28.05.2018 Aufrufe

NEUMANN Juni 2018

Das Magazin für Kultur & Lifestyle

Das Magazin für Kultur & Lifestyle

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

34<br />

Tonträger<br />

UNTERHALTUNG<br />

Florence + the Machine betören wieder<br />

Schöner schwelgen<br />

Es gibt Bands, auf die man sich blind<br />

verlassen kann. Nicht allzu viele, aber<br />

es gibt sie. Eine davon ist Florence +<br />

the Machine. Grund dafür ist die Ausnahmekünstlerin<br />

Florence Welch, die<br />

die Indie-Welt in den letzten Jahren<br />

so geprägt hat wie wenige andere<br />

Künstlerinnen. Diese Stimme, diese<br />

Aura, dieses Charisma – eine Wucht,<br />

die auf musikalischer Ebene alle Register<br />

zieht – auch auf „High As<br />

Hope“, dem mittlerweile vierten<br />

Studioalbum. Melancholisch klingen<br />

Florence + the Machine immer noch,<br />

jedoch war ihre Melancholie nie eine<br />

der Aufgabe und des Zusammenbruchs.<br />

Vielmehr liegt eine unfassbare<br />

Kraft in ihren Songs und in ihrer<br />

Stimme. Eine Kraft, die Verletzlichkeit<br />

zulässt, diese aber in Zuversicht<br />

umwandelt. All das macht „High As<br />

Hope“ zu einem schillernden, einem<br />

zeitgeistigen, einem mitreißenden<br />

Album. Entstanden in Südlondon<br />

(verewigt im wunderbaren „South<br />

London Forever“), Los Angeles und<br />

New York, ist „High As Hope“ Welchs<br />

bislang vielschichtigstes Werk. Und<br />

doch eines, das auch das traumwandlerische<br />

Schwelgen oder den bombastischen<br />

Trademark-Pomp nicht vernachlässigt.<br />

jono<br />

FLORENCE+ THE MACHINE<br />

High As Hope<br />

Island/Universal Music<br />

IMMORTAL Northern Chaos Gods<br />

Nachdem Ex-Sänger Abbath sich – laut Aussagen<br />

seiner Mitmusiker – mit den gemeinsam geschriebenen<br />

Songs der norwegischen Black-Metal-Legende<br />

Immortal aus dem Staub machte, um diese unter<br />

eigenem Namen zu veröffentlichen, sahen sich die<br />

verbliebenen Mitglieder gezwungen, ein komplett<br />

neues Album aufzunehmen. Dafür kann man Abbath<br />

nachträglich nur dankbar sein, denn das, was die<br />

zum Duo geschrumpften Immortal mit Produzent<br />

Peter Tägtgren als Studiobassisten abliefern, ist<br />

von einer Wucht und einem Furor wie lange nicht<br />

mehr. Nach dem eher durchwachsenen Vorgänger<br />

„All Shall Fall“ knüpfen Immortal mit „Northern<br />

Chaos God“ jetzt<br />

an ganz große<br />

Zeiten an und legen<br />

ein Werk vor,<br />

welches das Zeug<br />

zum Klassiker<br />

hat. Nuclear Blast<br />

TEITUR<br />

I Want To Be Kind<br />

Teitur hat sich für sein neues Album viel Zeit gelassen, erschien dessen<br />

Vorgänger doch bereits vor fünf Jahren. Zwischenzeitlich wirkte<br />

der Liedermacher von den Färöer Inseln an der Entstehung von<br />

Judith Holofernes zweitem Soloalbum mit und begleitete diese auf<br />

der folgenden Tour. Im Gegenzug unterstützte die Sängerin ihn auf<br />

der ersten Single des Albums, der feinen, eingängigen Pianoballade<br />

„Sara“. Die ist für die Verhältnisse des Gitarristen und Sängers fast<br />

schon opulent inszeniert und sticht damit aus dem restlichen, äußerst<br />

ruhigen, auf Dauer fast schon ein wenig zu stillen Song-Kanon<br />

angenehm heraus. Warner Music<br />

CARLA BOZULICH Quieter<br />

Als Sängerin, Songwriterin oder Schriftstellerin und mit Bands wie The<br />

Geraldine Fibers und Evangelista mischt die in Los Angeles beheimatete<br />

Künstlerin Carla Bozulich seit Jahren den US-Underground auf.<br />

Nach dem gefeierten „Boy“ legt sie mit „Quieter“ ihr zweites Solowerk<br />

auf – erneut eine atemberaubende, vielfältige Zusammenstellung wunderschöner,<br />

sperriger, teils obskurer Kompositionen zwischen Klangfragment<br />

und verquerem Popsong. So unterschiedlich die musikalische<br />

Ausrichtung der Stücke auch sein mag, Bozulichs spröde und gefühlvolle<br />

Stimme sorgt für die Klammer, die alles zusammenhält. Constellation<br />

kompakt<br />

SAMUEL HOPE Other Man<br />

Im für Popmusiker durchaus fortgeschrittenen Alter von 34<br />

Jahren legt Samuel Hope sein Debütalbum vor und so sollte<br />

der erste Versuch dann auch gleich sitzen. Der New Yorker hat<br />

ein Team zusammengestellt, dessen Mitglieder schon mit New<br />

Order oder Muse gearbeitet haben. Die können allerdings auch<br />

nicht verhindern, dass „Other<br />

Man“ zwar nett produziert und<br />

einschmeichelnd klingt, der soulige,<br />

elektronische Pop Hopes<br />

aber stets an der Oberfläche<br />

bleibt und Tiefgang weitestgehend<br />

vermissen lässt. Sony Music<br />

BLACKOUT PROBLEMS Kaos<br />

Mit dem Debüt „Holy“ gelang den<br />

Münchnern ein Überraschungserfolg,<br />

der es bis in die Top 50 der<br />

deutschen Albumcharts schaffte.<br />

Nach vielen Touren mit etablierten<br />

Namen wie Royal Republic<br />

oder Apologies, I Have None will<br />

das Quartett mit „Kaos“ nun den nächsten Schritt gehen. Die<br />

Qualität dazu hat das neue Album. Es bewegt sich zwischen Alternative<br />

und Post-Hardcore, zwischen Rise Against, Alexisonfire<br />

sowie Blackmail und die Band zeigt sich darauf in Sachen<br />

Songwriting versierter als beim Vorgänger. Munich Warehouse<br />

PELAGOS Revolve<br />

Circle ist die wohl bekannteste, experimentelle Rockband<br />

Finnlands, die seit jeher einen unglaublich- kreativen Ausstoß<br />

hat. Nun hat sich um zwei Ex-Bandmitglieder das<br />

Quartett Pelagos formiert, um das Konzept des großen<br />

musikalischen Bruders weiterzuführen. Der minimalistische<br />

Post-Industrial des Debüts<br />

„Revolve“ wird durch harte Riffs<br />

und sphärische Synthesizerklänge<br />

ergänzt, die den melancholischen<br />

und epischen Songs<br />

ein herausragendes Format<br />

verpassen. Svart Records<br />

Foto: o.l. Vincent Haycock/Universal Music<br />

<strong>Juni</strong> <strong>2018</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!