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Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner Arbeit ausruhen können, so wie Gott am<br />
siebten Schöpfungstag von seinen Werken ruhte. Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner<br />
Arbeit ausruhen können, so wie Gott am siebten<br />
Schöpfungstag von seinen Werken ruhte.<br />
<strong>Februar</strong> / <strong>März</strong> 2019
EDITORIAL<br />
Es war, glaube ich, vor ungefähr 50 Jahren. In der Beethovenhalle in Bonn<br />
wurden die Absolventen einer Bibelschule verabschiedet. Wir wurden eingeladen,<br />
um mit unserer Band den musikalischen Rahmen zu bilden. Einer der<br />
Absolventen, heute ein sehr bekannter Evangelist, predigte aus Hosea 10 uber<br />
den Vers 12: „Pflüget ein Neues“.<br />
Wie lange können wir uns an Predigten erinnern? Jeder langjährige Nachfolger<br />
Jesu hat in seinem Leben sicher schon hunderte gehört. Die Halbwertzeit ist<br />
unterschiedlich, aber immer dann, wenn die Botschaft Jesu nicht nur unsere<br />
Ohren, sondern unser Herz erreicht, werden Predigten zu geistlichen<br />
Meilensteinen in unserem Leben.<br />
Predigten korrigieren uns, geben uns Mut und Zuversicht, helfen unseren<br />
Glauben zu festigen. Manchmal stellen sie sogar Weichen in unserem Leben und<br />
geben unserer Nachfolge einen neuen Schwerpunkt.<br />
Diese Predigt habe ich jedenfalls, auch nach so vielen Jahren, nicht vergessen.<br />
Sie hat etwas in mir verändert. Sie hat mir den Zusammenhang zwischen Saat<br />
und Ernte klar gemacht. Gott hat mir gezeigt, dass er Saat sehen möchte, er<br />
möchte die Keimlinge aufwachsen sehen und den Segen zu einer guten Ernte<br />
geben.<br />
Das Kapitel zehn in Hosea ist aktuell. Es passt in unsere Zeit. Unsere<br />
Gesellschaft, unsere Kirchen und manchmal auch Freikirchen haben sich dem<br />
Liberalismus verschrieben. Was macht heute noch den Unterschied aus? Ich bin<br />
zutiefst davon überzeugt, dass vor dem Hintergrund der stetig wachsenden<br />
Kirchenaustritte kein Liberalismus hilft, sondern eine Zurückbesinnung auf die<br />
Heiligkeit Gottes.<br />
Brauchen wir eine Erneuerung? Unmissverständlich: JA! Brauchen wir eine neue<br />
Begegnung mit dem lebendigen Gott? Eindeutig: JA!<br />
Was ist unsere Saat? Säen wir die Liebe, Güte und Gnade Gottes. Macht unser<br />
Leben den Unterschied?<br />
In dieser Ausgabe wollen wir uns diesem Thema widmen. Nicht in Kritik, sondern<br />
als Herzenwunsch, dass eine neue Saat aufgeht. Wir brauchen einen neuen,<br />
überfliessenden Segen unseres Schöpfers. Pflüget ein Neues!<br />
.<br />
„Wie mich der<br />
Vater gesandt<br />
hat, so sende<br />
ich euch.“<br />
UND WAS WIR SÄEN, IST JA<br />
NICHT SCHON DIE FERTIGE<br />
PFLANZE, SONDERN ES SIND<br />
NUR KÖRNER, SEI ES WEIZEN<br />
ODER ANDERES SAATGUT.<br />
1KOR 15,37<br />
GOTT ABER, DER DEM SÄMANN<br />
SAAT UND BROT SCHENKT,<br />
WIRD AUCH EUCH SAATGUT<br />
GEBEN. ER WIRD ES WACHSEN<br />
LASSEN UND DAFÜR SORGEN,<br />
DASS DAS GUTE, DAS IHR TUT,<br />
FRÜCHTE TRÄGT.<br />
2KOR 9,10<br />
»DIE ERNTE IST GROß, ABER ES<br />
GIBT NUR WENIGE ARBEITER«,<br />
SAGTE JESUS ZU SEINEN<br />
JÜNGERN.<br />
MT 9,37<br />
HABT IHR NICHT SELBST<br />
GESAGT: ›ES DAUERT NOCH<br />
VIER MONATE, DANN BEGINNT<br />
DIE ERNTE‹? ICH DAGEGEN SAGE<br />
EUCH: MACHT DOCH EURE<br />
AUGEN AUF UND SEHT EUCH DIE<br />
FELDER AN! DAS GETREIDE IST<br />
SCHON REIF FÜR DIE ERNTE.<br />
JOH 4,35<br />
LASST UNS ABER GUTES TUN<br />
UND NICHT MÜDE WERDEN;<br />
DENN ZU SEINER ZEIT WERDEN<br />
WIR AUCH ERNTEN, WENN WIR<br />
NICHT NACHLASSEN.<br />
GAL 6,9<br />
2
IMPRESSUM<br />
EFGG Erkelenz,<br />
Am Schneller 8-10,<br />
41812 Erkelenz<br />
EFGG Erkelenz ist vereinsrechtlich<br />
organisiert im<br />
GiFBGG<br />
(Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />
Gemeinde Gottes e.V.).<br />
Der GiFGG gehört zum FBGG<br />
(Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes<br />
e.V.) als Dachverband.<br />
Beide Vereine sind als gemeinnützig<br />
anerkannt –<br />
INHALT<br />
Autor<br />
Seite<br />
Editorial 2<br />
Inhalt / Impressum 3<br />
Impuls zum Monatsspruch Rüdiger Puchta 4<br />
Von der Matrix eines geistlichen Aufbruchs Pastor Dr. Heinrich<br />
6<br />
Christian Rust<br />
Säe den Samen des Glaubens Heinz Hepp 13<br />
Ich träume von einer Gemeindekirche Dr. Hans-Jürgen<br />
16<br />
Abromeit<br />
Ergebnisse der Gemeindebefragung Willi Muschinski 20<br />
Heil werden Pfr. (i.R.) Theo Enzner 24<br />
Nachrichten 28<br />
Power Kids (Davids Salbung) 33<br />
Termine und Intern 36<br />
Redaktion und Layout:<br />
Heinz Hepp<br />
inkontakt(@)efgg-erkelenz.de<br />
Bildnachweis: freie Bilder Pixabay<br />
Alle Artikel von externen Quellen sind<br />
entsprechend. gekennzeichnet<br />
Anschrift:<br />
Am Schneller 8-10,<br />
41812 Erkelenz<br />
Internet:<br />
www.efgg-erkelenz.de<br />
Gemeindepastor:<br />
Rüdiger Puchta,<br />
Am Schneller 10<br />
Telefon: 02431 / 5310<br />
Email: Pastor(@)efgg-erkelenz.de<br />
Seelsorger / Ältester:<br />
Heinz Hepp (BCE) Theologe<br />
Telefon: 02433 / 3079264<br />
Email: seelsorger(@)efgg-erkelenz.de<br />
Bankverbindung:<br />
Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />
Gemeinde Gottes e.V. Hamburger<br />
Volksbank<br />
IBAN: DE30 2019 0003 0000 1910 35 BIC:<br />
GENODEF1HH2<br />
3
Herr, wir bitten für unsere<br />
Gemeinde…<br />
Visionen, Bitten und Hoffnungen für die<br />
EFGG Erkelenz zum Jahresbeginn 2019<br />
Der alttestamentliche<br />
Prophet Jesaja schrieb<br />
einst im Namen Gottes:<br />
„Denn siehe, ich will ein<br />
Neues schaffen, jetzt wächst<br />
es auf, erkennt ihr's denn<br />
nicht? Ich mache einen Weg<br />
in der Wüste und<br />
Wasserströme in der<br />
Einöde“ (Jesaja 43,19).<br />
Ein guter Impuls zum Jahresbeginn. Denn er<br />
zeigt uns: So ist unser Gott! Er ist der HERR und<br />
ein „Freund und Liebhaber des Neuen“! Er hat alle<br />
Macht und es ist sein Wille, „Neues“ zu schaffen<br />
und zu bewirken. Das Zeugnis der Bibel ist dazu<br />
von der ersten bis zur letzten Seite sehr<br />
beeindruckend:<br />
• Gott befreit (auch in diesem Jahr wieder)<br />
alte, junge, kranke, sündige, vielbeschäftigte,<br />
träge, bedrückte, fremde, einsame, reiche, arme<br />
Menschen aller Art und Nationen aus ihrem alten<br />
Leben und führt sie auf seinen „neuen Wegen“ (Ps.<br />
25,10).<br />
• Deshalb schenkt er ihnen aus Gnade<br />
„neues Leben in Christus“ (2. Kor. 5,17) und eine<br />
„neue und lebendige Hoffnung“ (1. Petr. 1,3ff).<br />
• Deshalb können Menschen sein „neues<br />
Lied“ (Ps. 96,1) anstimmen, ihr „altes Lebenskleid<br />
ablegen“ (Eph. 4,22) und in „seinen neuen<br />
Kleidern“ (Jes. 61,10) ihre Gegenwart und Zukunft<br />
gestalten.<br />
• Deshalb können Menschen in der Kraft<br />
seines Geistes „ihren Sinn erneuern“ und prüfen,<br />
was sein Wille ist. (Röm. 12,2)<br />
• Deshalb können sie begeistert seinem<br />
„neuen Gebot der Liebe“ (Joh. 13,34) folgen und<br />
sich auf einen „neuen Himmel und eine neue Erde“<br />
freuen (2. Petr. 3,13).<br />
In den Anfangsjahren meiner Jesusnachfolge<br />
sangen wir gerne in der Marler Gemeinde einen<br />
besonderen Chorus, der unsere Freude und<br />
Anbetung an den „neuschaffenden Gott“ lebendig<br />
und wach hielt: „Halleluja, unser Gott macht alles<br />
neu, das alte Leben ist vorbei. Durch wunderbares<br />
Handeln kann er uns ganz verwandeln. Ein Leben,<br />
dürr wie Wüstenland, verwandelt er in<br />
Gartenland…“<br />
Das gilt es zu glauben und das eigene Leben<br />
darauf auszurichten. Und das ist auch unsere<br />
Botschaft an die Welt um uns herum: Wir glauben<br />
an einen HERRN, der Leben wirklich verwandeln<br />
kann. Wir glauben an einen HERRN, der<br />
Menschen zu seinen neuen Zielen führen will.<br />
Die Frage ist nur: Begeistert uns diese Vision<br />
und Glaubensperspektive noch so sehr, dass wir<br />
motiviert, freudig und zuversichtlich andere<br />
Menschen diesen „neuschaffenden“ HERRN<br />
bezeugen und verkünden? Nachfolger Jesu haben<br />
zwar in aller Regel auch gute, alte und bewährte<br />
Traditionen, aber sie verkünden und bezeugen in<br />
erster Linie nicht Traditionen und Formen, sondern<br />
den heiligen, liebenden und vor allen Dingen „neu<br />
schaffenden“ HERRN!<br />
„Halleluja, unser Gott macht alles neu…“:<br />
Erkennen wir das in unserer Gemeinde und ist<br />
das unsere Perspektive und Vision für die<br />
Zukunftsentwicklung unserer EFGG, dass<br />
unser Gott auch in unserer Mitte so wirkt und<br />
Neues schaffen kann und will? Oder müssen wir<br />
uns auch die Anfrage des Propheten Jesaja<br />
gefallen lassen: „Denn siehe, ich will ein Neues<br />
schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn<br />
nicht?“<br />
Das Erkennen seines Wirkens ist so eine<br />
Sache! Sicher, manches gleicht in unserem Leben<br />
und besonders auch in manchen Arbeitsfeldern<br />
der Gemeinde oftmals „dürrem Wüstenland“. Es<br />
gibt viele Baustellen, die in seinem Namen<br />
angepackt werden müssen: Die ausgewogene<br />
Unterstützung und Begleitung aller Glieder in der<br />
Gemeinde. Der Neustart einer Teen- und<br />
Jugendarbeit. Der weise Blick für das<br />
Wahrnehmen der Gemeinde in der Bevölkerung<br />
unserer Stadt. Die Bestandspflege unseres<br />
Gemeindehauses. Und so vieles andere mehr.<br />
Aber das andere gilt auch: Der HERR, „Freund<br />
und Liebhaber des Neuen“ baut seine<br />
Gemeinde - und ER ist schon längst auf seiner<br />
Baustelle. Er hat schon längst angefangen,<br />
Neues auszusäen und Wege in der Wüste und<br />
Wasserströme in der Einöde von Menschen zu<br />
wirken: Er wirkt und führt neue Geschwister in<br />
unsere Gemeinde! Er wirkt und hat schon lange<br />
neue Türen zur Verkündigung des Evangeliums<br />
aufgetan. Er wirkt und führt auch heute noch<br />
Geschwister tiefer in seine Wahrheit. Ist das nur
ein schöner Gedanke für fromme Träumer? Oder<br />
haben wir es nur noch nicht wirklich erkannt, was<br />
ER schon längst angefangen hat an Gutem und<br />
Neuem in unserem Leben und in unserer<br />
Gemeinde zu bewirken?<br />
Zum Jahresbeginn habe ich mich ernsthaft<br />
gefragt: Wie zuversichtlich gehen wir als EFGG<br />
in die Zukunft - wenige Wochen nach unserem<br />
70-jährigen Gemeindejubiläum?<br />
Können wir uns noch an unser<br />
Jubiläumsleitwort erinnern? „Jesus Christus,<br />
gestern, heute und derselbe auch in<br />
Ewigkeit.“(Hebr. 13,8) Gilt das eigentlich nur für die<br />
zurückliegende Geschichte unserer Gemeinde?<br />
Was trauen wir Jesus heute in unserer Mitte an<br />
„Neuschaffendem“ zu? Was haben wir aus dem<br />
Jubiläumsjahr unserer Gemeinde mitgenommen -<br />
als Segen für einen fröhlichen und gemeinsamen<br />
Aufbruch? Wir haben doch im Festgottesdienst<br />
dafür ernsthaft gebetet!<br />
Sind es nur wehmütige Erinnerungen an eine<br />
gute und fruchtbare Zeit mit Gottes Segen und<br />
kleinen und großen Wundern? Gesegnete<br />
Zeiten hat es ohne Frage gegeben. Gott hat<br />
gewirkt und „Neues“ geschaffen: Zum Beispiel<br />
beim Grundstückserwerb für das Gemeindehaus<br />
oder in Zeiten einer lebendigen Jugendarbeit. Es<br />
gab so etwas, wie eine „erweckliche Zeit“ in der<br />
Gemeinde als Frucht seines Wirkens. Die<br />
Geschwister lebten beigeistert, mit großer Treue<br />
und Opferbereitschaft, ihre Jesusnachfolge. Die<br />
Gemeinde war sogar „sehr beweglich“ und die<br />
Geschwister nahmen mehrmals wöchentlich weite<br />
Wege auf sich: Stubenversammlungen in Rath-<br />
Anhoven oder in Mönchengladbach. Später dann<br />
Gottesdienste im Sportheim in Granterath. Nicht<br />
zu vergessen, der herausfordernde Bau des<br />
Gemeindehauses in kraftraubender Eigenleistung.<br />
Ja, wir durften beim 70-jährigen Jubiläum dankbar<br />
und staunend auf so manches an dieser Stelle<br />
zurückblicken. Ja, unser Gott hat in der Geschichte<br />
unserer Gemeinde viel „Neues geschaffen und<br />
bewegt“ in seinem gnädigen Handeln.<br />
Aber gilt das nur für das „Gestern“ der<br />
Gemeinde? Beflügelt uns das auch im „Heute“<br />
unseres Gemeindelebens? Wie (er)leben wir<br />
heute unsere Begeisterung für diesen großartigen<br />
HERRN und „Erneuerer allen Lebens“? Wie leben<br />
wir heute - 50 (unser Gemeindehaus feiert<br />
übrigens in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag!)<br />
bis 70 Jahre später - „unsere Vision von<br />
Gemeinde“?<br />
Eines ist klar: Er will auch heute Neues schaffen<br />
und wirken! Weil ER der unveränderliche HERR<br />
und Gott ist - gestern, heute und derselbe auch in<br />
Ewigkeit. Erkennen wir sein „neu schaffendes“<br />
Wirken unter uns? Ich frage mal ganz konkret:<br />
Was darf es uns heute kosten? Wie beweglich sind<br />
wir heute in Strukturfragen des Gemeindelebens?<br />
Welche Wege sind wir heute bereit, für seine und<br />
unsere Gemeinde zu investieren? Und: Welche<br />
zielführenden Rückschlüsse ziehen wir aus der<br />
großen Umfrageaktion anlässlich des Jubiläums<br />
für unsere Zukunftsvision als EFGG Erkelenz?<br />
Im Laufe des Jahres wird es immer wieder<br />
Gemeindeversammlungen und Mitarbeitertreffen<br />
geben. Die finanzielle Situation der Gemeinde<br />
muss immer wieder neu mit allen erörtert und<br />
verantwortlich durchdacht werden. Daneben<br />
stellen sich viele andere Fragen, denen wir uns<br />
auch immer wieder neu stellen müssen: Wie<br />
kommen wir unserem Auftrag nach, Salz und Licht<br />
in Erkelenz zu sein? Wie nehmen wir unsere<br />
gegenseitige Verantwortung in der Begleitung von<br />
Geschwistern in schwierigen Lebenslagen wahr?<br />
Wie könnte ein neuer Aufbruch für Teens und<br />
Jugendliche in unserer Gemeinde denn ganz<br />
praktisch aussehen?<br />
Am Ende wird es nicht so sehr - bei aller<br />
Wichtigkeit guter gemeindlicher Strukturen und<br />
Konzepte - auf neuen Aktionismus ankommen,<br />
sondern darauf, das zu erkennen, was ER schon<br />
längst angefangen hat in unserer Mitte zu wirken<br />
und die richtigen Rückschlüsse daraus zu ziehen.<br />
Auf dem letzten FBGG-Tag im vergangenen<br />
November in Gudensberg habe ich ein Lied<br />
gelernt, das uns als singendes Gebet den<br />
„neuschaffenden“ Gott in seiner Majestät als<br />
großartige Vision anbetend und bittend vor<br />
Augen malt :<br />
„Herr, wir bitten für unsere Gemeinde: Lass<br />
sie strahlen wie ein Feuer in der Nacht. Dass sie<br />
vielen zum Zufluchtsort werde. Und zum Spiegel<br />
deiner göttlichen Macht. Dass Verlorene in ihr<br />
Heimat finden, die Verzagten neue Zuversicht.<br />
Dass dein Wort uns zum Wegweiser werde. Und<br />
die Menschen einander zum Licht. Wir wollen dir<br />
entgegengehen. Und was du willst, das soll<br />
geschehen.<br />
HERR, wir bitten für unsere Familien: Dass<br />
wir lernen unser Leben zu teilen. Und in guten und<br />
schwierigen Zeiten hüll uns in deinen Frieden ein.<br />
Lehre uns aufeinander zu achten. Und auf deine<br />
5
Versorgung zu baun. Unsere Sicherheit bei dir zu<br />
finden, unsere Sorgen dir anzuvertrauen.<br />
HERR, wir bitten für unseren Nächsten.<br />
Lehre uns mit deinen Augen zu sehen. Ihn<br />
beständig als wertvoll zu achten, ihn zu segnen<br />
und zu ihm zu stehen. Ihm mit offenem Ohr zu<br />
begegnen. Ihn zu tragen, wenn ihn Dunkel umgibt.<br />
Dass er anders ist, zu akzeptieren, weil du ihn<br />
ohne Vorbehalt liebst.<br />
Mache du uns zur Stadt auf dem Berge. Deren<br />
Lichter man weithin sieht. Und mach du uns zum<br />
Salz dieser Erde. Dass viele es sehen und mit dir<br />
gehen.“ (WIR BITTEN * Arne Kopfermann * 2014)<br />
Von ganzem Herzen wünschen wir allen ein<br />
offenes Herz für IHN, den „Neues schaffenden“<br />
HERRN und SEIN Wirken in unserer Mitte. Auf<br />
dass wir IHM frohen Mutes folgen und „neu<br />
entdecken“, wie sehr ER uns liebt und was ER<br />
schon längst angefangen hat, in unserer Mitte zu<br />
tun.<br />
Mit besten Grüßen und Wünschen,<br />
Rüdiger Puchta<br />
Von der Matrix eines<br />
geistlichen Aufbruchs<br />
Predigt zu Jeremia 3, 21- 4,4<br />
Braunschweiger Friedenskirche-<br />
Pastor Dr. Heinrich Christian Rust<br />
Heinrich Christian Rust ist ein deutscher,<br />
baptistischer Geistlicher, Theologe und Autor. Er ist<br />
verheiratet und hat drei Kinder.<br />
Ist das nicht herrlich!<br />
Das hätte ich mir nach diesem langen Winter<br />
kaum träumen lassen. Unser Apfelbaum war ja<br />
fast unter der Last des Schnees<br />
zusammengebrochen und bis in den April hinein<br />
streckte er seine kargen Äste in die immer noch<br />
kühle Luft. Aber jetzt dieser herrliche<br />
Blütenaufbruch!<br />
Das ist doch jedes Jahr ein Schauspiel der<br />
Lebenskraft der Schöpfung, oder noch besser<br />
gesagt, des Schöpfers. Da schießen die neuen<br />
Lebenssäfte hinauf bis in die letzten Zweige und<br />
das frische Grün treibt hervor.<br />
„Eigentlich“, so sinniere ich dort unter dieser<br />
Blütenpracht staunend, „eigentlich, hat es mein<br />
Apfelbaum ja gut. Jedes Jahr kann er von neuem<br />
beginnen. Frühling ein Symbol des neuen<br />
Anfangs, den Aufbruchs!<br />
Der Baum wird ja vielfach als Symbol für das<br />
Leben gesehen. Ja, auch der Lebensbaum<br />
braucht immer wieder solche Neuanfänge,<br />
solche Aufbrüche. Will ich das eigentlich? Ist das<br />
nicht auch anstrengend?<br />
Wie sieht es bei Ihnen, bei Dir aus?<br />
Gibt es in Deinem Leben auch diese<br />
vorfrühlingshafte Sehnsucht nach einem neuen<br />
Anfang, nach einem Neubeginn, einem neuen<br />
Aufbruch? Kennst Du auch diesen Durst nach<br />
neuem Leben?<br />
Kürzlich stellte mir ein Journalist die Frage:<br />
„Wenn Sie Ihr Leben noch einmal von vorne<br />
beginnen könnten, was würden Sie dann anders<br />
machen?“ – So schnell fiel mir dazu nichts ein.<br />
Doch dann kam der eine oder andere Gedanke<br />
und auch eine zweite Frage des Journalisten:<br />
„Warum machen Sie es denn jetzt nicht anders?“<br />
– Da musste ich noch weiter nachdenken.<br />
Sicher, manches kann man ja nicht ändern im<br />
Leben, aber dennoch ist da doch für viele von<br />
uns sogar bis ins hohe Alter hinein dieser Durst<br />
nach dem Lebenssaft, nach dem Aufbruch. Und<br />
immer und immer wieder überrascht uns Gott mit<br />
seiner Lebenskraft, nicht nur im Frühling.<br />
Es ist, als wenn Gott unser heutiges Leitwort in<br />
diesem Gottesdienst uns zurufen möchte:<br />
Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben!<br />
(Jer. 29,11)<br />
Da denke ich an Nicolai oder an Oswald, zwei<br />
gestandene Männer. Sie haben in ihrem Leben<br />
viel gearbeitet und auch ein voll gepacktes<br />
Leben gehabt. Doch erst jetzt haben sie die<br />
Einladung Jesu gehört, der zu ihnen sagte:<br />
Folge Du mir nach! Und sie haben diese<br />
Aufforderung angenommen. Da war es, als<br />
wenn neue Lebenskraft in die Seele schießt und<br />
die Augen füllten sich mit Freudentränen. Nicht<br />
6
alle Fragen waren beantwortet, aber da ist eine<br />
neue Lebenskraft von Gott geflossen.<br />
Diese Lebenskraft will heute auch zu Dir und mir<br />
neu fließen.<br />
„Ich will auch Dir Zukunft und Hoffnung geben“<br />
sagt der lebendige Gott.<br />
Aber er sagt es nicht nur jedem persönlich, nein,<br />
ich glaube er sagt es auch seiner Kirche, die in<br />
diesen Tagen gerüttelt und geschüttelt wird. Ein<br />
Leiter eines großen evangelischen Werkes in<br />
der Schweiz musste sich mit der Tatsache<br />
auseinandersetzten, dass auch dort sexueller<br />
Missbrauch geschehen war. „Das hätte ich<br />
niemals für möglich gehalten! Doch nun ist es<br />
ans Licht gekommen und nicht nur das; die<br />
Tageszeitungen haben ihre Schlagzeilen. Die<br />
Kirche hinterlässt nicht nur Segensspuren,<br />
sondern hat auch einen großen Flurschaden<br />
nach sich gezogen!“ sagt er traurig. Ja, vieles,<br />
sehr vieles in der Geschichte der Kirche, der<br />
Kirchen und auch der Freikirchen wirft seine<br />
Schatten. Auch hier braucht es einen wirklichen<br />
neuen Aufbruch, nicht nur eine leichte Korrektur,<br />
sondern einen neuen geistlichen Frühling. Die<br />
Zukunft der Kirchen in unserem Land bekommt<br />
ein neues Gesicht.<br />
„ Ich will Euch Zukunft und Hoffnung geben“. Gilt<br />
auch den Kirchen diese Verheißung?<br />
Ganz sicher, und noch weiter. Die Liebe Gottes<br />
ist ja nicht beschränkt auf einige wenige- nein,<br />
sie gilt allen Menschen zugleich. Geht es mit<br />
dieser Welt nun immer mehr deutlich bergab?<br />
Rasen wir auf den Weltuntergang zu?<br />
Vulkanasche, ertrinkende Inseln,<br />
menschenverachtende Regime und Systeme,<br />
brennende Ölteppiche…und noch weitere<br />
Ausläufe der niemals zu sättigenden<br />
menschlichen Habgier lassen den<br />
Zukunftshorizont verdunkeln. Die meisten von<br />
uns haben begriffen, dass wir auch in unserer<br />
finanziellen Sicherheit nicht so fest dastehen,<br />
wie wir es lange Zeit angenommen haben. Wir<br />
haben von der Verschuldung Griechenlands<br />
gehört und schon kommen auch andere Länder<br />
ist Schwanken. „Mitgehangen, mitgefangen!“ hat<br />
man früher gesagt. Heute fragen die Experten,<br />
ob denn hier ein Domino-Effekt eintreten kann.<br />
Diese Frage ist berechtigt. Aber die Frage ist<br />
auch berechtigt, was das Ganze denn mit dem<br />
eigentlichen Dominus, dem Herrn aller Herren zu<br />
tun hat. In der Jüdischen Allgemeinen<br />
Wochenzeitung war kürzlich folgender<br />
Kommentar zu lesen:<br />
„Die einen meinen, Barack Obama, Angela<br />
Merkel und andere Staatschefs regieren die<br />
Welt. Andere sagen, die Finanz-und<br />
Wirtschaftslenker bestimmen, wo es<br />
langgeht. Wir denken, wir könnten<br />
bestimmen, wann, wie und wo wir etwas<br />
erledigen: morgen ein wichtiger<br />
Geschäftstermin in München, ein kurzes<br />
Wochenende auf Mallorca? Denkste. Ein<br />
kleiner isländischer Vulkan kann den<br />
gesamten europäischen Flugverkehr<br />
lahmlegen, hunderttausende Passagiere<br />
festsetzen, der Wirtschaft Milliardenverluste<br />
zufügen. Einfach so. Nennen Sie es<br />
Schicksal oder Naturgewalt. Ich denke, es ist<br />
der, den König David in seinen Psalmen<br />
erwähnt: „Er, der den Himmel mit Wolken<br />
bedeckt“.<br />
Ein erstaunlicher Kommentar, eine<br />
bemerkenswerte Stimme bei all dem Gerede von<br />
Lösungsansätzen und Krisenstrategien. Zwar<br />
schlagen viele Proteste, wenn unsere neue<br />
niedersächsische Sozialministerin Aygül Ozkan<br />
das Kruzifixverbot in den Schulen propagiert.<br />
Dann stimmen doch viele der Regierung zu, die<br />
behauptet, das „Kreuz sei ein Ausdruck<br />
deutscher Tradition“ und es solle dort auch in<br />
den Schulen hängen bleiben. Ja, das soll es<br />
auch, wenn es uns doch auch an den erinnern<br />
würde, dem alle Macht im Himmel und auf der<br />
Erde gegeben ist! Er ruft auch uns in unserem<br />
Land und den Menschen in den Krisenherden<br />
dieser Welt zu: „Ich will euch Zukunft und<br />
Hoffnung geben!“.<br />
Neue Anfänge, ein neuer Frühling- nicht nur an<br />
meinem Apfelbaum, sondern auch am<br />
Lebensbaum.<br />
Nur, nach welchem Muster läuft ein solcher<br />
geistlicher Frühling denn ab? Gibt es überhaupt<br />
eine „Brutstätte“ eines solchen Aufbruchs bei<br />
uns persönlich, in den Kirchen oder auch in<br />
unserem Land?<br />
Wenn wir so nach einem Grundmuster, einer<br />
Geburtsstätte von neuem fragen, hat sich in der<br />
neudeutschen Sprache ein Ausdruck aus der<br />
alten lateinischen Sprache immer mehr<br />
eingeschlichen. Wir sprechen von der Matrix.<br />
Matrix (lat. Gebärmutter, Grundmuster,<br />
Brutstätte)<br />
Wie also könnte ein Grundmuster für einen<br />
geistigen, geistlichen Frühling aussehen?<br />
Ich lade uns ein, dass wir heute darüber<br />
nachdenken und so lautet mein Predigtthema:<br />
7
VON DER MATRIX EINES GEISTLICHEN<br />
AUFBRUCHS<br />
Immer, wenn ich mir über dieses Thema<br />
Gedanken mache, führt mich der Geist Gottes<br />
an einen bestimmten Ort. Ich will Dich heute<br />
einmal mitnehmen. Wir werden geführt von dem<br />
Propheten Jeremia, der im 7. Jahrhundert vor<br />
Christus genau an dieser Fragestellung innerlich<br />
fast zerbrochen ist. . Er will uns an die Hand<br />
nehmen und führt uns in das galiläische<br />
Hochland. Dort oben ist es kühl und kahl. Kaum<br />
ein Baum oder Gebüsch ist noch dort. Oben auf<br />
den Bergen, da haben die Menschen schon<br />
immer nach Gott gesucht. Da sehen<br />
wir Steinhaufen, es sind Relikte<br />
eines Opferdienstes. Aus<br />
der Schlucht kommt uns<br />
der Lärm einer Gruppe<br />
entgegen, die einem<br />
fremden Gott, bzw.<br />
Götzen opfert und<br />
singt. Sie nennen ihn<br />
Baal. Es ist nicht<br />
einsam auf diesen<br />
religiösen, kahlen<br />
Hügeln. Auch heute<br />
nicht. Da sagt uns der<br />
Prophet: - „Psst, sei<br />
einmal still! Hörst du das?<br />
Hört ihr es? Da ist das Gewimmer,<br />
das Winseln, wie von kleinen Kindern.<br />
Da, das sind die Kinder Israel! Sie sind<br />
wie Umhergetriebene. Sie rennen ziellos<br />
und unzufrieden umher, als würden sie<br />
etwas suchen, und sie verlieren immer<br />
mehr. Ihre Gesichter sind voller Traurigkeit<br />
und Bitterkeit. Ihre Körper sind<br />
abgemergelt und sie sind lustlos.<br />
„Das sind sie.“ Flüstert uns vielleicht<br />
der Prophet zu. „Das sind die<br />
eigentlich Auserwählten Gottes! –<br />
Hier oben treiben sie sich herum. Aber sie sind<br />
arm und elend. Gott hat sie berufen und in dieses<br />
Land geführt. Er hat zu ihnen gesprochen und<br />
sie haben seine Wunder gesehen. Aber all das<br />
reichte ihnen nicht. Sie wollten immer mehr,<br />
mehr, mehr…Und dann machten sie<br />
Kompromisse. Sie opferten nicht nur Gott,<br />
sondern auch anderen Göttern. Je mehr sie<br />
anderes zum Gott machten, umso mehr verloren<br />
sie IHN und das Leben. Die Weiden werden kahl.<br />
In Jerusalem lebt man in Saus und Braus, und<br />
doch in dem Empfinden “Wir stehen an einem<br />
Wendepunkt unserer Geschichte. Sollte ein<br />
Neuanfang noch möglich sein? Hat Gott sich<br />
auch von uns abgewandt? Hat Gott uns<br />
verlassen?“<br />
Doch hören wir noch einmal, wie uns diese<br />
Begebenheit Jeremia selber in seinem Buch<br />
beschreibt.<br />
Jeremia 3,21-4,4<br />
21 Man hört ein klägliches Heulen und Weinen<br />
der Israeliten auf den Höhen, weil sie übelgetan<br />
und den HERRN, ihren Gott, vergessen haben.<br />
22 Kehrt zurück, ihr abtrünnigen Kinder, so will<br />
ich euch heilen von eurem Ungehorsam. »Siehe,<br />
wir kommen zu dir; denn du bist der HERR,<br />
unser Gott. 23 Wahrlich, es ist ja nichts<br />
als Betrug mit den Hügeln und mit<br />
dem Lärm auf den Bergen.<br />
Wahrlich, es hat Israel keine<br />
andere Hilfe als am HERRN,<br />
unserm Gott. 24 Der<br />
schändliche Baal hat gefressen,<br />
was unsere Väter erworben<br />
hatten, von unsrer Jugend an,<br />
ihre Schafe und Rinder, Söhne<br />
und Töchter. 25 So müssen wir<br />
uns betten in unsere Schande,<br />
und unsre Schmach soll uns<br />
bedecken. Denn wir haben<br />
gesündigt wider den HERRN, unsern<br />
Gott, wir und unsere Väter, von unsrer<br />
Jugend an bis auf den heutigen Tag, und<br />
haben nicht gehorcht der Stimme des<br />
HERRN, unseres Gottes.«<br />
1 Willst du dich, Israel, bekehren, spricht der<br />
HERR, so kehre dich zu mir! Und wenn du deine<br />
gräulichen Götzen von meinem Angesicht<br />
wegtust, so brauchst du nicht mehr<br />
umherzuschweifen, 2 und wenn du ohne<br />
Heuchelei recht und heilig schwörst: »So<br />
wahr der HERR lebt«, dann werden<br />
Völker sich Segen wünschen durch ihn<br />
und sich seiner rühmen. 3 Denn so spricht der<br />
HERR zu denen in Juda und zu Jerusalem:<br />
Pflüget ein Neues und säet nicht unter die<br />
Dornen! 4 Beschneidet euch für den HERRN<br />
und tut weg die Vorhaut eures Herzens, ihr<br />
Männer von Juda und ihr Leute von Jerusalem,<br />
auf dass nicht um eurer Bosheit willen mein<br />
Grimm ausfahre wie Feuer und brenne, sodass<br />
niemand löschen kann.<br />
Ein starkes Wort Gottes- damals und heute. Und<br />
ich sehe dabei nicht einen drohenden und<br />
tobenden Gott, sondern einen Gott, der sich vor<br />
8
Liebe zerreißt, einen Gott, der es Frühling<br />
werden lässt, nicht nur auf den Feldern unserer<br />
Gärten, sondern auf den Äckern unseres<br />
Lebens. Ich erkenne darin einige Konturen<br />
dieser Matrix, dieses Grundmusters, wie ein<br />
solcher Aufbruch geistlich geschehen kann.<br />
Einige dieser Konturen will ich uns aufzeigen.<br />
1 Die MOTIVATION zum Aufbruch<br />
Mit diesen Aussagen lädt uns der Prophet ein,<br />
doch einmal genau hinzuschauen, was hier<br />
eigentlich los ist. Er will uns sozusagen eine<br />
Lesehilfe für die Deutung unseres Lebens<br />
geben, er nimmt unseren Zustand unter die<br />
Lupe. Da sehen wir Bilder, die sind nicht so<br />
schön: Kahle Hügel, weinende Menschen. Da<br />
fallen Worte wie<br />
„ausgeplündert“ oder „Treulosigkeit“. Da ist von<br />
einer Kultur des „Umherschweifens“ die Rede.<br />
Da wird nicht nur auf einen äußerlichen Zustand<br />
Bezug genommen, sondern hier schwingt auch<br />
das innere Lebensgefühl mit. Vielleicht ist es gut<br />
beschrieben mit diesem Wort „umherschweifen“.<br />
Es zeigt zum einen diese innere Ruhelosigkeit<br />
und zum anderen die Sehnsucht nach Lösungen<br />
an. Ein Lebensgefühl das heute viele Menschen<br />
kennen. Ja, da geht man von einem zum<br />
anderen, man hopst und chattet durchs Leben in<br />
der Hoffnung irgendwie immer noch mehr zu<br />
bekommen, aber man verliert immer mehr. Das<br />
Leben ist voll gepackt mit diesem<br />
Umherschweifen – nicht nur im Internet, auch in<br />
den Lebensbeziehungen. Das Ergebnis hat hier<br />
auch einen Namen „Treulosigkeit“. Wir würden<br />
es heute vielleicht auch so beschreiben, dass wir<br />
uns nirgendwo mehr so richtig zuhause fühlen,<br />
dass wir unsere Heimat verloren haben. Wir sind<br />
unabhängig und springen – genau so wie die<br />
Kinder Israels damals- von einem Hügel zum<br />
anderen- wir springen, aber wir werden nicht<br />
mehr geführt. Wir brechen ständig auf, aber<br />
kommen nie an; wir sagen wir sind frei, und<br />
verlieren alle unsere Wurzeln, die uns Festigkeit<br />
gegeben haben. Umhergetrieben. Ein immer<br />
mehr , und mehr ausgeplündertes Leben. „Es<br />
muss doch mehr geben!“ sagen wir uns.<br />
Genauso wie die Kinder Israels damals. Wenn<br />
das alles ist, was dieser Gott uns bietet, dann<br />
machen wir eben noch andere Altäre im Leben<br />
auf. Die Bibel spricht hier von Götzen.<br />
Götzen sind Personen, Dinge oder Werte die<br />
wir verehren und denen wir so viel<br />
Aufmerksamkeit zuwenden, wie sie nur dem<br />
lebendigen Gott zusteht.<br />
Der Weg in diese Götzendienerei ist immer der<br />
gleiche. Er wird motiviert durch Habgier,<br />
Habgier, Habgier. Wir wollen immer mehr, mehr,<br />
mehr. Aber wir suchen dieses „mehr“ nicht bei<br />
dem lebendigen Gott der Bibel, sondern in<br />
anderen Quellen.<br />
Am Anfang steht da Gott, doch dann kommt da<br />
noch ein Götze dazu, nennen wir ihn einmal<br />
heute nicht Baal, sondern „x“. Das kann für alles<br />
Mögliche stehen, was unsere Aufmerksamkeit,<br />
unsere Zeit, unsere Kraft und unser Geld<br />
beansprucht, der Beruf oder auch unsere<br />
Familie oder Freizeitgestaltung. So beginnt der<br />
Götzendienst, aus Gott, wird nun ein „Gott + x“.<br />
Doch schon bald kann es sein, dass Gott selber<br />
sich immer mehr zurückhält, weil er keine<br />
anderen Götter oder Götzen neben sich haben<br />
will. Und mehr oder weniger bewusst geschieht<br />
ein weiterer Schritt aus „Gott+x“ wird nun ein<br />
„x+ Gott“. Nicht mehr Gott ist mir das Wichtigste<br />
im Leben, sondern mein x, meine Arbeit, meine<br />
Familie, mein Ding. Die Unruhe nimmt ihren<br />
Lauf. Und schließlich ist da nicht mehr nur ein x,<br />
sondern viele Dinge tun sich auf, sie alle wollen<br />
ungeteilte Aufmerksamkeit, sie alle wollen einen<br />
Altar in unserem Leben haben. Und so entsteht<br />
die Formel für diesen Betrieb, den der Prophet<br />
Jeremia uns beschreibt<br />
„x+x+x…+Gott“.<br />
Kennst Du das? Da hilft es nicht, dass wir die<br />
Augen einfach verschließen und meinen, es wird<br />
schon wieder anders werden. Ein solches<br />
Götzen-Grundmuster raubt uns das Leben.<br />
Was erkennst Du unter der Lupe des Wortes<br />
Gottes?<br />
Soll es so weitergehen? Was motiviert Dich zu<br />
einem neuen Aufbruch?<br />
Wie groß muss die Not erst werden, damit ich<br />
bereit bin für eine Veränderung, einen neuen<br />
Aufbruch?<br />
Die Not lässt Dich vielleicht noch nicht so<br />
weinen, wie damals dort auf den Hügeln. Aber<br />
sie ist in der Anlage bei vielen religiösen<br />
Menschen heute vorhanden und da ist dieses<br />
„Umherschweifen“, dieses Gefühl „ Ich bin<br />
ausgeplündert“ und vor allen Dingen diese<br />
Schmerzen. Wie kommt man aus dieser<br />
Situation heraus?<br />
Soll man überhaupt daraus kommen?<br />
Müssen wir es vielleicht auch lernen, mit den<br />
vielen Defiziten, den kahlen Hügeln und dem<br />
Gejammer auszukommen? Müssen wir uns<br />
hineinbeugen in dieses Leben? Sollen wir uns an<br />
die kahlen Äste gewöhnen oder dürfen wir auf<br />
9
einen Frühling hoffen? Haben wir überhaupt<br />
noch eine Chance neu zu beginnen?<br />
Das führt mich zu einem zweiten Merkmal dieser<br />
Matrix eines neuen geistlichen Aufbruchs.<br />
2 Die Möglichkeit zur Umkehr<br />
Hören wir noch einmal hinein in das Wort, denn<br />
hier spricht Gott ja selber von einer Möglichkeit<br />
der Umkehr, des Neuanfangs.<br />
Wenn du umkehrst, Israel, zu mir umkehrst;<br />
wenn du deine abscheulichen Götzen<br />
wegschaffst, dann brauchst du nicht mehr<br />
umherzuschweifen! (Jer. 4,1)<br />
Bitte, haben wir hierbei doch nicht einen<br />
drohenden Gott vor Augen, sondern einen Gott,<br />
dessen Herz vor Liebe durchbrennt. Er selber,<br />
der lebendige Gott, eröffnet hier eine Möglichkeit<br />
der Umkehr, der Buße, eines neuen Anfangs, ist<br />
das nicht wunderbar!<br />
Heute haben Menschen zuweilen die Meinung,<br />
sie könnten sich schon aussuchen, ob sie denn<br />
Buße tun wollten, ob sie denn umkehren wollten<br />
zu Gott. Wer sagt uns denn, dass die Tür immer<br />
offensteht? Wer sagt uns denn, dass Gott<br />
überhaupt noch an einer Umkehr von mir, und<br />
Dir interessiert ist, nachdem wir ihn immer und<br />
immer und immer wieder enttäuscht haben? Wer<br />
sagt uns das? – Gott selber sagt es uns heute in<br />
diesem Wort sehr konkret.<br />
„ Kehr um“. Allerdings wird er uns nicht dazu<br />
zwingen. Er hat jeden Menschen hier in eine<br />
eigene Verantwortung gestellt. Es ist wunderbar<br />
zu erleben, wenn Menschen auch im hohen Alter<br />
noch umkehren können; das ist eine besondere<br />
Gnade. Ich habe leider zu oft erlebt, dass<br />
Menschen zwar immer einmal vorhatten, zu Gott<br />
umzukehren, aber sie hatten einfach keine Zeit<br />
dazu; alles andere war ihnen wichtiger. Was<br />
aber kann wichtiger sein als Gott in unserem<br />
Leben, was? Und dennoch geschieht es. Andere<br />
haben Argumente, Fragen, Ausreden und<br />
Sonstiges- nein, sie sind ja nicht gegen Gott,<br />
aber sie sind auch nicht für ihn. „Bekehren kann<br />
ich mich immer noch!“- so ist die Einstellung<br />
vieler Menschen. Gott wird wohl immer, bis zum<br />
letzten Atemzug eines Menschen darauf warten,<br />
dass dieser zu ihm umkehrt, aber viele<br />
Menschen haben dann nicht mehr die Kraft oder<br />
das geistige Vermögen, eine Umkehr zu<br />
vollziehen. Sie haben die Umkehr verpasst und<br />
sind ein Jahr ums andere in die verkehrte<br />
Richtung unterwegs gewesen, immer weiter von<br />
Gott weg.<br />
Wenn aber eine Umkehr geschieht, so ist das so,<br />
als würden alle Lebensquellen sich neu auftun.<br />
Buße, Umkehr hat immer auch unterschiedliche<br />
Ebenen. Da geht es nicht nur um ein Gefühl von<br />
Reue. „ Ja, es tut mir leid, Gott!“ – Nein, es geht<br />
nicht nur um Gefühle, es geht auch um konkrete<br />
Verhaltensänderungen. Da sollen die<br />
„abscheulichen Götzen weggeschafft werden“.<br />
Da geht es um eine neue Sortierung im<br />
Terminkalender, im Herzen, im Portemonai, in<br />
den Beziehungen meines Lebens. Umkehr ist<br />
nicht mit einem Wort abgetan. Wenn Du in einem<br />
Auto fährst, und Du merkst, Du musst umkehren,<br />
weil Du auf einem falschen Weg bist, dann hilft<br />
es doch nichts, wenn Du laufend sagst: „ Ich<br />
bereue es, dass ich diesen Weg eingeschlagen<br />
bin. Es tut mir so leid. Ich fühle mich schon ganz<br />
elend. Ich meine es wirklich erst: Ich will<br />
umkehren!“ aber…du tust es nicht. Umkehr ist<br />
also nicht nur etwas in Gedanken oder Gefühlen,<br />
Umkehr ist auch eine aktive Tat, die Gott uns<br />
ermöglicht.<br />
Und dann ist da diese tiefere Ebene. Es ist die<br />
persönliche Beziehungsebene. Sie klingt an in<br />
unserem Text. Wie heißt es doch da: „Wenn du<br />
umkehrst, wenn Du zu mir umkehrst…“.<br />
Wir sind erst umgekehrt, wenn wir bei ihm<br />
angekommen sind. Wie bewegend ist es, wenn<br />
Menschen diesen Schritt tun. Es ist auch eine<br />
Hilfe, wenn wir es unter Zeugen tun, wenn also<br />
andere Menschen etwas davon mitbekommen.<br />
Bekehrung zu Gott ist nichts Heimliches. Buße<br />
ist die größte Quelle der Freude und des Lebens,<br />
eine Buße hin zu dem Gott des Lebens!<br />
Nun, wir kennen das, dass jeder Mensch für sich<br />
selber hier in einer Verantwortung steht. Das<br />
kann uns auch niemand abnehmen, nicht die<br />
Eltern und nicht die Kinder. Jeder steht vor Gott<br />
mit seinem eigenen Leben. Aber wie sieht es<br />
aus, wenn auch die ganze Kirche, die Gemeinde<br />
oder gar ein ganzes Volk in die Buße geführt<br />
werden soll. Wer ist denn verantwortlich für den<br />
misslichen Zustand der Kirche in unserem Land?<br />
Wer soll büßen für den großen Vertauensverlust,<br />
den die Kirche in diesen Tagen hinnehmen<br />
muss? Ein Bischof Mixa in der katholischen<br />
Kirche? Eine Bischöfin Käßmann in der<br />
Evangelischen Kirche und bei den<br />
Freikirchen…? Machen wir es uns hier nicht zu<br />
einfach? Sind wir nicht alle e in Leib, gehören wir<br />
nicht alle zusammen, weil wir auch nur einen<br />
gemeinsamen Herrn haben?<br />
Nein, es ist an der Zeit, auch hier sich unter den<br />
langen Schatten der Kirchengeschichte zu<br />
beugen und zu gemeinsam zu beten: Herr,<br />
erbarme Dich! Die Zeiten, in denen die Kirche als<br />
10
Bedenkenträgerin und Besserwisserin<br />
aufgetreten ist, haben viel an Vertrauen und<br />
Leben geraubt. Wir lassen es zu, wo die Kraft<br />
des Wortes Gottes relativiert wird, wir schauen<br />
zu, wenn in der Kirche die Verkündigung von<br />
Jesus Christus als dem Erlöser dieser ganzen<br />
Welt nur noch zu einem Randthema wird uvam.<br />
„ Herr, erbarme Dich!<br />
Aber auch dieser angefochtenen Kirche, dieser<br />
Kirche, die in die Knie gezwungen wird, auch<br />
dieser Kirche gilt heute diese Möglichkeit zur<br />
Umkehr: Kehr um, kehr zu mir um! Spricht der<br />
Herr.<br />
Ja, sogar ein ganzes Volk kann und soll in eine<br />
Umkehr gelangen. Hier wird es noch<br />
schwieriger. Da prangern wir die Politiker und die<br />
Verantwortungsträger an; da werden sehr<br />
schnell die Urteile gesprochen. Aber wer ist<br />
verantwortlich? „Wir sind das Volk!“ noch leben<br />
wir in einem Land, in der wir uns um Demokratie<br />
bemühen und daran festhalten wollen, oder? In<br />
den vergangenen Wochen gab es die vielen<br />
Gedenkfeiern anlässlich der Jährung der<br />
Befreiung der Konzentrationslager. Wieder und<br />
wieder kommen Schamgefühle in mir auf. Ja, ich<br />
gehöre zu diesem Volk, von dem dieses Unrecht<br />
ausging und von dem ein solches Unrecht<br />
niemals, niemals wieder ausgehen darf. Und wir,<br />
die wir zu der nachfolgenden Generation<br />
gehören, fragen uns oft, wie es so weit kommen<br />
konnte. Aber werden uns<br />
einmal<br />
unsere Kinder und<br />
Kindeskinder auch<br />
so fragen. Wie konnte<br />
es dazu kommen, dass ihr diese<br />
unsere Welt immer mehr<br />
ausgebeutet und verschmutzt habt, so<br />
dass wir heute kaum noch atmen<br />
können? Wie konnte es dazu kommen,<br />
dass Ihr geschwiegen habt, angesichts der<br />
Völkermorde, der unsagbaren Armut in der<br />
Welt? Wie konntet Ihr Euren Lebensstil so<br />
weiterführen auf Kosten unserer<br />
Generation? –<br />
Liebe Freunde, Umkehr ist<br />
angesagt. Nicht von einem der es<br />
besser weiß, sondern von dem, der uns<br />
zu sich ruft, von dem, der den Himmel mit<br />
Wolken bedeckt, von dem lebendigen Gott.<br />
Er will uns diesen Weg der Umkehr öffnenpersönlich,<br />
als Gemeinde, als Kirche aber auch<br />
in jedem Volk, das so zu ihm kommt. Und er ist<br />
es, der auch heute alle unsere Treulosigkeiten<br />
heilen kann und will. Bei aller Rebellion, bei<br />
allem Zweifel, er meldet sich in diesen Tagen zu<br />
Wort, er rüttelt und schüttelt uns zur Buße, zur<br />
Umkehr. Wie heißt es doch in einer englischen<br />
Übersetzung unseres Predigttextes: „ O my<br />
rebellious chrildren, come back to me again<br />
and I will heal you from your sins!“. Wenn wir<br />
diese Umkehr erleben, das ist das oft wie im<br />
Traum. So wie wir es etwa auch im Psalm 126<br />
bekennen: „ da waren wir wie die Träumenden!“.<br />
– Und dennoch gehört zur Matrix eines<br />
geistlichen Aufbruchs noch mehr als diese<br />
Umkehr. Das führt mich zu einem weiteren<br />
Akzent in diesem Text.<br />
3 Das MANDAT zum neuen Handeln<br />
Pflügt den Acker völlig neu um, statt unter die<br />
Dornen zu säen! (Jer. 4,3)<br />
Das Bild vom Pflügen passt ja auch gut in den<br />
Frühling, es ist auch das Bild von der Saat.<br />
Wir sollen hier ein Land beackern, dass wir<br />
bislang links liegen lassen haben, ein Brachland,<br />
ein Land, das vielleicht auch noch nie eine<br />
Pflugschar gesehen hat.<br />
Mit diesem Bild macht Gott deutlich, dass er<br />
wirklich auch in Felder unseres Lebens kommen<br />
möchte, die wir bislang vor ihm verschlossen<br />
hielten. Das fromme Leben war bislang auf dem<br />
einen Acker, vielleicht dem Gemeindeacker,<br />
gelebt, aber nicht auf dem Feld des<br />
Berufsalltags, nicht auf dem Familienacker. Die<br />
neue Saat von der Liebe Gottes ist nur im Kopf<br />
hängen geblieben, aber nicht wirklich im Herzen<br />
aufgegangen. Unser ganzes Menschsein ist<br />
betroffen. Der ganze Acker, auch die Felder, wo<br />
wir bislang gedacht haben, hier hätte Gott gar<br />
keine Ahnung, hier ist Brachland. Fange an neu<br />
zu pflügen, zu säen. Nimm Gott mit auf diese<br />
Felder Deines Lebens. Spiritualität nicht<br />
nur am Sonntag,<br />
sondern auch am<br />
Montag, am<br />
Dienstag und jeden Tag<br />
der Woche.<br />
Wo sind die<br />
Felder in deinem Leben, die Du vielleicht<br />
innerlich schon aufgegeben hast? Pflüge ein<br />
Neues!<br />
Setze neu an! Mit Gottes Hilfe, säe neu!<br />
Und auch die Gemeinde Jesu Christi, die Kirche<br />
muss sich hier neu auf den Weg machen.<br />
Umkehr zu Gott ist nicht nur auf die<br />
11
Vergangenheit bezogen, sondern Umkehr zu<br />
Gott hat Konsequenzen für die Zukunft.<br />
Wie kann das aussehen für die Kirche, für die<br />
Kirchen der Zukunft? Was bedeutet es, wenn<br />
Gott uns Zukunft und Hoffnung geben will?<br />
Ja, es wird vieles erschüttert, vieles wird<br />
wegbrechen. Manche halten es nicht für<br />
möglich, so wie dermaleinst, als Jesus den<br />
Juden sagte, dass der Tempel zerstört werden<br />
würde, da waren sie entsetzt und konnten sich<br />
das nicht vorstellen. Wir werden bei all diesen<br />
Erschütterungen aufgefordert, ganz neu die<br />
Bibel aufzuschlagen und mit aller Konsequenz<br />
zu fragen: Wie hat Jesus die Gemeinde gewollt<br />
und wie hat er sie auch nicht gewollt.<br />
Wir werden neu danach fragen müssen, wie<br />
Formen der Gemeinschaft in unserer Zeit gelebt<br />
werden können. Das geschieht sicher nicht nur<br />
in Kirchenmauern und indem wir gemeinsam aus<br />
unseren Liederbüchern singen. Die bewährten<br />
Formen von Gemeinde und Gemeinschaft<br />
werden ganz sicher ergänzt durch Formen, die<br />
sich uns auftun, wenn wir auf den noch<br />
unberührten Feldern pflügen. Es werden<br />
kommunitäre Gemeinschaftsformen entstehen,<br />
es werden sich christliche Hauskirchen und<br />
überkonfessionelle Gemeinschaften bilden, es<br />
werden Gemeinden sein, die sich um ein<br />
diakonisches Werk formieren und vieles andere<br />
mehr. Sind wir bereit zu pflügen?<br />
Wie sieht das Miteinader von unterschiedlichen<br />
Menschen aus, die alle von Gott geliebt sind,<br />
aber sich in ihrer Unterschiedlichkeit nicht<br />
annehmen können oder wollen? Die Zeit der<br />
Kriege und auch der Glaubenskriege hat Jesus<br />
niemals gelehrt. Wir brauchen eine Kultur der<br />
Versöhnung und des Friedens und nicht eine<br />
Kultur der ängstlichen Abgrenzungen und<br />
Behauptungen, eine Kultur der Liebe und<br />
Wahrheit, eine Kultur der gegenseitigen<br />
Wertschätzung und Annahme. Die Welt der<br />
Hierarchien und der kalten Dogmen ist nicht das,<br />
was wir bei Jesus finden. Er geht auf jene zu, die<br />
völlig neben den religiösen Systemen der<br />
damaligen Zeit leben und dennoch die Geliebten<br />
Gottes sind. Pflügen wir ein Neues!<br />
Und dann ist da diese Verengung unseres<br />
Verständnisses von Gemeinde, als seinen wir<br />
sozusagen nur der Missionstrupp, eine<br />
kämpfende Mannschaft, eine Truppe von<br />
fleißigen Arbeitern, die sich für den Herrn bis<br />
zum letzten einsetzten. Wir funktionieren, aber<br />
wir haben kaum noch Zeit zu leben, ihn zu loben.<br />
Wir kämpfen, aber wir haben keine Zeit mehr<br />
zum<br />
4 Die MAXIME des Herzens<br />
Vielleicht fragt sich der eine oder andere, was wir<br />
hier unter einer Maxime verstehen sollen.<br />
Maxime steht für den obersten Grundsatz,<br />
den man seinem Wollen und Handeln gibt.<br />
Dieser Grundsatz wird nicht etwa nur in unserem<br />
Denken festgehalten oder gar in unseren<br />
Gefühlen, nein es ist eine Sache des Herzens. In<br />
der Bibel steht „Herz“ für die Mitte des<br />
menschlichen Lebens, das eigentliche innere<br />
Steuerungszentrum unseres Lebens.<br />
Nun ist es interessant zu beobachten, dass es in<br />
unserem Leben gar nicht so selten Situationen<br />
gibt, in denen wir eben auf dieses Herz nicht<br />
achten, wir tun etwas, was wir eigentlich nicht tun<br />
wollen oder wir tun etwas nicht, was wir<br />
eigentlich unbedingt tun wollen. Es ist so, als sei<br />
unser Herz irgendwie eingewickelt in eine Folie.<br />
Wir handeln immer „unter Vorbehalt“.<br />
So etwa können wir es uns vorstellen, wenn der<br />
Prophet Jeremia hier im Namen Gottes die<br />
Situation unserer Herzen anspricht. Da heißt es:<br />
Beschneidet euch so, wie es mir gefällt,<br />
nämlich an euren Herzen! (Jer 4,4)<br />
Die Beschneidung- ein äußeres Symbol für die<br />
Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und zu<br />
diesem Gott. Was aber nützt all der fromme<br />
äußere Ritus, wenn das Herz nur mit<br />
Vorbehalten dabei ist. Unser ganzes Herz soll<br />
auf Gott ausgerichtet sein, alle Bereiche unseres<br />
Lebens, auch gerade jene, die wir vielleicht so<br />
losgelöst sehen: Unsere Beziehungen in unserer<br />
Familie, unsere Körperlichkeit, Essen, Trinken,<br />
Sexualität, unser Besitz, unsere Zeit…Alles soll<br />
auf ihn ausgerichtet sein. Dazu gehören auch<br />
unsere Stärken und unsere Schwächen, ja,<br />
gerade auch die Schwächen, unsere<br />
Druckstellen im Herzen, die nicht nur uns<br />
drücken, sondern auch andere Menschen. Alles<br />
soll in Beziehung zu Gott existieren, alles soll<br />
diesem obersten Grundsatz, dieser Maxime<br />
zugeordnet werden: Ich gehöre ganz zu Gott mit<br />
allem was ich habe und bin und mit allem, was<br />
ich nicht habe und was ich nicht bin. Ich bin sein<br />
Kind.<br />
Und dabei gilt noch ein weiterer wichtiger<br />
Hinweis: Wenn wir uns so aufmachen und<br />
anfangen Neues zu hoffen, Neues zu pflügen,<br />
Neues zu gestalten und zu erbitten für unser<br />
Leben und für das Leben der Kirchen und das<br />
Leben in dieser Welt, dann sollen wir es nicht<br />
unter die Dornen säen. Die Dornen können hier<br />
12
symbolisch für Sorgen oder auch für Ängste<br />
stehen. Wir sollen uns nicht an den schlechten<br />
Erfahrungen der Vergangenheit orientieren,<br />
sondern an seinen Verheißungen. „Ich will euch<br />
Zukunft und Hoffnung geben“ spricht der Herr!<br />
Der neue Aufbruch ist nicht ein Aufbruch unter<br />
Vorbehalt, nach dem Motto: „Mal sehen, ob es<br />
was wird!“ Nein, legen wir unser ganzes Leben,<br />
unsere ganze Situation heute neu in die Hände<br />
Gottes, kehren wir zu ihm um, zum Leben.<br />
Auch er hat alles gegeben. Er hat die Not<br />
gesehen und war motiviert einen Aufbruch zu<br />
geben. In Jesus Christus hat er ein neues<br />
Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs<br />
aufgerichtet. Hier am Kreuz hat er uns die<br />
Möglichkeit zu einem Neuanfang eröffnet, ja<br />
noch mehr, er hat uns hineingerufen und das<br />
Mandat gegeben, im Namen Jesu unser Leben<br />
zu leben und schließlich hat er nichts für sich<br />
zurückbehalten. Er hat alles gegeben; mit einer<br />
maximalen Leidenschaft und Liebe.<br />
Wenn wir heute nach einer Matrix für einen<br />
geistlichen Aufbruch fragen, so werden wir<br />
unmittelbar zum Kreuz Jesu geführt. Hier ist die<br />
Matrix, hier ist die Geburtsstelle für einen<br />
geistlichen Neuanfang, für einen geistlichen<br />
Frühling in unserem persönlichen Leben, im<br />
Leben der Kirche und in dieser Welt. Da wo<br />
Menschen umkehren zu ihm, dem gekreuzigten<br />
und auferstanden Jesus Christus merken sie,<br />
wie das Leben Gottes fließt, so wie das Leben<br />
auch in die Zweige des Apfelbaumes geflossen<br />
ist. Da hören wir ihn zu uns sprechen:<br />
Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben.<br />
Amen.<br />
Säe den Samen<br />
des Glaubens!<br />
Heinz Hepp<br />
Die biblische Basis für den folgenden Aufsatz<br />
finden wir in 2. Mose 2: 1-9<br />
1 Zu jener Zeit heiratete ein Mann vom Stamm<br />
Levi eine Frau aus demselben Stamm. 2 Sie<br />
wurde schwanger und bekam einen Sohn. Als<br />
sie sah, dass es ein gesunder, schöner Junge<br />
war, hielt sie ihn drei Monate lang versteckt. 3<br />
Doch schließlich konnte sie ihn nicht mehr<br />
verbergen. Sie nahm einen Korb aus Schilfrohr<br />
und dichtete ihn mit Erdharz und Pech ab. Dann<br />
legte sie das Kind hinein und setzte es im Schilf<br />
am Nilufer aus. 4 Die Schwester des Jungen<br />
blieb in einiger Entfernung stehen, um zu<br />
beobachten, was mit ihm geschehen würde. 5<br />
Irgendwann kam die Tochter des Pharaos zum<br />
Baden an den Fluss. Ihre Dienerinnen gingen<br />
am Ufer hin und her und warteten. Plötzlich<br />
entdeckte die Tochter des Pharaos den Korb im<br />
Schilf. Sie schickte eine Dienerin hin und ließ ihn<br />
holen. 6 Als sie den Korb öffnete, sah sie den<br />
weinenden Jungen darin liegen. Sie bekam<br />
Mitleid und sagte: »Das ist bestimmt eins von<br />
den hebräischen Kindern.« 7 Da ging die<br />
Schwester des Jungen zu ihr und erzählte: »Ich<br />
kenne eine hebräische Frau, die gerade stillt.<br />
Soll ich sie rufen? Dann kann sie das Kind für<br />
dich stillen.« 8 »Ja, ruf sie her!«, antwortete die<br />
Tochter des Pharaos. Und so lief das Mädchen<br />
los und holte ihre Mutter. 9 Die Tochter des<br />
Pharaos forderte die Frau auf: »Nimm dieses<br />
Kind mit und still es für mich! Ich werde dich<br />
dafür bezahlen.« Da nahm die Frau ihren Sohn<br />
wieder zu sich und stillte ihn.<br />
Es gibt viele Mütter, die in der Schrift erwähnt<br />
werden, aber nur wenige, die die Geschichte wie<br />
die Mutter Moses geprägt haben. Das Wenige,<br />
was wir über sie wissen, finden wir in diesen<br />
Versen, aber was sie getan hat, als sie den<br />
Samen des Glaubens in ihren kleinen Sohn<br />
pflanzte, hat für immer sein Leben, die Schrift<br />
und den Plan Gottes für Israel beeinflusst.<br />
Obwohl Moses als Sohn des Pharaos erzogen<br />
wurde, sehen wir deutlich, dass er niemals seine<br />
13
hebräische Identität verloren hat. Ja, obwohl die<br />
Ägypter viele Götter anbeteten, kannte er den<br />
einen wahren Gott. Er war offen dafür, dem<br />
einen Gott in der Wüste zu begegnen, als er ihn<br />
in einem brennenden Dornbusch begegnete.<br />
Wie hat Jochebed das gemacht? Wir wissen,<br />
dass Mose bis zur Entwöhnung bei seiner Mutter<br />
blieb. Zu diesem Zeitpunkt war er erst drei bis<br />
vier Jahre alt. Wie hat sie in so kurzer Zeit einen<br />
solchen lebenslangen Glauben in ihm gesät?<br />
Wir kennen die Antwort auf diese Frage nicht,<br />
aber was wir wissen ist, dass Gott ihn vor seiner<br />
Berufung bereits zum Dienst ausgewählt hatte.<br />
Gott hatte ihn bereits als sein Werkzeug berufen,<br />
bevor sie den Samen des Glaubens gesät hat.<br />
Ich glaube, dass Gott den Samen nahm, die sie<br />
gesät hatte, und ihn zu dem Mann veredelte, zu<br />
dem ER ihn bestimmt hatte.<br />
Ist es nicht dein größter Wunsch, dass deine<br />
Kinder zu Menschen des Glaubens<br />
heranwachsen? Und wie steht es mit den<br />
Enkelkindern, Nichten und Neffen, den Kindern<br />
unserer Freunde? Ist es nicht unsere Aufgabe,<br />
sie auf das Leben vorzubereiten, indem wir<br />
ihnen die Wahrheit des Glaubens an Gott<br />
vermitteln?<br />
Mama und Papa, Oma und Opa, Ur-Oma und<br />
Ur-Opa, Tante und Onkel, es ist nie zu spät,<br />
Einfluss auf diejenigen zu nehmen, die du liebst.<br />
Es geht hier ausdrücklich um Vorleben und nicht<br />
um Manipulation.<br />
Ich möchte 5 Dinge mit euch teilen, die wir tun<br />
müssen, um Samen des Glaubens zu pflanzen.<br />
1. Die Vorbereitung des Bodens<br />
1.1 In unserem persönlichen Leben<br />
• Eltern, ist unser Leben ein Beispiel für<br />
unsere Kinder?<br />
• Mama und Papa, ihr seid der Boden des<br />
Lebens für eure Kinder.<br />
• Um Glauben zu säen, müssen wir selber<br />
glauben.<br />
• Spiegeln unser Wandel und unser<br />
Handeln die Heiligkeit Gottes wider?<br />
• Ist unser Zeugnis für unsere Kinder<br />
glaubhaft?<br />
Hinweis: Guter Boden ist gebrochen und weich.<br />
In unserem Leben bewirkt das Buße und<br />
Bekenntnis.<br />
1.2 Unser Familienleben<br />
Kinder, die körperliche Gewalt zwischen ihren<br />
Eltern sehen, sind nach der Heirat sechs Mal<br />
häufiger gegenüber ihrem eigenen Ehepartner<br />
gewalttätig. Wenn Kinder von ihren Eltern als<br />
Teenager körperlich bestraft wurden, üben sie<br />
zwölf Mal häufiger Gewalt gegen ihren<br />
Ehepartner und ihre eigenen Kinder aus.<br />
• Die häusliche Umgebung prägt unsere<br />
Kinder.<br />
• Nicht das Äußere (was du hast) zählt,<br />
sondern das Innere (wer du bist)<br />
• Echte Liebe untereinander befriedigt das<br />
Bedürfnis nach Geborgenheit<br />
• Echter, gelebter Glaube, der konsequent<br />
und offen ist.<br />
Hinweis: Wie, man wie selbstverständlich, das<br />
Haus oder die Wohnung reinigt, ist manchmal<br />
auch ein „Hausputz“ unseres familiären<br />
Miteinander notwendig.<br />
2. Wähle den richtigen Samen aus<br />
„Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten.<br />
Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“<br />
Gal. 6: 7<br />
2.1.Du musst dich entscheiden, was du<br />
säen und ernten willst. Es muss eine<br />
bewußte Entscheidung sein.<br />
In einem alten “Reader's Digest" Heft, aus dem<br />
Nachlass meines Schwiegervaters, las ich die<br />
Geschichte von einem Unternehmen, das<br />
Werbepostkarten mit einem Senfkorn<br />
verschickte. Auf der Karte war Folgendes zu<br />
lesen: "Wenn Sie uns und unserem Produkt ihr<br />
Vertrauen schenken, wird ihr Erfolg wachsen,<br />
wie dieses kleine Senfkorn. Wir garantieren<br />
Ihnen hervorragende Ergebnisse und Sie<br />
werden vollkommen zufrieden sein. " -<br />
Unterschrieben, das Management.<br />
Ein paar Monate später schrieb ein Empfänger<br />
dieses Werbematerials an das Unternehmen<br />
zurück: "Sie werden sicher sehr daran, was aus<br />
dem Senfkorn geworden ist, dass ich von Ihnen<br />
erhalten habe. Ich habe das Senfkorn in einen<br />
Blumentopf gesäät, und daraus ist ein sehr<br />
14
gesunder Busch geworden, der wunderbare<br />
Tomaten produziert! "<br />
Kann es sein, dass wir manchmal etwas<br />
aussäen und Dinge ernten, die wir so nicht<br />
erwartet haben?<br />
2.2 Du erntest, was du säst.<br />
Wir lesen in Philipper 4,8<br />
Weiter, Brüder und Schwestern: Was wahrhaftig<br />
ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was<br />
liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine<br />
Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht!<br />
3. Säe den Samen<br />
Denn ich erinnere mich an den ungeheuchelten<br />
Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in<br />
deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter<br />
Eunike; ich bin aber gewiss, auch in dir.<br />
2.Timotheus 1,5<br />
3.1 Sei ein fleißiger Säemann<br />
• Was du sagst (lehren)<br />
o Du säst Samen, mit dem was du<br />
sagst<br />
• Was du tust (Aufzucht)<br />
o Aber die meisten Samen werden<br />
von dem Leben gesät, das du<br />
lebst<br />
4. Fördere das Wachstum<br />
• Sorge für die richtigen, gesunden<br />
Wachstumsbedingungen<br />
• Mach einen Unterschied zu dem, was<br />
die Welt bietet<br />
• Trage dazu bei, das die Gemeinde ein<br />
geistliches Treibhaus ist<br />
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der<br />
Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der<br />
sie verheißen hat; und lasst uns aufeinander<br />
achthaben und einander anspornen zur Liebe<br />
und zu guten Werken und nicht verlassen unsre<br />
Versammlung, wie einige zu tun pflegen,<br />
sondern einander ermahnen, und das umso<br />
mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.<br />
Hebräer 10,23-25<br />
Eine Studie ergab, dass, wenn Mutter und Vater<br />
regelmäßig in die Kirche gehen, 72% ihrer<br />
Kinder treu bleiben. Wenn nur der Papa, bleiben<br />
55% treu. Wenn nur Mutter, 15%. Wenn keiner<br />
regelmäßig den Gottesdienst besucht, bleiben<br />
nur 6% treu. Die Statistiken sprechen für sich -<br />
das Beispiel von Eltern und Erwachsenen ist<br />
wichtiger als alle Bemühungen der Kirche und<br />
der Sonntagsschule.<br />
4.1. Wässern und Düngen<br />
4.1.1. Das Wasserbad des Wortes<br />
…wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm<br />
gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten,<br />
sondern das Wasser, das ich ihm geben werde,<br />
das wird in ihm eine Quelle des Wassers<br />
werden, das in das ewige Leben quillt.<br />
Joh. 4: 14<br />
4.1.2. Der Dünger für die Gemeinde<br />
Und er selbst gab den Heiligen die einen als<br />
Apostel, andere als Propheten, andere als<br />
Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer,<br />
damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk<br />
des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi<br />
erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur<br />
Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des<br />
Sohnes Gottes, zum vollendeten Menschen,<br />
zum vollen Maß der Fülle Christi,<br />
Epheser 4,11-13<br />
4.1.2. Lass kein Unkraut zu<br />
Der aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der<br />
das Wort hört, und die Sorge der Welt und der<br />
trügerische Reichtum ersticken das Wort, und er<br />
bringt keine Frucht.<br />
Matth. 13:22<br />
• Unkraut vergiftet den Acker Gottes<br />
(Humanismus, Relativismus, gottlose<br />
Toleranz, Unmoral usw.)<br />
• Du kannst das Unkraut ignorieren,<br />
vielleich ist es uns sogar egal, ob die<br />
kleine Pflanze durch das Unkraut erstickt<br />
wird<br />
15
• Wir können aber auch dafür sorgen, dass<br />
Unkraut nicht den Garten Gottes erobert<br />
5. Gottes Plan für die Ernte ist auch<br />
unser Plan<br />
5.1. Aussaat und Ernte<br />
Irgendwo las ich mal von einem Dialog zwischen<br />
Frau und Mann: Ich bin kein großer Gärtner.<br />
Einmal nahm ich einen Samenkatalog und ging<br />
aus der Tür. "Wohin gehst du damit?" fragte<br />
meine Frau. "Ich werde es meinen Tomaten<br />
zeigen", erklärte ich.<br />
Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Greifswald:<br />
Bischöfe zu Fragen der Zeit<br />
Ich träume von<br />
einer<br />
Gemeindekirche<br />
• Sei dir bewusst, was du ernten willst<br />
• Verfolge dieses Ziel mit Konsequenz<br />
• Nutze die Möglichkeiten, die Gott für dich<br />
bereithält.<br />
In Sprüche 22,6 lesen wir:<br />
Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so lässt<br />
er auch nicht davon, wenn er alt wird.<br />
…..und in Psalm 126: 5-6<br />
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden<br />
ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen<br />
guten Samen und kommen mit Freuden und<br />
bringen ihre Garben.<br />
5.2. Gib niemals auf<br />
Dazu werden wir in Galater 6:9 ermutigt:<br />
Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde<br />
werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch<br />
ernten, wenn wir nicht nachlassen.<br />
Ich denke, die Mutter von Moses muss all diese<br />
Dinge getan haben. Wir sehen sie als eine, die<br />
einen guten Boden vorbereitete, ausgerüstet<br />
mit Mut, Gerechtigkeit und Liebe zu ihrem<br />
Sohn. Sie wusste, dass sie nicht alles in seinem<br />
Leben pflanzen konnte. Die Zeit war zu kurz,<br />
also wählte sie den Samen des Glaubens an<br />
Gott und die nationale Identität. Sie hat den<br />
Samen gesät, sobald Mose es verstehen<br />
konnte und so intensiv sie konnte. Gott sorgte<br />
für die Bewässerung, die Düngung und das<br />
Unkraut-Jäten. Ohne Zweifel säte sie den<br />
Samen mit einem festen Blick auf die Ernte -<br />
und die Ernte war groß und gesegnet!<br />
Die Kirche ist in den Herzen und Köpfen der<br />
Mehrheit der Menschen in Ostdeutschland nach<br />
wie vor marginalisiert und mit Ressentiment<br />
belegt Zugleich leben wir in einer Zeit, in der die<br />
Menschen Sehnsucht haben nach Orientierung,<br />
Verwurzelung, Heimat und Ewigkeit.<br />
Ein Fotograf soll im Greifswalder Dom Fotos<br />
aufnehmen. Er, der sein Fotoatelier in<br />
fußläufiger Entfernung hat, betritt staunend die<br />
Kirche und wundert sich: Die Kirche ist ja noch<br />
voll in Betrieb?! Offensichtlich hat er die<br />
vielfältigen Aktivitäten im Dom gar nicht<br />
wahrgenommen. Im Blick auf die Kirche besteht<br />
nicht nur ein Wahrnehmungsdefizit, sondern ein<br />
regelrechter blinder Fleck, der aus der DDR-Zeit<br />
und der damaligen staatlich gelenkten<br />
Beeinflussung resultiert. Kirche galt als überholt<br />
und unerwünscht, und so verschwand sie aus<br />
dem Bewusstsein des Normalbürgers. Die<br />
Wirkung hält bis heute an: Was es nicht geben<br />
durfte, gibt es auch nicht; zumindest wird es nicht<br />
wahrgenommen. Die Kirche ist in den Herzen<br />
und Köpfen der Mehrheit der Menschen in<br />
Ostdeutschland nach wie vor marginalisiert und<br />
mit Ressentiment belegt.<br />
Der Inhalt, für den die Kirche steht, der Glaube<br />
an Gott und Jesus Christus, wird als Ausdruck<br />
einer vergangenen Zeit, ja als zum Teil sogar<br />
gefährlicher, ideologischer Interpretament einer<br />
auf Macht und Einfluss bedachten, rückwärts<br />
16
gewandten gesellschaftlichen Gruppe<br />
verstanden. Nur so ist z. B. zu erklären, warum<br />
dort, wo heute der Religionsunterricht neu<br />
eingeführt wird (solche Schulen gibt es<br />
vereinzelt noch immer), Eltern massiv<br />
Widerstand leisten und dort, wo er eingeführt ist,<br />
Schüler sich weigern, bei entsprechenden<br />
Hausaufgaben zu Hause die Bibel<br />
aufzuschlagen. Das fass ich nicht an!, gab ein<br />
Schüler seinem Lehrer zurück, als er im<br />
Unterricht mit der Bibel arbeiten sollte.<br />
Gewiss kann man darauf hinweisen, dass<br />
solche, durch jahrzehntelange Indoktrination<br />
bewirkten ideologischen Restbestände im<br />
Schwinden begriffen sind und die geistige Lage<br />
dabei ist, sich zu wandeln. Hinzu kommt:<br />
Einflussreiche gesellschaftliche Kreise<br />
(Gewerkschaften, Unternehmer, Parteien,<br />
Bürgerbewegungen) und vor allem<br />
Landesregierungen und politisch<br />
Verantwortliche auf der lokalen Ebene wissen<br />
den positiven Einfluss von Glaube und Kirche<br />
auf das Entstehen von Solidarität, einer<br />
Atmosphäre der Mitmenschlichkeit, die Bildung<br />
von Werten überhaupt und besonders aktuell die<br />
Bekämpfung von Rassismus sehr wohl zu<br />
schätzen.<br />
Aber eine realistische Vision für die<br />
Pommersche Evangelische Kirche für das Jahr<br />
2020 wird beides berücksichtigen: das<br />
Ressentiment auf der einen und die<br />
Wertschätzung auf der anderen Seite. Dazu<br />
zeigen die aufgrund unseres<br />
Mitgliederbestandes<br />
möglichen<br />
Hochrechnungen eine Verkleinerung unserer<br />
Kirche von jetzt ca. 103.000 (Stand: 31.12.2005)<br />
auf dann ca. 75.000, also eine Verringerung um<br />
25 Prozent. Die Finanzkraft wird in gleichem<br />
Zeitraum noch stärker, vorsichtig geschätzt um<br />
ein Drittel, zurückgehen.<br />
Was dürfen wir vor dem Hintergrund dieser<br />
harten Fakten aufgrund der Verheißung Jesu<br />
Christi für seine Kirche erwarten? Auftrag und<br />
Verheißung der Kirche Jesu Christi werden<br />
klassisch und gut bei der Ordination von<br />
Pfarrerinnen und Pfarrern (Agende für die<br />
Evangelische Kirche der Union, Bd. II/2,<br />
Gottesdienstordnung für Ordination, Einführung,<br />
Bevollmächtigung und Vorstellung, Bielefeld<br />
1989, S. 21) mit drei Bibeltexten<br />
zusammengefasst, nämlich durch den Auftrag<br />
Jesu Christi zur Mission und der Verheißung<br />
seiner Gegenwart (Matthäus 28,18-20), der<br />
Charakterisierung des besonderen Amtes als<br />
Amtes der Versöhnung (2. Korinther 5,19-21)<br />
und der Verheißung der Auferbauung der<br />
Gemeinde durch das plurale Amt (Epheser 4,1-<br />
13). Die auch in unseren reformatorischen<br />
Kirchen vernachlässigten Grundlagen für das<br />
Wachstum von Gemeinden finden sich dabei vor<br />
allem an der letzten Stelle, an der der Apostel<br />
das Geheimnis wachsender Gemeinden<br />
beschreibt:<br />
Kirche ist Gemeindekirche. Sie wirkt nicht nur als<br />
ein Fluidum in der Gesellschaft, das nicht näher<br />
zu beschreiben ist, sondern wird konkret<br />
erfahrbar in der Gemeinschaft des Leibes<br />
Christi. Ich bin hier in Ostdeutschland auf die<br />
tiefe Verwurzelung des Verständnisses der<br />
Kirche als Gemeindekirche gestoßen. Wenn der<br />
durch jahrzehntelange staatlich angeordnete<br />
Diskriminierung zugefügte Schmerz abklingt und<br />
die entsprechenden Wunden verheilen, ist dies<br />
eine gute Voraussetzung für<br />
Gemeindeentwicklung. Dabei muss noch gelernt<br />
werden, dass sich der Leib Christi zwar in<br />
wirklichen Gemeinden manifestiert, aber nicht<br />
unbedingt in der vorfindlichen Parochie, sondern<br />
überall dort, wo Gemeinschaft aus dem Wort<br />
Gottes und den Sakramenten wächst.<br />
Jeder Christenmensch ist von Christus mit einer<br />
Gabe beschenkt, die er oder sie zum Aufbau der<br />
Gemeinde nutzen kann und soll. Mit unserer<br />
Gabe macht uns Gott ein Geschenk aus der<br />
Ewigkeit. Es wäre würde- und taktlos, dieses<br />
Geschenk nicht anzunehmen. Und doch stapeln<br />
sich sozusagen in der deutschen<br />
Kirchengeschichte über Jahrhunderte nicht<br />
ausgepackte Geschenke. Pfarrerinnen und<br />
Pfarrer und der kleine Kreis der Engagierten in<br />
unseren Gemeinden klagen über die mangelnde<br />
Bereitschaft des weiteren Kreises der<br />
Gemeindemitglieder, sich am Gemeindeleben<br />
zu beteiligen. Die überzeugendste Begründung<br />
auf die Frage, warum es gerade in unserem<br />
mitteleuropäischen und spezifischen deutschen<br />
Kontext so schwierig ist, Beteiligungskirche zu<br />
bauen, finde ich bei Dietrich Bonhoeffer. Er<br />
schreibt in der kleinen Schrift Gemeinsames<br />
Leben: Eine Gemeinschaft, die es zulässt, dass<br />
ungenutzte Glieder da sind, wird an diesen<br />
17
zugrunde gehen. Konkret bezieht Bonhoeffer<br />
diesen Satz auf die aktuelle Bildung einer<br />
Gemeinschaft.<br />
Wende ich diesen Satz auf die Geschichte der<br />
Kirche an, dann muss ich mir klar machen, dass<br />
in Deutschland auch im Gefälle der Reformation<br />
Jahrhunderte lang für Gemeindeglieder kaum<br />
Möglichkeiten zur Beteiligung bestanden.<br />
Selbstverständlich hat dies auch das<br />
Bewusstsein und die Mentalität<br />
sowohl der Gemeindeglieder als<br />
auch der Pfarrerinnen und Pfarrer<br />
geprägt. Es ist von hierher gesehen<br />
kein Wunder, dass vor dem<br />
Hintergrund einer anderen Kultur<br />
etwa in den USA auch in den<br />
Kirchengemeinden eine Kultur des<br />
freiwilligen Dienstes und der<br />
Beteiligung besteht, während wir in<br />
Deutschland uns sehr schwertun,<br />
eine solche zu entwickeln. Ein<br />
wesentliches Hindernis für das<br />
Wachstum der Gemeinde ist dieses<br />
letztlich auch in der evangelischen Kirche<br />
monarchische Amtsverständnis.<br />
Es gibt das Amt in der Kirche nur im Plural. Das<br />
Priestertum aller Glaubenden schließt immer<br />
auch ein Reden von den vielen Diensten und<br />
Ämtern ein. Das eine besondere Amt des<br />
Dienstes an Wort und Sakrament hat nur im<br />
Miteinander der anderen Ämter seine Funktion.<br />
Nach neutestamentlichem Verständnis sind<br />
Ämter und Dienste immer auf Ergänzung<br />
angelegt. Der Epheserbrief stellt verschiedene,<br />
alle auf das Wort Gottes bezogene Ämter<br />
nebeneinander: Apostel, Propheten,<br />
Evangelisten, Hirten und Lehrer (4,11). Wenn<br />
die evangelische Kirche traditionell nur im<br />
Singular vom Amt redet und damit das Pfarramt<br />
meint, ist dies gegenüber dem<br />
neutestamentlichen Befund eine Verarmung.<br />
Eine Wiederentdeckung der pluralen Formen<br />
des Amtes wird auch das Miteinander von<br />
Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen<br />
erleichtern.<br />
Ziel des Gemeindeaufbaus ist ein reifer Glaube.<br />
Dem allgemeinen Priestertum entspricht die<br />
besondere Stellung jedes Einzelnen vor Gott.<br />
Jeder Mensch hat mit Gott seine eigene<br />
Geschichte. Das Ziel ist reifer Glaube und<br />
Mündigkeit. Diese Mündigkeit des Glaubenden<br />
entsteht nicht durch Selbstvervollkommnung,<br />
sondern durch Christuserkenntnis. Sie zeigt sich<br />
in einem eigenen Urteilsvermögen.<br />
Grundlage starker Gemeinden sind Liebe und<br />
Vertrauen. Missgunst, Konkurrenzneid und<br />
Eitelkeit bremsen das Wachstum der<br />
Gemeinden. Das ureigene Element der<br />
christlichen Gemeinde ist Liebe und das dem<br />
Glauben entsprechende Gottvertrauen. Die<br />
durch Christus entfesselte Kraft der Liebe auch<br />
für den Gemeindeaufbau fruchtbar zu machen,<br />
heißt die ureigene Kraft des Glaubens auch für<br />
die Entwicklung der Gemeinden zu nutzen. Das<br />
Geheimnis wachsender Gemeinden liegt im<br />
Prinzip der Selbstauferbauung durch Liebe.<br />
Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen<br />
Sehnsucht haben nach Orientierung,<br />
Verwurzelung, Heimat und Ewigkeit. Wir<br />
nehmen auch eine neue Offenheit für<br />
Spiritualität und Religion wahr, aber die Kirche<br />
profitiert bisher wenig davon. Offensichtlich ist<br />
die christliche Religion in ihrer protestantischen<br />
Gestalt nicht sonderlich attraktiv für Menschen<br />
unserer Kultur. In anderen, so unterschiedlichen<br />
Kulturen wie Tansania, den USA und China<br />
habe ich eine ganz andere Resonanz auch der<br />
evangelischen Kirche erfahren. Das hängt aber<br />
auch damit zusammen, dass dort der Glaube als<br />
relevant, geschichtlich bewährt und Zukunft<br />
eröffnend erfahren wird. Mit anderen Worten: Er<br />
gilt als fortschrittlich. Meine Vision von Kirche<br />
2020 nimmt diese Erfahrungen auf. Nach einer<br />
längeren Zeit der gesellschaftlichen<br />
Marginalisierung wird auch unsere Kirche wieder<br />
als relevant erfahren werden, wenn es ihr<br />
18
gelingt, sich in unsere Kultur als kommunikativ<br />
und gemeinschaftsstiftend, Nächstenliebe<br />
praktizierend, nicht behördenförmig, sondern<br />
personal zugewandt, authentisch, als Expertin<br />
für Ewiges Leben zu profilieren.<br />
Sie wird dies nur, wenn sie gleichzeitig die<br />
Bedürfnisse der heutigen Menschen und ihren<br />
eigenen Auftrag und ihre Verheißung im Blick<br />
behält. Die Kirche wird dann zu einer<br />
Missionskirche werden, die sich konsequent auf<br />
die Menschen hin orientiert, die bisher noch nicht<br />
zu ihr gehören. Sie wird in diesem Sinne um<br />
einen Terminus Dietrich Bonhoeffers<br />
aufzunehmen Kirche für andere werden. Ich<br />
habe deswegen der Pommerschen<br />
Evangelischen Kirche vorgeschlagen, sich etwa<br />
nach folgendem Mission Statement zu<br />
orientieren: Die Pommersche Evangelische<br />
Kirche will den Menschen in Vorpommern, auch<br />
den Gott- und Kirchenfernen, in Wort und Tat die<br />
gute Nachricht weitergeben, dass Gott sie liebt<br />
und sie zu Nachfolgern Jesu Christi machen will.<br />
Eine Vision rückt eine denkbare Situation, die in<br />
der Zukunft eintreten könnte oder herbeigeführt<br />
werden sollte, geistig vor. Die Gemeinde als Leib<br />
Christi, der sich selber auferbaut (vgl. 1.<br />
Korinther 12; Römer 12, Epheser 4) ist für mich<br />
eine solche Vision. Um zu einer Gemeindekirche<br />
zu werden, wird sich zu allererst unsere<br />
Grundeinstellung zur Kirche wandeln müssen.<br />
Wir alle sind aufgewachsen mit einer Einstellung<br />
zu Kirche, die am ehesten einem Mutter-Kind-<br />
Verhältnis entspricht. Dabei ist die Kirche unsere<br />
Mutter, die gut für uns sorgt und unsere<br />
religiösen Bedürfnisse befriedigt. Sie ist da,<br />
wenn wir sie brauchen. Aber sie erlaubt ihren<br />
Kindern ihr ganzes Leben lang nicht, erwachsen<br />
zu werden. So müssen wir Abschied nehmen<br />
von der Mutter Kirche und uns zu einem<br />
Verständnis der Kirche als Gemeindekirche und<br />
als Tochter verändern. Die Interpretation<br />
unseres geläufigen Gemeindeverständnisses<br />
als ein Verständnis von Mutter-Kirche im<br />
Unterschied zu einem Tochter-Gemeinde-<br />
Verständnis verdanke ich unserem<br />
Konsistorialrat Hans-Ulrich Kessler. Mit einem<br />
Selbstverständnis als Tochter-Gemeinde wissen<br />
die Gemeindeglieder, dass, wenn sie sich nicht<br />
um ihre Gemeinde kümmern, wie sich gute<br />
Eltern um ihre Tochter kümmern, die Gemeinde<br />
untergehen wird. Die Gemeindeglieder wissen,<br />
dass kein Pfarrer auf Dauer die Präsenz einer<br />
Kirche in ihrem Dorf garantiert, wenn sie es nicht<br />
selber tun. Ich habe solch selbständiges und<br />
reifes Gemeindebewusstsein bei einer Reihe<br />
von Gemeinden in den USA kennen gelernt. Ich<br />
wünsche mir für meine Kirche, dass auch unter<br />
uns möglichst viele Gemeinden diese<br />
Mündigkeit und dieses Selbstbewusstsein<br />
entwickeln und sie soviele Gelegenheiten wie<br />
möglich für soviele Menschen wie möglich<br />
bereithält, um in ihrem Glauben erwachsen zu<br />
werden.<br />
Ich träume von einer Gemeindekirche, in der<br />
Gemeinden Glaube, Liebe und Hoffnung leben.<br />
Ich träume von einer Gemeinde, die nicht durch<br />
absurde Alternativen blockiert ist wie z.B. die<br />
Bezeugung des Evangeliums durch das Wort<br />
oder durch die Tat. Ich träume von einer Kirche,<br />
in der Wort und Tat sich gegenseitig<br />
interpretieren und sich gegenseitig glaubwürdig<br />
machen. Ich träume von einer Kirche mit einem<br />
Sinn für Gemeinschaft, von gemeinsamem<br />
Leben, das das Leben ihrer Mitglieder prägt. Ich<br />
träume von einer Kirche, in der Gemeinden Orte<br />
sind, an denen die, die verletzt sind an Leib,<br />
Seele und Geist, geheilt werden. Als Kirche, die<br />
sich auf ihren Kernauftrag konzentriert, wird sie<br />
Kirche des ewigen Gottes sein, der sich seiner<br />
vergänglichen Welt zuwendet. Sie wird eine<br />
nachhaltig handelnde und die Schöpfung Gottes<br />
bewahrende Kirche sein, eine mit Leidenschaft<br />
für die Menschenrechte und gegen jede Art von<br />
Rassismus eintretende Kirche sein und eine<br />
Bereitschaft zum Verzicht zugunsten der in<br />
unserer Gesellschaft an den Rand Gedrängten<br />
und zugunsten der Menschen der Zwei-Drittel-<br />
Welt sein.<br />
Als Bischof darf ich solche Träume haben und<br />
meine Vision in Worte fassen. Jedoch werde ich<br />
niemals meiner Kirche anordnen können, mir in<br />
diesen Sichtweisen zu folgen. Ich hoffe und bete<br />
allerdings, dass Menschen von dieser Vision<br />
berührt werden, sie auf ihr Leben und ihre<br />
Gemeinde beziehen und sie zu ihrer machen.<br />
Wenn unter uns solche Visionen aufbrechen,<br />
dann werden wir uns auf einen Weg machen, bei<br />
dem wir auch andere Menschen mitnehmen und<br />
die gewinnen, die sich bisher von Glaube und<br />
Kirche abseits gehalten haben. Auf jeden Fall<br />
werden wir aufbrechen und die Zukunft zu<br />
gestalten versuchen.<br />
19
Als es im Frühjahr 2006 nach der großen Kälte<br />
anfing zu tauen, stand unser Hausmeister im<br />
knöcheltiefen Matsch auf der Dachterrasse des<br />
Konsistoriums und versuchte, mit Hammer und<br />
Meißel das zugefrorene Abflussrohr vom Eis zu<br />
befreien. Trotz mühsamer und stundenlanger<br />
Arbeit gelang es ihm nicht. Nicht mit großen<br />
Kräften noch mit Gewalt ließ sich der Abfluss<br />
freimachen. Wenige Tage später öffnete sich<br />
das Abflusswasserrohr ganz von allein. Es<br />
bedurfte nur der Wärme. Dies ist mir zum Bild<br />
geworden für die sich selbst auferbauende<br />
Gemeinde. Durch noch so gut überlegte Ideen,<br />
mit noch so viel Einsatz und eventuell sogar mit<br />
Gewalt lässt sich Gemeinde nicht aufbauen.<br />
Gemeinde baut sich selbst auf durch die Liebe,<br />
die Christus uns erweist und mit der wir einander<br />
begegnen. Das ist wie Wärme in unserer kalten<br />
Welt.<br />
Der Autor, Dr. Hans-Jürgen Abromeit<br />
(Greifswald), ist Bischof der Pommerschen<br />
Evangelischen Kirche. Sein Beitrag ist mit<br />
freundlicher Genehmigung dem Band Zukunft<br />
wagen! Träume und Visionen deutscher<br />
Bischöfinnen und Bischöfe (herausgegeben von<br />
Udo Hahn und Marlies Mügge, Gütersloher<br />
Verlagshaus, 141 Seiten, 16,95 Euro)<br />
entnommen.<br />
ERGEBNISSE<br />
DER<br />
GEMEINDE-<br />
BEFRAGUNG<br />
Prof. Dr. Willi Muschinski<br />
Von September bis Oktober 2018 wurden die<br />
Gemeindemitglieder zu ihren Vorstellungen über<br />
Gemeinde und ihre Zufriedenheit mit der<br />
Gemeindearbeit schriftlich befragt. An der<br />
Umfrage nahmen 45 Personen teil, was einer<br />
Rücklaufquote von ca. 50% entspricht. Ziel der<br />
Erhebung ist es eine fundierte<br />
Entscheidungsgrundlage für die Gemeindearbeit<br />
und -entwicklung breit zu stellen.<br />
Strukturdaten<br />
Wie die Graphik 1 zeigt, ist die Gemeinde<br />
überaltert. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt<br />
ist insbesondere die Altersgruppe der unter 30-<br />
jährigen deutlich unterrepräsentiert. Ebenso sind<br />
Menschen zwischen 30-40 Jahren<br />
vergleichsweise schwach vertreten. Auch<br />
hinsichtlich des Familienstandes weicht die<br />
Gemeindestruktur merklich vom<br />
Bundesdurchschnitt ab. So sind 70% der<br />
Gemeindemitglieder verheiratet, während im<br />
Bundesdurchschnitt lediglich 58% der<br />
Bevölkerung verheiratet oder zusammenlebend<br />
sind. Der Frauenanteil in der Gemeinde liegt mit<br />
56% ca. 6% über dem Bundesdurchschnitt.<br />
69% der Gemeindemitglieder fühlen der<br />
Ortgemeinde schon länger als 10 Jahre<br />
zugehörig. 24% der Gemeindemitglieder<br />
schlossen sich in den letzten 4 Jahren der<br />
Gemeinde an. Diese Steigerung resultiert vor<br />
allem aus dem Zuwachs unserer iranischen<br />
Geschwister.<br />
Organisatorische Aspekte des<br />
Gottesdienstes<br />
Zwei Drittel der Gemeindemitglieder bevorzugen<br />
einen sonntäglichen Gottesdienstbeginn um<br />
10h. Hinsichtlich eines Spätgottesdienstes<br />
halten sich Befürworter und Opponenten die<br />
Waage. Auffällig ist, dass insbesondere Jüngere<br />
einem Spätgottesdienst gegenüber sehr<br />
aufgeschlossen sind.<br />
Die Besuchshäufigkeit ist insgesamt sehr hoch.<br />
Über 70% der Befragten besuchen den<br />
Gottesdienst wöchentlich, wobei die älteren<br />
Gemeindemitglieder eine höhere Verbindlichkeit<br />
aufweisen als jüngere. Fast alle<br />
Gemeindemitglieder halten den<br />
Kindergottesdienst während der Predigt für<br />
wichtig bzw. sehr wichtig.<br />
Liturgische Aspekte des<br />
Gottesdienstes<br />
Die Erwartungshaltung der Gemeinde an den<br />
Gottesdienst zeigt Graphik 2. Der Wunsch<br />
nach Gotteserfahrung, die Hektik des Alltags<br />
loslassen, Ermutigung und Stärkung sowie<br />
Gemeinschaft mit anderen Christen sind die<br />
wesentlichen Motive des Gottesdienstbesuches.<br />
20
Die wichtigsten Elemente des Gottesdienstes<br />
gibt Graphik 3 wider. Es zeigt sich, dass<br />
spirituelle Handlungen wie Segen, Gebet und<br />
Fürbitte als besonders relevant angesehen<br />
werden. Interessanter Weise steht die Predigt<br />
erst an 3. Stelle. Den eher sozialen Aspekten<br />
des Gottesdienstes, wie Begrüßung, Empfang<br />
und Gemeindecafe, wird insgesamt eine eher<br />
nachgeordnete Bedeutung beigemessen. Dabei<br />
ist allerdings festzustellen, dass Menschen mit<br />
vergleichsweise geringer Dauer der<br />
Gemeindezugehörigkeit gerade die sozialen<br />
Elemente des Gottesdienstes besonders<br />
schätzen.<br />
In Graphik 4 wird die Relevanz der einzelnen<br />
Gottesdienstelemente und Zufriedenheit der<br />
Gläubigen mit diesen Gottesdienstbestandteilen<br />
einander gegenübergestellt.<br />
Wie die Graphik zeigt ist die Zufriedenheit (rote<br />
Line) mit den Gottesdienstelementen – mit<br />
Ausnahme des Gemeindecafes – immer<br />
geringer als deren jeweilige Bedeutung (blaue<br />
Linie). Weiterhin ist auffällig, dass die Differenz<br />
zwischen Bedeutung und Zufriedenheit vor allen<br />
bei den Gottesdienstelementen besonders groß<br />
ist, die von der Gemeinde als besonders relevant<br />
angesehen werden. Der durchschnittliche<br />
Zufriedenheitsgrad aller Gottesdienstelemente<br />
beträgt 3,03 Punkte, was in Schulnoten<br />
übersetzt eine 2,5 entspricht.<br />
Sonstige Gemeindeaktivitäten<br />
Die Wertschätzung der sonstigen<br />
Gemeindeaktivitäten ist in Graphik 5 dargestellt.<br />
Es zeigt sich, dass der Unterstützung<br />
hilfsbedürftiger Menschen eine hohe Bedeutung<br />
zugemessen wird. Diese Einschätzung spiegelt<br />
sich allerdings nicht in der Bereitschaft der<br />
Gemeindemitglieder wider sich in<br />
entsprechenden Diensten zu engagieren. So<br />
wies die Frage, in welchen Bereichen sich die<br />
Gemeindemitglieder einbringen wollten, nur eine<br />
sehr geringe Antwortquote.<br />
Für weitergehende Informationen könnt Ihr Euch<br />
gerne an die Gemeindeleitung wenden.<br />
Anregungen für die weitere Vorgehensweise<br />
sind herzlich willkommen.<br />
Graphiken<br />
Graphik 1: Altersstruktur der Gemeinde<br />
21
Graphik 2: Erwartung an den Gottesdienst<br />
Graphik 3: Wichtigkeit von<br />
Gottesdienstelementen<br />
22
Graphik4: Vergleich von Relevanz und<br />
Zufriedenheit mit Gottesdienstelementen<br />
Graphik 5: Relevanz weiterer<br />
Gemeindeaktivitäten<br />
23
HEIL WERDEN<br />
Predigt von Pfr. (i.R.) Theo Enzner<br />
EINE FRAU STRECKT SICH NACH DER<br />
HEILSAMEN KRAFT JESU AUS<br />
25 Unter den Leuten war auch eine Frau, die seit<br />
zwölf Jahren an starken Blutungen litt. 26 Sie<br />
hatte sich schon von vielen Ärzten behandeln<br />
lassen und dabei ihr ganzes Vermögen<br />
ausgegeben. Aber niemand hatte ihr helfen<br />
können. Ihr Leiden war eher schlimmer<br />
geworden. 27 Dann hatte sie davon gehört, dass<br />
Jesus Kranke heilte. Deshalb drängte sie sich<br />
durch die Menge an Jesus heran und berührte<br />
von hinten sein Gewand. 28 Dabei dachte sie:<br />
"Wenn ich wenigstens seine Kleider berühren<br />
kann, werde ich bestimmt gesund." 29 Und<br />
tatsächlich: Die Blutung hörte auf. Sie merkte<br />
sofort, dass sie von ihrem Leiden befreit war. 30<br />
Aber auch Jesus spürte, dass heilende Kraft von<br />
ihm ausgegangen war. Deshalb drehte er sich<br />
um und fragte: "Wer hat mich angefasst?" 31<br />
Seine Jünger antworteten: "Die Leute<br />
bedrängen dich von allen Seiten, und da fragst<br />
du, wer dich angefasst hat?" 32 Aber Jesus<br />
blickte sich weiter um und versuchte<br />
herauszufinden, wer ihn berührt hatte. 33 Die<br />
Frau war erschrocken und zitterte am ganzen<br />
Leib, denn sie wusste ja, was an ihr geschehen<br />
war. Sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm alles.<br />
34 Jesus sprach zu ihr: "Meine Tochter, dein<br />
Glaube hat dir geholfen. Gehe in Frieden. Du bist<br />
geheilt." (Markus 5, 25-34 Hoffnung für alle)<br />
Liebe Gemeinde,<br />
wir Menschen sind immer in Beziehung. In<br />
Beziehung zu uns selbst, zu andern Menschen<br />
und auch zu Gott. Die Predigtreihe lautet:<br />
Beziehungsweise. Und dieses ‚In-Beziehungsein‘<br />
wollen wir buchstabieren anhand der<br />
Themen: Heil-werden, Freundschaft und<br />
Verantwortung. Heute – wie wir schon dem<br />
Theaterstück entnehmen konnten – geht es um<br />
das Heil-werden. Die Geschwister können nicht<br />
miteinander. Sie sind nicht frei füreinander.<br />
Etwas Ungutes ist zwischen ihnen und das liegt<br />
weit zurück in der Kindheit. Und es hat<br />
Auswirkung bis heute. Jedesmal, wenn sie sich<br />
begegnen, flammen offenbar die alten<br />
Einstellungen und Verletzungen auf. Sie leben<br />
eine Nicht-Beziehung. Ihre Beziehung ist negativ<br />
definiert – schnell ist auch die jüngere Schwester<br />
wieder weg. Wenn wir Geschwister haben,<br />
können wir das gut nachempfinden. Wir haben<br />
uns so verschieden auseinander entwickelt…<br />
Aber auch als Glaubensgeschwister haben wir<br />
ähnliche Probleme. Auf den ersten Blick sieht<br />
alles gut aus, eine große Glaubensfamilie. Auf<br />
den zweiten Blick – wenn man tiefer dem<br />
Beziehungsgeflecht nachspürt – ist man plötzlich<br />
überrascht: -Upps, warum spricht der so zynisch<br />
über einen andern? -Warum geht sie einem<br />
anderen Menschen aus dem Weg und will mit<br />
ihm nichts zu tun haben? -Warum war das<br />
Verhalten so überschießend, wo doch der<br />
andere einfach nur festgestellt hat, was nicht in<br />
Ordnung war? Ich nehme mal einen Vergleich<br />
aus der Gartenarbeit. Das ist etwa so, wie wenn<br />
sie in den Garten gehen – und hier und da sehen<br />
sie plötzlich die Maulwurfshügel. Ärgerlich. Sie<br />
haben alles schön hergerichtet, und dann –<br />
schon wieder – so ein frischer Erdhügel.<br />
Maulwürfe haben wieder ganze Arbeit gemacht.<br />
Sie sind unterirdisch aktiv. Maulwürfe oder auch<br />
Wühlmäuse sind im Garten die heimlichen<br />
Kaputtmacher, die man fast nicht zu fassen<br />
kriegt. Deren Tätigkeit aber traurigerweise den<br />
ganzen schönen Garten kaputtmachen können.<br />
In der Gemeinde – unter uns<br />
Glaubensgeschwistern - gibt es auch<br />
Wühlmäuse. Man kriegt sie nicht direkt zu fassen<br />
– sie arbeiten im Untergrund und fressen uns die<br />
24
Kraft, die Leidenschaft und die Ressourcen –<br />
und letzten Endes die Einheit und Einmütigkeit -<br />
an. Ab und zu werden die Maulwurfshügel<br />
offensichtlich: -Wenn es mal knallt. Wenn mal<br />
einer so richtig auf den Tisch haut. -Wenn die<br />
Kommentare ironisch oder zynisch werden. -<br />
Wenn man sich nicht mehr in die Augen sehen<br />
kann. -Wenn man nicht mehr miteinander redet,<br />
geschweige denn, miteinander betet. -Wenn<br />
einer frustriert die Sachen hinwirft – und<br />
vielleicht sagt: Dann macht doch euren Dreck<br />
alleine.. Und – nebenbei bemerkt – wir selber<br />
knabbern unsere Kraft an, wenn wir uns selber<br />
einreden: ‚Was bist du blöd, schon wieder nicht<br />
geschafft!‘ ‚Mann, bin ich doof – das Einfachste<br />
krieg ich nicht auf die Reihe..‘ Selbstvorwürfe -<br />
wenn sie nur oft genug sich selber eingeredet<br />
werden - sind wie kleine Stachel, die uns<br />
verwunden und letzten Endes genau das<br />
herbeiführen, was sie beschwören… Zurück<br />
zum Theater: Die jüngere Schwester, die mit<br />
dem Flieger kam, bringt es auf den Punkt, was<br />
sie heimlich kaputtmacht: ‚Du bemutterst mich‘<br />
Und die große Schwester rechtfertigt sich: ‚Ich<br />
hab dir doch geholfen, wo ich nur konnte. Ich hab<br />
dich vor einer großen Dummheit bewahrt mit<br />
dem Freund.. Aber die andere empfand es so,<br />
dass das ihr Leben ruiniert hat … Nach vielen,<br />
vielen Jahren kommt all das wieder hoch … Die<br />
Wühlmäuse der Verletzung, der Bitterkeit und<br />
des Grolls haben ihr Werk getan. Sie können<br />
nicht mehr miteinander. Liebe Gemeinde, in 6<br />
Wochen erleben wir eine große<br />
Herausforderung – für uns, und auch für andere.<br />
Eine gute Herausforderung, eine gute Nachricht<br />
– das Evangelium auf den Punkt gebracht. Vom<br />
Zweifeln zum Staunen. Wir brauchen dafür<br />
Vollmacht und Einmütigkeit, damit wir einladend,<br />
gastfreundlich, einmütig und freimütig auf Leute<br />
zugehen können. Menschen sollen erleben,<br />
dass es eine Freude ist, aus Finsternis und<br />
Sinnlosigkeit in das Licht Gottes zu kommen. Sie<br />
sollen Befreiung erfahren und erkennen, dass ihr<br />
Leben mit Jesus Erfüllung bringt. Und jetzt eine<br />
Preisfrage: Wer hat Interesse, dass genau so<br />
etwas nicht passiert? Es ist der Böse, der Teufel,<br />
der Fürst dieser Welt, dessen Macht sich eher im<br />
Untergrund abspielt. Der Heimlichkeit liebt. Er<br />
hat höchstes Interesse, dass unsere Gemeinde<br />
keine Kraft und Vollmacht bekommt, dass die<br />
Wühlmäuse der Verletzungen aktiv werden, ja,<br />
dass sie so richtig die Beziehungen unter uns<br />
aufmischen, dass alte Wunden wieder bluten,<br />
dass wir uneins werden … Es ist ein geistliches<br />
Gesetz: Wo Christen einmütig werden, wirkt<br />
Gottes Geist durch sie hindurch zu den andern;<br />
wo sie sich zerstreiten, sind sie mit sich selbst<br />
beschäftigt, im Gegeneinander, im Wundenlecken,<br />
und Gott kann nicht durch sie wirken…<br />
So ist es für uns nun eine ernste Frage, wie wir<br />
mit den Verwundungen umgehen wollen. In der<br />
Lesung (Johannes 5, 1-9) hörten wir von Jesus,<br />
der dem Kranken am Teich Bethesda fragt:<br />
Willst du gesund werden? – Das ist eigentlich<br />
eine überraschende Frage, denn man erwartet,<br />
da der Kranke schon über 30 Jahre krank ist,<br />
dass er natürlich gesund werden will. Das ist<br />
aber nicht immer der Fall.. Manchmal ist es so,<br />
dass der kranke Mensch im Grunde seine<br />
Situation so haben will, auch wenn er nach<br />
außen jammert und klagt und gerne gesund<br />
werden will. Denn in der Krankheit zu bleiben,<br />
hat manche Vorteile: Man wird bedauert, man<br />
erlebt Zuwendung, man bekommt Verständnis<br />
… Manchmal ist der Verletzte direkt verliebt in<br />
diese Rolle und schmollt geradezu in einer<br />
permanenten Vorwurfshaltung, im Selbstmitleid.<br />
Man spricht dann vom sog. ‚Krankheitsgewinn‘.<br />
Und wenn die Verwundung auch noch durch<br />
Unrecht anderer entstanden ist, dann ist man in<br />
einer Opferrolle – in der man, je länger umso<br />
schwerer, nicht so leicht rauskommt. - ‚Die Eltern<br />
haben mich unterdrückt, der Vater hat sich in den<br />
Beruf geflüchtet, und meinen Fragen keine<br />
Aufmerksamkeit gewidmet. Jetzt will ich auch<br />
nichts mit ihnen zu tun haben.‘ - ‚Der Lehrer hat<br />
mich dauernd vor den andern fertig gemacht. Nie<br />
werde ich mit ihm noch reden. Der ist für mich<br />
tot.‘ - ‚Der Pfarrer hat mich in meiner Not einfach<br />
stehen gelassen, und sein Wort nicht gehalten –<br />
der ist für mich durch...‘ - ‚Der Nachbar, dieses<br />
Ekel, der wusste doch genau, was er da bei mir<br />
anrichtet, ihm bin ich völlig egal, der zi Alles<br />
Sätze und Erklärungen und letzten Endes auch<br />
25
Entschuldigungen, dass man nicht aktiv werden<br />
muss … Der andere ist ja schuld! Das süße Gift<br />
der Bitterkeit! Aber leider vergiftet diese Haltung<br />
auch die eigene Freiheit, und schränkt sie ein.<br />
Ich trage dem andern etwas nach, bin nachtragend,<br />
- und diese Schlepperei kostet Nerven<br />
und Kraft. Willst du gesund werden? – Die Frage<br />
Jesu fordert uns heraus, aus der Opferhaltung<br />
herauszukommen und aktiv daran zu arbeiten,<br />
dass ich mit Gottes Hilfe wieder heil werde. Liebe<br />
Gemeinde, wir mögen ungern zugeben, wie sehr<br />
wir an dem leiden, wo wir verwundet wurden.<br />
Aber Wunden bestimmen uns mehr, als wir<br />
normalerweise zugeben wollen. Bei einem<br />
Glaubenskurs war ich einmal überrascht, dass<br />
an einem Abend, wo über Glaubenshindernisse<br />
gesprochen wurde, plötzlich Menschen zu<br />
weinen anfingen. Der Grund? Die Wunden der<br />
zerbrochenen Beziehungen, der<br />
Enttäuschungen, des Versagens fingen wieder<br />
an zu bluten … Willst du gesund werden? Liebe<br />
Gemeinde, wenn wir merken, dass etwas noch<br />
weh tut – zuhause in der Familie oder im Beruf<br />
oder in der Gemeinde – dann ist das ein Signal<br />
zum Handeln! Und die Frage für jeden von uns<br />
lautet: Will ich innerlich wieder heil werden? Ich<br />
gehe einige Schritte mit ihnen durch,<br />
die für die innere Heilung wichtig sind.<br />
Oft braucht dieser Prozess Wochen<br />
und Monate, manchmal geht er auch<br />
schnell.<br />
1. Verletzungen benennen Sie ins<br />
Bewusstsein kommen lassen.<br />
Es braucht Mut, sich die<br />
schmerzhaften Situationen nochmal<br />
anzuschauen,<br />
vielleicht<br />
niederzuschreiben. Wenn diese Dinge<br />
sie betreffen, dann könnten Sie sich<br />
diese Woche etwas Zeit nehmen, und<br />
das aufschreiben, was jetzt noch<br />
schmerzt, was nicht zur Ruhe<br />
gekommen ist.<br />
2. eigene Hilflosigkeit eingestehen<br />
Unser Stolz sagt uns: ‚Das schaff ich<br />
schon alleine!‘ – Do it yourself! – Was<br />
beim Handwerkern so reizvoll ist, das ist hier oft<br />
hinderlich. Wir schaffen es meist nicht selbst!<br />
Manchmal hält uns auch die Scham zurück, und<br />
wir möchten uns nicht einem andern offenbaren<br />
oder um Hilfe bitten. Es ist schwer, wenn man<br />
sich z.B. das Bein aufgeschlagen hat, sich selbst<br />
die Wunden zu verbinden. Es ist noch schwerer,<br />
wenn die Seele aufgeschlagen ist. Darum ist es<br />
gut, sich vertrauten und verschwiegenen<br />
Menschen anzuvertrauen. Das führt auch gleich<br />
zum nächsten Schritt:<br />
3. sich nach der heilender Liebe Jesu<br />
ausstrecken<br />
Wenn ein kleines Kind hinfällt, hat es<br />
automatisch den Drang, sich zu Mutter oder zu<br />
Vater zu flüchten und sich am Bein<br />
festzuklammern oder sich in den Arm nehmen zu<br />
lassen. Das Kind wird auf den Schoß<br />
genommen, und die Mama streichelt das Kind<br />
und redet ihm gut zu.. Liebende Zuwendung hat<br />
eine große Heilkraft – nicht nur bei den Kindern,<br />
auch bei uns. Und hier kommt die göttliche Kraft<br />
ins Spiel. Könnte Jesus uns nicht auch so in den<br />
Arm nehmen, umarmen in seiner Art, uns gut<br />
zureden, seine Hand auf uns legen, trösten und<br />
aufrichten? Gott möchte uns heilen. Er wird als<br />
‚Heiland‘ bezeichnet, schon im Alten Testament.<br />
Es ist ein Gott, dem unsere Wunden auch weh<br />
tun. Er will heilend eingreifen. Vorhin hörten wir<br />
im Zuspruch, wo Gott im Bild vom guten Hirten<br />
spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und<br />
das Verirrte zurückbringen und das Verwundete<br />
verbinden und das Schwache stärken (Hesekiel<br />
34,15f) Darum heißt Jesus auch Heiland – weil<br />
er heil machen will. (fromm=heil = ganz) Da ist<br />
eine kranke Frau. (Markus 5, 25-34) Jahrelang<br />
schlägt sie sich mit einem chronischen Leiden<br />
herum. Blutungen – immer wieder. Ob sie sehr<br />
religiös oder fromm ist, wissen wir nicht. Aber sie<br />
hatte von irgendwo gehört, dass etwas<br />
Heilsames von Jesus ausgeht. Und als er einmal<br />
in der Nähe ist und in einer Menschenmenge<br />
vorbeikommt, wagt sie sich in seine Nähe,<br />
schleicht von hinten an ihn heran – mit einer<br />
26
Mischung aus Hoffnung und Angst.. Sie denkt:<br />
‚Wenn ich wenigstens seine Kleider berühren<br />
kann, werde ich bestimmt gesund‘ (V.38) Und<br />
plötzlich greift sie mutig nach Jesu Gewand. Ein<br />
Versuch, in Verbindung mit dieser eigenartigen<br />
göttlichen Kraft zu kommen, die sie in Jesus<br />
ahnt. Und dann passiert es. Sie spürt es genau:<br />
die Blutungen hören auf, es tut ihrem Körper gut.<br />
Und dann dreht sich Jesus um: kein Vorwurf,<br />
keine Glaubensprüfung – sondern er sagt ihr:<br />
‚Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen.<br />
Gehe in Frieden. Du bist geheilt!‘ So ist er, der<br />
Heiland Jesus. Wir dürfen bei ihm Heilung<br />
erwarten..<br />
4. sich mit der eigenen Geschichte<br />
aussöhnen<br />
Wissen Sie, unser Leben gleicht einem Film. Auf<br />
dem Filmstreifen bisher sind die Wunden<br />
eingebrannt. Diese Szenen möchten wir<br />
herausschneiden – aber es geht nicht. Sie sind<br />
da: Beziehungsbrüche, Trennungen,<br />
Enttäuschungen, Leid, Krankheit… Wenn wir<br />
gegen diese Szenen innerlich Krieg führen, dann<br />
kostet es eine enorme Kraft – und der Stachel<br />
bleibt. Wer nach rückwärts kämpft, hat keine<br />
Kraft, nach vorne zu leben. Darum ist es wichtig,<br />
Frieden zu schließen mit der eigenen<br />
Geschichte. Die inneren Schwüre gegen<br />
irgendwen oder irgendwas zu widerrufen, den<br />
verpassten Möglichkeiten nicht mehr<br />
nachzutrauern. Wir kommen an das Vergangene<br />
nicht mehr ran. Aber Gott, der über Zeit und<br />
Raum steht, hat zur Vergangenheit Zugang. Er<br />
kann die Wut und Bitterkeit verwandeln, sodass<br />
sie den Stachel verlieren. Ich muss dann nicht<br />
mehr aufbrausen oder innerlich hoch gehen,<br />
sondern ich kann gelassen sein, wenn die alten<br />
Dinge hochkommen. Wie geht das praktisch? Es<br />
kann in einem Gebet um innere Heilung<br />
geschehen. Auf einem Zettel habe ich ein Gebet<br />
vorgeschlagen. Sie können es durchgehen und<br />
anhand dieser Worte ihre eigenen Worte finden<br />
… Sie können alle eigenen Verletzungen<br />
benennen und Gott hinhalten… Ich will einmal<br />
den Anfang und den Schluss des Gebetes<br />
vorlesen … Gott, ich habe gehört von dir als der<br />
Quelle heilender Liebe. Das hat Körner der<br />
Sehnsucht unter meinen Zweifel gestreut. Wie<br />
die Frau, die nach Jesu Gewand fasst,<br />
ungewiss, ob es hilft, nur mit einem Funken<br />
Hoffnung, so will ich mich jetzt, Gott, nach deiner<br />
heilenden Liebe ausstrecken. Ich will vor dir<br />
aussprechen, was mir so weh getan hat und<br />
noch weh tut. ……(hier benennen wir die<br />
Wunden in Kindheit, Familie, Schule, Beruf,<br />
Kirche, Gemeinde…) … Gott, da ist so viel, was<br />
in mir weint. Manches kann ich noch nicht<br />
aussprechen. Und noch immer bin ich mir noch<br />
nicht sicher, ob du für mich da bist. Aber wenn,<br />
dann bitte ich dich jetzt: Komm du mit der Kraft<br />
deiner heilenden Liebe in mein Leben. Zieh du<br />
die Verbitterung und den Groll aus meinen<br />
schmerzhaften Erinnerungen. Fange an, meine<br />
Wunden zu heilen. Amen.<br />
5. anderen vergeben<br />
Dem Täter vergeben, und nicht mehr das Böse<br />
nachtragen. Wer nachträgt, schleppt sich ab.<br />
Der Leid-tragende ist auch der, der dem andern<br />
etwas vorwurfsvoll nachträgt. Es geht beim<br />
Vergeben nicht zuerst um eine großzügige<br />
Haltung, im Sinne von Schwamm drüber. Es<br />
geht um die eigene Gesundung. Wenn ich<br />
vergebe, tue ich mir etwas Gutes. Es ist Gottes<br />
Sache, Gerechtigkeit wiederherzustellen. Aber<br />
meine Sache ist es, wieder heil und<br />
beziehungsfähig zu werden. Also: tun Sie sich<br />
etwas Gutes – in dem Sie andern vergeben. Das<br />
entspricht ja auch der Bitte im Vaterunser:<br />
‚vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben<br />
unseren Schuldigern..‘<br />
6. wieder Gutes vom Leben erwarten<br />
Bewusst einüben, Gutes zu erwarten – und<br />
wegkommen von dem permanenten Misstrauen,<br />
der Skepsis, der inneren Vorsicht – und wieder<br />
Gutes erwarten. Gott meint es gut mit uns. Wir<br />
sind ihm wichtig. Er sorgt für seine Kinder. Und<br />
noch ein letzter, nicht unwichtiger Gedanke:<br />
Manchmal sind es einmalige<br />
Durchbruchserlebnisse zum Guten. Aber oft ist<br />
es eine wiederkehrende Sache, immer wieder zu<br />
vergeben, das Verwundete immer wieder Gott<br />
hinzuhalten, die Hilflosigkeit einzugestehen oder<br />
Gutes zu erwarten…. Eine Wunde ist auch nicht<br />
einfach zugenäht oder zugeklebt – und fertig.<br />
Sondern die Behandlung durch Salben dauert<br />
länger, muss wiederholend ausgeführt werden.<br />
Nach und nach heilt sie dann aber aus. So kann<br />
es also wichtig sein, diese Schritte mehrmals zu<br />
gehen. Ich wünsche uns, dass wir zuhause – und<br />
auch untereinander hier in der Gemeinde –<br />
gelassen und entspannt miteinander umgehen<br />
können, im Wissen, dass Gott unsre<br />
Verletzungen heilen kann. Dass wir in einer<br />
guten Weise die Beziehungen leben. Zum<br />
Schluss bitte ich sie, dass sie dem Menschen<br />
neben ihnen - rechts, links, hinten, vorn - einfach<br />
die Hand geben – verbunden mit einem<br />
Friedenswunsch, indem sie sagen: Gottes<br />
27
Friede sei zwischen uns! – Das soll in unseren<br />
Beziehungen gelten, und diesen Frieden erbitten<br />
wir jeden Tag. So geben sie einander die Hand<br />
und sagen: Gottes Friede sei zwischen uns! …<br />
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle<br />
unsere Vernunft, der komme in unsere<br />
Beziehungen, und der bewahre unsre Herzen<br />
und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn!<br />
Amen.<br />
Quelle: www.jesus-lebt-kirche.de/<br />
war für Kinder ein Programm. Nach dem<br />
Gottesdienst gab es Imbiss und Getränke. „Wir<br />
glauben nicht dasselbe, aber wir glauben an<br />
denselben“, wandte sich Boppart an die<br />
Besucher. Meist grenzten sich Christen zu<br />
schnell von anderen ab und merkten nicht, wie<br />
sie Mauern hochzögen. Wer im Glauben an<br />
Christus eine feste Identität habe, könne jedoch<br />
Brücken zu anderen bauen. Begeistert<br />
berichtete Boppart darüber, was Gott in vielen<br />
Ländern und Kirchen tut, wie dort Menschen<br />
zum Glauben an Jesus finden. Er ist überzeugt:<br />
„Einander feiern, das wäre eine Mentalität, die<br />
unsere Kirche braucht“, ein Paradigmen-<br />
Wechsel sei notwendig: „Liebe statt<br />
Rechthaberei.“ Christen müssten fähig sein,<br />
Brücken zu bauen. (nach pz-news)<br />
GEISTLICHER AUFBRUCH IM NAHEN<br />
OSTEN<br />
RUND 1.000 CHRISTEN IM GOTTESDIENST<br />
ZUR ALLIANZGEBETSWOCHE IN<br />
PFORZHEIM<br />
PFORZHEIM. Rund 1.000 Christen aus der<br />
Stadt und der Region Pforzheim nahmen am<br />
Eröffnungsgottesdienst der Allianzgebetswoche<br />
2019 im CongressCentrum Pforzheim (CCP) teil.<br />
Andreas Boppart (39), Leiter von Campus für<br />
Christus in Zürich, rief zum Miteinander der<br />
Christen auf, zu geistlicher Einheit und<br />
Gemeinschaft, zu Nächstenliebe statt<br />
Rechthaberei. Thema: „Einheit leben lernen“.<br />
Die Predigt wurde simultan übersetzt in<br />
Englisch, Farsi, Arabisch und Russisch. Parallel<br />
„Wir erleben einen Aufbruch zu Jesus Christus<br />
hin wie nie zuvor!“ Der junge Araber, Leiter einer<br />
christlichen Studentenarbeit im Nahen Osten,<br />
schaut mir begeistert in die Augen. „In der<br />
gesamten arabischen Welt kommen Muslime auf<br />
uns arabische Christen zu und wollen wissen,<br />
was es mit unserem Glauben auf sich hat. Das<br />
ist zum ersten Mal in der Geschichte in diesem<br />
Ausmaß so. Sie sehen den Unterschied in<br />
unserem Leben und fragen uns offen, wieso wir<br />
Christen so anders sind. So viele arabische<br />
Muslime wie nie zuvor beginnen ein Leben in der<br />
Nachfolge von Jesus.“ Es sei ein besonderer<br />
Moment in der Geschichte, erklärt mir der junge<br />
geistliche Leiter aus dem Nahen Osten.<br />
Allianz fordert Abschiebestopp für<br />
christliche Flüchtlinge<br />
Die Deutsche Evangelische Allianz hat<br />
gefordert, dass Deutschland christliche<br />
Flüchtlinge nicht mehr in Länder abschiebt, in<br />
28
denen Christen verfolgt werden. Laut dem<br />
aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors<br />
trifft dies unter anderem auf Afghanistan und den<br />
Iran zu.<br />
Geht es nach der Deutschen Evangelischen<br />
Allianz, dürfen Christen nicht nach Afghanistan<br />
oder in den Iran abgeschoben werden. Und auch<br />
nicht in andere Länder, in denen es<br />
Christenverfolgung gibt. Das teilte das<br />
evangelikale Netzwerk am Montag anlässlich<br />
des aktuellen Weltverfolgungsindex der<br />
Organisation Open Doors mit. Die Rangliste<br />
erschien in der vergangenen Woche. Die<br />
Länder, in denen Christen weltweit am stärksten<br />
verfolgt werden, sind laut Open Doors Norkorea,<br />
Afghanistan, Somalia, Libyen, Pakistan, der<br />
Sudan, Eritrea, Jemen und der Iran. „Wir<br />
brauchen einen Abschiebestopp für christliche<br />
Flüchtlinge in Staaten, die Christen verfolgen“,<br />
heißt es nun vonseiten der Allianz.<br />
Ausdrücklich dankt die Allianz der<br />
Bundesregierung für die Installation eines<br />
Beauftragten für Religionsfreiheit. Das Amt hat<br />
Markus Grübel (CDU) inne. Christen fordert die<br />
Allianz zum Gebet für verfolgte<br />
Glaubensgeschwister auf. Kirchen und<br />
Gemeinden sollen diesem mehr Raum geben:<br />
Es reiche nicht, dieser Katastrophe nur einmal<br />
im Jahr in einem Gottesdienst zu gedenken.<br />
Von: Anna Lutz<br />
17.01.2019 USA<br />
Junge Erwachsene verlassen Kirche<br />
Im jungen Erwachsenenalter verlassen viele<br />
evangelische Amerikaner die Kirche. Das hat<br />
eine neue US-Studie ergeben. Für zwei Drittel<br />
von ihnen ist es ein Abschied für immer.<br />
Eine Studie der baptistischen US-Organisation<br />
„Lifeway" hat ergeben: Zwei Drittel der<br />
amerikanischen jungen Erwachsenen, die als<br />
Teenager regelmäßig eine Kirche besucht<br />
haben, kehren Gemeinden im Alter von 18 bis 22<br />
Jahren den Rücken. Offenbar hängen die<br />
geringer werdenden Kirchenbesuche direkt mit<br />
dem Alter der Christen zusammen. 69 Prozent<br />
gaben an, mit 17 Jahren noch regelmäßig in den<br />
Gottesdienst gegangen zu sein. Im Alter von 18<br />
waren es nur noch 58 Prozent, mit 19 noch<br />
weniger: 40 Prozent. Von den Amerikanern<br />
zwischen 20 und 22 Jahren besuchte nur noch<br />
ein Drittel den Gottesdienst.<br />
Als Gründe für ihren Austritt gaben fast alle eine<br />
Änderung ihrer Lebensumstände an. Drei von<br />
vier sagten, der Pastor oder die Kirche seien<br />
Schuld. Fast genau so viele begründeten die<br />
Distanz zur Gemeinde mit ihren religiösen,<br />
ethischen oder politischen Überzeugungen. Am<br />
häufigsten nannten die jungen Menschen<br />
folgende Gründe: Sie seien weggezogen,<br />
andere Kirchenmitglieder erschienen ihnen<br />
heuchlerisch oder zu sehr richtend, sie fühlten<br />
sich nicht mehr mit den Menschen in der Kirche<br />
verbunden, sie stimmten nicht mit den<br />
politischen Ansichten ihrer Kirche überein oder<br />
sie hätten andere berufliche Verpflichtungen. Die<br />
Hälfte der Befragten gab an, ihr Antritt der<br />
Collegezeit sei mit dem Verlassen der Kirche<br />
verknüpft.<br />
Zwei Drittel bleiben weg<br />
Offenbar entscheiden sich viele junge Menschen<br />
in den USA jedoch nicht bewusst dazu, eine<br />
Kirchenpause einzulegen. Lediglich ein Drittel<br />
gab an, nach der Highschool eine gewisse Zeit<br />
nicht in eine Gemeinde habe gehen zu wollen.<br />
Die restlichen zwei Drittel sagten, es habe sich<br />
so ergeben. Von all jenen, die als junge<br />
Erwachsene mindestens für ein Jahr aus der<br />
Kirche ausgestiegen sind, besucht heute jeder<br />
Dritte wieder eine Gemeinde.<br />
Über die Hälfte derjenigen jungen Erwachsenen,<br />
die auch im Alter von 18 bis 22 Jahren in der<br />
Kirche blieben, sagten, die Kirche spiele eine<br />
wichtige Rolle in ihrer Beziehung zu Gott.<br />
Ebenso viele räumten der Gemeinde das Recht<br />
ein, sie bei Entscheidungen in ihrem Leben zu<br />
begleiten. Etwas weniger erklärten, sie folgten<br />
mit dem Kirchenbesuch dem Beispiel eines<br />
Verwandten, kirchliche Aktivitäten seien ein<br />
wichtiger Teil ihres Lebens, die Kirche helfe<br />
ihnen, ein besserer Mensch zu werden oder sie<br />
fühlten sich der Kirche und ihrer Arbeit<br />
verbunden.<br />
Arbeit mit jungen Erwachsenen stärken<br />
„Auf der einen Seite können wir ermutigt sein,<br />
dass manche zur Kirche zurückkehren", zitiert<br />
„Lifeway" seinen Leiter für studentische Arbeit,<br />
Ben Trueblood. Aber die Kirche müsse auch<br />
wahrnehmen, dass mehr als zwei von dreien<br />
nicht wiederkämen. Er plädiert deshalb für eine<br />
Stärkung der christlichen Arbeit mit jungen<br />
Erwachsenen. Der Fokus vieler Kirchen liege in<br />
der Arbeit mit Kindern, Schülern und dann<br />
jungen Familien. Die jungen Erwachsenenjahre<br />
29
würden oft ausgeklammert. „Das muss sich<br />
ändern."<br />
Für die Studie befragte „Lifeway" im Herbst 2017<br />
rund 2.000 Erwachsene zwischen 23 und 30<br />
Jahren. Bereits im Jahr 2007 kam eine Studie zu<br />
ähnlichen Ergebnissen.<br />
Von: Anna Lutz<br />
IRAN:<br />
114 CHRISTEN IN EINER<br />
WOCHE VERHAFTET<br />
(Open Doors, Kelkheim) – Innerhalb einer<br />
einzigen Woche sind im Iran 114 Christen<br />
verhaftet worden. Damit steigt die Gesamtzahl<br />
der im zurückliegenden Monat verhafteten<br />
Christen auf 142 an. Die Zahlen stammen von<br />
der Menschrechtsorganisation Artikel 18.<br />
Mansour Borji, Sprecher von Artikel 18, sprach<br />
von einer erschütternden Zahl und sieht im<br />
Vorgehen der Behörden eine Warnung an alle<br />
Christen, die Weihnachtszeit nicht zur<br />
Verbreitung der christlichen Botschaft zu nutzen.<br />
Die Verhaftungen fanden nach Angaben von<br />
Artikel 18 in 10 oder 11 verschiedenen Städten<br />
statt und richteten sich gegen unterschiedliche<br />
christliche Gruppierungen. Mit Ausnahme der<br />
mutmaßlichen Leiter wurden die meisten der<br />
Verhafteten bereits nach wenigen Stunden oder<br />
Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt – unter<br />
anderem, so Borji weiter, „weil [die Beamten] so<br />
viele verhaftet hatten, dass sie gar nicht<br />
wussten, was sie mit ihnen allen anfangen<br />
sollten.“ Zuvor sollten sie jedoch detailliert<br />
aufschreiben, welche christlichen Aktivitäten sie<br />
durchgeführt hätten. Sie wurden angewiesen,<br />
jegliche Kontakte zu anderen Christen und<br />
christlichen Gruppen künftig zu unterlassen und<br />
sich für einen Anruf vom Ministerium für<br />
Nachrichtenwesen (iranischer Geheimdienst)<br />
bereitzuhalten. Allen Christen wurden ihre<br />
Mobiltelefone abgenommen.<br />
Ebrahim Firouzi – inhaftiert, schikaniert und<br />
geschlagen<br />
Die Nachrichten von der jüngsten<br />
Verhaftungswelle von Christen fallen zusammen<br />
mit einer weiteren traurigen Nachricht. Die<br />
Mutter von Ebrahim Firouzi, der wegen seines<br />
christlichen Glaubens eine langjährige Haftstrafe<br />
verbüßt, ist am 3. Dezember verstorben. Sein<br />
Antrag, an der Beerdigung teilnehmen zu dürfen,<br />
wurde abgelehnt. Der Umgang der Behörden mit<br />
Firouzi wirft ein Schlaglicht darauf, was<br />
christliche Konvertiten vom Islam von dem<br />
islamischen Regime zu befürchten haben.<br />
Anweisung: Keine Kontakte zu anderen<br />
Christen mehr<br />
Im August 2013 war Ebrahim Firouzi zu einem<br />
Jahr Haft und zwei Jahren Exil in der Stadt<br />
Sarbaz, nahe der pakistanischen Grenze,<br />
verurteilt worden. In der Urteilsbegründung hieß<br />
es: „Evangelistische Tätigkeiten ... gelten als<br />
Widerstand gegen das Regime der Islamischen<br />
Republik Iran“. Nach Verbüßung seiner<br />
Haftstrafe im Januar 2015 wurde Firouzi weiter<br />
im Gefängnis festgehalten und im <strong>März</strong> 2015<br />
erneut vor Gericht gestellt, dieses Mal wegen<br />
„Gefährdung der nationalen Sicherheit und<br />
Teilnahme an einer Verschwörung“. Er wurde zu<br />
weiteren fünf Jahren Gefängnis verurteilt,<br />
geschlagen und gegen seinen Willen zur<br />
Teilnahme an einer Berufungsverhandlung<br />
gezwungen, während der lediglich eine<br />
Vertagung beschlossen wurde. Im vergangenen<br />
Jahr protestierte Firouzi mit einem 10-tägigen<br />
Hungerstreik gegen die fortwährende<br />
Entrechtung von Christen wegen ihres<br />
Glaubens.<br />
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors<br />
rangiert der Iran aktuell an 10. Stelle unter den<br />
Ländern, in denen Christen wegen ihres<br />
Glaubens verfolgt werden.<br />
Quellen: Open Doors, World Watch Monitor,<br />
Artikel 18<br />
MAROKKO:<br />
„MEIN VATER WÜRDE<br />
MICH UMBRINGEN!“<br />
Zwei junge Christinnen teilen ein gefährliches<br />
Geheimnis<br />
(Open Doors, Kelkheim) –<br />
Der Süden Marokkos ist die Heimat von<br />
Nadeen* (21) und Fatima* (20). Die beiden<br />
Studentinnen sind gut befreundet und haben<br />
schon viel zusammen erlebt. Und sie teilen ein<br />
gefährliches Geheimnis: Ohne das Wissen ihrer<br />
30
streng muslimischen Familien folgen sie Jesus<br />
Christus nach.<br />
Äußerlich wieder eine Muslima<br />
Als die beiden jungen Frauen vor ein paar<br />
Jahren zu Jesus fanden, erzählten sie ihren<br />
Familien sofort begeistert von ihrem neuen<br />
Glauben. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich<br />
warten: „Meine Familie war sehr wütend auf<br />
mich, und mein Vater schlug mich, als er es<br />
hörte“, erinnert sich Nadeen. Fatima erging es<br />
ebenso.<br />
Unter dem Druck ihrer Familie kehrte Fatima<br />
bald zum Islam zurück – doch nur äußerlich.<br />
„Nach außen hin bin ich eine Muslima“, sagt sie.<br />
Auch Nadeen erlebte derartig massiven Druck,<br />
dass sie beschloss, wieder wie eine Muslima zu<br />
leben. Ihrer Familie und den Menschen in ihrem<br />
Umfeld täuscht sie vor, zum Islam zurückgekehrt<br />
zu sein. Doch ihre Herzen gehören weiter<br />
Christus.<br />
Die Angst überwinden – ein täglicher Kampf<br />
Die Wahrung ihres Geheimnisses verlangt<br />
ständige Wachsamkeit. „Ich habe solche Angst,<br />
dass meine Eltern es herausfinden. Mein Vater<br />
würde mich umbringen“, sagt Nadeen. Und das<br />
ist nicht leichtfertig dahingesagt, sondern die<br />
Bedrohung ist sehr real. Deshalb ist sie<br />
vorsichtig im Umgang mit Christen auf der<br />
Straße. „Vor kurzem sprach ich draußen mit<br />
einer Frau, die als Christin bekannt ist. In diesem<br />
Moment sah ich eine Verwandte von mir<br />
vorbeigehen. Ich versuchte, mich hinter der<br />
Dame zu verstecken, um von meiner<br />
Verwandten nicht gesehen zu werden. Soweit<br />
ich weiß, hat sie mich nicht gesehen oder<br />
zumindest meinen Eltern nichts gesagt.“ Dieses<br />
kleine Erlebnis illustriert die Situation vieler<br />
marokkanischer Christen sehr gut.<br />
Wie in anderen überwiegend islamischen<br />
Ländern gelten Christen muslimischer Herkunft<br />
als Verräter der Religion ihrer Eltern. Es gibt<br />
zwar Familien, die die Konversion einzelner<br />
Angehöriger tolerieren. Doch sie halten den<br />
Glaubenswechsel vor der Außenwelt geheim, da<br />
er als Schande für die Familie gilt. Andere<br />
Familien reagieren wie die Familien von Nadeen<br />
und Fatima, bedrohen die Konvertiten, schlagen<br />
sie und tun alles, was sie können, damit ihre<br />
Kinder zum Islam zurückkehren.<br />
*Name geändert<br />
BRAUCHEN WIR WENIGER<br />
KIRCHEN?<br />
Die alte Christuskirche in Illertissen ist kein<br />
Gotteshaus mehr, doch geheiratet wird hier<br />
immer noch. Im Mai 2018 hat dort das Projekt<br />
Gastraum eröffnet: eine Mischung aus Hotel,<br />
Bar, Café und Restaurant. Kann das ein<br />
Beispiel für andere Kirchen sein? Kirchen zu<br />
unterhalten kostet Geld. Lohnt sich das, wenn<br />
sie nur an Weihnachten und Ostern voll sind?<br />
Das evangelische Dekanat Ulm hat vor zwölf<br />
Jahren die Paul-Gerhardt-Kirche auf dem<br />
Kuhberg aufgegeben und abreißen lassen.<br />
Eine wirtschaftliche Entscheidung. „Der<br />
Unterhalt einer Kirche kostet ungefähr 70 000<br />
Euro im Jahr“, sagt Ernst-Wilhelm Gohl, Dekan<br />
der evangelischen Gesamtkirchengemeinde<br />
Ulm. Bauunterhalt, Heizung, Mesner – all das<br />
muss bezahlt werden.<br />
Geld für das Gemeindehaus aus dem<br />
Verkauf erlöst<br />
Mit dem Verkauf des Grundstücks habe man<br />
das Gemeindehaus bei der Martin-Luther-<br />
Kirche finanziert, berichtet Gohl. Diese steht<br />
nur etwas mehr als einen Kilometer vom<br />
abgerissenen Gotteshaus entfernt und nahm<br />
die Gläubigen auf. Die Paul-Gerhardt-Kirche<br />
war ein Nachkriegsbau aus Beton, an dem<br />
viele Arbeiten nötig gewesen wären. Die im<br />
Krieg zerstörte Dreifaltigkeitskirche dagegen<br />
wurde in den 80er- Jahren wieder<br />
aufgebaut – aber nicht als<br />
Gotteshaus, weil es dafür keinen<br />
Bedarf mehr gab. Das Gebäude<br />
beherbergt<br />
heute das<br />
Kulturzentrum<br />
Haus der<br />
Begegnung.<br />
Eine<br />
gelungene<br />
Entscheidung,<br />
findet<br />
Gohl.<br />
Der<br />
Entschluss, die<br />
Paul-Gerhardt-<br />
Kirche<br />
aufzugeben,<br />
31
sei dagegen schwergefallen. Einen älteren<br />
Sakralbau, glaubt der Dekan, hätte man nicht<br />
abgerissen. „Kirchen prägen das Stadtbild, sie<br />
sind identitätsstiftend“, sagt er. So sieht es<br />
auch sein Amtskollege Jürgen Pommer. Der<br />
evangelische Dekan von Neu-Ulm fügt an: „Die<br />
Identifikation ist auf dem Land noch höher als<br />
in der Stadt. Und an den Kirchen hängen viele<br />
Emotionen und Erinnerungen.“ Schon bei der<br />
Umgestaltung eines Altarraums müsse man<br />
behutsam vorgehen. Leichtfertig werde keine<br />
Kirche und kein Gemeindehaus aufgegeben.<br />
„Das wird nie am Anfang einer Überlegung<br />
stehen“, betont der Geistliche. Ausschließen<br />
will Pommer einen solchen Schritt aber nicht:<br />
Die evangelische Landeskirche hat ein<br />
bayernweites Immobilienkonzept entwickelt.<br />
Darin geht es auch um die Frage, welche<br />
Gebäude in den kommenden Jahrzehnten<br />
womöglich aufgegeben werden müssen. Auch<br />
im evangelischen Dekanat Neu-Ulm gibt es<br />
solche Überlegungen. Welche Orte betroffen<br />
sein könnten, will Pommer nicht verraten. Die<br />
Überlegungen stünden noch am Anfang.<br />
Entscheidungen könnten nur zusammen mit<br />
den Kirchenvorständen betroffener<br />
Gemeinden und nur nach intensiven<br />
Gesprächen gefällt werden.<br />
Im katholischen Dekanat Neu-Ulm spielen<br />
solche Gedanken keine Rolle. „Das ist kein<br />
Thema, das uns betrifft“, sagt Martin Straub,<br />
Pfarrer in Vöhringen und Dekan. „Die Kirchen<br />
werden genutzt und auch erhalten.“ Zum Teil<br />
handele es sich um historische Gebäude,<br />
deren Unterhalt anspruchsvoll sei und die ein<br />
Ortsbild prägen. „Die Bedeutung der Kirchen<br />
geht über das Religiöse hinaus“, ist Straub<br />
überzeugt.<br />
Ulrich Kloos leitet das katholische Dekanat<br />
Ehingen-Ulm. Der Wiblinger Pfarrer sagt:<br />
„Selbst wenn es keine Gottesdienste mehr gibt<br />
– so lange es jemanden gibt, der eine Kirche<br />
aufschließt, würde ich sie stehen lassen.“<br />
Kloos sieht in den Gotteshäusern Räume, in<br />
denen Menschen beten und Ruhe finden<br />
können. Ganz gleich, ob eine Messe gefeiert<br />
wird oder nicht.<br />
um 15 Prozentpunkte gesunken. Diese Zahlen<br />
hat die Deutsche Bischofskonferenz<br />
veröffentlicht. „Die Entwicklung hier weicht<br />
nicht von der allgemeinen ab“, sagt Dekan<br />
Straub.<br />
Auch hier gibt es Kirchen, die kaum genutzt<br />
werden. Und es gibt Kapellen, in denen jetzt<br />
andere Religionsgemeinschaften feiern. Die<br />
Ulmer evangelische Kirche hat die<br />
Valentinskapelle neben dem Münster der<br />
russisch-orthodoxen Gemeinde zur Verfügung<br />
gestellt. Und in der katholischen<br />
Nikolauskapelle auf dem Wiblinger Friedhof<br />
treffen sich rumänisch-orthodoxe Christen für<br />
ihre Gottesdienste. In anderen Ulmer Kirchen<br />
feiern kroatische, italienische, polnische oder<br />
portugiesische Katholiken Messen in ihrer<br />
Muttersprache. „Ein christliches Haus in<br />
andere christliche Hände zu geben, ist<br />
vielleicht sogar eine Verpflichtung“, sagt der<br />
katholische Neu-Ulmer Dekan Straub.<br />
Könnte eine Kirche auch zur Moschee<br />
werden? Der evangelische Ulmer Dekan<br />
Ernst-Wilhelm Gohl sieht das kritisch. „Mit den<br />
Gebäuden wird der christliche Glaube<br />
verbunden“, begründet er. Sein Neu-Ulmer<br />
Amtskollege Jürgen Pommer will sich nicht<br />
festlegen. „Das hängt von der Situation ab.<br />
Gibt es schon Begegnungen und<br />
freundschaftliche Kontakte zwischen<br />
christlicher und islamischer Gemeinde, sodass<br />
für die Kirchengemeinde die neue Nutzung als<br />
Moschee stimmig und nachvollziehbar wäre?<br />
Welcher Strömung gehört die islamische<br />
Gemeinde an? Es braucht in jedem Fall sehr<br />
viel Fingerspitzengefühl.“<br />
Auch den Illertisser Ansatz, aus einer Kirche<br />
ein Lokal zu machen, sieht Pommer entspannt.<br />
„Das Projekt hat seinen Charme“, sagt er.<br />
Denn das Projekt Gastraum sehe sich wie eine<br />
Kirche als ein Ort der Begegnung. Doch er<br />
gesteht: „Es bleibt eine gewöhnungsbedürftige<br />
Lösung.“ Der katholische Dekan Straub sieht<br />
das anders: „Mir tut das weh“, bekennt er. „Es<br />
ist ein geistliches Armutszeugnis, wenn eine<br />
Kirche zum Café wird.“<br />
Immer weniger Mitglieder in den Kirchen<br />
Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der<br />
Katholiken und Protestanten in Deutschland<br />
32
sollte noch nicht jetzt König werden, weil Saul ja<br />
noch König war. Aber der Prophet Samuel sollte<br />
ihn jetzt schon zum König salben. Salben heißt,<br />
dass dem neuen König Öl über den Kopf<br />
gegossen wird. Das war ein Zeichen dafür, dass<br />
Gott ihn ausgesucht hatte.<br />
SALBUNG<br />
DAVIDS<br />
So sprach Gott zu dem Samuel: "Samuel, geh<br />
nach Bethlehem zu Isai. Einer seiner Söhne soll<br />
der neue König sein. Nimm Öl mit, um ihn zu<br />
salben." Samuel hatte ein gutes Herz. Er liebte<br />
und gehorchte Gott. Deshalb machte er sich<br />
auch sofort auf den Weg nach Bethlehem. "Wie<br />
wird der neue König wohl aussehen?", überlegte<br />
er sich. "Er ist bestimmt groß und stark."<br />
(Samuel salbt David zum König, Davids<br />
Berufung)<br />
Bibeltext: 1. Samuel 16,1-13<br />
Lehre: Gott sieht in unser Herz.<br />
Bibelvers: 1. Samuel 16,7b (Luth): Ein Mensch<br />
sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht<br />
das Herz an.<br />
(Bilder von unterschiedlichen Menschen zeigen,<br />
groß und stark, hässlich, klein, reich, arm, …)<br />
Wen würdest du von diesen Leuten gerne als<br />
Freund haben? Warum? Sie sehen gut und stark<br />
aus. Aber eigentlich wissen wir ja gar nicht, wie<br />
es in ihrem Herzen aussieht. Wir können nur das<br />
Äußere von den Menschen anschauen. Aber<br />
Gott sieht in unser Herz. Mit Herz meint man<br />
nicht nur das Organ, das das Blut durch unseren<br />
Körper pumpt. Mit Herz meint man auch unser<br />
Leben, unsere Gefühle, unsere Eigenschaften,<br />
also das, was wir sind. Gott kennt unser Herz. Er<br />
weiß genau, was wir denken oder fühlen.<br />
Gott sah auch das Herz Sauls, das Königs von<br />
Israel. Es war nicht gut. Saul war ein schlechter<br />
König geworden, weil Sünde in seinem Herzen<br />
war. Er betete falsche Götter an. Deshalb hatte<br />
Gott sich einen neuen König ausgesucht. Er<br />
Dann kam Samuel in Bethlehem an. Die Leute<br />
dort kannten ihn, denn er war ja ein bekannter<br />
Prophet. "Warum kommst du zu uns?", fragten<br />
sie Samuel, "hast du eine gute Nachricht für<br />
uns?" "Ja", antwortete Samuel. "Kommt alle zu<br />
einem Fest. Wir wollen Gott opfern." Alles wurde<br />
für das Fest vorbereitet und alle kamen. Auch<br />
Isai mit seinen Söhnen. Er hatte 8 Söhne. "Einer<br />
von ihnen soll der neue König sein", erinnerte<br />
sich Samuel an Gottes Worte, "aber wer? Gott<br />
wird es mir zeigen." Samuel begrüßte Isai und<br />
dann seine Söhne nacheinander. Als Samuel<br />
Eliab, den ältesten Sohn Isais, sah, dachte er:<br />
"Das ist bestimmt der König, den Gott<br />
ausgesucht hat." Eliab sah gut aus und war groß<br />
und stark. So sieht ein König aus! Aber dann<br />
hörte Samuel Gottes Stimme: "Nein, das ist nicht<br />
der neue König. Er ist zwar groß und stark, aber<br />
ich schaue auf das Herz."<br />
Gott sieht in unser Herz. In unserem Herzen ist<br />
alles drin, was wir denken und fühlen und wollen.<br />
33
Gott möchte nicht nur, dass wir richtig handeln.<br />
Er möchte auch, dass wir ein gutes Herz haben.<br />
Wir sollen gut von anderen denken, wir sollen<br />
nicht neidisch sein, wir sollen nicht böse auf<br />
andere sein. Sünde beginnt schon in unserem<br />
Herzen, nicht erst da, wo wir falsche Dinge tun.<br />
Und Gott sieht unser Herz. Er möchte, dass<br />
unser Herz gut ist.<br />
Weil Gott das Herz sieht, sah er auch, dass Eliab<br />
kein guter König wäre. Aber Isai hatte ja<br />
insgesamt 8 Söhne. Also kam der zweite Sohn,<br />
Abinadab, zu Samuel. Auch er sah groß und<br />
stark aus. Und Samuel dachte: "Das ist bestimmt<br />
der neue König." Aber Gott sieht in unser Herz.<br />
Gott sah das Herz von Abinadab und es gefiel<br />
Gott nicht. Auch Abinadab war nicht der, den<br />
Gott als König ausgewählt hatte.<br />
Wie sieht dein Herz aus? Achte darauf, was in<br />
deinen Herzen ist. Gott hat dich gemacht, und<br />
deshalb kennt er auch dein Herz. Er weiß, dass<br />
da immer wieder schlechte Gedanken sind.<br />
Niemand schafft es, immer nur gute Gedanken<br />
zu haben. Deshalb möchte Gott dein Herz rein<br />
machen. Du kannst ihn um Vergebung bitten.<br />
Sag ihm, was alles Schlechtes in deinem Herzen<br />
ist. Du kannst beten: "Herr, du weißt dass ich<br />
manchmal so schlecht von anderen denke. Es<br />
tut mir leid. Bitte vergib mir und mach mein Herz<br />
Als nächstes kam Schamma, der dritte Sohn<br />
Isais. Samuel sah, dass er gut aussah, aber er<br />
wusste schon, dass Gott nicht auf das Äußere<br />
sieht, sondern ins Herz. Deshalb wartete Samuel<br />
darauf, was Gott sagte. Und wieder war es nicht<br />
der auserwählte König. Dann kam der 4. Sohn,<br />
der 5. Sohn, der 6. Sohn und schließlich der 7.<br />
Sohn zu Samuel, aber niemand war der<br />
auserwählte König.<br />
"Hast du noch mehr Söhne?", fragte Samuel Isai.<br />
"Der jüngste fehlte noch," erklärte Isai. "Er ist auf<br />
der Weide und hütet die Schafe." "Lasst ihn<br />
holen", bat Samuel. "Wir können erst feiern,<br />
wenn er da ist. So warteten alle auf den jüngsten<br />
Sohn Isais. Samuel sah die 7 älteren Söhne an.<br />
Alle sahen gut aus und waren stark. Aber Gott<br />
sieht ins Herz.<br />
rein." Jesus ist für deine Sünde gestorben und<br />
deshalb kann er dir vergeben und dir helfen, so<br />
zu leben, wie es ihm gefällt.<br />
Samuel wartete also auf den jüngsten Sohn von<br />
Isai. Es war David. Er war auf dem Feld und<br />
hütete die Schafe. Das tat er oft. Er liebte die<br />
Schafe und kümmerte sich gut um sie. Und wenn<br />
er Zeit hatte, machte er Musik und lobte Gott.<br />
Denn David liebte Gott. David hatte ein gutes<br />
Herz und wollte so leben, wie es Gott gefällt.<br />
Jetzt sprang er auf, als plötzlich ein Knecht<br />
angerannt kam. "David, David, komm schnell,<br />
dein Vater ruft dich!" "Was ist denn los?", fragte<br />
David überrascht. "Samuel, der Prophet, ist da.<br />
Er will dich sehen", erklärte der Knecht. David lief<br />
schnell in die Stadt. Alle warteten schon auf ihn,<br />
auch Samuel.<br />
Als Samuel David sah, hörte er wieder Gottes<br />
Stimme. "Salbe ihn, denn das ist der neue<br />
König", sagte Gott dieses Mal. Das tat Samuel.<br />
Er nahm sein Horn. Das war wie eine kleine<br />
Flasche und darin war feines Öl. Dieses Öl goss<br />
er über Davids Kopf. Das war ein Zeichen dafür,<br />
dass Gott David als König auserwählt hat. Dies<br />
34
war ein besonderer Moment für David. Er war ein<br />
einfacher Hirte, und gerade ihn hatte Gott als<br />
König auserwählt. David staunte. Gott hatte<br />
David nicht auserwählt, weil er gut aussah oder<br />
stark war oder reich. Gott hatte ihn auserwählt,<br />
weil er ein gutes Herz hatte.<br />
Gott sah Davids Herz. Und Gott sieht auch in<br />
dein Herz. Und Gott möchte dir helfen, ein<br />
gutes Herz zu haben.<br />
Jetzt konnten sie endlich feiern und Gott danken<br />
und Opfer bringen. Für David war es ein ganz<br />
besonderer Tag. Und wisst ihr, was er danach<br />
getan hat? Ging er in den Palast, um dort zu<br />
regieren? Nein, denn da war ja noch Saul. David<br />
ging wieder auf die Weide, um die Schafe zu<br />
hüten. Gott hatte ihn zwar erwählt, aber David<br />
musste noch warten. Aber Gott war jeden Tag<br />
bei ihm. Und David passte gut auf die Schafe auf<br />
und zwischendurch nahm er seine Harfe und<br />
spielte für Gott Lieder.<br />
.<br />
35
TERMINE FEBRUAR 2019<br />
Datum * Uhrzeit Gottesdienst * Veranstaltung Anlass * Thema Prediger<br />
03.02. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />
und Kirchencafé<br />
Rüdiger<br />
Puchta<br />
04.02. 20:00 Aufwind Anbetungsund<br />
Gebetsabend<br />
Heinz<br />
Hepp<br />
05.02. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
06.02. 19:00 Bibelgespräch Entdeckungen zur<br />
Jahreslosung 2019 (Teil 3)<br />
10.02. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />
und Kirchencafé<br />
Rüdiger<br />
Puchta<br />
12.02. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
13.02. 19:00 NEU: Tauf- und Bibelkurs<br />
(Deutsch / Farsi)<br />
17.02. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />
und Kirchencafé<br />
19.02. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
20.02. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben mit<br />
Kopf und Herz<br />
24.02. 10:00 Gottesdienst mit Abendmahlfeier,<br />
Kindergottesdienst & Kirchencafè<br />
25.02. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
27.02. 15:30 Hauskreis 65plus<br />
27.02. 19:00 Jüngerschaftskurs (10) Tut Buße!<br />
Weitere Hauskreisangebote und Jugendtreffen finden nach Vereinbarung statt!<br />
Heinz<br />
Hepp<br />
Rüdiger<br />
Puchta<br />
36
TERMINE MÄRZ 2019<br />
Datum * Uhrzeit Gottesdienst * Veranstaltung Anlass * Thema Prediger<br />
01.03.<br />
A. Nachtigall<br />
bis<br />
Gemeindefreizeit<br />
E. Wilhelm<br />
04.03.<br />
in Bad Neuenahr - Ahrweiler<br />
R. Puchta<br />
03.03. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />
und Kirchencafé<br />
05.03. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
06.03. Keine Veranstaltung<br />
10.03. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />
und Kirchencafé<br />
11.03. 20:00 Aufwind Anbetungsund<br />
Gebetsabend<br />
12.03. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
13.03. 15:00 Sternenkinder-Trauerfeier im<br />
Hermann - Josef - Krankenhaus<br />
13.03. 19:00 Tauf- und Bibelkurs<br />
(Deutsch / Farsi)<br />
17.03. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />
und Kirchencafé<br />
18.03.<br />
FBGG - Pastorenklausur<br />
- 20.03. in Marburg<br />
18.03. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
20.03. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben mit<br />
Kopf und Herz<br />
23.03. 14:00 T r a u g o t t e s d i e n s t von<br />
Nadiia Starodub (Kinderpflegerin<br />
von Mika) & Gerrit Schmitz<br />
Heinz<br />
Hepp<br />
Rüdiger<br />
Puchta<br />
Heinz<br />
Hepp<br />
Heinz<br />
Hepp<br />
125 Jahre FBGG: Mit historischem<br />
Rückenwind in die Zukunft<br />
24.03. 10:00 Gottesdienst & Abendmahlfeier,<br />
Kindergottesdienst & Kirchencafé<br />
26.03. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />
27.03. 15:30 Hauskreis 65plus<br />
27.03. 19:00 Jüngerschaftskurs (11) Die Vergangenheit<br />
bereinigen<br />
31.03. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />
und Kirchencafé<br />
Weitere Hauskreisangebote und Jugendtreffen finden nach Vereinbarung statt!<br />
Rüdiger<br />
Puchta<br />
Willi<br />
Muschinski<br />
Rüdiger<br />
Puchta<br />
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Kurs- und Seminarangebote:<br />
Im Frühjahr starten neben den regulären Hauskreisangeboten (derzeit HK 55plus und HK 65plus) und<br />
den „Angeboten für junge Leute“ (Samstags von 17:30 bis 21:00 Uhr nach Verabredung) folgende Kursund<br />
Seminarangebote im Wechsel mit dem „Bibelgespräch“ am Mittwochabend - jeweils von 19:00 bis<br />
21:00 Uhr:<br />
• Jüngerschaftskurs (Deutsch): Der im Frühjahr 2018 begonnene Jüngerschaftskurs wird auch<br />
in diesem Jahr fortgesetzt! Neben den verbindlich angemeldeten Teilnehmern freuen wir uns<br />
über Gäste und Quereinsteiger. Die einzelnen Themen sind systematisch aufgebaut und<br />
werden durch kurze, erklärende Impulse und gemeinsamen Gesprächseinheiten (mit<br />
Arbeitsblättern) durchgearbeitet.<br />
• Tauf- und Bibelkurs (Deutsch & Farsi): Im <strong>Februar</strong> startet ein neuer „Tauf- und Bibelkurs“.<br />
Inhaltlich gibt es jeden Kursabend eine „25minütige Lehreinheit“ (Rüdiger Puchta) über<br />
Glaubensgrundlagen: Was ist die Bibel für ein Buch und wie offenbart sich Gott in seinem Wort?<br />
Wer ist Jesus und warum brauchen wir ihn als Erlöser? Wie sieht eine lebendige<br />
Glaubensbeziehung aus und wie bezeugen wir unseren Glauben an Jesus durch die Taufe?<br />
Und andere Fragestellungen mehr. Anschließend gibt es immer einen „wertvollen und<br />
herausfordernden Impuls“ (Heinz Hepp), der ins Gebet führen soll. Eine Anmeldeliste liegt im<br />
Gottesdienstsaal aus. Zielgruppe: Interessierte Christen und „Glaubensstarter“, die ihre<br />
Beziehung zu Jesus vertiefen möchten und an der Glaubenstaufe (Nächste Taufe in den<br />
Sommermonaten 2019) interessiert sind.<br />
Ansprechpartner für alle Kurs- und Seminarangebote: Rüdiger Puchta und Heinz Hepp<br />
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