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FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2018

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DI 3.7. 15.00 UHR<br />

FILMMUSEUM<br />

DO 5.7. 18.00 UHR<br />

HFF KINO 2<br />

CINEMERIT AWARD — EMMA THOMPSON<br />

24<br />

gewieft, gemein und großherzig sein<br />

können wie die Jungs. Die schlaue Rasselbande<br />

schreckt vor keiner Methode<br />

zurück, ihre Kindermädchen aus dem<br />

Haus zu jagen. „Sie haben das Baby gegessen!“,<br />

glaubt die ausgetrickste 17.<br />

Nanny zu Anfang des Films, als sie kreischend<br />

aus dem Haus der Familie Brown<br />

stürmt. Die Rettung naht mit der zauberhaften<br />

Nanny McPhee. Anfänglich eine<br />

strenge und hässliche Hexe mit borstigen<br />

Haaren und Warzen im Gesicht, wird sie<br />

mit jeder Lektion, die die Brown-Kinder<br />

und ihre Nanny zusammenwachsen lässt,<br />

scheinbar hübscher. Dass man nur mit<br />

dem Herzen gut sieht – auch das ist eine<br />

wichtige Lektion, die dieser Film in pures<br />

Vergnügen verpackt.<br />

„Für die Entwicklung meines Sinns<br />

für Humor schulde ich Jane Austen,<br />

Monty Python und dem zauberkarussell<br />

tiefen Dank“, lautet die Widmung in<br />

Thompsons Buch „Hinter den Kulissen<br />

von Sinn und Sinnlichkeit“. In ihrer britischen<br />

Fernsehshow thompson schrieb<br />

und spielte Emma Thompson in den<br />

Achtzigern einen Jane-Austen-Sketch,<br />

Jahre später sollte er ihr zu der Drehbuchadaption<br />

von sinn und sinnlichkeit<br />

verhelfen. Fünf Jahre tüftelte sie<br />

insgesamt daran. In dieser Zeit musste<br />

sie auch noch eine schmerzliche Scheidung<br />

verarbeiten, aber dann kam irgendwie<br />

alles glücklich zusammen: Sie in der<br />

Hauptrolle neben der damals 19-jäh-<br />

EINE ZAUBERHAFTE NANNY<br />

NANNY MCPHEE<br />

USA, Vereinigtes Königreich, Frankreich 2005 • Regie Kirk Jones<br />

Buch Emma Thompson • Darsteller Emma Thompson, Colin Firth, Kelly Macdonald<br />

Länge 99 Min. • OF<br />

rigen Kate Winslet. Hugh Grant, der Kinoliebling<br />

der Zeit, wurde als Schwarm<br />

Edward besetzt und das damals noch<br />

wenig bekannte taiwanesische Regie-<br />

Genie Ang Lee inszenierte. Der Film<br />

wurde zum großen Hit und gewann den<br />

Goldenen Bären bei der Berlinale 1996.<br />

Obendrein traf Emma Thompson am Set<br />

ihren zweiten Ehemann und Vater ihrer<br />

Kinder, den Schauspieler Greg Wise, mit<br />

dem sie noch heute zusammen ist. sinn<br />

und sinnlichkeit wurde ein Erfolgsprojekt,<br />

Drehbuch-Oscar inklusive.<br />

Von Emma Thompson sehr humoristisch<br />

herausgearbeitet, handelt sinn<br />

und sinnlichkeit von den Dashwood-<br />

Schwestern Elinor und Marianne, die mit<br />

Herzschmerz und finanziellen Sorgen<br />

zu kämpfen haben, während sie stickend<br />

neben ihrer alten Mutter darauf warten,<br />

geheiratet zu werden. Dabei brilliert der<br />

durchweg britische Cast mit jeder Menge<br />

schwarzem Humor. Ang Lee behält den<br />

Überblick über Liebeswirren und Spitzenhauben.<br />

Seine Intuition führte ihn sicher<br />

durch die 200 Jahre alte Geschichte<br />

der Britin Austen.<br />

„Was die Liebe und den Herzschmerz<br />

betrifft, sind unsere alten Geschichten<br />

zunehmend abgedroschen und<br />

veraltet! Wir brauchen neue. All diejenigen,<br />

die aus dem Geschichtenerzählen<br />

immer ausgeschlossen waren,<br />

können gehört werden.“<br />

Heutige Hollywood-Romanzen erklären<br />

für Emma Thompson häufig wie die alten<br />

Märchen das Heiraten zum einzigen<br />

Lebensziel der weiblichen Figuren; das<br />

Ende ist fast immer gleich.<br />

„Die weibliche Erzählung liegt begraben<br />

unter Jahrhunderten von patriarchalen<br />

Narrations-Strukturen. Ich<br />

würde junge Mädchen vor Märchen<br />

warnen. ‚Und sie lebt glücklich bis<br />

an ihr Lebensende‘? Die eigentlichen<br />

Geschichten beginnen so oft erst<br />

dort, wo die Märchen enden.“<br />

Noch heute lebt Emma Thompson<br />

mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern<br />

in der Straße in der sie als Kind aufwuchs.<br />

Mutter und Schwester wohnen<br />

nur wenige Häuser entfernt. Was ihr<br />

daran gefällt?<br />

„Kontinuität gibt mir wohl ein Gefühl<br />

von Sicherheit. Ich bin mir nicht sicher,<br />

ob das etwas Gutes ist oder<br />

nicht. Es hilft einem auf jeden Fall,<br />

das Aufblasen des Egos zu meiden,<br />

was der Ruhm so mit sich bringen<br />

kann. So wissen einfach zu viele<br />

Menschen, wie du mit elf Jahren<br />

aussahst.“<br />

Aufgeblasen hat Emma Thompson tatsächlich<br />

nie gewirkt, sondern: intelligent,<br />

begabt, authentisch und das mit jedem<br />

Jahr mehr.

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