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Wohlstand ohne Wachstum - Wachstum im Wandel

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Pennekamp: <strong>Wohlstand</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Wachstum</strong> – Literaturüberblick 11<br />

2.7 Verteidigung des <strong>Wachstum</strong>sdenkens<br />

Während das Streben nach <strong>Wachstum</strong> in der Mainstream-Ökonomie oft unhinterfragt<br />

als Maßstab wirtschaftlichen Handels vorausgesetzt wird, versuchen Baumol, Litan und<br />

Schramm (2007), die meisten bis hierhin genannten Kritikpunkte aufzugreifen und<br />

aus neoklassischer Perspektive zu widerlegen und damit das <strong>Wachstum</strong>sdenken eigens<br />

zu begründen. Im Kern werden in dieser Verteidigungsschrift des <strong>Wachstum</strong>sdenkens<br />

negative Nebeneffekte des <strong>Wachstum</strong>s (Umweltverschmutzung, weniger Freizeit) anerkannt.<br />

Die Autoren folgern jedoch, dass diese Nebeneffekte am besten in wohlhabenden,<br />

hoch entwickelten Gesellschaften bekämpft werden könnten, die überhaupt erst<br />

durch <strong>Wachstum</strong> entstünden.<br />

2.8 Der demografi sche <strong>Wandel</strong> als natürliche <strong>Wachstum</strong>sbremse in Japan<br />

Die Grenzen des <strong>Wachstum</strong>s können nicht nur durch die bisher genannten Punkte,<br />

sondern auch durch eine Begrenztheit der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte defi -<br />

niert sein. Die fortschreitende Alterung der japanischen Gesellschaft geht mit einer Reduktion<br />

der arbeitsfähigen Bevölkerung einher und kann exemplarisch 10 herangezogen<br />

werden, um die ökonomischen und sozialen Implikationen der zunehmenden Alterung<br />

zu untersuchen.<br />

a) Altersdividenden<br />

Ogawa (2008) untersucht die Auswirkungen des demografi schen <strong>Wandel</strong>s in Japan auf<br />

das ökonomische <strong>Wachstum</strong>. Der dramatische Geburtenrückgang setzte in Japan bereits<br />

zu Beginn der 1950er Jahre ein. 2005 erreichte die Fertilitätsrate mit 1,24 Kindern<br />

pro Frau einen Tiefpunkt nach dem Krieg. Gleichzeitig ist die Lebenserwartung rapide<br />

gestiegen. Die Altersstruktur hat sich dadurch stark verändert. Daraus ergeben sich, so<br />

Ogawa, wirtschaftspolitisch drängende Fragen: „For instance, how do we sustain economic<br />

productivity with an ageing labour force, and maintain economic growth with<br />

a declining population? How do we manage transfers between age groups under the<br />

new age structures that are emerging?“ (Ogawa 2008: 823). In seiner Analyse kommt<br />

Ogawa zu dem Schluss, dass die demografi sche Entwicklung in Japan zunächst zwei positive<br />

(<strong>Wachstum</strong>s-)Dividenden ausgelöst habe: Die erste sei vor allem zwischen 1949<br />

und 1995 zu beobachten gewesen, als der Anteil der Bevölkerung <strong>im</strong> erwerbsfähigen<br />

Alter zunahm; in dieser Phase habe das <strong>Wachstum</strong> der Produktion das <strong>Wachstum</strong> des<br />

Konsums übertroffen (vgl. Ogawa 2008) – dies sei eine der Haupterklärungen für die<br />

enormen <strong>Wachstum</strong>sraten der japanischen Volkswirtschaft in den 1960er und frühen<br />

10 Wegen der zwar verzögerten, aber strukturell ähnlichen demografi schen Entwicklung in<br />

Deutschland, dient Japan hier als Beispiel.

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