Wilhelmshöhe Open - Turnier-Magazin 2018
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
42<br />
Dieter Kindlmann<br />
Ein Gentleman für die Damen<br />
Dieter Kindlmanns beeindruckender Erfolgsweg als international gefragter Trainer<br />
Von Jörg Allmeroth<br />
V<br />
Früher ein beliebter Gast<br />
bei den <strong>Wilhelmshöhe</strong><br />
<strong>Open</strong>, heute ein gefragter<br />
Trainer der Damen:<br />
Dieter Kindlmann.<br />
Foto: Jürgen Hasenkopf<br />
„Der Erfolg der Spielerin ist wichtig,<br />
sonst nichts.“<br />
ielleicht reicht schon<br />
diese Geschichte aus,<br />
um zu verstehen,<br />
wer Dieter Kindlmann<br />
ist. Wofür<br />
er steht, zuerst als<br />
Mensch, danach auch als Sportler<br />
und nun als Trainer. Michael<br />
Küppers, der Pressesprecher<br />
dieses <strong>Turnier</strong>s, hat mich bei<br />
unserer Absprache für die <strong>Magazin</strong>themen<br />
auf diese Geschichte<br />
aufmerksam gemacht.<br />
Kindlmann also, der 36-jährige<br />
Allgäuer, kam in seiner aktiven<br />
Zeit auch immer wieder zu den<br />
<strong>Wilhelmshöhe</strong> <strong>Open</strong>, er war ein<br />
lieber Gast, und er pflegte ein<br />
ausgesprochen gutes Verhältnis<br />
zum unvergessenen Präsidenten<br />
Hans Gallo. Als Gallo 2003 starb<br />
und Kindlmann im Juli zum <strong>Turnier</strong><br />
nach Kassel anreiste, führte<br />
ihn der Weg sofort zu Inge Gallo,<br />
der Frau des früheren Chefs. Er<br />
sprach ihr sein Mitgefühl, sein<br />
Beileid aus. „Es war eine anrührende<br />
Szene“, sagt Küppers, der<br />
Wegbegleiter und Chronist dieses<br />
<strong>Turnier</strong>s, „die bewegendste<br />
Szene, die es für mich überhaupt<br />
hier mit einem Spieler gab.“<br />
Kindlmann ist ein Mann, der auf<br />
ganz selbstverständliche Weise<br />
weiß, was sich gehört. Er ist ein<br />
Mann mit feinen Manieren, ein<br />
guter Mensch, einer mit bemerkenswertem<br />
Charakter.<br />
Und deshalb ist es auch höchst erfreulich,<br />
welchen Erfolgsweg der harte, methodische<br />
Arbeiter nach seiner eigenen Tenniskarriere<br />
eingeschlagen hat.<br />
Nach einigen Jahren an der Seite von Maria<br />
Scharapowa, als so genannter Hitting Partner,<br />
als Partner also bei Sparringsübungen,<br />
ist der bekennende Bayer inzwischen zu<br />
einer geschätzten Lehrkraft im internationalen<br />
Damentennis aufgestiegen. Ganz<br />
besonders im letzten Spätsommer richtete<br />
sich der Blick der Fachwelt auch auf<br />
Kindlmann – nämlich beim Siegeszug seines<br />
Schützlings Madison Keys bei den US<br />
<strong>Open</strong>. „Zwei wahnsinnig anspruchsvolle,<br />
aber auch spannende Wochen“ seien das<br />
gewesen, sagt Kindlmann.<br />
Leider nur mit dem falschen Ende, denn<br />
Kindlmanns Arbeitgeberin verlor das Sensationsendspiel<br />
zu deutlich gegen Landsfrau<br />
Sloane Stephens.<br />
Kindlmann hatte zuvor auch schon mit<br />
der Russin Anastasia Pawljutschenkowa<br />
zusammengearbeitet und sich<br />
danach auf eine Allianz mit der<br />
Britin Laura Robson eingerichtet,<br />
als ihn die Anfrage ereilte,<br />
ob er einen Trainerjob bei Keys<br />
übernehmen wolle. Zufällig kam<br />
die Offerte nicht, schließlich ist<br />
Keys´ Manager auch der Geschäftsbesorger<br />
von Scharapowa,<br />
nämlich der mächtige Kalifornier<br />
Max Eisenbud von Vermarktungsgigant<br />
IMG. Kindlmann<br />
schlug ein, er ist im Team Keys<br />
nun für das operative Tagesgeschäft<br />
zuständig, Cheftrainerin<br />
ist Ex-Star Lindsay Davenport.<br />
Sie ist allerdings nur bei den<br />
Grand Slams und einigen ausgewählten<br />
weiteren Topturnieren<br />
präsent.<br />
Kindlmann bedauert durchaus,<br />
dass es noch zu keiner Zusammenarbeit<br />
mit einer deutschen<br />
Spielerin gekommen ist. „Es hat<br />
sich einfach noch nicht ergeben.<br />
Da muss auch immer das Timing<br />
stimmen. Jemand sucht einen<br />
Coach, und man selbst ist gerade<br />
frei“, sagt der Mittdreißiger. Selten<br />
wird er daher in Deutschland<br />
überhaupt in seiner Arbeit wahrgenommen,<br />
er selbst sagt, man<br />
beschäftige sich oft nur mit ihm,<br />
„wenn die deutschen Frauen bei<br />
einem <strong>Turnier</strong> raus sind.“ Aber<br />
es stört ihn nicht, er muss sich um Wichtigeres<br />
kümmern.<br />
Genau genommen um das Einzige, was<br />
zählt in diesem Geschäft: „Der Erfolg der<br />
Spielerin ist wichtig“, so Kindlmann, „sonst<br />
nichts.“<br />
Im Jahr 2002 stand Dieter Kindlmann im Finale<br />
der <strong>Wilhelmshöhe</strong> <strong>Open</strong> (verlor gegen Mike<br />
Scheidweiler), 2003 im Halbfinale (gegen Marko<br />
Neunteibl) und 2007 mit Marcello Craca im Doppelfinale.<br />
Er ist einer der beliebtesten Spieler, die<br />
bei den <strong>Wilhelmshöhe</strong> <strong>Open</strong> aufschlugen.