Wohlstand ohne Wachstum - Wachstum im Wandel
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Pennekamp: <strong>Wohlstand</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Wachstum</strong> – Literaturüberblick 37<br />
leistung auf sozialer, politischer und institutioneller Ebene passiert und wie mögliche<br />
negative Konsequenzen verhindert und aufgefangen werden können.<br />
Den Degrowth-Proponenten ist bewusst, dass anhaltendes Negativwachstum, wenn es<br />
<strong>ohne</strong> wirtschafts- und soziopolitische Begleitmaßnahmen erfolgt, zur wirtschaftlichen<br />
Depression führt, die schnell zu einem „hot social, economic and political problem“<br />
(Matutinovi 2008: 1) werden kann.<br />
Schriefl et al. (2008) unternehmen einen ersten Versuch, Maßnahmen zu benennen,<br />
die solche Negativfolgen verhindern sollen. Die Autoren betonen unter anderem, dass<br />
es notwendig sei, den kleiner werdenden ökonomischen <strong>Wohlstand</strong> gleichmäßiger zu<br />
verteilen, um Armutsprobleme zu vermeiden. Gleichzeitig müsse der Prozess mit einem<br />
Bewusstseinswandel einhergehen: Der geringer werdende Ressourcenverbrauch, aber<br />
auch der sinkende materielle <strong>Wohlstand</strong> müsse in der Gesellschaft mit positiven Bildern<br />
und Werten besetzt werden.<br />
Diese Forderung korrespondiert mit der These Mattheys, dass Negativwachstum besser<br />
akzeptiert wird, wenn in der täglichen Lebensumgebung die Betonung materieller Ziele<br />
abn<strong>im</strong>mt (vgl. Matthey 2010). Abdallah und Thompson weisen jedoch darauf hin, dass<br />
eine Vielzahl psychologischer Barrieren einer positiven Deutung materieller Verluste<br />
entgegenstehe:<br />
[C]ognitive biases (e.g. loss aversion, endowment effects) and problems of affective forecasting,<br />
the role played by social norms and values in construing self identity, and the diffi culties<br />
posed by mass action problems. The enticing vision of low-consumption, high well-being lifestyles<br />
can be realised only to the extent that these psychological barriers can be overcome.<br />
(Abdallah/Thompson 2008: 236)<br />
Mit Blick auf das politische System analysiert Deriu (2008), welche Auswirkungen Degrowth<br />
auf die Demokratie hat, beziehungsweise mit welchen vier Problemen das demokratische<br />
System <strong>im</strong> Transformationsprozess konfrontiert wird:<br />
The fi rst one concerns the consensus-consumption nexus, that is the <strong>im</strong>plicit link between sociopolitical<br />
balance and the maintenance of a growth society, both at a material and at a symbolic<br />
level;<br />
The second one refers to the effective conditions and possibility for a democratic participation, in<br />
a period when the political institutions lose their power, in front of external decisional arenas;<br />
The third one concerns the ties of democratic power, that is the relation between democratic<br />
legit<strong>im</strong>acy, and environmental, social and generational l<strong>im</strong>its;<br />
The fourth one refers to the temporal coordinates of the democratic politics, that is the t<strong>im</strong>e<br />
frames on which the democratic discussion and decision system is based. (Deriu 2008: 1)