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akzent Juni '18 GB

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN

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62<br />

AKZENTE<br />

ZEITKAPSEL<br />

BODENSEE<br />

D/CH/A – Großstadt Bodensee | Nachdem<br />

Anfang April ein mehr als 3000 Jahre altes<br />

Boot geborgen wurde, kam kurz darauf die<br />

Meldung, dass Archäologen der Lösung des<br />

Rätsels um das „Stonehenge im Bodensee“<br />

einen großen Schritt näher gekommen seien.<br />

Es ist also mächtig was los in einem der<br />

größten Seen Europas, der als große Wundertüte<br />

gilt. Hansjörg Brem und Urs Leuzinger<br />

vom Amt für Archäologie des Kantons<br />

Thurgau über die Faszination Bodensee.<br />

„Der Bodensee ist wie eine Zeitkapsel“, so<br />

Kantonsarchäologe und Amtsleiter Hansjörg<br />

Brem und erklärt: „Er ist ein Spezialfall, da er<br />

nicht reguliert wird. Ab einer gewissen Tiefe<br />

wird es dunkel und kalt. Zudem hat das Süßwasser<br />

den Vorteil, dass es nicht so viele aktive<br />

Bakterien gibt, die an den Sachen nagen. Der<br />

Bodensee ist wie eine gute Kühltruhe, in der<br />

noch alles Mögliche liegt.“ Wie gut die wohl<br />

größte Kühltruhe Europas funktioniert, konnte<br />

man jüngst bei der Bergung eines über 3000<br />

Jahre alten und fast sieben Meter langen Einbaums<br />

sehen. Er gilt als ältestes Boot am Bodensee.<br />

Es war ein Zufallsfund, den Taucher<br />

drei Jahre zuvor in der Nähe von Wasserburg<br />

(D) gemacht hatten. Der Bug weist zwar Erosionsschäden<br />

auf, das Heck ist jedoch nahezu<br />

vollständig erhalten.<br />

Zugeteilt wurde der Boots-Fund dem Bayerischen<br />

Landesamt für Denkmalpflege, was<br />

man im Thurgau mit einem lachenden und einem<br />

weinenden Auge sieht: „Ein super Fund!<br />

Wir gönnen es den Bayern, wobei wir diesen<br />

natürlich gerne selbst gemacht hätten“, gibt<br />

der Thurgauer Archäologe Urs Leuzinger zu.<br />

Jedoch: „So ein Schiff zu bergen, zu konservieren,<br />

zu restaurieren, zu dokumentieren und<br />

anschließend zu vermitteln – das ist natürlich<br />

nicht gratis zu haben …“ Insofern ist es gut,<br />

wenn solche Projekte quasi rund um den See<br />

verteilt werden. Doch nach welchen Kriterien<br />

eigentlich?<br />

International und ohne Grenze<br />

Offiziell ist der Bodensee ein europäisches<br />

Niemandswasser, das zuweilen als Albtraum<br />

der Grenzpolizei gilt: Wo hört Deutschland<br />

auf, wo fängt die Schweiz an und welchen<br />

Anteil hat Österreich? Der Bodensee als Loch<br />

in der Außengrenze der EU und NATO. Au<br />

weia. Kein Problem jedoch für die engagierten<br />

Altertumsforscher. „Die Archäologie am<br />

Bodensee ist ein Experimentierfeld für internationale<br />

Zusammenarbeit“, so Hansjörg Brem.<br />

Unter den archäologischen Fachstellen gab es<br />

bislang nie Streit. Alles, was vor der Uferlinie<br />

liegt, behandelt einfach die Stelle, welche am<br />

nächsten ist. „Wir wollen ja alle dasselbe:<br />

Schutz der Pfahlbauten, Wracks und sonstigen<br />

Kulturdenkmäler“, erklärt Urs Leuzinger.<br />

Und er muss es wissen. Derzeit hat er nämlich<br />

den Hut auf, wenn es um das „Stonehenge<br />

im Bodensee“ geht. „Die Steinhaufen wurden<br />

vom deutschen Forschungsschiff mit Wissenschaftlern<br />

aus Darmstadt, Langenargen und<br />

dem Thurgau untersucht.“ Er lacht: „Voll international<br />

und ohne Grenze!“<br />

Das Stonehenge im Bodensee<br />

Die Hügel sorgen, seit deutsche Forscher sie<br />

2015 bei Vermessungen des Seegrundes entdeckt<br />

hatten, für Rätsel: Wie könnten die auf<br />

einer Linie angeordneten Steinhaufen entstanden<br />

sein? Rund 100 Stück mit einem Durchmesser<br />

von je 20 Metern, bestehend aus vielen<br />

je 40 Zentimeter großen Steinen, sind es vor<br />

dem Schweizer Ufer zwischen Bottighofen<br />

und Romanshorn. „Man muss die Suppe<br />

langsam kochen. Ich bin vorsichtig mit Vergleichen<br />

wie Stonehenge“, so Leuzinger, der<br />

die Untersuchungen leitet. Klar ist seit Kurzem,<br />

dass die Hügel menschengemacht sind.<br />

Ob die Steinformationen einen kultischen<br />

Hintergrund, wie der Steinkreis in England,<br />

haben, ist jedoch bisher völlig unklar. Die Steine<br />

nehmen in ihrer Anordnung einen klaren

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