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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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62<br />
AKZENTE<br />
ZEITKAPSEL<br />
BODENSEE<br />
D/CH/A – Großstadt Bodensee | Nachdem<br />
Anfang April ein mehr als 3000 Jahre altes<br />
Boot geborgen wurde, kam kurz darauf die<br />
Meldung, dass Archäologen der Lösung des<br />
Rätsels um das „Stonehenge im Bodensee“<br />
einen großen Schritt näher gekommen seien.<br />
Es ist also mächtig was los in einem der<br />
größten Seen Europas, der als große Wundertüte<br />
gilt. Hansjörg Brem und Urs Leuzinger<br />
vom Amt für Archäologie des Kantons<br />
Thurgau über die Faszination Bodensee.<br />
„Der Bodensee ist wie eine Zeitkapsel“, so<br />
Kantonsarchäologe und Amtsleiter Hansjörg<br />
Brem und erklärt: „Er ist ein Spezialfall, da er<br />
nicht reguliert wird. Ab einer gewissen Tiefe<br />
wird es dunkel und kalt. Zudem hat das Süßwasser<br />
den Vorteil, dass es nicht so viele aktive<br />
Bakterien gibt, die an den Sachen nagen. Der<br />
Bodensee ist wie eine gute Kühltruhe, in der<br />
noch alles Mögliche liegt.“ Wie gut die wohl<br />
größte Kühltruhe Europas funktioniert, konnte<br />
man jüngst bei der Bergung eines über 3000<br />
Jahre alten und fast sieben Meter langen Einbaums<br />
sehen. Er gilt als ältestes Boot am Bodensee.<br />
Es war ein Zufallsfund, den Taucher<br />
drei Jahre zuvor in der Nähe von Wasserburg<br />
(D) gemacht hatten. Der Bug weist zwar Erosionsschäden<br />
auf, das Heck ist jedoch nahezu<br />
vollständig erhalten.<br />
Zugeteilt wurde der Boots-Fund dem Bayerischen<br />
Landesamt für Denkmalpflege, was<br />
man im Thurgau mit einem lachenden und einem<br />
weinenden Auge sieht: „Ein super Fund!<br />
Wir gönnen es den Bayern, wobei wir diesen<br />
natürlich gerne selbst gemacht hätten“, gibt<br />
der Thurgauer Archäologe Urs Leuzinger zu.<br />
Jedoch: „So ein Schiff zu bergen, zu konservieren,<br />
zu restaurieren, zu dokumentieren und<br />
anschließend zu vermitteln – das ist natürlich<br />
nicht gratis zu haben …“ Insofern ist es gut,<br />
wenn solche Projekte quasi rund um den See<br />
verteilt werden. Doch nach welchen Kriterien<br />
eigentlich?<br />
International und ohne Grenze<br />
Offiziell ist der Bodensee ein europäisches<br />
Niemandswasser, das zuweilen als Albtraum<br />
der Grenzpolizei gilt: Wo hört Deutschland<br />
auf, wo fängt die Schweiz an und welchen<br />
Anteil hat Österreich? Der Bodensee als Loch<br />
in der Außengrenze der EU und NATO. Au<br />
weia. Kein Problem jedoch für die engagierten<br />
Altertumsforscher. „Die Archäologie am<br />
Bodensee ist ein Experimentierfeld für internationale<br />
Zusammenarbeit“, so Hansjörg Brem.<br />
Unter den archäologischen Fachstellen gab es<br />
bislang nie Streit. Alles, was vor der Uferlinie<br />
liegt, behandelt einfach die Stelle, welche am<br />
nächsten ist. „Wir wollen ja alle dasselbe:<br />
Schutz der Pfahlbauten, Wracks und sonstigen<br />
Kulturdenkmäler“, erklärt Urs Leuzinger.<br />
Und er muss es wissen. Derzeit hat er nämlich<br />
den Hut auf, wenn es um das „Stonehenge<br />
im Bodensee“ geht. „Die Steinhaufen wurden<br />
vom deutschen Forschungsschiff mit Wissenschaftlern<br />
aus Darmstadt, Langenargen und<br />
dem Thurgau untersucht.“ Er lacht: „Voll international<br />
und ohne Grenze!“<br />
Das Stonehenge im Bodensee<br />
Die Hügel sorgen, seit deutsche Forscher sie<br />
2015 bei Vermessungen des Seegrundes entdeckt<br />
hatten, für Rätsel: Wie könnten die auf<br />
einer Linie angeordneten Steinhaufen entstanden<br />
sein? Rund 100 Stück mit einem Durchmesser<br />
von je 20 Metern, bestehend aus vielen<br />
je 40 Zentimeter großen Steinen, sind es vor<br />
dem Schweizer Ufer zwischen Bottighofen<br />
und Romanshorn. „Man muss die Suppe<br />
langsam kochen. Ich bin vorsichtig mit Vergleichen<br />
wie Stonehenge“, so Leuzinger, der<br />
die Untersuchungen leitet. Klar ist seit Kurzem,<br />
dass die Hügel menschengemacht sind.<br />
Ob die Steinformationen einen kultischen<br />
Hintergrund, wie der Steinkreis in England,<br />
haben, ist jedoch bisher völlig unklar. Die Steine<br />
nehmen in ihrer Anordnung einen klaren