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Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner Arbeit ausruhen können, so wie Gott am<br />

siebten Schöpfungstag von seinen Werken ruhte. Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner<br />

Arbeit ausruhen können, so wie Gott am siebten<br />

Schöpfungstag von seinen Werken ruhte.<br />

<strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> 2018<br />

Hebräer 4,10 (HFA)


EDITORIAL<br />

DER HERR, EUER GOTT,<br />

BRINGT EUCH ZUR RUHE UND<br />

GIBT EUCH DIESES LAND.<br />

JOS. 1, 13<br />

Die Urlaubsmonate liegen nun vor uns. Einige von euch haben sicher in<br />

Gedanken schon ihre Koffer gepackt und träumen sich an ihren Urlaubsort.<br />

Strand oder Berge, Ruhe oder Trubel; die Präferenzen sind unterschiedlich.<br />

Urlaub und Freizeit ist eine Investition in mehrfacher Hinsicht.<br />

Zum einen kostet er natürlich Geld. Da legt man im Laufe eines Jahres stille<br />

Reserven an, damit man im Urlaub nicht zu knapp bei Kasse ist.<br />

Zum anderen ist es eine Investition in uns selbst. Urlaub ist Erholung für Leib,<br />

Seele und Geist.<br />

Wir entspannen uns körperlich, erst recht, wenn unser Arbeitsleben aus<br />

muskelbetriebener Arbeit besteht. Wir entspannen unsere Seele. In Psalm 62<br />

lesen wir: „Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir<br />

Hilfe.“ Und in Hebräer 4 lesen wir: Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für<br />

das Volk Gottes. Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ruht auch von<br />

seinen Werken so wie Gott von den seinen. So lasst uns nun bemüht sein, in<br />

diese Ruhe einzugehen, damit nicht jemand zu Fall komme wie in diesem<br />

Beispiel des Ungehorsams.<br />

In Gottes Wort wird das Thema „zur Ruhe kommen“ sehr ernst genommen.<br />

Vielleicht findest du die Zeit in deinem Urlaub, dich einmal zurückzuziehen.<br />

Such dir einen Ort, eine Stelle wo du im wahrsten Sinne des Wortes deine<br />

Seele baumeln lassen kannst. Eine gute Gelegenheit, um mit sich und Gott<br />

ins Reine zu kommen.<br />

In dieser InKontakt Ausgabe werden wir das Thema Ruhe finden behandeln<br />

und wünschen viel Segen beim Lesen.<br />

Einen gesegneten <strong>Juli</strong> und <strong>August</strong>, Gottes Nähe und seinen reichen Segen<br />

auf all euren Wegen.<br />

GELOBET SEI DER HERR, DER<br />

SEINEM VOLK ISRAEL RUHE<br />

GEGEBEN HAT, WIE ER ES<br />

ZUGESAGT HAT.<br />

1. KÖN. 8,56<br />

»DIES IST DIE STÄTTE MEINER<br />

RUHE EWIGLICH; HIER WILL ICH<br />

WOHNEN, DENN ES GEFÄLLT<br />

MIR WOHL.<br />

PS 132,14<br />

ES IST ALSO NOCH EINE RUHE<br />

VORHANDEN FÜR DAS VOLK<br />

GOTTES.<br />

HEBR 4,9<br />

ENTZIEHE SICH NICHT EINS DEM<br />

ANDERN, ES SEI DENN EINE ZEIT<br />

LANG, WENN BEIDE ES WOLLEN,<br />

DASS IHR ZUM BETEN RUHE<br />

HABT;<br />

1KOR 7,5<br />

DARUM IST MEIN HERZ<br />

FRÖHLICH, UND MEINE ZUNGE<br />

FROHLOCKT; AUCH MEIN LEIB<br />

WIRD RUHEN IN HOFFNUNG.<br />

APG 2,26<br />

2


IMPRESSUM<br />

EFGG Erkelenz,<br />

Am Schneller 8-10,<br />

41812 Erkelenz<br />

EFGG Erkelenz ist vereinsrechtlich<br />

organisiert im<br />

GiFBGG<br />

(Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />

Gemeinde Gottes e.V.).<br />

Der GiFGG gehört zum FBGG<br />

(Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes<br />

e.V.) als Dachverband.<br />

Beide Vereine sind als gemeinnützig<br />

anerkannt –<br />

Redaktion und Layout:<br />

Heinz Hepp<br />

inkontakt(@)efgg-erkelenz.de<br />

Bildnachweis: freie Bilder Pixabay<br />

Alle Artikel von externen Quellen sind<br />

entsprechend. gekennzeichnet<br />

Anschrift:<br />

Am Schneller 8-10,<br />

41812 Erkelenz<br />

Internet:<br />

www.efgg-erkelenz.de<br />

Gemeindepastor:<br />

Rüdiger Puchta,<br />

Am Schneller 10<br />

Telefon: 02431 / 5310<br />

Email: Pastor(@)efgg-erkelenz.de<br />

INHALT<br />

Autor<br />

Seite<br />

EDITORIAL HEINZ HEPP 2<br />

INHALT / IMPRESSUM 3<br />

PERSÖNLICHE „HALBJAHRESGEDANKEN<br />

“2018<br />

WIE UNSER HERZ RUHE FINDET<br />

RÜDIGER PUCHTA 4<br />

CLAAS KAESELER, LEITER<br />

ERF.DE<br />

RUHE UND HILFE FINDEN NANE JÜRGENSEN 6<br />

RUHE IN EINER UNRUHIGEN WELT? DANIEL MELUI 8<br />

URLAUB UND VERGESSLICHKEIT DETLEF LÖNNEKER,<br />

11<br />

PASTOR<br />

DU SOLLST URLAUB MACHEN! "ANDERE ZEITEN", 12<br />

URLAUB UND FERIEN VON GOTT? KLAUS STOCK 13<br />

GEDANKEN ZUM FERIENBEGINN REINHARD VÖLKER 15<br />

VOLLE FAHRT VORAUS! 15<br />

PREDIGT ÜBER PSALM 139<br />

PFARRER REINHARD<br />

16<br />

ELLSEL<br />

RUHE IN GOTT FINDEN HEINZ HEPP 20<br />

„KOMPLETT GEBORGEN“.<br />

DR. JOACHIM<br />

24<br />

COCHLOVIUS<br />

ES IST ALSO NOCH EINE RUHE<br />

30<br />

VORHANDEN FÜR DAS VOLK GOTTES<br />

THOMAS IN ISRAEL THOMAS SCHOMMERTZ 32<br />

“POWER KIDS” 33<br />

TERMINE JULI / AUGUST 36<br />

GEMEINDE INTERN 37<br />

5<br />

Seelsorger / Ältester: Heinz Hepp Telefon:<br />

02433 / 3079264<br />

Email: seelsorger(@)efgg-erkelenz.de<br />

Bankverbindung:<br />

Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />

Gemeinde Gottes e.V. Hamburger<br />

Volksbank<br />

IBAN: DE30 2019 0003 0000 1910 35 BIC:<br />

GENODEF1HH2<br />

3


Diakoniearbeit „ASE“ und anderes mehr. Gefragt<br />

war die stete Balance zwischen dem Fragen<br />

nach Gottes Leitung für unsere Gemeinde und<br />

dem treuen Wahrnehmen von Verantwortung.<br />

Danke allen unseren Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern, die auch in „trüben“ Wochen treu<br />

ihren Dienst an vielen Stellen versehen haben.<br />

Jesus sieht seine (und unsere) Gemeinde jeden<br />

Augenblick und weiß unseren Dienst zu segnen.<br />

„Ich habe noch nie eine Liebe wie<br />

die Deine gefunden;<br />

nichts kann mich trösten wie ein<br />

Blick von Dir.<br />

Stiller Begleiter meiner einsamen<br />

Stunden,<br />

Freund bist Du mir…“<br />

Text: Johannes Hartl, Gebetshaus Augsburg<br />

Persönliche „Halbjahresgedanken“<br />

2018, Monatssprüche und ein<br />

tröstliches Lied…<br />

Nun ist das erste Halbjahr 2018 vorüber.<br />

Intensive Wochen liegen als Gemeinde hinter<br />

uns: Freud und Leid. Arbeit und Segen. In<br />

den vergangenen 6 Monaten lag manches<br />

besonders dicht beieinander:<br />

Das ringende, flehende Beten und Bangen um<br />

unseren lieben Bruder Leo – und die<br />

ernüchternde und dennoch tröstliche Erkenntnis<br />

„Gottes Wege sind nicht unsere Wege“. Aber<br />

auch: „Nichts (auch der Tod nicht) kann uns<br />

trennen von der Liebe Gottes, die in Christus<br />

Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm. 8).<br />

Unzählig viele andere Glaubensgeschwister<br />

waren besonders im Februar und März sehr<br />

krank - oder sind aktuell immer noch krank. An<br />

manchen Tagen konnte ich es bei den<br />

Krankenbesuchen regelrecht spüren: „Wir leben<br />

in einer gefallenen Welt und sind nur Staub. Aber<br />

in uns keimt durch unseren Herrn Jesus Christus<br />

der Same einer Ewigkeit bei Gott.“<br />

Dazu kamen Gottesdienste, unser<br />

Jüngerschaftskurs, Planungen für das große<br />

Fest anlässlich unseres 70jährigen<br />

Gemeindejubiläums im Herbst, die<br />

Nach wie vor kommen viele Menschen mit<br />

Migrationshintergrund zu unseren<br />

Veranstaltungen, vorrangig aus dem Iran. An<br />

manchen Sonntagen habe ich den Eindruck,<br />

eine Art „zweite Welle an Hilfesuchenden<br />

Flüchtlingen“ kommt ganz gezielt zu uns, und ich<br />

weiß das augenblicklich noch nicht so recht<br />

einzuordnen. Aber die Freude überwiegt: Wir<br />

freuen uns mittlerweile über sieben Wohnungen<br />

für vier Singles und drei Familien im nahen<br />

Umfeld des Gemeindehauses – angesichts der<br />

schwierigen Situation auf dem sozialen<br />

Wohnungsmarkt ein echtes Wunder Gottes!<br />

Seit gut zwei Jahren erklingen nun schon Namen<br />

- wie Houssein, Narges, Babak, Darius, Reza,<br />

Banafshe, Esmaeil, Fereshte, Homa, Samaneh,<br />

Amin und viele andere mehr - in unseren Reihen<br />

und sind uns nicht mehr fremd. Wir sind Gott<br />

dankbar, dass wir durch sein Wirken in unserer<br />

Mitte eine wirkliche „geistliche Integration“<br />

erleben durften, denn diese Namen stehen<br />

mittlerweile auch im „Buch des Lebens“ und die<br />

Menschen, die sie tragen, sind unsere<br />

Glaubensgeschwister und Freunde geworden.<br />

Das ist angesichts der vielen ernsten<br />

Nachrichten und schrecklichen Ereignisse zur<br />

Flüchtlingsthematik in diesen Tagen und<br />

Wochen ein großer Gnadenerweis Gottes. Und:<br />

Die Arbeit ist noch nicht zu Ende! Wer hilft hier<br />

mit?<br />

Damit sind wir beim Monatsspruch <strong>Juli</strong> 2018:<br />

„Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem<br />

Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange<br />

es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt<br />

und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“<br />

(Hosea 10,12)<br />

Wenn der Prophet Hosea von Gerechtigkeit<br />

spricht, denkt er an Gott! Gerechtigkeit ist für ihn<br />

eine Folge aus der Beziehung zwischen Gott<br />

und Mensch. Um die Erneuerung dieser<br />

Beziehung geht es in der Hauptsache in seinem<br />

Prophetenbuch. Die Ehe Hoseas mit Gomer,<br />

einer Prostituierten, wird zum starken Symbol


der Leidenschaft und Liebe Gottes zu seinem<br />

untreuen Volk Israel.<br />

„Säet Gerechtigkeit. Erntet nach dem Maß der<br />

Liebe. Pflüget ein Neues!“, fordert Hosea im<br />

Namen Gottes von seinem Volk. Verwildertes<br />

und ödes Land soll fruchtbar gemacht werden.<br />

Das ist eine Beschreibung der geistlichen Zuund<br />

Umstände in Hoseas Zeiten, in denen<br />

Untreue und Ungerechtigkeit<br />

überhandnahmen. Doch Gott hat sich die<br />

Erneuerung dieses Umstandes zum Ziel gesetzt<br />

und lädt ein zum Umdenken. Das gilt immer<br />

noch. Auch heute versteht Gott es, „verwildertes<br />

und ödes Herzensland“ zu verwandeln.<br />

„Säet Gerechtigkeit. Erntet nach dem Maß der<br />

Liebe. Pflüget ein Neues!“- diese geistlich zu<br />

verstehenden Apelle geben uns Anregungen,<br />

das eigene Leben zu überdenken: Wie sieht es<br />

in meinem „Herzensland“ aus? Wo haben<br />

Erfahrungen mich hart gemacht? Was traue ich<br />

Gott noch zu? Wo haben „Dornen und Disteln“<br />

des Misstrauens bei mir für „Überwucherungen“<br />

gesorgt? Doch - Gott sei Dank – sind wir dem<br />

nicht hilflos ausgeliefert!<br />

Durch den Dienst unseres Musikteams<br />

durften wir im Frühjahr ein sehr tröstliches<br />

Lied im Gottesdienst lernen: „Ich habe noch<br />

nie eine Liebe wie die Deine gefunden; nichts<br />

kann mich trösten wie ein Blick von Dir.<br />

Stiller Begleiter meiner einsamen Stunden,<br />

Freund bist Du mir…“<br />

Mich berührt dieses Lied in seiner ganzen Tiefe<br />

immer wieder neu. Mitten in unserem Sehnen,<br />

Wachen und Warten ist und bleibt Jesus immer<br />

an unserer Seite. Mitten in unserem Ringen um<br />

die wirklich richtigen und wichtigen Prioritäten<br />

wird der vertrauensvolle Blick auf Jesus zur<br />

Befreiung von allen Zwängen und Belastungen<br />

des Alltags mit seiner Trauer, seiner Arbeit und<br />

seinen Hoffnungen und Sehnsüchten: „Ich fliehe<br />

alles, was mich hält; was mir genügt in dieser<br />

Welt, ist Dich zu seh‘n, ist dich zu seh‘n. Und<br />

aller Reichtum ist wie Sand vor dieser Schönheit,<br />

die ich fand. Ich hab noch nie eine Liebe, wie die<br />

deine gefunden…“<br />

Der Monatsspruch <strong>August</strong> 2018 greift den<br />

Gedanken des Liedes auf und bestätigt die<br />

Liebe Gottes als geistlichen Grundwert, der<br />

uns in allen Wechselfällen des Lebens trägt:<br />

„Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe<br />

bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1.<br />

Johannes 4,16)<br />

Mit den besten Segenswünschen für die<br />

anstehende Sommer-, Ferien- und Urlaubszeit<br />

und die Hoffnung auf viele gute Erfahrungen –<br />

beim „Säen und Pflügen im Namen SEINER<br />

Gerechtigkeit und Liebe! Und ich wünschen allen<br />

diesen tröstlichen Blick auf IHN, den „stillen<br />

Begleiter und Freund“ an unserer Seite.<br />

Rüdiger Puchta, Gemeindepastor<br />

WIE UNSER<br />

HERZ RUHE<br />

FINDET<br />

Ob gesund oder nicht: Die Sorge um die eigene<br />

Gesundheit kann rastlos machen. Drei Schritte<br />

dagegen.<br />

Es gibt ein Zitat von Kirchenvater <strong>August</strong>inus,<br />

das mich schon immer bewegt hat: „Unruhig ist<br />

unser Herz, bis es ruht, O Gott, in Dir.“ Viele<br />

kennen vermutlich das Gefühl, unruhig oder<br />

getrieben zu sein. Es scheint da eine Sehnsucht<br />

in uns zu geben, die uns rastlos umherirren lässt.<br />

Vieles davon hatte für mich mit dem Sinn des<br />

Lebens zu tun. Aber auch im Hier und Jetzt, bei<br />

aktuellen Fragen und Sorgen, wird mein Herz<br />

unruhig, mache ich mir Sorgen. Beruflich stehe<br />

ich vor einer neuen Herausforderung, die mir<br />

hier und da aufs Gemüt drückt. In solchen Fällen<br />

wünsche ich mir Ruhe und Zuversicht.<br />

Jesus kennt dieses Bedürfnis: „Kommt alle her<br />

zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten<br />

tragt, ich will euch Ruhe schenken.“ sagt er zu<br />

seinen Zuhörern in Matthäus 11,28. Doch wie<br />

kann man diese Ruhe finden? Gibt uns die Bibel<br />

vielleicht ein paar Hinweise darauf, wie man<br />

diese Ruhe für sein Herz und seine Seele bei<br />

oder in Gott finden kann? In einer Predigt habe<br />

ich von einem interessanten „Dreisatz“ gehört,<br />

der mich seither beschäftigt.<br />

5


Den ersten Schritt finden wir in Römer 10,17:<br />

„Und doch kommt der Glaube durch das Hören<br />

dieser Botschaft, die Botschaft aber kommt von<br />

Christus.“ Wenn mein Herz Ruhe finden soll,<br />

muss ich das Evangelium – die Gute Nachricht –<br />

gehört und verstanden haben. Ich muss von<br />

Jesus und dem hören, was er für mich getan hat.<br />

Da Jesus das Wort Gottes ist, muss ich also<br />

Jesus kennenlernen, wenn ich Ruhe finden will.<br />

Das Wort Gottes + Glaube + Gehorsam = Ruhe<br />

Gottes<br />

Doch das Hören allein reicht nicht. Ich muss die<br />

Zusagen und Versprechen Gottes auch glauben<br />

– quasi für mich in Anspruch nehmen. Das ist<br />

eine Frage des Vertrauens und wird mit der Zeit<br />

mehr und mehr auch eine Sache der Erfahrung.<br />

Vertraue ich darauf, dass Gott mit mir und durch<br />

mich Gutes tun will? Glaube ich, dass er meine<br />

Gebete erhört? Um Frieden im Herzen zu<br />

spüren, muss ich darauf vertrauen, dass die<br />

Verheißungen Gottes auch mir gelten. Im vierten<br />

Kapitel des Hebräerbriefs wird das deutlich.<br />

„Denn diese gute Botschaft wurde uns genauso<br />

verkündet wie ihnen. Aber sie nützte ihnen<br />

nichts, weil sie nicht glaubten, was Gott ihnen<br />

sagte“. Das „ihnen“ bezieht sich auf die<br />

Israeliten, die das Gelobte Land nicht betreten<br />

durften. Der Grund: Sie haben nicht geglaubt. Es<br />

zeigt sich: Glaube und Vertrauen sind<br />

notwendig, um die Ruhe Gottes zu finden.<br />

Aber auch das ist noch nicht der letzte Schritt.<br />

Neben der Kenntnis und dem Glauben ist auch<br />

Gehorsam notwendig. Hebräer 3,18 macht das<br />

deutlich: „Und zu wem sprach Gott, als er<br />

schwor, dass sie seine Ruhe niemals finden<br />

sollten? Er sprach zu denen, die ihm<br />

ungehorsam gewesen waren.“ Im Grunde ist das<br />

logisch. Wenn Gott sagt: „Tu dies, wenn Dein<br />

Herz Ruhe finden soll“, muss ich tun, worum er<br />

mich bittet. Ansonsten verfehle ich das Ziel.<br />

Wichtig sind mir an diesem Punkt zwei Dinge:<br />

Erstens ist Gott gnädig. Er weiß, dass wir es<br />

nicht immer hinbekommen. Wer also mal<br />

ungehorsam ist, hat nicht für alle Zeit diese Ruhe<br />

verwirkt. Zweitens sind die Gebote Gottes keine<br />

Strafe, sondern eine Anleitung zum<br />

Glücklichsein. Insofern tun wir uns selbst einen<br />

Gefallen, wenn wir Gott gehorchen.<br />

Der Dreiklang aus „Hören, Glauben und<br />

Gehorchen“<br />

Dieses „Rezept“ klingt fast zu einfach, um wahr<br />

zu sein. Im täglichen Leben merke ich, dass es<br />

aber weitaus schwerer ist. Dennoch ermutigt und<br />

motiviert mich dieser Dreiklang. In meinem<br />

aktuellen Fall helfen mir folgende Gedanken: Ich<br />

weiß, dass Gott bei mir ist (Mt 28,20). Gott<br />

verspricht mir, das gute Werk, das er in mir<br />

begonnen hat, zu vollenden (Philipper 1,6). Ich<br />

sehe mich berufen und darf darauf vertrauen,<br />

dass Gott mir helfen wird.<br />

Wichtig ist, dass ich die Gaben, die Gott mir<br />

gegeben hat, einsetze. Ich will kein Knecht sein,<br />

der seine Talente aus Angst vor seinem Herrn im<br />

Boden vergräbt. Ich will gehorsam das<br />

einsetzen, womit Gott mich begabt hat<br />

(Matthäus 25, 14-30). Dieser Dreiklang aus<br />

„Hören, Glauben und Gehorchen“ gibt mir für die<br />

konkreten beruflichen Herausforderungen<br />

Frieden und Ruhe. Vermutlich haben Sie keine<br />

beruflichen Probleme. Aber ich vermute, dass<br />

auch Sie Bereiche haben, in denen Sie rastlos<br />

sind. Probieren Sie die drei Schritte aus,<br />

vielleicht finden auch Sie Ruhe.<br />

Claas Kaeseler, Leiter ERF.de<br />

RUHE UND<br />

HILFE FINDEN.<br />

PSALM 62<br />

Zugegeben, in der Welt regieren Kontoauszüge.<br />

Im irdischen System gibt es angstmachende<br />

Diagnosen vom Arzt. „Im Fleisch“ (wie die Bibel<br />

das irdisch-weltliche System nennt) treffen uns<br />

große und kleine Katastrophen.<br />

Muß uns das Angst machen? Nein, denn in<br />

unserem Leben sollte Gott regieren. Und das tut<br />

er auch ab dem Moment, wo wir Jesus als<br />

unseren persönlichen Retter angenommen<br />

haben. Von dem Augenblick an sind wir ein<br />

neuer Mensch. Wo sind wir neu? Unser wahres<br />

Ich, unser Innerstes, unser Geist (nicht zu<br />

verwechseln mit Schloßgespenst oder Geist =<br />

Verstand) wird in dem Moment, wo wir Jesus<br />

annehmen, neugeboren. Unser Körper bleibt wie<br />

er ist; auch unsere Seele (Verstand, Gefühle,<br />

Erinnerungen…) bleibt wie sie ist. Aber unser<br />

Geist, unser wahres Ich, ist neugeboren.<br />

6


Jesus steht uns bei allem bei.<br />

Keine Sorgen und keine Angst sind größer als er<br />

Und wir haben in dem Augenblick, wenn wir<br />

Jesus als unseren Retter annehmen, den<br />

Heilgen Geist als Beistand. Wir können jederzeit<br />

(durch Gebet, was ein ehrliches Gespräch mit<br />

Gott ist) Gott um Weisheit für anstehende<br />

Entscheidungen bitten, um Hilfe, wenn uns das<br />

Wasser bis zum Hals steht, bitten und um<br />

Führung, wenn wir nicht mehr durchblicken, wie<br />

wir durch den Dschungel unserer Sorgen und<br />

Ängste und Kaputtheiten und Abhängigkeiten<br />

durchkommen sollen, bitten. Gott gibt gerne.<br />

Darauf können wir uns verlassen.<br />

Wir müssen (und können) Gott beim Wort<br />

nehmen<br />

Wir haben zwei unermeßlich mächtige und<br />

hilfreiche Hilfsmittel zur Verfügung, um alle<br />

Widrigkeiten, die uns im Leben begegnen,<br />

meistern zu können. Nämlich (a) das Gebet und<br />

(b) die Bibel.<br />

Beispiel für einen konkreten Einsatz, wenn mich<br />

Sorgen und Ängste quälen. Ich stolpere beim<br />

Lesen in der Bibel über diese Stelle: „Bei Gott<br />

allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm<br />

kommt mir Hilfe. Nur er ist mein Fels, meine<br />

Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht<br />

wanken.“ (Psalm 62, Verse 2 + 3)<br />

Und auch noch die Verse 8 – 9: „Bei Gott ist mein<br />

Heil, meine Ehre; Gott ist mein schützender Fels,<br />

meine Zuflucht. Vertrau ihm, Volk Gottes, zu<br />

jeder Zeit! Schüttet euer Herz vor ihm aus! Denn<br />

Gott ist unsere Zuflucht.“<br />

Immer wieder lesen<br />

So etwas lese ich dann immer wieder. Wenn es<br />

sein muß, dann 100mal. Lieber das lesen, als<br />

sich von innerer Unruhe zerfressen zu lassen.<br />

Ich schreibe mir das auf eine kleine Karteikarte,<br />

die ich mir einstecke. Und beim Einkaufen im<br />

Supermarkt, wenn schon wieder Sorgen und<br />

Ängste hochkommen, wie es alles finanziell<br />

werden soll, dann lese ich die Verse auf meiner<br />

Karteikarte. Gott ist mein schützender Fels. Der<br />

hilft mir!<br />

Und dann bete ich Gottes Wort zurück zu ihm.<br />

Ich möchte, daß du mein Fels bist. Ich<br />

hab nur dich, der mir helfen kann. Ich<br />

mag nicht immer diese Ängste und<br />

Sorgen haben, lieber Gott. Ich will deine<br />

Ruhe fühlen; schenke mir inneren<br />

Frieden. Du hast versprochen, daß du<br />

immer für mich da bist. Helfe mir, damit<br />

ich zur Ruhe komme. Stärke meinen<br />

Glauben, lieber Gott, stärke mein<br />

Vertrauen in dich. Mach meinen<br />

Glauben unerschütterlich stark.<br />

Haben Sie ein Problem, das größer als<br />

Gott ist?<br />

Was meinen Sie? Haben Sie ein<br />

Problem, das größer als Gott, der<br />

Schöpfer vom Universum, ist? Haben<br />

Sie eine Sorge, die Gott nicht augenblicklich<br />

beseitigen könnte? Meinen Sie, Gott hätte nicht<br />

> 1 Million Möglichkeiten, um Ihnen so viel Geld<br />

in Ihr Leben zu schieben, daß alle finanziellen<br />

Sorgen ein Ende haben und Sie so viel Geld<br />

hätten, daß Sie noch anderen mehr als gut<br />

helfen können?<br />

Wir können uns auf Gott verlassen. Er hat es uns<br />

zugesagt. Und Gott hat noch nie gelogen.<br />

Also können wir auch zu ihm beten (= sprechen),<br />

daß wir wissen, daß Gott immer bei uns sein<br />

wird. Ganz gleich, durch welche Widrigkeiten wir<br />

müssen, er ist immer an unserer Seite.<br />

Ich habe in meinem Leben schon viele Knaller<br />

erlebt, du meine Güte, aber es gab nicht eine<br />

einzige Sache, bei der die Kraft, die Gott mir<br />

schenkte, nicht genau das Stück größer war, um<br />

aus dem Tal raus und wieder auf wunderschöne<br />

Berggipfel zu kommen.<br />

7


Heißt das, daß ich immer mit erhobenem Kopf,<br />

frohen Mutes und unerschütterlichem Gott-<br />

Vertrauen durch den Mist gegangen bin, der sich<br />

vor mir auftürmte? Nein, überhaupt nicht. Ängste<br />

und Sorgen sind immer wieder über mir<br />

zusammengeschlagen und haben für eine<br />

gewisse Zeit die Oberhand gewonnen. Aber ein<br />

Lieber Gott! Hilf mir! (ok, manchmal<br />

hundertdreiundfünzig Lieber Gott! Hilf mir!) hat<br />

immer geholfen. Und das beruhigende und<br />

stärkende Lesen in der Bibel.<br />

Geist, Seele und Körper —<br />

so sind wir zusammengesetzt<br />

Unser Geist, unser wahres inneres Ich, ist<br />

neugeboren, rein, sauber, stark,<br />

unerschütterlich.<br />

Was uns wanken läßt ist der Verstand („Wie soll<br />

es jetzt noch eine Chance für mich geben?“) in<br />

unserer Seele, sind die Gefühle (der Angst und<br />

Unsicherheit) in unserer Seele und die<br />

entsprechenden Reaktionen (der Panik) in<br />

unserem Körper.<br />

Hören wir nicht auf unseren Körper, hören wir<br />

nicht auf unsere Seele. Vertrauen und stärken<br />

wir unseren Geist, unser inneres wahres Ich.<br />

Unser Geist, neugeboren in dem Moment, wo wir<br />

Jesus angenommen haben, steht in Kontakt mit<br />

Gott, Jesus und allen Segnungen und Kräften in<br />

Gottes Königreich.<br />

Oh lieber Gott, hilf mir bitte, daß ich<br />

unerschütterlich in meinem Vertrauen zu dir<br />

werde, weil ich weiß, nur du bist meine Hilfe und<br />

der sichere Fels, auf dem ich in allen<br />

Lebensstürmen stehen kann.<br />

Nane Jürgensen Internet Evangelisation<br />

RUHE IN EINER<br />

UNRUHIGEN<br />

WELT?<br />

Bibelstellen: Matthäus 11,28.29; Micha 2,10<br />

Das menschliche Herz sehnt sich nach Ruhe. Es<br />

sehnt sich nach Frieden und Geborgenheit –<br />

Zustände, die dieser Welt weitgehend fremd<br />

sind. Doch das Sehnen des menschlichen<br />

Herzens bleibt bestehen – persönlich, in<br />

Familien, in Völkern, zwischen Nationen. Doch<br />

die Frage ist: Gibt es wahre Ruhe, wahren<br />

Frieden in dieser Welt – oder ist es eine Illusion,<br />

der der Mensch nachjagt?<br />

Schaut man heutzutage in diese Welt, so sieht<br />

man nichts als Unruhe und Unfrieden –<br />

Uneinigkeit auf jeder Ebene des menschlichen<br />

Miteinanders. Doch um diese traurige<br />

Feststellung zu machen, brauchen wir nicht allzu<br />

weit zu gehen. Ein Blick in unser eigenes Herz<br />

genügt, um dieses niederschmetternde Bild zu<br />

bestätigen. Schon kurz nach der Erschaffung<br />

des Menschen musste Gott feststellen, „dass<br />

des Menschen Bosheit groß war auf Erden, und<br />

alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur<br />

böse den ganzen Tag“ (1. Mo 6,5). Jeder, der<br />

ehrlich ist und sich kennt, wird dem zustimmen<br />

und mit Jeremia bekennen: „Arglistig ist das<br />

Herz, mehr als alles, und verderbt ist es; wer<br />

mag es kennen?“ (Jer 17,9). Es sind die<br />

Auswüchse dieses unverbesserlich bösen<br />

Herzens, die dem Menschen von jeher zu<br />

schaffen machen. Nicht umsonst finden wir in<br />

Sprüche 4,23 die ernste Warnung: „Behüte dein<br />

Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn<br />

von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens.“<br />

Die Unruhe und der Unfrieden in dieser Welt sind<br />

– wie wir bereits gesehen haben – keine<br />

besondere Erscheinung unserer Tage, mögen<br />

sie in unserer Zeit auch zunehmen. Nein, sie<br />

sind so alt wie der Mensch selbst. Sie gehen<br />

zurück auf den Sündenfall des ersten<br />

Menschenpaares und haben sich bis in unsere<br />

Tage fortgesetzt. Der Ungehorsam des ersten<br />

Menschen unterbrach die Gemeinschaft mit<br />

seinem Schöpfer-Gott und das Urteil Gottes<br />

lautet seitdem: „Kein Friede den Gesetzlosen!“<br />

(Jes 48,22; 57,21). Mag der Mensch sich noch<br />

so um Frieden bemühen, ihn zuweilen sogar<br />

vortäuschen, das Urteil Gottes ist unabänderlich<br />

und bleibt bestehen (vgl. Jer 6,14).<br />

Wenn auch Ruhe der Welt als Ganzes<br />

gegenwärtig versagt bleibt, so jedoch nicht dem<br />

einzelnen Menschen. Es gibt sie, diese Ruhe,<br />

wenn auch nicht auf globaler, so doch auf<br />

persönlicher Ebene. Es ist die Ruhe des<br />

8


Herzens und Gewissens, die nicht äußerlich,<br />

sondern innerlich genossen wird.<br />

A) RUHE DES GEWISSENS<br />

Der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes (vgl.<br />

Rö 5,10; Eph 2,15.16; Kol 1,21.22). Als solcher<br />

lebt er in Auflehnung gegen Gott und widersetzt<br />

sich Seinen Anweisungen, wo er nur kann (vgl.<br />

Jer 6,16). Solange diese Feindschaft nicht<br />

beseitigt ist, kommt der Mensch innerlich nicht<br />

zur Ruhe. Beunruhigt durch das furchtvolle<br />

Erwarten des herannahenden Gerichts und<br />

angeklagt durch sein Gewissen – die natürliche<br />

moralische Instanz des Menschen – versucht er,<br />

auf alle und jede Weise sein Inneres abzulenken<br />

und zu zerstreuen. Mag es ihm zuweilen auch<br />

gelingen, zu dauerhafter innerer Ruhe gelangt er<br />

dadurch nicht. Diese ist nur auf einem Weg zu<br />

erlangen, nämlich in der Person Jesus Christus.<br />

Seiner Aufforderung in Matthäus 11,28 muss der<br />

Mensch nachkommen: „Kommt her zu mir, alle<br />

ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde<br />

auch Ruhe geben (oder zur Ruhe bringen).“<br />

Der Herr Jesus allein ist in der Lage, Ruhe –<br />

wahre Ruhe – zu geben, und Er allein kann das<br />

Gewissen des Menschen zur Ruhe bringen.<br />

Doch der Mensch muss kommen. Er muss<br />

seinen verlorenen Zustand (an)erkennen und<br />

einsehen, dass er „mühselig und beladen“ ist<br />

und sich selbst nicht helfen kann. Hat er sich<br />

jedoch einmal aufgemacht und ist gekommen,<br />

dann wird er diese Ruhe des Gewissens<br />

persönlich erfahren.<br />

Ohne Christus gleicht das Innere des Menschen<br />

einer stürmischen und aufgewühlten See, mit<br />

Ihm jedoch einem stillen Ozean. Jesus Christus<br />

ist in der Tat „unser Friede“ (Eph 2,14); „er hat<br />

Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes“<br />

(Kol 1,20). Jeder, der dies persönlich im Glauben<br />

für sich in Anspruch nimmt, ist gerechtfertigt aus<br />

Glauben und hat Frieden mit Gott (Rö 5,1).<br />

Dieser Friede kann durch nichts und niemand<br />

geraubt werden, da Gott selbst ihn in Seinem<br />

Wort garantiert. Auch ist er nicht von uns und<br />

unseren Gefühlen abhängig, sondern allein von<br />

Gott. Ihm sei Dank dafür!<br />

Ruhe fand hier mein Gewissen,<br />

denn sein Blut – o reicher Quell!<br />

Hat von allen meinen Sünden<br />

mich gewaschen rein und hell.<br />

B) RUHE DES HERZENS<br />

In der erwähnten Stelle in Matthäus 11 spricht<br />

der Herr zweimal von Ruhe (Mt 11,28.29). In<br />

Vers 28 verbindet Er die Ruhe mit der<br />

Aufforderung, zu kommen, in Vers 29 mit der<br />

Aufforderung, Sein Joch aufzunehmen und von<br />

Ihm zu lernen. Wie wir bereits sahen, handelt es<br />

sich in Vers 28 um die Ruhe des Gewissens, die<br />

der Herr einem jeden schenkt, der Seiner<br />

Aufforderung, zu kommen, folgt. In Vers 29<br />

dagegen spricht Er von einer anderen Ruhe, die<br />

nur derjenige findet, der Ihm nachfolgt. Es<br />

handelt sich um die Ruhe des Herzens.<br />

Die Ruhe des Herzens ist etwas, was der Herr<br />

Jesus, als Er als Mensch über diese Erde ging,<br />

allezeit in vollkommener Weise genoss. Er<br />

bedurfte nicht der Ruhe des Gewissens, denn Er<br />

war ohne Sünde und nie in Feindschaft mit Gott,<br />

aber Er genoss die Ruhe des Herzens. Sie ist<br />

das Ergebnis der vollkommenen<br />

Übereinstimmung und Harmonie mit Gott, wie es<br />

im Leben des vollkommenen Sohnes allezeit der<br />

Fall war. In allen Umständen war Sein Herz in<br />

vollkommener Ruhe und vollkommenen Frieden,<br />

und das, weil Er sich allezeit der Zustimmung<br />

Seines Gottes sicher war. Diese<br />

Übereinstimmung mit den Gedanken und dem<br />

Willen Gottes gibt dem Herzen einen tiefen<br />

Frieden, der über die Umstände des Lebens<br />

erhaben ist und nicht durch sie gestört werden<br />

kann. Diesen Frieden genoss der Herr während<br />

Seines ganzen Lebens. Er war kennzeichnend<br />

für Ihn. In Kolosser 3,15 wird er als „Friede des<br />

Christus“ bezeichnet.<br />

Was macht nun diesen Frieden aus? Es ist das<br />

glückliche Bewusstsein, in Übereinstimmung mit<br />

den Gedanken und dem Willen Gottes zu sein<br />

und sich auf einem Weg des Gehorsams zu<br />

befinden, den Gott billigen kann. Es ist ein<br />

Friede, den jedes Kind Gottes persönlich<br />

genießen darf – ein Vorrecht all derer, die<br />

Frieden mit Gott haben. Dieser Friede soll in<br />

unseren Herzen regieren und entscheiden.<br />

Dabei ist es allerdings wichtig, nicht aus dem<br />

Auge zu verlieren, dass der Friede des Herzens<br />

an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist.<br />

Zwei dieser Voraussetzungen werden in unserer<br />

Stelle in Matthäus 11 erwähnt.<br />

9


Sein Joch aufnehmen<br />

Der Herr Jesus fordert uns zuerst auf, Sein Joch<br />

aufzunehmen. Dieses Joch umfasst all das, was<br />

mit der Nachfolge hinter dem Herrn her<br />

verbunden ist. Es ist ein Leben der<br />

entschiedenen und bedingungslosen Nachfolge,<br />

das den Jünger mit seinem Meister verbindet.<br />

Doch ist es etwas, was der Jünger des Herrn<br />

freiwillig tut – aus Liebe zu seinem Meister,<br />

selbst wenn er sich bewusst ist, dass solch ein<br />

Leben Unannehmlichkeiten, ja sogar Hohn und<br />

Spott mit sich bringen kann. Das ist sicherlich<br />

einer der Gründe, warum es der Herr als Joch<br />

bezeichnet. Doch fügt Er in Vers 30 unmittelbar<br />

hinzu, dass Sein Joch sanft und Seine Last leicht<br />

ist. Der Jünger des Herrn spürt dieses Joch und<br />

diese Last kaum, da er das Vorrecht und die<br />

Der Herr Jesus ist nach vollbrachtem Werk in<br />

den Himmel zurückgekehrt, aber Er hat uns Sein<br />

Beispiel hinterlassen, dem wir folgen sollen. Er<br />

möchte, dass wir uns mit Ihm beschäftigen, Ihn<br />

betrachten, wie Er über diese Erde ging, um von<br />

Ihm zu lernen. Dann werden wir denselben<br />

Frieden genießen, den auch Er genoss. Seine<br />

Worte gelten auch uns: „Lernt von mir, denn ich<br />

bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr<br />

werdet Ruhe finden für eure Seelen.“<br />

Und mit süßer Ruh im Herzen<br />

geh ich hier durch Kampf und Leid,<br />

ew’ge Ruhe find ich droben<br />

in des Lammes Herrlichkeit.<br />

C) RUHE IN DIESER<br />

WELT<br />

Freude, dem Meister nachzufolgen, weitaus<br />

höher achtet als die Schmach und die Leiden,<br />

die damit verbunden sein mögen.<br />

Von Ihm lernen<br />

Der Herr Jesus ist der göttliche Lehrer (vgl. Hiob<br />

36,22), aber Er war auch selbst Mensch auf<br />

dieser Erde und führte ein Leben in völliger<br />

Abhängigkeit von Gott. Er war sanftmütig und<br />

von (oder im) Herzen demütig. In Seiner<br />

Sanftmut gab Er keinen Anstoß, in Seiner Demut<br />

nahm Er keinen Anstoß. Alles, was Ihm auf<br />

Seinem Weg über diese Erde begegnete, nahm<br />

Er aus der Hand Seines Vaters. Stets konnte Er<br />

sagen: „Nicht mein Wille, sondern deiner<br />

geschehe!“ (Lk 22,42). Der Friede Seines<br />

Herzens konnte durch nichts und niemand<br />

gestört werden.<br />

Für die Gläubigen der Jetztzeit<br />

gilt – wie bereits der Prophet<br />

Micha in Bezug auf das<br />

irdische Volk Gottes schreibt:<br />

„Macht euch auf und zieht hin!<br />

denn dieses Land ist der<br />

Ruheort nicht“ (Mich 2,10). Das<br />

Bürgertum der Gläubigen ist in<br />

den Himmeln, „von woher wir<br />

auch den Herrn Jesus Christus<br />

als Heiland erwarten“ (Phil<br />

3,20). Der Herr wird<br />

wiederkommen und uns in die<br />

Wohnungen des Vaterhauses einführen (vgl.<br />

Joh 14,2.3): „Und so werden wir allezeit bei dem<br />

Herrn sein“ (1. Thes 4,17b). Das ist die wahre<br />

Hoffnung der Gläubigen.<br />

Doch auch für diese Erde wird eine Zeit<br />

kommen, in der Ruhe und Frieden herrschen<br />

werden – ein „Werk“ der dann unter der<br />

Regierung von Jesus Christus für tausend Jahre<br />

herrschenden Gerechtigkeit (vgl. Jes 9,7; 32,1;<br />

32,17). „Und Gerechtigkeit wird der Gurt seiner<br />

Lenden sein“ (Jes 11,5). Es wird eine Zeit<br />

unaussprechlicher Freude sein, wie diese Erde<br />

sie noch nie gesehen hat (vgl. Jes 35,10; 51,11).<br />

Der Herr wird zum Wohlgefallen und zur Freude<br />

Gottes über diese Erde regieren. Dann wird sich<br />

auch das erfüllen, wovon Jesaja in Kapitel<br />

10


53,10b prophetisch spricht: „Und das<br />

Wohlgefallen (oder der Wille) Jehovas werden in<br />

seiner Hand gedeihen.“ Ja, nach Jahrtausenden<br />

von Unruhe und Unfrieden wird für diese Erde<br />

endlich eine Zeit nie da gewesener Ruhe<br />

anbrechen, in der die Menschen in Frieden und<br />

Wohlstand leben werden. Dann wird auch der<br />

Überrest des irdischen Volkes Gottes nach einer<br />

Zeit großer Drangsal zur Ruhe gekommen sein<br />

und seine lang ersehnte „Sabbatruhe“ genießen<br />

(vgl. Heb 4,9). Wie herrlich wird jene zukünftige<br />

Zeit für alle dann lebenden Menschen sein! Gott<br />

wird mit allen Seinen Plänen bezüglich Israels<br />

und der Erde zum Ziel gekommen sein. Er selbst<br />

wird dann ruhen von allen Seinen Werken (vgl.<br />

1. Mo 2,2.3; Heb 4,4).<br />

Dort besingt des Lammes Liebe<br />

Seine teu’r erkaufte Schar,<br />

bringt in Zions sel’ger Ruhe<br />

Ihm ein ew’ges Loblied dar.<br />

Daniel Melui<br />

URLAUB UND<br />

VERGESSLICHKEIT<br />

Bald geht es wieder los: Ausnahmezustand auf<br />

den Autobahnen. Die erste harte<br />

Bewährungsprobe für die Vorfreude auf die<br />

Urlaubszeit. Oder ist das vielleicht schon – vor<br />

oder nach dem Schließen der Koffer – die Frage:<br />

Habe ich etwas vergessen?<br />

können. Abstand gewinnen von dem, was sonst<br />

die Tage füllt und vielleicht nachts den Schlaf<br />

raubt. Sich von den neuen Bildern,<br />

Begegnungen und Erfahrungen entführen<br />

lassen aus den Grenzen des Gewohnten<br />

heraus. Ein Urlaub ohne ein solches Vergessen<br />

ist kein Urlaub!<br />

Aber auch das Nicht-Vergessen ist wichtig. Denn<br />

das, was wir in dieser besonderen Zeit<br />

wahrnehmen, braucht auch einen bleibenden<br />

Platz in uns. Gutes – natürlich nicht nur aus dem<br />

Urlaub – geht uns so schnell wieder verloren,<br />

wird überdeckt durch alles mögliche, was<br />

anliegt. Darum bringen wir uns aus dem Urlaub<br />

ja auch Erinnerungszeichen mit: Fotos, den<br />

Stein von der Ostseeküste, das geschnitzte<br />

Wildtier aus Afrika. Also: Alle Sinne weit<br />

aufmachen und Gutes aufnehmen!<br />

Am Sonntag wird in vielen Kirchen ein Psalm<br />

gesprochen – darin stehen die Worte: „Und<br />

vergiss nicht, was er (Gott) dir Gutes getan hat.“<br />

Mir immer wieder die Frage zu stellen: „Wofür<br />

kann ich dankbar sein?“ kann mein Leben<br />

unglaublich reich machen. Dankbarkeit ist ein<br />

Lebenselixier.<br />

Ich denke, wir Menschen sind in mancher<br />

Hinsicht arg gedächtnisschwach. Darum tut uns<br />

diese Erinnerung gut: „Und vergiss nicht, was er<br />

dir Gutes getan hat.“<br />

Detlef Lönneker, Pastor an der Kreuzkirche<br />

Göttingen<br />

Fahrkarte oder Flugticket? Die Adresse der<br />

Ferienwohnung? Sonnenmilch (die wir<br />

hoffentlich brauchen)? Dicker Pullover (den<br />

wir hoffentlich nicht brauchen)? Die Frage<br />

kann einen umtreiben. Aber ruhig Blut –<br />

irgendwas vergessen wir ja immer – und<br />

selten hat das einen Urlaub wirklich<br />

beeinträchtigt.<br />

Auf der anderen Seite: Vergessen ist so<br />

wichtig für den Urlaub. Ja vielleicht ist es<br />

sogar das Entscheidende: Einmal<br />

vergessen können, was uns sonst so<br />

beschäftigt. Den Alltag hinter uns lassen<br />

11


DU SOLLST<br />

URLAUB<br />

MACHEN!<br />

FÜR GOTTESLOB BRAUCHT<br />

MAN MUßE<br />

Das steht so fast wörtlich in der Bibel. Mit gutem<br />

Grund. Zur Arbeit muss man die Menschen nicht<br />

antreiben, zur sinnvollen Erholung schon. Auch<br />

sonst bietet die Bibel einige tiefe Einsichten über<br />

den Urlaub und seine Gestaltung.<br />

"Du sollst den Feiertag heiligen", übersetzte<br />

Martin Luther das nach seiner Zählung dritte<br />

Gebot. Wörtlich steht dort: "Gedenke des<br />

Ruhetags, um ihn zu heiligen!" Eine seltsame<br />

Vorschrift, die Gott auf dem Sinai seinem<br />

Propheten Mose auf die Steintafel schrieb! Sie<br />

steht in einer Reihe mit den sofort<br />

einleuchtenden Geboten, nicht zu töten, zu<br />

stehlen, zu lügen, über die wir uns mit allen<br />

Religionen der Welt und wahrscheinlich auch mit<br />

allen nicht religiösen Menschen einigen könnten.<br />

Das Gebot, einen Ruhetag einzuhalten und zu<br />

heiligen, ist jedoch eine jüdisch-christliche<br />

Besonderheit.<br />

Offenbar hat Gott gewusst, wie sehr den<br />

Menschen sein Tagwerk gefangen nehmen<br />

kann. So sehr, dass er über seine Geschäftigkeit<br />

alles andere vergisst und seine Arbeit zur<br />

Religion macht. Ein gesondertes Arbeitsgebot<br />

war deshalb gar nicht nötig – wohl aber die<br />

Mahnung, regelmäßig eine Pause einzulegen.<br />

Gott selbst macht es uns vor. Nach sechs Tagen<br />

Schöpfungswerk gönnt sich Gott einen<br />

Urlaubstag. "Er ruhte und erquickte sich", heißt<br />

es in einer für die Bibel und erst recht für Gottes<br />

Tun ungewöhnlichen Wortwahl (Exodus 31,17).<br />

War das nun nur ein Sonntag oder schon ein<br />

Urlaub? Den Zeitraum von einem Tag darf man<br />

bei Gott nicht so genau nehmen, bekanntlich<br />

sind für ihn selbst 1000 Jahre wie ein Tag. Halten<br />

wir uns aber an die Siebtel-Regel, wonach alle<br />

sieben Tage ein Ruhetag und alle sieben Jahre<br />

ein Sabbatjahr einzulegen sind (Exodus 23,10f.),<br />

kommen wir neben den Sonntagen auf eine<br />

biblische Urlaubsempfehlung von siebeneinhalb<br />

Wochen pro Jahr. Liebe Gewerkschafter, da ist<br />

noch Handlungsbedarf!<br />

Unseren Urlaubsanspruch müssen wir uns aber<br />

aus biblischer Sicht keineswegs verdienen. Der<br />

Mensch wurde am sechsten Tag erschaffen –<br />

und schon gleich sein erster voller Tag auf der<br />

Erde war ein Ruhetag. In diesem Bild lag für<br />

Dietrich Bonhoeffer eine tiefe Einsicht über<br />

unsere Rechtfertigung vor Gott: "Die<br />

Feiertagsruhe ist das sichtbare Zeichen dafür,<br />

dass der Mensch aus der Gnade Gottes und<br />

nicht aus seinen Werken lebt." Schon bevor wir<br />

unser Tagwerk aufnehmen, haben wir Anteil an<br />

Gottes Heiligkeit. Uns wird Sinn geschenkt,<br />

bevor wir unser Leben selbst in die Hand<br />

nehmen.<br />

Das regelmäßige Pausieren von unserer Arbeit<br />

an Sonntagen und im Urlaub hilft uns zum einen,<br />

körperlich und geistig zu regenerieren. Zum<br />

anderen gibt es uns Raum, mit Abstand über<br />

unser Leben nachzudenken und es immer<br />

wieder neu aus höherer Perspektive zu<br />

bewerten. Gott betrachtet nach der Arbeit sein<br />

Werk und sagt "gut". Nehmen wir uns auch<br />

genügend Zeit zum Loben, zum Freuen, zum<br />

Danken? Klagen kann man auch in der Hektik<br />

des Alltags, aber für ein so tiefes Gotteslob wie<br />

beispielsweise in Psalm 139 braucht man Muße:<br />

"Herr, ich danke dir, dass ich so wunderbar<br />

gemacht bin."<br />

Urlaub unterbricht den Alltag. Unterbrechung ist<br />

die kürzeste Definition von Religion, hat Johann<br />

Baptist Metz einmal gesagt. Jedes Unterbrechen<br />

kann auch ein Aufbrechen sein. Plötzlich stellen<br />

sich existenzielle Fragen, die in der Mühle des<br />

Alltags kein Gehör finden. So widersetzt sich der<br />

Urlaub – wo auch immer wir ihn verbringen – der<br />

Logik des Funktionierens. Ein Urlaubstag ist<br />

weniger planbar als ein Arbeitstag. Er ist eine<br />

Insel im Strom der Vergänglichkeit.<br />

Die Zeit steht dadurch nicht still. Aber wir<br />

gewinnen für einen Moment Abstand davon. Wir<br />

zählen unser Leben in Jahren und unseren<br />

Urlaub in Wochen oder Tagen. Aber was unser<br />

Leben erfüllt, ereignet sich im Hier und Jetzt – im<br />

"Kairos", wie die Griechen sagen. Das Wort<br />

12


egegnet uns im wichtigsten Satz des<br />

Markusevangeliums, der Zusammenfassung<br />

von Jesu Botschaft (Markus 1,15): "Der Kairos<br />

ist da und das Reich Gottes ist<br />

herbeigekommen."<br />

Dieser Text ist zuerst erschienen im Magazin<br />

"Andere Zeiten", Ausgabe 02/2014.<br />

URLAUB UND<br />

FERIEN VON<br />

GOTT?<br />

von Klaus Stock<br />

Lesungen: Hebr 11,1-2.8-19 / Lk 12,32-48<br />

UrlaubIm Urlaub und in den Ferien, so höre ich<br />

immer wieder sagen, gibt es keine Predigt. Da<br />

soll auch der Gottesdienst wie Ferien sein, also<br />

kurz und ohne anstrengende Gedanken. Andere<br />

Christen meinen, es gäbe keine Ferien von Gott.<br />

Ferien ohne Gott seien sogar verfehlt, denn der<br />

Mensch müsse sich an Leib und Seele erholen,<br />

und zur seelischen Erholung gehöre eben auch,<br />

sich Zeit für Gott zu nehmen, zum Gebet, zu<br />

guten und hilfreichen Gedanken, zum Lesen in<br />

der Hl. Schrift, usw.<br />

Wir wollen jetzt nicht herausfinden, wer recht<br />

hat, sondern die Zeit im Gottesdienst als eine<br />

geschenkte Zeit verstehen, in der wir einmal<br />

nach Gründen zur Dankbarkeit Ausschau halten.<br />

Es ist ja nicht selbstverständlich, dass wir hier<br />

sind, in die Kirche gehen können – viele Kranke<br />

würden gerne kommen und schaffen es nicht.<br />

Verschenken wir also die Zeit an Gott und hören<br />

wir, was er uns sagen will.<br />

Zwei Sätze aus Lesung und Evangelium sind es<br />

wert, in das Album unseres Lebens eingetragen<br />

zu werden.<br />

Der 1. Satz: (aus dem Hebräerbrief): „Glaube ist<br />

Feststehen in dem, was man erhofft,<br />

Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht“.<br />

Der 2. Satz (aus dem Lukasevangelium): – ein<br />

Wort Jesu: – „Denn wo euer Schatz ist, da ist<br />

auch euer Herz.“<br />

Wir alle achten Menschen, die einen festen<br />

Standpunkt vertreten. Keinen festen Stand<br />

haben, also schwanken und wanken, ist<br />

unangenehm. Alkoholkranke führen es uns vor:<br />

im angetrunkenen Zustand drohen sie jeden<br />

Moment hinzufallen. Auf ihre Umgebung<br />

machen sie einen erbärmlichen Eindruck. Das<br />

Wort Schwindel, das uns dazu einfällt,<br />

verwenden wir in zweifacher Bedeutung. Wer<br />

einen Schwindelanfall hat, ist elend dran und<br />

muß sich sofort hinlegen. Schwindel wird aber<br />

auch als Vortäuschung von Tatsachen<br />

verwendet. Wenn über einen Menschen gesagt<br />

wird, er sei ein Schwindler, ist dies ein böses<br />

Urteil. Man unterstellt, er stehe nicht fest, sei wie<br />

ein schwankendes Rohr im Wind, habe kein<br />

Rückgrat, keinen festen Boden unter den Füßen.<br />

Für den sozialen Frieden aber ist es<br />

unverzichtbar, zu wissen, wo einer steht, ob man<br />

auf ihn bauen kann.<br />

Der Hebräerbrief vergleicht nun den Glauben mit<br />

dem Feststehen auf einem unsichtbaren und<br />

dennoch tragfähigen Grund, das Feststehen in<br />

Gott.<br />

Der Glaubensschritt, den wir als Christen<br />

einüben müssen, geht also so: den Boden der<br />

eigenen Sicherheit verlassen und sich auf den<br />

festen Grund Gott stellen. Es ist wie das<br />

Aussteigen des Petrus damals – aus dem Boot<br />

im See von Genezareth. Petrus verließ das Boot<br />

und ging auf Jesus zu – ohne zu versinken –<br />

nicht, weil sich das Wasser in festen Boden<br />

verwandelt hatte, sondern weil er den Herrn vor<br />

Augen hatte und weil dieser ihm in den<br />

Sekunden des Zweifels die rettende Hand<br />

entgegenstreckte.<br />

Gott als den sicheren Standpunkt wählen, das<br />

heißt Glauben. Stimmt es denn nicht, dass<br />

schließlich alles in dieser Welt vergeht, wirklich<br />

alles – und dass nur Gott allein bleibt? Warum<br />

also nicht gleich den sichersten Standpunkt<br />

wählen: einen, der ewig bleibt, dem<br />

vergänglichen vorziehen?!<br />

13


Wer das einmal begriffen hat, versteht nun auch<br />

den zweiten Satz aus dem Evangelium: Wo euer<br />

Schatz ist, da ist euer Herz.<br />

Wo für mich der wichtigste Ort ist, dorthin kehre<br />

ich immer wieder zurück, in Gedanken und in der<br />

Tat. Bestimmte Orte suchen wir immer wieder<br />

auf, wenn sie mit guten Erinnerungen verbunden<br />

sind. Manche Menschen fahren z.B. jedes Jahr<br />

in den gleichen Ur­laubsort, weil sie wissen: hier<br />

geht es mir gut, hier habe ich mich immer gut<br />

erholt, das hilft mir für ein ganzes Jahr. Tage vor<br />

dem Urlaub sind sie schon mit ihren Gedanken<br />

dort, stellen sich vor, wie alles sein wird, gramen<br />

in ihren Erinnerungsfotos und können den Tag<br />

der Abreise gar nicht mehr erwarten. Immer<br />

drängt es uns dahin, wo wir für uns das Beste<br />

erhoffen.<br />

Auf das religiöse Leben übertragen heißt das:<br />

wenn Gott für uns das Beste und Wichtigste ist,<br />

der Ort unserer letzten Sicherheit und<br />

Geborgenheit, dann wird unser Herz ihm auf der<br />

Spur bleiben und nach ihm suchen. Dann<br />

werden wir „auf dem Weg zu ihm“ bleiben, zu<br />

jeder Zeit, ob im grauen Alltag oder an festlichen<br />

Tagen.<br />

Nach so viel Theorie nun noch ein paar<br />

Anregungen. Ob Gott wirklich trägt, ob er Seine<br />

Verheißungen erfüllt, das kann ich nur durch<br />

eine Probe aufs Exempel erfahren – und nicht<br />

durch den Verstand und die Absicherung in<br />

irdische Güter allein. Wir müssen also den<br />

scheinbar sicheren Boden unserer<br />

selbstgebauten Fundamente wie Geld,<br />

öffentliches Ansehen, Begabungen, Wissen,<br />

Einfluss, politische Macht, usw., manchmal<br />

verlassen und einen Schritt des Glaubens tun,<br />

um uns auf Gottes Verheißungen zu stellen.<br />

Alle weltliche Sicherheit ist vergänglich, Gott<br />

allein, so glauben wir, hat Bestand. – Machen wir<br />

uns frei von unserem Sicherheitsstreben und<br />

gehen wir einen Schritt auf Gott zu. Er ist es, der<br />

uns trägt. Er hält unser Leben in seiner Hand.<br />

Unser Herz soll in Gott verankert bleiben. Dort ist<br />

unser verborgener Schatz. Als Glaubende sind<br />

wir überzeugt von Dingen, die man nicht sieht,<br />

sondern die man durch das Wagnis erproben<br />

kann.<br />

An diesem Sonntag und in diesen Ferien wollen<br />

wir unseren Glauben erneuern, den Glauben,<br />

dass Gott es ist, der unser Leben hält und trägt,<br />

und unsere Hoffnung stärken, dass wir immer<br />

mehr ihn als unseren verborgenen Schatz<br />

erkennen, zu dem unser Herz hinstrebt und<br />

unsere Liebe zu dem, was kein Auge geschaut<br />

hat, dem unsichtbaren Geheimnis unseres<br />

Lebens, zu Gott selbst.<br />

GOTT, SEGNE<br />

MEINEN URLAUB!<br />

Segne diese Wochen des Freiseins<br />

von allen Pflichten,<br />

dass Körper und Geist sich erholen<br />

von vergangenen Mühen,<br />

dass die Seele neue Spannkraft gewinnt.<br />

Segne diese Wochen,<br />

dass Enttäuschungen heilen können,<br />

weil nicht alles so lief, wie ich es erhoffte,<br />

weil Grenzen spürbar wurden,<br />

eigene und die der anderen.<br />

Segne diese Wochen,<br />

damit Leichtigkeit in mein Leben tritt<br />

und dein Lächeln,<br />

und lass mich erkennen,<br />

Last und Mühe sind nur Windhauch,<br />

Windhauch aber auch Erfolg und Ansehen.<br />

Segne diese Wochen,<br />

dass Friede sich neu verankere in mir,<br />

der Friede mit dir und der Welt,<br />

der Friede mit mir und meinem Geschick.<br />

Segne diese Wochen,<br />

lass mich zur Ruhe kommen,<br />

dass ich mich neu finde und orte<br />

und erkenne, was dein Wille ist.<br />

Gott sei Dank: Urlaub!<br />

Geschrieben von Biergans am 14. <strong>Juli</strong> 2017<br />

14


GEDANKEN<br />

ZUM<br />

FERIENBEGINN<br />

In der Bibel kommt der Begriff "Urlaub" nicht vor.<br />

Wie auch? Ferien bzw. sich eine Auszeit von der<br />

Arbeit gönnen, ist eine Erfindung der<br />

Industriegesellschaft. Doch auch die Heilige<br />

Schrift spricht vom Innehalten und Stille werden.<br />

Im Lukas-Evangelium etwa wird berichtet, wie<br />

die Jünger einmal von einem "Einsatz"<br />

zurückkamen. Und was tut Jesus? Er lädt die<br />

Jünger ein sich in die Stille zurückzuziehen um<br />

Kraft zu tanken. Das ist wohl der eigentliche Sinn<br />

von Urlaub: Kraft tanken. Ferien: das ist ein<br />

endloser Sonntag ohne Wochentage. Nun ist es<br />

für viele Menschen wieder soweit. Der letzte<br />

Arbeitstag ist da, ein letztes Mal in die Schule<br />

gehen und dann "nichts wie weg". Weit weg in<br />

andere Länder, über die Wolken, in die Sonne,<br />

ans Meer, in die Berge, auf Höhen, in die<br />

Freiheit. Aber aus dem "weit weg" kann schnell<br />

ein "weiter Weg" werden. Die kurze Zeit will<br />

"man" schließlich effektiv nutzen. Stress schon<br />

vor Urlaubsbeginn. Doch wie "schaltet" man<br />

richtig ab? Man ist schließlich kein Lichtschalter!<br />

Nein!, sich Entspannen geschieht nicht per<br />

Knopfdruck. Eine Möglichkeit: achtsames Atmen<br />

üben und langsamer Gehen etwa. Oder<br />

ausgelassen sein und das machen, was man<br />

schon die ganze Zeit machen wollte. Leben<br />

wieder spüren. Aber welches Leben? Wieso ist<br />

das eine vom anderen so scharf getrennt? Diese<br />

Entfremdung in einer Leistungsgesellschaft<br />

machen auch viele Christen mit. urlaub hp1Die<br />

Seele wie die Beine einmal baumeln lassen -<br />

entspannen, das sollte auch im Alltag möglich<br />

sein. "Nichts wie weg", das meint wohl auch:<br />

Nichts wie ankommen. Ankommen um Muße<br />

und Zeit zu haben für das, was in der<br />

Vergangenheit zu kurz kam. "Nichts wie hin" zu<br />

dem, was ich aus dem Blick verlor: Schönes, das<br />

ich übersah, nicht mehr wahrnahm. Menschen,<br />

die ich aus dem Blick verlor. Fremdes, das ich<br />

zuvor ablehnte. Nichts wie hin zu dem, der in<br />

meinem Leben so lange keinen Platz mehr hatte:<br />

die Schöpfung, die Geschöpfe, der Schöpfer, der<br />

am siebten Tage von "seinen Werken ruhte."<br />

Und was ist mit denen, die nicht in den Urlaub<br />

fahren? Es sich finanziell nicht leisten können?<br />

Auch Sie können diese Ruhe an einem Tag<br />

bewusst erleben, etwa einem Sonntag. Die<br />

Sommerkirche in und um Groß-Umstadt lädt alle<br />

Hierbleibenden dazu ein! Kraft tanken ist also<br />

möglich: im Gottesdienst am Sonntag, oder in<br />

der täglichen Meditation. Das Evangelische<br />

Dekanat wünscht allen Mitarbeitenden, allen<br />

Familien, allen Ehrenamtlichen in unseren<br />

Gemeinden freie Zeit für ein Gebet wie das<br />

Folgende: "Gott sei Dank, Urlaub! ich kann mich<br />

entspannen, Atem holen, zur Besinnung<br />

kommen. Ich kann mich freuen am Licht der<br />

Sonne, an Blumen und Bäumen, am Singen der<br />

Vögel, an Menschen, die mir lieb und wichtig<br />

sind. Ich habe freie Zeit. Danke Herr dafür!<br />

Amen!"<br />

Reinhard Völker (nach einem Text von Pfarrer<br />

Detlef Küllmer, Westuffeln)<br />

VOLLE FAHRT<br />

VORAUS!<br />

Du bist gut und tust Gutes. Lehre mich deine<br />

Ordnungen!<br />

Psalm 119,68<br />

Als ich neulich ein Schifffahrtsmuseum<br />

besuchte, fesselte mich ein alter Schiffstelegraf.<br />

Das sind die mit einem grossen Hebel<br />

versehenen Geräte, mit denen der Kapitän<br />

früher die Fahrtrichtung und die Geschwindigkeit<br />

des Schiffes vorgab. Das runde Anzeigefeld war<br />

eingeteilt in sieben Segmente, die mit »volle<br />

Fahrt voraus«, »halbe Fahrt voraus«, »langsame<br />

Fahrt voraus«, »Stop«, »langsame Fahrt zurüc<br />

«, »halbe Fahrt zurück« und »volle Fahrt zurück«<br />

beschrieben waren.<br />

Durch die Betätigung des Hebels wurde<br />

allerdings nicht direkt der Antrieb gesteuert,<br />

sondern lediglich das gewünschte Kommando<br />

15


per Seilzug auf eine Anzeige im Maschinenraum<br />

übertragen. Das Personal dort war dann dafür<br />

verantwortlich, die Maschinen entsprechend<br />

einzustellen. Die Technik mutet heute<br />

umständlich an, war aber lange Zeit der<br />

technische Standard auf allen Dampfschiffen.<br />

Unwillkürlich versetzte ich mich in einen<br />

Maschinisten hinein. Er konnte aus dem<br />

Maschinenraum – wenn überhaupt – nur sehr<br />

eingeschränkt nach draussen schauen. Er<br />

brauchte daher ein tiefes Vertrauen, dass die<br />

Order von oben sinnvoll war und dass das Schiff<br />

sich beispielsweise nicht gerade auf<br />

gefährlichem Kollisionskurs befand, wenn »volle<br />

Fahrt voraus« angesagt war. Er musste<br />

vertrauen, dass sein Kapitän von der<br />

Kommandobrücke aus die bessere Übersicht<br />

hatte und seine Anweisungen zum Wohle aller<br />

an Bord waren.<br />

Ganz ähnlich, so dachte ich sofort, ergeht es mir<br />

auch. Ich muss vertrauen, dass das, was Gott<br />

sagt, gut ist. Ich weiss, dass er die bessere<br />

Übersicht hat und dass seine Anweisungen mich<br />

vor verborgenen Klippen bewahren können. Er<br />

hat das Beste für mich im Sinn. Deshalb will ich<br />

sein Wort ernst nehmen und gerne befolgen. kaa<br />

Frage:<br />

Wieso meinen Menschen manchmal, eine<br />

besere Übersicht über ihr Leben zu haben als<br />

Gott?<br />

Tipp:<br />

Vertrauen Sie dem mit der besten Übersicht!<br />

Bibel:<br />

Psalm 121<br />

PREDIGT ÜBER<br />

PSALM<br />

139,1-18.23.24<br />

Pfarrer Reinhard Ellsel<br />

Eine Frau klagt mir ihr Leid und sagt: "Niemand<br />

versteht mich!"<br />

Ich sage: "Sie haben doch einen Mann, der sich<br />

viel Zeit nimmt für das Gespräch mit Ihnen."<br />

Etwas trotzig klagt die Frau weiter: "Ja, aber<br />

richtig verstehen kann er mich auch nicht!"<br />

Ich frage: "Sie haben doch sonst auch noch<br />

Bekannte und Freundinnen, mit denen Sie reden<br />

und sich austauschen können?" - "Ja, die sind<br />

alle auch ganz nett zu mir, aber mein Innerstes,<br />

was mich letztlich bewegt, verstehen sie auch<br />

nicht."<br />

Dann sage ich zu ihr: "Verstehen Sie sich denn<br />

selbst?"<br />

Da hört die Frau plötzlich auf anzuklagen, und<br />

sagt traurig: "Nein, ich verstehe ja mich selber<br />

nicht ganz!"<br />

Liebe Gemeinde, zu unserem Leben gehört<br />

leider auch die Tatsache, daß wir uns selbst und<br />

einander nicht ganz verstehen.<br />

Selbst Ehepartner sind manchmal für einander<br />

wie ein Versprechen, das nicht gehalten werden<br />

kann. Wir selbst sind uns oftmals ein Rätsel.<br />

Viele Menschen um uns herum leiden an dieser<br />

letztlichen Einsamkeit, die sie trotz aller guten<br />

Beziehungen umgibt.<br />

Und manchmal leiden auch wir selbst an dieser<br />

Sprachlosigkeit, die ein tiefes Verstehen für<br />

einander und von uns selbst verhindert. Trotz<br />

aller Erkenntnisse in der Psychologie und in der<br />

Kommunikationsforschung wird immer ein Rest<br />

von Einsamkeit in uns bleiben.<br />

Ich möchte heute (morgen) mit Ihnen über einen<br />

guten Weg nachdenken, wie wir mit diesem<br />

dunklen Schatten über unserem Leben zurecht<br />

kommen können. Nach meiner Erfahrung ist das<br />

Gebet die beste Möglichkeit, mit mir selbst in<br />

Kontakt zu kommen. Anders gesagt: Vor Gott,<br />

komme ich zu mir selbst.<br />

16


Dieter Trautwein beschreibt dieses tiefe<br />

Verstehen, das Gott mir schenkt, in einem<br />

Weihnachtslied (EG 56, 2.3):<br />

"Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,<br />

kann unsre Nacht nicht traurig sein!<br />

Bist du der eignen Rätsel müd?<br />

Es kommt, der alles kennt und sieht!<br />

Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,<br />

kann unsre Nacht nicht traurig sein!<br />

Er sieht dein Leben unverhüllt,<br />

zeigt dir zugleich dein neues Bild."<br />

Liebe Gemeinde, weil Gott in seinem Sohn<br />

Jesus Mensch geworden ist, deshalb sind wir mit<br />

unserer Einsamkeit nicht allein.<br />

Wir wissen, daß Gott unser Leben mit Liebe<br />

betrachtet.<br />

Weil Jesus uns eine Brücke zu Gott gebaut hat,<br />

können wir uns voller Vertrauen an Gott wenden<br />

und uns bei ihm aussprechen.<br />

Wir können zum Beispiel mit den Worten aus<br />

Psalm 139 unser Leben vor Gott bedenken. (Wir<br />

haben das eben zum Eingang des<br />

Gottesdienstes schon einmal getan und wir<br />

wollen es jetzt noch einmal gemeinsam tun.) Wir<br />

lesen gemeinsam aus dem Gesangbuch unter<br />

der Nummer 759. 1+2:<br />

HERR, du erforschest mich / und kennest mich.<br />

Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; /<br />

du verstehst meine Gedanken von ferne.<br />

Ich gehe oder liege, so bist du um mich /<br />

und siehst alle meine Wege.<br />

Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, /<br />

das du, HERR, nicht schon wüßtest.<br />

Von allen Seiten umgibst du mich / und hältst<br />

deine Hand über mir.<br />

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu<br />

hoch, / ich kann sie nicht begreifen.<br />

Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, /<br />

und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?<br />

Führe ich gen Himmel, so bis du da; / bettete ich<br />

mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.<br />

Nähme ich Flügel der Morgenröte / und bliebe<br />

am äußersten Meer,<br />

so würde auch dort deine Hand mich führen /<br />

und deine Rechte mich halten.<br />

Spräche ich: Finsternis möge mich decken /<br />

und Nacht statt Licht um mich sein -,<br />

so wäre auch Finsternis nichtfinster bei dir, /<br />

und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis<br />

ist wie das Licht.<br />

17


Denn du hast meine Nieren bereitet/ und hast<br />

mich gebildet im Mutterleibe.<br />

Ich danke dir dafür, daß ich wunderbar gemacht<br />

bin; wunderbar sind deine Werke; / das erkennt<br />

meine Seele.<br />

Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich<br />

im Verborgenen gemacht wurde, / als ich<br />

gebildet wurde unten in der Erde.<br />

Deine Augen sahen mich, / als ich noch nicht<br />

bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch<br />

geschrieben, / die noch werden sollten und von<br />

denen keiner da war.<br />

Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine<br />

Gedanken! /<br />

Wie ist ihre Summe so groß!<br />

Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der<br />

Sand: /<br />

Am Ende bin ich noch immer bei dir.<br />

Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; /<br />

prüfe mich und erkenne, wie ich's meine.<br />

Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, /<br />

und leite mich auf ewigem Wege.<br />

Liebe Gemeinde, vor Gott komme ich zu mir<br />

selbst. Auch das ist Gebet. Viele Menschen<br />

kennen das Gebet vor allen Dingen in der Form,<br />

dass sie mit Gott ihre Anliegen besprechen, ihre<br />

Wünsche und ihren Dank. Auch das ist natürlich<br />

gut und befreiend, wenn man das kann. Was ich<br />

jetzt über das Nachdenken vor Gott über sich<br />

selbst sagen möchte, ist nur eine andere Art und<br />

Weise des Betens - nicht eine bessere oder<br />

schlechtere.<br />

Die Bibel jedenfalls ist voll von Beispielen, wo<br />

Menschen durch die Begegnung mit Gott oder<br />

mit Jesus Christus sich selbst neu erkennen und<br />

verstehen. Sie kommen in Berührung mit ihrem<br />

unverfälschten Kern, mit ihrem wahren Selbst;<br />

mit dem Bild, das Gott von ihnen hat. Ein<br />

Abraham entdeckt seine Zweifel und das Wagnis<br />

des Glaubens. Ein David entdeckt seine<br />

grenzenlose Gier und Gottes Erbarmen. Ein Elia<br />

entdeckt seine innere Leere und sein<br />

Ausgebranntsein und die liebevolle Fürsorge<br />

Gottes.<br />

In der Nähe Jesu entdecken Sünder ihre<br />

Trennung von Gott und zugleich, daß sie<br />

dennoch von Gott angenommen sind und auch<br />

sich selbst annehmen können.<br />

In der Begegnung mit Jesus erfahren Kranke,<br />

was sie wirklich wollen, und Reiche erkennen,<br />

was ihnen wirklich fehlt.<br />

Das alttestamentliche Gebet, über das wir heute<br />

nachdenken, hält die persönliche Erfahrung fest,<br />

daß Gott sich für mein Leben interessiert.<br />

Mehr noch: Mit liebevollen Augen betrachtet Gott<br />

mein Leben, so wie wenn Eltern die ersten<br />

Schritte und ersten Worte ihrer Kinder<br />

bestaunen.<br />

"Von allen Seiten umgibst du mich / und hältst<br />

deine Hand über mir."<br />

Und mehr noch: Gott sieht schon jetzt alles, was<br />

wir einmal tun und lassen werden.<br />

"Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,<br />

/ das du, HERR, nicht schon wüßtest."<br />

Und mehr noch: Überall und zu allen Zeiten ist<br />

Gott bei mir: noch bevor ich geboren wurde;<br />

selbst wenn ich aus Schuldgefühl vor ihm<br />

weglaufen sollte; und auch noch nach meinem<br />

Tod.<br />

"Nähme ich Flügel der Morgenröte / und bliebe<br />

am äußersten Meer, so würde auch dort deine<br />

Hand mich führen / und deine Rechte mich<br />

halten."<br />

Wer kann das begreifen?<br />

Aber eben diesem unbegreiflichen Gott vertraut<br />

der Psalmbeter sein unbegriffenes Leben an.<br />

Von diesem geheimnisvollen Gott weiß der Beter<br />

das Geheimnis seines eigenen Lebens<br />

verstanden.<br />

Vor Gott kommt der Beter zu sich selbst.<br />

Das ist befreiend.<br />

Arno Pötzsch dichtet unter Aufnahme der<br />

Gedanken von Psalm 139 (EG 533):<br />

"Du kannst nicht tiefer fallen<br />

als nur in Gottes Hand,<br />

die er zum Heil uns allen<br />

barmherzig ausgespannt.<br />

Es münden alle Pfade<br />

durch Schicksal, Schuld und Tod<br />

doch ein in seine Gnade<br />

trotz aller unsrer Not.<br />

Wir sind von Gott umgeben<br />

auch hier in Raum und Zeit<br />

und werden in ihm leben<br />

und sein in Ewigkeit."<br />

Liebe Gemeinde, ich möchte Ihnen heute die<br />

Anregung weitergeben, daß sie diesen Psalm<br />

immer wieder lesen.<br />

Er ist eine gute Hilfe, daß Sie sich selbst besser<br />

verstehen lernen.<br />

Wenn Sie sich nämlich die Zeit nehmen und sich<br />

in diese wunderbare Wirklichkeit mit<br />

18


hineinnehmen lassen, die dieser Psalm<br />

beschreibt, dann wird auch Ihr Herz weit.<br />

In der Begegnung mit Gott finde ich tiefen<br />

Frieden - mit Gott, mit mir selbst und mit allem,<br />

was mich sonst umgibt.<br />

Bei Gott erfahre ich eine tiefe Geborgenheit.<br />

Ich rede nicht nur zu Gott, sondern ich darf<br />

einfach da sein, vor Gott, der mich kennt, wie<br />

niemand sonst;<br />

der mich annimmt, so, wie ich bin; der seine<br />

Hand schützend über mich hält und der mich<br />

geheimnisvoll durch mein Leben führt.<br />

Ja, Gott versteht mich besser, als ich mich selbst<br />

verstehe:<br />

Das hilft mir auch, damit zurecht zu kommen,<br />

daß ich nicht alles verstehen kann, was das<br />

Leben an Geheimnissen enthält, an Leiden und<br />

Schmerzen, an Abgründen und Vergeblichem.<br />

Aber ich kann es lernen, einverstanden zu sein,<br />

indem ich mich in das Verstehen Gottes einhülle.<br />

Weil Gott mich liebt und versteht, kann ich jeden<br />

Tag versöhnt und mit Schwung leben. In diesem<br />

Sinne hat Rainer Maria Rilke einmal gedichtet:<br />

"Du mußt das Leben nicht verstehen,<br />

dann wird es werden wie ein Fest.<br />

Und laß dir jeden Tag geschehen, so wie ein<br />

Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich<br />

viele Blüten schenken läßt.<br />

Sie anzusammeln und zu sparen,<br />

das kommt dem Kind nicht in den Sinn.<br />

Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern<br />

gefangen waren, und hält den lieben jungen<br />

Jahren nach neuen seine Hände hin."<br />

Wir können also mit dem Leben einverstanden<br />

sein, weil wir von Gottes Liebe ganz verstanden<br />

und umgeben sind.<br />

Wem diese Beziehung zu Gott fehlt, den kann<br />

das Leben mit seinen Rätseln auch erdrücken.<br />

Voller Bitterkeit soll der Philosoph Jean-Paul<br />

Sartre festgestellt haben: "Wir Menschen sind<br />

aus Zufall geboren, leben weiter aus Schwäche<br />

und sind zu feige, uns umzubringen."<br />

Mir scheint so, daß immer mehr Menschen nach<br />

dieser rabenschwarzen Lebensphilosophie<br />

leben: "Wir Menschen sind aus Zufall geboren,<br />

leben weiter aus Schwäche und sind zu feige,<br />

uns umzubringen." Diese nihilistische<br />

Lebenseinstellung ist das Resultat von einem<br />

Atheismus, der jahrelang ausgelebt worden ist.<br />

Ich möchte demgegenüber die wunderbare<br />

Erfahrung des Psalmbeters stellen, die auch<br />

meine geworden ist:<br />

"HERR, du erforschest mich / und kennest mich.<br />

Von allen Seiten umgibst du mich /<br />

und hältst deine Hand über mir.<br />

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu<br />

hoch, / ich kann sie nicht begreifen.<br />

Ich danke dir dafür, daß ich wunderbar gemacht<br />

bin; wunderbar sind deine Werke; / das erkennt<br />

meine Seele."<br />

"Das erkennt meine Seele", betet der Psalmist.<br />

Viele Menschen sind seelisch vereinsamt,<br />

verbittert und erkrankt,<br />

weil sie diese Ruhe und Freude in Gott nicht<br />

kennen. Teresa von Avila bekennt: "Hätte ich<br />

früher erkannt, was ich jetzt weiß, daß der<br />

winzige Palast meiner Seele einen so großen<br />

König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so<br />

häufig darin allein gelassen!"<br />

Teresa von Avila hat Recht. Im Gespräch mit<br />

Gott komme ich zu mir selbst. In der Begegnung<br />

mit diesem König erkenne ich:<br />

Ich bin ein Königskind.<br />

Der Psalmbeter sagt es so:<br />

"Ich danke dir dafür, daß ich wunderbar gemacht<br />

bin; wunderbar sind deine Werke; / das erkennt<br />

meine Seele.<br />

Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich<br />

im Verborgenen gemacht wurde, / als ich<br />

gebildet wurde unten in der Erde.<br />

Deine Augen sahen mich, / als ich noch nicht<br />

bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch<br />

geschrieben, / die noch werden sollten und von<br />

denen keiner da war."<br />

Ich bin ein Königskind. Mein Schöpfer sorgt für<br />

mich.<br />

Das erkennt meine Seele, wenn ich bete.<br />

Wenn ich vor Gott mein Leben bedenke,<br />

bekomme ich neue Kraft und findet meine Seele<br />

zu einem guten Selbstbewußtsein.<br />

Eine Lehrerin möchte ihrer Schulklasse den<br />

Erfindungsreichtum der modernen Gesellschaft<br />

vor Augen führen. Sie spricht mit den Schülern<br />

über all das vermehrte Wissen und Können der<br />

letzten Jahrzehnte. Schließlich fragt sie die<br />

Kinder: "Kann mir einer von euch eine wichtige<br />

Erfindung sagen, die es vor fünfzig Jahren noch<br />

nicht gegeben hat?" Da meldet sich ein Junge<br />

aus der ersten Reihe und sagt voller Stolz:<br />

"Mich!"<br />

19


Von Heinz Hepp<br />

RUHE IN<br />

GOTT<br />

FINDEN<br />

Aus der afrikanischen Kolonialzeit kommt diese<br />

interessante Geschichte:<br />

In den tiefen Dschungelgebieten Afrikas machte<br />

ein Reisender eine lange Reise. Einheimische<br />

Träger waren von einem Stamm angeworben<br />

worden, um die Lasten zu tragen. Am ersten Tag<br />

marschierten sie schnell und gingen weit. Der<br />

Reisende hatte große Hoffnungen auf eine<br />

schnelle Reise. Aber am zweiten Morgen<br />

weigerten sich die Träger, weiter zu gehen. Aus<br />

irgendeinem seltsamen Grund saßen sie nur da,<br />

wie in Gedanken versunken. Als er sich nach<br />

diesem seltsamen Verhalten erkundigte, wurde<br />

dem Reisenden mitgeteilt, dass sie am ersten<br />

Tag zu schnell gegangen waren und nun darauf<br />

warteten, dass Körper und Geist sich erholten.<br />

Psalm 23: 1-2<br />

" Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts<br />

mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue<br />

und führet mich zum frischen Wasser."<br />

Alle empfinden ein Bedürfnis nach tieferer Ruhe<br />

... eine Ruhe, die uns entgeht ... der Hirte, der ins<br />

in die Ruhe führen will, hat Konkurrenz.<br />

PSALM 23 im Zeitgeist<br />

Von Marcia K. Hornok habe ich vor einiger Zeit<br />

folgende, englische Interpretation des Psalm 23<br />

gefunden und übersetzt:<br />

Die Uhr ist mein Diktator, ich werde mich nicht<br />

ausruhen. Ich lasse mich nur nieder, wenn ich<br />

erschöpft bin. Es führt mich zu tiefer Depression.<br />

Es hetzt meine Seele. Es führt mich in Kreisen<br />

der Raserei um der Tätigkeit willen. Ich renne<br />

hektisch von Aufgabe zu Aufgabe, / Ich werde<br />

nie alles schaffen, / Denn mein "Ideal" ist mit<br />

mir./ Fristen und mein Bedürfnis nach<br />

Anerkennung, treiben mich./ Sie verlangen<br />

Leistung von mir, über die Grenzen meiner<br />

zeitlichen Möglichkeiten hinaus. Sie salben<br />

meinen Kopf mit Migräne. Mein Arbeitskorb läuft<br />

über. Müdigkeit und Zeitdruck werden mir sicher<br />

alle Tage meines Lebens folgen, und ich werde<br />

für immer in den Banden der Frustration<br />

wohnen.<br />

Vielleicht hat dieser Gegensatz zu Psalm 23<br />

einen Kern Wahrheit ... Er erinnert uns daran,<br />

dass wir nicht wirklich die Art von Ruhe Gottes<br />

finden, die Gott uns geben will.<br />

UNSERE KULTURELLE KRISE DER FREIZEIT – IN<br />

DOPPELTER HINSICHT:<br />

QUANTITÄT UND QUALITÄT<br />

Quantität (Menge) der Freizeit -<br />

· Ein faszinierendes Phänomen hat in den<br />

letzten Jahrzehnten stattgefunden. In den<br />

1940er Jahren .... Psychologen und<br />

Soziologen begannen Artikel über die<br />

zukünftige Krise der Freizeit zu schreiben.<br />

Sie prognostizierten, dass aufgrund der<br />

technologischen Entwicklung die Freizeit<br />

deutlich zunehmen wird. Etwas ist passiert:<br />

die 40-Stunden-Woche ist nicht zu einer 30-<br />

Stunden-Woche geworden, sondern zu einer<br />

50-Stunden-Woche.<br />

· Oft sparen Technologien keine Zeit.<br />

Stattdessen komprimieren und verbrauchen<br />

sie Zeit. "Die High-Tech-Welt der Uhren und<br />

Zeitpläne, Computer und Programme sollte<br />

uns von einem Leben voller Mühe und<br />

Entbehrungen befreien", erklärt der<br />

Technologiekritiker Jeremy Rifkin," aber mit<br />

jedem Tag wird die Menschheit mehr<br />

ausgebeutet und zum Opfer gemacht."<br />

Seither ist die Freizeit der Menschen in Europa<br />

kontinuierlich zurückgegangen. Ich meine hier<br />

nicht tarifliche Vereinbarungen, sondern das<br />

Maß der „freiwillig“ geleisteten Arbeitsstunden,<br />

ohne die arbeitende Menschen an die Wand<br />

gedrückt würden.<br />

Der noch größere Verlust kann sein ...<br />

Qualität -<br />

Eine Studie kam zu dem Schluss, dass die<br />

Eigenschaften, die unsere Freizeitbeschäftigung<br />

bestimmen Folgende sind: "Langeweile,<br />

20


Ablenkung, Angst, Zeit mit sich selbst zu<br />

verbringen, Flucht in Scheinwelten, Gewalt und<br />

Horror.“<br />

Da ist nichts Erlösendes, Bereicherndes, oder<br />

Gewinnendes für die Seele.<br />

Durch unsere rastlose Kultur sind seelische<br />

Erkrankungen zu einer großen Herausforderung<br />

geworden. Innerhalb der DAK hat sich das<br />

Arbeitsunfähigkeitsvolumen<br />

aufgrund<br />

psychischer Erkrankungen in den letzten 20<br />

Jahren mehr als verdreifacht und Depressive<br />

Episoden sind zur drittwichtigsten<br />

Einzeldiagnose bei Arbeitsunfähigkeit<br />

aufgestiegen (2016). 26 Prozent der<br />

Gesamtbevölkerung in der BRD leidet an<br />

depressiven Symptomen.<br />

1. DER ZYKLUS VON ARBEIT UND RUHE IST IN<br />

GOTT VERWURZELT.<br />

1. Mose 2: 2-3<br />

"Und so vollendete Gott am siebenten Tage<br />

seine Werke, die er machte, und ruhte am<br />

siebenten Tage von allen seinen Werken, die er<br />

gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten<br />

Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von<br />

allen seinen Werken, die Gott geschaffen und<br />

gemacht hatte."<br />

Hier geht es nicht um Energierückgewinnung,<br />

sondern um Anhalten, um die Vollendung zu<br />

markieren.<br />

Die meisten von euch würden mir sicher bei<br />

folgender These zustimmen:<br />

Wir sind ein Volk, das<br />

Gottes erlösende Ruhe<br />

wiedererlangen muss ...<br />

Altes Testament<br />

Das Wort Sabbat kommt vom hebräischen<br />

Schabbat und bedeutet "aufhören" oder<br />

"ablegen".<br />

Die hauptsächliche Bedeutung ist das Aufhören<br />

von allen Arbeiten. Gottes Zyklus von Arbeit und<br />

Ruhe soll unser Eigen werden.<br />

WENN ICH MICH ENTSPANNE<br />

FÜHLE ICH MICH DANN<br />

21


SCHULDIG, ODER FÜHLE ICH<br />

MICH IN GOTTES WILLEN?<br />

2. GOTT HAT IN DIE LANDSCHAFT UNSERES<br />

LEBENS PRAKTISCHE BEDÜRFNISSE UND<br />

FREUDE GESTELLT.<br />

1. Mose 2: 9<br />

Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der<br />

Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und<br />

gut zu essen, ………<br />

Betrachte den Überfluss an Schönheit, der diese<br />

Welt füllt und frage, was ist das für ein Gott, der<br />

uns umgibt?<br />

Ein Gott, der möchte, dass wir seine Freude an<br />

der Schöpfung teilen – komm und lass dich auf<br />

seine Freude ein.<br />

3. RUHE WIRD DEM VOLK GOTTES (ISRAEL) ALS<br />

GRUNDLEGENDES KRITERIUM GEGEBEN, UM<br />

SIE ABZUSONDERN.<br />

Zuerst richtet Gott die Ruhe funktionell ein (2.<br />

Mose 16)<br />

Dann begründet er sie formell als das 4. Gebot.<br />

(2. Mose 20: 8-11)<br />

Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst.<br />

Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine<br />

Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der<br />

Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du<br />

keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine<br />

Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh,<br />

auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt<br />

lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR<br />

Himmel und Erde gemacht und das Meer und<br />

alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten<br />

Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag<br />

und heiligte ihn.<br />

Die 10 Gebote sind die grundlegenden<br />

Qualitäten zum Schutz des menschlichen<br />

Lebens und um unsere Menschlichkeit zu<br />

prägen.<br />

Denken wir an Ruhe, wenn an die<br />

grundlegenden Qualitäten denken?<br />

Wenn wir über Heiligkeit nachdenken, denken<br />

wir selten an Ruhe.<br />

4. ERLÖSUNGSRUHE FINDET IHRE BEDEUTUNG<br />

IN UNSERER BEZIEHUNG ZUR ARBEIT.<br />

Gott hat befohlen zu sammeln (ernten) und dann<br />

zu ruhen.<br />

‣ Wir sind (Mit)Besitzer der Schöpfung, die<br />

nach Gottes Vorbild dann ruhen.<br />

‣ Wir sollen zu Gott (hin)arbeiten und uns<br />

dann in Gott ausruhen.<br />

‣ Erlösungsruhe ehrt weder Faulheit noch<br />

Götzendienst (Arbeit kann mein Götze<br />

werden) vielmehr ist es eine Grenze, die<br />

sicherstellt, dass Gott als das Ziel<br />

unserer Arbeit geehrt wird.<br />

‣ Ruhe prägt auch unsere Menschlichkeit,<br />

indem es uns davon abhält, auf einen<br />

funktionalen Wert reduziert zu werden;<br />

reduziert auf das, was wir tun und<br />

arbeiten.<br />

Es geht nicht darum, dass wir den Sabbat halten,<br />

sondern es ist die Sabbatruhe, die uns, wenn wir<br />

es wollen, in Gottes Nähe bringt.<br />

Klarer wird das Bild, wenn man bedenkt, dass<br />

Gott Israel dazu auffordert, ein SABBATISCHES<br />

JAHR zu üben. Alle sieben Jahre sollten alle<br />

Schulden erlassen werden.<br />

Deine Bank wird das sicher nicht tun aber was<br />

offenbart es über Gottes Absicht, Menschen von<br />

der Last zu befreien, die sie tragen?<br />

5. CHRISTUS ERFÜLLT DIE QUALITÄT DER<br />

ERLÖSENDEN RUHE.<br />

Wie bei allen gottgegebenen Gesetzen können<br />

die Absichten Gottes bei uns in religiöser<br />

Tradition verloren gehen.<br />

Die Aufgabe des Gesetzes ist es, uns zu<br />

segnen und nicht zu belasten.<br />

Markus 2: 27-28<br />

Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des<br />

Menschen willen gemacht und nicht der Mensch<br />

um des Sabbats willen. So ist der<br />

Menschensohn Herr auch über den Sabbat.<br />

Kol. 2: 16-17<br />

So lasst euch nun von niemandem ein<br />

schlechtes Gewissen machen wegen Speise<br />

22


und Trank oder wegen eines Feiertages,<br />

Neumondes oder Sabbats. Das alles ist nur ein<br />

Schatten des Zukünftigen; der Leib aber ist<br />

Christus eigen.<br />

Das bezieht sich auf die Praxis des Sabbats. Wie<br />

streng sind wir, einen bestimmten Tag als<br />

Ruhetag zu bestimmen?<br />

Lange wurde und wird dieses Thema diskutiert.<br />

Es kam zu einem grundlegenden Wandel von AT<br />

zum NT, vom Gesetz zu Christus: er kam nicht<br />

um es abzuschaffen, sondern zu erfüllen.<br />

Im Gesetz - offenbarte und regelte Gott die<br />

Dinge. Aber Christus erfüllt alles, was im Gesetz<br />

symbolisiert wurde, aber nie erfüllt wurde. Was<br />

die Kinder Gottes unterscheidet ... ist jetzt<br />

Christus ... Gottes Ruhe.<br />

Und so verlagerte sich die frühe Kirche von der<br />

Gesetzlichkeit des Sabbattages, letzter Tag der<br />

Woche auf den Sonntag, den ersten Tag und<br />

den Tag der Auferstehung Christi.<br />

Ein guter Tag für uns, - ein Tag voller Hoffnung.<br />

6. CHRISTUS IST GOTTES ANTWORT AUF<br />

VERSORGUNG, VERSÖHNUNG UND<br />

SICHERHEIT, IN DER WIR UNSERE LETZTE<br />

RUHE FINDEN.<br />

Matthäus 11:28<br />

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und<br />

beladen seid; ich will euch erquicken.<br />

In Gottes erlösende Ruhe (Erquickung) eintreten<br />

– was ist das, worum handelt es sich?<br />

Definition: "Eine Pause von unserer Sorge und<br />

Vorsorge machen, um Gottes gute Versorgung<br />

durch Jesus Christus zu ehren."<br />

‣ Der Schlüssel ist die Notwendigkeit der<br />

Freiheit, die uns durch Christus geschenkt<br />

ist.<br />

Um deine gute Versorgung durch Christus zu<br />

ehren, denke einmal über folgende Dinge nach:<br />

‣ Wie groß ist mein Vertrauen in Gott?<br />

‣ Wie halte ich es mit dem Zehnten?<br />

‣ Mißbrauche ich Macht und Einfluß?<br />

‣ Fühle ich mich wohl, wenn ich andere<br />

kontrolliere?<br />

‣ Wie wichtig ist mir Gemeinschaft?<br />

Ruhe in Christus finden fordert eine bewußte<br />

Entscheidung:<br />

‣ Das ist mehr als Freizeit.<br />

‣ "In erster Linie ist es eine Haltung des<br />

Geistes und ein Zustand der Seele."<br />

Freizeit kann eine Voraussetzung sein, aber sie<br />

birgt in sich keine Erfüllung.<br />

Der Schlüssel ist die erlösende, freimachende<br />

Ruhe. Das ist viel mehr als nur Entspannung<br />

Der überwiegende Anteil der Freizeit wird dem<br />

Entspannen gewidmet. Ablenkung von den<br />

Alltagssorgen und dem Stress der Woche. Wenn<br />

wir aber die erlösende Ruhe in unserem<br />

Lebensstil kultivieren, werden wir weniger<br />

Bedürfnis nach der Ablenkungs- und<br />

Entspannungs-Freizeit fühlen, die so üblich<br />

geworden ist.<br />

ERHOLUNG IST DAS, WAS UNSEREN SEELEN<br />

ERHOLUNG BRINGT· JESUS<br />

Fazit: Wer ist dein Hirte?<br />

Werden wir zulassen, dass der Herr unser Hirte<br />

ist, oder betrachten wir ihn nur als weiteren<br />

Anbieter von Freizeitaktivitäten?<br />

Lasst uns folgendes beachten:<br />

‣ Auch Gemeindeveranstaltungen können für<br />

uns zu Freizeitveranstaltungen werden. Wir<br />

konsumieren und lassen uns unterhalten<br />

durch tolle Musik oder schöne Predigten.<br />

o Sind wir uns bewußt, das ein<br />

Gottesdienst die Begegnung mit dem<br />

ALLERHÖCHSTEN ist?<br />

o Sind wir uns bewußt, dass ein<br />

Gottesdienst die Begegnung<br />

SEINER Kinder ist?<br />

IN UNSEREM GESCHÄFTIGEN LEBEN SIND<br />

FESTE ZEITEN DER RUHE HEILIG UND WICHTIG<br />

FÜR DIE GEISTIGE UND GEISTLICHE<br />

GESUNDHEIT.<br />

Ich wünsche euch einen gesegneten Urlaub<br />

Heinz Hepp<br />

23


„KOMPLETT<br />

GEBORGEN“.<br />

Predigt über Ps. 139,5<br />

Dr. Joachim Cochlovius<br />

Psalm 139,5: „Von<br />

allen Seiten umgibst<br />

du mich und hältst<br />

deine Hand über mir.“<br />

Liebe Brüder und<br />

Schwestern, diese steile<br />

Treppe zur Kanzel hier<br />

erinnert mich an eine<br />

Geschichte von einem<br />

jungen Pfarrer, der zum<br />

ersten Mal Dienst zu tun<br />

hatte in einem<br />

Gefängnis. Da waren<br />

500 Strafgefangene versammelt. Und da war<br />

auch so eine steile Treppe zur Kanzel. Die<br />

Versammelten warteten natürlich auf alles<br />

andere, aber nicht auf das Wort Gottes. Da geht<br />

der Pfarrer die steile Treppe hoch und tritt aus<br />

Versehen auf seinen Talar, was ich jetzt tunlichst<br />

vermieden habe, und rutscht die ganze Treppe<br />

wieder hinunter mit einem großen Krach. Der<br />

ganze Saal tobt! Das war genau die Gaudi, die<br />

man sich erhofft hatte. Dann geht der Pfarrer<br />

wieder die Treppe hoch, beugt sich über die<br />

Brüstung und sagt zu den Leuten: „Genau<br />

deswegen bin ich heute hierher zu euch<br />

gekommen, um euch zu sagen und zu zeigen:<br />

Ein Mensch kann fallen, aber er kann auch<br />

wieder aufstehen.“ Da hatte er die Situation<br />

genial gerettet und hat ihnen noch eine gute<br />

Botschaft mitgegeben.<br />

Von allen Seiten umgibst du mich und hältst<br />

deine Hand über mir, das ist für mich ein Wort<br />

köstlicher göttlicher, geistlicher Geborgenheit in<br />

einer ungeborgenen Zeit, in einer ungeborgenen<br />

Welt. Wenn es das gibt, dann kann man ruhig die<br />

Frage stellen, was gibt es eigentlich<br />

Köstlicheres, als geborgen zu sein in einer<br />

ungeborgenen Zeit und einer ungeborgenen<br />

Welt. Natürlich könnte man sagen, so fromm wie<br />

David, von dem dieser Psalm ja stammt, bin ich<br />

leider nicht. Das werde ich wohl nie so intensiv<br />

erfahren können wie er. Aber das wäre ein<br />

großer Trugschluss! Diese Geborgenheit, die ist<br />

für jeden erlebbar, sie ist wirklich greifbar, und<br />

Gott will sie durch den Heiligen Geist uns allen<br />

geben.<br />

Wir haben jetzt eine lange Reise hinter uns.<br />

Heute geht es wieder nach Hause. Wir waren<br />

drei Wochen unterwegs, hatten manche<br />

Vortragsdienste, aber zwischendurch auch ein<br />

paar Urlaubstage. Der erste Dienst war in<br />

Weißenfels in Sachsen-Anhalt. Dort stehen wir<br />

in Verbindung mit einem Ehepaar, die hatten das<br />

arrangiert. Die hatten mich irgendwann einmal<br />

bei Bibel TV gesehen und hatten dann Kontakt<br />

aufgenommen und wir kamen per eMail ins<br />

Gespräch. Dieser Dienst war schon fast ein<br />

halbes Jahr vorher eingefädelt worden, und<br />

dann schrieb sie ein paar Wochen vorher, es<br />

hängt alles noch an einem seidenen Faden. Der<br />

Mann war schwer erkrankt und hatte eine<br />

lebensgefährliche Operation, Prostata-<br />

Entfernung, alles, aber noch viel mehr. Wenige<br />

Tage nach der Operation schrieb sie mir. Ich lese<br />

mal ein paar Sätze aus dieser Mail vor:<br />

„Mein Mann war während dieser Zeit oft so<br />

erschöpft und mutlos, dass er am liebsten<br />

sterben wollte. Aber ich wollte das nicht<br />

zulassen, dass er so resigniert. Ich weiß, wie das<br />

ist, wenn man in ein tiefes Loch fällt. Härter als<br />

ich wollte sagte ich ihm eines Tages: Ich heiße<br />

nicht Frau Hiob, die ihrem armen Mann den<br />

dummen Rat gab, seinem Gott abzusagen und<br />

zu sterben. Ich heiße Frau …, die dir jetzt sagt:<br />

Pack die Hand deines Herrn fester und warte auf<br />

seinen Zeitpunkt zum Sterben! Ich weiß nicht, ob<br />

das richtig war. Jedenfalls war es nicht lieblos<br />

gemeint. Und nun freue ich mich, dass er heute<br />

nach Hause kommt. Soeben bekam ich die<br />

telefonische Bestätigung. Ich glaube und spüre,<br />

dass solche schlimmen Erfahrungen Jesus-<br />

Nachfolger im Glauben stärken können. Was<br />

auch kommt, wir wollen ihm weiter angehören<br />

und vertrauen, seine Zeugen sein im Leben und<br />

Sterben mit dem größten Beistand, den es<br />

überhaupt gibt, mit Gottes Kraft.“<br />

So spricht jemand, der diese Geborgenheit<br />

kennt. Die wünsche ich uns allen. Und<br />

deswegen soll diese Predigt dazu dienen, dass<br />

wir uns öffnen für die Geborgenheit Gottes in<br />

einer ungeborgenen Zeit.<br />

Nun könnte man ja sagen, der David, der hatte<br />

es ja gut, der König von Israel, dem so viele<br />

dienten. Ein Glückskind. Wenn der von<br />

Geborgenheit spricht, dann kann man das ja<br />

nachvollziehen. Gott war doch von früh bis<br />

24


Abend bei ihm. Wer so denkt, der kennt<br />

wahrscheinlich die David-Geschichte gar nicht.<br />

Die David-Geschichte ist nämlich voll von lauter<br />

Ungeborgenheiten. Und jetzt kommt uns dieser<br />

Mann plötzlich ganz nahe, wenn wir sein<br />

konkretes Leben einmal betrachten.<br />

Fangen wir bei seiner Kindheit an. Der eigene<br />

Vater vergisst ihn. Wir kennen ja vielleicht<br />

Davids Biographie. Da kommt der Prophet<br />

Samuel und will den König von Israel salben aus<br />

der ganzen Schar der Söhne. Und dann<br />

marschieren sie alle an, einer selbstbewusster<br />

steckt man nicht so schnell weg. Das ist<br />

Ungeborgenheit.<br />

Wenig später beauftragt ihn der Vater, da stand<br />

Israel im Kampf gegen Goliath: „Bring doch<br />

deinen Brüdern mal ein paar Brote zur<br />

Stärkung.“ David macht sich auf und geht ins<br />

Heerlager, sieht den Riesen Goliath, und dann<br />

geht er zu seinen Brüdern und wird von einem<br />

Bruder sehr unfreundlich empfangen: „Was<br />

machst du denn hier? Mach dich weg!“ Und<br />

David sagt: „Ich soll euch etwas bringen.“ –<br />

„Nein! Du bist doch nur gekommen um uns hier<br />

als der andere, jeder in der Überzeugung, dass<br />

er es doch sein müsste. Und alle laufen vorbei,<br />

aber Samuel sagt nichts. Da ist der König von<br />

Israel nicht dabei. Und dann fragt er den Vater:<br />

„Hast du nicht noch mehr Söhne?“ Und erst da<br />

erinnert sich der Vater: „Ja, stimmt ja. Da ist ja<br />

noch einer draußen auf dem Feld. Soll ich den<br />

wirklich holen? Ein Hirtenjunge, der stinkt.“ Und<br />

Samuel sagt: „Hol ihn!“ Man könnte meinen, das<br />

sei eine nette Geschichte, aber da steckt mehr<br />

dahinter, tiefe Enttäuschung, innerhalb der<br />

eigenen Familie fünftes Rad am Wagen zu sein.<br />

Vom eigenen Vater vergessen zu sein, das<br />

zu beobachten!“ Der eigene Bruder!<br />

Ist es nicht schlimm, wenn die Geschwister<br />

einen so verkennen? Der Vater vergisst ihn. Die<br />

Brüder verkennen ihn. Und es geht noch weiter.<br />

Dann, als David König war und diesen<br />

wunderbaren Tag erleben konnte, die<br />

Bundeslade wieder heimzuholen, die damals<br />

Inbegriff war der Nähe und Geborgenheit Gottes,<br />

da überkommt ihn der Heilige Geist und er fängt<br />

an, mitten auf offener Straße zu tanzen und Gott<br />

Loblieder zu singen. Seine Frau Michal schaut<br />

hinter der Gardine ihm zu, rümpft die Nase, und<br />

als er in seiner großen Freude zu ihr kommt und<br />

eigentlich erwarten dürfte, dass seine Frau Anteil<br />

25


nimmt an dieser Freude, dass die Bundeslade<br />

wieder da ist, empfängt sie ihn mit Spott: „Na,<br />

heute hat sich ja der König von Israel wieder<br />

ganz schön blamiert.“ Das ist Ungeborgenheit,<br />

wenn die eigene Frau einen nicht mehr versteht.<br />

Das hat er alles mitgemacht.<br />

Dann fliegen die Speere durch Saul. David muss<br />

sich verbergen und verstecken und fliehen. Und<br />

irgendwann kommt sein eigener Sohn Absalom<br />

auf die Idee, seinen Vater vom Königsthron zu<br />

stürzen…<br />

Merken Sie, liebe Brüder und Schwestern, das<br />

sind alles Worte mit „ver“. Der Vater vergisst ihn.<br />

Die Brüder verkennen ihn. Die Ehefrau<br />

verspottet ihn. Saul und Absalom verfolgen ihn.<br />

Aber es geht immer noch weiter. Dann ist er auf<br />

der Flucht vor Saul und hat ein kleines Dorf<br />

Ziklag erobert, wo er sich ein Stückchen<br />

niederlässt. Die Amalekiter bedrohen ihn.<br />

Dreihundert Freunde sind ihm nur noch<br />

geblieben. Und dann machen sie einen Zug und<br />

kommen abends zurück und Ziklag ist<br />

niedergebrannt. Alle Frauen und Kinder und das<br />

Wenige, was er noch hatte, war weg. Und die<br />

Freunde, die angeblichen Freunde sammeln<br />

Steine und wollen sich rüsten, ihn zu steinigen.<br />

Die Freunde verlassen ihn. Wieder ein „ver“. Ist<br />

das nicht Ungeborgenheit pur, wenn die paar<br />

Leute, auf die ich mich meinte, noch verlassen<br />

zu können, mir auch den Rücken zuwenden?<br />

Das hat David durchgemacht.<br />

Und dann steht in 1. Samuel 30, wo von dieser<br />

Begebenheit berichtet wird, „aber David stärkte<br />

sich im Herrn.“ Und dann wird er so sehr von<br />

Kraft und Energie angefüllt und ausgefüllt, dass<br />

er eine kurze Rede hält, und alle, die eben noch<br />

die Steine in der Hand hatten, noch einmal<br />

überzeugen kann, gegen die Amalekiter<br />

loszuziehen. Aber dann, als er auf der Flucht vor<br />

Absalom ist, das war wahrscheinlich der<br />

absolute Tiefpunkt, zieht er los und hört, wie<br />

einer, der ihm eigentlich Tributpflichtig war, ein<br />

Großbauer namens Simei, ihm hinterher brüllt:<br />

„Du Dreckskerl, mach dass du wegkommst!“<br />

Auch das hat David durchgemacht. Sein<br />

oberster Kriegsherr fragt: „Soll ich den einen<br />

Kopf kürzer machen?“ Und David hat die Größe<br />

zu sagen: „Nein. Ich nehme das an Demütigung<br />

an. Das kommt von Gott. Das kommt nicht von<br />

dem.“ Die Untergebenen verachten ihn. Wieder<br />

ein „ver“.<br />

Und das letzte, das ist vielleicht nicht das letzte,<br />

aber es soll diese kleine Reihe beschließen, um<br />

die Ungeborgenheiten klar zu machen, die David<br />

durchgemacht hat, das letzte nehme ich aus<br />

Psalm 25. Da ist er schon längst in Amt und<br />

Würden und könnte sich eigentlich der<br />

Geborgenheit Gottes freuen. Da kommt ein<br />

unsichtbarer Feind. Da stehen plötzlich die<br />

Jugendsünden auf. Das ist etwas ganz<br />

Unangenehmes, wenn der Heilige Geist uns die<br />

unvergebene Schuld unseres Lebens in die<br />

Seele schiebt und wir nicht mehr schlafen<br />

können. Auch das hat er durchgemacht. Die<br />

Jugendsünden verdammen ihn. „Rechne mir die<br />

Sünden meiner Jugend nicht zu“, kann er nur<br />

noch beten.<br />

Vergessen, verkennen, verspotten, verfolgen,<br />

verlassen, verachten, verdammen – das ist<br />

Ungeborgenheit pur. Und dieser Mann spricht<br />

von der Geborgenheit. Deswegen ist er so<br />

glaubwürdig. Das ist nicht am grünen<br />

Schreibtisch entstanden. Aber was nun noch<br />

interessanter ist, dieser Psalm 139 ist nicht als<br />

Bittgebet formuliert, denn das könnten wir ja<br />

nachvollziehen. „Herr, du siehst die<br />

Ungeborgenheiten meines Lebens. Schenke mir<br />

doch wenigstens bei dir Geborgenheit und Trost<br />

und Kraft und Zuversicht.“ Das könnte man<br />

sofort nachvollziehen, wenn ein Gottesmensch<br />

so betet. Aber es ist keine Bitte. Es ist eine<br />

Feststellung. So ist es: „Von allen Seiten umgibst<br />

du mich, Herr, wunderbar, ich erlebe das täglich,<br />

und ich preise dich in diesem Psalm.“<br />

Dieser Geborgenheit von allen Seiten möchte<br />

ich jetzt ein wenig auf die Spur kommen. Wie<br />

viele Seiten haben wir Menschen denn? Ich will<br />

mal nicht von den Schattenseiten reden, sonst<br />

bin ich morgen früh noch am predigen. Ich will<br />

nur von den äußeren Seiten reden. Wer war<br />

denn gut in Mathematik und in Geometrie? Wie<br />

viele Seiten hat der Mensch? Sechs Seiten:<br />

Hinten, unten, rechts, links, oben und vorne. Von<br />

allen diesen Seiten gibt uns Gott Geborgenheit<br />

durch den Heiligen Geist. Das möchte ich jetzt<br />

ein bisschen anschaulich darstellen. Ich war<br />

niemals gut in Mathematik, aber diese sechs<br />

Seiten faszinieren mich immer wieder aufs<br />

Neue.<br />

Was ist es denn, wenn wir von hinten<br />

Geborgenheit bekommen? Hinten ist ja die<br />

ungemütlichste Seite. Da haben wir keine<br />

Augen. Wenn wir da nicht wissen, was da läuft,<br />

wird es immer ungemütlich. Als kleines Kind<br />

musste ich für meinen Vater öfters Bier aus dem<br />

Keller holen. Ich war immer überzeugt davon,<br />

dass da unten ein weißer Elefant auf mich<br />

wartet, und wenn ich wieder hochgehe, dann<br />

26


greift der mich mit dem Rüssel. Ich kam immer<br />

völlig durchgeschwitzt wieder oben an. Meine<br />

Eltern fragten mich: „Was hast du denn, wenn du<br />

in den Keller gehst?“ Ich konnte ihnen doch nicht<br />

sagen, dass da ein weißer Elefant steht. Aber<br />

diese Urangst hat mich jahrelang umgetrieben.<br />

Wenn man mit einem Auto ohne Rückspiegel<br />

fährt, dann ist es noch unangenehmer. Neulich<br />

hatte ich mit einem Kleinlaster vieles zu<br />

transportieren und habe nicht daran gedacht,<br />

dass der Rückspiegel frei bleiben muss für freie<br />

Sicht. Das waren ziemlich riskante Kilometer.<br />

Aber das Unangenehmste ist eigentlich dies:<br />

Was geschieht hinter unserem Rücken? Ich<br />

habe von einem Pfarrer gehört aus Oberfranken,<br />

ich war ja fünf Jahre in Oberfranken tätig, der hat<br />

nach einer gesegneten Zeit seines Wirkens dort<br />

das Handtuch geworfen, weil ein feindlich<br />

gesonnener Mensch Gerüchte gestreut hat über<br />

ihn, und er hat es nicht mehr ausgehalten. Er hat<br />

sich woanders hin gemeldet.<br />

Wenn Leute hinter unserem<br />

Rücken etwas Falsches<br />

verbreiten, wird es sehr<br />

ungemütlich. Aber das<br />

Schlimmste ist doch, wenn<br />

die Vergangenheit uns<br />

einholt, so wie David das<br />

erlebt hat. „Die Sünden<br />

meiner Jugend, Herr, wo soll<br />

ich damit hin, wenn ich vor dir<br />

erscheine?“ Ziehen dich<br />

deine Sünden weg in Unruhe<br />

und Verzweiflung? Was soll<br />

ich damit tun? Ich kann sie<br />

nicht mehr korrigieren, denn<br />

die Menschen, an denen ich<br />

schuldig geworden bin, sind<br />

schon längst gestorben. Und<br />

da kommt Jesus und sagt:<br />

„Du hast eine echte Vergangenheit.“ Christen<br />

sind die Einzigen, die wirkliche Vergangenheit<br />

haben, weil Christus sie durchkreuzt und unsere<br />

Sünden ins tiefste Meer hineinwirft. Das nenne<br />

ich Geborgenheit von hinten.<br />

Ich fange jeden Morgen meine Gebete mit der<br />

Bitte um Sündenvergebung an: „Herr, vergib mir<br />

meine Sünden und gib mir reine Lippen“, denn<br />

es sammelt sich jeden Tag so vieles an. Weg<br />

damit! Weg mit den Sünden! In unserer<br />

Ehearbeit ist es immer die erste oder zweite<br />

Frage: „Gibt es unvergebene Schuld in Ihrer<br />

Beziehung? Vorehelicher Intimverkehr? Haben<br />

Sie schon mal gebeichtet und die<br />

Sündenvergebung in Anspruch genommen?<br />

Noch nie? Wir bieten es Ihnen an.“ Das ist die<br />

Geborgenheit von hinten.<br />

Die Geborgenheit von unten, was ist denn das?<br />

Das kann man sich ja lebhaft vorstellen, nicht<br />

wahr? Geborgen bin ich von unten, wenn ich<br />

einen festen Stand habe. Ich habe mal vor vielen<br />

Jahren mit den Kindern Volleyball gespielt an der<br />

Nordsee auf lockerem Sand, das geht über die<br />

Kräfte. Da hat man keinen guten Stand. Jesus<br />

spricht von einem Mann, der sein Haus auf Sand<br />

baut. Eben haben wir gesungen: „…der hat auf<br />

keinen Sand gebaut, der dem Herrn vertraut.“<br />

Das ist ein wunderbares Lied von Georg<br />

Neumark. Und da sind wir bei der Geborgenheit<br />

von unten, die Jesus uns zuspricht. Er ist das<br />

feste und bleibende Fundament unseres<br />

Lebens. Halleluja, kann man da nur dreimal<br />

singen über jeden Menschen, der das erkannt<br />

hat, weil er dann ein fest gegründeter Mensch,<br />

eine Persönlichkeit werden kann, die nicht die<br />

Meinungen wechselt wie die Unterhosen und<br />

nicht die Fahne nach dem Wind hängt je<br />

nachdem, ob wieder eine neue political<br />

correctness kommt. Das ist nur möglich, wenn<br />

ich einen festen Stand habe. Pastor Kemner in<br />

Krelingen forderte immer „Leuchtturmchristen“,<br />

die wir auch heute dringender denn je brauchen.<br />

Ich hoffe, liebe Brüder und Schwestern, dass ihr<br />

alle Leuchtturmchristen seid, fest gegründet auf<br />

Christus. Dann pustet uns nichts mehr um, auch<br />

der Tod und auch der Teufel nicht, nichts mehr,<br />

denn Christus ist das Fundament.<br />

27


Dann gehen wir nach links. Wir haben<br />

Reformationsjubiläum, da kann man an Luther<br />

erinnern. Der hat sehr schön von den zwei<br />

Armen Gottes gesprochen, von Gottes doppelter<br />

Regierungsweise. Er sagt: „Gott regiert mit dem<br />

linken Arm durch das Gesetz und mit dem<br />

rechten Arm durch das Evangelium.“ Das sind<br />

zwei ganz unterschiedliche Regierungsweisen.<br />

Das stimmt, und Luther hat das genial auf einen<br />

Nenner gebracht. Gott regiert also durch sein<br />

Gesetz. Wir könnten hier gar nicht in Ruhe<br />

sitzen, wenn nicht noch ein Minimum an<br />

Ehrfurcht vor den Geboten Gottes in unserer<br />

Gesetzgebung und in unserer Gesellschaft<br />

herrschte. Das haben wir doch alles Gott zu<br />

verdanken, der dafür Staat, Polizei und Justiz<br />

einsetzt. Es ist schlimm, wenn die Gebote Gottes<br />

außer Geltung kommen.<br />

Ich habe mir ein Strafgesetzbuch gekauft von<br />

1950 und habe es verglichen mit einem<br />

aktuellen. Da zieht es einem die Schuhe aus,<br />

was an biblischer Substanz innerhalb 50 Jahren<br />

abgebaut wurde in unserer Strafgesetzgebung.<br />

Früher war Kuppelei verboten. Heute wird ein<br />

Vermieter womöglich angeklagt, wenn er fordert,<br />

dass zusammenwohnende Mieter verheiratet<br />

sind. Das stand früher unter Strafandrohung.<br />

Gotteslästerung stand unter Strafe. Heute wird<br />

die schlimmste Blasphemie verkauft. Allerdings<br />

nicht gegen Mohammed, da hat man dann<br />

bezeichnenderweise Bedenken. Oder<br />

praktizierte Homosexualität, das stand früher<br />

unter Strafe. Heute wird es gefeiert. Ehebruch<br />

stand unter Strafe. Aber wir haben ja so viel<br />

Freiheit und haben uns von allen diesen<br />

Einengungen befreit und bauen eine wunderbar<br />

tolerante Gesellschaft auf! Die ist so wunderbar,<br />

dass die Polizei wie in Hamburg nicht mehr in der<br />

Lage ist, 2000 Chaoten an ihrem Tun zu hindern.<br />

Nach dem Mauerfall war ich mit einem Freund in<br />

Ostberlin. Wir sind durch die Hinterhöfe<br />

gegangen. Er hat mir alles gezeigt. Dann<br />

kommen wir an einem Park vorbei, und da sagt<br />

er: „Hier kannst du dich nach 18 Uhr nicht mehr<br />

hineinwagen.“ Ich frage: „Wieso das denn?“ –<br />

„Ja,“ sagt er, „die Berliner Unterwelt hat einen<br />

Deal gemacht mit der Polizei. Hier kommt keine<br />

Polizei mehr hin. Dieser Park ist fest in der Hand<br />

der Unterwelt.“ So weit sind wir gekommen.<br />

Gesetzesfreie Räume. Nein, die Gesetze<br />

Gottes, wo sie denn noch in Geltung stehen,<br />

können ein Stück Geborgenheit schenken. Das<br />

wollen wir nicht verachten. Ich bete jeden Tag für<br />

die Bundeskanzlerin, für den<br />

Bundespräsidenten, für die Ministerpräsidenten<br />

der Länder, für alle, die das Sagen haben in<br />

unserem Land. Paulus fordert das von jedem<br />

Christen, 1 Tim 2,1-7. Das ist unsere Pflicht als<br />

Christen, damit wenigstens noch ein<br />

Minimalbestand von Gottes Geboten in unserer<br />

Gesetzgebung übrigbleibt. Da ist jeder von uns<br />

in der Pflicht. Ich hoffe, dass jeder das tut, jeden<br />

Tag für die Obrigkeit zu beten! Das ist das<br />

Allerwichtigste! 1 Tim 2: „Vor allen Dingen<br />

ermahne ich euch, liebe Brüder und Schwestern,<br />

dass ihr betet, zunächst für die Obrigkeit…“ Das<br />

ist ein ganz wichtiger Dienst.<br />

Und dann die Geborgenheit von rechts. Das ist<br />

natürlich etwas ganz anderes. Da lässt Gott sein<br />

Evangelium verkündigen. Da entsteht<br />

Gemeinde. Es ist doch wunderbar, dass wir hier<br />

als Gemeinde Jesu versammelt sind. Und was<br />

heißt Gemeinde? Das sind Brüder und<br />

Schwestern, die auch den Jesus-Weg gehen.<br />

Das sind Brüder und Schwestern, mit denen ich<br />

beten kann. Das sind Brüder und Schwestern,<br />

die auch für mich beten, die mich auch<br />

ermahnen. Die besten Freunde sind die, die<br />

mich liebevoll ermahnen, nicht die, die mir Honig<br />

ums Maul schmieren. Meine beste Freundin ist<br />

meine Frau. Sie schmiert mir niemals Honig ums<br />

Maul. Die sagt immer, was Sache ist. Und das ist<br />

gut so, das brauche ich. Ich hoffe, dass jeder von<br />

uns einen Glaubensbruder, eine<br />

Glaubensschwester hat, mit denen er oder sie<br />

ganz offen von Mensch zu Mensch, von Christ<br />

zu Christ reden und beten kann. Das ist ganz<br />

wichtig. Man muss sich nicht gleich jedem<br />

offenbaren, aber eine Handvoll Menschen<br />

sollten wir schon haben, eine Handvoll Christen,<br />

die wir Freunde in Christo nennen können. Das<br />

tut gut. Das brauchen wir, dass wir nicht als<br />

geistliche Singles durch die Welt gehen. So<br />

entsteht die Geborgenheit von rechts. Wohl<br />

dem, der Glaubensbrüder und<br />

Glaubensschwestern, Glaubensväter und<br />

Glaubensmütter hat. Ich bin dankbar, dass ich<br />

viele Jahre bei Pastor Heinrich Kemner in<br />

Krelingen Dienst tun konnte. Er ist eine<br />

prägende Figur gewesen, und es ist jemand hier,<br />

der das auch so bestätigen kann. Bei Pastor<br />

Kemner konnte man authentisches Christentum<br />

studieren, oder bei Gertrud Wehl in Hamburg,<br />

dieser Zigeunermissionarin, die wir auch ein<br />

bisschen näher kennengelernt haben. Das<br />

brauchen wir alle. Das ist Geborgenheit von<br />

rechts.<br />

28


Nun kommt die Geborgenheit von oben, die<br />

muss ich wohl nicht lange erläutern. Das sind die<br />

Führungen, die Segnungen, die Bewahrungen,<br />

und es wird uns in der Ewigkeit aufgehen, wie oft<br />

uns Gott geführt, bewahrt, gehalten hat. Corrie<br />

ten Boom hat dieses schöne Bild vom Teppich<br />

gebraucht. Sie sagte: „Gott ist der große<br />

Webmeister, der aus unserem Leben einen<br />

Teppich webt. Zu Lebzeiten sehen wir den<br />

Teppich von unten. Da sind viele Knoten drin.<br />

Wir wundern uns: Herr, kannst du daraus<br />

irgendetwas machen zu deiner Ehre, aus diesem<br />

verknoteten Leben?“ Und dann sagt Corrie ten<br />

Boom: „In der Ewigkeit, da sehen wir unseren<br />

Lebensteppich von oben. Da sehen wir die<br />

schönste Musterung, die schönsten Farben. Da<br />

hat Gott aus unseren ganzen Schwächen,<br />

Fehlern, Versäumnissen, Sünden, aus all den<br />

Verknotungen in unserer Biographie etwas<br />

Schönes gebaut.“ Alle Dinge dienen zum Besten<br />

denen, die Gott lieben. Das ist wunderbar, wenn<br />

ich mir das vor Augen stelle, dass Gott aus<br />

meinem verpfuschten Leben einen schönen<br />

Lebensteppich webt. Ich weiß, wovon ich rede.<br />

Ich bin ein verwöhntes Einzelkind gewesen. Ich<br />

bin von der Schule geflogen. Ich habe meinen<br />

Eltern viel Kummer gemacht, viele Sorgen, die<br />

ich niemals wiedergutmachen kann. Aber<br />

trotzdem, Christus hat alles durchgestrichen mit<br />

seinem Blut. Mein Vater sagte mir öfters: „Aus dir<br />

wird ein Straßenfeger werden.“ Ich habe nichts<br />

gegen Straßenfeger, aber mein Vater hat sich in<br />

dieser Beziehung geirrt. Das danke ich Gott. Das<br />

sind die Führungen und Segnungen, die<br />

Bewahrungen in unserem Leben, die uns in der<br />

Ewigkeit alle noch groß werden. Wir werden viel,<br />

viel Anlass haben, Gott in der Ewigkeit zu<br />

preisen für die Wunder, die er in unserem Leben<br />

getan hat.<br />

Ich komme zum Schluss. Das ist die<br />

Geborgenheit von vorne. Wann haben wir die?<br />

Das ist ja ebenfalls einsichtig, nämlich wenn wir<br />

einen klaren Blick haben, eine klare Sicht, wenn<br />

wir wissen, wo es lang geht, wenn wir wissen, wo<br />

unsere Lebensreise hingeht. Dann haben wir die<br />

Geborgenheit von vorne. Das gilt für das<br />

Autofahren. Schlecht ist es, wenn man ein altes<br />

Navigationsgerät hat wie bei uns im Auto.<br />

Neulich hat uns das vollkommen im Stich<br />

gelassen. Was nützt das dann? Da wird man<br />

unsicher. Aber das viel, viel Wichtigere ist doch,<br />

dass wir wissen, wo die Lebensreise hingeht,<br />

dass wir wissen, wie es weitergeht, wenn der<br />

Sargdeckel kommt. Dass wir wissen, dass es da<br />

eine unwahrscheinlich große Verheißung gibt in<br />

Röm 8, „Bist du Kind, dann bist du ein Erbe“.<br />

Dann erbst du etwas, nämlich den<br />

Herrlichkeitsleib, in dem du von Ewigkeit zu<br />

Ewigkeit ohne Krankheit, ohne Vergänglichkeit,<br />

ohne Sünde im Himmel deine<br />

Himmelsbürgerschaft lebst. Das ist Zukunft! Das<br />

ist Geborgenheit von vorn. Dann muss man nicht<br />

sterben, dann kann man sterben. Ich hoffe, dass<br />

ich das in meiner Sterbestunde auch sagen<br />

kann, was mir immer wieder mal Leute sagten,<br />

nicht sehr viele, aber einige: „Herr Pfarrer, ich<br />

kann sterben.“ Das ist wunderbar.<br />

Spurgeon hat das so schön gesagt in seiner<br />

Auslegung zum Psalm 23: „Und ob ich schon<br />

wanderte durch das Tal der Todesschatten, du<br />

bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten<br />

mich…“, und da sagt er: „Hast du das genau<br />

gelesen, was David dort sagt? Du musst mal<br />

durch das Tal der Todesschatten hindurch. Hast<br />

du das schon ernst genommen? Bist du schon<br />

mal gebissen worden vom Schatten eines<br />

Hundes? Nein. Ein Schatten kann nicht beißen.<br />

Und wenn der Tod seinen Schatten über uns<br />

wirft, dann kann er uns gar nichts anhaben. Es<br />

wird dunkel, aber wir kommen durch dieses Tal<br />

hindurch, und am anderen Ende wartet<br />

Christus.“ Das ist doch eine phantastische<br />

Aussicht.<br />

Liebe Brüder und Schwestern, „von allen Seiten<br />

umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“.<br />

Es gibt kaum ein Psalmwort oder ein Wort aus<br />

der Bibel, das diese komplette geistliche<br />

göttliche Geborgenheit uns so nahe bringt. Ich<br />

wünsche uns allen, dass wir immer mehr in diese<br />

Geborgenheit hineinwachsen. Der Herr segne<br />

uns alle nach dem Reichtum seiner Gnade.<br />

Amen.<br />

29


Text: Hebräer 4,9-10<br />

ES IST ALSO NOCH<br />

EINE RUHE<br />

VORHANDEN FÜR<br />

DAS VOLK GOTTES.<br />

Denn wer zu Gottes Ruhe gekommen ist, der<br />

ruht auch von seinen Werken vor Gott<br />

Liebe Gemeine, und an diesem Tag besonders:<br />

liebe Männer<br />

Die Ruhe Gottes ist nach dem Hebräerbrief das<br />

Ziel aller Wege, das große Versprechen, der<br />

paradiesische Zustand, der Himmel. Ruhe,<br />

endlich Ruhe.<br />

Ist das der Traum des gestressten berufstätigen<br />

Mannes, der nach einem Arbeitstag voller Ärger<br />

mit anspruchsvollen Kunden und genauso wenig<br />

zufrieden zu stellenden Chefs, mit nervigen<br />

Kollegen, dauernd klingelnden Telefonen und<br />

abstürzenden Computern völlig geschafft nach<br />

Hause kommt und nun nicht auch noch mit lauter<br />

Sorgen und Problemen der Ehefrau empfangen<br />

werden will, dass der Sohn schon wieder einen<br />

Verweis bekommen hat in der Schule, der<br />

Wasserhahn in der Toilette tropft und außerdem:<br />

Wann machst du endlich die<br />

Lohnsteuererklärung. Das Finanzamt hat schon<br />

wieder geschrieben und die Rückzahlung<br />

brauchen wir doch, um die Autorechnung zu<br />

bezahlen.<br />

Ruhe, endlich Ruhe. Ist das die höchste<br />

Sehnsucht des modernen Mannes, dem der<br />

Kopf schwirrt, wenn er überhaupt noch weiß, wo<br />

er ihm steht, dem vor lauter Druck der Blutdruck<br />

steigt bis zum Schlaganfall, dem Stress und<br />

Ärger auf den Magen schlagen bis zum<br />

Magengeschwür? Tatsächlich, für manche,<br />

Männer und Frauen, ist das Thema des heutigen<br />

Männersonntags genau die richtige und nötige<br />

Botschaft: Es gibt noch eine Ruhe für dich. So<br />

wie der Trainer aus den USA bei der Fortbildung<br />

uns eifrigen und ungeduldigen Deutschen am<br />

Anfang einer jeden Einheit erst einmal freundlich<br />

und mahnend zugleich zurief: relax, entspannen<br />

sie sich.<br />

Denn ist der gutgemeinte und anerkennende<br />

Spruch über so mancher Todesanzeige wirklich<br />

das erstrebenswerteste Ziel für unser Leben,<br />

das es einmal heißt: Müh und Arbeit war sein<br />

Leben, Ruhe hat er nie gekannt. Ruhe hat ihm<br />

Gott gegeben... Ist die Ruhe für das wandernde<br />

und umherirrende Volk Gottes erst dann erreicht,<br />

wenn wir endlich eine Ruhe geben müssen, weil<br />

wir tot im Grab liegen.<br />

Da ist ja was dran: Diese vollkommene,<br />

himmlische Ruhe, die durch nichts mehr gestört,<br />

durch nichts mehr aufgeschreckt werden kann,<br />

in die kein plötzlicher Anruf, keine Alarmmeldung<br />

einbrechen kann, dieser vollkommene Friede,<br />

den gibt es nur jenseits unserer Welt, wo auch<br />

der ungestörteste Urlaub auf der Ferieninsel zu<br />

Ende geht, wo auch bei der ruhigsten und<br />

entspannendsten Freizeitbeschäftigung, z.B.<br />

beim Angeln, plötzlich ein lärmender Nachbar<br />

oder ein unruhiger Gedanke den schönen<br />

Frieden stört. Wer aber zu Gottes Ruhe<br />

gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken<br />

so wie Gott von den seinen. An sechs Tagen hat<br />

Gott gearbeitet, heißt es, als er die Welt erschuf.<br />

Aber am siebten Tag ruhte er. So soll es für den<br />

Menschen einen Sonntag geben, einen Ruhetag<br />

nach der Arbeit der Woche, und einen großen,<br />

ewigen Sonntag nach der Mühe und Arbeit<br />

dieses Lebens.<br />

Aber jetzt schon, nicht erst nach dem Tod, wenn<br />

wir im wahrsten Sinn des Wortes gearbeitet<br />

haben bis zum Umfallen, nicht erst dann sollen<br />

wir zur Ruhe kommen. Jetzt ist die Ruhe<br />

vorhanden für Gottes Menschen.<br />

Nun ist das allerdings so eine Sache mit den<br />

Botschaften und Ermahnungen in der Kirche.<br />

Was für den einen gilt und nützlich ist, trifft auf<br />

den anderen ganz und gar nicht zu. Was für den<br />

einen wie eine Tasse heißer Kaffe oder wie ein<br />

erfrischendes Glas Wasser wirkt, daran<br />

verbrennt sich der andere die Zunge oder es<br />

lässt ihn ganz kalt. Auch wenn es um die Ruhe<br />

geht. Gönne dir die Ruhe, das Leben besteht<br />

nicht nur aus Arbeit, das kann man manchen<br />

nicht oft genug sagen. Aber für den anderen<br />

klingt es wie Hohn und Spott. Wer zur Ruhe und<br />

um Nichtstun verdammt ist durch eine lange<br />

30


Krankheit, der braucht eine andere Ermunterung<br />

und Ermutigung. Wem der innere Antrieb fehlt,<br />

wer zu überhaupt nichts mehr Lust hat, weil er in<br />

einer Depression streckt, der braucht einen<br />

anderen Anreiz. Und wer ohne Arbeit ist, der wird<br />

sich bedanken, wenn er hört: Arbeite nicht so<br />

viel.<br />

Männer sind eben nicht nur die aktiven,<br />

gestressten, ständig in der Gefahr des Zuviel,<br />

der Überarbeitung, der Grenze zum Workaholik<br />

Stehende. Mancher hätte lieber etwas mehr zu<br />

tun, etwas mehr<br />

Abwechslung.<br />

Mancher würde sich<br />

gerne reinstressen,<br />

wenn er nur gelassen<br />

würde. Deshalb muss<br />

die Botschaft von der<br />

Ruhe Gottes mehr<br />

sein, als nur der Ruf<br />

zur Entspannung und<br />

„Mach mal Pause“,<br />

wenn es für alle gelten<br />

und allen helfen soll.<br />

Die Antwort finde ich<br />

im Evangelium dieses<br />

Männersonntags. Wir haben die Geschichte<br />

gehört, die an der Quelle spielt und in der es um<br />

die Quelle des Lebens geht. Die Ruhe soll die<br />

Quelle der Kraft sein – so wie man sagt: In der<br />

Ruhe liegt die Kraft. Kraft, stark sein – das ist ja<br />

ein ausgesprochenes Männerthema; auch wenn<br />

sich Frauen oft als die Stärkeren erweisen. Stark<br />

sein müssen, das starke Geschlecht. Auch wenn<br />

sich in der Erziehung viel geändert hat; auch<br />

wenn nicht mehr nach dem Motto erzogen wird:<br />

Jungs weinen nicht und ein Indianer kennt<br />

keinen Schmerz; auch wenn Schwarzenegger<br />

oder sonst ein muskelbepackter Macho und<br />

Dreinschläger für die meisten Männer kein<br />

Vorbild ist. Das Thema Kraft und Stärke spielt für<br />

Männer eine Rolle; ob es eine wichtigere Rolle<br />

als für Frauen spielt, weiß ich nicht, vielleicht<br />

eine andere.<br />

Kraft, die aus der Ruhe kommt, ist wie ein<br />

Schutzschild, mit Spannungen zu leben. Nicht<br />

nur gegen Bakterien, Viren oder andere Erreger<br />

brauchen wir ein starkes Immunsystem, um<br />

gesund zu bleiben. Wenn der Körper kraftlos<br />

wird, haben sie leichtes Spiel. Abwehrkräfte<br />

bilden ein Schutzschild. Auch seelisch brauchen<br />

wir Abwehrkräfte. Eine äußere Rüstung nützt da<br />

wenig. Manche Männer tragen so eine äußere<br />

Rüstung aus Stärke und Unverletzlichkeit. Mir<br />

kann keiner was anhaben. Das meine ich nicht,<br />

sondern innere Kraft jeden Tag, die Dinge an<br />

sich heranzulassen, auch die Unangenehmen,<br />

die Störenden, ohne sich aus der Bahn werfen<br />

zu lassen. Und auch das ertragen zu können, wo<br />

ich nicht gleich eine Lösung finde. Denn Männer<br />

möchten wie Alexander der Große den<br />

gordischen Knoten von Spannungen und<br />

Problemen am liebsten mit dem Schwert<br />

durchschlagen.<br />

Aber Kraft und<br />

Stärke zeigt sich<br />

nicht nur im<br />

Durchbrechen des<br />

Problemgewirrs. Sie<br />

zeigt sich auch in<br />

der Geduld, mit<br />

Spannungen leben<br />

zu können und nicht<br />

davon zu laufen.<br />

Neben der<br />

Abwehrkraft möchte<br />

ich<br />

die<br />

Entschlusskraft<br />

ansprechen. Sich zu entschließen,<br />

Entscheidungen zu fällen, kostet Kraft. Je mehr<br />

Gedanken ich mir mache, desto schwierige wird<br />

die Entscheidung oft. Die Alternative ist nicht:<br />

Augen zu und durch. Folgen, Auswirkungen<br />

einer Entscheidung wollen bedacht sein. Aber<br />

manchmal führt das hin- und her Überlegen, das<br />

Abwägen, auch die Angst vor einer falschen<br />

Entscheidung dazu, zum Zauderer und Zögerer<br />

zu werden, zum Unentschiedenen,<br />

Entscheidungen anderen zu überlassen,<br />

vielleicht der Ehefrau. Entscheidungen zu<br />

treffen, kostet Kraft. Ich entscheide mich gegen<br />

etwas, was vielleicht auch seine Begründung<br />

und seinen Reiz gehabt hätte. Ich trage die<br />

Folgen meiner Entscheidung. Und ich könnte<br />

mich falsch entschieden haben. Ständig muss<br />

ich entscheiden. Dazu brauche ich Kraft, die aus<br />

der Ruhe kommt.<br />

Männer werden müde und matt, heißt es beim<br />

Propheten Jesaja; da hat er wohl Recht.<br />

Allerdings bietet er als Rezept dagegen nicht wie<br />

Werbung an: Milch macht müde Männer munter.<br />

Jesaja kennt eine andere Kraftquelle: die auf den<br />

Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie<br />

31


auffahren mit Flügeln wie Adler. Und das ist auch<br />

keine Werbung für Red Bull, den Krafttrink, der<br />

angeblich Flügel verleiht. Auf den Herrn harren,<br />

auf Gott warten, ja, die Hände in den Schoß<br />

legen, zum Beten falten oder hilfesuchend in die<br />

Höhe recken, wie man es damals getan hat,<br />

daraus strömt Kraft.<br />

Die wahren Kraftquellen zu finden, darum geht<br />

es an diesem Männersonntag. Das Motto heißt:<br />

Es ist noch eine Ruhe vorhanden. Und aus<br />

dieser Ruhe kommt die Kraft. Mancher findet<br />

diese Ruhe in der Natur, im Wald, wenn die<br />

Motorengeräusche nur noch aus der Ferne<br />

herandringen, wenn es still wird, dass ich wieder<br />

einmal Vogelstimmen höre, wenn mit jedem<br />

Schritt ein bisschen mehr abfällt von all den<br />

Gedanken, wenn die Lunge tief die frische Luft<br />

atmet. Es ist Gottes Schöpfung; kein Ersatz für<br />

die Kirche, aber tausend Mal besser als vor dem<br />

Fernseher sitzen.<br />

Mancher findet diese Ruhe in der Musik, die<br />

Martin Luther als besondere Gottes- und<br />

Himmelsgabe schätzt, weil sie die innersten<br />

Schichten der Seele anspricht, weil sie mich<br />

hineinnimmt in einen anderen Raum, mich bettet<br />

in Klänge, mich herausnimmt aus meiner<br />

gewohnten Welt und mich hinüberträgt in einer<br />

andere. Manchem geht es beim Lesen eines<br />

guten Buches so: von den eigenen Gedanken<br />

loskommen, in die Weite geführt werden, zu<br />

neuen Horizonten.<br />

Kirchenräume bieten diese Ruhe. Hier ist die<br />

Ruhe Gottes zuhause, nicht nur hier, aber hier<br />

ganz besonders. Stille umfängt mich, nimmt<br />

mich auf, birgt mich wie ein Schiff in den Wellen.<br />

Eine Stille ist hier, die Ohren hat, Ohren für<br />

meine Gedanken, mein stummes Gebet. Ein<br />

Versprechen liegt in dieser Stille, dass ich nicht<br />

allein bin, dass ich gehört werde, verstanden,<br />

dass ich anders hinausgehe, als ich<br />

hereingekommen bin.<br />

Ruhe ist ein wichtiges Thema heute, wo es fast<br />

nirgends mehr still ist, wo es so laut geworden<br />

ist, und jeder immer noch lauter sein muss als<br />

der andere, um gehört zu werden, immer lauter<br />

und schriller mit Botschaften und Farben; so<br />

dass manche Kinder gar nicht mehr leise reden<br />

können, weil sie immer andere übertönen<br />

müssen, und sei es der Fernseher. Ruhe, aus<br />

der wir Kraft schöpfen, ist ein wichtiges Thema<br />

geworden, nicht nur für die, die keine Zeit mehr<br />

haben, sondern auch für die, die zuviel davon<br />

haben; nicht nur für die Aktiven, die ständig in<br />

Bewegung sind, sondern auch für die in ihrer<br />

Beweglichkeit Eingeschränkten, die aus dem<br />

Verkehr Gezogenen. Ruhe, aus der die Kraft<br />

zum Leben quillt wie erfrischendes Wasser aus<br />

einer Quelle.<br />

Wir sind gefragt: Wo sind unsere Quellen?<br />

Woraus schöpfen wir, wo doch das Wasser hier<br />

so reichlich fließt. Gönnen wir uns diese Art der<br />

Ruhe. Sie ist reichlich vorhanden für Gottes Volk<br />

und seine Menschen, für die Männer – und<br />

natürlich für die Frauen und die Kinder. Amen<br />

THOMAS IN<br />

ISRAEL<br />

Am 23.05.2018 nahm ich an der Erlebnis- und<br />

Bildungsreise des Freikirchlicher Bund der<br />

Gemeinde Gottes e.V. teil.<br />

Nach mehr als 14 Jahren wurde mein Traum<br />

wahr, ins heilige Land zu reisen.<br />

Nein dies wird kein Reisebericht, sondern ein<br />

Zeugnis.<br />

Zuerst einmal möchte ich allen Teilnehmer/innen<br />

dieser Reise danken. Ohne deren Unterstützung<br />

währe mein Traum nicht wahr geworden. Das<br />

zeigt mir wiéder einmal Gott ist groß.<br />

Am See Genezareth gingen wir auf den Berg, auf<br />

welchem sich Jesus wahrscheinlich<br />

32


zurückgezogen hat, um zu beten. Hier hat<br />

Martina, die Ehefrau von Ralf Klinner, eine<br />

Andacht gehalten. “Nehmen wir uns Zeit für das<br />

Gebet, um auch auf das Wort Gottes zu hören?”<br />

Ja, nehme ich mir Zeit für das Gebet? An einem<br />

Ort der Ruhe, damit ich auch wirklich Gott höre?<br />

Diese Frage hat mich sehr zum Nachdenken<br />

gebracht. Nehme ich mir Zeit für Gott und für das<br />

Gebet? Oder bin ich nicht immer „auf dem<br />

Sprung “und viel zu oft kommt das Gebet in der<br />

Stille zu kurz.<br />

Wenn ich ehrlich bin, bei war es so, dass in der<br />

Hektik des Alltags, das Gebet zu kurz kam.<br />

Genau auf diesem Gebiet wurde mir klar, die Zeit<br />

mit Gott ist wichtiger als alles andere. Ich merke<br />

selber, dass, wenn ich wieder in alte Muster<br />

zurückfalle, es mir nicht gut geht.<br />

Ein Zweites war der Besuch des Gartengrabes.<br />

Wegen meiner körperlichen Beeinträchtigung<br />

konnte ich diesemal die Gruppe nicht begleiten.<br />

Deshalb bin am Gartengrab geblieben.<br />

Sicherlich könnt Ihr Euch vorstellen, dass dieser<br />

Ort rege besucht wird. Allerdings, als ich dort<br />

saß, kam 10 Minuten nicht ein weiterer<br />

Besucher!!!<br />

Ich spürte erneut die Nähe Gottes. Mir wurde vor<br />

Augen geführt, „Thomas, ich bin für Deine<br />

Sünde gestorben und auferstanden. Folge<br />

mir nach.”<br />

Mir wurde ebenfalls klar, dass ich meine<br />

Glaubenswurzeln an Jesus vertiefen soll. Mein<br />

umfangreiches Wissen über das Judentum hat<br />

dazu geführt, dass ich das Christentum ein<br />

wenig „aus den Augen“ verloren habe.<br />

Ich danke danke Gott für die Begegnungen und<br />

Einsichten auf dieser Reise.<br />

Thomas Schommerz<br />

Der knallrote<br />

Fußball<br />

„Mama, ich gehe in den Garten, um noch ein<br />

bisschen zu trainieren“, ruft David in Richtung<br />

Küche, als er seine Sportschuhe aus dem Regal<br />

holt. „Ist gut“, sagt Mama, „aber denke bitte daran,<br />

dass wir um sechs Uhr Abend essen wollen.“ „Ja,<br />

alles klar“, verspricht David und ist auch schon<br />

verschwunden. Mama sieht ihm durchs<br />

Küchenfenster zu, wie er im Garten rennt, springt<br />

und Tennisbälle wirft. Sie schüttelt lachend den<br />

Kopf über seinen Eifer. Morgen findet in der Schule<br />

ein Sportfest statt und David freut sich schon lange<br />

darauf. Er macht gerne Sport und hofft, dass er<br />

morgen viele Punkte sammeln kann. Denn Herr<br />

Leitner, der Sportlehrer, hat den Schülern etwas<br />

versprochen: Jeder, der mehr als 300 Punkte<br />

erreicht, gewinnt einen knallroten Fußball. David<br />

möchte so gern diesen roten Fußball haben.<br />

Deshalb übt er jeden Tag im Garten Laufen,<br />

Springen und Werfen. Und er findet, dass er es<br />

schon richtig gut kann. Am nächsten Morgen ist es<br />

endlich soweit. David hüpft sofort nach dem<br />

Aufwachen aus dem Bett und macht sich schnell<br />

fertig, um ja nicht zu spät zu kommen. „Guten<br />

Morgen“, begrüßt Papa ihn am Frühstückstisch,<br />

„hast du gut geschlafen?“ „Ja, prima“, antwortet<br />

David. Dann zeigt er an sich herunter und sagt<br />

verschmitzt: „Papa, was fällt dir heute auf?“ Papa<br />

kratzt sich am Kinn und grübelt. „Keine Ahnung.<br />

Sag du es mir.“ Da dreht sich David lachend einmal<br />

im Kreis: „Ich gehe heute in der Jogginghose zur<br />

Schule und brauche keinen Ranzen, nur meine<br />

Sportsachen.“ Dann setzt er sich schnell an den<br />

Tisch und Papa spricht das Tischgebet: „Herr, wir<br />

danken dir für das gute Essen. Bitte bewahre David<br />

heute auf dem Sportfest und schenke, dass er<br />

immer nach deinem Willen fragt. Amen.“ Auf dem<br />

Weg zur Schule trifft David seinen Freund Felix.<br />

33


Felix ist gar nicht begeistert von diesem Tag, denn<br />

mit Sport kann er überhaupt nichts anfangen. Er ist<br />

klein, kugelrund und schnell außer Puste. Felix hat<br />

David schon oft gefragt, was er an den<br />

Sportstunden so toll findet. Obwohl die beiden<br />

Jungen so unterschiedlich sind, sind sie die besten<br />

Freunde. Felix hilft David oft in Mathe, denn darin ist<br />

er der Klassenbeste. Und David hilft Felix dafür im<br />

Sportunterricht. Der Sportwettbewerb findet auf<br />

dem Sportplatz neben der Turnhalle statt. Als David<br />

und Felix dort ankommen, müssen sie erst einmal<br />

schauen, wo ihr Sportlehrer ist, denn der ganze<br />

Platz ist voller Schüler und Lehrer. „Guten Morgen“,<br />

begrüßt Herr Leitner sie, als sie ihn gefunden<br />

haben, und macht auf seiner Liste einen Haken bei<br />

Felix und einen Haken bei David. „Jetzt fehlt nur<br />

noch Jana“, sagt er, um gleich darauf auch<br />

hinter Janas Namen einen Haken zu<br />

machen, denn sie kommt gerade<br />

angerannt. „Es gibt drei<br />

Stationen“, erklärt Herr<br />

Leitner dann. „Weitsprung,<br />

Weitwurf und 100-Meter-<br />

Lauf. An jeder Station<br />

stehen Lehrer, die eure<br />

Weite messen oder<br />

die Zeit stoppen.<br />

Beim Werfen und<br />

Springen habt ihr drei<br />

Versuche, den 100-<br />

Meter- Lauf dürft ihr<br />

nur einmal machen.<br />

Überall gibt es<br />

Punkte, die auf eure<br />

Kärtchen geschrieben<br />

werden alle Punkte<br />

zusammengezählt. Wir<br />

treffen uns um zwölf Uhr<br />

wieder hier, um die Fußbälle<br />

zu verteilen.“ David schaut<br />

hoffnungsvoll auf die roten Bälle, die<br />

Herr Leitner in einem großen Netz<br />

aufbewahrt. Wie gern möchte er so einen Ball<br />

haben. „Und jetzt viel Spaß und gutes Gelingen“,<br />

sagt Herr Leitner und beginnt die Kärtchen zu<br />

verteilen. Die Schüler nehmen ihre Kärtchen und<br />

laufen in alle Richtungen auseinander. David und<br />

Felix entscheiden, dass sie alle Stationen<br />

gemeinsam machen wollen und gehen zuerst zum<br />

Weitwurf. Dort ist gerade der Alleskönner Paul an<br />

der Reihe. Er schleudert seinen Arm durch die Luft,<br />

als müsse er einen Schwarm Bienen<br />

verscheuchen, dann nimmt er Anlauf und wirft den<br />

kleinen Ball mit viel Schwung nach vorne. David<br />

staunt: Paul kann wirklich weit werfen. Als nächstes<br />

ist Felix an der Reihe. Mit ganzer Kraft versucht er,<br />

den Ball nach vorne zu werfen, doch er landet im<br />

Gebüsch. „Macht nichts, probier es einfach noch<br />

mal. Schließlich hast du drei Versuche“, macht<br />

David ihm Mut. Doch so sehr sich Felix auch<br />

anstrengt, der Ball will einfach nicht dahin, wo er hin<br />

soll. Paul steht daneben und grinst. „Da kann ja<br />

meine Oma besser werfen“, sagt er spöttisch, bevor<br />

er weitergeht. „Hör einfach nicht hin“, sagt David,<br />

der jetzt mit Werfen an der Reihe ist. Die Bälle<br />

fliegen ganz gut und David bekommt 100 Punkte<br />

auf seinem Kärtchen eingetragen. Als Nächstes<br />

gehen die Jungen zum Weitsprung. Sie müssen<br />

einen Moment warten, bis sie an der Reihe sind,<br />

und sehen solange den anderen Kindern zu, wie sie<br />

mit viel Anlauf in die Sandgrube<br />

springen. Paul macht dabei<br />

natürlich wieder einen<br />

Riesenwirbel. Schließlich<br />

sollen ihn alle<br />

bewundern. David<br />

findet das affig,<br />

doch insgeheim<br />

hofft er, dass er<br />

noch weiter<br />

springen kann<br />

als Paul. Und<br />

tatsächlich –<br />

das Springen<br />

klappt bei<br />

David richtig<br />

gut. Er springt<br />

dreimal ganz<br />

weit in den<br />

weichen Sand<br />

und bekommt<br />

dafür 110 Punkte.<br />

David schaut froh auf<br />

sein Kärtchen. Jetzt<br />

fehlen ihm nur noch 90<br />

Punkte, um einen Ball zu<br />

gewinnen. „Das schaffe ich leicht“, denkt<br />

er und schaut zu, wie es bei Felix mit dem<br />

Weitsprung klappt. Sein Freund ist schon krebsrot<br />

im Gesicht, dabei hat er noch nicht einmal<br />

angefangen. „Seht euch den an, das wird lustig“,<br />

spottet Paul. Felix rennt los, springt viel zu früh ab<br />

und – landet kurz hinter dem Absprungbrett auf<br />

seinem Hosenboden. Auch die beiden anderen<br />

Versuche klappen nicht besser. Paul krümmt sich<br />

vor Lachen. Der Lehrer schimpft zwar mit ihm, doch<br />

Felix ist trotzdem bedient. Er hat Tränen in den<br />

Augen und will nicht mehr weitermachen. „Dieser<br />

34


löde Sport“, jammert er. „Ich kann das einfach<br />

nicht.“ David kommt seinem Freund zu Hilfe. „Lass<br />

dich von Paul nicht ärgern. Komm, wir treten beim<br />

Laufen zusammen an.“ David geht mit Felix zum<br />

100-Meter-Lauf und bittet den Lehrer, dass sie in<br />

einer Gruppe laufen dürfen. Der Lehrer erlaubt es<br />

und gemeinsam gehen sie an den Start. „Auf die<br />

Plätze – fertig – los!“ David, Felix und zwei andere<br />

Jungen laufen los. Felix gibt sich alle Mühe, doch<br />

die beiden Jungen haben ihn sofort überholt. David<br />

feuert ihn an: „Komm, du schaffst das!“ Er läuft<br />

genauso langsam wie Felix und denkt<br />

gar nicht mehr an seine Punkte, die er<br />

braucht, um den roten Fußball zu<br />

gewinnen. Er will einfach seinem<br />

Freund helfen. Und Felix rennt<br />

tatsächlich ein bisschen schneller.<br />

Gemeinsam kommen sie als Letzte im<br />

Ziel an. Felix keucht und japst – doch<br />

er hat es geschafft und ist glücklich.<br />

„Danke!“, sagt er atemlos zu David. „Du<br />

bist echt ein guter Freund.“ Paul<br />

verdreht die Augen und sagt leise,<br />

damit es der Lehrer nicht hört, zu<br />

David: „Wie kann man nur so dumm<br />

sein und dem auch noch helfen?“ „Lass<br />

Felix endlich in Ruhe!“, faucht David ihn<br />

an und schaut so grimmig, dass sogar<br />

Paul ein bisschen Angst bekommt. Um<br />

zwölf Uhr treffen sich die Schüler<br />

wieder bei Herrn Leitner. Die schönen<br />

Fußbälle liegen immer noch an ihrem<br />

Platz. David weiß, dass er nicht genug<br />

Punkte hat, um einen roten Ball zu<br />

bekommen, doch irgendwie macht ihm<br />

das nichts aus. Er ist froh, dass er<br />

seinem Freund geholfen hat. „Danke“,<br />

betet er leise, „danke, Herr Jesus, dass<br />

du mir die Kraft dazu gegeben hast,<br />

Felix zu helfen.“ Herr Leitner liest die<br />

Punkte der Kinder vor und verteilt die<br />

Fußbälle. „Jana hat 310 Punkte,<br />

herzlichen Glückwunsch!“, sagt er und<br />

gibt ihr einen Ball. Jana strahlt. „Paul<br />

hat 320 Punkte und bekommt auch<br />

einen Ball.“ Paul will sich gerade seinen<br />

Ball nehmen, da sagt Herr Leitner:<br />

„Paul, du bekommst zwar den Fußball,<br />

aber auch einen Eintrag ins<br />

Klassenbuch, denn ich habe gehört,<br />

dass du die Anderen geärgert hast.“<br />

Paul sieht auf einmal richtig geknickt<br />

aus. Auch Friederike, Jonas und Steffi<br />

bekommen einen Ball. Jetzt ist nur<br />

noch ein einziger Fußball übrig. David schaut in die<br />

Runde, wer ihn wohl bekommen wird. Doch<br />

plötzlich sagt Herr Leitner: „Der letzte Fußball ist für<br />

dich, David. Du hast zwar die 300 Punkte nicht<br />

erreicht, doch wir haben gesehen, dass du Felix<br />

geholfen hast, und so etwas wollen wir bei einem<br />

Sportfest auch belohnen. Hier, bitte schön.“ David<br />

kann es gar nicht fassen. „Danke“, sagt er und<br />

nimmt freudestrahlend seinen knallroten Fußball<br />

entgegen. David und Felix lachen sich an. Es ist<br />

schön, gute Freunde zu haben!<br />

35


Termine <strong>Juli</strong> 2018<br />

Datum * Uhrzeit Gottesdienst * Veranstaltung Anlass * Thema Prediger<br />

01.07 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />

und Kirchencafé<br />

Roelof<br />

Braad<br />

02.07 20:00 Aufwind Anbetungs- und<br />

Gebetsabend<br />

03.07. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

06.<br />

und 07.<br />

Arbeitseinsätze „rund um<br />

das Gemeindehaus“<br />

08.07. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />

und Kirchencafé<br />

Entdeckungen<br />

im Römerbrief<br />

Rüdiger<br />

Puchta<br />

10.07. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

11.07. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben<br />

mit Kopf und Herz<br />

15.07. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Entdeckungen<br />

im Römerbrief<br />

Rüdiger<br />

Puchta<br />

16.07. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

22.07. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Entdeckungen<br />

im Römerbrief<br />

Heinz<br />

Hepp<br />

23.07. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

29.07. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Willi<br />

Muschinski<br />

Weitere Hauskreisangebote finden nach Verabredung mit den Hauskreisteilnehmern statt!<br />

Termine <strong>August</strong> 2018<br />

Datum * Uhrzeit Gottesdienst * Veranstaltung Anlass * Thema Prediger<br />

05.08. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Rüdiger<br />

Puchta<br />

06.08. 20:00 Aufwind Anbetungs- und<br />

Gebetsabend<br />

07.08. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

08.08. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben<br />

mit Kopf und Herz<br />

12.08. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Heinz<br />

Hepp<br />

14.08. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

19.08. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Rüdiger<br />

Puchta<br />

21.08. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

22.08. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben<br />

mit Kopf und Herz<br />

26.08. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Rüdiger<br />

Puchta<br />

28.08. 18:00 ASE – Diakoniearbeit:<br />

Sommerfest<br />

29.08. 19:00 Mitarbeiterabend: Gemeindejubiläum<br />

und Gemeindeprogramm<br />

Herbst - Winter 2018 / 2019<br />

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