FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2018
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DI 3.7. 18.00 UHR<br />
GLORIA PALAST<br />
MI 4.7. 19.30 UHR<br />
ATELIER 1<br />
RETROSPEKTIVE LUCRECIA MARTEL<br />
54<br />
Die Bürokratie eines Systems, in dem<br />
die Armen unterdrückt werden und<br />
Unrecht herrscht, verschiebt Martel<br />
ins kafkaesk Komische. In einer Szene,<br />
in der Zama angesichts eines erneut<br />
abgeschlagenen Versetzungsgesuchs<br />
nur fassungslos schweigt, geht die Tür<br />
auf und ein weißes Lama schiebt sich<br />
ins Blickfeld. Es platziert seinen Kopf<br />
direkt neben ihm und schnaubt laut.<br />
ZAMA<br />
Argentinien 2017 • Buch Lucrecia Martel • Darsteller Daniel Giménez Cacho, Lola Dueñas,<br />
Matheus Nachtergaele, Juan Minujín, Nahuel Cano • Länge 115 Min. • OmeU<br />
MI 4.7. 22.30 UHR<br />
FILMMUSEUM<br />
NUEVA ARGIRÓPOLIS<br />
Argentinien 2010 • Darsteller Rosa Mienez, Fidel Cáceres,<br />
Graciela Samaniego • Länge 8 Min. • OmeU<br />
AÑOS LUZ<br />
Die Ähnlichkeit der Gesichtsausdrücke<br />
von Zama und dem Lama ist erstaunlich<br />
und unglaublich witzig.<br />
DO 5.7. 20.30 UHR<br />
HFF KINO 2<br />
Argentinien, Brasilien, Spanien 2017 • Buch & Regie Manuel Abramovich<br />
Darsteller Lucrecia Martel, Daniel Gimenez Cacho, Lola Dueñas, Gustavo Bohm,<br />
Juan Minujín • Länge 72 Min.<br />
Martels Filme sind rätselhaft, sinnlich<br />
und grausam – vereinnahmend und<br />
manchmal desorientierend. Die filmische<br />
Handschrift der Argentinierin<br />
wird oft mit der von Terrence Malick,<br />
Werner Herzog oder David Lynch verglichen.<br />
Martel erschuf jedoch ihren ganz<br />
eigenen Kosmos und prägte mit ihrem<br />
unverkennbaren Stil viele junge Filmemacher.<br />
Ihre Drehbücher schreibt sie<br />
alle selbst. Sie ist eine charismatische<br />
Persönlichkeit, die überlegt, aber bestimmt<br />
ihre Position vertritt. Sie sei<br />
Lichtjahre davon entfernt, selbst Hauptfigur<br />
in einem Film zu sein, antwortete<br />
sie Regisseur Manuel Abramovich auf<br />
die Frage, ob er sie mit der Kamera bei<br />
den Dreharbeiten zu zama begleiten<br />
dürfte. Die Filmemacherin willigte dann<br />
doch ein. So entstand die Dokumentation<br />
años luz, die einen wunderbaren<br />
Eindruck von der Arbeit der feinfühligen<br />
und hoch konzentrierten Regisseurin<br />
gibt. Man beobachtet Martel dabei, wie<br />
sie sorgfältig Requisiten bespricht und<br />
auswählt, das Maskenbild begutachtet<br />
und am Set intensiv mit den Schauspielern<br />
an Nuancen feilt. Stets trägt sie die<br />
für sie charakteristische Katzenaugen-<br />
Brille, meist raucht sie Zigarre. Obwohl<br />
die Regisseurin es als unangenehm<br />
empfindet, im Mittelpunkt zu stehen,<br />
wollte sie dennoch dem Eigenleben<br />
eines Dokumentarfilms nicht im Wege<br />
stehen. Und der kommt ihr ganz nahe,<br />
ist mitnichten Lichtjahre entfernt von<br />
einer besonderen Regisseurin. Sogar<br />
wenn aus lauter Euphorie die Brille aus<br />
dem Gesicht purzelt.<br />
Anna Steinbauer