NEUMANN Juli | August 2018
Das Magazin für Kultur & Lifestyle
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UNTERHALTUNG Tonträger<br />
31<br />
Das eigenartig schöne Debüt von We Are Muffy<br />
Aus dem tiefsten Cornwall<br />
Gemeinsam mit seinem Bruder<br />
Stephen meldet sich Nick Duffy als<br />
The Lilac Time in schönster Regelmäßigkeit<br />
aus dem Hinterland Cornwalls,<br />
um mit feingeistigem Folk-Pop<br />
zu überzeugen. Nun hat der Multiinstrumentalist<br />
und Filmemacher zusammen<br />
mit Angeline Morrison, dem<br />
ein oder anderen als Teil des<br />
Rhythm’n’Blues-Duos The Mighty<br />
Specters ein Begriff, unter dem Namen<br />
We Are Muffy ein eigenwilliges<br />
Folk-Projekt aus der Taufe gehoben.<br />
Ihr akustischer Off Beat-Sound speist<br />
sich aus ganz unterschiedlichen Quellen,<br />
von denen Sam Cooke, der Jamaikaner<br />
Max Romeo und Tyrannosaurs<br />
Rex die wohl bekanntesten sind. Dezent,<br />
fast zerbrechlich inszeniert ist<br />
das, was die Zwei auf ihrem Debütalbum<br />
„The Charcoal Pool“ zum Besten<br />
geben – kleine, poetische Kunstwerke,<br />
bei denen Duffy und Morrison<br />
gleichberechtigt den Gesang übernehmen.<br />
Keine Frage, die dunkle, ausdrucksstarke<br />
Stimme Duffys ergänzt<br />
sich perfekt mit dem verrauchten, für<br />
eine düstere Bar prädestinierten, lasziven<br />
Timbre Morrisons – egal, ob im<br />
Wechsel oder im mehrstimmigen<br />
Harmoniegesang. Unterlegt ist das<br />
Ganze mit einer umfangreichen Instrumentierung,<br />
die nicht nur auf<br />
Zither, Banjo oder Kontrabass zurückgreift,<br />
sondern auch Ungewöhnliches<br />
wie Lyra, Besteck, Spieluhren oder<br />
Kronkorken zum Einsatz bringt. Entstanden<br />
ist daraus ein eigenwilliger<br />
und faszinierender Erstling mit<br />
traumhaft schönen Songs, der sich<br />
immer wieder auf ein Neues entdecken<br />
lässt und fraglos eine der Folkscheiben<br />
des Sommers ist – wenn<br />
nicht darüber hinaus. pa <br />
WE ARE MUFFY<br />
Tapete Records<br />
The Charcoal Pool<br />
Foto: o. Barry Cooper<br />
KEX KUHL Stokkholm<br />
Den Rap hat Kex Kuhl hinter sich gelassen: Sein Debütalbum „Stokkholm“<br />
kommt komplett ohne Beats aus. Stattdessen gibt es echtes Schlagzeug und<br />
Gitarre, sogar komponiert hat Kex Kuhlö alias Taha Cakmak auf einer alten<br />
„krummbäuchigen“ Akustikgitarre. Das führt zu einer jener seltenen Überraschungen,<br />
in der Musik Grenzen überwindet,<br />
um Neues zu schaffen. Reflektiert, nachdenklich,<br />
angereichert mit Zweifeln und<br />
Verzweiflung. Das führt zu einem intensiven<br />
Album, das jedoch kein Seelenstriptease sein<br />
will. Mit mal ruhigen, mal lässigen, mal ironischen<br />
und mal aufwühlenden Songs lädt<br />
Kex Kuhl ein in seine angeknackste Welt.<br />
Trotzdem schön hier. Department Musik<br />
DEAF WISH Lithium Zion<br />
Seit mittlerweile fünf Alben schraddeln sich<br />
die Australier mit viel Lust und mitreißendem<br />
Spaß am Spiel kreuz und quer durch die<br />
Punk- und Indie-Rock Geschichte. Der dabei<br />
über die Jahre entwickelte, unverwechselbaren<br />
Sound lebt zwar von Zitaten, ist aber<br />
alles andere als abgekupfert. Drei Jahre nach<br />
„Pain“, ihrem exzellenten Debüt für das Kultlabel<br />
Sub Pop, legt der Vierer erneut eine wunderbare Zusammenstellung herrlich<br />
knarzender und leicht verschrobener Songs vor, bei denen sich die Bandmitglieder<br />
abwechselnd verschiedenen Instrumenten und dem Gesang widmen.<br />
Das verpasst „Lithium Zone“ ein breites musikalisches Spektrum, welches sich<br />
dem Hörer erst nach einigen Durchläufen in seiner Gänze erschließt. Sub Pop<br />
Plattencafé<br />
Ratzer Records<br />
Plattencafé<br />
Hauptstätter Str. 154<br />
70178 Stuttgart<br />
T 0711 - 616352<br />
ratzer-records.de<br />
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