Wohlstand ohne Wachstum - Wachstum im Wandel
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Pennekamp: <strong>Wohlstand</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Wachstum</strong> – Literaturüberblick 13<br />
c) Soziale Einschnitte<br />
Neben der wachsenden sozialen Ungleichheit und Altersarmut hat der demografi sche<br />
<strong>Wandel</strong> in Japan vor allem negative Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme,<br />
insbesondere die Kranken- und Rentenversicherung. So werden durch die wachsende<br />
Zahl von Empfängern substanzielle Einschnitte bei den Renten notwendig (vgl. Kawase/<br />
Ogura 2008: 857). Da der Anteil der Erwerbsbevölkerung sinkt, sei es trotz der Einschnitte<br />
notwendig, die öffentliche Bezuschussung der Renten zu erhöhen. Steuererhöhungen<br />
12 seien hierfür unausweichlich. Sich darauf zu verlassen, dass ökonomisches<br />
<strong>Wachstum</strong> die Probleme löst, sei (in einer schrumpfenden Gesellschaft) zu riskant:<br />
„[B]ut putting off necessary tax increases on the basis of very opt<strong>im</strong>istic growth expectations<br />
is an extremely risky policy“ (ebd.: 858).<br />
Dass die Wirtschaft langfristig nur weiter wachsen kann, wenn die Geburtenrate wieder<br />
steigt, klingt in zahlreichen Veröffentlichungen unausgesprochen mit: „In this sense,<br />
countering declining fertility is at the core of the structural reform of Japan’s economy<br />
and society, where many people are still dreaming of the recovery of the high rate of<br />
economic growth […]“ (Yashiro 2008: 944).<br />
Bereits dieser kurze Einblick lässt befürchten, dass die demografi sche Entwicklung, deren<br />
Folgen in Japan schon jetzt deutlich sichtbar und in westlichen Ländern mit Verzögerung<br />
abzusehen sind, das auf <strong>Wachstum</strong> basierende Wirtschaftsmodell vor <strong>im</strong>mense<br />
Probleme stellen wird. Das Beispiel Japan zeigt: Bleibt der Erhalt des <strong>Wachstum</strong>s vorrangiges<br />
Ziel wirtschaftspolitischen Handelns, sind soziale Einschnitte (Rentenkürzungen,<br />
Steuererhöhungen, höheres Renteneintrittsalter) sowie wachsende soziale Ungleichheit<br />
und Altersarmut die unvermeidbaren Folgen. Ob eine Steigerung der Einwandererzahl<br />
die Probleme lösen kann oder eher neue Probleme schafft, ist umstritten und wird derzeit<br />
auch in Japan diskutiert (vgl. Vogt 2006).<br />
12 Die Autoren schlagen eine Erhöhung der Konsumsteuern vor, da die Finanzierungslücke durch<br />
höhere Einkommensteuern (bei geringerer Arbeitnehmerzahl) nicht zu decken sei.