NEUMANN Juli | August 2018
Das Magazin für Kultur & Lifestyle
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Festivals & Feste<br />
LIFESTYLE<br />
Das Burning Eagle Festival steigt in lauschigem Grün<br />
Im Einklang mit der Natur<br />
Sängerin Nilüfer Yanya, das australische Folktrio<br />
Tinpan Orange und das Stuttgarter Duo BRTHR,<br />
das wunderbar entschleunigte und chillige Songs<br />
über den Beat einer alten Drummachine spielt.<br />
Die Örtlichkeit als heimlicher Hauptdarsteller: Zum sechsten Mal steigt am<br />
10. und 11. <strong>August</strong> auf dem Reutlinger Listhof-Gelände das Burning Eagle Festival –<br />
insgesamt 16 handverlesene Bands sorgen für entspannten Indierock.<br />
Um die Natur zu schonen, bleibt die Lautstärke gemäßigt,<br />
die Beleuchtung gedämpft und kurz nach<br />
Mitternacht ist Schluss. Die einmalige Atmosphäre,<br />
die sich zwischen lauschigem Grün und knorrigen<br />
Baumstämmen auftut, lässt sich wunderbar aufnehmen<br />
und es bleibt genügend Zeit für Begegnungen<br />
und Gespräche. Denn beim Burning Eagle Festival<br />
gehen entspannte Livemusik, die Philosophie<br />
der Nachhaltigkeit und Naturbezug Hand in Hand.<br />
Dennis Adler und Henrik Junger haben mit dem<br />
Burning Eagle Festival ein Konzept entwickelt, das<br />
Qualität – nicht nur musikalisch – in den Vordergrund<br />
rückt. Selbst, wenn die beiden inzwischen<br />
in Berlin beheimateten Organisatoren auf weniger<br />
bekannte Bands setzen, ist für jeden Musik-Liebhaber<br />
etwas dabei. Gruppen, die Eigenwilliges bieten,<br />
bespielen ebenso eine der beiden Bühnen wie entspannt<br />
agierende Solointerpreten. Indierock-Acts,<br />
die kurz vor dem internationalen Durchbruch stehen,<br />
wechseln sich ab mit Musikern, die längst als<br />
Geheimtipps gelten. Indiefolk zum Träumen verzückt<br />
die weiblichen Besucher, der nächste Act lädt<br />
aber schon wieder zum Abrocken ein. Und immer<br />
steht bei diesem ambitionierten Musikfest unter<br />
Bäumen das Entdecken im Vordergrund.<br />
Denn auch der Schauplatz selbst hat einiges zu bieten:<br />
Nach einem 20-minütigen Fußmarsch, der am<br />
Listhof-Parkplatz startet, an einer kleinen Zeltstadt<br />
und urigen Deko-Utensilien vorbeiführt, erreichen<br />
die Besucher eine Streuobstwiese, die wie in einem<br />
verwunschenen Zauberwald liegt. Dort stehen sich<br />
zwei kleine Bühnen gegenüber, die während der<br />
Konzertauftritte mit dezentem Licht illuminiert<br />
werden. Dazwischen sind kleine Fair-Trade-Stände<br />
aufgestellt, die regionales Bier, Bio-Weine, Mate-Eistee<br />
mit Wodka, selbst gemixte Limonade und<br />
vegane Biosnacks aus der Region feilbieten.<br />
Was die Auswahl der Bands angeht, bauen die Organisatoren<br />
ebenfalls auf Qualität und Nachhaltigkeit:<br />
Gruppen wie die Turkish-Folkband Altin Gün<br />
aus Amsterdam, die vier Punkrock-Überflieger Pom<br />
Poko aus dem norwegischen Trondheim oder auch<br />
die sympathisch-skurrilen Swutscher aus Hamburg<br />
treten noch nicht auf den großen Festivals<br />
auf, gelten in der Indierock-Szene aber allesamt als<br />
Entdeckungen, die das Erbe der Singer-Songwriter-Ära<br />
mit Stolz und Können vor sich her tragen.<br />
Mainstream kommt dagegen nicht in die Tüte. Das<br />
gilt auch für Bands und Solisten, die eher die leisen<br />
Töne favorisieren: Dazu gehören etwa die italienische<br />
Indiepop-Sängerin Any Other, die Londoner<br />
Was zählt sind musikalische Eigenständigkeit, Authentizität<br />
und Entdeckerfreude. Dieses Jahr sind<br />
Bands und Solokünstler aus Deutschland, den<br />
USA, England, Norwegen, Kanada, Holland und<br />
Italien vertreten. Selbst zwei Magier sind erstmals<br />
im Programm: Siegfried & Joy aus Berlin verblüffen<br />
mit charmant-skurrilem Humor, skandalösen<br />
Geschichten und dem Zunichtemachen aller Zaubershow-Klischees.<br />
Des Weiteren sind mit dabei:<br />
Das junge DooWap-Trio Trudy and the Romance<br />
aus Liverpool, die Dortmunder Indiefolk-Band<br />
Walking on Rivers, die US-Band Tiflis Transit und<br />
nicht zu vergessen der 30-jährige Kanadier Sam<br />
Vance-Law, ein blutjunger, in Berlin lebender Baritonschnösel<br />
mit feinen Zügen und noch feinerem<br />
Geschmack, der vertrackte Harmonien liebt und<br />
von den Wonnen und Widrigkeiten der gleichgeschlechtlichen<br />
Liebe singt.<br />
Indierock-Fans können sich auf ein hinreißendes<br />
Festival freuen, das zum Schönsten gehört, was die<br />
Festivallandschaft im Ländle zu bieten hat und bezüglich<br />
stilistischer Abwechslung und atmosphärischer<br />
Ausstrahlung ein Alleinstellungsmerkmal in<br />
der regionalen Musiklandschaft genießt! jüsp <br />
BURNING EAGLE FESTIVAL<br />
10.-11.08. I Streuobstwiese beim Umweltzentrum Listhof I<br />
Reutlingen I burningeaglefestival.com<br />
Foto: o. © Kristoffer Paulsen | Spalte m. Selina Beutel, x-default, Veranstalter, Hollie Fernando| Spalte r. c J. Konrad Schmidt (BFF Professional), Selina Beutel (2)<br />
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