Wohlstand ohne Wachstum - Wachstum im Wandel
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38 MPIfG Working Paper 11/ 1<br />
4.3.6 Weiterentwicklung des Degrowth-Ansatzes<br />
Bei der zweiten Degrowth-Konferenz <strong>im</strong> Jahr 2010 37 in Barcelona standen – gegenüber<br />
der ersten Konferenz – vermehrt konkrete Fragen auf dem Programm, die die <strong>im</strong> vorangehenden<br />
Kapitel beschriebenen blinden Flecken des Konzepts betreffen. In den Arbeitsgruppen<br />
ging es um die Zukunft der Pensionen und des Finanzsystems, die Bedeutung<br />
der Bevölkerungsgröße, um makroökonomische Modelle, die mit dem Degrowth-<br />
Ansatz korrespondieren, Fragen der Währungs- und Handelspolitik und Strategien zur<br />
politischen Implementierung. Hierzu wurden allerdings lediglich Konzeptpapiere mit<br />
wenigen inhaltlichen Stichpunkten präsentiert.<br />
Zu den Stärken des bislang sehr breit und offen gefassten Konzepts zählt, dass es viele<br />
verschiedene Ansätze und einen gemeinsamen Leitbegriff vereint und der Ansatz nicht<br />
nur wissenschaftlich, sondern auch politisch – bei Aktivisten und in Graswurzelbewegungen<br />
– verankert ist.<br />
5 Fazit<br />
Diese Arbeit hat einen Überblick über die Literatur zur Frage nach der Möglichkeit<br />
von <strong>Wohlstand</strong> <strong>ohne</strong> ökonomisches <strong>Wachstum</strong> geliefert und dabei den Schwerpunkt<br />
auf Veröffentlichungen der vergangenen zehn Jahre gelegt. Die Veröffentlichungen sind<br />
dabei in die drei Themenfelder <strong>Wachstum</strong>skritik, <strong>Wohlstand</strong>smessung und Alternativkonzepte<br />
unterteilt worden. In den beiden erstgenannten Themenfeldern ist die Annahme,<br />
dass der Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem <strong>Wohlstand</strong> und ökonomischem<br />
<strong>Wachstum</strong> schwach, in hoch entwickelten Ländern gar vernachlässigbar ist,<br />
von elementarer Bedeutung. Aus dieser Erkenntnis leiten sich <strong>Wachstum</strong>skritik und<br />
die Forderung nach neuen <strong>Wohlstand</strong>sindikatoren ab, die sozioökonomische Faktoren<br />
oder das subjektive Wohlbefi nden stärker berücksichtigen sollen.<br />
Ein bemerkenswertes Ergebnis dieser Literaturrecherche besteht darin, dass trotz der<br />
vielfach angenommenen und empirisch bestätigten Entkopplung von <strong>Wohlstand</strong> und<br />
<strong>Wachstum</strong> die wissenschaftlichen Bestrebungen, ein ökonomisches Alternativkonzept<br />
zum <strong>Wachstum</strong>smodell zu entwerfen, das den neu defi nierten <strong>Wohlstand</strong>sanforderungen<br />
(vgl. Kap. 3) gerecht wird, überschaubar sind. Auffallend ist, dass selbst diejenigen,<br />
die alternative <strong>Wohlstand</strong>sindikatoren entwickeln, diese in aller Regel weder mit<br />
alternativen makroökonomischen Ansätzen verknüpfen noch die Auswirkungen eines<br />
alternativen <strong>Wohlstand</strong>sstrebens innerhalb des bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsrahmens<br />
analysieren.<br />
37 Siehe http://www.degrowth.eu (Zugriff 19.12.2010).