...der steirer land ... Ausgabe 02/2018
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(Mutterleib), wird zum Licht, erstrahlt und kehrt<br />
im Tod wie<strong>der</strong> dorthin zurück. Der Höhepunkt dieses<br />
Lebenszykluses ist <strong>der</strong> 21. Juni, <strong>der</strong> längste Tag<br />
des Jahres. Unsere keltischen Vorfahren feierten<br />
Mitsommer, wie es heute in den nordischen Län<strong>der</strong>n<br />
noch <strong>der</strong> Fall ist. Geweiht war dieser Tag den<br />
Muttergottheiten. Die Göttin <strong>der</strong> Erde war schwanger<br />
mit den reifenden Früchten, die nach <strong>der</strong> Ernte<br />
dafür sorgten, dass den Menschen ein Überleben<br />
während <strong>der</strong> kargen Wintermonate möglich war.<br />
Einiges ist uns aus jener Zeit geblieben. Das Wissen<br />
um die Heilkraft <strong>der</strong> Kräuter gehört ebenso<br />
dazu wie manch alter Brauch: das Feuerspringen,<br />
um Böses abzuwehren, das Verbrennen von Kräutern,<br />
um Gesundheit und Segen zu erbitten, o<strong>der</strong><br />
die Hoffnung, dass die Begegnung mit einem Glühwürmchenschwarm<br />
die Liebe bringt.<br />
Mit <strong>der</strong> Christianisierung versuchte man heidnische<br />
Bräuche abzuschaffen. Da dies aber bei Weitem<br />
nicht überall gelang, vereinnahmte die Kirche<br />
die alteingesessenen Traditionen. So auch bei <strong>der</strong><br />
Sommersonnenwende. Einer <strong>der</strong> mächtigsten Heiligen,<br />
Johannes <strong>der</strong> Täufer, wurde diesem Fest beigestellt<br />
und aus <strong>der</strong> Sonnwend- wurde die Johannisfeier<br />
(24. Juni). So wurde aus einer heidnischen<br />
Mythologie eine christliche Tradition mit all ihren<br />
positiven Eigenschaften. Die damit verbundenen<br />
Bräuche sind heute, je nach Region o<strong>der</strong> Bundes<strong>land</strong>,<br />
verschieden. Das Ziel ist immer dasselbe: Es<br />
geht darum, Glück und Segen für das Land, die<br />
Tiere und die Menschen zu erbitten. Heute steht<br />
die Gemeinschaft, das gesellige Beisammensein im<br />
Vor<strong>der</strong>grund und doch spürt <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
die Magie dieser Nacht, bittet heimlich um Segen,<br />
um Liebesglück o<strong>der</strong> Gesundheit. Denn<br />
immer schon gab es zwischen Himmel und<br />
Erde weit mehr. als wir wissen. Vielleicht<br />
sind uns <strong>der</strong> Vater im Himmel, die Mutter<br />
Erde und alle ihre Kin<strong>der</strong> dazwischen<br />
gerade in dieser Nacht wirklich<br />
beson<strong>der</strong>s nahe.<br />
St. Nikolaier Musikanten<br />
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