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Die Herren von Hirrlingen und das Kloster St. Georgen im ...

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worden war, Gott <strong>und</strong> dem heiligen Georg auf ewig für <strong>das</strong> Heil ihrer Seelen <strong>und</strong> <strong>das</strong> ihrer Eltern.<br />

<strong>Die</strong>se [Kirche] ist keine Pfarrkirche, besitzt aber zu freier Verfügung zwei Zehnte <strong>und</strong> ist keiner<br />

Pfarrei unterworfen. Sie übergaben diese [Kirche] mit ganzem Recht <strong>und</strong> darüber hinaus mit zwei<br />

Mansen am Wagenweg <strong>und</strong> einer halben bei Schelklingen. Durchgeführt wurde aber diese<br />

Schenkung be<strong>im</strong> Ort, der Ehingen heißt, vor den genannten Zeugen: Rüdiger <strong>von</strong> Öpfingen,<br />

Wolftrigel <strong>von</strong> Ehingen, <strong>Die</strong>thelm <strong>von</strong> Rißtissen, Hildebold <strong>von</strong> Langenschemmern. Nachdem<br />

nicht viele Wochen danach vergangen waren, wurde die Übergabe wiederholt, worin die vorgenannten<br />

Ritter Rüdiger, Adalbert <strong>und</strong> Walther <strong>das</strong> Übergebene loslösten vom gesamten Recht<br />

des Eigentums <strong>und</strong> <strong>von</strong> der Vogtei, die sie zuvor an diesem Ort hatten. [<strong>Die</strong>s geschah] be<strong>im</strong> Ort<br />

Ehingen vor Graf <strong>Die</strong>pold <strong>von</strong> Berg, dem sie auch als Vogt diesen Ort anvertrauten gemäß den<br />

Vögte <strong>und</strong> Eigengüter betreffenden Rechten des <strong>Kloster</strong>s des heiligen Georg, in Gegenwart <strong>und</strong><br />

unter solcherart gegebener Zust<strong>im</strong>mung des Abtes des heiligen Georg, W[erner], <strong>und</strong> der drei<br />

oben erwähnten Brüder sowie in Anwesenheit der Brüder, des D. [Ulrich (II.)] <strong>von</strong> <strong>Hirrlingen</strong>,<br />

Heinrich <strong>von</strong> Hohenwang, Gerwig <strong>von</strong> Medinberg, <strong>Die</strong>trich <strong>von</strong> Messen, Ernst <strong>und</strong> Konrad. Wir<br />

haben daher entschieden, dieses Schriftstück durch unser Siegel zu befestigen <strong>und</strong> als unser<br />

Privileg anzunehmen; es soll denen gezeigt werden, die gegen irgendein Recht dieser Kirche angehen<br />

oder dieses brechen wollen.<br />

Edition: WürttUB I 290; Übersetzung: BUHLMANN.<br />

<strong>Die</strong> Schenker Rüdiger, Adalbert <strong>und</strong> Walther entstammten einer in Schwaben reich begüterten<br />

Familie <strong>von</strong> liberi homines, sie waren milites nobilioris prosapiae <strong>und</strong> gehörten zu den<br />

Adelskreisen, die in der Zeit des Investiturstreits die päpstliche Partei in Schwaben bildeten<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Reformmönchtum Hirsauer <strong>und</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong>er Prägung unterstützten. <strong>Die</strong>se Familie<br />

<strong>von</strong> Schelklingen – benannt nach der bei Urspring gelegenen, in der obigen Urk<strong>und</strong>e erwähnten<br />

Burg Hohenschelklingen – lässt sich grob bis zum Ende des 11. Jahrh<strong>und</strong>erts zurückverfolgen.<br />

Ein gewisser Otto <strong>und</strong> seine Frau Emecha <strong>von</strong> Grizeg<strong>und</strong>e waren vermutlich<br />

die Eltern der drei Brüder, Otto stammte u.a. <strong>von</strong> einer uns dem Namen nach unbekannten<br />

Gräfin <strong>von</strong> Achalm ab. Kurz vor 1184 schenkte ein gewisser Walther <strong>von</strong> Schelklingen dem<br />

<strong>Kloster</strong> Ursberg die Kirche in Gruibingen; weitere Schelklinger – Ernst zu Beginn, Adelentus<br />

in der 2. Hälfte des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts – wurden Mönche <strong>im</strong> vom Grafen Liutold <strong>von</strong> Achalm<br />

(†1098) <strong>im</strong> Jahr 1089 gegründeten <strong>Kloster</strong> Zwiefalten. Auch die Verwandtschaft der<br />

Schelklinger mit der Familie <strong>von</strong> <strong>St</strong>eußlingen kann u.a. auf Gr<strong>und</strong> der damaligen Besitzverhältnisse<br />

wahrscheinlich gemacht werden. Von den <strong>St</strong>eußlingern führt die Spur dann bis zum<br />

Kölner Erzbischof Anno II. (1056-1075). Wenn nämlich die Urk<strong>und</strong>e da<strong>von</strong> spricht, <strong>das</strong>s die<br />

Kirche schon „vor Jahren <strong>von</strong> den Vorfahren an dem Ort errichtet worden war“, so wäre zu<br />

vermuten, ob damals - etwa durch Vermittlung Erzbischof Annos - <strong>das</strong> Patrozinium des 993<br />

heilig gesprochenen Bischofs Ulrich <strong>von</strong> Augsburg (923-973) in Urspring Einzug gehalten<br />

hat. Man kann <strong>das</strong> Ulrich-Patrozinium aber auch in Verbindung setzen mit den Aktivitäten<br />

des <strong>Kloster</strong>s <strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong> ab 1127; die Mönchsgemeinschaft aus dem Schwarzwald hatte<br />

bekanntlich <strong>im</strong> Zuge der „<strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong>er Reform“ enge Beziehungen zum <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. Ulrich<br />

<strong>und</strong> Afra in Augsburg.<br />

<strong>Die</strong> Übergabe der Kirche in Urspring <strong>und</strong> der dazugehörigen Güter vollzog sich in zwei<br />

Schritten in Anwesenheit einer Vielzahl <strong>von</strong> Zeugen. <strong>Die</strong> Urk<strong>und</strong>e führt zwei unterschiedliche<br />

Zeugenreihen auf. Da als Ort der Schenkung (beides Mal) Ehingen genannt wird, ist bei der<br />

ersten Zeugenreihe an Zeugen aus der Nachbarschaft Ursprings <strong>und</strong> Ehingens zu denken.<br />

<strong>Die</strong> zweite Zeugenreihe, die sich wenige Wochen nach der ersten Übergabe ebenfalls in<br />

Ehingen versammelte, erscheint exklusiver. Anwesend war auch Graf <strong>Die</strong>pold <strong>von</strong> Berg, an<br />

den die <strong>St</strong>ifter die Vogtei über die Urspringer Kirche abtraten. Während also die erste Übergabe<br />

der Kirche eine normale Besitzschenkung gewesen war, war die Übertragung der Vogtei<br />

bedeutsamer. <strong>Die</strong> so begründete Kirchenvogtei des in der Umgebung Ursprings reich<br />

Michael Buhlmann, <strong>Die</strong> <strong>Herren</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirrlingen</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> <strong>Kloster</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong> <strong>im</strong> Schwarzwald 10

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