Inkontakt Juli August E
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner Arbeit ausruhen können, so wie Gott am<br />
siebten Schöpfungstag von seinen Werken ruhte. Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner<br />
Arbeit ausruhen können, so wie Gott am siebten<br />
Schöpfungstag von seinen Werken ruhte.<br />
<strong>Juli</strong> / <strong>August</strong> 2018<br />
Hebräer 4,10 (HFA)
EDITORIAL<br />
DER HERR, EUER GOTT,<br />
BRINGT EUCH ZUR RUHE UND<br />
GIBT EUCH DIESES LAND.<br />
JOS. 1, 13<br />
Die Urlaubsmonate liegen nun vor uns. Einige von euch haben sicher in<br />
Gedanken schon ihre Koffer gepackt und träumen sich an ihren Urlaubsort.<br />
Strand oder Berge, Ruhe oder Trubel; die Präferenzen sind unterschiedlich.<br />
Urlaub und Freizeit ist eine Investition in mehrfacher Hinsicht.<br />
Zum einen kostet er natürlich Geld. Da legt man im Laufe eines Jahres stille<br />
Reserven an, damit man im Urlaub nicht zu knapp bei Kasse ist.<br />
Zum anderen ist es eine Investition in uns selbst. Urlaub ist Erholung für Leib,<br />
Seele und Geist.<br />
Wir entspannen uns körperlich, erst recht, wenn unser Arbeitsleben aus<br />
muskelbetriebener Arbeit besteht. Wir entspannen unsere Seele. In Psalm 62<br />
lesen wir: „Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir<br />
Hilfe.“ Und in Hebräer 4 lesen wir: Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für<br />
das Volk Gottes. Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ruht auch von<br />
seinen Werken so wie Gott von den seinen. So lasst uns nun bemüht sein, in<br />
diese Ruhe einzugehen, damit nicht jemand zu Fall komme wie in diesem<br />
Beispiel des Ungehorsams.<br />
In Gottes Wort wird das Thema „zur Ruhe kommen“ sehr ernst genommen.<br />
Vielleicht findest du die Zeit in deinem Urlaub, dich einmal zurückzuziehen.<br />
Such dir einen Ort, eine Stelle wo du im wahrsten Sinne des Wortes deine<br />
Seele baumeln lassen kannst. Eine gute Gelegenheit, um mit sich und Gott<br />
ins Reine zu kommen.<br />
In dieser InKontakt Ausgabe werden wir das Thema Ruhe finden behandeln<br />
und wünschen viel Segen beim Lesen.<br />
Einen gesegneten <strong>Juli</strong> und <strong>August</strong>, Gottes Nähe und seinen reichen Segen<br />
auf all euren Wegen.<br />
GELOBET SEI DER HERR, DER<br />
SEINEM VOLK ISRAEL RUHE<br />
GEGEBEN HAT, WIE ER ES<br />
ZUGESAGT HAT.<br />
1. KÖN. 8,56<br />
»DIES IST DIE STÄTTE MEINER<br />
RUHE EWIGLICH; HIER WILL ICH<br />
WOHNEN, DENN ES GEFÄLLT<br />
MIR WOHL.<br />
PS 132,14<br />
ES IST ALSO NOCH EINE RUHE<br />
VORHANDEN FÜR DAS VOLK<br />
GOTTES.<br />
HEBR 4,9<br />
ENTZIEHE SICH NICHT EINS DEM<br />
ANDERN, ES SEI DENN EINE ZEIT<br />
LANG, WENN BEIDE ES WOLLEN,<br />
DASS IHR ZUM BETEN RUHE<br />
HABT;<br />
1KOR 7,5<br />
DARUM IST MEIN HERZ<br />
FRÖHLICH, UND MEINE ZUNGE<br />
FROHLOCKT; AUCH MEIN LEIB<br />
WIRD RUHEN IN HOFFNUNG.<br />
APG 2,26<br />
2
IMPRESSUM<br />
EFGG Erkelenz,<br />
Am Schneller 8-10,<br />
41812 Erkelenz<br />
EFGG Erkelenz ist vereinsrechtlich<br />
organisiert im<br />
GiFBGG<br />
(Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />
Gemeinde Gottes e.V.).<br />
Der GiFGG gehört zum FBGG<br />
(Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes<br />
e.V.) als Dachverband.<br />
Beide Vereine sind als gemeinnützig<br />
anerkannt –<br />
Redaktion und Layout:<br />
Heinz Hepp<br />
inkontakt(@)efgg-erkelenz.de<br />
Bildnachweis: freie Bilder Pixabay<br />
Alle Artikel von externen Quellen sind<br />
entsprechend. gekennzeichnet<br />
Anschrift:<br />
Am Schneller 8-10,<br />
41812 Erkelenz<br />
Internet:<br />
www.efgg-erkelenz.de<br />
Gemeindepastor:<br />
Rüdiger Puchta,<br />
Am Schneller 10<br />
Telefon: 02431 / 5310<br />
Email: Pastor(@)efgg-erkelenz.de<br />
INHALT<br />
Autor<br />
Seite<br />
EDITORIAL HEINZ HEPP 2<br />
INHALT / IMPRESSUM 3<br />
PERSÖNLICHE „HALBJAHRESGEDANKEN<br />
“2018<br />
WIE UNSER HERZ RUHE FINDET<br />
RÜDIGER PUCHTA 4<br />
CLAAS KAESELER, LEITER<br />
ERF.DE<br />
RUHE UND HILFE FINDEN NANE JÜRGENSEN 6<br />
RUHE IN EINER UNRUHIGEN WELT? DANIEL MELUI 8<br />
URLAUB UND VERGESSLICHKEIT DETLEF LÖNNEKER,<br />
11<br />
PASTOR<br />
DU SOLLST URLAUB MACHEN! "ANDERE ZEITEN", 12<br />
URLAUB UND FERIEN VON GOTT? KLAUS STOCK 13<br />
GEDANKEN ZUM FERIENBEGINN REINHARD VÖLKER 15<br />
VOLLE FAHRT VORAUS! 15<br />
PREDIGT ÜBER PSALM 139<br />
PFARRER REINHARD<br />
16<br />
ELLSEL<br />
RUHE IN GOTT FINDEN HEINZ HEPP 20<br />
„KOMPLETT GEBORGEN“.<br />
DR. JOACHIM<br />
24<br />
COCHLOVIUS<br />
ES IST ALSO NOCH EINE RUHE<br />
30<br />
VORHANDEN FÜR DAS VOLK GOTTES<br />
THOMAS IN ISRAEL THOMAS SCHOMMERTZ 32<br />
“POWER KIDS” 33<br />
TERMINE JULI / AUGUST 36<br />
GEMEINDE INTERN 37<br />
5<br />
Seelsorger / Ältester: Heinz Hepp Telefon:<br />
02433 / 3079264<br />
Email: seelsorger(@)efgg-erkelenz.de<br />
Bankverbindung:<br />
Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />
Gemeinde Gottes e.V. Hamburger<br />
Volksbank<br />
IBAN: DE30 2019 0003 0000 1910 35 BIC:<br />
GENODEF1HH2<br />
3
Diakoniearbeit „ASE“ und anderes mehr. Gefragt<br />
war die stete Balance zwischen dem Fragen<br />
nach Gottes Leitung für unsere Gemeinde und<br />
dem treuen Wahrnehmen von Verantwortung.<br />
Danke allen unseren Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern, die auch in „trüben“ Wochen treu<br />
ihren Dienst an vielen Stellen versehen haben.<br />
Jesus sieht seine (und unsere) Gemeinde jeden<br />
Augenblick und weiß unseren Dienst zu segnen.<br />
„Ich habe noch nie eine Liebe wie<br />
die Deine gefunden;<br />
nichts kann mich trösten wie ein<br />
Blick von Dir.<br />
Stiller Begleiter meiner einsamen<br />
Stunden,<br />
Freund bist Du mir…“<br />
Text: Johannes Hartl, Gebetshaus Augsburg<br />
Persönliche „Halbjahresgedanken“<br />
2018, Monatssprüche und ein<br />
tröstliches Lied…<br />
Nun ist das erste Halbjahr 2018 vorüber.<br />
Intensive Wochen liegen als Gemeinde hinter<br />
uns: Freud und Leid. Arbeit und Segen. In<br />
den vergangenen 6 Monaten lag manches<br />
besonders dicht beieinander:<br />
Das ringende, flehende Beten und Bangen um<br />
unseren lieben Bruder Leo – und die<br />
ernüchternde und dennoch tröstliche Erkenntnis<br />
„Gottes Wege sind nicht unsere Wege“. Aber<br />
auch: „Nichts (auch der Tod nicht) kann uns<br />
trennen von der Liebe Gottes, die in Christus<br />
Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm. 8).<br />
Unzählig viele andere Glaubensgeschwister<br />
waren besonders im Februar und März sehr<br />
krank - oder sind aktuell immer noch krank. An<br />
manchen Tagen konnte ich es bei den<br />
Krankenbesuchen regelrecht spüren: „Wir leben<br />
in einer gefallenen Welt und sind nur Staub. Aber<br />
in uns keimt durch unseren Herrn Jesus Christus<br />
der Same einer Ewigkeit bei Gott.“<br />
Dazu kamen Gottesdienste, unser<br />
Jüngerschaftskurs, Planungen für das große<br />
Fest anlässlich unseres 70jährigen<br />
Gemeindejubiläums im Herbst, die<br />
Nach wie vor kommen viele Menschen mit<br />
Migrationshintergrund zu unseren<br />
Veranstaltungen, vorrangig aus dem Iran. An<br />
manchen Sonntagen habe ich den Eindruck,<br />
eine Art „zweite Welle an Hilfesuchenden<br />
Flüchtlingen“ kommt ganz gezielt zu uns, und ich<br />
weiß das augenblicklich noch nicht so recht<br />
einzuordnen. Aber die Freude überwiegt: Wir<br />
freuen uns mittlerweile über sieben Wohnungen<br />
für vier Singles und drei Familien im nahen<br />
Umfeld des Gemeindehauses – angesichts der<br />
schwierigen Situation auf dem sozialen<br />
Wohnungsmarkt ein echtes Wunder Gottes!<br />
Seit gut zwei Jahren erklingen nun schon Namen<br />
- wie Houssein, Narges, Babak, Darius, Reza,<br />
Banafshe, Esmaeil, Fereshte, Homa, Samaneh,<br />
Amin und viele andere mehr - in unseren Reihen<br />
und sind uns nicht mehr fremd. Wir sind Gott<br />
dankbar, dass wir durch sein Wirken in unserer<br />
Mitte eine wirkliche „geistliche Integration“<br />
erleben durften, denn diese Namen stehen<br />
mittlerweile auch im „Buch des Lebens“ und die<br />
Menschen, die sie tragen, sind unsere<br />
Glaubensgeschwister und Freunde geworden.<br />
Das ist angesichts der vielen ernsten<br />
Nachrichten und schrecklichen Ereignisse zur<br />
Flüchtlingsthematik in diesen Tagen und<br />
Wochen ein großer Gnadenerweis Gottes. Und:<br />
Die Arbeit ist noch nicht zu Ende! Wer hilft hier<br />
mit?<br />
Damit sind wir beim Monatsspruch <strong>Juli</strong> 2018:<br />
„Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem<br />
Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange<br />
es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt<br />
und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“<br />
(Hosea 10,12)<br />
Wenn der Prophet Hosea von Gerechtigkeit<br />
spricht, denkt er an Gott! Gerechtigkeit ist für ihn<br />
eine Folge aus der Beziehung zwischen Gott<br />
und Mensch. Um die Erneuerung dieser<br />
Beziehung geht es in der Hauptsache in seinem<br />
Prophetenbuch. Die Ehe Hoseas mit Gomer,<br />
einer Prostituierten, wird zum starken Symbol
der Leidenschaft und Liebe Gottes zu seinem<br />
untreuen Volk Israel.<br />
„Säet Gerechtigkeit. Erntet nach dem Maß der<br />
Liebe. Pflüget ein Neues!“, fordert Hosea im<br />
Namen Gottes von seinem Volk. Verwildertes<br />
und ödes Land soll fruchtbar gemacht werden.<br />
Das ist eine Beschreibung der geistlichen Zuund<br />
Umstände in Hoseas Zeiten, in denen<br />
Untreue und Ungerechtigkeit<br />
überhandnahmen. Doch Gott hat sich die<br />
Erneuerung dieses Umstandes zum Ziel gesetzt<br />
und lädt ein zum Umdenken. Das gilt immer<br />
noch. Auch heute versteht Gott es, „verwildertes<br />
und ödes Herzensland“ zu verwandeln.<br />
„Säet Gerechtigkeit. Erntet nach dem Maß der<br />
Liebe. Pflüget ein Neues!“- diese geistlich zu<br />
verstehenden Apelle geben uns Anregungen,<br />
das eigene Leben zu überdenken: Wie sieht es<br />
in meinem „Herzensland“ aus? Wo haben<br />
Erfahrungen mich hart gemacht? Was traue ich<br />
Gott noch zu? Wo haben „Dornen und Disteln“<br />
des Misstrauens bei mir für „Überwucherungen“<br />
gesorgt? Doch - Gott sei Dank – sind wir dem<br />
nicht hilflos ausgeliefert!<br />
Durch den Dienst unseres Musikteams<br />
durften wir im Frühjahr ein sehr tröstliches<br />
Lied im Gottesdienst lernen: „Ich habe noch<br />
nie eine Liebe wie die Deine gefunden; nichts<br />
kann mich trösten wie ein Blick von Dir.<br />
Stiller Begleiter meiner einsamen Stunden,<br />
Freund bist Du mir…“<br />
Mich berührt dieses Lied in seiner ganzen Tiefe<br />
immer wieder neu. Mitten in unserem Sehnen,<br />
Wachen und Warten ist und bleibt Jesus immer<br />
an unserer Seite. Mitten in unserem Ringen um<br />
die wirklich richtigen und wichtigen Prioritäten<br />
wird der vertrauensvolle Blick auf Jesus zur<br />
Befreiung von allen Zwängen und Belastungen<br />
des Alltags mit seiner Trauer, seiner Arbeit und<br />
seinen Hoffnungen und Sehnsüchten: „Ich fliehe<br />
alles, was mich hält; was mir genügt in dieser<br />
Welt, ist Dich zu seh‘n, ist dich zu seh‘n. Und<br />
aller Reichtum ist wie Sand vor dieser Schönheit,<br />
die ich fand. Ich hab noch nie eine Liebe, wie die<br />
deine gefunden…“<br />
Der Monatsspruch <strong>August</strong> 2018 greift den<br />
Gedanken des Liedes auf und bestätigt die<br />
Liebe Gottes als geistlichen Grundwert, der<br />
uns in allen Wechselfällen des Lebens trägt:<br />
„Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe<br />
bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1.<br />
Johannes 4,16)<br />
Mit den besten Segenswünschen für die<br />
anstehende Sommer-, Ferien- und Urlaubszeit<br />
und die Hoffnung auf viele gute Erfahrungen –<br />
beim „Säen und Pflügen im Namen SEINER<br />
Gerechtigkeit und Liebe! Und ich wünschen allen<br />
diesen tröstlichen Blick auf IHN, den „stillen<br />
Begleiter und Freund“ an unserer Seite.<br />
Rüdiger Puchta, Gemeindepastor<br />
WIE UNSER<br />
HERZ RUHE<br />
FINDET<br />
Ob gesund oder nicht: Die Sorge um die eigene<br />
Gesundheit kann rastlos machen. Drei Schritte<br />
dagegen.<br />
Es gibt ein Zitat von Kirchenvater <strong>August</strong>inus,<br />
das mich schon immer bewegt hat: „Unruhig ist<br />
unser Herz, bis es ruht, O Gott, in Dir.“ Viele<br />
kennen vermutlich das Gefühl, unruhig oder<br />
getrieben zu sein. Es scheint da eine Sehnsucht<br />
in uns zu geben, die uns rastlos umherirren lässt.<br />
Vieles davon hatte für mich mit dem Sinn des<br />
Lebens zu tun. Aber auch im Hier und Jetzt, bei<br />
aktuellen Fragen und Sorgen, wird mein Herz<br />
unruhig, mache ich mir Sorgen. Beruflich stehe<br />
ich vor einer neuen Herausforderung, die mir<br />
hier und da aufs Gemüt drückt. In solchen Fällen<br />
wünsche ich mir Ruhe und Zuversicht.<br />
Jesus kennt dieses Bedürfnis: „Kommt alle her<br />
zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten<br />
tragt, ich will euch Ruhe schenken.“ sagt er zu<br />
seinen Zuhörern in Matthäus 11,28. Doch wie<br />
kann man diese Ruhe finden? Gibt uns die Bibel<br />
vielleicht ein paar Hinweise darauf, wie man<br />
diese Ruhe für sein Herz und seine Seele bei<br />
oder in Gott finden kann? In einer Predigt habe<br />
ich von einem interessanten „Dreisatz“ gehört,<br />
der mich seither beschäftigt.<br />
5
Den ersten Schritt finden wir in Römer 10,17:<br />
„Und doch kommt der Glaube durch das Hören<br />
dieser Botschaft, die Botschaft aber kommt von<br />
Christus.“ Wenn mein Herz Ruhe finden soll,<br />
muss ich das Evangelium – die Gute Nachricht –<br />
gehört und verstanden haben. Ich muss von<br />
Jesus und dem hören, was er für mich getan hat.<br />
Da Jesus das Wort Gottes ist, muss ich also<br />
Jesus kennenlernen, wenn ich Ruhe finden will.<br />
Das Wort Gottes + Glaube + Gehorsam = Ruhe<br />
Gottes<br />
Doch das Hören allein reicht nicht. Ich muss die<br />
Zusagen und Versprechen Gottes auch glauben<br />
– quasi für mich in Anspruch nehmen. Das ist<br />
eine Frage des Vertrauens und wird mit der Zeit<br />
mehr und mehr auch eine Sache der Erfahrung.<br />
Vertraue ich darauf, dass Gott mit mir und durch<br />
mich Gutes tun will? Glaube ich, dass er meine<br />
Gebete erhört? Um Frieden im Herzen zu<br />
spüren, muss ich darauf vertrauen, dass die<br />
Verheißungen Gottes auch mir gelten. Im vierten<br />
Kapitel des Hebräerbriefs wird das deutlich.<br />
„Denn diese gute Botschaft wurde uns genauso<br />
verkündet wie ihnen. Aber sie nützte ihnen<br />
nichts, weil sie nicht glaubten, was Gott ihnen<br />
sagte“. Das „ihnen“ bezieht sich auf die<br />
Israeliten, die das Gelobte Land nicht betreten<br />
durften. Der Grund: Sie haben nicht geglaubt. Es<br />
zeigt sich: Glaube und Vertrauen sind<br />
notwendig, um die Ruhe Gottes zu finden.<br />
Aber auch das ist noch nicht der letzte Schritt.<br />
Neben der Kenntnis und dem Glauben ist auch<br />
Gehorsam notwendig. Hebräer 3,18 macht das<br />
deutlich: „Und zu wem sprach Gott, als er<br />
schwor, dass sie seine Ruhe niemals finden<br />
sollten? Er sprach zu denen, die ihm<br />
ungehorsam gewesen waren.“ Im Grunde ist das<br />
logisch. Wenn Gott sagt: „Tu dies, wenn Dein<br />
Herz Ruhe finden soll“, muss ich tun, worum er<br />
mich bittet. Ansonsten verfehle ich das Ziel.<br />
Wichtig sind mir an diesem Punkt zwei Dinge:<br />
Erstens ist Gott gnädig. Er weiß, dass wir es<br />
nicht immer hinbekommen. Wer also mal<br />
ungehorsam ist, hat nicht für alle Zeit diese Ruhe<br />
verwirkt. Zweitens sind die Gebote Gottes keine<br />
Strafe, sondern eine Anleitung zum<br />
Glücklichsein. Insofern tun wir uns selbst einen<br />
Gefallen, wenn wir Gott gehorchen.<br />
Der Dreiklang aus „Hören, Glauben und<br />
Gehorchen“<br />
Dieses „Rezept“ klingt fast zu einfach, um wahr<br />
zu sein. Im täglichen Leben merke ich, dass es<br />
aber weitaus schwerer ist. Dennoch ermutigt und<br />
motiviert mich dieser Dreiklang. In meinem<br />
aktuellen Fall helfen mir folgende Gedanken: Ich<br />
weiß, dass Gott bei mir ist (Mt 28,20). Gott<br />
verspricht mir, das gute Werk, das er in mir<br />
begonnen hat, zu vollenden (Philipper 1,6). Ich<br />
sehe mich berufen und darf darauf vertrauen,<br />
dass Gott mir helfen wird.<br />
Wichtig ist, dass ich die Gaben, die Gott mir<br />
gegeben hat, einsetze. Ich will kein Knecht sein,<br />
der seine Talente aus Angst vor seinem Herrn im<br />
Boden vergräbt. Ich will gehorsam das<br />
einsetzen, womit Gott mich begabt hat<br />
(Matthäus 25, 14-30). Dieser Dreiklang aus<br />
„Hören, Glauben und Gehorchen“ gibt mir für die<br />
konkreten beruflichen Herausforderungen<br />
Frieden und Ruhe. Vermutlich haben Sie keine<br />
beruflichen Probleme. Aber ich vermute, dass<br />
auch Sie Bereiche haben, in denen Sie rastlos<br />
sind. Probieren Sie die drei Schritte aus,<br />
vielleicht finden auch Sie Ruhe.<br />
Claas Kaeseler, Leiter ERF.de<br />
RUHE UND<br />
HILFE FINDEN.<br />
PSALM 62<br />
Zugegeben, in der Welt regieren Kontoauszüge.<br />
Im irdischen System gibt es angstmachende<br />
Diagnosen vom Arzt. „Im Fleisch“ (wie die Bibel<br />
das irdisch-weltliche System nennt) treffen uns<br />
große und kleine Katastrophen.<br />
Muß uns das Angst machen? Nein, denn in<br />
unserem Leben sollte Gott regieren. Und das tut<br />
er auch ab dem Moment, wo wir Jesus als<br />
unseren persönlichen Retter angenommen<br />
haben. Von dem Augenblick an sind wir ein<br />
neuer Mensch. Wo sind wir neu? Unser wahres<br />
Ich, unser Innerstes, unser Geist (nicht zu<br />
verwechseln mit Schloßgespenst oder Geist =<br />
Verstand) wird in dem Moment, wo wir Jesus<br />
annehmen, neugeboren. Unser Körper bleibt wie<br />
er ist; auch unsere Seele (Verstand, Gefühle,<br />
Erinnerungen…) bleibt wie sie ist. Aber unser<br />
Geist, unser wahres Ich, ist neugeboren.<br />
6
Jesus steht uns bei allem bei.<br />
Keine Sorgen und keine Angst sind größer als er<br />
Und wir haben in dem Augenblick, wenn wir<br />
Jesus als unseren Retter annehmen, den<br />
Heilgen Geist als Beistand. Wir können jederzeit<br />
(durch Gebet, was ein ehrliches Gespräch mit<br />
Gott ist) Gott um Weisheit für anstehende<br />
Entscheidungen bitten, um Hilfe, wenn uns das<br />
Wasser bis zum Hals steht, bitten und um<br />
Führung, wenn wir nicht mehr durchblicken, wie<br />
wir durch den Dschungel unserer Sorgen und<br />
Ängste und Kaputtheiten und Abhängigkeiten<br />
durchkommen sollen, bitten. Gott gibt gerne.<br />
Darauf können wir uns verlassen.<br />
Wir müssen (und können) Gott beim Wort<br />
nehmen<br />
Wir haben zwei unermeßlich mächtige und<br />
hilfreiche Hilfsmittel zur Verfügung, um alle<br />
Widrigkeiten, die uns im Leben begegnen,<br />
meistern zu können. Nämlich (a) das Gebet und<br />
(b) die Bibel.<br />
Beispiel für einen konkreten Einsatz, wenn mich<br />
Sorgen und Ängste quälen. Ich stolpere beim<br />
Lesen in der Bibel über diese Stelle: „Bei Gott<br />
allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm<br />
kommt mir Hilfe. Nur er ist mein Fels, meine<br />
Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht<br />
wanken.“ (Psalm 62, Verse 2 + 3)<br />
Und auch noch die Verse 8 – 9: „Bei Gott ist mein<br />
Heil, meine Ehre; Gott ist mein schützender Fels,<br />
meine Zuflucht. Vertrau ihm, Volk Gottes, zu<br />
jeder Zeit! Schüttet euer Herz vor ihm aus! Denn<br />
Gott ist unsere Zuflucht.“<br />
Immer wieder lesen<br />
So etwas lese ich dann immer wieder. Wenn es<br />
sein muß, dann 100mal. Lieber das lesen, als<br />
sich von innerer Unruhe zerfressen zu lassen.<br />
Ich schreibe mir das auf eine kleine Karteikarte,<br />
die ich mir einstecke. Und beim Einkaufen im<br />
Supermarkt, wenn schon wieder Sorgen und<br />
Ängste hochkommen, wie es alles finanziell<br />
werden soll, dann lese ich die Verse auf meiner<br />
Karteikarte. Gott ist mein schützender Fels. Der<br />
hilft mir!<br />
Und dann bete ich Gottes Wort zurück zu ihm.<br />
Ich möchte, daß du mein Fels bist. Ich<br />
hab nur dich, der mir helfen kann. Ich<br />
mag nicht immer diese Ängste und<br />
Sorgen haben, lieber Gott. Ich will deine<br />
Ruhe fühlen; schenke mir inneren<br />
Frieden. Du hast versprochen, daß du<br />
immer für mich da bist. Helfe mir, damit<br />
ich zur Ruhe komme. Stärke meinen<br />
Glauben, lieber Gott, stärke mein<br />
Vertrauen in dich. Mach meinen<br />
Glauben unerschütterlich stark.<br />
Haben Sie ein Problem, das größer als<br />
Gott ist?<br />
Was meinen Sie? Haben Sie ein<br />
Problem, das größer als Gott, der<br />
Schöpfer vom Universum, ist? Haben<br />
Sie eine Sorge, die Gott nicht augenblicklich<br />
beseitigen könnte? Meinen Sie, Gott hätte nicht<br />
> 1 Million Möglichkeiten, um Ihnen so viel Geld<br />
in Ihr Leben zu schieben, daß alle finanziellen<br />
Sorgen ein Ende haben und Sie so viel Geld<br />
hätten, daß Sie noch anderen mehr als gut<br />
helfen können?<br />
Wir können uns auf Gott verlassen. Er hat es uns<br />
zugesagt. Und Gott hat noch nie gelogen.<br />
Also können wir auch zu ihm beten (= sprechen),<br />
daß wir wissen, daß Gott immer bei uns sein<br />
wird. Ganz gleich, durch welche Widrigkeiten wir<br />
müssen, er ist immer an unserer Seite.<br />
Ich habe in meinem Leben schon viele Knaller<br />
erlebt, du meine Güte, aber es gab nicht eine<br />
einzige Sache, bei der die Kraft, die Gott mir<br />
schenkte, nicht genau das Stück größer war, um<br />
aus dem Tal raus und wieder auf wunderschöne<br />
Berggipfel zu kommen.<br />
7
Heißt das, daß ich immer mit erhobenem Kopf,<br />
frohen Mutes und unerschütterlichem Gott-<br />
Vertrauen durch den Mist gegangen bin, der sich<br />
vor mir auftürmte? Nein, überhaupt nicht. Ängste<br />
und Sorgen sind immer wieder über mir<br />
zusammengeschlagen und haben für eine<br />
gewisse Zeit die Oberhand gewonnen. Aber ein<br />
Lieber Gott! Hilf mir! (ok, manchmal<br />
hundertdreiundfünzig Lieber Gott! Hilf mir!) hat<br />
immer geholfen. Und das beruhigende und<br />
stärkende Lesen in der Bibel.<br />
Geist, Seele und Körper —<br />
so sind wir zusammengesetzt<br />
Unser Geist, unser wahres inneres Ich, ist<br />
neugeboren, rein, sauber, stark,<br />
unerschütterlich.<br />
Was uns wanken läßt ist der Verstand („Wie soll<br />
es jetzt noch eine Chance für mich geben?“) in<br />
unserer Seele, sind die Gefühle (der Angst und<br />
Unsicherheit) in unserer Seele und die<br />
entsprechenden Reaktionen (der Panik) in<br />
unserem Körper.<br />
Hören wir nicht auf unseren Körper, hören wir<br />
nicht auf unsere Seele. Vertrauen und stärken<br />
wir unseren Geist, unser inneres wahres Ich.<br />
Unser Geist, neugeboren in dem Moment, wo wir<br />
Jesus angenommen haben, steht in Kontakt mit<br />
Gott, Jesus und allen Segnungen und Kräften in<br />
Gottes Königreich.<br />
Oh lieber Gott, hilf mir bitte, daß ich<br />
unerschütterlich in meinem Vertrauen zu dir<br />
werde, weil ich weiß, nur du bist meine Hilfe und<br />
der sichere Fels, auf dem ich in allen<br />
Lebensstürmen stehen kann.<br />
Nane Jürgensen Internet Evangelisation<br />
RUHE IN EINER<br />
UNRUHIGEN<br />
WELT?<br />
Bibelstellen: Matthäus 11,28.29; Micha 2,10<br />
Das menschliche Herz sehnt sich nach Ruhe. Es<br />
sehnt sich nach Frieden und Geborgenheit –<br />
Zustände, die dieser Welt weitgehend fremd<br />
sind. Doch das Sehnen des menschlichen<br />
Herzens bleibt bestehen – persönlich, in<br />
Familien, in Völkern, zwischen Nationen. Doch<br />
die Frage ist: Gibt es wahre Ruhe, wahren<br />
Frieden in dieser Welt – oder ist es eine Illusion,<br />
der der Mensch nachjagt?<br />
Schaut man heutzutage in diese Welt, so sieht<br />
man nichts als Unruhe und Unfrieden –<br />
Uneinigkeit auf jeder Ebene des menschlichen<br />
Miteinanders. Doch um diese traurige<br />
Feststellung zu machen, brauchen wir nicht allzu<br />
weit zu gehen. Ein Blick in unser eigenes Herz<br />
genügt, um dieses niederschmetternde Bild zu<br />
bestätigen. Schon kurz nach der Erschaffung<br />
des Menschen musste Gott feststellen, „dass<br />
des Menschen Bosheit groß war auf Erden, und<br />
alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur<br />
böse den ganzen Tag“ (1. Mo 6,5). Jeder, der<br />
ehrlich ist und sich kennt, wird dem zustimmen<br />
und mit Jeremia bekennen: „Arglistig ist das<br />
Herz, mehr als alles, und verderbt ist es; wer<br />
mag es kennen?“ (Jer 17,9). Es sind die<br />
Auswüchse dieses unverbesserlich bösen<br />
Herzens, die dem Menschen von jeher zu<br />
schaffen machen. Nicht umsonst finden wir in<br />
Sprüche 4,23 die ernste Warnung: „Behüte dein<br />
Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn<br />
von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens.“<br />
Die Unruhe und der Unfrieden in dieser Welt sind<br />
– wie wir bereits gesehen haben – keine<br />
besondere Erscheinung unserer Tage, mögen<br />
sie in unserer Zeit auch zunehmen. Nein, sie<br />
sind so alt wie der Mensch selbst. Sie gehen<br />
zurück auf den Sündenfall des ersten<br />
Menschenpaares und haben sich bis in unsere<br />
Tage fortgesetzt. Der Ungehorsam des ersten<br />
Menschen unterbrach die Gemeinschaft mit<br />
seinem Schöpfer-Gott und das Urteil Gottes<br />
lautet seitdem: „Kein Friede den Gesetzlosen!“<br />
(Jes 48,22; 57,21). Mag der Mensch sich noch<br />
so um Frieden bemühen, ihn zuweilen sogar<br />
vortäuschen, das Urteil Gottes ist unabänderlich<br />
und bleibt bestehen (vgl. Jer 6,14).<br />
Wenn auch Ruhe der Welt als Ganzes<br />
gegenwärtig versagt bleibt, so jedoch nicht dem<br />
einzelnen Menschen. Es gibt sie, diese Ruhe,<br />
wenn auch nicht auf globaler, so doch auf<br />
persönlicher Ebene. Es ist die Ruhe des<br />
8
Herzens und Gewissens, die nicht äußerlich,<br />
sondern innerlich genossen wird.<br />
A) RUHE DES GEWISSENS<br />
Der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes (vgl.<br />
Rö 5,10; Eph 2,15.16; Kol 1,21.22). Als solcher<br />
lebt er in Auflehnung gegen Gott und widersetzt<br />
sich Seinen Anweisungen, wo er nur kann (vgl.<br />
Jer 6,16). Solange diese Feindschaft nicht<br />
beseitigt ist, kommt der Mensch innerlich nicht<br />
zur Ruhe. Beunruhigt durch das furchtvolle<br />
Erwarten des herannahenden Gerichts und<br />
angeklagt durch sein Gewissen – die natürliche<br />
moralische Instanz des Menschen – versucht er,<br />
auf alle und jede Weise sein Inneres abzulenken<br />
und zu zerstreuen. Mag es ihm zuweilen auch<br />
gelingen, zu dauerhafter innerer Ruhe gelangt er<br />
dadurch nicht. Diese ist nur auf einem Weg zu<br />
erlangen, nämlich in der Person Jesus Christus.<br />
Seiner Aufforderung in Matthäus 11,28 muss der<br />
Mensch nachkommen: „Kommt her zu mir, alle<br />
ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde<br />
auch Ruhe geben (oder zur Ruhe bringen).“<br />
Der Herr Jesus allein ist in der Lage, Ruhe –<br />
wahre Ruhe – zu geben, und Er allein kann das<br />
Gewissen des Menschen zur Ruhe bringen.<br />
Doch der Mensch muss kommen. Er muss<br />
seinen verlorenen Zustand (an)erkennen und<br />
einsehen, dass er „mühselig und beladen“ ist<br />
und sich selbst nicht helfen kann. Hat er sich<br />
jedoch einmal aufgemacht und ist gekommen,<br />
dann wird er diese Ruhe des Gewissens<br />
persönlich erfahren.<br />
Ohne Christus gleicht das Innere des Menschen<br />
einer stürmischen und aufgewühlten See, mit<br />
Ihm jedoch einem stillen Ozean. Jesus Christus<br />
ist in der Tat „unser Friede“ (Eph 2,14); „er hat<br />
Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes“<br />
(Kol 1,20). Jeder, der dies persönlich im Glauben<br />
für sich in Anspruch nimmt, ist gerechtfertigt aus<br />
Glauben und hat Frieden mit Gott (Rö 5,1).<br />
Dieser Friede kann durch nichts und niemand<br />
geraubt werden, da Gott selbst ihn in Seinem<br />
Wort garantiert. Auch ist er nicht von uns und<br />
unseren Gefühlen abhängig, sondern allein von<br />
Gott. Ihm sei Dank dafür!<br />
Ruhe fand hier mein Gewissen,<br />
denn sein Blut – o reicher Quell!<br />
Hat von allen meinen Sünden<br />
mich gewaschen rein und hell.<br />
B) RUHE DES HERZENS<br />
In der erwähnten Stelle in Matthäus 11 spricht<br />
der Herr zweimal von Ruhe (Mt 11,28.29). In<br />
Vers 28 verbindet Er die Ruhe mit der<br />
Aufforderung, zu kommen, in Vers 29 mit der<br />
Aufforderung, Sein Joch aufzunehmen und von<br />
Ihm zu lernen. Wie wir bereits sahen, handelt es<br />
sich in Vers 28 um die Ruhe des Gewissens, die<br />
der Herr einem jeden schenkt, der Seiner<br />
Aufforderung, zu kommen, folgt. In Vers 29<br />
dagegen spricht Er von einer anderen Ruhe, die<br />
nur derjenige findet, der Ihm nachfolgt. Es<br />
handelt sich um die Ruhe des Herzens.<br />
Die Ruhe des Herzens ist etwas, was der Herr<br />
Jesus, als Er als Mensch über diese Erde ging,<br />
allezeit in vollkommener Weise genoss. Er<br />
bedurfte nicht der Ruhe des Gewissens, denn Er<br />
war ohne Sünde und nie in Feindschaft mit Gott,<br />
aber Er genoss die Ruhe des Herzens. Sie ist<br />
das Ergebnis der vollkommenen<br />
Übereinstimmung und Harmonie mit Gott, wie es<br />
im Leben des vollkommenen Sohnes allezeit der<br />
Fall war. In allen Umständen war Sein Herz in<br />
vollkommener Ruhe und vollkommenen Frieden,<br />
und das, weil Er sich allezeit der Zustimmung<br />
Seines Gottes sicher war. Diese<br />
Übereinstimmung mit den Gedanken und dem<br />
Willen Gottes gibt dem Herzen einen tiefen<br />
Frieden, der über die Umstände des Lebens<br />
erhaben ist und nicht durch sie gestört werden<br />
kann. Diesen Frieden genoss der Herr während<br />
Seines ganzen Lebens. Er war kennzeichnend<br />
für Ihn. In Kolosser 3,15 wird er als „Friede des<br />
Christus“ bezeichnet.<br />
Was macht nun diesen Frieden aus? Es ist das<br />
glückliche Bewusstsein, in Übereinstimmung mit<br />
den Gedanken und dem Willen Gottes zu sein<br />
und sich auf einem Weg des Gehorsams zu<br />
befinden, den Gott billigen kann. Es ist ein<br />
Friede, den jedes Kind Gottes persönlich<br />
genießen darf – ein Vorrecht all derer, die<br />
Frieden mit Gott haben. Dieser Friede soll in<br />
unseren Herzen regieren und entscheiden.<br />
Dabei ist es allerdings wichtig, nicht aus dem<br />
Auge zu verlieren, dass der Friede des Herzens<br />
an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist.<br />
Zwei dieser Voraussetzungen werden in unserer<br />
Stelle in Matthäus 11 erwähnt.<br />
9
Sein Joch aufnehmen<br />
Der Herr Jesus fordert uns zuerst auf, Sein Joch<br />
aufzunehmen. Dieses Joch umfasst all das, was<br />
mit der Nachfolge hinter dem Herrn her<br />
verbunden ist. Es ist ein Leben der<br />
entschiedenen und bedingungslosen Nachfolge,<br />
das den Jünger mit seinem Meister verbindet.<br />
Doch ist es etwas, was der Jünger des Herrn<br />
freiwillig tut – aus Liebe zu seinem Meister,<br />
selbst wenn er sich bewusst ist, dass solch ein<br />
Leben Unannehmlichkeiten, ja sogar Hohn und<br />
Spott mit sich bringen kann. Das ist sicherlich<br />
einer der Gründe, warum es der Herr als Joch<br />
bezeichnet. Doch fügt Er in Vers 30 unmittelbar<br />
hinzu, dass Sein Joch sanft und Seine Last leicht<br />
ist. Der Jünger des Herrn spürt dieses Joch und<br />
diese Last kaum, da er das Vorrecht und die<br />
Der Herr Jesus ist nach vollbrachtem Werk in<br />
den Himmel zurückgekehrt, aber Er hat uns Sein<br />
Beispiel hinterlassen, dem wir folgen sollen. Er<br />
möchte, dass wir uns mit Ihm beschäftigen, Ihn<br />
betrachten, wie Er über diese Erde ging, um von<br />
Ihm zu lernen. Dann werden wir denselben<br />
Frieden genießen, den auch Er genoss. Seine<br />
Worte gelten auch uns: „Lernt von mir, denn ich<br />
bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr<br />
werdet Ruhe finden für eure Seelen.“<br />
Und mit süßer Ruh im Herzen<br />
geh ich hier durch Kampf und Leid,<br />
ew’ge Ruhe find ich droben<br />
in des Lammes Herrlichkeit.<br />
C) RUHE IN DIESER<br />
WELT<br />
Freude, dem Meister nachzufolgen, weitaus<br />
höher achtet als die Schmach und die Leiden,<br />
die damit verbunden sein mögen.<br />
Von Ihm lernen<br />
Der Herr Jesus ist der göttliche Lehrer (vgl. Hiob<br />
36,22), aber Er war auch selbst Mensch auf<br />
dieser Erde und führte ein Leben in völliger<br />
Abhängigkeit von Gott. Er war sanftmütig und<br />
von (oder im) Herzen demütig. In Seiner<br />
Sanftmut gab Er keinen Anstoß, in Seiner Demut<br />
nahm Er keinen Anstoß. Alles, was Ihm auf<br />
Seinem Weg über diese Erde begegnete, nahm<br />
Er aus der Hand Seines Vaters. Stets konnte Er<br />
sagen: „Nicht mein Wille, sondern deiner<br />
geschehe!“ (Lk 22,42). Der Friede Seines<br />
Herzens konnte durch nichts und niemand<br />
gestört werden.<br />
Für die Gläubigen der Jetztzeit<br />
gilt – wie bereits der Prophet<br />
Micha in Bezug auf das<br />
irdische Volk Gottes schreibt:<br />
„Macht euch auf und zieht hin!<br />
denn dieses Land ist der<br />
Ruheort nicht“ (Mich 2,10). Das<br />
Bürgertum der Gläubigen ist in<br />
den Himmeln, „von woher wir<br />
auch den Herrn Jesus Christus<br />
als Heiland erwarten“ (Phil<br />
3,20). Der Herr wird<br />
wiederkommen und uns in die<br />
Wohnungen des Vaterhauses einführen (vgl.<br />
Joh 14,2.3): „Und so werden wir allezeit bei dem<br />
Herrn sein“ (1. Thes 4,17b). Das ist die wahre<br />
Hoffnung der Gläubigen.<br />
Doch auch für diese Erde wird eine Zeit<br />
kommen, in der Ruhe und Frieden herrschen<br />
werden – ein „Werk“ der dann unter der<br />
Regierung von Jesus Christus für tausend Jahre<br />
herrschenden Gerechtigkeit (vgl. Jes 9,7; 32,1;<br />
32,17). „Und Gerechtigkeit wird der Gurt seiner<br />
Lenden sein“ (Jes 11,5). Es wird eine Zeit<br />
unaussprechlicher Freude sein, wie diese Erde<br />
sie noch nie gesehen hat (vgl. Jes 35,10; 51,11).<br />
Der Herr wird zum Wohlgefallen und zur Freude<br />
Gottes über diese Erde regieren. Dann wird sich<br />
auch das erfüllen, wovon Jesaja in Kapitel<br />
10
53,10b prophetisch spricht: „Und das<br />
Wohlgefallen (oder der Wille) Jehovas werden in<br />
seiner Hand gedeihen.“ Ja, nach Jahrtausenden<br />
von Unruhe und Unfrieden wird für diese Erde<br />
endlich eine Zeit nie da gewesener Ruhe<br />
anbrechen, in der die Menschen in Frieden und<br />
Wohlstand leben werden. Dann wird auch der<br />
Überrest des irdischen Volkes Gottes nach einer<br />
Zeit großer Drangsal zur Ruhe gekommen sein<br />
und seine lang ersehnte „Sabbatruhe“ genießen<br />
(vgl. Heb 4,9). Wie herrlich wird jene zukünftige<br />
Zeit für alle dann lebenden Menschen sein! Gott<br />
wird mit allen Seinen Plänen bezüglich Israels<br />
und der Erde zum Ziel gekommen sein. Er selbst<br />
wird dann ruhen von allen Seinen Werken (vgl.<br />
1. Mo 2,2.3; Heb 4,4).<br />
Dort besingt des Lammes Liebe<br />
Seine teu’r erkaufte Schar,<br />
bringt in Zions sel’ger Ruhe<br />
Ihm ein ew’ges Loblied dar.<br />
Daniel Melui<br />
URLAUB UND<br />
VERGESSLICHKEIT<br />
Bald geht es wieder los: Ausnahmezustand auf<br />
den Autobahnen. Die erste harte<br />
Bewährungsprobe für die Vorfreude auf die<br />
Urlaubszeit. Oder ist das vielleicht schon – vor<br />
oder nach dem Schließen der Koffer – die Frage:<br />
Habe ich etwas vergessen?<br />
können. Abstand gewinnen von dem, was sonst<br />
die Tage füllt und vielleicht nachts den Schlaf<br />
raubt. Sich von den neuen Bildern,<br />
Begegnungen und Erfahrungen entführen<br />
lassen aus den Grenzen des Gewohnten<br />
heraus. Ein Urlaub ohne ein solches Vergessen<br />
ist kein Urlaub!<br />
Aber auch das Nicht-Vergessen ist wichtig. Denn<br />
das, was wir in dieser besonderen Zeit<br />
wahrnehmen, braucht auch einen bleibenden<br />
Platz in uns. Gutes – natürlich nicht nur aus dem<br />
Urlaub – geht uns so schnell wieder verloren,<br />
wird überdeckt durch alles mögliche, was<br />
anliegt. Darum bringen wir uns aus dem Urlaub<br />
ja auch Erinnerungszeichen mit: Fotos, den<br />
Stein von der Ostseeküste, das geschnitzte<br />
Wildtier aus Afrika. Also: Alle Sinne weit<br />
aufmachen und Gutes aufnehmen!<br />
Am Sonntag wird in vielen Kirchen ein Psalm<br />
gesprochen – darin stehen die Worte: „Und<br />
vergiss nicht, was er (Gott) dir Gutes getan hat.“<br />
Mir immer wieder die Frage zu stellen: „Wofür<br />
kann ich dankbar sein?“ kann mein Leben<br />
unglaublich reich machen. Dankbarkeit ist ein<br />
Lebenselixier.<br />
Ich denke, wir Menschen sind in mancher<br />
Hinsicht arg gedächtnisschwach. Darum tut uns<br />
diese Erinnerung gut: „Und vergiss nicht, was er<br />
dir Gutes getan hat.“<br />
Detlef Lönneker, Pastor an der Kreuzkirche<br />
Göttingen<br />
Fahrkarte oder Flugticket? Die Adresse der<br />
Ferienwohnung? Sonnenmilch (die wir<br />
hoffentlich brauchen)? Dicker Pullover (den<br />
wir hoffentlich nicht brauchen)? Die Frage<br />
kann einen umtreiben. Aber ruhig Blut –<br />
irgendwas vergessen wir ja immer – und<br />
selten hat das einen Urlaub wirklich<br />
beeinträchtigt.<br />
Auf der anderen Seite: Vergessen ist so<br />
wichtig für den Urlaub. Ja vielleicht ist es<br />
sogar das Entscheidende: Einmal<br />
vergessen können, was uns sonst so<br />
beschäftigt. Den Alltag hinter uns lassen<br />
11
DU SOLLST<br />
URLAUB<br />
MACHEN!<br />
FÜR GOTTESLOB BRAUCHT<br />
MAN MUßE<br />
Das steht so fast wörtlich in der Bibel. Mit gutem<br />
Grund. Zur Arbeit muss man die Menschen nicht<br />
antreiben, zur sinnvollen Erholung schon. Auch<br />
sonst bietet die Bibel einige tiefe Einsichten über<br />
den Urlaub und seine Gestaltung.<br />
"Du sollst den Feiertag heiligen", übersetzte<br />
Martin Luther das nach seiner Zählung dritte<br />
Gebot. Wörtlich steht dort: "Gedenke des<br />
Ruhetags, um ihn zu heiligen!" Eine seltsame<br />
Vorschrift, die Gott auf dem Sinai seinem<br />
Propheten Mose auf die Steintafel schrieb! Sie<br />
steht in einer Reihe mit den sofort<br />
einleuchtenden Geboten, nicht zu töten, zu<br />
stehlen, zu lügen, über die wir uns mit allen<br />
Religionen der Welt und wahrscheinlich auch mit<br />
allen nicht religiösen Menschen einigen könnten.<br />
Das Gebot, einen Ruhetag einzuhalten und zu<br />
heiligen, ist jedoch eine jüdisch-christliche<br />
Besonderheit.<br />
Offenbar hat Gott gewusst, wie sehr den<br />
Menschen sein Tagwerk gefangen nehmen<br />
kann. So sehr, dass er über seine Geschäftigkeit<br />
alles andere vergisst und seine Arbeit zur<br />
Religion macht. Ein gesondertes Arbeitsgebot<br />
war deshalb gar nicht nötig – wohl aber die<br />
Mahnung, regelmäßig eine Pause einzulegen.<br />
Gott selbst macht es uns vor. Nach sechs Tagen<br />
Schöpfungswerk gönnt sich Gott einen<br />
Urlaubstag. "Er ruhte und erquickte sich", heißt<br />
es in einer für die Bibel und erst recht für Gottes<br />
Tun ungewöhnlichen Wortwahl (Exodus 31,17).<br />
War das nun nur ein Sonntag oder schon ein<br />
Urlaub? Den Zeitraum von einem Tag darf man<br />
bei Gott nicht so genau nehmen, bekanntlich<br />
sind für ihn selbst 1000 Jahre wie ein Tag. Halten<br />
wir uns aber an die Siebtel-Regel, wonach alle<br />
sieben Tage ein Ruhetag und alle sieben Jahre<br />
ein Sabbatjahr einzulegen sind (Exodus 23,10f.),<br />
kommen wir neben den Sonntagen auf eine<br />
biblische Urlaubsempfehlung von siebeneinhalb<br />
Wochen pro Jahr. Liebe Gewerkschafter, da ist<br />
noch Handlungsbedarf!<br />
Unseren Urlaubsanspruch müssen wir uns aber<br />
aus biblischer Sicht keineswegs verdienen. Der<br />
Mensch wurde am sechsten Tag erschaffen –<br />
und schon gleich sein erster voller Tag auf der<br />
Erde war ein Ruhetag. In diesem Bild lag für<br />
Dietrich Bonhoeffer eine tiefe Einsicht über<br />
unsere Rechtfertigung vor Gott: "Die<br />
Feiertagsruhe ist das sichtbare Zeichen dafür,<br />
dass der Mensch aus der Gnade Gottes und<br />
nicht aus seinen Werken lebt." Schon bevor wir<br />
unser Tagwerk aufnehmen, haben wir Anteil an<br />
Gottes Heiligkeit. Uns wird Sinn geschenkt,<br />
bevor wir unser Leben selbst in die Hand<br />
nehmen.<br />
Das regelmäßige Pausieren von unserer Arbeit<br />
an Sonntagen und im Urlaub hilft uns zum einen,<br />
körperlich und geistig zu regenerieren. Zum<br />
anderen gibt es uns Raum, mit Abstand über<br />
unser Leben nachzudenken und es immer<br />
wieder neu aus höherer Perspektive zu<br />
bewerten. Gott betrachtet nach der Arbeit sein<br />
Werk und sagt "gut". Nehmen wir uns auch<br />
genügend Zeit zum Loben, zum Freuen, zum<br />
Danken? Klagen kann man auch in der Hektik<br />
des Alltags, aber für ein so tiefes Gotteslob wie<br />
beispielsweise in Psalm 139 braucht man Muße:<br />
"Herr, ich danke dir, dass ich so wunderbar<br />
gemacht bin."<br />
Urlaub unterbricht den Alltag. Unterbrechung ist<br />
die kürzeste Definition von Religion, hat Johann<br />
Baptist Metz einmal gesagt. Jedes Unterbrechen<br />
kann auch ein Aufbrechen sein. Plötzlich stellen<br />
sich existenzielle Fragen, die in der Mühle des<br />
Alltags kein Gehör finden. So widersetzt sich der<br />
Urlaub – wo auch immer wir ihn verbringen – der<br />
Logik des Funktionierens. Ein Urlaubstag ist<br />
weniger planbar als ein Arbeitstag. Er ist eine<br />
Insel im Strom der Vergänglichkeit.<br />
Die Zeit steht dadurch nicht still. Aber wir<br />
gewinnen für einen Moment Abstand davon. Wir<br />
zählen unser Leben in Jahren und unseren<br />
Urlaub in Wochen oder Tagen. Aber was unser<br />
Leben erfüllt, ereignet sich im Hier und Jetzt – im<br />
"Kairos", wie die Griechen sagen. Das Wort<br />
12
egegnet uns im wichtigsten Satz des<br />
Markusevangeliums, der Zusammenfassung<br />
von Jesu Botschaft (Markus 1,15): "Der Kairos<br />
ist da und das Reich Gottes ist<br />
herbeigekommen."<br />
Dieser Text ist zuerst erschienen im Magazin<br />
"Andere Zeiten", Ausgabe 02/2014.<br />
URLAUB UND<br />
FERIEN VON<br />
GOTT?<br />
von Klaus Stock<br />
Lesungen: Hebr 11,1-2.8-19 / Lk 12,32-48<br />
UrlaubIm Urlaub und in den Ferien, so höre ich<br />
immer wieder sagen, gibt es keine Predigt. Da<br />
soll auch der Gottesdienst wie Ferien sein, also<br />
kurz und ohne anstrengende Gedanken. Andere<br />
Christen meinen, es gäbe keine Ferien von Gott.<br />
Ferien ohne Gott seien sogar verfehlt, denn der<br />
Mensch müsse sich an Leib und Seele erholen,<br />
und zur seelischen Erholung gehöre eben auch,<br />
sich Zeit für Gott zu nehmen, zum Gebet, zu<br />
guten und hilfreichen Gedanken, zum Lesen in<br />
der Hl. Schrift, usw.<br />
Wir wollen jetzt nicht herausfinden, wer recht<br />
hat, sondern die Zeit im Gottesdienst als eine<br />
geschenkte Zeit verstehen, in der wir einmal<br />
nach Gründen zur Dankbarkeit Ausschau halten.<br />
Es ist ja nicht selbstverständlich, dass wir hier<br />
sind, in die Kirche gehen können – viele Kranke<br />
würden gerne kommen und schaffen es nicht.<br />
Verschenken wir also die Zeit an Gott und hören<br />
wir, was er uns sagen will.<br />
Zwei Sätze aus Lesung und Evangelium sind es<br />
wert, in das Album unseres Lebens eingetragen<br />
zu werden.<br />
Der 1. Satz: (aus dem Hebräerbrief): „Glaube ist<br />
Feststehen in dem, was man erhofft,<br />
Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht“.<br />
Der 2. Satz (aus dem Lukasevangelium): – ein<br />
Wort Jesu: – „Denn wo euer Schatz ist, da ist<br />
auch euer Herz.“<br />
Wir alle achten Menschen, die einen festen<br />
Standpunkt vertreten. Keinen festen Stand<br />
haben, also schwanken und wanken, ist<br />
unangenehm. Alkoholkranke führen es uns vor:<br />
im angetrunkenen Zustand drohen sie jeden<br />
Moment hinzufallen. Auf ihre Umgebung<br />
machen sie einen erbärmlichen Eindruck. Das<br />
Wort Schwindel, das uns dazu einfällt,<br />
verwenden wir in zweifacher Bedeutung. Wer<br />
einen Schwindelanfall hat, ist elend dran und<br />
muß sich sofort hinlegen. Schwindel wird aber<br />
auch als Vortäuschung von Tatsachen<br />
verwendet. Wenn über einen Menschen gesagt<br />
wird, er sei ein Schwindler, ist dies ein böses<br />
Urteil. Man unterstellt, er stehe nicht fest, sei wie<br />
ein schwankendes Rohr im Wind, habe kein<br />
Rückgrat, keinen festen Boden unter den Füßen.<br />
Für den sozialen Frieden aber ist es<br />
unverzichtbar, zu wissen, wo einer steht, ob man<br />
auf ihn bauen kann.<br />
Der Hebräerbrief vergleicht nun den Glauben mit<br />
dem Feststehen auf einem unsichtbaren und<br />
dennoch tragfähigen Grund, das Feststehen in<br />
Gott.<br />
Der Glaubensschritt, den wir als Christen<br />
einüben müssen, geht also so: den Boden der<br />
eigenen Sicherheit verlassen und sich auf den<br />
festen Grund Gott stellen. Es ist wie das<br />
Aussteigen des Petrus damals – aus dem Boot<br />
im See von Genezareth. Petrus verließ das Boot<br />
und ging auf Jesus zu – ohne zu versinken –<br />
nicht, weil sich das Wasser in festen Boden<br />
verwandelt hatte, sondern weil er den Herrn vor<br />
Augen hatte und weil dieser ihm in den<br />
Sekunden des Zweifels die rettende Hand<br />
entgegenstreckte.<br />
Gott als den sicheren Standpunkt wählen, das<br />
heißt Glauben. Stimmt es denn nicht, dass<br />
schließlich alles in dieser Welt vergeht, wirklich<br />
alles – und dass nur Gott allein bleibt? Warum<br />
also nicht gleich den sichersten Standpunkt<br />
wählen: einen, der ewig bleibt, dem<br />
vergänglichen vorziehen?!<br />
13
Wer das einmal begriffen hat, versteht nun auch<br />
den zweiten Satz aus dem Evangelium: Wo euer<br />
Schatz ist, da ist euer Herz.<br />
Wo für mich der wichtigste Ort ist, dorthin kehre<br />
ich immer wieder zurück, in Gedanken und in der<br />
Tat. Bestimmte Orte suchen wir immer wieder<br />
auf, wenn sie mit guten Erinnerungen verbunden<br />
sind. Manche Menschen fahren z.B. jedes Jahr<br />
in den gleichen Urlaubsort, weil sie wissen: hier<br />
geht es mir gut, hier habe ich mich immer gut<br />
erholt, das hilft mir für ein ganzes Jahr. Tage vor<br />
dem Urlaub sind sie schon mit ihren Gedanken<br />
dort, stellen sich vor, wie alles sein wird, gramen<br />
in ihren Erinnerungsfotos und können den Tag<br />
der Abreise gar nicht mehr erwarten. Immer<br />
drängt es uns dahin, wo wir für uns das Beste<br />
erhoffen.<br />
Auf das religiöse Leben übertragen heißt das:<br />
wenn Gott für uns das Beste und Wichtigste ist,<br />
der Ort unserer letzten Sicherheit und<br />
Geborgenheit, dann wird unser Herz ihm auf der<br />
Spur bleiben und nach ihm suchen. Dann<br />
werden wir „auf dem Weg zu ihm“ bleiben, zu<br />
jeder Zeit, ob im grauen Alltag oder an festlichen<br />
Tagen.<br />
Nach so viel Theorie nun noch ein paar<br />
Anregungen. Ob Gott wirklich trägt, ob er Seine<br />
Verheißungen erfüllt, das kann ich nur durch<br />
eine Probe aufs Exempel erfahren – und nicht<br />
durch den Verstand und die Absicherung in<br />
irdische Güter allein. Wir müssen also den<br />
scheinbar sicheren Boden unserer<br />
selbstgebauten Fundamente wie Geld,<br />
öffentliches Ansehen, Begabungen, Wissen,<br />
Einfluss, politische Macht, usw., manchmal<br />
verlassen und einen Schritt des Glaubens tun,<br />
um uns auf Gottes Verheißungen zu stellen.<br />
Alle weltliche Sicherheit ist vergänglich, Gott<br />
allein, so glauben wir, hat Bestand. – Machen wir<br />
uns frei von unserem Sicherheitsstreben und<br />
gehen wir einen Schritt auf Gott zu. Er ist es, der<br />
uns trägt. Er hält unser Leben in seiner Hand.<br />
Unser Herz soll in Gott verankert bleiben. Dort ist<br />
unser verborgener Schatz. Als Glaubende sind<br />
wir überzeugt von Dingen, die man nicht sieht,<br />
sondern die man durch das Wagnis erproben<br />
kann.<br />
An diesem Sonntag und in diesen Ferien wollen<br />
wir unseren Glauben erneuern, den Glauben,<br />
dass Gott es ist, der unser Leben hält und trägt,<br />
und unsere Hoffnung stärken, dass wir immer<br />
mehr ihn als unseren verborgenen Schatz<br />
erkennen, zu dem unser Herz hinstrebt und<br />
unsere Liebe zu dem, was kein Auge geschaut<br />
hat, dem unsichtbaren Geheimnis unseres<br />
Lebens, zu Gott selbst.<br />
GOTT, SEGNE<br />
MEINEN URLAUB!<br />
Segne diese Wochen des Freiseins<br />
von allen Pflichten,<br />
dass Körper und Geist sich erholen<br />
von vergangenen Mühen,<br />
dass die Seele neue Spannkraft gewinnt.<br />
Segne diese Wochen,<br />
dass Enttäuschungen heilen können,<br />
weil nicht alles so lief, wie ich es erhoffte,<br />
weil Grenzen spürbar wurden,<br />
eigene und die der anderen.<br />
Segne diese Wochen,<br />
damit Leichtigkeit in mein Leben tritt<br />
und dein Lächeln,<br />
und lass mich erkennen,<br />
Last und Mühe sind nur Windhauch,<br />
Windhauch aber auch Erfolg und Ansehen.<br />
Segne diese Wochen,<br />
dass Friede sich neu verankere in mir,<br />
der Friede mit dir und der Welt,<br />
der Friede mit mir und meinem Geschick.<br />
Segne diese Wochen,<br />
lass mich zur Ruhe kommen,<br />
dass ich mich neu finde und orte<br />
und erkenne, was dein Wille ist.<br />
Gott sei Dank: Urlaub!<br />
Geschrieben von Biergans am 14. <strong>Juli</strong> 2017<br />
14
GEDANKEN<br />
ZUM<br />
FERIENBEGINN<br />
In der Bibel kommt der Begriff "Urlaub" nicht vor.<br />
Wie auch? Ferien bzw. sich eine Auszeit von der<br />
Arbeit gönnen, ist eine Erfindung der<br />
Industriegesellschaft. Doch auch die Heilige<br />
Schrift spricht vom Innehalten und Stille werden.<br />
Im Lukas-Evangelium etwa wird berichtet, wie<br />
die Jünger einmal von einem "Einsatz"<br />
zurückkamen. Und was tut Jesus? Er lädt die<br />
Jünger ein sich in die Stille zurückzuziehen um<br />
Kraft zu tanken. Das ist wohl der eigentliche Sinn<br />
von Urlaub: Kraft tanken. Ferien: das ist ein<br />
endloser Sonntag ohne Wochentage. Nun ist es<br />
für viele Menschen wieder soweit. Der letzte<br />
Arbeitstag ist da, ein letztes Mal in die Schule<br />
gehen und dann "nichts wie weg". Weit weg in<br />
andere Länder, über die Wolken, in die Sonne,<br />
ans Meer, in die Berge, auf Höhen, in die<br />
Freiheit. Aber aus dem "weit weg" kann schnell<br />
ein "weiter Weg" werden. Die kurze Zeit will<br />
"man" schließlich effektiv nutzen. Stress schon<br />
vor Urlaubsbeginn. Doch wie "schaltet" man<br />
richtig ab? Man ist schließlich kein Lichtschalter!<br />
Nein!, sich Entspannen geschieht nicht per<br />
Knopfdruck. Eine Möglichkeit: achtsames Atmen<br />
üben und langsamer Gehen etwa. Oder<br />
ausgelassen sein und das machen, was man<br />
schon die ganze Zeit machen wollte. Leben<br />
wieder spüren. Aber welches Leben? Wieso ist<br />
das eine vom anderen so scharf getrennt? Diese<br />
Entfremdung in einer Leistungsgesellschaft<br />
machen auch viele Christen mit. urlaub hp1Die<br />
Seele wie die Beine einmal baumeln lassen -<br />
entspannen, das sollte auch im Alltag möglich<br />
sein. "Nichts wie weg", das meint wohl auch:<br />
Nichts wie ankommen. Ankommen um Muße<br />
und Zeit zu haben für das, was in der<br />
Vergangenheit zu kurz kam. "Nichts wie hin" zu<br />
dem, was ich aus dem Blick verlor: Schönes, das<br />
ich übersah, nicht mehr wahrnahm. Menschen,<br />
die ich aus dem Blick verlor. Fremdes, das ich<br />
zuvor ablehnte. Nichts wie hin zu dem, der in<br />
meinem Leben so lange keinen Platz mehr hatte:<br />
die Schöpfung, die Geschöpfe, der Schöpfer, der<br />
am siebten Tage von "seinen Werken ruhte."<br />
Und was ist mit denen, die nicht in den Urlaub<br />
fahren? Es sich finanziell nicht leisten können?<br />
Auch Sie können diese Ruhe an einem Tag<br />
bewusst erleben, etwa einem Sonntag. Die<br />
Sommerkirche in und um Groß-Umstadt lädt alle<br />
Hierbleibenden dazu ein! Kraft tanken ist also<br />
möglich: im Gottesdienst am Sonntag, oder in<br />
der täglichen Meditation. Das Evangelische<br />
Dekanat wünscht allen Mitarbeitenden, allen<br />
Familien, allen Ehrenamtlichen in unseren<br />
Gemeinden freie Zeit für ein Gebet wie das<br />
Folgende: "Gott sei Dank, Urlaub! ich kann mich<br />
entspannen, Atem holen, zur Besinnung<br />
kommen. Ich kann mich freuen am Licht der<br />
Sonne, an Blumen und Bäumen, am Singen der<br />
Vögel, an Menschen, die mir lieb und wichtig<br />
sind. Ich habe freie Zeit. Danke Herr dafür!<br />
Amen!"<br />
Reinhard Völker (nach einem Text von Pfarrer<br />
Detlef Küllmer, Westuffeln)<br />
VOLLE FAHRT<br />
VORAUS!<br />
Du bist gut und tust Gutes. Lehre mich deine<br />
Ordnungen!<br />
Psalm 119,68<br />
Als ich neulich ein Schifffahrtsmuseum<br />
besuchte, fesselte mich ein alter Schiffstelegraf.<br />
Das sind die mit einem grossen Hebel<br />
versehenen Geräte, mit denen der Kapitän<br />
früher die Fahrtrichtung und die Geschwindigkeit<br />
des Schiffes vorgab. Das runde Anzeigefeld war<br />
eingeteilt in sieben Segmente, die mit »volle<br />
Fahrt voraus«, »halbe Fahrt voraus«, »langsame<br />
Fahrt voraus«, »Stop«, »langsame Fahrt zurüc<br />
«, »halbe Fahrt zurück« und »volle Fahrt zurück«<br />
beschrieben waren.<br />
Durch die Betätigung des Hebels wurde<br />
allerdings nicht direkt der Antrieb gesteuert,<br />
sondern lediglich das gewünschte Kommando<br />
15
per Seilzug auf eine Anzeige im Maschinenraum<br />
übertragen. Das Personal dort war dann dafür<br />
verantwortlich, die Maschinen entsprechend<br />
einzustellen. Die Technik mutet heute<br />
umständlich an, war aber lange Zeit der<br />
technische Standard auf allen Dampfschiffen.<br />
Unwillkürlich versetzte ich mich in einen<br />
Maschinisten hinein. Er konnte aus dem<br />
Maschinenraum – wenn überhaupt – nur sehr<br />
eingeschränkt nach draussen schauen. Er<br />
brauchte daher ein tiefes Vertrauen, dass die<br />
Order von oben sinnvoll war und dass das Schiff<br />
sich beispielsweise nicht gerade auf<br />
gefährlichem Kollisionskurs befand, wenn »volle<br />
Fahrt voraus« angesagt war. Er musste<br />
vertrauen, dass sein Kapitän von der<br />
Kommandobrücke aus die bessere Übersicht<br />
hatte und seine Anweisungen zum Wohle aller<br />
an Bord waren.<br />
Ganz ähnlich, so dachte ich sofort, ergeht es mir<br />
auch. Ich muss vertrauen, dass das, was Gott<br />
sagt, gut ist. Ich weiss, dass er die bessere<br />
Übersicht hat und dass seine Anweisungen mich<br />
vor verborgenen Klippen bewahren können. Er<br />
hat das Beste für mich im Sinn. Deshalb will ich<br />
sein Wort ernst nehmen und gerne befolgen. kaa<br />
Frage:<br />
Wieso meinen Menschen manchmal, eine<br />
besere Übersicht über ihr Leben zu haben als<br />
Gott?<br />
Tipp:<br />
Vertrauen Sie dem mit der besten Übersicht!<br />
Bibel:<br />
Psalm 121<br />
PREDIGT ÜBER<br />
PSALM<br />
139,1-18.23.24<br />
Pfarrer Reinhard Ellsel<br />
Eine Frau klagt mir ihr Leid und sagt: "Niemand<br />
versteht mich!"<br />
Ich sage: "Sie haben doch einen Mann, der sich<br />
viel Zeit nimmt für das Gespräch mit Ihnen."<br />
Etwas trotzig klagt die Frau weiter: "Ja, aber<br />
richtig verstehen kann er mich auch nicht!"<br />
Ich frage: "Sie haben doch sonst auch noch<br />
Bekannte und Freundinnen, mit denen Sie reden<br />
und sich austauschen können?" - "Ja, die sind<br />
alle auch ganz nett zu mir, aber mein Innerstes,<br />
was mich letztlich bewegt, verstehen sie auch<br />
nicht."<br />
Dann sage ich zu ihr: "Verstehen Sie sich denn<br />
selbst?"<br />
Da hört die Frau plötzlich auf anzuklagen, und<br />
sagt traurig: "Nein, ich verstehe ja mich selber<br />
nicht ganz!"<br />
Liebe Gemeinde, zu unserem Leben gehört<br />
leider auch die Tatsache, daß wir uns selbst und<br />
einander nicht ganz verstehen.<br />
Selbst Ehepartner sind manchmal für einander<br />
wie ein Versprechen, das nicht gehalten werden<br />
kann. Wir selbst sind uns oftmals ein Rätsel.<br />
Viele Menschen um uns herum leiden an dieser<br />
letztlichen Einsamkeit, die sie trotz aller guten<br />
Beziehungen umgibt.<br />
Und manchmal leiden auch wir selbst an dieser<br />
Sprachlosigkeit, die ein tiefes Verstehen für<br />
einander und von uns selbst verhindert. Trotz<br />
aller Erkenntnisse in der Psychologie und in der<br />
Kommunikationsforschung wird immer ein Rest<br />
von Einsamkeit in uns bleiben.<br />
Ich möchte heute (morgen) mit Ihnen über einen<br />
guten Weg nachdenken, wie wir mit diesem<br />
dunklen Schatten über unserem Leben zurecht<br />
kommen können. Nach meiner Erfahrung ist das<br />
Gebet die beste Möglichkeit, mit mir selbst in<br />
Kontakt zu kommen. Anders gesagt: Vor Gott,<br />
komme ich zu mir selbst.<br />
16
Dieter Trautwein beschreibt dieses tiefe<br />
Verstehen, das Gott mir schenkt, in einem<br />
Weihnachtslied (EG 56, 2.3):<br />
"Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,<br />
kann unsre Nacht nicht traurig sein!<br />
Bist du der eignen Rätsel müd?<br />
Es kommt, der alles kennt und sieht!<br />
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,<br />
kann unsre Nacht nicht traurig sein!<br />
Er sieht dein Leben unverhüllt,<br />
zeigt dir zugleich dein neues Bild."<br />
Liebe Gemeinde, weil Gott in seinem Sohn<br />
Jesus Mensch geworden ist, deshalb sind wir mit<br />
unserer Einsamkeit nicht allein.<br />
Wir wissen, daß Gott unser Leben mit Liebe<br />
betrachtet.<br />
Weil Jesus uns eine Brücke zu Gott gebaut hat,<br />
können wir uns voller Vertrauen an Gott wenden<br />
und uns bei ihm aussprechen.<br />
Wir können zum Beispiel mit den Worten aus<br />
Psalm 139 unser Leben vor Gott bedenken. (Wir<br />
haben das eben zum Eingang des<br />
Gottesdienstes schon einmal getan und wir<br />
wollen es jetzt noch einmal gemeinsam tun.) Wir<br />
lesen gemeinsam aus dem Gesangbuch unter<br />
der Nummer 759. 1+2:<br />
HERR, du erforschest mich / und kennest mich.<br />
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; /<br />
du verstehst meine Gedanken von ferne.<br />
Ich gehe oder liege, so bist du um mich /<br />
und siehst alle meine Wege.<br />
Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, /<br />
das du, HERR, nicht schon wüßtest.<br />
Von allen Seiten umgibst du mich / und hältst<br />
deine Hand über mir.<br />
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu<br />
hoch, / ich kann sie nicht begreifen.<br />
Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, /<br />
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?<br />
Führe ich gen Himmel, so bis du da; / bettete ich<br />
mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.<br />
Nähme ich Flügel der Morgenröte / und bliebe<br />
am äußersten Meer,<br />
so würde auch dort deine Hand mich führen /<br />
und deine Rechte mich halten.<br />
Spräche ich: Finsternis möge mich decken /<br />
und Nacht statt Licht um mich sein -,<br />
so wäre auch Finsternis nichtfinster bei dir, /<br />
und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis<br />
ist wie das Licht.<br />
17
Denn du hast meine Nieren bereitet/ und hast<br />
mich gebildet im Mutterleibe.<br />
Ich danke dir dafür, daß ich wunderbar gemacht<br />
bin; wunderbar sind deine Werke; / das erkennt<br />
meine Seele.<br />
Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich<br />
im Verborgenen gemacht wurde, / als ich<br />
gebildet wurde unten in der Erde.<br />
Deine Augen sahen mich, / als ich noch nicht<br />
bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch<br />
geschrieben, / die noch werden sollten und von<br />
denen keiner da war.<br />
Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine<br />
Gedanken! /<br />
Wie ist ihre Summe so groß!<br />
Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der<br />
Sand: /<br />
Am Ende bin ich noch immer bei dir.<br />
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; /<br />
prüfe mich und erkenne, wie ich's meine.<br />
Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, /<br />
und leite mich auf ewigem Wege.<br />
Liebe Gemeinde, vor Gott komme ich zu mir<br />
selbst. Auch das ist Gebet. Viele Menschen<br />
kennen das Gebet vor allen Dingen in der Form,<br />
dass sie mit Gott ihre Anliegen besprechen, ihre<br />
Wünsche und ihren Dank. Auch das ist natürlich<br />
gut und befreiend, wenn man das kann. Was ich<br />
jetzt über das Nachdenken vor Gott über sich<br />
selbst sagen möchte, ist nur eine andere Art und<br />
Weise des Betens - nicht eine bessere oder<br />
schlechtere.<br />
Die Bibel jedenfalls ist voll von Beispielen, wo<br />
Menschen durch die Begegnung mit Gott oder<br />
mit Jesus Christus sich selbst neu erkennen und<br />
verstehen. Sie kommen in Berührung mit ihrem<br />
unverfälschten Kern, mit ihrem wahren Selbst;<br />
mit dem Bild, das Gott von ihnen hat. Ein<br />
Abraham entdeckt seine Zweifel und das Wagnis<br />
des Glaubens. Ein David entdeckt seine<br />
grenzenlose Gier und Gottes Erbarmen. Ein Elia<br />
entdeckt seine innere Leere und sein<br />
Ausgebranntsein und die liebevolle Fürsorge<br />
Gottes.<br />
In der Nähe Jesu entdecken Sünder ihre<br />
Trennung von Gott und zugleich, daß sie<br />
dennoch von Gott angenommen sind und auch<br />
sich selbst annehmen können.<br />
In der Begegnung mit Jesus erfahren Kranke,<br />
was sie wirklich wollen, und Reiche erkennen,<br />
was ihnen wirklich fehlt.<br />
Das alttestamentliche Gebet, über das wir heute<br />
nachdenken, hält die persönliche Erfahrung fest,<br />
daß Gott sich für mein Leben interessiert.<br />
Mehr noch: Mit liebevollen Augen betrachtet Gott<br />
mein Leben, so wie wenn Eltern die ersten<br />
Schritte und ersten Worte ihrer Kinder<br />
bestaunen.<br />
"Von allen Seiten umgibst du mich / und hältst<br />
deine Hand über mir."<br />
Und mehr noch: Gott sieht schon jetzt alles, was<br />
wir einmal tun und lassen werden.<br />
"Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,<br />
/ das du, HERR, nicht schon wüßtest."<br />
Und mehr noch: Überall und zu allen Zeiten ist<br />
Gott bei mir: noch bevor ich geboren wurde;<br />
selbst wenn ich aus Schuldgefühl vor ihm<br />
weglaufen sollte; und auch noch nach meinem<br />
Tod.<br />
"Nähme ich Flügel der Morgenröte / und bliebe<br />
am äußersten Meer, so würde auch dort deine<br />
Hand mich führen / und deine Rechte mich<br />
halten."<br />
Wer kann das begreifen?<br />
Aber eben diesem unbegreiflichen Gott vertraut<br />
der Psalmbeter sein unbegriffenes Leben an.<br />
Von diesem geheimnisvollen Gott weiß der Beter<br />
das Geheimnis seines eigenen Lebens<br />
verstanden.<br />
Vor Gott kommt der Beter zu sich selbst.<br />
Das ist befreiend.<br />
Arno Pötzsch dichtet unter Aufnahme der<br />
Gedanken von Psalm 139 (EG 533):<br />
"Du kannst nicht tiefer fallen<br />
als nur in Gottes Hand,<br />
die er zum Heil uns allen<br />
barmherzig ausgespannt.<br />
Es münden alle Pfade<br />
durch Schicksal, Schuld und Tod<br />
doch ein in seine Gnade<br />
trotz aller unsrer Not.<br />
Wir sind von Gott umgeben<br />
auch hier in Raum und Zeit<br />
und werden in ihm leben<br />
und sein in Ewigkeit."<br />
Liebe Gemeinde, ich möchte Ihnen heute die<br />
Anregung weitergeben, daß sie diesen Psalm<br />
immer wieder lesen.<br />
Er ist eine gute Hilfe, daß Sie sich selbst besser<br />
verstehen lernen.<br />
Wenn Sie sich nämlich die Zeit nehmen und sich<br />
in diese wunderbare Wirklichkeit mit<br />
18
hineinnehmen lassen, die dieser Psalm<br />
beschreibt, dann wird auch Ihr Herz weit.<br />
In der Begegnung mit Gott finde ich tiefen<br />
Frieden - mit Gott, mit mir selbst und mit allem,<br />
was mich sonst umgibt.<br />
Bei Gott erfahre ich eine tiefe Geborgenheit.<br />
Ich rede nicht nur zu Gott, sondern ich darf<br />
einfach da sein, vor Gott, der mich kennt, wie<br />
niemand sonst;<br />
der mich annimmt, so, wie ich bin; der seine<br />
Hand schützend über mich hält und der mich<br />
geheimnisvoll durch mein Leben führt.<br />
Ja, Gott versteht mich besser, als ich mich selbst<br />
verstehe:<br />
Das hilft mir auch, damit zurecht zu kommen,<br />
daß ich nicht alles verstehen kann, was das<br />
Leben an Geheimnissen enthält, an Leiden und<br />
Schmerzen, an Abgründen und Vergeblichem.<br />
Aber ich kann es lernen, einverstanden zu sein,<br />
indem ich mich in das Verstehen Gottes einhülle.<br />
Weil Gott mich liebt und versteht, kann ich jeden<br />
Tag versöhnt und mit Schwung leben. In diesem<br />
Sinne hat Rainer Maria Rilke einmal gedichtet:<br />
"Du mußt das Leben nicht verstehen,<br />
dann wird es werden wie ein Fest.<br />
Und laß dir jeden Tag geschehen, so wie ein<br />
Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich<br />
viele Blüten schenken läßt.<br />
Sie anzusammeln und zu sparen,<br />
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.<br />
Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern<br />
gefangen waren, und hält den lieben jungen<br />
Jahren nach neuen seine Hände hin."<br />
Wir können also mit dem Leben einverstanden<br />
sein, weil wir von Gottes Liebe ganz verstanden<br />
und umgeben sind.<br />
Wem diese Beziehung zu Gott fehlt, den kann<br />
das Leben mit seinen Rätseln auch erdrücken.<br />
Voller Bitterkeit soll der Philosoph Jean-Paul<br />
Sartre festgestellt haben: "Wir Menschen sind<br />
aus Zufall geboren, leben weiter aus Schwäche<br />
und sind zu feige, uns umzubringen."<br />
Mir scheint so, daß immer mehr Menschen nach<br />
dieser rabenschwarzen Lebensphilosophie<br />
leben: "Wir Menschen sind aus Zufall geboren,<br />
leben weiter aus Schwäche und sind zu feige,<br />
uns umzubringen." Diese nihilistische<br />
Lebenseinstellung ist das Resultat von einem<br />
Atheismus, der jahrelang ausgelebt worden ist.<br />
Ich möchte demgegenüber die wunderbare<br />
Erfahrung des Psalmbeters stellen, die auch<br />
meine geworden ist:<br />
"HERR, du erforschest mich / und kennest mich.<br />
Von allen Seiten umgibst du mich /<br />
und hältst deine Hand über mir.<br />
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu<br />
hoch, / ich kann sie nicht begreifen.<br />
Ich danke dir dafür, daß ich wunderbar gemacht<br />
bin; wunderbar sind deine Werke; / das erkennt<br />
meine Seele."<br />
"Das erkennt meine Seele", betet der Psalmist.<br />
Viele Menschen sind seelisch vereinsamt,<br />
verbittert und erkrankt,<br />
weil sie diese Ruhe und Freude in Gott nicht<br />
kennen. Teresa von Avila bekennt: "Hätte ich<br />
früher erkannt, was ich jetzt weiß, daß der<br />
winzige Palast meiner Seele einen so großen<br />
König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so<br />
häufig darin allein gelassen!"<br />
Teresa von Avila hat Recht. Im Gespräch mit<br />
Gott komme ich zu mir selbst. In der Begegnung<br />
mit diesem König erkenne ich:<br />
Ich bin ein Königskind.<br />
Der Psalmbeter sagt es so:<br />
"Ich danke dir dafür, daß ich wunderbar gemacht<br />
bin; wunderbar sind deine Werke; / das erkennt<br />
meine Seele.<br />
Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich<br />
im Verborgenen gemacht wurde, / als ich<br />
gebildet wurde unten in der Erde.<br />
Deine Augen sahen mich, / als ich noch nicht<br />
bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch<br />
geschrieben, / die noch werden sollten und von<br />
denen keiner da war."<br />
Ich bin ein Königskind. Mein Schöpfer sorgt für<br />
mich.<br />
Das erkennt meine Seele, wenn ich bete.<br />
Wenn ich vor Gott mein Leben bedenke,<br />
bekomme ich neue Kraft und findet meine Seele<br />
zu einem guten Selbstbewußtsein.<br />
Eine Lehrerin möchte ihrer Schulklasse den<br />
Erfindungsreichtum der modernen Gesellschaft<br />
vor Augen führen. Sie spricht mit den Schülern<br />
über all das vermehrte Wissen und Können der<br />
letzten Jahrzehnte. Schließlich fragt sie die<br />
Kinder: "Kann mir einer von euch eine wichtige<br />
Erfindung sagen, die es vor fünfzig Jahren noch<br />
nicht gegeben hat?" Da meldet sich ein Junge<br />
aus der ersten Reihe und sagt voller Stolz:<br />
"Mich!"<br />
19
Von Heinz Hepp<br />
RUHE IN<br />
GOTT<br />
FINDEN<br />
Aus der afrikanischen Kolonialzeit kommt diese<br />
interessante Geschichte:<br />
In den tiefen Dschungelgebieten Afrikas machte<br />
ein Reisender eine lange Reise. Einheimische<br />
Träger waren von einem Stamm angeworben<br />
worden, um die Lasten zu tragen. Am ersten Tag<br />
marschierten sie schnell und gingen weit. Der<br />
Reisende hatte große Hoffnungen auf eine<br />
schnelle Reise. Aber am zweiten Morgen<br />
weigerten sich die Träger, weiter zu gehen. Aus<br />
irgendeinem seltsamen Grund saßen sie nur da,<br />
wie in Gedanken versunken. Als er sich nach<br />
diesem seltsamen Verhalten erkundigte, wurde<br />
dem Reisenden mitgeteilt, dass sie am ersten<br />
Tag zu schnell gegangen waren und nun darauf<br />
warteten, dass Körper und Geist sich erholten.<br />
Psalm 23: 1-2<br />
" Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts<br />
mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue<br />
und führet mich zum frischen Wasser."<br />
Alle empfinden ein Bedürfnis nach tieferer Ruhe<br />
... eine Ruhe, die uns entgeht ... der Hirte, der ins<br />
in die Ruhe führen will, hat Konkurrenz.<br />
PSALM 23 im Zeitgeist<br />
Von Marcia K. Hornok habe ich vor einiger Zeit<br />
folgende, englische Interpretation des Psalm 23<br />
gefunden und übersetzt:<br />
Die Uhr ist mein Diktator, ich werde mich nicht<br />
ausruhen. Ich lasse mich nur nieder, wenn ich<br />
erschöpft bin. Es führt mich zu tiefer Depression.<br />
Es hetzt meine Seele. Es führt mich in Kreisen<br />
der Raserei um der Tätigkeit willen. Ich renne<br />
hektisch von Aufgabe zu Aufgabe, / Ich werde<br />
nie alles schaffen, / Denn mein "Ideal" ist mit<br />
mir./ Fristen und mein Bedürfnis nach<br />
Anerkennung, treiben mich./ Sie verlangen<br />
Leistung von mir, über die Grenzen meiner<br />
zeitlichen Möglichkeiten hinaus. Sie salben<br />
meinen Kopf mit Migräne. Mein Arbeitskorb läuft<br />
über. Müdigkeit und Zeitdruck werden mir sicher<br />
alle Tage meines Lebens folgen, und ich werde<br />
für immer in den Banden der Frustration<br />
wohnen.<br />
Vielleicht hat dieser Gegensatz zu Psalm 23<br />
einen Kern Wahrheit ... Er erinnert uns daran,<br />
dass wir nicht wirklich die Art von Ruhe Gottes<br />
finden, die Gott uns geben will.<br />
UNSERE KULTURELLE KRISE DER FREIZEIT – IN<br />
DOPPELTER HINSICHT:<br />
QUANTITÄT UND QUALITÄT<br />
Quantität (Menge) der Freizeit -<br />
· Ein faszinierendes Phänomen hat in den<br />
letzten Jahrzehnten stattgefunden. In den<br />
1940er Jahren .... Psychologen und<br />
Soziologen begannen Artikel über die<br />
zukünftige Krise der Freizeit zu schreiben.<br />
Sie prognostizierten, dass aufgrund der<br />
technologischen Entwicklung die Freizeit<br />
deutlich zunehmen wird. Etwas ist passiert:<br />
die 40-Stunden-Woche ist nicht zu einer 30-<br />
Stunden-Woche geworden, sondern zu einer<br />
50-Stunden-Woche.<br />
· Oft sparen Technologien keine Zeit.<br />
Stattdessen komprimieren und verbrauchen<br />
sie Zeit. "Die High-Tech-Welt der Uhren und<br />
Zeitpläne, Computer und Programme sollte<br />
uns von einem Leben voller Mühe und<br />
Entbehrungen befreien", erklärt der<br />
Technologiekritiker Jeremy Rifkin," aber mit<br />
jedem Tag wird die Menschheit mehr<br />
ausgebeutet und zum Opfer gemacht."<br />
Seither ist die Freizeit der Menschen in Europa<br />
kontinuierlich zurückgegangen. Ich meine hier<br />
nicht tarifliche Vereinbarungen, sondern das<br />
Maß der „freiwillig“ geleisteten Arbeitsstunden,<br />
ohne die arbeitende Menschen an die Wand<br />
gedrückt würden.<br />
Der noch größere Verlust kann sein ...<br />
Qualität -<br />
Eine Studie kam zu dem Schluss, dass die<br />
Eigenschaften, die unsere Freizeitbeschäftigung<br />
bestimmen Folgende sind: "Langeweile,<br />
20
Ablenkung, Angst, Zeit mit sich selbst zu<br />
verbringen, Flucht in Scheinwelten, Gewalt und<br />
Horror.“<br />
Da ist nichts Erlösendes, Bereicherndes, oder<br />
Gewinnendes für die Seele.<br />
Durch unsere rastlose Kultur sind seelische<br />
Erkrankungen zu einer großen Herausforderung<br />
geworden. Innerhalb der DAK hat sich das<br />
Arbeitsunfähigkeitsvolumen<br />
aufgrund<br />
psychischer Erkrankungen in den letzten 20<br />
Jahren mehr als verdreifacht und Depressive<br />
Episoden sind zur drittwichtigsten<br />
Einzeldiagnose bei Arbeitsunfähigkeit<br />
aufgestiegen (2016). 26 Prozent der<br />
Gesamtbevölkerung in der BRD leidet an<br />
depressiven Symptomen.<br />
1. DER ZYKLUS VON ARBEIT UND RUHE IST IN<br />
GOTT VERWURZELT.<br />
1. Mose 2: 2-3<br />
"Und so vollendete Gott am siebenten Tage<br />
seine Werke, die er machte, und ruhte am<br />
siebenten Tage von allen seinen Werken, die er<br />
gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten<br />
Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von<br />
allen seinen Werken, die Gott geschaffen und<br />
gemacht hatte."<br />
Hier geht es nicht um Energierückgewinnung,<br />
sondern um Anhalten, um die Vollendung zu<br />
markieren.<br />
Die meisten von euch würden mir sicher bei<br />
folgender These zustimmen:<br />
Wir sind ein Volk, das<br />
Gottes erlösende Ruhe<br />
wiedererlangen muss ...<br />
Altes Testament<br />
Das Wort Sabbat kommt vom hebräischen<br />
Schabbat und bedeutet "aufhören" oder<br />
"ablegen".<br />
Die hauptsächliche Bedeutung ist das Aufhören<br />
von allen Arbeiten. Gottes Zyklus von Arbeit und<br />
Ruhe soll unser Eigen werden.<br />
WENN ICH MICH ENTSPANNE<br />
FÜHLE ICH MICH DANN<br />
21
SCHULDIG, ODER FÜHLE ICH<br />
MICH IN GOTTES WILLEN?<br />
2. GOTT HAT IN DIE LANDSCHAFT UNSERES<br />
LEBENS PRAKTISCHE BEDÜRFNISSE UND<br />
FREUDE GESTELLT.<br />
1. Mose 2: 9<br />
Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der<br />
Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und<br />
gut zu essen, ………<br />
Betrachte den Überfluss an Schönheit, der diese<br />
Welt füllt und frage, was ist das für ein Gott, der<br />
uns umgibt?<br />
Ein Gott, der möchte, dass wir seine Freude an<br />
der Schöpfung teilen – komm und lass dich auf<br />
seine Freude ein.<br />
3. RUHE WIRD DEM VOLK GOTTES (ISRAEL) ALS<br />
GRUNDLEGENDES KRITERIUM GEGEBEN, UM<br />
SIE ABZUSONDERN.<br />
Zuerst richtet Gott die Ruhe funktionell ein (2.<br />
Mose 16)<br />
Dann begründet er sie formell als das 4. Gebot.<br />
(2. Mose 20: 8-11)<br />
Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst.<br />
Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine<br />
Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der<br />
Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du<br />
keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine<br />
Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh,<br />
auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt<br />
lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR<br />
Himmel und Erde gemacht und das Meer und<br />
alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten<br />
Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag<br />
und heiligte ihn.<br />
Die 10 Gebote sind die grundlegenden<br />
Qualitäten zum Schutz des menschlichen<br />
Lebens und um unsere Menschlichkeit zu<br />
prägen.<br />
Denken wir an Ruhe, wenn an die<br />
grundlegenden Qualitäten denken?<br />
Wenn wir über Heiligkeit nachdenken, denken<br />
wir selten an Ruhe.<br />
4. ERLÖSUNGSRUHE FINDET IHRE BEDEUTUNG<br />
IN UNSERER BEZIEHUNG ZUR ARBEIT.<br />
Gott hat befohlen zu sammeln (ernten) und dann<br />
zu ruhen.<br />
‣ Wir sind (Mit)Besitzer der Schöpfung, die<br />
nach Gottes Vorbild dann ruhen.<br />
‣ Wir sollen zu Gott (hin)arbeiten und uns<br />
dann in Gott ausruhen.<br />
‣ Erlösungsruhe ehrt weder Faulheit noch<br />
Götzendienst (Arbeit kann mein Götze<br />
werden) vielmehr ist es eine Grenze, die<br />
sicherstellt, dass Gott als das Ziel<br />
unserer Arbeit geehrt wird.<br />
‣ Ruhe prägt auch unsere Menschlichkeit,<br />
indem es uns davon abhält, auf einen<br />
funktionalen Wert reduziert zu werden;<br />
reduziert auf das, was wir tun und<br />
arbeiten.<br />
Es geht nicht darum, dass wir den Sabbat halten,<br />
sondern es ist die Sabbatruhe, die uns, wenn wir<br />
es wollen, in Gottes Nähe bringt.<br />
Klarer wird das Bild, wenn man bedenkt, dass<br />
Gott Israel dazu auffordert, ein SABBATISCHES<br />
JAHR zu üben. Alle sieben Jahre sollten alle<br />
Schulden erlassen werden.<br />
Deine Bank wird das sicher nicht tun aber was<br />
offenbart es über Gottes Absicht, Menschen von<br />
der Last zu befreien, die sie tragen?<br />
5. CHRISTUS ERFÜLLT DIE QUALITÄT DER<br />
ERLÖSENDEN RUHE.<br />
Wie bei allen gottgegebenen Gesetzen können<br />
die Absichten Gottes bei uns in religiöser<br />
Tradition verloren gehen.<br />
Die Aufgabe des Gesetzes ist es, uns zu<br />
segnen und nicht zu belasten.<br />
Markus 2: 27-28<br />
Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des<br />
Menschen willen gemacht und nicht der Mensch<br />
um des Sabbats willen. So ist der<br />
Menschensohn Herr auch über den Sabbat.<br />
Kol. 2: 16-17<br />
So lasst euch nun von niemandem ein<br />
schlechtes Gewissen machen wegen Speise<br />
22
und Trank oder wegen eines Feiertages,<br />
Neumondes oder Sabbats. Das alles ist nur ein<br />
Schatten des Zukünftigen; der Leib aber ist<br />
Christus eigen.<br />
Das bezieht sich auf die Praxis des Sabbats. Wie<br />
streng sind wir, einen bestimmten Tag als<br />
Ruhetag zu bestimmen?<br />
Lange wurde und wird dieses Thema diskutiert.<br />
Es kam zu einem grundlegenden Wandel von AT<br />
zum NT, vom Gesetz zu Christus: er kam nicht<br />
um es abzuschaffen, sondern zu erfüllen.<br />
Im Gesetz - offenbarte und regelte Gott die<br />
Dinge. Aber Christus erfüllt alles, was im Gesetz<br />
symbolisiert wurde, aber nie erfüllt wurde. Was<br />
die Kinder Gottes unterscheidet ... ist jetzt<br />
Christus ... Gottes Ruhe.<br />
Und so verlagerte sich die frühe Kirche von der<br />
Gesetzlichkeit des Sabbattages, letzter Tag der<br />
Woche auf den Sonntag, den ersten Tag und<br />
den Tag der Auferstehung Christi.<br />
Ein guter Tag für uns, - ein Tag voller Hoffnung.<br />
6. CHRISTUS IST GOTTES ANTWORT AUF<br />
VERSORGUNG, VERSÖHNUNG UND<br />
SICHERHEIT, IN DER WIR UNSERE LETZTE<br />
RUHE FINDEN.<br />
Matthäus 11:28<br />
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und<br />
beladen seid; ich will euch erquicken.<br />
In Gottes erlösende Ruhe (Erquickung) eintreten<br />
– was ist das, worum handelt es sich?<br />
Definition: "Eine Pause von unserer Sorge und<br />
Vorsorge machen, um Gottes gute Versorgung<br />
durch Jesus Christus zu ehren."<br />
‣ Der Schlüssel ist die Notwendigkeit der<br />
Freiheit, die uns durch Christus geschenkt<br />
ist.<br />
Um deine gute Versorgung durch Christus zu<br />
ehren, denke einmal über folgende Dinge nach:<br />
‣ Wie groß ist mein Vertrauen in Gott?<br />
‣ Wie halte ich es mit dem Zehnten?<br />
‣ Mißbrauche ich Macht und Einfluß?<br />
‣ Fühle ich mich wohl, wenn ich andere<br />
kontrolliere?<br />
‣ Wie wichtig ist mir Gemeinschaft?<br />
Ruhe in Christus finden fordert eine bewußte<br />
Entscheidung:<br />
‣ Das ist mehr als Freizeit.<br />
‣ "In erster Linie ist es eine Haltung des<br />
Geistes und ein Zustand der Seele."<br />
Freizeit kann eine Voraussetzung sein, aber sie<br />
birgt in sich keine Erfüllung.<br />
Der Schlüssel ist die erlösende, freimachende<br />
Ruhe. Das ist viel mehr als nur Entspannung<br />
Der überwiegende Anteil der Freizeit wird dem<br />
Entspannen gewidmet. Ablenkung von den<br />
Alltagssorgen und dem Stress der Woche. Wenn<br />
wir aber die erlösende Ruhe in unserem<br />
Lebensstil kultivieren, werden wir weniger<br />
Bedürfnis nach der Ablenkungs- und<br />
Entspannungs-Freizeit fühlen, die so üblich<br />
geworden ist.<br />
ERHOLUNG IST DAS, WAS UNSEREN SEELEN<br />
ERHOLUNG BRINGT· JESUS<br />
Fazit: Wer ist dein Hirte?<br />
Werden wir zulassen, dass der Herr unser Hirte<br />
ist, oder betrachten wir ihn nur als weiteren<br />
Anbieter von Freizeitaktivitäten?<br />
Lasst uns folgendes beachten:<br />
‣ Auch Gemeindeveranstaltungen können für<br />
uns zu Freizeitveranstaltungen werden. Wir<br />
konsumieren und lassen uns unterhalten<br />
durch tolle Musik oder schöne Predigten.<br />
o Sind wir uns bewußt, das ein<br />
Gottesdienst die Begegnung mit dem<br />
ALLERHÖCHSTEN ist?<br />
o Sind wir uns bewußt, dass ein<br />
Gottesdienst die Begegnung<br />
SEINER Kinder ist?<br />
IN UNSEREM GESCHÄFTIGEN LEBEN SIND<br />
FESTE ZEITEN DER RUHE HEILIG UND WICHTIG<br />
FÜR DIE GEISTIGE UND GEISTLICHE<br />
GESUNDHEIT.<br />
Ich wünsche euch einen gesegneten Urlaub<br />
Heinz Hepp<br />
23
„KOMPLETT<br />
GEBORGEN“.<br />
Predigt über Ps. 139,5<br />
Dr. Joachim Cochlovius<br />
Psalm 139,5: „Von<br />
allen Seiten umgibst<br />
du mich und hältst<br />
deine Hand über mir.“<br />
Liebe Brüder und<br />
Schwestern, diese steile<br />
Treppe zur Kanzel hier<br />
erinnert mich an eine<br />
Geschichte von einem<br />
jungen Pfarrer, der zum<br />
ersten Mal Dienst zu tun<br />
hatte in einem<br />
Gefängnis. Da waren<br />
500 Strafgefangene versammelt. Und da war<br />
auch so eine steile Treppe zur Kanzel. Die<br />
Versammelten warteten natürlich auf alles<br />
andere, aber nicht auf das Wort Gottes. Da geht<br />
der Pfarrer die steile Treppe hoch und tritt aus<br />
Versehen auf seinen Talar, was ich jetzt tunlichst<br />
vermieden habe, und rutscht die ganze Treppe<br />
wieder hinunter mit einem großen Krach. Der<br />
ganze Saal tobt! Das war genau die Gaudi, die<br />
man sich erhofft hatte. Dann geht der Pfarrer<br />
wieder die Treppe hoch, beugt sich über die<br />
Brüstung und sagt zu den Leuten: „Genau<br />
deswegen bin ich heute hierher zu euch<br />
gekommen, um euch zu sagen und zu zeigen:<br />
Ein Mensch kann fallen, aber er kann auch<br />
wieder aufstehen.“ Da hatte er die Situation<br />
genial gerettet und hat ihnen noch eine gute<br />
Botschaft mitgegeben.<br />
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst<br />
deine Hand über mir, das ist für mich ein Wort<br />
köstlicher göttlicher, geistlicher Geborgenheit in<br />
einer ungeborgenen Zeit, in einer ungeborgenen<br />
Welt. Wenn es das gibt, dann kann man ruhig die<br />
Frage stellen, was gibt es eigentlich<br />
Köstlicheres, als geborgen zu sein in einer<br />
ungeborgenen Zeit und einer ungeborgenen<br />
Welt. Natürlich könnte man sagen, so fromm wie<br />
David, von dem dieser Psalm ja stammt, bin ich<br />
leider nicht. Das werde ich wohl nie so intensiv<br />
erfahren können wie er. Aber das wäre ein<br />
großer Trugschluss! Diese Geborgenheit, die ist<br />
für jeden erlebbar, sie ist wirklich greifbar, und<br />
Gott will sie durch den Heiligen Geist uns allen<br />
geben.<br />
Wir haben jetzt eine lange Reise hinter uns.<br />
Heute geht es wieder nach Hause. Wir waren<br />
drei Wochen unterwegs, hatten manche<br />
Vortragsdienste, aber zwischendurch auch ein<br />
paar Urlaubstage. Der erste Dienst war in<br />
Weißenfels in Sachsen-Anhalt. Dort stehen wir<br />
in Verbindung mit einem Ehepaar, die hatten das<br />
arrangiert. Die hatten mich irgendwann einmal<br />
bei Bibel TV gesehen und hatten dann Kontakt<br />
aufgenommen und wir kamen per eMail ins<br />
Gespräch. Dieser Dienst war schon fast ein<br />
halbes Jahr vorher eingefädelt worden, und<br />
dann schrieb sie ein paar Wochen vorher, es<br />
hängt alles noch an einem seidenen Faden. Der<br />
Mann war schwer erkrankt und hatte eine<br />
lebensgefährliche Operation, Prostata-<br />
Entfernung, alles, aber noch viel mehr. Wenige<br />
Tage nach der Operation schrieb sie mir. Ich lese<br />
mal ein paar Sätze aus dieser Mail vor:<br />
„Mein Mann war während dieser Zeit oft so<br />
erschöpft und mutlos, dass er am liebsten<br />
sterben wollte. Aber ich wollte das nicht<br />
zulassen, dass er so resigniert. Ich weiß, wie das<br />
ist, wenn man in ein tiefes Loch fällt. Härter als<br />
ich wollte sagte ich ihm eines Tages: Ich heiße<br />
nicht Frau Hiob, die ihrem armen Mann den<br />
dummen Rat gab, seinem Gott abzusagen und<br />
zu sterben. Ich heiße Frau …, die dir jetzt sagt:<br />
Pack die Hand deines Herrn fester und warte auf<br />
seinen Zeitpunkt zum Sterben! Ich weiß nicht, ob<br />
das richtig war. Jedenfalls war es nicht lieblos<br />
gemeint. Und nun freue ich mich, dass er heute<br />
nach Hause kommt. Soeben bekam ich die<br />
telefonische Bestätigung. Ich glaube und spüre,<br />
dass solche schlimmen Erfahrungen Jesus-<br />
Nachfolger im Glauben stärken können. Was<br />
auch kommt, wir wollen ihm weiter angehören<br />
und vertrauen, seine Zeugen sein im Leben und<br />
Sterben mit dem größten Beistand, den es<br />
überhaupt gibt, mit Gottes Kraft.“<br />
So spricht jemand, der diese Geborgenheit<br />
kennt. Die wünsche ich uns allen. Und<br />
deswegen soll diese Predigt dazu dienen, dass<br />
wir uns öffnen für die Geborgenheit Gottes in<br />
einer ungeborgenen Zeit.<br />
Nun könnte man ja sagen, der David, der hatte<br />
es ja gut, der König von Israel, dem so viele<br />
dienten. Ein Glückskind. Wenn der von<br />
Geborgenheit spricht, dann kann man das ja<br />
nachvollziehen. Gott war doch von früh bis<br />
24
Abend bei ihm. Wer so denkt, der kennt<br />
wahrscheinlich die David-Geschichte gar nicht.<br />
Die David-Geschichte ist nämlich voll von lauter<br />
Ungeborgenheiten. Und jetzt kommt uns dieser<br />
Mann plötzlich ganz nahe, wenn wir sein<br />
konkretes Leben einmal betrachten.<br />
Fangen wir bei seiner Kindheit an. Der eigene<br />
Vater vergisst ihn. Wir kennen ja vielleicht<br />
Davids Biographie. Da kommt der Prophet<br />
Samuel und will den König von Israel salben aus<br />
der ganzen Schar der Söhne. Und dann<br />
marschieren sie alle an, einer selbstbewusster<br />
steckt man nicht so schnell weg. Das ist<br />
Ungeborgenheit.<br />
Wenig später beauftragt ihn der Vater, da stand<br />
Israel im Kampf gegen Goliath: „Bring doch<br />
deinen Brüdern mal ein paar Brote zur<br />
Stärkung.“ David macht sich auf und geht ins<br />
Heerlager, sieht den Riesen Goliath, und dann<br />
geht er zu seinen Brüdern und wird von einem<br />
Bruder sehr unfreundlich empfangen: „Was<br />
machst du denn hier? Mach dich weg!“ Und<br />
David sagt: „Ich soll euch etwas bringen.“ –<br />
„Nein! Du bist doch nur gekommen um uns hier<br />
als der andere, jeder in der Überzeugung, dass<br />
er es doch sein müsste. Und alle laufen vorbei,<br />
aber Samuel sagt nichts. Da ist der König von<br />
Israel nicht dabei. Und dann fragt er den Vater:<br />
„Hast du nicht noch mehr Söhne?“ Und erst da<br />
erinnert sich der Vater: „Ja, stimmt ja. Da ist ja<br />
noch einer draußen auf dem Feld. Soll ich den<br />
wirklich holen? Ein Hirtenjunge, der stinkt.“ Und<br />
Samuel sagt: „Hol ihn!“ Man könnte meinen, das<br />
sei eine nette Geschichte, aber da steckt mehr<br />
dahinter, tiefe Enttäuschung, innerhalb der<br />
eigenen Familie fünftes Rad am Wagen zu sein.<br />
Vom eigenen Vater vergessen zu sein, das<br />
zu beobachten!“ Der eigene Bruder!<br />
Ist es nicht schlimm, wenn die Geschwister<br />
einen so verkennen? Der Vater vergisst ihn. Die<br />
Brüder verkennen ihn. Und es geht noch weiter.<br />
Dann, als David König war und diesen<br />
wunderbaren Tag erleben konnte, die<br />
Bundeslade wieder heimzuholen, die damals<br />
Inbegriff war der Nähe und Geborgenheit Gottes,<br />
da überkommt ihn der Heilige Geist und er fängt<br />
an, mitten auf offener Straße zu tanzen und Gott<br />
Loblieder zu singen. Seine Frau Michal schaut<br />
hinter der Gardine ihm zu, rümpft die Nase, und<br />
als er in seiner großen Freude zu ihr kommt und<br />
eigentlich erwarten dürfte, dass seine Frau Anteil<br />
25
nimmt an dieser Freude, dass die Bundeslade<br />
wieder da ist, empfängt sie ihn mit Spott: „Na,<br />
heute hat sich ja der König von Israel wieder<br />
ganz schön blamiert.“ Das ist Ungeborgenheit,<br />
wenn die eigene Frau einen nicht mehr versteht.<br />
Das hat er alles mitgemacht.<br />
Dann fliegen die Speere durch Saul. David muss<br />
sich verbergen und verstecken und fliehen. Und<br />
irgendwann kommt sein eigener Sohn Absalom<br />
auf die Idee, seinen Vater vom Königsthron zu<br />
stürzen…<br />
Merken Sie, liebe Brüder und Schwestern, das<br />
sind alles Worte mit „ver“. Der Vater vergisst ihn.<br />
Die Brüder verkennen ihn. Die Ehefrau<br />
verspottet ihn. Saul und Absalom verfolgen ihn.<br />
Aber es geht immer noch weiter. Dann ist er auf<br />
der Flucht vor Saul und hat ein kleines Dorf<br />
Ziklag erobert, wo er sich ein Stückchen<br />
niederlässt. Die Amalekiter bedrohen ihn.<br />
Dreihundert Freunde sind ihm nur noch<br />
geblieben. Und dann machen sie einen Zug und<br />
kommen abends zurück und Ziklag ist<br />
niedergebrannt. Alle Frauen und Kinder und das<br />
Wenige, was er noch hatte, war weg. Und die<br />
Freunde, die angeblichen Freunde sammeln<br />
Steine und wollen sich rüsten, ihn zu steinigen.<br />
Die Freunde verlassen ihn. Wieder ein „ver“. Ist<br />
das nicht Ungeborgenheit pur, wenn die paar<br />
Leute, auf die ich mich meinte, noch verlassen<br />
zu können, mir auch den Rücken zuwenden?<br />
Das hat David durchgemacht.<br />
Und dann steht in 1. Samuel 30, wo von dieser<br />
Begebenheit berichtet wird, „aber David stärkte<br />
sich im Herrn.“ Und dann wird er so sehr von<br />
Kraft und Energie angefüllt und ausgefüllt, dass<br />
er eine kurze Rede hält, und alle, die eben noch<br />
die Steine in der Hand hatten, noch einmal<br />
überzeugen kann, gegen die Amalekiter<br />
loszuziehen. Aber dann, als er auf der Flucht vor<br />
Absalom ist, das war wahrscheinlich der<br />
absolute Tiefpunkt, zieht er los und hört, wie<br />
einer, der ihm eigentlich Tributpflichtig war, ein<br />
Großbauer namens Simei, ihm hinterher brüllt:<br />
„Du Dreckskerl, mach dass du wegkommst!“<br />
Auch das hat David durchgemacht. Sein<br />
oberster Kriegsherr fragt: „Soll ich den einen<br />
Kopf kürzer machen?“ Und David hat die Größe<br />
zu sagen: „Nein. Ich nehme das an Demütigung<br />
an. Das kommt von Gott. Das kommt nicht von<br />
dem.“ Die Untergebenen verachten ihn. Wieder<br />
ein „ver“.<br />
Und das letzte, das ist vielleicht nicht das letzte,<br />
aber es soll diese kleine Reihe beschließen, um<br />
die Ungeborgenheiten klar zu machen, die David<br />
durchgemacht hat, das letzte nehme ich aus<br />
Psalm 25. Da ist er schon längst in Amt und<br />
Würden und könnte sich eigentlich der<br />
Geborgenheit Gottes freuen. Da kommt ein<br />
unsichtbarer Feind. Da stehen plötzlich die<br />
Jugendsünden auf. Das ist etwas ganz<br />
Unangenehmes, wenn der Heilige Geist uns die<br />
unvergebene Schuld unseres Lebens in die<br />
Seele schiebt und wir nicht mehr schlafen<br />
können. Auch das hat er durchgemacht. Die<br />
Jugendsünden verdammen ihn. „Rechne mir die<br />
Sünden meiner Jugend nicht zu“, kann er nur<br />
noch beten.<br />
Vergessen, verkennen, verspotten, verfolgen,<br />
verlassen, verachten, verdammen – das ist<br />
Ungeborgenheit pur. Und dieser Mann spricht<br />
von der Geborgenheit. Deswegen ist er so<br />
glaubwürdig. Das ist nicht am grünen<br />
Schreibtisch entstanden. Aber was nun noch<br />
interessanter ist, dieser Psalm 139 ist nicht als<br />
Bittgebet formuliert, denn das könnten wir ja<br />
nachvollziehen. „Herr, du siehst die<br />
Ungeborgenheiten meines Lebens. Schenke mir<br />
doch wenigstens bei dir Geborgenheit und Trost<br />
und Kraft und Zuversicht.“ Das könnte man<br />
sofort nachvollziehen, wenn ein Gottesmensch<br />
so betet. Aber es ist keine Bitte. Es ist eine<br />
Feststellung. So ist es: „Von allen Seiten umgibst<br />
du mich, Herr, wunderbar, ich erlebe das täglich,<br />
und ich preise dich in diesem Psalm.“<br />
Dieser Geborgenheit von allen Seiten möchte<br />
ich jetzt ein wenig auf die Spur kommen. Wie<br />
viele Seiten haben wir Menschen denn? Ich will<br />
mal nicht von den Schattenseiten reden, sonst<br />
bin ich morgen früh noch am predigen. Ich will<br />
nur von den äußeren Seiten reden. Wer war<br />
denn gut in Mathematik und in Geometrie? Wie<br />
viele Seiten hat der Mensch? Sechs Seiten:<br />
Hinten, unten, rechts, links, oben und vorne. Von<br />
allen diesen Seiten gibt uns Gott Geborgenheit<br />
durch den Heiligen Geist. Das möchte ich jetzt<br />
ein bisschen anschaulich darstellen. Ich war<br />
niemals gut in Mathematik, aber diese sechs<br />
Seiten faszinieren mich immer wieder aufs<br />
Neue.<br />
Was ist es denn, wenn wir von hinten<br />
Geborgenheit bekommen? Hinten ist ja die<br />
ungemütlichste Seite. Da haben wir keine<br />
Augen. Wenn wir da nicht wissen, was da läuft,<br />
wird es immer ungemütlich. Als kleines Kind<br />
musste ich für meinen Vater öfters Bier aus dem<br />
Keller holen. Ich war immer überzeugt davon,<br />
dass da unten ein weißer Elefant auf mich<br />
wartet, und wenn ich wieder hochgehe, dann<br />
26
greift der mich mit dem Rüssel. Ich kam immer<br />
völlig durchgeschwitzt wieder oben an. Meine<br />
Eltern fragten mich: „Was hast du denn, wenn du<br />
in den Keller gehst?“ Ich konnte ihnen doch nicht<br />
sagen, dass da ein weißer Elefant steht. Aber<br />
diese Urangst hat mich jahrelang umgetrieben.<br />
Wenn man mit einem Auto ohne Rückspiegel<br />
fährt, dann ist es noch unangenehmer. Neulich<br />
hatte ich mit einem Kleinlaster vieles zu<br />
transportieren und habe nicht daran gedacht,<br />
dass der Rückspiegel frei bleiben muss für freie<br />
Sicht. Das waren ziemlich riskante Kilometer.<br />
Aber das Unangenehmste ist eigentlich dies:<br />
Was geschieht hinter unserem Rücken? Ich<br />
habe von einem Pfarrer gehört aus Oberfranken,<br />
ich war ja fünf Jahre in Oberfranken tätig, der hat<br />
nach einer gesegneten Zeit seines Wirkens dort<br />
das Handtuch geworfen, weil ein feindlich<br />
gesonnener Mensch Gerüchte gestreut hat über<br />
ihn, und er hat es nicht mehr ausgehalten. Er hat<br />
sich woanders hin gemeldet.<br />
Wenn Leute hinter unserem<br />
Rücken etwas Falsches<br />
verbreiten, wird es sehr<br />
ungemütlich. Aber das<br />
Schlimmste ist doch, wenn<br />
die Vergangenheit uns<br />
einholt, so wie David das<br />
erlebt hat. „Die Sünden<br />
meiner Jugend, Herr, wo soll<br />
ich damit hin, wenn ich vor dir<br />
erscheine?“ Ziehen dich<br />
deine Sünden weg in Unruhe<br />
und Verzweiflung? Was soll<br />
ich damit tun? Ich kann sie<br />
nicht mehr korrigieren, denn<br />
die Menschen, an denen ich<br />
schuldig geworden bin, sind<br />
schon längst gestorben. Und<br />
da kommt Jesus und sagt:<br />
„Du hast eine echte Vergangenheit.“ Christen<br />
sind die Einzigen, die wirkliche Vergangenheit<br />
haben, weil Christus sie durchkreuzt und unsere<br />
Sünden ins tiefste Meer hineinwirft. Das nenne<br />
ich Geborgenheit von hinten.<br />
Ich fange jeden Morgen meine Gebete mit der<br />
Bitte um Sündenvergebung an: „Herr, vergib mir<br />
meine Sünden und gib mir reine Lippen“, denn<br />
es sammelt sich jeden Tag so vieles an. Weg<br />
damit! Weg mit den Sünden! In unserer<br />
Ehearbeit ist es immer die erste oder zweite<br />
Frage: „Gibt es unvergebene Schuld in Ihrer<br />
Beziehung? Vorehelicher Intimverkehr? Haben<br />
Sie schon mal gebeichtet und die<br />
Sündenvergebung in Anspruch genommen?<br />
Noch nie? Wir bieten es Ihnen an.“ Das ist die<br />
Geborgenheit von hinten.<br />
Die Geborgenheit von unten, was ist denn das?<br />
Das kann man sich ja lebhaft vorstellen, nicht<br />
wahr? Geborgen bin ich von unten, wenn ich<br />
einen festen Stand habe. Ich habe mal vor vielen<br />
Jahren mit den Kindern Volleyball gespielt an der<br />
Nordsee auf lockerem Sand, das geht über die<br />
Kräfte. Da hat man keinen guten Stand. Jesus<br />
spricht von einem Mann, der sein Haus auf Sand<br />
baut. Eben haben wir gesungen: „…der hat auf<br />
keinen Sand gebaut, der dem Herrn vertraut.“<br />
Das ist ein wunderbares Lied von Georg<br />
Neumark. Und da sind wir bei der Geborgenheit<br />
von unten, die Jesus uns zuspricht. Er ist das<br />
feste und bleibende Fundament unseres<br />
Lebens. Halleluja, kann man da nur dreimal<br />
singen über jeden Menschen, der das erkannt<br />
hat, weil er dann ein fest gegründeter Mensch,<br />
eine Persönlichkeit werden kann, die nicht die<br />
Meinungen wechselt wie die Unterhosen und<br />
nicht die Fahne nach dem Wind hängt je<br />
nachdem, ob wieder eine neue political<br />
correctness kommt. Das ist nur möglich, wenn<br />
ich einen festen Stand habe. Pastor Kemner in<br />
Krelingen forderte immer „Leuchtturmchristen“,<br />
die wir auch heute dringender denn je brauchen.<br />
Ich hoffe, liebe Brüder und Schwestern, dass ihr<br />
alle Leuchtturmchristen seid, fest gegründet auf<br />
Christus. Dann pustet uns nichts mehr um, auch<br />
der Tod und auch der Teufel nicht, nichts mehr,<br />
denn Christus ist das Fundament.<br />
27
Dann gehen wir nach links. Wir haben<br />
Reformationsjubiläum, da kann man an Luther<br />
erinnern. Der hat sehr schön von den zwei<br />
Armen Gottes gesprochen, von Gottes doppelter<br />
Regierungsweise. Er sagt: „Gott regiert mit dem<br />
linken Arm durch das Gesetz und mit dem<br />
rechten Arm durch das Evangelium.“ Das sind<br />
zwei ganz unterschiedliche Regierungsweisen.<br />
Das stimmt, und Luther hat das genial auf einen<br />
Nenner gebracht. Gott regiert also durch sein<br />
Gesetz. Wir könnten hier gar nicht in Ruhe<br />
sitzen, wenn nicht noch ein Minimum an<br />
Ehrfurcht vor den Geboten Gottes in unserer<br />
Gesetzgebung und in unserer Gesellschaft<br />
herrschte. Das haben wir doch alles Gott zu<br />
verdanken, der dafür Staat, Polizei und Justiz<br />
einsetzt. Es ist schlimm, wenn die Gebote Gottes<br />
außer Geltung kommen.<br />
Ich habe mir ein Strafgesetzbuch gekauft von<br />
1950 und habe es verglichen mit einem<br />
aktuellen. Da zieht es einem die Schuhe aus,<br />
was an biblischer Substanz innerhalb 50 Jahren<br />
abgebaut wurde in unserer Strafgesetzgebung.<br />
Früher war Kuppelei verboten. Heute wird ein<br />
Vermieter womöglich angeklagt, wenn er fordert,<br />
dass zusammenwohnende Mieter verheiratet<br />
sind. Das stand früher unter Strafandrohung.<br />
Gotteslästerung stand unter Strafe. Heute wird<br />
die schlimmste Blasphemie verkauft. Allerdings<br />
nicht gegen Mohammed, da hat man dann<br />
bezeichnenderweise Bedenken. Oder<br />
praktizierte Homosexualität, das stand früher<br />
unter Strafe. Heute wird es gefeiert. Ehebruch<br />
stand unter Strafe. Aber wir haben ja so viel<br />
Freiheit und haben uns von allen diesen<br />
Einengungen befreit und bauen eine wunderbar<br />
tolerante Gesellschaft auf! Die ist so wunderbar,<br />
dass die Polizei wie in Hamburg nicht mehr in der<br />
Lage ist, 2000 Chaoten an ihrem Tun zu hindern.<br />
Nach dem Mauerfall war ich mit einem Freund in<br />
Ostberlin. Wir sind durch die Hinterhöfe<br />
gegangen. Er hat mir alles gezeigt. Dann<br />
kommen wir an einem Park vorbei, und da sagt<br />
er: „Hier kannst du dich nach 18 Uhr nicht mehr<br />
hineinwagen.“ Ich frage: „Wieso das denn?“ –<br />
„Ja,“ sagt er, „die Berliner Unterwelt hat einen<br />
Deal gemacht mit der Polizei. Hier kommt keine<br />
Polizei mehr hin. Dieser Park ist fest in der Hand<br />
der Unterwelt.“ So weit sind wir gekommen.<br />
Gesetzesfreie Räume. Nein, die Gesetze<br />
Gottes, wo sie denn noch in Geltung stehen,<br />
können ein Stück Geborgenheit schenken. Das<br />
wollen wir nicht verachten. Ich bete jeden Tag für<br />
die Bundeskanzlerin, für den<br />
Bundespräsidenten, für die Ministerpräsidenten<br />
der Länder, für alle, die das Sagen haben in<br />
unserem Land. Paulus fordert das von jedem<br />
Christen, 1 Tim 2,1-7. Das ist unsere Pflicht als<br />
Christen, damit wenigstens noch ein<br />
Minimalbestand von Gottes Geboten in unserer<br />
Gesetzgebung übrigbleibt. Da ist jeder von uns<br />
in der Pflicht. Ich hoffe, dass jeder das tut, jeden<br />
Tag für die Obrigkeit zu beten! Das ist das<br />
Allerwichtigste! 1 Tim 2: „Vor allen Dingen<br />
ermahne ich euch, liebe Brüder und Schwestern,<br />
dass ihr betet, zunächst für die Obrigkeit…“ Das<br />
ist ein ganz wichtiger Dienst.<br />
Und dann die Geborgenheit von rechts. Das ist<br />
natürlich etwas ganz anderes. Da lässt Gott sein<br />
Evangelium verkündigen. Da entsteht<br />
Gemeinde. Es ist doch wunderbar, dass wir hier<br />
als Gemeinde Jesu versammelt sind. Und was<br />
heißt Gemeinde? Das sind Brüder und<br />
Schwestern, die auch den Jesus-Weg gehen.<br />
Das sind Brüder und Schwestern, mit denen ich<br />
beten kann. Das sind Brüder und Schwestern,<br />
die auch für mich beten, die mich auch<br />
ermahnen. Die besten Freunde sind die, die<br />
mich liebevoll ermahnen, nicht die, die mir Honig<br />
ums Maul schmieren. Meine beste Freundin ist<br />
meine Frau. Sie schmiert mir niemals Honig ums<br />
Maul. Die sagt immer, was Sache ist. Und das ist<br />
gut so, das brauche ich. Ich hoffe, dass jeder von<br />
uns einen Glaubensbruder, eine<br />
Glaubensschwester hat, mit denen er oder sie<br />
ganz offen von Mensch zu Mensch, von Christ<br />
zu Christ reden und beten kann. Das ist ganz<br />
wichtig. Man muss sich nicht gleich jedem<br />
offenbaren, aber eine Handvoll Menschen<br />
sollten wir schon haben, eine Handvoll Christen,<br />
die wir Freunde in Christo nennen können. Das<br />
tut gut. Das brauchen wir, dass wir nicht als<br />
geistliche Singles durch die Welt gehen. So<br />
entsteht die Geborgenheit von rechts. Wohl<br />
dem, der Glaubensbrüder und<br />
Glaubensschwestern, Glaubensväter und<br />
Glaubensmütter hat. Ich bin dankbar, dass ich<br />
viele Jahre bei Pastor Heinrich Kemner in<br />
Krelingen Dienst tun konnte. Er ist eine<br />
prägende Figur gewesen, und es ist jemand hier,<br />
der das auch so bestätigen kann. Bei Pastor<br />
Kemner konnte man authentisches Christentum<br />
studieren, oder bei Gertrud Wehl in Hamburg,<br />
dieser Zigeunermissionarin, die wir auch ein<br />
bisschen näher kennengelernt haben. Das<br />
brauchen wir alle. Das ist Geborgenheit von<br />
rechts.<br />
28
Nun kommt die Geborgenheit von oben, die<br />
muss ich wohl nicht lange erläutern. Das sind die<br />
Führungen, die Segnungen, die Bewahrungen,<br />
und es wird uns in der Ewigkeit aufgehen, wie oft<br />
uns Gott geführt, bewahrt, gehalten hat. Corrie<br />
ten Boom hat dieses schöne Bild vom Teppich<br />
gebraucht. Sie sagte: „Gott ist der große<br />
Webmeister, der aus unserem Leben einen<br />
Teppich webt. Zu Lebzeiten sehen wir den<br />
Teppich von unten. Da sind viele Knoten drin.<br />
Wir wundern uns: Herr, kannst du daraus<br />
irgendetwas machen zu deiner Ehre, aus diesem<br />
verknoteten Leben?“ Und dann sagt Corrie ten<br />
Boom: „In der Ewigkeit, da sehen wir unseren<br />
Lebensteppich von oben. Da sehen wir die<br />
schönste Musterung, die schönsten Farben. Da<br />
hat Gott aus unseren ganzen Schwächen,<br />
Fehlern, Versäumnissen, Sünden, aus all den<br />
Verknotungen in unserer Biographie etwas<br />
Schönes gebaut.“ Alle Dinge dienen zum Besten<br />
denen, die Gott lieben. Das ist wunderbar, wenn<br />
ich mir das vor Augen stelle, dass Gott aus<br />
meinem verpfuschten Leben einen schönen<br />
Lebensteppich webt. Ich weiß, wovon ich rede.<br />
Ich bin ein verwöhntes Einzelkind gewesen. Ich<br />
bin von der Schule geflogen. Ich habe meinen<br />
Eltern viel Kummer gemacht, viele Sorgen, die<br />
ich niemals wiedergutmachen kann. Aber<br />
trotzdem, Christus hat alles durchgestrichen mit<br />
seinem Blut. Mein Vater sagte mir öfters: „Aus dir<br />
wird ein Straßenfeger werden.“ Ich habe nichts<br />
gegen Straßenfeger, aber mein Vater hat sich in<br />
dieser Beziehung geirrt. Das danke ich Gott. Das<br />
sind die Führungen und Segnungen, die<br />
Bewahrungen in unserem Leben, die uns in der<br />
Ewigkeit alle noch groß werden. Wir werden viel,<br />
viel Anlass haben, Gott in der Ewigkeit zu<br />
preisen für die Wunder, die er in unserem Leben<br />
getan hat.<br />
Ich komme zum Schluss. Das ist die<br />
Geborgenheit von vorne. Wann haben wir die?<br />
Das ist ja ebenfalls einsichtig, nämlich wenn wir<br />
einen klaren Blick haben, eine klare Sicht, wenn<br />
wir wissen, wo es lang geht, wenn wir wissen, wo<br />
unsere Lebensreise hingeht. Dann haben wir die<br />
Geborgenheit von vorne. Das gilt für das<br />
Autofahren. Schlecht ist es, wenn man ein altes<br />
Navigationsgerät hat wie bei uns im Auto.<br />
Neulich hat uns das vollkommen im Stich<br />
gelassen. Was nützt das dann? Da wird man<br />
unsicher. Aber das viel, viel Wichtigere ist doch,<br />
dass wir wissen, wo die Lebensreise hingeht,<br />
dass wir wissen, wie es weitergeht, wenn der<br />
Sargdeckel kommt. Dass wir wissen, dass es da<br />
eine unwahrscheinlich große Verheißung gibt in<br />
Röm 8, „Bist du Kind, dann bist du ein Erbe“.<br />
Dann erbst du etwas, nämlich den<br />
Herrlichkeitsleib, in dem du von Ewigkeit zu<br />
Ewigkeit ohne Krankheit, ohne Vergänglichkeit,<br />
ohne Sünde im Himmel deine<br />
Himmelsbürgerschaft lebst. Das ist Zukunft! Das<br />
ist Geborgenheit von vorn. Dann muss man nicht<br />
sterben, dann kann man sterben. Ich hoffe, dass<br />
ich das in meiner Sterbestunde auch sagen<br />
kann, was mir immer wieder mal Leute sagten,<br />
nicht sehr viele, aber einige: „Herr Pfarrer, ich<br />
kann sterben.“ Das ist wunderbar.<br />
Spurgeon hat das so schön gesagt in seiner<br />
Auslegung zum Psalm 23: „Und ob ich schon<br />
wanderte durch das Tal der Todesschatten, du<br />
bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten<br />
mich…“, und da sagt er: „Hast du das genau<br />
gelesen, was David dort sagt? Du musst mal<br />
durch das Tal der Todesschatten hindurch. Hast<br />
du das schon ernst genommen? Bist du schon<br />
mal gebissen worden vom Schatten eines<br />
Hundes? Nein. Ein Schatten kann nicht beißen.<br />
Und wenn der Tod seinen Schatten über uns<br />
wirft, dann kann er uns gar nichts anhaben. Es<br />
wird dunkel, aber wir kommen durch dieses Tal<br />
hindurch, und am anderen Ende wartet<br />
Christus.“ Das ist doch eine phantastische<br />
Aussicht.<br />
Liebe Brüder und Schwestern, „von allen Seiten<br />
umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“.<br />
Es gibt kaum ein Psalmwort oder ein Wort aus<br />
der Bibel, das diese komplette geistliche<br />
göttliche Geborgenheit uns so nahe bringt. Ich<br />
wünsche uns allen, dass wir immer mehr in diese<br />
Geborgenheit hineinwachsen. Der Herr segne<br />
uns alle nach dem Reichtum seiner Gnade.<br />
Amen.<br />
29
Text: Hebräer 4,9-10<br />
ES IST ALSO NOCH<br />
EINE RUHE<br />
VORHANDEN FÜR<br />
DAS VOLK GOTTES.<br />
Denn wer zu Gottes Ruhe gekommen ist, der<br />
ruht auch von seinen Werken vor Gott<br />
Liebe Gemeine, und an diesem Tag besonders:<br />
liebe Männer<br />
Die Ruhe Gottes ist nach dem Hebräerbrief das<br />
Ziel aller Wege, das große Versprechen, der<br />
paradiesische Zustand, der Himmel. Ruhe,<br />
endlich Ruhe.<br />
Ist das der Traum des gestressten berufstätigen<br />
Mannes, der nach einem Arbeitstag voller Ärger<br />
mit anspruchsvollen Kunden und genauso wenig<br />
zufrieden zu stellenden Chefs, mit nervigen<br />
Kollegen, dauernd klingelnden Telefonen und<br />
abstürzenden Computern völlig geschafft nach<br />
Hause kommt und nun nicht auch noch mit lauter<br />
Sorgen und Problemen der Ehefrau empfangen<br />
werden will, dass der Sohn schon wieder einen<br />
Verweis bekommen hat in der Schule, der<br />
Wasserhahn in der Toilette tropft und außerdem:<br />
Wann machst du endlich die<br />
Lohnsteuererklärung. Das Finanzamt hat schon<br />
wieder geschrieben und die Rückzahlung<br />
brauchen wir doch, um die Autorechnung zu<br />
bezahlen.<br />
Ruhe, endlich Ruhe. Ist das die höchste<br />
Sehnsucht des modernen Mannes, dem der<br />
Kopf schwirrt, wenn er überhaupt noch weiß, wo<br />
er ihm steht, dem vor lauter Druck der Blutdruck<br />
steigt bis zum Schlaganfall, dem Stress und<br />
Ärger auf den Magen schlagen bis zum<br />
Magengeschwür? Tatsächlich, für manche,<br />
Männer und Frauen, ist das Thema des heutigen<br />
Männersonntags genau die richtige und nötige<br />
Botschaft: Es gibt noch eine Ruhe für dich. So<br />
wie der Trainer aus den USA bei der Fortbildung<br />
uns eifrigen und ungeduldigen Deutschen am<br />
Anfang einer jeden Einheit erst einmal freundlich<br />
und mahnend zugleich zurief: relax, entspannen<br />
sie sich.<br />
Denn ist der gutgemeinte und anerkennende<br />
Spruch über so mancher Todesanzeige wirklich<br />
das erstrebenswerteste Ziel für unser Leben,<br />
das es einmal heißt: Müh und Arbeit war sein<br />
Leben, Ruhe hat er nie gekannt. Ruhe hat ihm<br />
Gott gegeben... Ist die Ruhe für das wandernde<br />
und umherirrende Volk Gottes erst dann erreicht,<br />
wenn wir endlich eine Ruhe geben müssen, weil<br />
wir tot im Grab liegen.<br />
Da ist ja was dran: Diese vollkommene,<br />
himmlische Ruhe, die durch nichts mehr gestört,<br />
durch nichts mehr aufgeschreckt werden kann,<br />
in die kein plötzlicher Anruf, keine Alarmmeldung<br />
einbrechen kann, dieser vollkommene Friede,<br />
den gibt es nur jenseits unserer Welt, wo auch<br />
der ungestörteste Urlaub auf der Ferieninsel zu<br />
Ende geht, wo auch bei der ruhigsten und<br />
entspannendsten Freizeitbeschäftigung, z.B.<br />
beim Angeln, plötzlich ein lärmender Nachbar<br />
oder ein unruhiger Gedanke den schönen<br />
Frieden stört. Wer aber zu Gottes Ruhe<br />
gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken<br />
so wie Gott von den seinen. An sechs Tagen hat<br />
Gott gearbeitet, heißt es, als er die Welt erschuf.<br />
Aber am siebten Tag ruhte er. So soll es für den<br />
Menschen einen Sonntag geben, einen Ruhetag<br />
nach der Arbeit der Woche, und einen großen,<br />
ewigen Sonntag nach der Mühe und Arbeit<br />
dieses Lebens.<br />
Aber jetzt schon, nicht erst nach dem Tod, wenn<br />
wir im wahrsten Sinn des Wortes gearbeitet<br />
haben bis zum Umfallen, nicht erst dann sollen<br />
wir zur Ruhe kommen. Jetzt ist die Ruhe<br />
vorhanden für Gottes Menschen.<br />
Nun ist das allerdings so eine Sache mit den<br />
Botschaften und Ermahnungen in der Kirche.<br />
Was für den einen gilt und nützlich ist, trifft auf<br />
den anderen ganz und gar nicht zu. Was für den<br />
einen wie eine Tasse heißer Kaffe oder wie ein<br />
erfrischendes Glas Wasser wirkt, daran<br />
verbrennt sich der andere die Zunge oder es<br />
lässt ihn ganz kalt. Auch wenn es um die Ruhe<br />
geht. Gönne dir die Ruhe, das Leben besteht<br />
nicht nur aus Arbeit, das kann man manchen<br />
nicht oft genug sagen. Aber für den anderen<br />
klingt es wie Hohn und Spott. Wer zur Ruhe und<br />
um Nichtstun verdammt ist durch eine lange<br />
30
Krankheit, der braucht eine andere Ermunterung<br />
und Ermutigung. Wem der innere Antrieb fehlt,<br />
wer zu überhaupt nichts mehr Lust hat, weil er in<br />
einer Depression streckt, der braucht einen<br />
anderen Anreiz. Und wer ohne Arbeit ist, der wird<br />
sich bedanken, wenn er hört: Arbeite nicht so<br />
viel.<br />
Männer sind eben nicht nur die aktiven,<br />
gestressten, ständig in der Gefahr des Zuviel,<br />
der Überarbeitung, der Grenze zum Workaholik<br />
Stehende. Mancher hätte lieber etwas mehr zu<br />
tun, etwas mehr<br />
Abwechslung.<br />
Mancher würde sich<br />
gerne reinstressen,<br />
wenn er nur gelassen<br />
würde. Deshalb muss<br />
die Botschaft von der<br />
Ruhe Gottes mehr<br />
sein, als nur der Ruf<br />
zur Entspannung und<br />
„Mach mal Pause“,<br />
wenn es für alle gelten<br />
und allen helfen soll.<br />
Die Antwort finde ich<br />
im Evangelium dieses<br />
Männersonntags. Wir haben die Geschichte<br />
gehört, die an der Quelle spielt und in der es um<br />
die Quelle des Lebens geht. Die Ruhe soll die<br />
Quelle der Kraft sein – so wie man sagt: In der<br />
Ruhe liegt die Kraft. Kraft, stark sein – das ist ja<br />
ein ausgesprochenes Männerthema; auch wenn<br />
sich Frauen oft als die Stärkeren erweisen. Stark<br />
sein müssen, das starke Geschlecht. Auch wenn<br />
sich in der Erziehung viel geändert hat; auch<br />
wenn nicht mehr nach dem Motto erzogen wird:<br />
Jungs weinen nicht und ein Indianer kennt<br />
keinen Schmerz; auch wenn Schwarzenegger<br />
oder sonst ein muskelbepackter Macho und<br />
Dreinschläger für die meisten Männer kein<br />
Vorbild ist. Das Thema Kraft und Stärke spielt für<br />
Männer eine Rolle; ob es eine wichtigere Rolle<br />
als für Frauen spielt, weiß ich nicht, vielleicht<br />
eine andere.<br />
Kraft, die aus der Ruhe kommt, ist wie ein<br />
Schutzschild, mit Spannungen zu leben. Nicht<br />
nur gegen Bakterien, Viren oder andere Erreger<br />
brauchen wir ein starkes Immunsystem, um<br />
gesund zu bleiben. Wenn der Körper kraftlos<br />
wird, haben sie leichtes Spiel. Abwehrkräfte<br />
bilden ein Schutzschild. Auch seelisch brauchen<br />
wir Abwehrkräfte. Eine äußere Rüstung nützt da<br />
wenig. Manche Männer tragen so eine äußere<br />
Rüstung aus Stärke und Unverletzlichkeit. Mir<br />
kann keiner was anhaben. Das meine ich nicht,<br />
sondern innere Kraft jeden Tag, die Dinge an<br />
sich heranzulassen, auch die Unangenehmen,<br />
die Störenden, ohne sich aus der Bahn werfen<br />
zu lassen. Und auch das ertragen zu können, wo<br />
ich nicht gleich eine Lösung finde. Denn Männer<br />
möchten wie Alexander der Große den<br />
gordischen Knoten von Spannungen und<br />
Problemen am liebsten mit dem Schwert<br />
durchschlagen.<br />
Aber Kraft und<br />
Stärke zeigt sich<br />
nicht nur im<br />
Durchbrechen des<br />
Problemgewirrs. Sie<br />
zeigt sich auch in<br />
der Geduld, mit<br />
Spannungen leben<br />
zu können und nicht<br />
davon zu laufen.<br />
Neben der<br />
Abwehrkraft möchte<br />
ich<br />
die<br />
Entschlusskraft<br />
ansprechen. Sich zu entschließen,<br />
Entscheidungen zu fällen, kostet Kraft. Je mehr<br />
Gedanken ich mir mache, desto schwierige wird<br />
die Entscheidung oft. Die Alternative ist nicht:<br />
Augen zu und durch. Folgen, Auswirkungen<br />
einer Entscheidung wollen bedacht sein. Aber<br />
manchmal führt das hin- und her Überlegen, das<br />
Abwägen, auch die Angst vor einer falschen<br />
Entscheidung dazu, zum Zauderer und Zögerer<br />
zu werden, zum Unentschiedenen,<br />
Entscheidungen anderen zu überlassen,<br />
vielleicht der Ehefrau. Entscheidungen zu<br />
treffen, kostet Kraft. Ich entscheide mich gegen<br />
etwas, was vielleicht auch seine Begründung<br />
und seinen Reiz gehabt hätte. Ich trage die<br />
Folgen meiner Entscheidung. Und ich könnte<br />
mich falsch entschieden haben. Ständig muss<br />
ich entscheiden. Dazu brauche ich Kraft, die aus<br />
der Ruhe kommt.<br />
Männer werden müde und matt, heißt es beim<br />
Propheten Jesaja; da hat er wohl Recht.<br />
Allerdings bietet er als Rezept dagegen nicht wie<br />
Werbung an: Milch macht müde Männer munter.<br />
Jesaja kennt eine andere Kraftquelle: die auf den<br />
Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie<br />
31
auffahren mit Flügeln wie Adler. Und das ist auch<br />
keine Werbung für Red Bull, den Krafttrink, der<br />
angeblich Flügel verleiht. Auf den Herrn harren,<br />
auf Gott warten, ja, die Hände in den Schoß<br />
legen, zum Beten falten oder hilfesuchend in die<br />
Höhe recken, wie man es damals getan hat,<br />
daraus strömt Kraft.<br />
Die wahren Kraftquellen zu finden, darum geht<br />
es an diesem Männersonntag. Das Motto heißt:<br />
Es ist noch eine Ruhe vorhanden. Und aus<br />
dieser Ruhe kommt die Kraft. Mancher findet<br />
diese Ruhe in der Natur, im Wald, wenn die<br />
Motorengeräusche nur noch aus der Ferne<br />
herandringen, wenn es still wird, dass ich wieder<br />
einmal Vogelstimmen höre, wenn mit jedem<br />
Schritt ein bisschen mehr abfällt von all den<br />
Gedanken, wenn die Lunge tief die frische Luft<br />
atmet. Es ist Gottes Schöpfung; kein Ersatz für<br />
die Kirche, aber tausend Mal besser als vor dem<br />
Fernseher sitzen.<br />
Mancher findet diese Ruhe in der Musik, die<br />
Martin Luther als besondere Gottes- und<br />
Himmelsgabe schätzt, weil sie die innersten<br />
Schichten der Seele anspricht, weil sie mich<br />
hineinnimmt in einen anderen Raum, mich bettet<br />
in Klänge, mich herausnimmt aus meiner<br />
gewohnten Welt und mich hinüberträgt in einer<br />
andere. Manchem geht es beim Lesen eines<br />
guten Buches so: von den eigenen Gedanken<br />
loskommen, in die Weite geführt werden, zu<br />
neuen Horizonten.<br />
Kirchenräume bieten diese Ruhe. Hier ist die<br />
Ruhe Gottes zuhause, nicht nur hier, aber hier<br />
ganz besonders. Stille umfängt mich, nimmt<br />
mich auf, birgt mich wie ein Schiff in den Wellen.<br />
Eine Stille ist hier, die Ohren hat, Ohren für<br />
meine Gedanken, mein stummes Gebet. Ein<br />
Versprechen liegt in dieser Stille, dass ich nicht<br />
allein bin, dass ich gehört werde, verstanden,<br />
dass ich anders hinausgehe, als ich<br />
hereingekommen bin.<br />
Ruhe ist ein wichtiges Thema heute, wo es fast<br />
nirgends mehr still ist, wo es so laut geworden<br />
ist, und jeder immer noch lauter sein muss als<br />
der andere, um gehört zu werden, immer lauter<br />
und schriller mit Botschaften und Farben; so<br />
dass manche Kinder gar nicht mehr leise reden<br />
können, weil sie immer andere übertönen<br />
müssen, und sei es der Fernseher. Ruhe, aus<br />
der wir Kraft schöpfen, ist ein wichtiges Thema<br />
geworden, nicht nur für die, die keine Zeit mehr<br />
haben, sondern auch für die, die zuviel davon<br />
haben; nicht nur für die Aktiven, die ständig in<br />
Bewegung sind, sondern auch für die in ihrer<br />
Beweglichkeit Eingeschränkten, die aus dem<br />
Verkehr Gezogenen. Ruhe, aus der die Kraft<br />
zum Leben quillt wie erfrischendes Wasser aus<br />
einer Quelle.<br />
Wir sind gefragt: Wo sind unsere Quellen?<br />
Woraus schöpfen wir, wo doch das Wasser hier<br />
so reichlich fließt. Gönnen wir uns diese Art der<br />
Ruhe. Sie ist reichlich vorhanden für Gottes Volk<br />
und seine Menschen, für die Männer – und<br />
natürlich für die Frauen und die Kinder. Amen<br />
THOMAS IN<br />
ISRAEL<br />
Am 23.05.2018 nahm ich an der Erlebnis- und<br />
Bildungsreise des Freikirchlicher Bund der<br />
Gemeinde Gottes e.V. teil.<br />
Nach mehr als 14 Jahren wurde mein Traum<br />
wahr, ins heilige Land zu reisen.<br />
Nein dies wird kein Reisebericht, sondern ein<br />
Zeugnis.<br />
Zuerst einmal möchte ich allen Teilnehmer/innen<br />
dieser Reise danken. Ohne deren Unterstützung<br />
währe mein Traum nicht wahr geworden. Das<br />
zeigt mir wiéder einmal Gott ist groß.<br />
Am See Genezareth gingen wir auf den Berg, auf<br />
welchem sich Jesus wahrscheinlich<br />
32
zurückgezogen hat, um zu beten. Hier hat<br />
Martina, die Ehefrau von Ralf Klinner, eine<br />
Andacht gehalten. “Nehmen wir uns Zeit für das<br />
Gebet, um auch auf das Wort Gottes zu hören?”<br />
Ja, nehme ich mir Zeit für das Gebet? An einem<br />
Ort der Ruhe, damit ich auch wirklich Gott höre?<br />
Diese Frage hat mich sehr zum Nachdenken<br />
gebracht. Nehme ich mir Zeit für Gott und für das<br />
Gebet? Oder bin ich nicht immer „auf dem<br />
Sprung “und viel zu oft kommt das Gebet in der<br />
Stille zu kurz.<br />
Wenn ich ehrlich bin, bei war es so, dass in der<br />
Hektik des Alltags, das Gebet zu kurz kam.<br />
Genau auf diesem Gebiet wurde mir klar, die Zeit<br />
mit Gott ist wichtiger als alles andere. Ich merke<br />
selber, dass, wenn ich wieder in alte Muster<br />
zurückfalle, es mir nicht gut geht.<br />
Ein Zweites war der Besuch des Gartengrabes.<br />
Wegen meiner körperlichen Beeinträchtigung<br />
konnte ich diesemal die Gruppe nicht begleiten.<br />
Deshalb bin am Gartengrab geblieben.<br />
Sicherlich könnt Ihr Euch vorstellen, dass dieser<br />
Ort rege besucht wird. Allerdings, als ich dort<br />
saß, kam 10 Minuten nicht ein weiterer<br />
Besucher!!!<br />
Ich spürte erneut die Nähe Gottes. Mir wurde vor<br />
Augen geführt, „Thomas, ich bin für Deine<br />
Sünde gestorben und auferstanden. Folge<br />
mir nach.”<br />
Mir wurde ebenfalls klar, dass ich meine<br />
Glaubenswurzeln an Jesus vertiefen soll. Mein<br />
umfangreiches Wissen über das Judentum hat<br />
dazu geführt, dass ich das Christentum ein<br />
wenig „aus den Augen“ verloren habe.<br />
Ich danke danke Gott für die Begegnungen und<br />
Einsichten auf dieser Reise.<br />
Thomas Schommerz<br />
Der knallrote<br />
Fußball<br />
„Mama, ich gehe in den Garten, um noch ein<br />
bisschen zu trainieren“, ruft David in Richtung<br />
Küche, als er seine Sportschuhe aus dem Regal<br />
holt. „Ist gut“, sagt Mama, „aber denke bitte daran,<br />
dass wir um sechs Uhr Abend essen wollen.“ „Ja,<br />
alles klar“, verspricht David und ist auch schon<br />
verschwunden. Mama sieht ihm durchs<br />
Küchenfenster zu, wie er im Garten rennt, springt<br />
und Tennisbälle wirft. Sie schüttelt lachend den<br />
Kopf über seinen Eifer. Morgen findet in der Schule<br />
ein Sportfest statt und David freut sich schon lange<br />
darauf. Er macht gerne Sport und hofft, dass er<br />
morgen viele Punkte sammeln kann. Denn Herr<br />
Leitner, der Sportlehrer, hat den Schülern etwas<br />
versprochen: Jeder, der mehr als 300 Punkte<br />
erreicht, gewinnt einen knallroten Fußball. David<br />
möchte so gern diesen roten Fußball haben.<br />
Deshalb übt er jeden Tag im Garten Laufen,<br />
Springen und Werfen. Und er findet, dass er es<br />
schon richtig gut kann. Am nächsten Morgen ist es<br />
endlich soweit. David hüpft sofort nach dem<br />
Aufwachen aus dem Bett und macht sich schnell<br />
fertig, um ja nicht zu spät zu kommen. „Guten<br />
Morgen“, begrüßt Papa ihn am Frühstückstisch,<br />
„hast du gut geschlafen?“ „Ja, prima“, antwortet<br />
David. Dann zeigt er an sich herunter und sagt<br />
verschmitzt: „Papa, was fällt dir heute auf?“ Papa<br />
kratzt sich am Kinn und grübelt. „Keine Ahnung.<br />
Sag du es mir.“ Da dreht sich David lachend einmal<br />
im Kreis: „Ich gehe heute in der Jogginghose zur<br />
Schule und brauche keinen Ranzen, nur meine<br />
Sportsachen.“ Dann setzt er sich schnell an den<br />
Tisch und Papa spricht das Tischgebet: „Herr, wir<br />
danken dir für das gute Essen. Bitte bewahre David<br />
heute auf dem Sportfest und schenke, dass er<br />
immer nach deinem Willen fragt. Amen.“ Auf dem<br />
Weg zur Schule trifft David seinen Freund Felix.<br />
33
Felix ist gar nicht begeistert von diesem Tag, denn<br />
mit Sport kann er überhaupt nichts anfangen. Er ist<br />
klein, kugelrund und schnell außer Puste. Felix hat<br />
David schon oft gefragt, was er an den<br />
Sportstunden so toll findet. Obwohl die beiden<br />
Jungen so unterschiedlich sind, sind sie die besten<br />
Freunde. Felix hilft David oft in Mathe, denn darin ist<br />
er der Klassenbeste. Und David hilft Felix dafür im<br />
Sportunterricht. Der Sportwettbewerb findet auf<br />
dem Sportplatz neben der Turnhalle statt. Als David<br />
und Felix dort ankommen, müssen sie erst einmal<br />
schauen, wo ihr Sportlehrer ist, denn der ganze<br />
Platz ist voller Schüler und Lehrer. „Guten Morgen“,<br />
begrüßt Herr Leitner sie, als sie ihn gefunden<br />
haben, und macht auf seiner Liste einen Haken bei<br />
Felix und einen Haken bei David. „Jetzt fehlt nur<br />
noch Jana“, sagt er, um gleich darauf auch<br />
hinter Janas Namen einen Haken zu<br />
machen, denn sie kommt gerade<br />
angerannt. „Es gibt drei<br />
Stationen“, erklärt Herr<br />
Leitner dann. „Weitsprung,<br />
Weitwurf und 100-Meter-<br />
Lauf. An jeder Station<br />
stehen Lehrer, die eure<br />
Weite messen oder<br />
die Zeit stoppen.<br />
Beim Werfen und<br />
Springen habt ihr drei<br />
Versuche, den 100-<br />
Meter- Lauf dürft ihr<br />
nur einmal machen.<br />
Überall gibt es<br />
Punkte, die auf eure<br />
Kärtchen geschrieben<br />
werden alle Punkte<br />
zusammengezählt. Wir<br />
treffen uns um zwölf Uhr<br />
wieder hier, um die Fußbälle<br />
zu verteilen.“ David schaut<br />
hoffnungsvoll auf die roten Bälle, die<br />
Herr Leitner in einem großen Netz<br />
aufbewahrt. Wie gern möchte er so einen Ball<br />
haben. „Und jetzt viel Spaß und gutes Gelingen“,<br />
sagt Herr Leitner und beginnt die Kärtchen zu<br />
verteilen. Die Schüler nehmen ihre Kärtchen und<br />
laufen in alle Richtungen auseinander. David und<br />
Felix entscheiden, dass sie alle Stationen<br />
gemeinsam machen wollen und gehen zuerst zum<br />
Weitwurf. Dort ist gerade der Alleskönner Paul an<br />
der Reihe. Er schleudert seinen Arm durch die Luft,<br />
als müsse er einen Schwarm Bienen<br />
verscheuchen, dann nimmt er Anlauf und wirft den<br />
kleinen Ball mit viel Schwung nach vorne. David<br />
staunt: Paul kann wirklich weit werfen. Als nächstes<br />
ist Felix an der Reihe. Mit ganzer Kraft versucht er,<br />
den Ball nach vorne zu werfen, doch er landet im<br />
Gebüsch. „Macht nichts, probier es einfach noch<br />
mal. Schließlich hast du drei Versuche“, macht<br />
David ihm Mut. Doch so sehr sich Felix auch<br />
anstrengt, der Ball will einfach nicht dahin, wo er hin<br />
soll. Paul steht daneben und grinst. „Da kann ja<br />
meine Oma besser werfen“, sagt er spöttisch, bevor<br />
er weitergeht. „Hör einfach nicht hin“, sagt David,<br />
der jetzt mit Werfen an der Reihe ist. Die Bälle<br />
fliegen ganz gut und David bekommt 100 Punkte<br />
auf seinem Kärtchen eingetragen. Als Nächstes<br />
gehen die Jungen zum Weitsprung. Sie müssen<br />
einen Moment warten, bis sie an der Reihe sind,<br />
und sehen solange den anderen Kindern zu, wie sie<br />
mit viel Anlauf in die Sandgrube<br />
springen. Paul macht dabei<br />
natürlich wieder einen<br />
Riesenwirbel. Schließlich<br />
sollen ihn alle<br />
bewundern. David<br />
findet das affig,<br />
doch insgeheim<br />
hofft er, dass er<br />
noch weiter<br />
springen kann<br />
als Paul. Und<br />
tatsächlich –<br />
das Springen<br />
klappt bei<br />
David richtig<br />
gut. Er springt<br />
dreimal ganz<br />
weit in den<br />
weichen Sand<br />
und bekommt<br />
dafür 110 Punkte.<br />
David schaut froh auf<br />
sein Kärtchen. Jetzt<br />
fehlen ihm nur noch 90<br />
Punkte, um einen Ball zu<br />
gewinnen. „Das schaffe ich leicht“, denkt<br />
er und schaut zu, wie es bei Felix mit dem<br />
Weitsprung klappt. Sein Freund ist schon krebsrot<br />
im Gesicht, dabei hat er noch nicht einmal<br />
angefangen. „Seht euch den an, das wird lustig“,<br />
spottet Paul. Felix rennt los, springt viel zu früh ab<br />
und – landet kurz hinter dem Absprungbrett auf<br />
seinem Hosenboden. Auch die beiden anderen<br />
Versuche klappen nicht besser. Paul krümmt sich<br />
vor Lachen. Der Lehrer schimpft zwar mit ihm, doch<br />
Felix ist trotzdem bedient. Er hat Tränen in den<br />
Augen und will nicht mehr weitermachen. „Dieser<br />
34
löde Sport“, jammert er. „Ich kann das einfach<br />
nicht.“ David kommt seinem Freund zu Hilfe. „Lass<br />
dich von Paul nicht ärgern. Komm, wir treten beim<br />
Laufen zusammen an.“ David geht mit Felix zum<br />
100-Meter-Lauf und bittet den Lehrer, dass sie in<br />
einer Gruppe laufen dürfen. Der Lehrer erlaubt es<br />
und gemeinsam gehen sie an den Start. „Auf die<br />
Plätze – fertig – los!“ David, Felix und zwei andere<br />
Jungen laufen los. Felix gibt sich alle Mühe, doch<br />
die beiden Jungen haben ihn sofort überholt. David<br />
feuert ihn an: „Komm, du schaffst das!“ Er läuft<br />
genauso langsam wie Felix und denkt<br />
gar nicht mehr an seine Punkte, die er<br />
braucht, um den roten Fußball zu<br />
gewinnen. Er will einfach seinem<br />
Freund helfen. Und Felix rennt<br />
tatsächlich ein bisschen schneller.<br />
Gemeinsam kommen sie als Letzte im<br />
Ziel an. Felix keucht und japst – doch<br />
er hat es geschafft und ist glücklich.<br />
„Danke!“, sagt er atemlos zu David. „Du<br />
bist echt ein guter Freund.“ Paul<br />
verdreht die Augen und sagt leise,<br />
damit es der Lehrer nicht hört, zu<br />
David: „Wie kann man nur so dumm<br />
sein und dem auch noch helfen?“ „Lass<br />
Felix endlich in Ruhe!“, faucht David ihn<br />
an und schaut so grimmig, dass sogar<br />
Paul ein bisschen Angst bekommt. Um<br />
zwölf Uhr treffen sich die Schüler<br />
wieder bei Herrn Leitner. Die schönen<br />
Fußbälle liegen immer noch an ihrem<br />
Platz. David weiß, dass er nicht genug<br />
Punkte hat, um einen roten Ball zu<br />
bekommen, doch irgendwie macht ihm<br />
das nichts aus. Er ist froh, dass er<br />
seinem Freund geholfen hat. „Danke“,<br />
betet er leise, „danke, Herr Jesus, dass<br />
du mir die Kraft dazu gegeben hast,<br />
Felix zu helfen.“ Herr Leitner liest die<br />
Punkte der Kinder vor und verteilt die<br />
Fußbälle. „Jana hat 310 Punkte,<br />
herzlichen Glückwunsch!“, sagt er und<br />
gibt ihr einen Ball. Jana strahlt. „Paul<br />
hat 320 Punkte und bekommt auch<br />
einen Ball.“ Paul will sich gerade seinen<br />
Ball nehmen, da sagt Herr Leitner:<br />
„Paul, du bekommst zwar den Fußball,<br />
aber auch einen Eintrag ins<br />
Klassenbuch, denn ich habe gehört,<br />
dass du die Anderen geärgert hast.“<br />
Paul sieht auf einmal richtig geknickt<br />
aus. Auch Friederike, Jonas und Steffi<br />
bekommen einen Ball. Jetzt ist nur<br />
noch ein einziger Fußball übrig. David schaut in die<br />
Runde, wer ihn wohl bekommen wird. Doch<br />
plötzlich sagt Herr Leitner: „Der letzte Fußball ist für<br />
dich, David. Du hast zwar die 300 Punkte nicht<br />
erreicht, doch wir haben gesehen, dass du Felix<br />
geholfen hast, und so etwas wollen wir bei einem<br />
Sportfest auch belohnen. Hier, bitte schön.“ David<br />
kann es gar nicht fassen. „Danke“, sagt er und<br />
nimmt freudestrahlend seinen knallroten Fußball<br />
entgegen. David und Felix lachen sich an. Es ist<br />
schön, gute Freunde zu haben!<br />
35
Termine <strong>Juli</strong> 2018<br />
Datum * Uhrzeit Gottesdienst * Veranstaltung Anlass * Thema Prediger<br />
01.07 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />
und Kirchencafé<br />
Roelof<br />
Braad<br />
02.07 20:00 Aufwind Anbetungs- und<br />
Gebetsabend<br />
03.07. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
06.<br />
und 07.<br />
Arbeitseinsätze „rund um<br />
das Gemeindehaus“<br />
08.07. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />
und Kirchencafé<br />
Entdeckungen<br />
im Römerbrief<br />
Rüdiger<br />
Puchta<br />
10.07. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
11.07. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben<br />
mit Kopf und Herz<br />
15.07. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Entdeckungen<br />
im Römerbrief<br />
Rüdiger<br />
Puchta<br />
16.07. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
22.07. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Entdeckungen<br />
im Römerbrief<br />
Heinz<br />
Hepp<br />
23.07. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
29.07. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Willi<br />
Muschinski<br />
Weitere Hauskreisangebote finden nach Verabredung mit den Hauskreisteilnehmern statt!<br />
Termine <strong>August</strong> 2018<br />
Datum * Uhrzeit Gottesdienst * Veranstaltung Anlass * Thema Prediger<br />
05.08. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Rüdiger<br />
Puchta<br />
06.08. 20:00 Aufwind Anbetungs- und<br />
Gebetsabend<br />
07.08. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
08.08. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben<br />
mit Kopf und Herz<br />
12.08. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Heinz<br />
Hepp<br />
14.08. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
19.08. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Rüdiger<br />
Puchta<br />
21.08. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
22.08. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben<br />
mit Kopf und Herz<br />
26.08. 10:00 Gottesdienst und Kirchencafé Rüdiger<br />
Puchta<br />
28.08. 18:00 ASE – Diakoniearbeit:<br />
Sommerfest<br />
29.08. 19:00 Mitarbeiterabend: Gemeindejubiläum<br />
und Gemeindeprogramm<br />
Herbst - Winter 2018 / 2019<br />
36