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ME2BE Hiergeblieben 2018 2

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Von hellem licht und lauten tönen –<br />

Was macht ein Veranstaltungstechniker?<br />

Es gibt Leute, die<br />

haben Bürojobs.<br />

Es gibt Leute,<br />

die arbeiten von neun<br />

bis fünf. Es gibt Leute,<br />

die machen jeden Tag<br />

das Gleiche. Und dann<br />

gibt es Björn. Bei ihm<br />

verläuft kein Tag wie<br />

der andere, denn er<br />

ist Auszubildender zur<br />

Fachkraft für Veranstaltungstechnik.<br />

2016 hat<br />

der 30-Jährige sich entschlossen,<br />

nochmal die<br />

Schulbank zu drücken<br />

und umzusatteln. Es<br />

ist bereits seine zweite<br />

Ausbildung, denn direkt<br />

nach dem Realschulabschluss und dem Zivildienst<br />

hat er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann<br />

abgeschlossen. Wir haben<br />

uns mit Björn getroffen und ihn gefragt, wie<br />

es so ist, das Arbeiten zwischen Kabeln und<br />

Konzerten.<br />

Wenn man sich mit Björn unterhält, merkt<br />

man ganz schnell, dass Musik ein großes<br />

Thema in seinem Leben ist, denn er spielt<br />

nicht nur selbst Bass, sondern seine erste<br />

Ausbildung absolvierte er in einem Musikgeschäft<br />

und war dort ganze zehn Jahre tätig.<br />

„Ich wollte einfach nochmal etwas anderes<br />

machen, denn das wirklich große Verkaufstalent<br />

war ich nie”, sagt der Hobbymusiker.<br />

Er erzählt davon, dass er auch vor seiner<br />

zweiten Ausbildung immer mal wieder am<br />

Licht­ oder Tonpult saß, um befreundete<br />

Bands (auf Konzerten) zu unterstützen.<br />

„Das ist etwas, was mir immer schon Spaß<br />

gemacht und mich fasziniert hat. Als ich<br />

dann von einem Bekannten hörte, dass<br />

sein Betrieb noch einen Auszubildenden<br />

suche, habe ich aber das erste Mal wirklich<br />

Wir haben Björn Hildebrandt getroffen, der eine Ausbildung<br />

zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik absolviert.<br />

TEXT & FOTOS Jana Limbers<br />

ernsthaft darüber nachgedacht.” Im August<br />

2016 hat Björn dann die Ausbildung zur<br />

Fachkraft für Veranstaltungstechnik, kurz<br />

VT, begonnen und es keinen Tag bereut. „Ich<br />

bin im Moment total zufrieden und würde<br />

mit niemandem tauschen wollen!”<br />

Björn gehört zu den VTlern, die in einem<br />

„festen Haus” lernen, sie sind also nicht<br />

ständig mit ihrem Betrieb unterwegs, sondern<br />

kümmern sich um die Veranstaltungen<br />

vor Ort, eben „im Haus”. In diesem Fall heißt<br />

das für Björn, dass er Musikabende, Parties,<br />

Kunstausstellungen oder sogar Wrestlingveranstaltungen<br />

plant und betreut. Kein Wunder,<br />

dass die Anforderungen immer wieder<br />

neu sind. Veranstaltungstechniker kümmern<br />

sich zwar auch um den Auf­ und Abbau von<br />

Bühnen, die Einrichtung und Bedienung von<br />

Tontechnik sowie um die Sicherheitsvorschriften,<br />

aber Björns Lieblingsaufgabe ist<br />

ganz klar: „Licht machen.“<br />

„Wenn ich Licht mache, kann ich mich kreativ<br />

so richtig austoben und Licht macht bei<br />

einer Show einen riesigen Unterschied. Es<br />

gibt nichts Schlimmeres als ein Konzert, bei<br />

dem einfach nur das Licht<br />

angeknipst wird und das<br />

war‘s dann.” Das Lichtpult<br />

sieht übrigens so<br />

ähnlich aus wie ein Tonpult<br />

und kann ähnlich<br />

kompliziert sein. Manchmal<br />

programmiert Björn<br />

ganze Lichtshows, sodass<br />

die unterschiedlichen<br />

Lichteffekte genau auf<br />

die verschiedenen Teile<br />

eines Songs abgestimmt<br />

sind. Das ist schon beeindruckend<br />

und man kann<br />

gut verstehen, weshalb<br />

ihm diese Arbeit gefällt.<br />

Aber mal Hand aufs Herz,<br />

Björn: Die Arbeitszeiten, die sind doch sicher<br />

ganz schön heftig oder? „Zum Glück geht<br />

das bei mir”, sagt er, „manchmal habe ich<br />

tatsächlich einen ganz normalen Arbeitstag<br />

von neun bis siebzehn Uhr. Es kommt<br />

natürlich mal vor, dass ich zehn oder sogar<br />

fünfzehn Stunden durcharbeiten muss, aber<br />

das gehört nun mal dazu. Urlaub nehmen<br />

wäre für mich auch kein Problem, aber das<br />

kann natürlich gerade bei Veranstaltungstechnikern,<br />

die nicht in einem ‚festen Haus’<br />

arbeiten, ganz anders sein.” Ok, verstanden:<br />

Die Arbeitszeiten können denen von Bürojobs<br />

gleichen, müssen es aber nicht. An Konzerttagen<br />

sieht so ein typischer Arbeitstag<br />

aber doch völlig anders aus als der im Büro.<br />

Wenn ein Konzert um 19 Uhr beginnt, fängt<br />

Björn um 12 Uhr an zu arbeiten. Sofern die<br />

Bühne bereits steht, was im „festen Haus“ oft<br />

der Fall ist, gilt es, die Beleuchtung zu installieren<br />

und eventuelle Sonderwünsche der<br />

Bands zu erfüllen. Im Laufe des Nachmittags<br />

erscheint dann die Band, baut ihr eigenes<br />

Equipment auf und macht mit Björn den<br />

Soundcheck. Wenn dann der Sound stimmt<br />

und alle zufrieden sind, ist oft gar nicht mehr<br />

viel Zeit, bis das Konzert beginnt.<br />

Wenn die Show vorbei ist, muss natürlich<br />

alles wieder aufgeräumt werden und gegen<br />

Mitternacht hat Björn dann meistens endlich<br />

Feierabend. Klar ist also: Dieser Beruf<br />

verlangt nicht nur Kreativität, sondern auch<br />

Durchhaltevermögen. Björn erzählt uns, was<br />

darüber hinaus noch wichtig ist: „Man muss<br />

auch improvisieren können, denn manchmal<br />

gehen einfach Dinge schief. Ein bisschen<br />

Durchsetzungsvermögen schadet auch nicht,<br />

und man sollte auf jeden Fall bereit sein,<br />

manche Dinge mit Humor zu nehmen, besonders<br />

in Stresssituationen; denn es ist niemandem<br />

geholfen, wenn man durchdreht.”<br />

Wir haben außerdem gefragt, was Björn<br />

denjenigen empfehlen würde, die sich für<br />

eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker<br />

interessieren. „Zunächst würde ich ein<br />

Praktikum machen, wenn man den Job noch<br />

nicht kennt. Man muss viele Dinge beachten,<br />

oft schwere Sachen schleppen und es<br />

wird manchmal eben echt spät. Man sollte<br />

sich genau überlegen, in welchem Betrieb<br />

man die Ausbildung macht. Die Arbeit in<br />

einem ‘festen Haus’ kann entspannter sein,<br />

allerdings ist die Arbeit bei einem reisenden<br />

Betrieb viel abwechslungsreicher. Es kommt<br />

darauf an, was einem liegt. Am Wichtigsten<br />

ist aber: Nicht den Kopf in den Sand stecken!<br />

Jeder fängt mal klein an.” Ihr seht,<br />

Veranstaltungstechniker ist ein vielseitiger<br />

und interessanter Beruf. Er ist technisch,<br />

fordert Kreativität, man hat mit anderen<br />

Menschen zu tun und eines ist sicher: Langweilig<br />

wird es nicht. Zwei Dinge wollen wir<br />

dann doch noch von Björn wissen: „Was<br />

war das schönste Erlebnis während deiner<br />

Ausbildung und was ist dein größtes berufliches<br />

Ziel?“ „Ehrlich gesagt, das Schönste<br />

ist, wenn man von den Künstlern für das<br />

gelobt wird, was man macht. So erhalte<br />

ich die Bestätigung für meine Arbeit. Mein<br />

berufliches Ziel wäre, einmal bei einer großen<br />

Produktion mit einem bekannten Star<br />

oder einer großen Band mitzuwirken und<br />

die Show mit zu planen. Das wäre klasse.”<br />

Wir wünschen Björn, dass noch viele gute<br />

Shows in seiner Zukunft liegen und auch<br />

sein Wunsch eines Tages Realität wird. Wir<br />

bedanken uns für den Einblick in sein<br />

Berufsleben und schließen mit einem<br />

Augenzwinkern und seinem beruflichen<br />

Motto: “Leg dich nie mit einem<br />

Lichttechniker an. Der hat Kabelbinder,<br />

Gaffa und ein leeres Case.”<br />

Björns Ausbildungsbetrieb:<br />

Carls Eventlocation<br />

Carlshöhe 47<br />

24340 Eckernförde<br />

Berufsschule:<br />

RBZ Technik<br />

Geschwister­Scholl­Straße 9<br />

24143 Kiel<br />

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