FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2018

Z U V I E L
LEBENSLUST
Das Beste vom filmschoolfest munich ,
Freitag, 29.6., 15.00 Uhr, HFF Kino 1
BEST OF FILMSCHOOLFEST
126
Alljährlich im Herbst versammeln sich
vielversprechende Talente aus aller
Welt beim filmschoolfest munich.
Preisträger und andere herausragende
Beiträge aus dem vergangenen Jahr
präsentieren wir Ihnen in einer gut
eineinhalbstündigen Zusammenstellung
am Freitag, den 29.6. um 15 Uhr im
HFF Kino 1.
Es beginnt mit einer mentalen
Reise in die Vergangenheit im israelischen
Beitrag the unknown soldier:
Newsak Weis hat für die Sowjetunion
im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis
gekämpft. Tonnenweise Orden hat er
dafür gesammelt, die ihm heute die
schmalen Schultern herunterdrücken.
Und er erinnert sich bestens an diese
Zeit. Doch der Dokumentarist Efim
Graboy will etwas anderes, bohrt mit
Stichwörtern nach, fragt ihn aus über
die Jugend, die Frauen. Aus der Uniform
schält sich schließlich ein ausgesprochen
lebensfroher 92-Jähriger.
Mindestens so viel Lebenslust,
vielleicht gar zu viel, hat die mamma aus
dem gleichnamigen Kurzfilm der Norwegerin
Julia Lindström. Logisch, dass
Amanda am Silvesterabend auf keinen
Fall daheim herumhängen will. Immerhin
hat sie sich gerade brandneue Sneaker
für die Party geklaut. Doch ihre
Mutter besteht darauf, dass sie auf die
sechsjährige Lana aufpasst. Eine Zumutung!
Wäre da nicht die Tatsache, dass
Lana Amandas Tochter ist...
Anderswo geht es gleich um Leben
und Tod. Klagende Hilfeschreie wecken
die Bewohner einer Höhle auf:
Ein paar Fische hängen seltsam in den
Bäumen. Sie wurden von einer Sturmflut
mitgerissen, blieben in den Baumästen
hängen, und da das Wasser
zurückging, drohen sie nun auszutrocknen
Die Höhlenbewohner wollen
sie nun gewaltsam zum Schweigen
bringen. Nur einer, der mit der lila
Nase, möchte den Fischen helfen...
Von Stop Motion bis zu Zeichentrick
reicht die Bandbreite der Animationsmittel,
die Jonatan Schwenk in seinem
Kurzfilm sog einsetzte.
Knallhart zurück auf den Boden
der Tatsachen führt night call von
Amanda Renee Knox, in dem eine
Nachtschicht eine dramatische Wendung
nimmt. Polizistin Kadedra fährt
mit einer Kollegin Patrouille in den
Straßen von Inglewood, einer vorwiegend
von Afro- und Lateinamerikanern
bewohnten Gegend in L.A. Zuvor
hat sie ihre zwei Söhne bekocht, um
sie der Babysitterin zu übergeben; hat
mit ihren Kolleginnen in der Umkleide
gescherzt; war bei der Besprechung
mit dem Chef. Gerade wurde sie zum
Detective befördert, aber auf den
Straßen bringt ein Titel nicht viel.
Zurück in den Tag, zurück in einen
Sommer in Schwarz-Weiß: eine Schauspielerin,
die ihren Körper nicht mag;
zwei Buben, zwei Eiskugeln und eine
Wespe; zwei Studentinnen, deren
Freundschaft auseinanderdriftet; ein
Korinthenkacker, der sich als Bademeister
aufspielt; eine zarte erste Liebe
oder auch nur ein minutenkurzer Flirt.
Ein Tag wie jeder andere, ein Tag wie
kein anderer in einem deutschen Freibad
– und eine Nominierung für den
Studenten-Oscar für Sinje Köhlers
freibadsinfonie.
Zwischen Vätern und Söhnen
läuft es mit der Kommunikation nicht
immer glatt, gerade dann nicht, wenn
sie im hohen Norden zusammenwohnen,
wo es eh eher still ist – wenn
nicht gerade die Kreissäge des Vaters
für die Holzindustrie röhrt. Als es
beim Filius zu einem technischen
Unfall beim heimlichen Liebesspiel
kommt, muss das Schweigen jedoch
irgendwie gebrochen werden. Der
finnische Regisseur Janne J. Vanhanen
fragt in about the birds and the bees:
Gibt es nicht doch angesichts all der
Ausrutscher, die das Leben mit sich
bringt, ein Verständnis über alle Generationen
hinweg?