Gemeinde Aktuell - Marktgemeinde Albrechtsberg an der großen ...
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<strong>Gemeinde</strong> <strong>Aktuell</strong> 04/09 Seite 35<br />
Das Waldviertel in seinen Sagen<br />
Herausgegeben von Richard Pils<br />
Bibliothek <strong>der</strong> Provinz<br />
Teil 9<br />
SCHWEIGGERS<br />
Dirn, Graum<strong>an</strong><strong>der</strong>l und Teufel<br />
Bei einem Bauern war einmal eine Dirn im<br />
Dienst, <strong>der</strong> zeigte sich öfters ein graues M<strong>an</strong><strong>der</strong>l,<br />
das ihr mit dem Finger winkte, um zu ihm<br />
zu kommen. Das erzählte nun einmal die Dirn<br />
dem Pfarrer, und <strong>der</strong> sagte, sie solle mitgehen.<br />
Nun ging sie richtig einmal mit. Das graue<br />
M<strong>an</strong><strong>der</strong>l führte sie tief in den Wald zu einem<br />
kleinen Bäumchen und for<strong>der</strong>te sie auf, dort in<br />
<strong>der</strong> Erde zu graben, bis sie auf eine Kiste stoße.<br />
Sie aber sagte, sie habe keine Haue mit,<br />
doch das M<strong>an</strong><strong>der</strong>l <strong>an</strong>twortete, sie solle mit den<br />
Fingern graben, weil die Kiste ohnedies schon<br />
so weit heroben sei. Nun grub sie also mit den<br />
Fingern und f<strong>an</strong>d auch bald die Kiste. Das<br />
graue M<strong>an</strong><strong>der</strong>l half ihr die Kiste heraustun und<br />
auf ihre „Achsel“ heben und sagte ihr, sie solle<br />
damit nach Hause gehen, dürfe aber am Wege<br />
nicht ja und nein sagen und nicht nach rechts<br />
und links schauen. Damit verschw<strong>an</strong>d das<br />
M<strong>an</strong><strong>der</strong>l. Auf dem Wege aber höhnte <strong>der</strong> Teufel<br />
hinter ihr immer her und rief: “Hab´s eh<br />
schon, hab´s eh schon!“ Die Magd rührte sich<br />
nicht; doch wie sie endlich zu ihrer Haustüre<br />
kam, wurde es ihr zu dumm, dass <strong>der</strong> Teufel<br />
immer sagte „hab´s eh schon“, und sie sagte:<br />
„ja, <strong>an</strong>´Schmarrn“; darauf hat ihr <strong>der</strong> Teufel<br />
einen Schlag gegeben, dass die Kiste herunterfiel.<br />
Da st<strong>an</strong>d das graue M<strong>an</strong><strong>der</strong>l wie<strong>der</strong> da<br />
und sagte: „Jetzt muss ich wie<strong>der</strong> so l<strong>an</strong>ge<br />
warten, bis aus dem Bäumchen ein Bloch und<br />
aus dem Bloch eine Wiege gemacht und bis<br />
das Kind, das in <strong>der</strong> Wiege liegt, wie<strong>der</strong> groß<br />
wird, und das k<strong>an</strong>n mich d<strong>an</strong>n wie<strong>der</strong> erlösen.“<br />
Die Kiste mit dem Schatz hatte natürlich <strong>der</strong><br />
Teufel geholt, die war sofort verschwunden.<br />
GROSSREICHENBACH<br />
Der Sonne nach<br />
In Großreichenbach lebten einmal zwei schon<br />
etwas ältere H<strong>an</strong>dwerksburschen, ein Schuster<br />
und ein Schnei<strong>der</strong>, die verabredeten, dass <strong>der</strong><br />
eine dem Mond, <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e <strong>der</strong> Sonne nachgehen<br />
solle. Der erste war deshalb in ein fernes<br />
L<strong>an</strong>d mit einem recht hohen Berg gew<strong>an</strong><strong>der</strong>t,<br />
aber bis heute nicht mehr zurückgekehrt.<br />
Der zweite aber, <strong>der</strong> Sonnensucher, war wie<strong>der</strong>gekommen.<br />
Er erzählte, dass er mit häufigen<br />
Unterbrechungen immer gegen Sonnenaufg<strong>an</strong>g<br />
durch viele fremde Län<strong>der</strong> gew<strong>an</strong><strong>der</strong>t<br />
wäre, wo ihm die Menschen für seine Flickarbeiten<br />
Speisen und Tr<strong>an</strong>k und auch Quartier,<br />
je nach L<strong>an</strong>desbrauch, gegeben hätten. Oft<br />
atte er gemeint, er müsste<br />
noch selbigen Tages <strong>an</strong><br />
den Ort kommen, wo <strong>der</strong><br />
die Sonne emporsteigen<br />
gesehen hatte, aber umsonst.<br />
Auch kein Mensch<br />
hatte ihm Auskunft darüber<br />
geben können. So wäre er fortgew<strong>an</strong><strong>der</strong>t, bis<br />
er <strong>an</strong> ein großes Meer gekommen wäre. Hier<br />
hatte er wie<strong>der</strong> den Sonnenaufg<strong>an</strong>g erwartet.<br />
Da aber die Sonne, die doch eine glühende<br />
Kugel sein soll, aus dem Wasser ohne Dampf<br />
und Zischen emporgestiegen war, so hatte er<br />
das Suchen nach <strong>der</strong> Sonne aufgegeben und<br />
war wie<strong>der</strong> in die Heimat zurückgew<strong>an</strong><strong>der</strong>t,<br />
denn nun hatte er gesehen, dass die Sonne<br />
we<strong>der</strong> aus dem Wasser emporsteige noch<br />
darin untertauche. Viele Jahre hatte er sich auf<br />
W<strong>an</strong><strong>der</strong>schaft befunden, jetzt wo er endlich<br />
heimgekommen war, war seine Stube leer,<br />
seine Liebsten unter <strong>der</strong> Erde und er ein alter,<br />
gebrechlicher M<strong>an</strong>n.<br />
HOHENEICH<br />
Die verzauberte Geiß<br />
In Hoheneich bei Gmünd hatte einmal ein<br />
Schnei<strong>der</strong> von einem Bauern aus dem Dorfe<br />
eine Geiß mit einem <strong>großen</strong> Euter eingeh<strong>an</strong>delt.<br />
Beim Heimtreiben kehrte er im Wirtshause<br />
ein und b<strong>an</strong>d <strong>der</strong>weil die Ziege im Schuppen<br />
des Hofes fest. Wie er d<strong>an</strong>n, ohne das<br />
Tier weiter zu betrachten, damit zu seiner Frau<br />
kam, wollte diese gleich die Geiß melken. Das<br />
war aber nicht möglich, denn was vor ihr st<strong>an</strong>d,<br />
war ein – Bock. Der Schnei<strong>der</strong> wurde von seiner<br />
Alten fürchterlich beschimpft, konnte es<br />
sich aber nicht erklären, wie aus <strong>der</strong> Ziege ein<br />
Bock geworden war und meinte, das Lu<strong>der</strong> sei<br />
verhext. Er trieb also den Bock wie<strong>der</strong> zurück,<br />
um dem Bauern tüchtig die Meinung zu sagen.<br />
Auf dem Wege dahin musste er abermals vor<br />
dem Wirtshaus <strong>an</strong> <strong>der</strong> Straße vorbei. Der Wirt<br />
st<strong>an</strong>d neben <strong>der</strong> Türe, fragte den Schnei<strong>der</strong>,<br />
warum er den Bock zurücktreibe und lud ihn<br />
ein, ihm bei einem Glaserl Wein zu sagen,<br />
warum er so fuchsteufelswild d´reinschaue.<br />
Der Schnei<strong>der</strong> b<strong>an</strong>d den Bock wie<strong>der</strong> im<br />
Schuppen fest, und nachdem er die Hexerei<br />
erzählt und getrunken hatte, b<strong>an</strong>d er den Bock<br />
wie<strong>der</strong> los und zog, ohne ihn zu beachten,<br />
seines Weges zu dem Bauern weiter. Dieser<br />
wusste aber nicht, was er zu <strong>der</strong> Schimpferei<br />
des Schnei<strong>der</strong>s sagen sollte, denn es st<strong>an</strong>d ja<br />
eine richtige Geiß vor beiden. Nun bemerkte<br />
das auch <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong>, und ließ es sich nicht<br />
nehmen, dass das Vieh verhext sei. Unterdessen<br />
kam <strong>der</strong> Wirt hinzu, lachte und sagte, dass<br />
er, während <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong> beim Glase Wein<br />
saß, durch den Hausknecht die Geiß mit seinem<br />
Bock vertauschen habe lassen. Nun trieb<br />
<strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong> die Geiß ohne weitere Verwechslung<br />
heim.