Landverkehr in<br />
Österreich aus und setzt dabei auf Direktverkehre zu den wichtigen Wirtschaftszentren<br />
in West- und Osteuropa. Redaktion: MARKUS TROSTMANN<br />
Wir stellen fest, dass unsere<br />
Kunden aus den Bereichen<br />
Konsumgüter, Electronics,<br />
Automotive und Pharmazeutische<br />
Produkte nach Osteuropa drängen.<br />
Und diese wollen Kunden bei der geographischen<br />
Expansion mit durchgängigen Ansätzen<br />
unter die Arme greifen - sagt Gerald Fidler,<br />
Manager Overland Austria bei Kühne + Nagel<br />
Österreich.<br />
Kühne + Nagel ist in Osteuropa in 21 Ländern<br />
mit eigenen Länderorganisationen vertreten.<br />
Seit mehr als 20 Jahren ist Kühne + Nagel in<br />
Osteuropa, in Österreich seit 41 Jahren. Mit<br />
der Anbindung an das westeuropäische Netzwerk<br />
verbindet Kühne + Nagel heute mehr als<br />
38 europäische Länder mit regelmäßigen Linienverkehren<br />
und deckt damit alle wichtigen<br />
Routen in Europa ab. Über die zentralen Hubs<br />
in Warschau und Wien werden Nord- und<br />
Südosteuropa bis in die baltischen Länder<br />
„Wir decken mit regelmäßigen<br />
Linienverkehren alle wichtigen<br />
Routen in Europa ab.“<br />
GERALD FIED<strong>LE</strong>R<br />
sowie Russland, Albanien oder Griechenland<br />
bedient. Der Vorteil dabei: In den wichtigsten<br />
Ländern in Osteuropa betreibt Kühne + Nagel<br />
Kontraktlogistik Center und geht den Kunden<br />
so vor Ort zur Hand. Auch die Beachtung des<br />
Umweltaspektes steht bei Kühne + Nagel im<br />
Vordergrund. Mit dem eigenen Ganzzug von<br />
Hamburg bis nach Enns und Wien bietet man<br />
einen effizienten Kombi-Verkehr und schafft<br />
so mit den intermodalen Verbindungen individuelle<br />
Logistiklösungen. Mit 16 Zügen pro<br />
Woche verfügt man über eine Kapazität von<br />
120.000 TEU. „Wir umgehen damit das Risiko<br />
von Lieferverzögerung durch hohe Verkehrsaufkommen<br />
oder gar Unfälle auf den<br />
Straßen“, erklärt Wolfgang Klepatsch, Director<br />
Seafreight und Intermodal Austria, den Grund<br />
für die Verlagerung auf die Schiene.<br />
Fokus Stückgutnetzwerk<br />
Der Fokus im Landverkehr richtet sich derzeit<br />
sehr stark auf den Ausbau des internationalen<br />
Stückgutnetzwerkes. Hier sind insbesonders,<br />
neben jenen nach Deutschland, die Linienverkehre<br />
von und nach Straßburg, Zagreb,<br />
Sarajewo, Ljubljana, Sofia und Bukarest von<br />
Bedeutung, die täglich abgewickelt werden.<br />
In Frankreich verfügt Kühne + Nagel über 52<br />
Standorte und somit ein sehr gut ausgebautes<br />
nationales Distributionsnetzwerk. Ergänzt<br />
wird das Landverkehrsangebot durch Sondertransporte<br />
und Spezialprodukte wie beispielsweise<br />
Thermo-, Reefer-, Tiefkühltransporte<br />
etwa für die Pharmaindustrie. Gefahrgut ist<br />
ebenso Teil der Produktpalette. Fidler: „Diese<br />
Segmente entwickeln wir weiter und werden<br />
hier verstärkt auf den Einsatz von Produktmanagern<br />
setzen, die sich auf die Optimierung<br />
dieser speziellen Supply Chain Lösungen konzentrieren.“<br />
In alle 38 Länder, in denen Kühne + Nagel<br />
präsent ist, gibt es regelmäßige Linienverkehre.<br />
Für große Kunden aus den Bereichen Automotive,<br />
Pharma und FMCG gibt es tägliche<br />
Netzwerkverkehre nach Ungarn, Slowakei,<br />
Tschechien und Rumänien, um einige Beispiele<br />
zu nennen. Im Geschäft ist Kühne +<br />
Nagel auch bei Zulieferungen nach Sotchi in<br />
Russland. Im Landverkehr dominieren die<br />
Verkehrsträger Schiene und Straße.<br />
„Wir haben im Containerterminal Enns ein<br />
Lager, wo wir die Ladung direkt zwischen Lager<br />
und Schiene umschlagen können“, betont<br />
Fidler. Für einen großen Kunden aus dem<br />
Bereich Retail ergibt sich dadurch nicht nur<br />
ein großer Zeitvorteil, sondern wird zudem<br />
auch die Umwelt geschont. Die Einführung<br />
der europaweit einheitlichen Produktfamilie<br />
KN Euro-Line ist von großer Bedeutung für<br />
den Ausbau der Stückgutaktivitäten. Fidler:<br />
„Wir möchten sicherstellen, dass wir ein einheitliches<br />
Produkt in allen Ländern haben.<br />
Für den Kunden spielt es keine Rolle, wohin<br />
er mit uns liefert bzw. aus welchem Land der<br />
Kunde importiert. Die Serviceleistungen sind<br />
immer die gleichen, sobald der Kunde unser<br />
Stückgutprodukt KN Euro-Line wählt.“ (MT)<br />
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TRANSPORT / SICHERHEIT<br />
Supply chain security<br />
In einer zunehmend vernetzten Welt, sieht sich die Logistik im Bereich Safety (nach innen) und Security (nach<br />
außen) großen Herausforderungen gegenüber gestellt. Die täglichen Erfahrungen in allen Lebens- und Handlungsbereichen<br />
zeigen, wir befinden uns in einer realen Gefahrengemeinschaft. Dem muss sich auch die Logistik<br />
stellen. Redaktion: PETER BAUMGARTNER<br />
Das Österreichische Sicherheitsforschungsprogramm<br />
KIRAS<br />
umfasst und unterstützt alle<br />
maßgeblichen Sektoren sicherheitsrelevanter<br />
Einrichtungen, mit dem Ziel,<br />
Sekundärschäden sozial-psychischer oder<br />
volkswirtschaftlicher Art zu verhindern oder<br />
zu beseitigen. Forschungsschwerpunkt ist<br />
zurzeit der Schutz kritischer Infrastrukturen,<br />
da – wie die Programmverantwortlichen meinen<br />
– diesbezüglich großer Handlungsbedarf<br />
auf internationaler Ebene besteht. Unter den<br />
zehn Sektoren (in Deutschland sind es acht),<br />
finden sich auch die Bereiche Verkehr und<br />
Transport. Eine wesentliche Störung oder gar<br />
ein kompletter Ausfall dieses Sektors hätte<br />
für das öffentliche Leben erhebliche Auswirkungen.<br />
Ein KIRAS-Forschungsprojekt beschäftigte<br />
sich zum Beispiel mit der Bewertung des Risikopotenzials<br />
und Störanfälligkeit einzelner<br />
Verkehrsträger, mit dem Ziel, das Gesamtrisiko<br />
intermodaler Transportketten zu minimieren.<br />
Die Logistik kennt eine Vielzahl an<br />
verschiedenen Codes, Systemen und Standards,<br />
die alle auf das jeweilige Arbeitsumfeld<br />
abgestimmt sind und die Sicherheit garantieren<br />
sollen. Viele Codes sind schon lange in<br />
Anwendung und haben sich bewährt. Noch<br />
relativ neu ist die Anwendung des ISPS-Codes<br />
(International Ship and Port Facility Security)<br />
in der Binnenschifffahrt. Ständig aktualisierte<br />
Sicherheitskonzepte, Risikobewertung und<br />
Gefahrenabwehrpläne für Binnenschiff und<br />
Hafen entsprechen also auch einem internationalen<br />
Standard. Nichts ist so gut, als dass<br />
man es nicht noch verbessern könnte.<br />
Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und<br />
Logistik konzentriert sich im Bereich Sicherheitslogistik<br />
aktuell auf die Bereiche Gefahrguttransport<br />
und Information. Das IML bietet<br />
zum Beispiel Software an, die LKW-Gefahrguttransporte<br />
untereinander in bestimmten<br />
Situationen noch sicherer machen soll. Dabei<br />
nützt das Institut zahlreiche innovative<br />
Einsatzbereiche der Satellitennavigation, um<br />
gleichzeitig auch Einsatz- und Notfallkräfte im<br />
Bedarfsfall besser zu unterstützen. Vor dem<br />
Hintergrund, dass allein in der EU jährlich<br />
9 Mrd. tkm Gefahrgut transportiert werden,<br />
sind aktuelle Sicherheitssysteme ständig zu<br />
aktualisieren. IML arbeitet im Bereich Verkehr<br />
und Transport überwiegend mit Spediteuren<br />
und Verkehrsdienstleister zusammen. Für<br />
sie ist eine moderne Sicherheitslogistik maßgeblich<br />
mit den richtigen Informationen zur<br />
richtigen Zeit verbunden. Sicherheitskritische,<br />
orts- und zeitabhängige Daten, sowie deren<br />
automatische Verarbeitung stellen zentrale<br />
Aspekte der Sicherheitslogistik dar. Wie wichtig<br />
der Bereich der Sicherheitslogistik ist, zeigt<br />
auch die Vielzahl an Ausbildungsmaßnahmen<br />
und Angeboten, die alle das gleiche Ziel haben<br />
– nämlich umfassende Sicherheit. Für<br />
den Logistikstudiengang an der Hochschule<br />
Bremerhaven ist Safety & Security sogar ein<br />
eigenes Masterstudium wert, denn der Faktor<br />
Mensch/Mitarbeiter ist gerade in der Sicherheitslogistik<br />
trotz aller IT außerordentlich<br />
wichtig. Das wissen auch die Ausbildungszentren<br />
in Österreich.<br />
Die FH am bfi in Wien, hat in beiden Studiengängen<br />
(Bachelor und Master) Logistik und<br />
Transportmanagement, viele Schwerpunkte<br />
eingebaut, die das Thema Sicherheit umfassend<br />
behandeln. Die Logistikwirtschaft zeigt<br />
ihren Kunden durchaus mit berechtigtem<br />
Stolz, was sie in schwierigen Situationen zu<br />
leisten im Stande ist.<br />
Peter Baumgartner<br />
Logistik express<br />
Redaktion<br />
Kühne + Nagel schützt durch die Maßnahme<br />
des Anti-Terror-Screenings in erster Linie seine<br />
Kunden, aber auch natürlich sich selbst.<br />
Viele Unternehmen nehmen Aufträge an ohne<br />
den neuen Geschäftspartner zu prüfen. Die<br />
Unterlassung einer solchen Handlung kann<br />
erhebliche Imageverluste bis hin zu Regressansprüchen<br />
führen, die Unternehmen bis in<br />
den Konkurs führen können. Schenker ist<br />
sich seiner hohen Sicherheitsverantwortung<br />
bewusst und reagiert auf die speziellen Herausforderungen<br />
mit dem „SchenkerSecurity“-<br />
Paket. Ob es die Gebrüder Weiss mit „GW pro.<br />
line“ oder DHL mit „Highvalue“ ist, für alle ist<br />
die Sicherheit das höchste Gut und ausschlaggebend<br />
für den wirtschaftlichen Erfolg.<br />
Sicherheit ist ein Thema der Zukunft. Betrachtet<br />
man die möglichen enormen volkswirtschaftlichen<br />
Schäden durch Kriminalität,<br />
Terror und anderen Störungen im Bereich der<br />
Logistikwirtschaft (allein acht Milliarden Euro<br />
pro Jahr durch Transportdiebstahl), dann wird<br />
rasch klar, welcher Wettbewerbsvorteil mit einem<br />
sicheren Transportablauf verbunden ist.<br />
Sicherheit ist ein Geisteszustand und damit<br />
die Energie für Transport und Verkehr. (PB)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
36 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
Schifffahrt / TRANSPORT<br />
Bündnis auf der Nord-Süd-Achse<br />
Bei der Weiterentwicklung eines umweltfreundlichen und leistungsfähigen europäischen Nord-Süd-Verkehrskorridors<br />
gehen Mecklenburg-Vorpommern und der norditalienische Hafenverband North Adriatic Port<br />
Association (NAPA) künftig gemeinsame Wege. Redaktion: KARIN WALTER<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
bekommt bei seinem Werben<br />
für den Ausbau des Ostsee-<br />
Adria-Verkehrskorridors von<br />
Skandinavien bis nach Südeuropa Unterstützung<br />
von den Häfen Koper (Slowenien), Triest,<br />
Venedig und Ravenna (Norditalien), die im<br />
norditalienischen Hafenverband NAPA zusammengeschlossen<br />
sind. Auf der Branchenmesse<br />
transport logistic unterzeichneten beide<br />
Seiten im Mai eine Vereinbarung, die auf eine<br />
langfristige strategische Partnerschaft abzielt.<br />
Angedacht sind unter anderem gemeinsame<br />
Messeauftritte sowie ein abgestimmtes Auftreten<br />
bei der EU für den Transportkorridor.<br />
Die Zukunftsfähigkeit der Nord-Süd-Verkehrsverbindung<br />
leiten die Politikverantwortlichen<br />
Mecklenburg-Vorpommerns aus der<br />
Studie "Evaluierung der Güterverkehrskorridore<br />
durch Mecklenburg-Vorpommern" ab,<br />
die im vergangenen Jahr von der Hamburger<br />
Beratungsgesellschaft Uniconsult erarbeitet<br />
wurde. Sie ist Teil des von der EU initiierten<br />
Scandria-Projektes und belegt, dass der<br />
Ostsee-Adria-Korridor nicht nur umweltfreundlich,<br />
sondern im Vergleich zu den Parallelkorridoren,<br />
die über den Fehmarnbelt,<br />
oder die polnische Hafenstadt Stettin führen,<br />
sowohl zeit- als auch kosteneffizient ist.<br />
Laut der Untersuchung verlaufen zudem die<br />
Nord-Süd-Transportwege mit dem geringsten<br />
CO2-Ausstoß von Skandinavien oder dem<br />
Baltikum nach Ungarn, Österreich, oder Italien<br />
über die mecklenburg-vorpommerschen<br />
Häfen. „Derzeit führen wir eine feinmaschige<br />
Quelle-Senke-Analyse durch, in der wir die<br />
Verkehrsströme zum Beispiel zwischen Italien<br />
und Skandinavien genauestens untersuchen“,<br />
sagt Michael Kremp, Geschäftsführer des<br />
Seehafens Wismar und Vorsitzender, der das<br />
Scandria-Projekt maßgeblich unterstützenden,<br />
Logistikinitiative Mecklenburg-Vorpommerns.<br />
Im Anschluss daran, verspricht der<br />
Hafenchef, sollen konkrete neue Verkehrsprojekte<br />
aufgegleist werden. Ein großer Teil des<br />
Nord-Süd-Entwicklungskorridors gehört bereits<br />
heute zu den vorrangigen Vorhaben der<br />
Europäischen Union zur Förderung der transeuropäischen<br />
Verkehrsnetze. Ziel der Landesregierung<br />
Mecklenburg-Vorpommerns ist<br />
es allerdings, dass der Korridor insgesamt in<br />
das neue „vorrangige Netz“ der Europäischen<br />
Union übernommen wird.<br />
(WAL)<br />
„PORTlog“ Hamburg Hafen<br />
Hafen Hamburg startet online-Abfragemodul<br />
„PORTlog“. Im Raum Hamburg gibt es mehr<br />
als 1.000 Lager- und Logistikunternehmen.<br />
Für potenzielle Kunden, die unter so vielen<br />
den richtigen Dienstleister finden wollen,<br />
nicht gerade eine einfache Suchaktion. Daher<br />
geht Hafen Hamburg Marketing e. V.<br />
im August dieses Jahres mit dem Abfrage-<br />
Modul PORTlog online. Es ist eine sinnvolle<br />
Ergänzung auf der Hafeninformationsplattform<br />
www.hafen-hamburg.de, betont Bengt<br />
van Beuningen, Marketing-Chef von Hafen<br />
Hamburg Marketing e. V. PORTlog ist ein<br />
Matchingverfahren, das potenzielle Kunden<br />
und Anbieter von Lager- und Logistikdienstleistungen<br />
zusammenbringt. Der im<br />
In- und Ausland befindliche Hafenkunde,<br />
der sein Geschäft im Bereich Lager- oder<br />
Logistikdienstleistungen im Hamburger Hafen<br />
sucht, wählt mit Hilfe von PORTlog in<br />
der übersichtlich gestalteten Eingabemaske<br />
seine gesuchten Dienstleistungen und Anforderungen<br />
aus und bekommt mit einem<br />
Mausklick jene Anbieter, die genau seinem<br />
Anforderungsprofil entsprechen. Ein Merkzettel<br />
unterstützt den Suchenden zudem auf<br />
allen Seiten. Die ausgewählten Daten und<br />
Filter werden hier notiert und automatisch<br />
in das Anfrageformular eingefügt. Über ein<br />
Kontaktformular kann der Suchende dann<br />
seine Angebotsanfrage direkt an eines der<br />
vorgeschlagenen Dienstleistungsunternehmen<br />
schicken. PORTlog ist für die Suchenden<br />
kostenfrei und wird nach einer Testphase<br />
in sieben Sprachen umgesetzt, erklärt van<br />
Beuningen.<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 37
TRANSPORT / Schifffahrt<br />
Alles im Fluss am Fluss<br />
Der Maschinenbauer ABB baut im Hafen Birsfelden in Kooperation mit der Birs Terminal AG eine Halle mit<br />
Krananlage für einen Umschlag direkt von der Montage aufs Schiff. Redaktion: URSULA SCHMELING<br />
Hans-Peter Hadorn, Direktor der<br />
Schweizerischen Rheinhäfen<br />
(SRH), blickt optimistisch in<br />
die Zukunft. Zwar gab es 2010<br />
nur einen moderaten Zuwachs beim wasserseitigen<br />
Güterumschlag von 1,2 Prozent, doch<br />
zeichnet sich trotz der Loreley-Sperrung am<br />
Mittelrhein im Januar und Niedrigwasser im<br />
April auch für dieses Jahr eine Verkehrssteigerung<br />
ab. Als richtungsweisend sieht Hadorn<br />
die Neuansiedlung des Industriekonzerns<br />
ABB, der demnächst von Birsfelden aus Elektromotoren<br />
in alle Welt verschiffen wird, sowie<br />
die Ausweitung der Lagerkapazitäten bei<br />
Ultra-Brag im Muttenzer Auhafen. Letzterer<br />
entwickelt sich immer mehr zum Getreideund<br />
Futtermittel-Zentrum. Birsfelden ist bereits<br />
heute der größte Stahlhandelsstandort<br />
in der Schweiz. Der Ausbau eines Schrott-<br />
Recycling-Terminals im Hafen Birsfelden soll<br />
außerdem weitere Verkehre von der Straße<br />
aufs Wasser verlegen. Bereits im vergangenen<br />
Jahr konnten fast 2.000 Tonnen CO2-Ausstoss<br />
eingespart werden.<br />
Die Kombination von industrieller Fertigung<br />
und Hafenlogistik in Birsfelden sei einmalig<br />
in der Schweiz, erklärte Regierungsrat Peter<br />
Zwick, Basel-Land, während einer Medienkonferenz.<br />
Mit der Montagehalle am Wasser<br />
könnten Schwertransporte auf der Straße vermieden<br />
und der umweltverträglichere Wasserweg<br />
gewählt werden. Um die Hafenentwicklung<br />
weiter zu unterstützen, wollen die<br />
SRH die land- und wasserseitige Anbindung<br />
der verschiedenen Hafenteile optimieren.<br />
Bisher dürfen nur 110 Meter lange, in Ausnahmefällen<br />
125 Meter Schiffe das Nadelöhr<br />
der Basler Mittleren Brücke passieren. Aktuell<br />
wird geprüft, ob auch 135 Meter zulässig sein<br />
könnten. „Selbstverständlich hat die Sicherheit<br />
aber absolute Priorität“, so Hadorn. „Die<br />
Prüfung ist ergebnisoffen“. Große Ladekapazitäten<br />
brauchen sowohl Massengüter, wie<br />
etwa Kies aus dem Elsass oder Kohle, als auch<br />
besonders raumgreifende Produkte, wie bis zu<br />
36 Meter lange Eisenbahnschienen, Stahlträger<br />
und Rohre, die auf dem Schweizer Straßennetz<br />
kaum transportierbar sind.<br />
Auch der Maschinenbauer ABB will den Wasserweg<br />
nutzen. Das Unternehmen, das voraussichtlich<br />
ab Herbst von Birsfelden aus in<br />
seiner hier neu gebauten 3.000 Quadratmeter<br />
URSULA SCHMELING<br />
Logistik express<br />
Redaktion c/o<br />
Meneghin & Partner<br />
Unternehmensberatung<br />
großen Montagehalle vor Ort montierte Elektromotoren<br />
über Antwerpen (Belgien) oder<br />
Rotterdam (Niederlande) in alle Welt verschifft,<br />
kann seine Güter kaum auf der Straße<br />
transportieren. Bis zu 80 Tonnen schwere und<br />
bis zu 6,5 Meter breite Einzelteile werden hier<br />
verbaut. 300 bis 400 Tonnen Gewicht erreichen<br />
die Geräte nach der Endmontage. Rund<br />
40 neue Arbeitsplätze könnten laut unbestätigten<br />
Aussagen dabei in Birsfelden entstehen.<br />
Landseitig wird eine Bahnanbindung des<br />
Auhafens an den Industriepark Baselland/<br />
Schweizerhalle geprüft. Die SBB und SRH<br />
arbeiten außerdem an einer Machbarkeitsstudie,<br />
um die Verknüpfung der SBB mit dem<br />
Rheinhafen zu verbessern. In Basel zeichnen<br />
sich wegen der teilweisen Umnutzung am<br />
Rheinhafen längerfristig Kapazitätsprobleme<br />
für die Bahn ab. Beide Bahnprojekte sollen die<br />
Stellung der SRH als trimodaler logistischer<br />
Verkehrsknoten stärken.<br />
2010 wurden 6.5 Mio. Tonnen in der SRH ge-<br />
TRANSPORT<br />
löscht, davon entfielen 5,5 Mio. Tonnen auf<br />
Importe. Die Ausgangslage für die Schweizer<br />
Häfen, die auch mit 38 Prozent an der (deutschen)<br />
Rheinhafengesellschaft Weil beteiligt<br />
ist, sei sowohl im landseitig weitläufigen Birsfelden<br />
als auch im Muttenzer Auhafen, einem<br />
der größten Tanklager der Schweiz, gut, so<br />
Hadorn – ungeachtet des auch in Basel und<br />
Umgebung bestehenden Konfliktpotenzials<br />
„Wohnen und Kultur versus Gewerbe/Industrie“<br />
sowie Beschwerden über LKW-Verkehre<br />
und Immissionen. (US)<br />
Info: Rotterdam und Antwerpen, der<br />
größte und der zweitgrößte Hafen Europas,<br />
sind die Haupttore der Schweiz nach<br />
Übersee. 2010 wurden beispielswiese<br />
rund 3 Mio. Tonnen Güter von Antwerpen<br />
in die Schweiz befördert. Die Hälfte<br />
davon wurde per Binnenschiff befördert.<br />
Wöchentlich werden allein 24 Abfahrten<br />
von Containerbinnenschiffen in Richtung<br />
Basel angeboten. Auch die Bahnverkehre<br />
werden kontinuierlich verbessert. Allein in<br />
den ersten Monaten dieses Jahres wurden<br />
fünf neue Zugverbindungen eingefahren,<br />
darunter ein direkter MSC-Shuttlezug von<br />
Antwerpen nach Weil am Rhein.<br />
38 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
TRANSPORT LOGISTIK<br />
Schifffahrt / TRANSPORT<br />
Containerdienst bis nach<br />
Österreich verlängern<br />
Die österreichische Helogistics Holding in Wien betreibt seit August des Vorjahres einen regelmäßigen Containerdienst<br />
(Helo I) auf der Donau zwischen Konstanza–Belgrad–Budapest v. v. und hat bisher knapp über 3.500<br />
TEU auf die Schiffe bekommen, ist Herfried Leitner, Geschäftsführer der Helogistics Holding, zufrieden.<br />
Redaktion: MARKUS TROSTMANN<br />
Derzeit laufen Überlegungen,<br />
einen Teil der 253 fahrenden<br />
Einheiten der beiden Reedereien<br />
EDDSG (ehemals DDSG<br />
Cargo) und Mahart bis nach Wien, Krems und<br />
Enns hochzuziehen. Sofern freilich sich die<br />
entsprechende Nachfrage und das Volumen<br />
bemerkbar macht. „Nach Österreich zu fahren<br />
ist für uns teurer, weil wir zusätzliche Assets<br />
einstellen müssen“, so Leitner. Helo I beruht<br />
operativ auf einem ausgeklügelten Rundlauf-<br />
Konzept. „Wir haben die Donau von der Mündung<br />
bis nach Linz in vier Abschnitte unterteilt<br />
und fahren hier im Shuttle-Verkehr“, erklärt<br />
Leitner das Logistik-System. Rundlauf 1 wird<br />
mit Schiffen im Pendelverkehr zwischen Konstanza<br />
und der Einmündung des Cernavoda-<br />
Kanals in die Donau abgewickelt. Rundlauf 2<br />
deckt die Strecke von Cernavoda/Donau nach<br />
Izmail in der Ukraine ab. Im Rundlauf 3 fahren<br />
die Schiffe zwischen Cernavoda/Donau nach<br />
Budapest und Rundlauf 4 ist die Strecke von<br />
Budapest nach Linz. Die Übergabe der Bargen<br />
zwischen den einzelnen Loops am Kreuzungspunkt<br />
Donau/Cernavoda-Kanal erfolgt auf der<br />
Donau, ohne die Landseite zu tangieren.<br />
„HELO I integriert das Binnenschiff<br />
in Supply Chains.“<br />
HERFRIED <strong>LE</strong>ITNER<br />
Mit diesem Agieren auf den vier Abschnitten<br />
bringt Helogistics einen Taktverkehr zusammen,<br />
der gleichsam die Voraussetzung für den<br />
Container-Verkehr nach Fahrplan ist. Leitner<br />
sieht in Helo I eine innovative Lösung, mit der<br />
„wir der Industrie zeigen, dass das Binnenschiff<br />
in getaktete Supply Chains integrierbar<br />
ist.“ Das operative Geschäft des Containerverkehrs<br />
wird von der Helogistic Transport GmbH<br />
abgewickelt, die im Vorjahr gegründet worden<br />
ist. Pro Fahrt von Konstanza nach Budapest<br />
können 144 TEU geladen werden, wobei die<br />
Boxen gemeinsam mit herkömmlichen Massengütern<br />
mitschwimmen; die Reise auf dieser<br />
Strecke bergauf dauert 11,5 Tage; talwärts 8<br />
Tage.<br />
Herr Leitner, haben sich mit dem Volumen<br />
von 3.500 TEU mit Helo I Ihre Erwartungen<br />
erfüllt?<br />
Wir haben damit das Volumen gegenüber Plan<br />
sogar verdoppelt und planen jetzt die Ausdehnung<br />
des Dienstes nach Österreich. Die<br />
Verlängerung kostet allerdings Geld, weil wir<br />
zusätzliche Assets einbringen müssen und wir<br />
daher auch das entsprechende Substrat für<br />
eine wirtschaftliche Auslastung benötigen.<br />
Dienste auf der östlichen Donau anzubieten,<br />
ist bislang, früher oder später gescheitert.<br />
Welches Ziel verfolgen Sie mit Helo I?<br />
Helo ist eine innovative Lösung für den Transport<br />
von Containern auf der Donau und wir<br />
zeigen der Industrie damit, dass das Binnenschiff<br />
selbst für anspruchsvolle Fracht geeignet<br />
ist und in komplizierte Transportprozesse<br />
passt. Das operative Geschäft von Helo I wird<br />
von der Helogistic Transport GmbH abgewickelt,<br />
die wir Ende des Vorjahres neu gegründet<br />
haben.<br />
Helogistics hat seit Dezember des Vorjahres<br />
einen neuen Eigentümer?<br />
Ja, das Unternehmen wurde vom früheren Eigentümer<br />
Eastpoint Holding des serbischen<br />
Unternehmers Zoran Draculic an den schweizerischen<br />
Montan-Konzern Ferrexpo verkauft,<br />
der dafür 28 Mio. Euro bezahlt hat. Ferrexpo<br />
wird zu 51 Prozent vom ukrainischen Unternehmer<br />
Konstyantin Zhevago gehalten; die<br />
restlichen 49 Prozent notieren an der Londoner<br />
Börse. Das Unternehmen besitzt Eisenerzminen<br />
in der Ukraine und beliefert im großen<br />
Stil die Voest Alpine in Linz. Die Strategie dabei<br />
ist, mit eigenen Transportmitteln das Erz<br />
zu den Kunden zu bringen. (MT)<br />
herfried leitner<br />
Geschäftsführer<br />
Helogistics Holding<br />
Chronik des Unternehmens<br />
1829 Gründung der DDSG; bis 1880 Aufstieg<br />
zur weltweit größten Binnenreederei<br />
ab 1914 1. und 2. Weltkrieg bringen große<br />
Verluste; die Schiffswerften und große Teile<br />
der Flotte gehen verloren<br />
ab 1970 Modernisierung der Flotte; Umstieg<br />
von der Zug- auf die kostengünstigere<br />
Schubschifffahrt<br />
1991 Für die Privatisierung Trennung<br />
der DDSG in die Bereiche Frachtschifffahrt<br />
(DDSG Cargo GmbH) und Personenschifffahrt<br />
(DDSG Donaureisen); Personenschiffe<br />
werden an verschiedene Unternehmen<br />
verkauft, ein Großteil an die DDSG-Blue-<br />
Danube GmbH<br />
1993 Verkauf der DDSG Cargo GmbH an<br />
die Stinnes AG<br />
1997 Gerhard Meier AG übernimmt die<br />
DDSG Cargo GmbH<br />
2004 Übernahme der MAHART Duna<br />
Cargo Kft.<br />
2007 Verkauf der DDSG Cargo GmbH an<br />
die East Point Holdings Ltd.;<br />
Ende 2007 Verschmelzung der DDSG Cargo<br />
GmbH mit der neu gegründeten Erste<br />
Donau-Dampfschifffahrts-GmbH<br />
2010 Akquisition von 100 Prozent des Anteilkapitals<br />
der Helogistics Holding GmbH<br />
durch Ferrexpo Plc., Baar, Schweiz<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 39
TRANSPORT / Schifffahrt<br />
Binnenschifffahrt:<br />
Jammern auf hohem Niveau<br />
Die aktuelle Future Business Austria (FBA)-Studie nimmt für sich in Anspruch, ein unabhängiger und umfassender<br />
Zustandsbericht aller österreichischen Infrastrukturbereiche zu sein. Dabei kommen die Autoren zum<br />
Schluss, dass Österreich dringend eine Gesamtinfrastrukturstrategie nach Schweizer Vorbild.<br />
Redaktion: Peter Baumgartner<br />
Insgesamt orten die Studienautoren in<br />
Österreich in allen Infrastrukturbereichen<br />
einen vielfachen Aufholbedarf,<br />
weil sie meinen, der internationale<br />
Wettbewerbsvorteil schwindet. Zustande gekommen<br />
ist das Studienergebnis u.a. durch<br />
die Auswertung eines Fragebogens von 240<br />
Wirtschaftstreibenden, 100 Experteninterviews<br />
und nicht näher bekannten FBA-Studien<br />
im Zeitraum von Juli bis August 2010. Etwa<br />
zur gleichen Zeit hat Miebach Consulting eine<br />
Logistikstudie über den Standort Österreich<br />
erarbeitet, die allerdings zu deutlich optimistischeren<br />
Ergebnissen als FBA kommt. Die bei<br />
Miebach befragten 130 Unternehmen zeichnen<br />
nämlich durchwegs eine positive Grundstimmung<br />
und stehen voll hinter dem Standort<br />
Österreich – obgleich auch sie durchaus<br />
Verbesserungspotential sehen. Im Gegensatz<br />
zur FBA-Studie, ist die Miebach-Befragung<br />
jedoch transparenter.<br />
Bei FBA ist die Befragten- und Expertenliste<br />
geheim. Allerdings gab es Ende 2010 eine öffentliche<br />
Präsentation. Auch die Schweizer<br />
Nachbarn haben ihre Infrastruktureinrichtungen<br />
aktuell untersucht. Zur Überraschung<br />
sind dort alle Parteien mit den Aktivitäten<br />
der zuständigen Verwaltung gar nicht zufrieden.<br />
Sie finden ihre Infrastrukturplanung „zu<br />
wenig ambitiös“ und verlangen umfassende<br />
Verbesserungen. Anders als in Österreich, ist<br />
der Themenzugang in der Schweiz allerdings<br />
umfassender. So berücksichtigt die Schweiz<br />
zum Beispiel auch die touristische Infrastruktur.<br />
Für die Schweizer ist es auch klar, dass<br />
viele Infrastrukturplanungen mit Einfluss auf<br />
die nationale Infrastruktur auf europäischer<br />
Ebene erfolgen. Womit das Thema insgesamt<br />
sehr europäisch ist und sich daher nationale<br />
Infrastrukturplanungen möglichst nahtlos<br />
in die Gesamtstrategie der EU einfügen sollen.<br />
Ganz deutlich zeigt sich dies im Bereich<br />
der Binnenschifffahrt, die vom FBA-Report<br />
ganz allgemein als „Schifffahrt“ abgehandelt<br />
wird und nicht zwischen Hochsee, Binnenschifffahrt<br />
und Cargo/Fahrgastschifffahrt unterscheidet.<br />
Das obwohl die österreichische<br />
Hochseeschifffahrt nicht unwesentlich seit<br />
Peter Baumgartner<br />
„Nasse Logistik“<br />
Redaktion<br />
Logistik express<br />
1921 an der Gesamtstrategie beteiligt ist und<br />
in Österreich auch weit über eine Mio. Fahrgäste<br />
mit Binnenschiffen transportiert werden.<br />
Von allen beobachteten Bereichen, schneidet<br />
jedenfalls „die Schifffahrt“ in der FBA-Studie<br />
mit Abstand am schlechtesten ab. Weil bekanntlich<br />
das schlechteste Glied in der (Anker)Kette<br />
maßgeblich für deren Qualität ist,<br />
erscheint ein genaueres Hinschauen auf das<br />
FBA-Gesamtergebnis-Schifffahrt sinnvoll.<br />
Die Binnenschifffahrt, das schwächste<br />
Glied in der Infrastrukturkette<br />
Da fällt zunächst auf, die FBA-Autoren legen<br />
ihren Fokus im Bereich der Schifffahrt auf<br />
die Qualität der „Schiffsinfrastruktur“, wobei<br />
dieser Begriff aber nicht näher erklärt wird.<br />
In der Folge wird jedoch klar, dass die Häfen<br />
als Schiffsinfrastruktur gemeint sind. Das<br />
ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn<br />
Österreich hat zum Beispiel für die Binnenschifffahrt<br />
das modernste Kommunikationssystem<br />
(als erstes Land in Europa) eingeführt<br />
und traditionell die besten Navigationshilfen.<br />
Future Business Austria verwendet die Ergebnisse<br />
des WEF-Global Competitiveness Report<br />
2010/<strong>2011</strong>, wo Österreich aber gar nicht<br />
so schlecht, den 18. Platz in der Weltrangliste<br />
und immerhin den 8. Platz unter den EU-27<br />
einnimmt - noch vor Belgien und Luxemburg.<br />
Insgesamt liegt Österreich in der Infrastruktur<br />
mit einem Score von 6,4 an 6. Stelle nur<br />
knapp hinter dem 1. Platz (CH – 6,8), noch vor<br />
Deutschland (6,3) und weit vor allen anderen<br />
Donauanrainerstaaten. Nur im Bereich der<br />
Hafeninfrastruktur liegt Österreich vermeintlich<br />
abgeschlagen an 48. Stelle. Aber ebenfalls<br />
(mit Ausnahme Deutschland) weit vor allen<br />
anderen Donaustaaten (HU 77., SL 78., HR<br />
79., BG 87., UK 94., RU 122., MO 124., SRB<br />
129). Die Binnenschifffahrt in Europa besteht<br />
hauptsächlich aus den Mitgliedsländern der<br />
Rheinzentralkommission und der Donaukommission.<br />
Österreichs Binnenschifffahrt<br />
hat innerhalb dieser Länder für den wichtigen<br />
Hinterlandverkehr eine maßgebliche Schlüsselrolle<br />
inne.<br />
Die Qualität der österreichischen<br />
Wasserstraße ist schon jetzt vorbildlich<br />
Future Business Austria verlangt die Erarbeitung<br />
einer österreichischen Infrastruktur-<br />
Gesamtstrategie und hat für den Bereich der<br />
Schifffahrt folgende prioritäre Hausaufgaben<br />
an die Bundesregierung adressiert: die<br />
Potentiale der Donau sind besser zu nutzen<br />
und die vernachlässigte Wasserstraße gezielt<br />
auszubauen. Dabei wird übersehen, dass die<br />
Bundesregierung selber seit der Privatisierung<br />
der Binnenschifffahrt ja keine Schiffe auf die<br />
Reise schicken kann und die kritisierende<br />
Wirtschaft die üppig vorhandene Infrastruktur<br />
schon selber in Anspruch nehmen wird<br />
müssen. Nämlich eine „nasse Infrastruktur“,<br />
die im Qualitätsvergleich mit allen anderen<br />
Donauländern – siehe oben - mit Abstand<br />
an vorderster Stelle rangiert. Wo die Infrastrukturpolitik<br />
noch eingreifen kann und soll,<br />
ist die Industrieansiedlungspolitik. Damit es<br />
nicht wieder zu Betriebsansiedlungsprojekten<br />
nahe der Wasserstraße kommt, die das Binnenschiff<br />
als Transportmittel von vornherein<br />
ausschließt.<br />
Weiters wird im Report verlangt, bestehende<br />
Engpässe zu beseitigen, die Wasserstraße zu<br />
erhalten und zu verwalten, das Schleusenmanagement<br />
zu verbessern und sich aktiv an<br />
der Verbesserung der Fahrwasserverhältnisse<br />
auf der gesamten Donau zu beteiligen. Abgesehen<br />
davon, dass der FBA-Report selber nur<br />
im Containerverkehr Erweiterungspotential<br />
für die Wasserstraße ortet (womit die bestehenden<br />
Engpässe bereits vernachlässigbar<br />
wären), wird bei diesen Forderungen nicht<br />
berücksichtigt, dass sich Österreich eine Wasserstraßenverwaltung<br />
„leistet“, die es sonst in<br />
dieser Qualität nirgends entlang der Donau<br />
außer in Deutschland - gibt und dass eben<br />
diese Wasserstraßenverwaltung bereits viel-<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
40 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
Schifffahrt / TRANSPORT<br />
fach internationale Entwicklungshilfe leistet.<br />
Was das Schleusenmanagement anbelangt:<br />
was vom FBA-Report als verbesserungswürdig<br />
erachtet wird, ist grundsätzlich einmal eine<br />
Aufgabe, die von einem privatwirtschaftlich<br />
geführten Unternehmen zu bewerkstelligen<br />
ist. Es ist kaum vorstellbar, dass sich ein politischer<br />
Infrastrukturplan bei privaten Unternehmen<br />
mehr als einen guten Willen erwarten<br />
darf. Schon technisch schwer vorstellbar ist<br />
die FBA-Forderung, man sollte das Schleusenwasser<br />
im Winter beheizen, um Revisionsarbeiten<br />
durchführen zu können (eine Schleusenkammer<br />
ist 240 Meter lang, 24 Meter breit<br />
und zumindest 10 Meter hoch!). Dazu muss<br />
man wissen, dass eine Schleusenkammer im<br />
Falle einer Revision, wenn die Arbeiten im<br />
Unterwasserbereich notwendig sein sollten,<br />
im Regelfall natürlich trocken gelegt wird. Die<br />
schnellste, einfachste und billigste Lösung.<br />
Die österreichischen Donauhäfen –<br />
zentrale Drehscheibe für die<br />
internationale Logistik<br />
Schwer nachvollziehbar ist die FBA-Forderung<br />
nach ausreichend „Logistikhäfen“, um<br />
– wie sie meinen - die Chancen der Wasserstraße<br />
optimal nutzen zu können. Österreich<br />
unterhält auf der nur 350 km langen nationalen<br />
Wasserstraße vier zentrale Häfen an allen<br />
maßgeblichen Verkehrsknotenpunkten ohne<br />
Berücksichtigung des mengenmäßig wichtigsten<br />
Werkshafen der voestalpine und einiger<br />
zusätzlicher Umschlagsanlagen. Diese Häfen,<br />
die schon jetzt teilweise in scharfer Konkurrenz<br />
zueinander stehen, würden sich wahrscheinlich<br />
schön bedanken, wenn in ihrer unmittelbaren<br />
Nähe weitere Häfen entstehen.<br />
Außerdem, aus der Sicht der Binnenschifffahrt<br />
wird ein Hafen immer noch von der verfügbaren<br />
Wasserfläche bzw. Umschlagsanlage<br />
bestimmt, auch wenn es neudeutsch Logistikhafen<br />
heißt und nicht nur in Österreich (hier<br />
bei zwei Häfen) eher die Tendenz besteht, die<br />
Wasserfläche zu „verlanden“ um zusätzlich<br />
Platz für den Landverkehr zu gewinnen, oder<br />
gar um dem Trend „Wohnen am Wasser“ zu<br />
folgen.<br />
Bei den besonderen Wünschen der befragten<br />
240 Manager fällt auf, dass die bessere<br />
Anbindung „der Schifffahrt“ an Schiene und<br />
Straße gefordert wird. Hier sind wohl wieder<br />
die Häfen gemeint, denn Binnenschiffe<br />
können grundsätzlich auch außerhalb von<br />
festen Hafenanlagen be- und entladen werden.<br />
Dazu braucht es kaum mehr als einen<br />
Mobilkran und eine befestigte Straße. Die<br />
wichtigen Hafenanlagen verfügen aber ohnehin<br />
alle uneingeschränkt über einen direkten<br />
Bahnanschluss zum internationalen<br />
Netz und eine hervorragende Anbindung zum<br />
Autobahnnetz. So hat zum Beispiel der Hafen<br />
Enns einen direkten Anschluss zur A1, zur<br />
Westbahn und zum Flughafen Linz mit einem<br />
dichten Liniennetz zu den Nordseehäfen,<br />
nach Budapest und mehrmals täglich zum<br />
Kombibahnhof St. Michael. Insgesamt rollen<br />
ca. 60 Züge/Woche durch den Hafen Enns.<br />
Dass die befragten Manager laut FBA-Report<br />
mit der Binnenschifffahrt wenig am Hut haben,<br />
zeigen ihre eigenen Einschätzungen.<br />
Die (Binnen)Schifffahrt ist nämlich nur für<br />
13 Prozent der abgefragten Geschäftsbereiche<br />
relevant. Deshalb konnte auch nur etwa ein<br />
Drittel der Befragten eine qualitative Beurteilung<br />
abgeben. Hier dürfte wohl noch viel Aufklärungsarbeit<br />
notwendig sein. Dies kommt<br />
auch in einer VSL/IML-Studie deutlich zum<br />
Ausdruck. Demnach besteht ein zentrales<br />
Hemmnis in der Güterverkehrsverlagerung,<br />
weil bei den Verladern und LDL ein geringer<br />
Kenntnisstand über den Binnenschiffsverkehr<br />
besteht.<br />
Dieser negativen Entwicklung arbeiten zum<br />
Beispiel die Niederländer schon lange erfolgreich<br />
entgegen. Sie haben gerade ein neues<br />
„Schifffahrt & Transport College“ im Hafen<br />
Rotterdam gebaut, wo die Studenten einen<br />
starken praktischen Zugang zu allen Transportbereichen<br />
nutzen können. Gleiches<br />
ist im Hafen Enns auf dem besten Weg zur<br />
Realisierung. Zu den wichtigsten Schifffahrts-<br />
FBA-Forderungen zählt eine „verstärkte Kooperation<br />
mit Nachbarländern“. Was immer<br />
damit gemeint ist. Wenn mit dieser Forderung<br />
wieder die Häfen gemeint sind, dann muss<br />
man wissen, dass gerade die wichtigen Häfen<br />
in Österreich – wie Wien, Krems oder Enns –<br />
selbstverständlich bestens mit anderen europäischen<br />
Häfen vernetzt sind und Krems mit<br />
der Rhenus-Partnerschaft sogar weltweit über<br />
ein hervorragendes Logistiknetzwerk verfügt.<br />
Was die Binnenschifffahrt selber betrifft, so<br />
ist gerade Österreich ein Paradebeispiel an<br />
internationaler Vernetzung.<br />
Alle wichtigen Reedereien in Österreich sind<br />
internationale Unternehmungen und/oder<br />
haben europäische Partner in vielen Ländern.<br />
Gänzlich unverständlich ist die in der<br />
FBA-Regierungsagenda enthaltene Forderung<br />
nach einer durchgängigen „Wassertiefe“ von<br />
2,50 Meter für die Schifffahrt. Hier werden<br />
zentrale Begriffserklärungen wie zum Beispiel<br />
Abladetiefe und Fahrwassertiefe nicht beachtet.<br />
Damit reduziert sich der „Tiefgang“ des<br />
FBA-Reports selber merklich. (PB)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 41
MÄRKTE<br />
Baltische Häfen Russland sagt<br />
„Niet“ zu Transhipment<br />
Der russische Bär bäumt sich auf und will bis 2015 unabhängig vom Transhipment in baltischen Nachbarländern<br />
werden. Eine bedeutende Rolle spielt dabei der Ausbau des Hafens Ust-Luga. Die in Bedrängnis geratenen<br />
Häfen in der baltischen Region fokussieren derweil auf asiatische Kunden. Redaktion: DIRK RUPPIK<br />
Die russische Wirtschaft wurde<br />
durch die Weltwirtschaftskrise<br />
stark in Mitleidenschaft gezogen.<br />
Viele Großprojekte im Infrastruktur-,<br />
Flughafen- sowie Hafenausbau<br />
wurden auf Eis gelegt. Da der Finanzsektor des<br />
Landes stark getroffen wurde rechnen Fachleute<br />
damit, dass es mehrere Jahre dauert, bis<br />
größere Projekte wieder aufgenommen werden.<br />
In 2010 begann die Wirtschaft langsam<br />
wieder zu gesunden. Der Hafen-, wie auch der<br />
Eisenbahnsektor, zeigten eine leichte Erholung<br />
und der Frachtumschlag sowie die Anzahl aktiver<br />
Entwicklungsprojekte nahm verglichen<br />
mit 2009 wieder zu. Nach einem Einbruch<br />
des Bruttoinlandprodukts von 7,9 Prozent in<br />
2009, stieg es in 2010 um 3,8 Prozent und wird<br />
laut Gtai für <strong>2011</strong> auf 4,2 Prozent Wachstum<br />
prognostiziert. Die russische Wirtschaft ist<br />
nach wie vor stark auf den Export von Rohöl<br />
und natürlichen Ressourcen angewiesen. Die<br />
dadurch entstehende Abhängigkeit von den<br />
Weltmarktpreisen für diese Güter hatte sich in<br />
2008 zuletzt gerächt, als der Weltmarktpreis für<br />
Rohöl einbrach. Die Wirtschaft des Landes litt<br />
damals beträchtlich.<br />
Der Großteil russischer Häfen befinden sich<br />
in drei bedeutenden Hafenbassins, namentlich<br />
Nordwest, Süden und russischer Ferner<br />
Osten. Die Häfen im Nordwesten sind für<br />
Deutschland bzw. Europa am wichtigsten, da<br />
sie in der baltischen See liegen. Hier stehen<br />
sie mit anderen baltischen Häfen in Finnland,<br />
Estland, Lettland und Litauen in Konkurrenz.<br />
Gemäß der Association of Merchant Seaports,<br />
handelten die Häfen des Nordwest Bassins 45<br />
bis 47 Prozent des gesamten Frachtvolumens<br />
der Russischen Föderation in 2010. Laut des<br />
Leiters des Hafen St. Petersburg Petr Parinov<br />
werden die Häfen im Golf von Finnland bis<br />
2015 rund 50 Prozent des Frachtumschlags des<br />
Landes handeln. An der Küste des Schwarzen,<br />
Asowschen und Kaspischen Meeres liegen<br />
die Häfen des russischen Südbassins. Durch<br />
das Schwarze Meer, Kanäle und Straßen hat<br />
die russische Seeflotte im Süden Zugang zum<br />
Mittelmeer und schließlich zum Atlantischen<br />
Ozean. Im Fernen Osten des Landes stehen<br />
die Häfen mit chinesischen, koreanischen und<br />
japanischen Häfen im Pazifischen Ozean in<br />
Konkurrenz. Das gesamte Frachtvolumen in<br />
russischen Häfen betrug in 2009 496,4 Millionen<br />
Tonnen.<br />
Situation in der Baltischen See<br />
Bis heute ist die maritime Infrastruktur der<br />
Russischen Föderation nicht in der Lage die eigenen<br />
Im- und Exporte alleine zu bewältigen.<br />
Sie müssen über Transithäfen insbesondere in<br />
der Baltischen See verschifft werden. In Finnland<br />
zum Beispiel werden zirka 13 Prozent<br />
der russischen Importe in den Häfen Helsinki,<br />
Kotka, Hamina, Rauma und Turku umgeschlagen<br />
und von dort via Landweg nach Russland<br />
befördert. Weitere wichtige Häfen für russische<br />
Im- und Exporte sind Tallin in Estland,<br />
Klaipeda in Litauen und Riga in Lettland. Um<br />
die Abhängigkeit von ausländischen Häfen<br />
zu verringern, will Russland nun die eigenen<br />
Häfen an der baltischen See und insbesondere<br />
den Hafen Ust-Luga ausbauen. Der russische<br />
Transportminister Igor Levitin glaubt,<br />
dass die russischen Häfen bis 2015 genügend<br />
Handlingskapazität besitzen werden, um das<br />
Transhipment in ausländischen Häfen der baltischen<br />
Region zu umgehen.<br />
Nationales Großprojekt Ust-Luga<br />
nahe St. Petersburg<br />
Der Ausbau des 2001 eröffneten Hafens Ust-<br />
Luga nahe St. Petersburg wird als Projekt<br />
mit hoher nationaler Bedeutung angesehen.<br />
In 2015 soll er bis zu 170 Millionen Tonnen<br />
Fracht jährlich umschlagen. In 2010 handelte<br />
er nur rund 24 Millionen Tonnen. Daher<br />
wird dieses Ziel als sehr ehrgeizig angesehen.<br />
Der Geschäftsführer der Ust-Luga Company<br />
Maxim Shirokov sagte in einem Reuters-Interview:<br />
„Wir bereiten uns auf den großen Durchbruch<br />
vor! In <strong>2011</strong> bis 2012 werden wir einen<br />
Quantensprung erleben. Verschiedene Betreiber<br />
haben ihre Planungen beendet und wollen<br />
den Bau ihrer Terminals beginnen.“ Ust-Luga<br />
wird die größte Exporteinrichtung für raffinierte<br />
Ölprodukte in Russland besitzen. Von den<br />
genannten 170 Millionen Tonnen Fracht werden<br />
68 Millionen Tonnen Rohöl und raffinierte<br />
Ölprodukte ausmachen. Das Rohöl soll durch<br />
die neue BPS-2-Pipeline gepumpt werden. Der<br />
Hafen ist ebenso im Gespräch mit koreanischen<br />
Autoherstellern. Die Zunahme des Autoimports<br />
in Ust-Luga ist die Ursache für die<br />
geringeren Auto-Transhipments in Finnland.<br />
Der frühere stellvertretende Premierminister<br />
Sergei Ivanov sagte in 2008: „Wir haben den<br />
FOTO: DIRK RUPPIK<br />
42 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
MÄRKTE<br />
Hafen Ust-Luga seit einigen Jahren entwickelt,<br />
um ausländische Häfen in der Baltischen<br />
See zu umgehen. Seit 2005 wurden rund 60<br />
Milliarden Rubel in den Hafen investiert.“ Er<br />
fügte an: „Bis vor kurzem hatte Russland keine<br />
Transhipment-Terminals für Heizöl. Daher<br />
mussten wir rund 17 Millionen Metertonnen<br />
durch estländische Häfen exportieren. Der Imund<br />
Export von Heizöl durch diese Häfen wird<br />
in Zukunft nicht mehr nötig sein.“ „Der erste<br />
Tanker mit Ölprodukten hat den Hafen Ust-<br />
Luga zu Testzwecken verlassen. Dies symbolisiert<br />
den Beginn einer neuer Transportroute<br />
für russische Ölproduke“, sagte der stellvertretende<br />
Transportminister Viktor Olersky im<br />
Januar diesen Jahres. Bisher wurden überwiegend<br />
Kohle und Düngemittel gehandelt.<br />
St. Petersburg ist gemessen am Frachtumschlag<br />
nach dem russischen Ölhafen Primorsk bisher<br />
der zweitgrößte baltische Seehafen. Die Lage<br />
des Hafens ist ein zweischneidiges Schwert, da<br />
durch die Nähe zur Stadt kaum ausreichend<br />
Platz zur Expansion vorhanden ist. Auf der anderen<br />
Seite ist die gute Infrastruktur der Stadt<br />
St. Petersburg natürlich von Vorteil. Seit 2007<br />
wurden vier Projekte erfolgreich umgesetzt –<br />
eines davon ist Ust-Luga. In 2008 wurde die<br />
erste Phase des Automobil-Terminals mit einer<br />
Kapazität von 80.000 Fahrzeugen pro Jahr<br />
in Betrieb genommen. Die erste Phase eines<br />
Ro-Ro-Terminals mit einer Million Tonnen<br />
Kapazität wurde im April 2009 eröffnet und die<br />
Planung eines Terminals für Tiefkühlprodukte<br />
wurde begonnen. Bis 2015 sollen Terminals für<br />
Eisenmetalle (2 Millionen Tonnen jährlich),<br />
Ro-Ro-Fracht (1,4 Millionen Tonnen jährlich),<br />
Tiefkühlkost (1,5 Millionen Tonnen jährlich),<br />
Automobile (zweite Phase, 170.000 Stück jährlich)<br />
und Vielzweck-Handlingseinrichtungen<br />
mit einer Kapazität von drei Millionen Tonnen<br />
gebaut werden. Bis 2015 sollen 42 Milliarden<br />
Rubel (rund eine Milliarde Euro) investiert<br />
werden.<br />
Baltikum sucht nach Auswegen<br />
In 2009 hat der Hafen Riga in Lettland ebenfalls<br />
Ausbaupläne angekündigt. „Russland<br />
baut Ust-Luga aus. Das wissen wir schon seit<br />
einigen Jahren. Die baltischen Häfen werden<br />
einen kontinuierlichen Handel mit asiatischen<br />
Kunden aufbauen, unabhängig davon,<br />
was Russland mit seinen Häfen vorhat“, sagte<br />
Andris Maldups, Direktor der Abteilung<br />
Transportstrategie im lettischen Transportministerium.<br />
„Wir arbeiten mit China zusammen,<br />
Fracht nach Nordeuropa zu bringen.“<br />
Riga wird traditionell als das westliche Ende<br />
der Transibirischen Eisenbahn gesehen. Das<br />
größte Infrastrukturprojekt in Riga ist die Verlagerung<br />
des Hafens aus dem Stadtzentrum<br />
auf die nahegelegene Insel Krievu Sala. Auf<br />
65 ha entstehen hier bis 2012 ein Kai mit 1.780<br />
m Länge und sieben Liegeplätzen für Schüttund<br />
Stückgüter. Der größte russische Containerterminalbetreiber,<br />
die National Container<br />
Company (NCC), plant den Bau eines neuen<br />
Containerterminals mit zwei Millionen TEU<br />
Kapazität in Rigas Kundzinsala. Allerdings<br />
wurde das Projekt in 2009 wegen der Krise<br />
und durch einen Rechtsstreit über den Hafenentwicklungsplan<br />
(2006 bis 2018) vor dem<br />
Verfassungsgericht auf Eis gelegt.<br />
Auch der über das gesamte Jahr eisfreie Hafen<br />
Klaipeda in Litauen rüstet sich mit der Entwicklung<br />
des „Außenhafens“, der eine Kailänge<br />
von 1.500 m und eine natürliche Wassertiefe<br />
von rund 17 m bereitstellen wird. Es wird<br />
erwartet, dass der litauische Hafen in 2017 an<br />
seine Kapazitätsgrenze stößt. Allerdings wird<br />
das erste Terminal erst in 2020 auf der künstlichen<br />
Insel in Betrieb gehen. Auch in Klaipeda<br />
werden hauptsächlich Düngemittel und Ölprodukte<br />
gehandelt. Ein großer Teil davon ist<br />
für Russland und Weißrussland bestimmt. Im<br />
Februar <strong>2011</strong> übertraf das Frachtumschlagsvolumen<br />
in Klaipeda mit 3,18 Millionen Tonnen<br />
(+23,1 Prozent mehr als im Vorjahr) das<br />
Volumen in den Häfen Riga, Ventspils und<br />
Tallinn. In Tallinn in Estland laufen drei Erweiterungsprojekte.<br />
Im Hafen Muuga wurde<br />
die Containerhandlingskapazität auf 350.000<br />
TEU erweitert. Die neue Infrastruktur ging im<br />
Juli 2010 in Betrieb.<br />
In 2009 wurden zwei neue Liegeplätze mit 230<br />
und 160 m Länge im Paldiski-Südhafen gebaut.<br />
Ein weiterer Liegeplatz mit 260 m Länge<br />
für Ro-Ro-Güter wird künftig gebaut werden.<br />
Das sogenannte „Molenprojekt“ wird in zwei<br />
Phasen vorangetrieben. In der ersten ensteht<br />
ein Kai mit 900 m und zwei Liegeplätzen mit<br />
300 bzw. 360 m. Die zweite Phase mit zusätzlich<br />
400 m Kailänge umfasst einen weiteren<br />
Liegeplatz mit 300 m Länge. Zudem soll der<br />
alte Stadthafen entwickelt werden. Knapp über<br />
70 Prozent der Güter in Tallinn in 2009 waren<br />
russischer Herkunft. Von Januar bis September<br />
nahm der Frachtumschlag um 17 Prozent<br />
laut der Bank of Finland (Abteilung BOFIT)<br />
auf 27 Millionen Tonnen zu. Auch wenn viele<br />
Großprojekte auf Eis gelegt wurden, kann<br />
langfristig kein Zweifel daran bestehen, dass<br />
die russische Regierung unabhängig vom<br />
Transhipment von Gütern in Nachbarländern<br />
insbesondere im baltischen Raum werden<br />
will. Da die Wirtschaft des Landes wieder an<br />
Fahrt gewinnt, hängt die Geschwindigkeit des<br />
Ausbaus hauptsächlich von der Aktivierung<br />
privater Ressourcen und der Beseitigung bürokratischer<br />
Hürden ab. (DR)<br />
NEZWERK RUSSLAND<br />
Seit gut zweieinhalb<br />
Jahren<br />
bietet das<br />
Austrian Economic<br />
Forum (AEF) österreichischen<br />
Unternehmern<br />
und Firmen eine<br />
Wirtschaftsplattform<br />
in Russland. Seitdem<br />
Dr. Paul Bruck<br />
erfreuen sich die regelmäßigen<br />
Treffen im moskauer Lokal Petrovitsch<br />
steigender Beliebtheit. Seit dem ersten<br />
Treffen am 9. Oktober 2008 hat sich im<br />
von DI Paul Bruck, MBA, gegründeten AEF<br />
einiges getan – ebenso wie im wirtschaftlichen<br />
Umfeld. So wurde beispielsweise Dr.<br />
Dietmar Fellner, seit 2008 Handelsdelegierter<br />
in Moskau, aktives Vorstandsmitglied<br />
des Forums, wodurch die Zusammenarbeit<br />
mit dem dortigen Außenwirtschaftszentrum<br />
Österreichs verstärkt wurde. Auch die<br />
Österreichische Botschafterin in Russland,<br />
Dr. Margot Klestil-Löffler, kennt und schätzt<br />
das Engagement des AEFs und unterstützt<br />
im Bedarfsfall dessen Mitglieder.<br />
Wachsende Community<br />
Das Netzwerk von Österreichern, die in<br />
Russland aktiv sind und Russen, die mit<br />
Österreich in Geschäftsverbindung stehen,<br />
umfasst bereits mehr als 1.500 Personen unterschiedlichster<br />
Nationalitäten. Kontakte zu<br />
Universitäten und Wirtschaftsorganisationen<br />
sowie der regelmäßige Newsletter über<br />
Neuigkeiten aus Politik, Wirtschaft, Gesetzgebung<br />
machen das AEF für alle interessant,<br />
die die Zusammenarbeit zwischen Österreich<br />
und Russland intensivieren wollen.<br />
Auch das soziale Engagement des AEF in Kooperation<br />
mit Rotary Clubs in Moskau und<br />
Wien ist bemerkenswert: So fand am 7. April<br />
<strong>2011</strong> in Wien ein Konzert mit jungen russischen<br />
Musikern der CMS unter Mitwirkung<br />
des Wiener Concert-Vereins statt. Am 1. Juni<br />
lädt der Rotary Club Moskau Humboldt mit<br />
Unterstützung des AEF in Moskau im Hotel<br />
Baltschug Kempinski zu einem Empfang<br />
mit musikalischer Untermalung ein. Der<br />
Reinerlös beider Veranstaltungen wird an<br />
SOS-Kinderdorf Österreich und Russland<br />
gespendet.Alle russischen Geschäftsleute<br />
sind herzlich zum Gedankenaustausch und<br />
zur Nutzung der Plattform zwecks Intensivierung<br />
der wirtschaftlichen Beziehungen<br />
zwischen Österreich und Russland eingeladen.<br />
(AT)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 43
MÄRKTE<br />
Ausbau des CRH-Netzwerkes -<br />
China auf Rekordjagd<br />
Der gelbe Riese besitzt bereits das längste Hochgeschwindigkeits-Streckennetz der Welt und will zudem den<br />
bisherigen Geschwindigkeitsrekord des TGV brechen. Bis 2020 soll ein weiterer, massiver Ausbau des Netzwerkes<br />
erfolgen. Die Technologie gerät zum Exportschlager und die Beteiligung an Auslandsprojekten steht kurz<br />
bevor. Redaktion: DIRK RUPPIK<br />
Kaum zu glauben, was sich in den<br />
letzten 15 Jahren im Land der<br />
Mitte im Schienentransport getan<br />
hat. Ich erinnere mich noch lebhaft<br />
an die Reise im „Hard Sleeper“-Zug mit<br />
dreifach gestapelten Betten von Beijing nach<br />
Qingdao im Jahre 1996. Das Durchschnittstempo<br />
lag wohl damals schätzungsweise bei<br />
rund 60 km pro Stunde und die Reise dauerte<br />
geschätzte zwölf Stunden. Seit 2008 rast einer<br />
der schnellsten Hochgeschwindigkeits(Hg)-<br />
züge (China Railway High-Speed (CRH)) mit<br />
einer Spitzengeschwindigkeit von 200 bis 250<br />
km pro Stunde des Typs CRH Bullet D zwischen<br />
den beiden nordchinesischen Städten<br />
mit jeweils sechs Stunden Fahrzeit hin und<br />
her. Auf der Strecke Wuhan–Guangzhou verkehrt<br />
der derzeit schnellste CRH sogar mit 350<br />
km pro Stunde<br />
China jagt Rekorde und will nun den Geschwindigkeitsrekord<br />
des französischen TGV<br />
(574,8 km/h) schlagen. Am 3. Dezember letzten<br />
Jahres erreichte der A CRH-380 A schon<br />
eine Spitzengeschwindigkeit von 486,1 km pro<br />
Stunde bei einer Testfahrt zwischen Beijing<br />
und Shanghai. Es handelt sich hierbei um den<br />
ersten vollständig in China entwickelten Hgzug,<br />
der von der China South Locomotive &<br />
Rolling Stock Corporation Limited entwickelt<br />
wurde. Der Testbetrieb ist für Juni vorgesehen.<br />
Eine Revolution wird wohl die Fusion der<br />
Eisenbahngesellschaften, China North Locomotive<br />
& Rolling Stock Corp (CNR) und China<br />
South Locomotive & Rolling Stock Corp, zur<br />
größten Eisenbahngesellschaft der Welt auslösen.<br />
Der gelbe Riese will sich international an<br />
Hg-Eisenbahnprojekten z.B. in den USA, Laos,<br />
Thailand und anderen Ländern beteiligen.<br />
Ausbau des Streckennetzes mit<br />
Hochgeschwindigkeit<br />
Noch 1993 lag die durchschnittliche Geschwindigkeit<br />
auf chinesischen Eisenbahnstrecken<br />
bei 48 km/h. Der Schienentransport<br />
verlor gegenüber Luft- und Straßentransport<br />
kontinuierlich an Markt. Die Modernisierungsbemühungen<br />
konzentrierten sich haupt-<br />
Videovisitenkarte<br />
Imagefilm<br />
Videoblog<br />
Eventfernsehen<br />
Virales Marketing<br />
Werbespot<br />
www.newsonvideo.at<br />
FOTO: DIRK RUPPIK<br />
44 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
MÄRKTE<br />
DIRK RUPPIK<br />
Logistik express<br />
Redaktion c/o<br />
Freier Journalist<br />
Asien<br />
sächlich auf eine doppelte Streckenführung<br />
und Elektrifizierung. Von 1997 bis 2007 gab<br />
es sechs sogenannte große Geschwindigkeits-<br />
Aufrüstungskampagnen, die letztendlich zur<br />
Entwicklung der heute gefragten Technologie<br />
führten.<br />
Bis zum Jahr 2020 will die chinesische Regierung<br />
rund 300 Milliarden US-Dollar (rund<br />
210 Milliarden Euro) in den Ausbau des Hg-<br />
Netzes stecken. Im Vergleich dazu schafft<br />
es die Regierung der USA nicht einmal rund<br />
sieben Milliarden Euro bereitzustellen. Noch<br />
im Dezember 2010 sagte der ehemalige chinesische<br />
Eisenbahnminister Liu Zhijun laut<br />
Xinhua, dass das Hg-netz auf eine Länge von<br />
7.531 km (Januar <strong>2011</strong>: 8.358 km) angewachsen<br />
ist. Damit ist es das weltlängste. Im Juni<br />
2010 hat die chinesische Regierung gemäß<br />
des chinesischen Nachrichtensenders CNTV<br />
ihren Plan zum Bau weiterer CRH-Strecken<br />
veröffentlicht. Innerhalb von zwei Jahren sollen<br />
vier Nordsüdrouten gebaut werden. Darin<br />
eingeschlossen sind die Strecken: Beijing nach<br />
Shanghai, Beijing nach Hong Kong, Beijing<br />
nach Harbin und Beijing nach Shenzhen. Zusätzlich<br />
werden vier Ostwest-Routen von Xuzhou<br />
nach Lanzhou, Hangzhou nach Kunming,<br />
Qingdao nach Taiyuan und Shanghai nach<br />
Chengdu entwickelt. Der CRH wird insbesondere<br />
im Intercity-Bereich, vorwiegend in der<br />
Bohai-, Jangtse-Flussdelta und Perflussregion,<br />
eine wichtige Rolle spielen. Flächenmäßig soll<br />
rund die Hälfte des Landes bis 2012 vom CRH-<br />
Netz bedient werden. 2004 verabschiedeten<br />
„mittel und langfristige Plan für das Schienennetzwerk“<br />
soll das Gesamtnetz bis 2020<br />
eine Länge von 120.000 km umfassen. Darin<br />
enthalten sind 16.000 km an neugebauter Hgstrecke.<br />
Bis 2040 sollen alle wichtigen Städte<br />
in das Eisenbahnnetzwerk eingeflochten sein.<br />
Dann werden fünf vertikale, sechs horizontale<br />
und acht integrierte Linien als Hauptadern<br />
des Netzwerkes dienen. Insbesondere der<br />
Westen des Landes soll dabei eingebunden<br />
werden. Alle Strecken bis auf die Linien Beijing-Guangzhou<br />
und Beijing-Shanghai sollen<br />
dann auch Magnetschwebe(Maglev)-bahnen<br />
aufnehmen können. Auch wenn Shanghai<br />
eine „Vorzeige-Maglev-Verbindung“ zum<br />
Shanghai Pudong International Airport besitzt,<br />
spielt Maglev-Technologie aufgrund der<br />
hohen Kosten bisher allerdings kaum eine<br />
Rolle.<br />
Chinas Eisenbahnminister wegen<br />
Korruption entlassen<br />
Anfang Februar wurde laut der Nachrichtenagentur<br />
Xinhua der chinesische Eisenbahnminister<br />
Liu Zhijun wegen „ernsthafter Verletzung<br />
der Diziplin“ oder kurz wegen Korruption<br />
und Unterschlagung von 410 Millionen Yuan<br />
(44 Millionen Euro) aus dem Amt entlassen.<br />
Der neu ins Amt bestellte Eisenbahnminister<br />
Sheng Guangzu bekäftigte Anfang März die<br />
Absicht, den Ausbau des CRH-Netzwerkes<br />
dennoch weiterhin voranzutreiben. Sheng<br />
sagte, dass 1,8 Billionen Yuan (rund 193 Milliarden<br />
Euro) Schulden für den Bau des Hgnetzes<br />
immer noch „auf einem kontrollierbaren<br />
Niveau“ liegen. „Ich glaube an eine rosige<br />
Zukunft des Hg-marktes“, nachdem viele Teilprojekte<br />
auf den Weg gebracht wurden“, sagte<br />
er zu Abgeordneten des Chinesischen Nationalen<br />
Volkskongresses.<br />
Exportgut CRH<br />
Der laotische Vize-Premierminister Somsavat<br />
Lengsavad zitierte laut Xinhua das weithin<br />
bekannte chinesische Motto „Straßenbau<br />
kommt vor der Akkumulation von Wohlstand.”<br />
Er bezog sich dabei auf ein geplantes<br />
Hg-Eisenbahnnetzwerk in seinem Land. Auf<br />
dem 7. World Congress on High Speed Rail im<br />
Dezember 2010 in Beijing sagte er, dass Laos<br />
seinen Nachteil ein Binnenland zu sein, durch<br />
den Ausbau seines Transportsystems wettmachen<br />
will. Im April letzten Jahres hat Laos eine<br />
Vereinbarung mit China getroffen, ein Joint-<br />
Venture für den Bau der Hg-verbindung zwischen<br />
dem chinesischen Yunnan und der laotischen<br />
Hauptstadt Vientiane zu bauen. Das<br />
Projekt soll in <strong>2011</strong> begonnen und bis 2015 fertiggestellt<br />
werden. Das Nachbarland Thailand<br />
steht ebenso mit dem High Speed-Vorreiter<br />
um fünf Hg-Strecken mit Geschwindigkeiten<br />
bis zu 250 km/h in Verhandlung. Die Baukosten<br />
sollen rund 16 bis 18 Milliarden Euro betragen.„Die<br />
chinesische Hg-eisenbahn wird<br />
durch die umliegenden Entwicklungsländer<br />
nicht nur wegen ihrers konkurrenzfähigen<br />
Preis-Leistungsverhältnises begrüßt, sondern<br />
auch aufgrund des Impulses für die wirtschaftliche<br />
und soziale Entwicklung. Der amerikanische<br />
Hersteller General Electric Co. (GE) hat<br />
bekanntgegeben, dass der größte chinesische<br />
CRH-Hersteller, die China South Locomotive<br />
& Rolling Stock Corporation Limited (CSR),<br />
50 Millionen Dollar (rund 35 Millionen Euro)<br />
in ein in Amerika ansässiges Joint-Venture<br />
stecken will.<br />
Seit 2003 hat China Vereinbarungen im Eisenbahnbereich<br />
mit über 30 Ländern wie<br />
zum Beispiel den USA, Russland, Brasilien<br />
und Saudi-Arabien, der Türkei, Polen und<br />
Indien unterzeichnet. Der chinesische Vize-<br />
Premierminister Zhang Dejiang sagte auf dem<br />
Hg-Eisenbahnkongress, dass China sich weiter<br />
zur Welt öffnen und die Kommunikation<br />
und Kooperation mit anderen Ländern im Hg-<br />
Bereich erweitern solle. „Chinesische Eisenbahnunternehmen<br />
sollen ermutigt werden,<br />
ins Ausland zu expandieren und Freundschaften<br />
durch Kooperation auszuweiten.“ Erst<br />
kürzlich hat das Land der Mitte bekanntgegeben,<br />
dass es den Bau einer Hg-Eisenbahnverbindung<br />
zwischen Beijing und London anstrebt.<br />
Allerdings rechnen Regierungsbeamte<br />
mit einer Fertigstellung eines durch China<br />
gebauten eurasischen Hg-Netzwerkes nicht<br />
vor 2025. (DR)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 45
KARRIERE<br />
Netzwerke für Führungskräfte<br />
Netzwerkexpertin Magda Bleckmann rät zu persönlichen Kontakten statt zu teuren Werbemaßnahmen,<br />
MDI forciert Führungskräfteentwicklung. Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK<br />
Top-Thema<br />
„Führungskräfteentwicklung“<br />
In den kommenden Wochen fokussiert das<br />
Wiener Management Development Institute<br />
das Thema „Internationale Führungskräfteentwicklung“.<br />
Europas Unternehmen haben<br />
in den vergangenen Jahren festgestellt<br />
und verinnerlicht, dass die „richtigen“ Führungskräfte<br />
wettbewerbsentscheidend sein<br />
können. Technologien sind schnell kopiert,<br />
Unternehmens- und Führungskulturen (und<br />
Menschen) nicht! „Dieser Unterschied kann<br />
definitiv zum letztlich bedeutsamsten Faktor<br />
im internationalen Wettbewerb werden“,<br />
bestätigt der geschäftsführende MDI-Gesellschafter<br />
Mag. Gunther Fürstberger.<br />
Es wurde schon viel gesagt zum<br />
Thema Karrierenetzwerke: Führungskräfte<br />
wissen heute, dass die<br />
Qualität ihrer Kontakte entscheidend<br />
für das eigene Fortkommen ist. Immer<br />
mehr Menschen nutzen ergänzend XING,<br />
facebook und andere sogenannte Social Media<br />
als Informations- und Kontaktplattform.<br />
Aber weder das Wissen, noch das Dabeisein<br />
reichen aus, um aus Kontakten stabile Beziehungen<br />
zu machen. Wer die Karriereleiter<br />
erklimmen will, braucht Ziele, Organisationsfähigkeit<br />
und Kommunikationstalent, weiß<br />
die ehemalige Spitzenpolitikerin Magda<br />
Bleckmann.<br />
„Soziale Netzwerke im Internet sind letztlich<br />
nichts weiter als sich selbst aktualisierende<br />
Adressbücher.“ Es entstehen lose und unverbindliche<br />
Kontakte, die eher zufällig funktionieren.<br />
Wichtiger sei aber, dass Netzwerke<br />
stabile Beziehungsgeflechte darstellen, auf<br />
die sich jedes Mitglied verlassen können<br />
muss, wenn es darauf ankommt. „Das ist wie<br />
bei einer Seilschaft“, so Bleckmann. Um dieses<br />
Ziel zu erreichen, müsse man bereit sein,<br />
Zeit, Vertrauen und eventuell auch Geld zu<br />
investieren. „Netzwerke, Clubs und Seilschaften<br />
können nur denjenigen unterstützen, der<br />
etwas von sich preisgegeben hat und den<br />
man kennt.“ Das sei eine Frage des Vertrauens,<br />
das es zu gewinnen, aber auch langfristig<br />
aufzubauen gilt. Dabei wiederum helfe eine<br />
gelungene Selbstinszenierung. „Die anderen<br />
Netzwerkmitglieder sollen wissen, wer<br />
man ist, was man kann und welchen Nutzen<br />
sie wiederum daraus ziehen können.“ Geben<br />
und Nehmen seien die Zauberworte, die<br />
in einem ausgewogenen Verhältnis stehen<br />
müssen, verdeutlicht die Profi-Netzwerkerin.<br />
Bleckmann erklärt in ihrem Buch „Die geheimen<br />
Regeln der Seilschaften“ eindringlich,<br />
wie Netzwerke genutzt werden können.<br />
Sie funktionieren u. a. als Karrieresprungbrett,<br />
als Informationsplattform oder als Sicherungsnetz.<br />
Was ein Einzelner beitragen<br />
möchte und was er als eine Art Kontaktrendite<br />
herausziehen kann, hängt von zwei entscheidenden<br />
Fragen ab: Welche Ziele habe<br />
ich und wie finde ich dafür das passende soziale<br />
System? „Nicht immer ist ein Business<br />
Club oder ein örtlicher Interessensverein die<br />
richtige Wahl“, so Bleckmann. Es müsse alles<br />
passen: der Mensch, das Netzwerk, die<br />
persönlichen und kollektiven Ziele und die<br />
entsprechende Atmosphäre. Nicht jeder sei<br />
überall willkommen und gut aufgehoben. Erfolgreiche<br />
Netzwerker wüssten, wer sie sind<br />
und wo sie hingehören. Authentizität sei<br />
wichtig. Die Kombination aus Planung, Selbstinszenierung,<br />
Präsenz im Netzwerk, Geben<br />
und Nehmen und Kommunikationsgeschick,<br />
sei der entscheidende Erfolgsgarant. Wer die<br />
richtigen Mittel in der geeigneten Dosis einsetze,<br />
habe auch Erfolg – privat und auf der<br />
beruflichen Karriereleiter. Fleiß und Leistung,<br />
so Bleckmann abschließend, seien wichtig,<br />
aber der langfristig große Erfolg hinge stärker<br />
vom perfekten Netzwerken ab.<br />
www.magdableckmann.at<br />
Interkulturelle Auffassungsunterschiede<br />
sind dabei „nur“ ein Aufhänger. Wenn auch<br />
ein sehr wichtiger: Sprachliche Barrieren,<br />
Informationen, die bei den falschen Personen<br />
landen, Maßnahmen, die in einem anderen<br />
Land etwas Anderes bedeuten, sind<br />
die „klassischen“ Probleme. Deshalb geht es<br />
um Raum für nationale Bedürfnisse und Eigenheiten<br />
UND um einheitliches Agieren am<br />
globalen Markt. Um gemeinsames Verständnis<br />
der Führungskultur und um Klarheit, wie<br />
im Unternehmen gehandelt werden soll. Um<br />
klare Führungsprinzipien UND um flexibles<br />
Agieren dank mehr Kompetenz. „Als Erstes<br />
muß man wissen, wie man selbst funktioniert<br />
und reflektieren, wo man steht!“ „Ein<br />
MDI-Spezifikum ist die Möglichkeit, sich bei<br />
der Ausbildung austauschen zu können“, sagt<br />
Fürstberger.<br />
Das Top-Angebot der Sommerakademie <strong>2011</strong><br />
ist das Key Account Management Master Programm.<br />
Key Account Manager erwirtschaften<br />
heutzutage oft um die 70 % des Umsatzes<br />
und tragen dadurch natürlich massivst zum<br />
Unternehmenserfolg bei. Und: Key Account<br />
Manager agieren heutzutage zu 90% global.<br />
Während es im „einfachen“ Vertrieb um<br />
„durchschnittliche“ Preise und Angebote<br />
geht, erarbeitet der Key Account Manager mit<br />
seinen (Groß-)Kunden individuelle Lösungen<br />
und zeigt neue Möglichkeiten bzw. Ansätze<br />
auf – eine enorme, kreative Herausforderung!<br />
„Es geschieht gar nicht selten, dass Key Account<br />
Manager von ihren Kunden quasi als<br />
eigene Mitarbeiter wahrgenommen werden“,<br />
meint Fürstberger. www.mdi-training.com<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
46 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
KARRIERE<br />
Vielfalt bringt Erfolg<br />
Das Thema Diversity findet in der Transportbranche immer mehr Beachtung. Mitarbeiter, deren Persönlichkeit<br />
und Anderssein respektiert wird, tragen zum Unternehmenserfolg bei. Redaktion: Markus Trostmann<br />
Eine Befragung der Wirtschaftskammer<br />
Wien unter Wiener Unternehmen<br />
hat ergeben, dass das<br />
Thema Diversity in zwei Drittel<br />
der Firmen stattfindet bzw. gelebt wird, auch<br />
wenn es nicht so genannt wird. Gerade in<br />
Klein- und Mittelbetrieben, die „unsere Wirtschaftskultur<br />
prägen, wird Diversity Management<br />
seit Jahren ganz einfach gelebt“, sagt<br />
Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer<br />
Wien, gegenüber dem Logistik express.<br />
„Mitarbeiter, die im Arbeitsplatz mit ihrer<br />
Persönlichkeit geschätzt und deren Potenziale<br />
gefördert werden, sind motivierter und erbringen<br />
bessere Leistungen“, betont Jank. Sie<br />
engagiert sich sehr stark in diesem Bereich,<br />
um den Betrieben nahezubringen, dass es<br />
sich lohnt, Mitarbeiter mit unterschiedlicher<br />
ethnischer Herkunft, Kultur, Sprache, Religion,<br />
Geschlecht und sexueller Orientierung im<br />
Unternehmen zu haben und deren kreative<br />
Potenziale zu nutzen.<br />
Diversity ist mehr als<br />
die „Quotenfrau im<br />
Management oder die<br />
Putzfrau mit Migrationshintergrund“,<br />
sagt<br />
Erich Neuwirth, Personalchef<br />
bei TNT Österreich.<br />
TNT hat in den<br />
90er Jahren mit der Implementierung<br />
von Diversity-Management<br />
begonnen, nachdem der Leidensdruck, passende<br />
Leute auf dem Arbeitsmarkt zu rekrutieren,<br />
immer größer wurde. „Es war für uns<br />
unglaublich schwer, qualifiziertes Personal<br />
zu finden und zu halten“, erinnert sich Neuwirth.<br />
Eine jährliche Personalfluktuation von<br />
25 Prozent, kaum brauchbare Resonanz auf<br />
Stelleninserate, geringe Mitarbeiterzufriedenheit<br />
und fehlende Attraktivität des Arbeitgebers<br />
TNT haben zum radikalen Umdenken in<br />
der Personalpolitik bewogen. Neue Personengruppen,<br />
die traditionell benachteiligt sind,<br />
wurden gezielt angesprochen: Ältere Mitarbeiter,<br />
Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
Behinderungen oder Schulabgänger.<br />
Das Wiener Speditionsunternehmen Unitcargo<br />
mit seiner überschaubaren Mannschaft<br />
von 14 Mitarbeitern hat für sein Diversity-<br />
Engagement im Vorjahr sogar den erstmals<br />
von der Wirtschaftskammer Wien vergebenen<br />
DiversCity-Preis für<br />
„Ethnische Ökonomien“<br />
bekommen. Davor<br />
Sertic, Geschäftsführer<br />
von Unitcargo, ist stolz<br />
darauf und hält Vielfalt<br />
im Speditionsgeschäft<br />
für notwendig, um erfolgreich<br />
zu sein. Sertic<br />
ist felsenfest überzeugt, dass man mit Mitarbeitern,<br />
denen man Respekt für deren Herkunft,<br />
Alter, Hautfarbe, sexuelle Orientierung,<br />
Mentalität und Religion entgegenbringt, nur<br />
gewinnen kann.<br />
Kurt Spet, Geschäftsführer<br />
der more Logistics<br />
in Weiden am<br />
See, sucht bewusst<br />
Mitarbeiter im Alter ab<br />
50, weil diese nicht „altes<br />
Eisen sind, sondern<br />
über wertvolle Erfahrung<br />
und Kompetenz<br />
verfügen“. More Logistics ist auf Transportvermittlung<br />
spezialisiert und sucht gerade<br />
wieder Mitarbeiter in dieser Altersgruppe.<br />
„Anders zu sein ist nicht<br />
mehr ein Defizit, sondern<br />
eine Ressource,<br />
die es für den Unternehmenserfolg<br />
zu nutzen<br />
gilt“, sagt Manfred<br />
Wondrak, Diversity-<br />
Experte und Mitbegründer<br />
von Pauser &<br />
Wondrak Diversity Management Consulting<br />
mit Sitz in Wien.<br />
Pauser & Wondrak hat aus langjähriger Praxis<br />
ein Implementierungsmodell für Diversity-<br />
Management entwickelt und berät derzeit<br />
die Wirtschaftskammer Wien in Sachen Diversity.<br />
Neue Märkte erschließen wollen bekanntlich<br />
nicht nur Großkonzerne, sondern<br />
auch der Botendienst um die Ecke, die kleine<br />
Nischenspedition oder der mittelständische<br />
Speditionsbetrieb, um im wettbewerbsstarken<br />
Umfeld reüssieren zu können. Wondrak:<br />
„Immer mehr Unternehmen nehmen Mitarbeiter<br />
aus oder mit einer Affinität zu einer<br />
bestimmten Zielgruppe auf und schneiden<br />
Leistungen und Produkte auf diese umworbene<br />
Kundengruppe zu.“ (MT)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 47
KARRIERE<br />
Erfolg mit Tradition<br />
Was unterscheidet eigentlich „Eintagsfliegen“ von Unternehmen, die sich seit mehr als 20 Jahren erfolgreich<br />
am Markt behaupten? Da in der Wirtschaft nicht nur der Zufall regiert, hat Logistik express sich mit ein paar<br />
langjährigen österreichischen Unternehmern unterhalten, worin das Geheimnis ihres Geschäftserfolges liegt.<br />
Redaktion: Martin ECKERSTORFER<br />
21 Jahre Metasyst<br />
Im Oktober 1990<br />
gegründet, ist<br />
die Metasyst Informatik<br />
GmbH<br />
im Laufe der Jahre zu<br />
einem relativ kleinen,<br />
aber feinen Spezialisten<br />
für die Entwicklung<br />
und Optimierung<br />
von Logistiksystemen<br />
gereift. Gründungsmitglied<br />
Mag. Karl Kaufmann, MBA, Bc., kennt<br />
die wesentlichen Kriterien für die erfolgreiche<br />
Marktpräsenz des Familienunternehmens:<br />
„An erster Stelle steht die generelle<br />
Ausrichtung auf nachhaltigen Bestand, in<br />
eigentümergeführten Unternehmen kommt<br />
Kontinuität vor kurzfristiger Profilierung einzelner<br />
Personen. Daher zielt unsere Strategie<br />
auch mittelfristig auf die Erfüllung der<br />
Kunden- und Marktbedürfnisse ab. Als Nischenanbieter<br />
halten wir zudem unsere<br />
Kernkompetenzen – IT und Logistik – stets<br />
hoch, unsere Kunden zählen unsere Software<br />
zur Kategorie „best-of-breed“. Der dritte<br />
wichtige Faktor ist die Flexibilität. Wir haben<br />
stets darauf geachtet, uns gegenüber monolithischen,<br />
schwerfälligen Softwaresystemen<br />
abzugrenzen.“ Und in Zukunft? „Krisen wie<br />
derzeit in Nordafrika oder Elementarereignisse<br />
zwingen aktuell betroffene Unternehmen<br />
innerhalb kürzester Zeit zu wesentlichen Veränderungen.<br />
Ein Umdenkprozess in Richtung<br />
Regionalisierung und ein stärkerer Focus der<br />
Unternehmen auf die Anpassungsfähigkeit<br />
Ihrer Systeme sollte die logische Folge sein.“<br />
31 Jahre ECONSULT<br />
Im Jahr 1980<br />
gründete Ing.<br />
Christian Skaret<br />
die ECONSULT-<br />
Betriebsberatungsges<br />
.m.b.H. und baute sie<br />
seither kontinuierlich<br />
zum führenden Logistikplaner<br />
und -berater<br />
in Österreich aus. „Speziell<br />
in einer Dienstleistungsbranche<br />
muss man sich bewusst<br />
sein, wie wichtig die Mitarbeiter und deren<br />
Motivation sind! Nachhaltiges Denken und<br />
Agieren haben Priorität, denn kurzfristiges<br />
Handeln ist fast nie zielführend, langfristige<br />
Planung und Steuerung hingegen sichern<br />
den Unternehmenserfolg. In einem Familienbetrieb<br />
zählt die soziale Verantwortung,<br />
die nachhaltige Wertsicherung hat Vorrang<br />
vor kurzfristigen Gewinnspannen – man darf<br />
nie die Zügel schleifen lassen! Vor etwa zehn<br />
Jahren haben wir mit der internationalen<br />
Projektakquise begonnen, heute können wir<br />
auf über 1.200 Projekte bei rund 700 unterschiedlichen<br />
Klienten zurückblicken. Wer<br />
sich keine Zusatzmärkte erschließen kann,<br />
hat es immer schwer!“ Wichtig ist auch die<br />
Abgrenzung vom Mitbewerb: „Die von uns<br />
entwickelte integrierte Planungspyramide<br />
hat heute nichts an Aktualität eingebüßt. Sie<br />
ermöglicht uns nach wie vor, neue Segmente<br />
und Regionen zu eröffnen. Trotzdem werde<br />
ich mich in den nächsten 7 Jahren sukzessive<br />
aus dem operativen Geschäft zurückziehen,<br />
meine Nachfolger baue ich bereits auf.“<br />
87 Jahre Jöbstl<br />
Als Johann<br />
Jöbstl 1924<br />
mit einem<br />
einzelnen<br />
Pferdefuhrwerk begann,<br />
ahnte er wohl nicht, dass<br />
seine Enkel Kurt Jürgen<br />
und Christoph Jöbstl eines<br />
Tages Herr über 226<br />
Mitarbeiter an 8 Standorten<br />
eines modernen<br />
Logistikunternehmens sein würden. Christoph<br />
Jöbstl weiß, was ein Familienunternehmen besonders<br />
macht: „Die Mischung aus bewährtem<br />
Altem mit den neuen Ideen der Jungen, ist in<br />
einem Familienunternehmen ein klarer Erfolgsfaktor.<br />
Hinzu kommt die Loyalität unserer<br />
Mitarbeiter! Wir sind ein Führungsteam zum<br />
Anfassen, unsere Tür steht stets für Fragen,<br />
Probleme und Anregungen offen. Ein weiterer<br />
wichtiger Punkt ist die Qualifikation: wir versuchen,<br />
unsere Mitarbeiter selbst auszubilden,<br />
denn gerade in unserer Branche ist es sehr<br />
schwierig, gute Leute – etwa Speditionslogistiker<br />
– zu finden. Die Herausforderung ist dann<br />
auch, die guten Mitarbeiter ans Unternehmen<br />
zu binden, aber das gelingt uns ganz gut. So<br />
konnten wir auch die Krise recht gut meistern,<br />
obwohl ich nicht sicher bin, ob sie als beendet<br />
angesehen werden kann oder nicht noch<br />
schwierigere Zeiten auf uns zukommen! Der<br />
gestiegene Treibstoffpreis ist ein massives<br />
Problem, nicht bei allen Kunden kann man<br />
nachverhandeln und immerhin macht der<br />
Diesel mehr als ein Drittel des Gesamtpreises<br />
im Transport aus.“<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
48 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
KARRIERE<br />
Menschen in Bewegung<br />
Aufsichtsratsvorsitz die Industrieseite, sein<br />
Stellvertreter Harsch die Handelsseite. Die<br />
Zusammensetzung des Aufsichtsrats von<br />
GS1 Germany trägt dem Auftrag der Standardisierungsorganisation<br />
Rechnung, Lösungen<br />
für alle Stufen und alle Beteiligten der Wertschöpfungskette<br />
zu entwickeln.<br />
und Berlin. Sie ist mit dem Gesellschafter<br />
Thomas Duvenbeck verheiratet. Eine ihrer<br />
ersten erfolgreich bewältigten Aufgaben war<br />
der Messeauftritt auf der Transport Logistic.<br />
Der Aufsichtsrat von GS1 Germany hat<br />
Otmar W. Debald, Geschäftsführer bei<br />
Procter & Gamble Deutschland, zu seinem<br />
neuen Vorsitzenden gewählt und das Amt<br />
des Stellvertreters an Erich Harsch, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung bei DM-Drogerie<br />
Markt, übertragen. Debald vertritt im<br />
Pia Duvenbeck (35) leitet ab sofort die<br />
neu geschaffene Stabstelle für Marketing<br />
und Kommunikation der Duvenbeck<br />
Unternehmensgruppe. Duvenbeck (B.A.)<br />
ist bereits seit mehreren Jahren für den Logistikdienstleister<br />
aktiv. Zuvor studierte sie<br />
Jura und Management in Passau, Münster<br />
Silke Fuchs (46) ist neue Marketing Managerin<br />
der Kewill GmbH. Mit ihrem<br />
umfangreichen Kommunikations- und<br />
Branchen-Know-how war sie zuvor bei der<br />
Consolar Solare Energiesysteme GmbH für<br />
Marketing & PR verantwortlich. Die ehemalige<br />
Marketingsachbearbeiterin von Mannesmann<br />
Dematic arbeitete bereits als Marketingreferentin<br />
der Siemens AG sowie bei<br />
der Dematic GmbH, wo sie sich als Manager<br />
Kommunikation & Marketing intensiv den<br />
Geschäftsfeldern Distribution und Intralogistik<br />
widmete.<br />
Dr. Markus Hunkel übernimmt zum 1.<br />
Juni <strong>2011</strong> die Verantwortung für die<br />
europäische Produktion bei DB Schenker<br />
Rail. In seiner neuen Position als Geschäftsführer<br />
für den Bereich Produktion der DB<br />
Schenker Rail GmbH folgt er auf Dr. Christian<br />
Kuhn, den den Aufsichtsrat und das Management<br />
von DB Schenker Rail Anfang Mai<br />
darüber informiert hat, dass er seine Funktion<br />
kurzfristig niederlegt.Der 39 Jahre alte<br />
Hunkel arbeitet seit 1997 im DB-Konzern<br />
und leitet seit Oktober 2008 die Strategie im<br />
Ressort Transport und Logistik.<br />
Otmar W. Debald<br />
Finanzen und Logistik<br />
Procter & Gamble<br />
Vorsitzender<br />
GS1 Germany<br />
DUVENBECK<br />
Marketing & PR<br />
DUVENBECK<br />
SILKE FUCHS<br />
Marketing & PR<br />
Kewill GmbH<br />
Silke Fuchs<br />
Markus HunKel<br />
Geschäftsführer<br />
Produktion DB Schenker<br />
Rail GmbH<br />
Die internationale Logistikgruppe Geodis<br />
Wilson hat in Nürnberg eine neue<br />
Niederlassung eröffnet, die von Udo Frister<br />
geleitet wird. Der gelernte Speditionskaufmann<br />
verfügt über langjährige Erfahrungen<br />
im Luftfracht-, Vertriebs- und Exportbereich,<br />
die er während seiner Tätigkeit bei Air Haniel,<br />
Kühne & Nagel, egl global logistik und<br />
M&M air sea cargo sammelte. Bei Geodis<br />
Wilson ist der 53-Jährige sowohl für den Aufbau<br />
der neuen Niederlassung als auch für<br />
die Kundenbetreuung verantwortlich.<br />
UDO FRISTER<br />
Niederlassungsleiter<br />
Geodis Wilson<br />
Recruiting the Elite<br />
www.isalogistics.com<br />
Partner of<br />
ISA ist ein international erfolgreiches Software-und Systemhaus, das für Kunden weltweit Lagerlogistik- und Automationslösungen entwickelt<br />
und implementiert. Für weiteres, dynamisches Wachstum verstärken wir unser Team in der Zentrale in Graz um engagierte<br />
Software-Entwickler (M/W)<br />
Ihr Aufgabengebiet<br />
Ihre Aufgaben umfassen die Entwicklung,<br />
Erweiterung und Anpassung unseres ständig<br />
wachsenden Warehouse Management Systems<br />
ISASTORE® sowie das Design von Applikationen<br />
und Lösungen für Kunden aus den unterschiedlichsten<br />
Branchen.<br />
Ihre Qualifikation<br />
•Fundierte technische Softwareentwicklerausbildung<br />
(HTL, FH, TU)<br />
•Gute Kenntnisse in C/C++ oder C#<br />
• Praxiserfahrung im Bereich Softwaredesign<br />
und -entwicklung<br />
• Grundlegende Kenntnisse im Umgang mit SQL<br />
Datenbanken<br />
• Teamspirit und Kreativität<br />
• Eigenverantwortliches Arbeiten<br />
Unser Arbeitsplatz<br />
Es erwartet Sie ein anspruchsvolles und<br />
abwechslungsreiches Aufgabengebiet in einem<br />
internationalen Umfeld, ein angenehmes Betriebsklima<br />
und umfassende Weiterbildungs- sowie<br />
Aufstiegsmöglichkeiten. Kundenorientierung,<br />
Teamspirit und eine große Portion Freude an<br />
der Umsetzung von Lösungen prägen unsere<br />
Unternehmenskultur.<br />
Wir laden Sie ein, die Zukunft der Logistik mit zu<br />
gestalten und freuen uns auf Ihre Bewerbung!<br />
ISA-Innovative Systemlösungen<br />
für die Automation GmbH<br />
Headoffice / Personalabteilung<br />
Köglerweg 25, A- 8042 Graz,<br />
Tel.: +43 (0)316 811651-0, Fax: 811651-22<br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 49
KARRIERE<br />
Menschen in Bewegung<br />
Karl Ritsch<br />
Geschäftsführer<br />
ACstyria<br />
Autocluster GmbH<br />
Wolfgang<br />
Steigenberger<br />
Vizedirektor<br />
Austrian Standards<br />
Walter Hitziger<br />
Division Brief/Retail<br />
Österreichischen<br />
Post AG<br />
Martin Eckerstorfer<br />
Geschäftsführer<br />
Logcon East GmbH<br />
Bettina TOMSICH<br />
Marketing<br />
Kühne + Nagel<br />
Bettina Tomsich, (33) ist zukünftig für<br />
das Marketing von Kühne + Nagel<br />
Österreich zuständig. Sie verfügt über Marketing-<br />
und Branchen-Know-how und war<br />
zuletzt im Bereich der Telekommunikation<br />
tätig.Ihre Karriere startete sie als Marketing<br />
DI Dr. Karl Ritsch ist seit Mitte April<br />
interimistischer Geschäftsführer der<br />
ACstyria Autocluster GmbH. Der Lehrbeauftragte<br />
der FH Joanneum studierte Wirtschaftsingenieurwesen<br />
Maschinenbau an<br />
der TU Graz mit den Schwerpunkten Industrielles<br />
Management, Energie & Umwelt-<br />
Mag. Wolfgang Steigenberger (44) verstärkt<br />
als neuer Vizedirektor das Führungsteam<br />
von Austrian Standards. Bisher<br />
war Steigenberger nicht nur Vorstandsdirektor<br />
beim Baustoffhersteller Murexin AG<br />
Österreich, wo er unter anderem für das gesamte<br />
Auslandsgeschäft verantwortlich war,<br />
DI Walter Hitziger wurde zum Vorstand<br />
für die neue Division Brief/Retail der<br />
Österreichischen Post AG bestellt. Hitziger<br />
studierte Wirtschaftsingenieurwesen für Maschinenbau<br />
an der TU Graz, begann dann<br />
bei der Steirerbrau in der Distributionslogistik.<br />
1990 bis 1997 war er bei der Agiplan<br />
Martin Eckerstorfer (35) gründete die<br />
Logcon East GmbH. Der gelernte<br />
Spediteur und studierte Betriebswirt (DAV)<br />
war neben Österreich und Deutschland in<br />
führenden Positionen in China und Osteuropa<br />
für Kühne + Nagel Lettland und China,<br />
Geis/SDV China und als Country Manager<br />
technik sowie Wissens- und Innovationsmanagement.<br />
Heute ist er zudem für die<br />
Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
mbH - SFG tätig. Davor sammelte er u.a.<br />
Erfahrung als Managing Partner der ISN -<br />
Innovation Service Network GmbH.<br />
sondern auch Geschäftsführer eines Maschinen-<br />
und Anlagenherstellers. Der studierte<br />
Wirtschaftswissenschafter mit Auslandssemester<br />
in Südkorea ist verheiratet, hat zwei<br />
Kinder und lebt in Wiener Neustadt.<br />
Planungsgesellschaft sowie der ECONSULT<br />
Betriebsberatungsges.m.b.h. in Wien beschäftigt,<br />
anschließend verantwortete er<br />
Einkauf und Logistik bei bauMax bei. 2004<br />
wurde er erstmals Vorstand bei der Post.<br />
der Geis Group Österreich tätig. Die letzten<br />
2,5 Jahre leitete er die Reinecke & Associates<br />
CEE GmbH, wobei er das Geschäft<br />
und Partnernetzwerk in der CEE Region in<br />
den Bereichen Management Recruitment<br />
und Fusionen und Beteiligungen erfolgreich<br />
aufbaute.<br />
Manager für einen KEP-Dienstleister.<br />
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50 LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong><br />
www.logistik-express.com
TERMINE<br />
Termine am laufenden Band!<br />
Wir stellen laufend die wichtigsten Events in unseren Kalender online. Für Fragen, Wünsche und Anregungen<br />
stehen wir Ihnen natürlich gerne zur Verfügung.<br />
KA<strong>LE</strong>NDER VERANSTALTUNG ORT internet<br />
7.-8. Juni <strong>2011</strong> Österreichischer Logistik-Tag Linz www.vnl.at<br />
30. Juni <strong>2011</strong> BVL Automotivtag Steiermark Graz www.bvl.at<br />
8. September <strong>2011</strong> 2. Niederösterreichischer BVL Logistiktag Furth bei Göttweig www.bvl.at<br />
14.-15. September <strong>2011</strong> easyFairs TRANSPORT & LOGISTIK Bern www.easyfairs.com<br />
21.-22. September <strong>2011</strong> easyFairs VERPACKUNG + LOGISTIK & SERVICE Wien www.easyfairs.com<br />
21.-22. September <strong>2011</strong> 12. ECR-Tag Berlin www.gs1.de<br />
22. September <strong>2011</strong> 8. HanseLog Hamburg www.bvl.de<br />
September <strong>2011</strong> Logistik express Ausgabe Nr. 3 | <strong>2011</strong><br />
22.-23. September <strong>2011</strong> 9. Internationaler Leobener Logistiksommer Leoben www.logistik-sommer.at<br />
29.-30. September <strong>2011</strong> Österreichisches Einkaufsforum Linz www.bmoe.at<br />
10.-13. Oktober <strong>2011</strong> Motetek <strong>2011</strong> Stuttgart www.motek-messe.de<br />
19.-21. Oktober <strong>2011</strong> 28. Deutscher Logistik- Kongress Berlin www.bvl.de<br />
November <strong>2011</strong> Logistik express Ausgabe Nr. 4 | <strong>2011</strong><br />
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LOGISTIK express 2|<strong>2011</strong> 51
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