Im Sinkflug - GEW
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14<br />
Hintergrund<br />
„In Italien ist die<br />
Weiterbildungsbeteiligung<br />
von<br />
Region zu Region<br />
sehr unterschiedlich.“<br />
„<strong>Im</strong> Vergleich zur<br />
Erhebung aus<br />
dem Jahr 2000<br />
ging die Zahl der<br />
Teilnehmer in formal<br />
organisierter<br />
Weiterbildung auf<br />
41 Prozent<br />
zurück.“<br />
Wie machen<br />
es die Anderen?<br />
Das italienische Weiterbildungssystem<br />
ist weitgehend dezentral<br />
organisiert. Mit Bildungsgutscheinen<br />
wurden keine guten<br />
Erfahrungen gesammelt.<br />
In Italien gibt es weniger<br />
betriebliche Weiterbildung als<br />
in den meisten anderen europäischen<br />
Ländern. 1999 beteiligten<br />
sich lediglich 24 Prozent aller<br />
Unternehmen an der Weiterbildung<br />
der Beschäftigten (zum Vergleich:<br />
in Dänemark 96 Prozent,<br />
Schweden 91 Prozent, Deutschland<br />
75 Prozent). Trotzdem lohnt<br />
ein Blick auf die italienische Weiterbildungslandschaft,<br />
die – vor<br />
allem in der beruflichen Weiterbildung<br />
– durchaus interessante<br />
Details aufweist.<br />
Provinzen entscheiden<br />
Weiterbildung ist in Italien weitgehend<br />
dezentral organisiert. Über<br />
Struktur und Finanzierung entscheiden<br />
die Provinzen. Eine der<br />
Umgehorcht:<br />
Wer bildet sich weiter in<br />
Deutschland?<br />
Die Ergebnisse der Weiterbildungsumfrage<br />
2003 liegen jetzt<br />
auf dem Tisch. Das Berichtssystem<br />
Weiterbildung hat 7000<br />
Menschen befragt. Die Umfrage<br />
zeigt: Trotz großen Interesses<br />
nehmen immer weniger Menschen<br />
die Angebote wahr.<br />
Das Interesse an Weiterbildung<br />
ist in Deutschland<br />
ungebrochen, die Beteiligung<br />
an den Angeboten jedoch<br />
geht weiter zurück. Das ist das<br />
Ergebnis einer repräsentativen<br />
Umfrage des Berichtssystems Weiterbildung<br />
2003, die jetzt veröffentlicht<br />
worden ist.<br />
Von Februar bis Mai 2004 wurden<br />
bundesweit 7000 Menschen zwischen<br />
19 und 64 Jahren befragt,<br />
wie oft sie 2003 an einer Weiterbildung<br />
teilgenommen haben. <strong>Im</strong><br />
wichtigsten zentralen Regelungen<br />
wurde Anfang der 90er-Jahre mit<br />
dem Gesetz 236/1993 geschaffen.<br />
Es sieht ein individuelles Recht<br />
auf Weiterbildung vor. Darunter<br />
werden nicht nur individuelle<br />
Qualifizierungsmaßnahmen verstanden,<br />
die unmittelbar beruflich<br />
verwertbar sind, sondern auch<br />
Weiterbildungen, die über den<br />
konkreten beruflichen Bedarf hinausreichen.<br />
Um dies zu finanzieren,<br />
sollen die Unternehmen laut<br />
Gesetz 0,3 Prozent ihrer Bruttolohnsumme<br />
in einen Fonds einzahlen.<br />
Bisher ist dieser Fonds bei<br />
der nationalen Sozialversicherungsanstalt<br />
(INPS) angesiedelt.<br />
Künftig kann er von privatrechtlichen<br />
Organisationen verwaltet<br />
werden, um branchenspezifische<br />
Besonderheiten zu berücksichtigen.<br />
Ein Drittel der Fondsmittel<br />
wird für berufliche Weiterbildung<br />
festgeschrieben, zwei Drittel sollen<br />
dem öffentlichen Berufsbildungssystem<br />
zugute kommen,<br />
Vergleich zur Erhebung aus dem<br />
Jahr 2000 ging die Zahl der Teilnehmer<br />
in formal organisierter<br />
Weiterbildung wie Lehrgängen<br />
und Kursen um zwei Punkte auf<br />
41 Prozent zurück. Das betrifft<br />
vor allem die berufliche Weiterbildung,<br />
die gegenüber 2000 um drei<br />
Punkte auf 26 Prozent gesunken<br />
ist. Dies ist auch Folge der drastischen<br />
Kürzungen der nach SGB<br />
III geförderten Maßnahmen, die<br />
sich 2003 erstmals bemerkbar<br />
machten. Dagegen bleibt die<br />
Quote bei der allgemeinen Weiterbildung<br />
stabil: 26 Prozent. Am<br />
stärksten gefragt sind Weiterbildungen<br />
in EDV, Internet und<br />
Fremdsprachen. Bei den Erwerbstätigen<br />
ist die Beteiligung auch<br />
außerhalb von Lehrgängen oder<br />
Kursen um sechs Punkte auf 61<br />
Prozent zurückgegangen.<br />
Blick ins Ausland<br />
das auch die Erstausbildung umfasst.<br />
Recht auf Bildungsurlaub<br />
Wichtig ist zudem das Gesetz über<br />
Arbeitsfreistellungen im Rahmen<br />
von Ausbildungsmaßnahmen. Danach<br />
haben Arbeitnehmer, die<br />
mindestens seit fünf Jahren dem<br />
Betrieb angehören, das Recht auf<br />
Arbeitsfreistellung für Ausbildungsmaßnahmen<br />
bis zu elf<br />
Monaten. Der Staat, die Regionen<br />
und die Kommunen sollen ein<br />
angemessenes Ausbildungsangebot<br />
bereit stellen. Während dieses<br />
Bildungsurlaubs behält der Arbeitnehmer<br />
seinen Arbeitsplatz, hat<br />
aber keinen Anspruch auf Vergütung.<br />
Die Weiterbildung kann<br />
über den branchenübergreifenden<br />
Fonds finanziert werden.<br />
In Italien ist die Weiterbildungsbeteiligung<br />
von Region zu Region<br />
sehr unterschiedlich. Die Differenzen<br />
hängen mit der Autonomie<br />
der Provinzen bei der Gestaltung<br />
Insgesamt haben 68 Prozent der<br />
19- bis 64-Jährigen im Jahr 2003<br />
an einer oder mehreren Formen<br />
von Weiterbildung teilgenommen.<br />
Jüngere bilden sich weiter<br />
Die Erhebung bestätigt den Trend,<br />
dass sich vor allem jüngere und<br />
besser ausgebildete Menschen weiterbilden.<br />
In der Altersgruppe von<br />
19 bis 34 und 35 bis 49 Jahren lag<br />
die Weiterbildungsquote jeweils<br />
bei 46 Prozent, unter den 50 bis<br />
64-Jährigen werden dagegen nur<br />
31 Prozent erreicht. 59 Prozent<br />
der Befragten mit Abitur bilden<br />
sich weiter, aber nur 28 Prozent<br />
der Menschen mit einem niedrigeren<br />
Schulabschluss.<br />
Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />
kommt die Untersuchung, wenn<br />
man den formalen Berufsabschluss<br />
und Weiterbildungsbereit-<br />
der Weiterbildung zusammen. Das<br />
gilt für die allgemeine ebenso wie<br />
für die betriebliche Weiterbildung.<br />
So bildet in Südtirol etwa jedes<br />
zweite Unternehmen weiter, im<br />
Rest des Landes liegt der Schnitt<br />
bei etwas über 25 Prozent. Südtirol<br />
hat weitere Besonderheiten:<br />
Nur hier gibt es eine duale Berufsausbildung<br />
entsprechend dem<br />
deutschen System. Südtirol ist<br />
zudem ausgesprochen experimentierfreudig<br />
in der Finanzierung<br />
von Weiterbildung. 1997 wurde<br />
beispielsweise ein Modell mit Bildungsgutscheinen<br />
erprobt. Bei<br />
Verwaltung, Politikern und beteiligten<br />
Bildungsinstitutionen war<br />
die Akzeptanz sehr hoch. Die<br />
Empfänger der Bildungsgutscheine<br />
allerdings blieben zurückhaltend:<br />
Nur sieben Prozent der Gutscheine<br />
wurden eingelöst. Die<br />
Erfahrungen in Südtirol haben<br />
gezeigt, dass Bildungsgutscheine<br />
kein effektives Instrument der Bildungspolitik<br />
sind. Roman Jaich<br />
Weiterbildungsstudie<br />
Interesse groß, Beteiligung sinkend<br />
schaft zueinander in Beziehung<br />
setzt. Demnach bilden sich 62<br />
Prozent der Akademiker weiter,<br />
ohne Berufsausbildung sind es<br />
nur 23 Prozent. Erwerbstätige<br />
nehmen häufiger an Weiterbildung<br />
teil (48 Prozent) als Nicht-<br />
Erwerbstätige (26 Prozent). Beamte<br />
beteiligen sich stärker (68 Prozent)<br />
als Selbstständige (55 Prozent),<br />
Angestellte (49 Prozent)<br />
und Arbeiter (31 Prozent).<br />
Frauen (40 Prozent) und Männern<br />
(42 Prozent) nutzen Weiterbildungen<br />
in etwa gleichem Umfang,<br />
Ausländer mit 29 Prozent wesentlich<br />
seltener als Deutsche (42 Prozent).<br />
tf<br />
Die Studie steht zum Download<br />
unter: www.bmbf.de/pub/<br />
berichtssystem_weiterbildung_9.pdf