Gemeinde Aktuell - Marktgemeinde Albrechtsberg an der großen ...
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<strong>Gemeinde</strong> <strong>Aktuell</strong> 04/09 Seite 48<br />
Warten aufs Christkind<br />
Adventgeschichte aus meiner Kindheit<br />
von Gerti Greindl aus Marbach<br />
Ich k<strong>an</strong>n ich<br />
nicht erinnern,<br />
dass in meiner<br />
Kind heit, in<br />
<strong>der</strong> Familie<br />
über Advent<br />
gesprochen<br />
wurde. Ich<br />
glaube, wir<br />
hatten nicht<br />
einmal einen<br />
Adventkr<strong>an</strong>z,<br />
auch keine<br />
Krippe.<br />
Und doch spüre ich noch immer die Vorfreude und<br />
die Erwartung auf das Christkind g<strong>an</strong>z genau.<br />
Es waren die schönsten Augenblicke meiner Kindheit,<br />
wenn mein Vater mit dem Glöckchen gebimmelt<br />
hat, um uns <strong>an</strong>zuzeigen, dass das Christkind<br />
gekommen ist.<br />
Ich sehe noch immer den erleuchteten Christbaum<br />
mit den Gelee-Ringerl und den Likörflascherl vor<br />
mir.<br />
Der Christbaum, eine kleine Fichte, st<strong>an</strong>d vor den<br />
Betten im Kin<strong>der</strong>zimmer auf einem Tisch; und immer,<br />
wenn ich in <strong>der</strong> Früh aufgewacht bin, sah ich<br />
als erstes meinen geschmückten Christbaum.<br />
Auch <strong>an</strong> die Wochen und Tage vor dem Heiligen<br />
Abend k<strong>an</strong>n ich mich noch gut erinnern.<br />
Zu meiner Zeit, beg<strong>an</strong>n die Wartezeit auf das<br />
Christkind mit dem Krampus.<br />
Dieser dunkle Geselle, vor dem wir Kin<strong>der</strong> uns alle<br />
fürchteten, weil er mit Kette und Rute laut durchs<br />
Dorf zog. Und wehe, es war noch ein Kind auf <strong>der</strong><br />
Straße, da bekam es die Rute gleich hautnah zu<br />
spüren.<br />
Den Nikolaus sah ich in meiner Kindheit selten. Der<br />
legte nur g<strong>an</strong>z heimlich, süße Köstlichkei-ten in das<br />
bereitgestellte Teller zwischen die Fenster, und in<br />
die schön geputzten Stiefel, die m<strong>an</strong> am Abend ins<br />
Vorhaus stellte.<br />
Zum Fürchten waren sie, die Kramperln und ich<br />
hatte ein Erlebnis, dass mich für Jahre traumatisierte.<br />
Mein Bru<strong>der</strong>, etwa 12 Jahre alt und ich gerade mal<br />
5,6 Jahre alt, wollten einmal g<strong>an</strong>z schlau sein und<br />
so sperrten wir Kin<strong>der</strong> uns schon am frühen Abend<br />
in das Zimmer, über den kleinen Hasenstall gelegen.<br />
Da fühlten wir uns g<strong>an</strong>z sicher.<br />
Diesmal sollte <strong>der</strong> 6. Dezember ohne Begegnung<br />
mit dem gefürchteten Höllenm<strong>an</strong>n vorrübergehen.<br />
Es wurde finster und wir hörten auf <strong>der</strong> Strasse<br />
Schritte und das Rasseln <strong>der</strong> Ketten. D<strong>an</strong>n endlich<br />
war es ruhig.<br />
Erleichtert flüsterten wir uns im dunklen Raum zu,<br />
welch Glück wir diesmal hatten und beglückwünschten<br />
uns.<br />
Da kam plötzlich aus dem Nichts heraus, das<br />
schreckliche Gesicht des Krampus am Fenster zum<br />
Vorschein und klopfte wie wild <strong>an</strong> die Scheibe.<br />
Ich starrte vor Schreck auf die Maske mit den <strong>großen</strong><br />
Hörnern und bef<strong>an</strong>d mich Aug in Aug mit einem<br />
Krampus. Im nächsten Moment beg<strong>an</strong>n ich vor<br />
Schreck so laut zu schreien, dass es sogar dem<br />
Krampus Angst und B<strong>an</strong>ge wurde. Auch meinem<br />
Bru<strong>der</strong> liefen nun die Tränen herunter und zwei<br />
jämmerliche Gestalten zitterten im Zimmer um die<br />
Wette. Niem<strong>an</strong>d schaffte es in <strong>der</strong> nächsten Stunde,<br />
mich zu beruhigen.<br />
Meine Eltern wussten nicht, wie sie mich wie<strong>der</strong><br />
trösten konnten und Papa zeigte mir sogar die<br />
Krampusmaske, damit ich verstehen sollte, dass<br />
hinter <strong>der</strong> Gestalt des Krampus, er selbst gest<strong>an</strong>den<br />
war.<br />
Ich glaube, dieser 6. Dezember, dass war auch für<br />
meine Eltern ein einschneidendes Erlebnis.<br />
Von diesem Tag <strong>an</strong> traute ich mich jahrel<strong>an</strong>g nicht<br />
aus dem Fenster des Zimmers zu blicken.<br />
Wenn auch meine kleine Kin<strong>der</strong>seele, dieses Erlebnis<br />
nie vergessen hat, am nächsten Tag war ich<br />
wie<strong>der</strong> voll Vorfreude auf das Christkind und so<br />
richtig bewusst wurde es mir immer am 8. Dezember,<br />
dass es jetzt auf Weihnachten zugeht.<br />
Denn <strong>an</strong> diesem Tag beg<strong>an</strong>n meine Mutter mit<br />
dem Bäckerei backen.<br />
Ich komme aus einer kleinen Arbeiterfamilie und da<br />
gab es das g<strong>an</strong>ze Jahr über selten etwas zu naschen.<br />
Da k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich denken, mit wie viel Vorfreude<br />
ich dem Genuss <strong>der</strong> Bäckerei entgegengesehen<br />
habe.<br />
Im g<strong>an</strong>zen Haus roch es nach <strong>der</strong> Bäckerei und beson<strong>der</strong>s<br />
gefreut hat es uns Kin<strong>der</strong>, wenn einmal ein<br />
Blech mit Weihnachtsbäckerei etwas schwarz<br />
geworden ist.<br />
Da bekam m<strong>an</strong> letztendlich doch schon etwas<br />
ab von den Keksen.<br />
Das nächste, <strong>an</strong> das ich mich erinnern<br />
k<strong>an</strong>n, war <strong>der</strong> Weihnachtsputz.<br />
Den habe ich aber in weniger guten Erinnerung,<br />
und zwar deshalb, weil meine Mutter<br />
hektisch und genervt durch das g<strong>an</strong>ze Haus<br />
hetzte, damit es am 24. Dezember ja sauber<br />
war.<br />
Da wurden trotz eisiger Kälte, die Fenster aufgerissen<br />
und geputzt. In <strong>der</strong> Kredenz wurde