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Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner Arbeit ausruhen können, so wie Gott am<br />

siebten Schöpfungstag von seinen Werken ruhte. Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner<br />

Arbeit ausruhen können, so wie Gott am siebten<br />

Schöpfungstag von seinen Werken ruhte.<br />

<strong>Februar</strong> / <strong>März</strong> 2019


EDITORIAL<br />

Es war, glaube ich, vor ungefähr 50 Jahren. In der Beethovenhalle in Bonn<br />

wurden die Absolventen einer Bibelschule verabschiedet. Wir wurden eingeladen,<br />

um mit unserer Band den musikalischen Rahmen zu bilden. Einer der<br />

Absolventen, heute ein sehr bekannter Evangelist, predigte aus Hosea 10 uber<br />

den Vers 12: „Pflüget ein Neues“.<br />

Wie lange können wir uns an Predigten erinnern? Jeder langjährige Nachfolger<br />

Jesu hat in seinem Leben sicher schon hunderte gehört. Die Halbwertzeit ist<br />

unterschiedlich, aber immer dann, wenn die Botschaft Jesu nicht nur unsere<br />

Ohren, sondern unser Herz erreicht, werden Predigten zu geistlichen<br />

Meilensteinen in unserem Leben.<br />

Predigten korrigieren uns, geben uns Mut und Zuversicht, helfen unseren<br />

Glauben zu festigen. Manchmal stellen sie sogar Weichen in unserem Leben und<br />

geben unserer Nachfolge einen neuen Schwerpunkt.<br />

Diese Predigt habe ich jedenfalls, auch nach so vielen Jahren, nicht vergessen.<br />

Sie hat etwas in mir verändert. Sie hat mir den Zusammenhang zwischen Saat<br />

und Ernte klar gemacht. Gott hat mir gezeigt, dass er Saat sehen möchte, er<br />

möchte die Keimlinge aufwachsen sehen und den Segen zu einer guten Ernte<br />

geben.<br />

Das Kapitel zehn in Hosea ist aktuell. Es passt in unsere Zeit. Unsere<br />

Gesellschaft, unsere Kirchen und manchmal auch Freikirchen haben sich dem<br />

Liberalismus verschrieben. Was macht heute noch den Unterschied aus? Ich bin<br />

zutiefst davon überzeugt, dass vor dem Hintergrund der stetig wachsenden<br />

Kirchenaustritte kein Liberalismus hilft, sondern eine Zurückbesinnung auf die<br />

Heiligkeit Gottes.<br />

Brauchen wir eine Erneuerung? Unmissverständlich: JA! Brauchen wir eine neue<br />

Begegnung mit dem lebendigen Gott? Eindeutig: JA!<br />

Was ist unsere Saat? Säen wir die Liebe, Güte und Gnade Gottes. Macht unser<br />

Leben den Unterschied?<br />

In dieser Ausgabe wollen wir uns diesem Thema widmen. Nicht in Kritik, sondern<br />

als Herzenwunsch, dass eine neue Saat aufgeht. Wir brauchen einen neuen,<br />

überfliessenden Segen unseres Schöpfers. Pflüget ein Neues!<br />

.<br />

„Wie mich der<br />

Vater gesandt<br />

hat, so sende<br />

ich euch.“<br />

UND WAS WIR SÄEN, IST JA<br />

NICHT SCHON DIE FERTIGE<br />

PFLANZE, SONDERN ES SIND<br />

NUR KÖRNER, SEI ES WEIZEN<br />

ODER ANDERES SAATGUT.<br />

1KOR 15,37<br />

GOTT ABER, DER DEM SÄMANN<br />

SAAT UND BROT SCHENKT,<br />

WIRD AUCH EUCH SAATGUT<br />

GEBEN. ER WIRD ES WACHSEN<br />

LASSEN UND DAFÜR SORGEN,<br />

DASS DAS GUTE, DAS IHR TUT,<br />

FRÜCHTE TRÄGT.<br />

2KOR 9,10<br />

»DIE ERNTE IST GROß, ABER ES<br />

GIBT NUR WENIGE ARBEITER«,<br />

SAGTE JESUS ZU SEINEN<br />

JÜNGERN.<br />

MT 9,37<br />

HABT IHR NICHT SELBST<br />

GESAGT: ›ES DAUERT NOCH<br />

VIER MONATE, DANN BEGINNT<br />

DIE ERNTE‹? ICH DAGEGEN SAGE<br />

EUCH: MACHT DOCH EURE<br />

AUGEN AUF UND SEHT EUCH DIE<br />

FELDER AN! DAS GETREIDE IST<br />

SCHON REIF FÜR DIE ERNTE.<br />

JOH 4,35<br />

LASST UNS ABER GUTES TUN<br />

UND NICHT MÜDE WERDEN;<br />

DENN ZU SEINER ZEIT WERDEN<br />

WIR AUCH ERNTEN, WENN WIR<br />

NICHT NACHLASSEN.<br />

GAL 6,9<br />

2


IMPRESSUM<br />

EFGG Erkelenz,<br />

Am Schneller 8-10,<br />

41812 Erkelenz<br />

EFGG Erkelenz ist vereinsrechtlich<br />

organisiert im<br />

GiFBGG<br />

(Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />

Gemeinde Gottes e.V.).<br />

Der GiFGG gehört zum FBGG<br />

(Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes<br />

e.V.) als Dachverband.<br />

Beide Vereine sind als gemeinnützig<br />

anerkannt –<br />

INHALT<br />

Autor<br />

Seite<br />

Editorial 2<br />

Inhalt / Impressum 3<br />

Impuls zum Monatsspruch Rüdiger Puchta 4<br />

Von der Matrix eines geistlichen Aufbruchs Pastor Dr. Heinrich<br />

6<br />

Christian Rust<br />

Säe den Samen des Glaubens Heinz Hepp 13<br />

Ich träume von einer Gemeindekirche Dr. Hans-Jürgen<br />

16<br />

Abromeit<br />

Ergebnisse der Gemeindebefragung Willi Muschinski 20<br />

Heil werden Pfr. (i.R.) Theo Enzner 24<br />

Nachrichten 28<br />

Power Kids (Davids Salbung) 33<br />

Termine und Intern 36<br />

Redaktion und Layout:<br />

Heinz Hepp<br />

inkontakt(@)efgg-erkelenz.de<br />

Bildnachweis: freie Bilder Pixabay<br />

Alle Artikel von externen Quellen sind<br />

entsprechend. gekennzeichnet<br />

Anschrift:<br />

Am Schneller 8-10,<br />

41812 Erkelenz<br />

Internet:<br />

www.efgg-erkelenz.de<br />

Gemeindepastor:<br />

Rüdiger Puchta,<br />

Am Schneller 10<br />

Telefon: 02431 / 5310<br />

Email: Pastor(@)efgg-erkelenz.de<br />

Seelsorger / Ältester:<br />

Heinz Hepp (BCE) Theologe<br />

Telefon: 02433 / 3079264<br />

Email: seelsorger(@)efgg-erkelenz.de<br />

Bankverbindung:<br />

Gemeinden im Freikirchlichen Bund der<br />

Gemeinde Gottes e.V. Hamburger<br />

Volksbank<br />

IBAN: DE30 2019 0003 0000 1910 35 BIC:<br />

GENODEF1HH2<br />

3


Herr, wir bitten für unsere<br />

Gemeinde…<br />

Visionen, Bitten und Hoffnungen für die<br />

EFGG Erkelenz zum Jahresbeginn 2019<br />

Der alttestamentliche<br />

Prophet Jesaja schrieb<br />

einst im Namen Gottes:<br />

„Denn siehe, ich will ein<br />

Neues schaffen, jetzt wächst<br />

es auf, erkennt ihr's denn<br />

nicht? Ich mache einen Weg<br />

in der Wüste und<br />

Wasserströme in der<br />

Einöde“ (Jesaja 43,19).<br />

Ein guter Impuls zum Jahresbeginn. Denn er<br />

zeigt uns: So ist unser Gott! Er ist der HERR und<br />

ein „Freund und Liebhaber des Neuen“! Er hat alle<br />

Macht und es ist sein Wille, „Neues“ zu schaffen<br />

und zu bewirken. Das Zeugnis der Bibel ist dazu<br />

von der ersten bis zur letzten Seite sehr<br />

beeindruckend:<br />

• Gott befreit (auch in diesem Jahr wieder)<br />

alte, junge, kranke, sündige, vielbeschäftigte,<br />

träge, bedrückte, fremde, einsame, reiche, arme<br />

Menschen aller Art und Nationen aus ihrem alten<br />

Leben und führt sie auf seinen „neuen Wegen“ (Ps.<br />

25,10).<br />

• Deshalb schenkt er ihnen aus Gnade<br />

„neues Leben in Christus“ (2. Kor. 5,17) und eine<br />

„neue und lebendige Hoffnung“ (1. Petr. 1,3ff).<br />

• Deshalb können Menschen sein „neues<br />

Lied“ (Ps. 96,1) anstimmen, ihr „altes Lebenskleid<br />

ablegen“ (Eph. 4,22) und in „seinen neuen<br />

Kleidern“ (Jes. 61,10) ihre Gegenwart und Zukunft<br />

gestalten.<br />

• Deshalb können Menschen in der Kraft<br />

seines Geistes „ihren Sinn erneuern“ und prüfen,<br />

was sein Wille ist. (Röm. 12,2)<br />

• Deshalb können sie begeistert seinem<br />

„neuen Gebot der Liebe“ (Joh. 13,34) folgen und<br />

sich auf einen „neuen Himmel und eine neue Erde“<br />

freuen (2. Petr. 3,13).<br />

In den Anfangsjahren meiner Jesusnachfolge<br />

sangen wir gerne in der Marler Gemeinde einen<br />

besonderen Chorus, der unsere Freude und<br />

Anbetung an den „neuschaffenden Gott“ lebendig<br />

und wach hielt: „Halleluja, unser Gott macht alles<br />

neu, das alte Leben ist vorbei. Durch wunderbares<br />

Handeln kann er uns ganz verwandeln. Ein Leben,<br />

dürr wie Wüstenland, verwandelt er in<br />

Gartenland…“<br />

Das gilt es zu glauben und das eigene Leben<br />

darauf auszurichten. Und das ist auch unsere<br />

Botschaft an die Welt um uns herum: Wir glauben<br />

an einen HERRN, der Leben wirklich verwandeln<br />

kann. Wir glauben an einen HERRN, der<br />

Menschen zu seinen neuen Zielen führen will.<br />

Die Frage ist nur: Begeistert uns diese Vision<br />

und Glaubensperspektive noch so sehr, dass wir<br />

motiviert, freudig und zuversichtlich andere<br />

Menschen diesen „neuschaffenden“ HERRN<br />

bezeugen und verkünden? Nachfolger Jesu haben<br />

zwar in aller Regel auch gute, alte und bewährte<br />

Traditionen, aber sie verkünden und bezeugen in<br />

erster Linie nicht Traditionen und Formen, sondern<br />

den heiligen, liebenden und vor allen Dingen „neu<br />

schaffenden“ HERRN!<br />

„Halleluja, unser Gott macht alles neu…“:<br />

Erkennen wir das in unserer Gemeinde und ist<br />

das unsere Perspektive und Vision für die<br />

Zukunftsentwicklung unserer EFGG, dass<br />

unser Gott auch in unserer Mitte so wirkt und<br />

Neues schaffen kann und will? Oder müssen wir<br />

uns auch die Anfrage des Propheten Jesaja<br />

gefallen lassen: „Denn siehe, ich will ein Neues<br />

schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn<br />

nicht?“<br />

Das Erkennen seines Wirkens ist so eine<br />

Sache! Sicher, manches gleicht in unserem Leben<br />

und besonders auch in manchen Arbeitsfeldern<br />

der Gemeinde oftmals „dürrem Wüstenland“. Es<br />

gibt viele Baustellen, die in seinem Namen<br />

angepackt werden müssen: Die ausgewogene<br />

Unterstützung und Begleitung aller Glieder in der<br />

Gemeinde. Der Neustart einer Teen- und<br />

Jugendarbeit. Der weise Blick für das<br />

Wahrnehmen der Gemeinde in der Bevölkerung<br />

unserer Stadt. Die Bestandspflege unseres<br />

Gemeindehauses. Und so vieles andere mehr.<br />

Aber das andere gilt auch: Der HERR, „Freund<br />

und Liebhaber des Neuen“ baut seine<br />

Gemeinde - und ER ist schon längst auf seiner<br />

Baustelle. Er hat schon längst angefangen,<br />

Neues auszusäen und Wege in der Wüste und<br />

Wasserströme in der Einöde von Menschen zu<br />

wirken: Er wirkt und führt neue Geschwister in<br />

unsere Gemeinde! Er wirkt und hat schon lange<br />

neue Türen zur Verkündigung des Evangeliums<br />

aufgetan. Er wirkt und führt auch heute noch<br />

Geschwister tiefer in seine Wahrheit. Ist das nur


ein schöner Gedanke für fromme Träumer? Oder<br />

haben wir es nur noch nicht wirklich erkannt, was<br />

ER schon längst angefangen hat an Gutem und<br />

Neuem in unserem Leben und in unserer<br />

Gemeinde zu bewirken?<br />

Zum Jahresbeginn habe ich mich ernsthaft<br />

gefragt: Wie zuversichtlich gehen wir als EFGG<br />

in die Zukunft - wenige Wochen nach unserem<br />

70-jährigen Gemeindejubiläum?<br />

Können wir uns noch an unser<br />

Jubiläumsleitwort erinnern? „Jesus Christus,<br />

gestern, heute und derselbe auch in<br />

Ewigkeit.“(Hebr. 13,8) Gilt das eigentlich nur für die<br />

zurückliegende Geschichte unserer Gemeinde?<br />

Was trauen wir Jesus heute in unserer Mitte an<br />

„Neuschaffendem“ zu? Was haben wir aus dem<br />

Jubiläumsjahr unserer Gemeinde mitgenommen -<br />

als Segen für einen fröhlichen und gemeinsamen<br />

Aufbruch? Wir haben doch im Festgottesdienst<br />

dafür ernsthaft gebetet!<br />

Sind es nur wehmütige Erinnerungen an eine<br />

gute und fruchtbare Zeit mit Gottes Segen und<br />

kleinen und großen Wundern? Gesegnete<br />

Zeiten hat es ohne Frage gegeben. Gott hat<br />

gewirkt und „Neues“ geschaffen: Zum Beispiel<br />

beim Grundstückserwerb für das Gemeindehaus<br />

oder in Zeiten einer lebendigen Jugendarbeit. Es<br />

gab so etwas, wie eine „erweckliche Zeit“ in der<br />

Gemeinde als Frucht seines Wirkens. Die<br />

Geschwister lebten beigeistert, mit großer Treue<br />

und Opferbereitschaft, ihre Jesusnachfolge. Die<br />

Gemeinde war sogar „sehr beweglich“ und die<br />

Geschwister nahmen mehrmals wöchentlich weite<br />

Wege auf sich: Stubenversammlungen in Rath-<br />

Anhoven oder in Mönchengladbach. Später dann<br />

Gottesdienste im Sportheim in Granterath. Nicht<br />

zu vergessen, der herausfordernde Bau des<br />

Gemeindehauses in kraftraubender Eigenleistung.<br />

Ja, wir durften beim 70-jährigen Jubiläum dankbar<br />

und staunend auf so manches an dieser Stelle<br />

zurückblicken. Ja, unser Gott hat in der Geschichte<br />

unserer Gemeinde viel „Neues geschaffen und<br />

bewegt“ in seinem gnädigen Handeln.<br />

Aber gilt das nur für das „Gestern“ der<br />

Gemeinde? Beflügelt uns das auch im „Heute“<br />

unseres Gemeindelebens? Wie (er)leben wir<br />

heute unsere Begeisterung für diesen großartigen<br />

HERRN und „Erneuerer allen Lebens“? Wie leben<br />

wir heute - 50 (unser Gemeindehaus feiert<br />

übrigens in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag!)<br />

bis 70 Jahre später - „unsere Vision von<br />

Gemeinde“?<br />

Eines ist klar: Er will auch heute Neues schaffen<br />

und wirken! Weil ER der unveränderliche HERR<br />

und Gott ist - gestern, heute und derselbe auch in<br />

Ewigkeit. Erkennen wir sein „neu schaffendes“<br />

Wirken unter uns? Ich frage mal ganz konkret:<br />

Was darf es uns heute kosten? Wie beweglich sind<br />

wir heute in Strukturfragen des Gemeindelebens?<br />

Welche Wege sind wir heute bereit, für seine und<br />

unsere Gemeinde zu investieren? Und: Welche<br />

zielführenden Rückschlüsse ziehen wir aus der<br />

großen Umfrageaktion anlässlich des Jubiläums<br />

für unsere Zukunftsvision als EFGG Erkelenz?<br />

Im Laufe des Jahres wird es immer wieder<br />

Gemeindeversammlungen und Mitarbeitertreffen<br />

geben. Die finanzielle Situation der Gemeinde<br />

muss immer wieder neu mit allen erörtert und<br />

verantwortlich durchdacht werden. Daneben<br />

stellen sich viele andere Fragen, denen wir uns<br />

auch immer wieder neu stellen müssen: Wie<br />

kommen wir unserem Auftrag nach, Salz und Licht<br />

in Erkelenz zu sein? Wie nehmen wir unsere<br />

gegenseitige Verantwortung in der Begleitung von<br />

Geschwistern in schwierigen Lebenslagen wahr?<br />

Wie könnte ein neuer Aufbruch für Teens und<br />

Jugendliche in unserer Gemeinde denn ganz<br />

praktisch aussehen?<br />

Am Ende wird es nicht so sehr - bei aller<br />

Wichtigkeit guter gemeindlicher Strukturen und<br />

Konzepte - auf neuen Aktionismus ankommen,<br />

sondern darauf, das zu erkennen, was ER schon<br />

längst angefangen hat in unserer Mitte zu wirken<br />

und die richtigen Rückschlüsse daraus zu ziehen.<br />

Auf dem letzten FBGG-Tag im vergangenen<br />

November in Gudensberg habe ich ein Lied<br />

gelernt, das uns als singendes Gebet den<br />

„neuschaffenden“ Gott in seiner Majestät als<br />

großartige Vision anbetend und bittend vor<br />

Augen malt :<br />

„Herr, wir bitten für unsere Gemeinde: Lass<br />

sie strahlen wie ein Feuer in der Nacht. Dass sie<br />

vielen zum Zufluchtsort werde. Und zum Spiegel<br />

deiner göttlichen Macht. Dass Verlorene in ihr<br />

Heimat finden, die Verzagten neue Zuversicht.<br />

Dass dein Wort uns zum Wegweiser werde. Und<br />

die Menschen einander zum Licht. Wir wollen dir<br />

entgegengehen. Und was du willst, das soll<br />

geschehen.<br />

HERR, wir bitten für unsere Familien: Dass<br />

wir lernen unser Leben zu teilen. Und in guten und<br />

schwierigen Zeiten hüll uns in deinen Frieden ein.<br />

Lehre uns aufeinander zu achten. Und auf deine<br />

5


Versorgung zu baun. Unsere Sicherheit bei dir zu<br />

finden, unsere Sorgen dir anzuvertrauen.<br />

HERR, wir bitten für unseren Nächsten.<br />

Lehre uns mit deinen Augen zu sehen. Ihn<br />

beständig als wertvoll zu achten, ihn zu segnen<br />

und zu ihm zu stehen. Ihm mit offenem Ohr zu<br />

begegnen. Ihn zu tragen, wenn ihn Dunkel umgibt.<br />

Dass er anders ist, zu akzeptieren, weil du ihn<br />

ohne Vorbehalt liebst.<br />

Mache du uns zur Stadt auf dem Berge. Deren<br />

Lichter man weithin sieht. Und mach du uns zum<br />

Salz dieser Erde. Dass viele es sehen und mit dir<br />

gehen.“ (WIR BITTEN * Arne Kopfermann * 2014)<br />

Von ganzem Herzen wünschen wir allen ein<br />

offenes Herz für IHN, den „Neues schaffenden“<br />

HERRN und SEIN Wirken in unserer Mitte. Auf<br />

dass wir IHM frohen Mutes folgen und „neu<br />

entdecken“, wie sehr ER uns liebt und was ER<br />

schon längst angefangen hat, in unserer Mitte zu<br />

tun.<br />

Mit besten Grüßen und Wünschen,<br />

Rüdiger Puchta<br />

Von der Matrix eines<br />

geistlichen Aufbruchs<br />

Predigt zu Jeremia 3, 21- 4,4<br />

Braunschweiger Friedenskirche-<br />

Pastor Dr. Heinrich Christian Rust<br />

Heinrich Christian Rust ist ein deutscher,<br />

baptistischer Geistlicher, Theologe und Autor. Er ist<br />

verheiratet und hat drei Kinder.<br />

Ist das nicht herrlich!<br />

Das hätte ich mir nach diesem langen Winter<br />

kaum träumen lassen. Unser Apfelbaum war ja<br />

fast unter der Last des Schnees<br />

zusammengebrochen und bis in den April hinein<br />

streckte er seine kargen Äste in die immer noch<br />

kühle Luft. Aber jetzt dieser herrliche<br />

Blütenaufbruch!<br />

Das ist doch jedes Jahr ein Schauspiel der<br />

Lebenskraft der Schöpfung, oder noch besser<br />

gesagt, des Schöpfers. Da schießen die neuen<br />

Lebenssäfte hinauf bis in die letzten Zweige und<br />

das frische Grün treibt hervor.<br />

„Eigentlich“, so sinniere ich dort unter dieser<br />

Blütenpracht staunend, „eigentlich, hat es mein<br />

Apfelbaum ja gut. Jedes Jahr kann er von neuem<br />

beginnen. Frühling ein Symbol des neuen<br />

Anfangs, den Aufbruchs!<br />

Der Baum wird ja vielfach als Symbol für das<br />

Leben gesehen. Ja, auch der Lebensbaum<br />

braucht immer wieder solche Neuanfänge,<br />

solche Aufbrüche. Will ich das eigentlich? Ist das<br />

nicht auch anstrengend?<br />

Wie sieht es bei Ihnen, bei Dir aus?<br />

Gibt es in Deinem Leben auch diese<br />

vorfrühlingshafte Sehnsucht nach einem neuen<br />

Anfang, nach einem Neubeginn, einem neuen<br />

Aufbruch? Kennst Du auch diesen Durst nach<br />

neuem Leben?<br />

Kürzlich stellte mir ein Journalist die Frage:<br />

„Wenn Sie Ihr Leben noch einmal von vorne<br />

beginnen könnten, was würden Sie dann anders<br />

machen?“ – So schnell fiel mir dazu nichts ein.<br />

Doch dann kam der eine oder andere Gedanke<br />

und auch eine zweite Frage des Journalisten:<br />

„Warum machen Sie es denn jetzt nicht anders?“<br />

– Da musste ich noch weiter nachdenken.<br />

Sicher, manches kann man ja nicht ändern im<br />

Leben, aber dennoch ist da doch für viele von<br />

uns sogar bis ins hohe Alter hinein dieser Durst<br />

nach dem Lebenssaft, nach dem Aufbruch. Und<br />

immer und immer wieder überrascht uns Gott mit<br />

seiner Lebenskraft, nicht nur im Frühling.<br />

Es ist, als wenn Gott unser heutiges Leitwort in<br />

diesem Gottesdienst uns zurufen möchte:<br />

Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben!<br />

(Jer. 29,11)<br />

Da denke ich an Nicolai oder an Oswald, zwei<br />

gestandene Männer. Sie haben in ihrem Leben<br />

viel gearbeitet und auch ein voll gepacktes<br />

Leben gehabt. Doch erst jetzt haben sie die<br />

Einladung Jesu gehört, der zu ihnen sagte:<br />

Folge Du mir nach! Und sie haben diese<br />

Aufforderung angenommen. Da war es, als<br />

wenn neue Lebenskraft in die Seele schießt und<br />

die Augen füllten sich mit Freudentränen. Nicht<br />

6


alle Fragen waren beantwortet, aber da ist eine<br />

neue Lebenskraft von Gott geflossen.<br />

Diese Lebenskraft will heute auch zu Dir und mir<br />

neu fließen.<br />

„Ich will auch Dir Zukunft und Hoffnung geben“<br />

sagt der lebendige Gott.<br />

Aber er sagt es nicht nur jedem persönlich, nein,<br />

ich glaube er sagt es auch seiner Kirche, die in<br />

diesen Tagen gerüttelt und geschüttelt wird. Ein<br />

Leiter eines großen evangelischen Werkes in<br />

der Schweiz musste sich mit der Tatsache<br />

auseinandersetzten, dass auch dort sexueller<br />

Missbrauch geschehen war. „Das hätte ich<br />

niemals für möglich gehalten! Doch nun ist es<br />

ans Licht gekommen und nicht nur das; die<br />

Tageszeitungen haben ihre Schlagzeilen. Die<br />

Kirche hinterlässt nicht nur Segensspuren,<br />

sondern hat auch einen großen Flurschaden<br />

nach sich gezogen!“ sagt er traurig. Ja, vieles,<br />

sehr vieles in der Geschichte der Kirche, der<br />

Kirchen und auch der Freikirchen wirft seine<br />

Schatten. Auch hier braucht es einen wirklichen<br />

neuen Aufbruch, nicht nur eine leichte Korrektur,<br />

sondern einen neuen geistlichen Frühling. Die<br />

Zukunft der Kirchen in unserem Land bekommt<br />

ein neues Gesicht.<br />

„ Ich will Euch Zukunft und Hoffnung geben“. Gilt<br />

auch den Kirchen diese Verheißung?<br />

Ganz sicher, und noch weiter. Die Liebe Gottes<br />

ist ja nicht beschränkt auf einige wenige- nein,<br />

sie gilt allen Menschen zugleich. Geht es mit<br />

dieser Welt nun immer mehr deutlich bergab?<br />

Rasen wir auf den Weltuntergang zu?<br />

Vulkanasche, ertrinkende Inseln,<br />

menschenverachtende Regime und Systeme,<br />

brennende Ölteppiche…und noch weitere<br />

Ausläufe der niemals zu sättigenden<br />

menschlichen Habgier lassen den<br />

Zukunftshorizont verdunkeln. Die meisten von<br />

uns haben begriffen, dass wir auch in unserer<br />

finanziellen Sicherheit nicht so fest dastehen,<br />

wie wir es lange Zeit angenommen haben. Wir<br />

haben von der Verschuldung Griechenlands<br />

gehört und schon kommen auch andere Länder<br />

ist Schwanken. „Mitgehangen, mitgefangen!“ hat<br />

man früher gesagt. Heute fragen die Experten,<br />

ob denn hier ein Domino-Effekt eintreten kann.<br />

Diese Frage ist berechtigt. Aber die Frage ist<br />

auch berechtigt, was das Ganze denn mit dem<br />

eigentlichen Dominus, dem Herrn aller Herren zu<br />

tun hat. In der Jüdischen Allgemeinen<br />

Wochenzeitung war kürzlich folgender<br />

Kommentar zu lesen:<br />

„Die einen meinen, Barack Obama, Angela<br />

Merkel und andere Staatschefs regieren die<br />

Welt. Andere sagen, die Finanz-und<br />

Wirtschaftslenker bestimmen, wo es<br />

langgeht. Wir denken, wir könnten<br />

bestimmen, wann, wie und wo wir etwas<br />

erledigen: morgen ein wichtiger<br />

Geschäftstermin in München, ein kurzes<br />

Wochenende auf Mallorca? Denkste. Ein<br />

kleiner isländischer Vulkan kann den<br />

gesamten europäischen Flugverkehr<br />

lahmlegen, hunderttausende Passagiere<br />

festsetzen, der Wirtschaft Milliardenverluste<br />

zufügen. Einfach so. Nennen Sie es<br />

Schicksal oder Naturgewalt. Ich denke, es ist<br />

der, den König David in seinen Psalmen<br />

erwähnt: „Er, der den Himmel mit Wolken<br />

bedeckt“.<br />

Ein erstaunlicher Kommentar, eine<br />

bemerkenswerte Stimme bei all dem Gerede von<br />

Lösungsansätzen und Krisenstrategien. Zwar<br />

schlagen viele Proteste, wenn unsere neue<br />

niedersächsische Sozialministerin Aygül Ozkan<br />

das Kruzifixverbot in den Schulen propagiert.<br />

Dann stimmen doch viele der Regierung zu, die<br />

behauptet, das „Kreuz sei ein Ausdruck<br />

deutscher Tradition“ und es solle dort auch in<br />

den Schulen hängen bleiben. Ja, das soll es<br />

auch, wenn es uns doch auch an den erinnern<br />

würde, dem alle Macht im Himmel und auf der<br />

Erde gegeben ist! Er ruft auch uns in unserem<br />

Land und den Menschen in den Krisenherden<br />

dieser Welt zu: „Ich will euch Zukunft und<br />

Hoffnung geben!“.<br />

Neue Anfänge, ein neuer Frühling- nicht nur an<br />

meinem Apfelbaum, sondern auch am<br />

Lebensbaum.<br />

Nur, nach welchem Muster läuft ein solcher<br />

geistlicher Frühling denn ab? Gibt es überhaupt<br />

eine „Brutstätte“ eines solchen Aufbruchs bei<br />

uns persönlich, in den Kirchen oder auch in<br />

unserem Land?<br />

Wenn wir so nach einem Grundmuster, einer<br />

Geburtsstätte von neuem fragen, hat sich in der<br />

neudeutschen Sprache ein Ausdruck aus der<br />

alten lateinischen Sprache immer mehr<br />

eingeschlichen. Wir sprechen von der Matrix.<br />

Matrix (lat. Gebärmutter, Grundmuster,<br />

Brutstätte)<br />

Wie also könnte ein Grundmuster für einen<br />

geistigen, geistlichen Frühling aussehen?<br />

Ich lade uns ein, dass wir heute darüber<br />

nachdenken und so lautet mein Predigtthema:<br />

7


VON DER MATRIX EINES GEISTLICHEN<br />

AUFBRUCHS<br />

Immer, wenn ich mir über dieses Thema<br />

Gedanken mache, führt mich der Geist Gottes<br />

an einen bestimmten Ort. Ich will Dich heute<br />

einmal mitnehmen. Wir werden geführt von dem<br />

Propheten Jeremia, der im 7. Jahrhundert vor<br />

Christus genau an dieser Fragestellung innerlich<br />

fast zerbrochen ist. . Er will uns an die Hand<br />

nehmen und führt uns in das galiläische<br />

Hochland. Dort oben ist es kühl und kahl. Kaum<br />

ein Baum oder Gebüsch ist noch dort. Oben auf<br />

den Bergen, da haben die Menschen schon<br />

immer nach Gott gesucht. Da sehen<br />

wir Steinhaufen, es sind Relikte<br />

eines Opferdienstes. Aus<br />

der Schlucht kommt uns<br />

der Lärm einer Gruppe<br />

entgegen, die einem<br />

fremden Gott, bzw.<br />

Götzen opfert und<br />

singt. Sie nennen ihn<br />

Baal. Es ist nicht<br />

einsam auf diesen<br />

religiösen, kahlen<br />

Hügeln. Auch heute<br />

nicht. Da sagt uns der<br />

Prophet: - „Psst, sei<br />

einmal still! Hörst du das?<br />

Hört ihr es? Da ist das Gewimmer,<br />

das Winseln, wie von kleinen Kindern.<br />

Da, das sind die Kinder Israel! Sie sind<br />

wie Umhergetriebene. Sie rennen ziellos<br />

und unzufrieden umher, als würden sie<br />

etwas suchen, und sie verlieren immer<br />

mehr. Ihre Gesichter sind voller Traurigkeit<br />

und Bitterkeit. Ihre Körper sind<br />

abgemergelt und sie sind lustlos.<br />

„Das sind sie.“ Flüstert uns vielleicht<br />

der Prophet zu. „Das sind die<br />

eigentlich Auserwählten Gottes! –<br />

Hier oben treiben sie sich herum. Aber sie sind<br />

arm und elend. Gott hat sie berufen und in dieses<br />

Land geführt. Er hat zu ihnen gesprochen und<br />

sie haben seine Wunder gesehen. Aber all das<br />

reichte ihnen nicht. Sie wollten immer mehr,<br />

mehr, mehr…Und dann machten sie<br />

Kompromisse. Sie opferten nicht nur Gott,<br />

sondern auch anderen Göttern. Je mehr sie<br />

anderes zum Gott machten, umso mehr verloren<br />

sie IHN und das Leben. Die Weiden werden kahl.<br />

In Jerusalem lebt man in Saus und Braus, und<br />

doch in dem Empfinden “Wir stehen an einem<br />

Wendepunkt unserer Geschichte. Sollte ein<br />

Neuanfang noch möglich sein? Hat Gott sich<br />

auch von uns abgewandt? Hat Gott uns<br />

verlassen?“<br />

Doch hören wir noch einmal, wie uns diese<br />

Begebenheit Jeremia selber in seinem Buch<br />

beschreibt.<br />

Jeremia 3,21-4,4<br />

21 Man hört ein klägliches Heulen und Weinen<br />

der Israeliten auf den Höhen, weil sie übelgetan<br />

und den HERRN, ihren Gott, vergessen haben.<br />

22 Kehrt zurück, ihr abtrünnigen Kinder, so will<br />

ich euch heilen von eurem Ungehorsam. »Siehe,<br />

wir kommen zu dir; denn du bist der HERR,<br />

unser Gott. 23 Wahrlich, es ist ja nichts<br />

als Betrug mit den Hügeln und mit<br />

dem Lärm auf den Bergen.<br />

Wahrlich, es hat Israel keine<br />

andere Hilfe als am HERRN,<br />

unserm Gott. 24 Der<br />

schändliche Baal hat gefressen,<br />

was unsere Väter erworben<br />

hatten, von unsrer Jugend an,<br />

ihre Schafe und Rinder, Söhne<br />

und Töchter. 25 So müssen wir<br />

uns betten in unsere Schande,<br />

und unsre Schmach soll uns<br />

bedecken. Denn wir haben<br />

gesündigt wider den HERRN, unsern<br />

Gott, wir und unsere Väter, von unsrer<br />

Jugend an bis auf den heutigen Tag, und<br />

haben nicht gehorcht der Stimme des<br />

HERRN, unseres Gottes.«<br />

1 Willst du dich, Israel, bekehren, spricht der<br />

HERR, so kehre dich zu mir! Und wenn du deine<br />

gräulichen Götzen von meinem Angesicht<br />

wegtust, so brauchst du nicht mehr<br />

umherzuschweifen, 2 und wenn du ohne<br />

Heuchelei recht und heilig schwörst: »So<br />

wahr der HERR lebt«, dann werden<br />

Völker sich Segen wünschen durch ihn<br />

und sich seiner rühmen. 3 Denn so spricht der<br />

HERR zu denen in Juda und zu Jerusalem:<br />

Pflüget ein Neues und säet nicht unter die<br />

Dornen! 4 Beschneidet euch für den HERRN<br />

und tut weg die Vorhaut eures Herzens, ihr<br />

Männer von Juda und ihr Leute von Jerusalem,<br />

auf dass nicht um eurer Bosheit willen mein<br />

Grimm ausfahre wie Feuer und brenne, sodass<br />

niemand löschen kann.<br />

Ein starkes Wort Gottes- damals und heute. Und<br />

ich sehe dabei nicht einen drohenden und<br />

tobenden Gott, sondern einen Gott, der sich vor<br />

8


Liebe zerreißt, einen Gott, der es Frühling<br />

werden lässt, nicht nur auf den Feldern unserer<br />

Gärten, sondern auf den Äckern unseres<br />

Lebens. Ich erkenne darin einige Konturen<br />

dieser Matrix, dieses Grundmusters, wie ein<br />

solcher Aufbruch geistlich geschehen kann.<br />

Einige dieser Konturen will ich uns aufzeigen.<br />

1 Die MOTIVATION zum Aufbruch<br />

Mit diesen Aussagen lädt uns der Prophet ein,<br />

doch einmal genau hinzuschauen, was hier<br />

eigentlich los ist. Er will uns sozusagen eine<br />

Lesehilfe für die Deutung unseres Lebens<br />

geben, er nimmt unseren Zustand unter die<br />

Lupe. Da sehen wir Bilder, die sind nicht so<br />

schön: Kahle Hügel, weinende Menschen. Da<br />

fallen Worte wie<br />

„ausgeplündert“ oder „Treulosigkeit“. Da ist von<br />

einer Kultur des „Umherschweifens“ die Rede.<br />

Da wird nicht nur auf einen äußerlichen Zustand<br />

Bezug genommen, sondern hier schwingt auch<br />

das innere Lebensgefühl mit. Vielleicht ist es gut<br />

beschrieben mit diesem Wort „umherschweifen“.<br />

Es zeigt zum einen diese innere Ruhelosigkeit<br />

und zum anderen die Sehnsucht nach Lösungen<br />

an. Ein Lebensgefühl das heute viele Menschen<br />

kennen. Ja, da geht man von einem zum<br />

anderen, man hopst und chattet durchs Leben in<br />

der Hoffnung irgendwie immer noch mehr zu<br />

bekommen, aber man verliert immer mehr. Das<br />

Leben ist voll gepackt mit diesem<br />

Umherschweifen – nicht nur im Internet, auch in<br />

den Lebensbeziehungen. Das Ergebnis hat hier<br />

auch einen Namen „Treulosigkeit“. Wir würden<br />

es heute vielleicht auch so beschreiben, dass wir<br />

uns nirgendwo mehr so richtig zuhause fühlen,<br />

dass wir unsere Heimat verloren haben. Wir sind<br />

unabhängig und springen – genau so wie die<br />

Kinder Israels damals- von einem Hügel zum<br />

anderen- wir springen, aber wir werden nicht<br />

mehr geführt. Wir brechen ständig auf, aber<br />

kommen nie an; wir sagen wir sind frei, und<br />

verlieren alle unsere Wurzeln, die uns Festigkeit<br />

gegeben haben. Umhergetrieben. Ein immer<br />

mehr , und mehr ausgeplündertes Leben. „Es<br />

muss doch mehr geben!“ sagen wir uns.<br />

Genauso wie die Kinder Israels damals. Wenn<br />

das alles ist, was dieser Gott uns bietet, dann<br />

machen wir eben noch andere Altäre im Leben<br />

auf. Die Bibel spricht hier von Götzen.<br />

Götzen sind Personen, Dinge oder Werte die<br />

wir verehren und denen wir so viel<br />

Aufmerksamkeit zuwenden, wie sie nur dem<br />

lebendigen Gott zusteht.<br />

Der Weg in diese Götzendienerei ist immer der<br />

gleiche. Er wird motiviert durch Habgier,<br />

Habgier, Habgier. Wir wollen immer mehr, mehr,<br />

mehr. Aber wir suchen dieses „mehr“ nicht bei<br />

dem lebendigen Gott der Bibel, sondern in<br />

anderen Quellen.<br />

Am Anfang steht da Gott, doch dann kommt da<br />

noch ein Götze dazu, nennen wir ihn einmal<br />

heute nicht Baal, sondern „x“. Das kann für alles<br />

Mögliche stehen, was unsere Aufmerksamkeit,<br />

unsere Zeit, unsere Kraft und unser Geld<br />

beansprucht, der Beruf oder auch unsere<br />

Familie oder Freizeitgestaltung. So beginnt der<br />

Götzendienst, aus Gott, wird nun ein „Gott + x“.<br />

Doch schon bald kann es sein, dass Gott selber<br />

sich immer mehr zurückhält, weil er keine<br />

anderen Götter oder Götzen neben sich haben<br />

will. Und mehr oder weniger bewusst geschieht<br />

ein weiterer Schritt aus „Gott+x“ wird nun ein<br />

„x+ Gott“. Nicht mehr Gott ist mir das Wichtigste<br />

im Leben, sondern mein x, meine Arbeit, meine<br />

Familie, mein Ding. Die Unruhe nimmt ihren<br />

Lauf. Und schließlich ist da nicht mehr nur ein x,<br />

sondern viele Dinge tun sich auf, sie alle wollen<br />

ungeteilte Aufmerksamkeit, sie alle wollen einen<br />

Altar in unserem Leben haben. Und so entsteht<br />

die Formel für diesen Betrieb, den der Prophet<br />

Jeremia uns beschreibt<br />

„x+x+x…+Gott“.<br />

Kennst Du das? Da hilft es nicht, dass wir die<br />

Augen einfach verschließen und meinen, es wird<br />

schon wieder anders werden. Ein solches<br />

Götzen-Grundmuster raubt uns das Leben.<br />

Was erkennst Du unter der Lupe des Wortes<br />

Gottes?<br />

Soll es so weitergehen? Was motiviert Dich zu<br />

einem neuen Aufbruch?<br />

Wie groß muss die Not erst werden, damit ich<br />

bereit bin für eine Veränderung, einen neuen<br />

Aufbruch?<br />

Die Not lässt Dich vielleicht noch nicht so<br />

weinen, wie damals dort auf den Hügeln. Aber<br />

sie ist in der Anlage bei vielen religiösen<br />

Menschen heute vorhanden und da ist dieses<br />

„Umherschweifen“, dieses Gefühl „ Ich bin<br />

ausgeplündert“ und vor allen Dingen diese<br />

Schmerzen. Wie kommt man aus dieser<br />

Situation heraus?<br />

Soll man überhaupt daraus kommen?<br />

Müssen wir es vielleicht auch lernen, mit den<br />

vielen Defiziten, den kahlen Hügeln und dem<br />

Gejammer auszukommen? Müssen wir uns<br />

hineinbeugen in dieses Leben? Sollen wir uns an<br />

die kahlen Äste gewöhnen oder dürfen wir auf<br />

9


einen Frühling hoffen? Haben wir überhaupt<br />

noch eine Chance neu zu beginnen?<br />

Das führt mich zu einem zweiten Merkmal dieser<br />

Matrix eines neuen geistlichen Aufbruchs.<br />

2 Die Möglichkeit zur Umkehr<br />

Hören wir noch einmal hinein in das Wort, denn<br />

hier spricht Gott ja selber von einer Möglichkeit<br />

der Umkehr, des Neuanfangs.<br />

Wenn du umkehrst, Israel, zu mir umkehrst;<br />

wenn du deine abscheulichen Götzen<br />

wegschaffst, dann brauchst du nicht mehr<br />

umherzuschweifen! (Jer. 4,1)<br />

Bitte, haben wir hierbei doch nicht einen<br />

drohenden Gott vor Augen, sondern einen Gott,<br />

dessen Herz vor Liebe durchbrennt. Er selber,<br />

der lebendige Gott, eröffnet hier eine Möglichkeit<br />

der Umkehr, der Buße, eines neuen Anfangs, ist<br />

das nicht wunderbar!<br />

Heute haben Menschen zuweilen die Meinung,<br />

sie könnten sich schon aussuchen, ob sie denn<br />

Buße tun wollten, ob sie denn umkehren wollten<br />

zu Gott. Wer sagt uns denn, dass die Tür immer<br />

offensteht? Wer sagt uns denn, dass Gott<br />

überhaupt noch an einer Umkehr von mir, und<br />

Dir interessiert ist, nachdem wir ihn immer und<br />

immer und immer wieder enttäuscht haben? Wer<br />

sagt uns das? – Gott selber sagt es uns heute in<br />

diesem Wort sehr konkret.<br />

„ Kehr um“. Allerdings wird er uns nicht dazu<br />

zwingen. Er hat jeden Menschen hier in eine<br />

eigene Verantwortung gestellt. Es ist wunderbar<br />

zu erleben, wenn Menschen auch im hohen Alter<br />

noch umkehren können; das ist eine besondere<br />

Gnade. Ich habe leider zu oft erlebt, dass<br />

Menschen zwar immer einmal vorhatten, zu Gott<br />

umzukehren, aber sie hatten einfach keine Zeit<br />

dazu; alles andere war ihnen wichtiger. Was<br />

aber kann wichtiger sein als Gott in unserem<br />

Leben, was? Und dennoch geschieht es. Andere<br />

haben Argumente, Fragen, Ausreden und<br />

Sonstiges- nein, sie sind ja nicht gegen Gott,<br />

aber sie sind auch nicht für ihn. „Bekehren kann<br />

ich mich immer noch!“- so ist die Einstellung<br />

vieler Menschen. Gott wird wohl immer, bis zum<br />

letzten Atemzug eines Menschen darauf warten,<br />

dass dieser zu ihm umkehrt, aber viele<br />

Menschen haben dann nicht mehr die Kraft oder<br />

das geistige Vermögen, eine Umkehr zu<br />

vollziehen. Sie haben die Umkehr verpasst und<br />

sind ein Jahr ums andere in die verkehrte<br />

Richtung unterwegs gewesen, immer weiter von<br />

Gott weg.<br />

Wenn aber eine Umkehr geschieht, so ist das so,<br />

als würden alle Lebensquellen sich neu auftun.<br />

Buße, Umkehr hat immer auch unterschiedliche<br />

Ebenen. Da geht es nicht nur um ein Gefühl von<br />

Reue. „ Ja, es tut mir leid, Gott!“ – Nein, es geht<br />

nicht nur um Gefühle, es geht auch um konkrete<br />

Verhaltensänderungen. Da sollen die<br />

„abscheulichen Götzen weggeschafft werden“.<br />

Da geht es um eine neue Sortierung im<br />

Terminkalender, im Herzen, im Portemonai, in<br />

den Beziehungen meines Lebens. Umkehr ist<br />

nicht mit einem Wort abgetan. Wenn Du in einem<br />

Auto fährst, und Du merkst, Du musst umkehren,<br />

weil Du auf einem falschen Weg bist, dann hilft<br />

es doch nichts, wenn Du laufend sagst: „ Ich<br />

bereue es, dass ich diesen Weg eingeschlagen<br />

bin. Es tut mir so leid. Ich fühle mich schon ganz<br />

elend. Ich meine es wirklich erst: Ich will<br />

umkehren!“ aber…du tust es nicht. Umkehr ist<br />

also nicht nur etwas in Gedanken oder Gefühlen,<br />

Umkehr ist auch eine aktive Tat, die Gott uns<br />

ermöglicht.<br />

Und dann ist da diese tiefere Ebene. Es ist die<br />

persönliche Beziehungsebene. Sie klingt an in<br />

unserem Text. Wie heißt es doch da: „Wenn du<br />

umkehrst, wenn Du zu mir umkehrst…“.<br />

Wir sind erst umgekehrt, wenn wir bei ihm<br />

angekommen sind. Wie bewegend ist es, wenn<br />

Menschen diesen Schritt tun. Es ist auch eine<br />

Hilfe, wenn wir es unter Zeugen tun, wenn also<br />

andere Menschen etwas davon mitbekommen.<br />

Bekehrung zu Gott ist nichts Heimliches. Buße<br />

ist die größte Quelle der Freude und des Lebens,<br />

eine Buße hin zu dem Gott des Lebens!<br />

Nun, wir kennen das, dass jeder Mensch für sich<br />

selber hier in einer Verantwortung steht. Das<br />

kann uns auch niemand abnehmen, nicht die<br />

Eltern und nicht die Kinder. Jeder steht vor Gott<br />

mit seinem eigenen Leben. Aber wie sieht es<br />

aus, wenn auch die ganze Kirche, die Gemeinde<br />

oder gar ein ganzes Volk in die Buße geführt<br />

werden soll. Wer ist denn verantwortlich für den<br />

misslichen Zustand der Kirche in unserem Land?<br />

Wer soll büßen für den großen Vertauensverlust,<br />

den die Kirche in diesen Tagen hinnehmen<br />

muss? Ein Bischof Mixa in der katholischen<br />

Kirche? Eine Bischöfin Käßmann in der<br />

Evangelischen Kirche und bei den<br />

Freikirchen…? Machen wir es uns hier nicht zu<br />

einfach? Sind wir nicht alle e in Leib, gehören wir<br />

nicht alle zusammen, weil wir auch nur einen<br />

gemeinsamen Herrn haben?<br />

Nein, es ist an der Zeit, auch hier sich unter den<br />

langen Schatten der Kirchengeschichte zu<br />

beugen und zu gemeinsam zu beten: Herr,<br />

erbarme Dich! Die Zeiten, in denen die Kirche als<br />

10


Bedenkenträgerin und Besserwisserin<br />

aufgetreten ist, haben viel an Vertrauen und<br />

Leben geraubt. Wir lassen es zu, wo die Kraft<br />

des Wortes Gottes relativiert wird, wir schauen<br />

zu, wenn in der Kirche die Verkündigung von<br />

Jesus Christus als dem Erlöser dieser ganzen<br />

Welt nur noch zu einem Randthema wird uvam.<br />

„ Herr, erbarme Dich!<br />

Aber auch dieser angefochtenen Kirche, dieser<br />

Kirche, die in die Knie gezwungen wird, auch<br />

dieser Kirche gilt heute diese Möglichkeit zur<br />

Umkehr: Kehr um, kehr zu mir um! Spricht der<br />

Herr.<br />

Ja, sogar ein ganzes Volk kann und soll in eine<br />

Umkehr gelangen. Hier wird es noch<br />

schwieriger. Da prangern wir die Politiker und die<br />

Verantwortungsträger an; da werden sehr<br />

schnell die Urteile gesprochen. Aber wer ist<br />

verantwortlich? „Wir sind das Volk!“ noch leben<br />

wir in einem Land, in der wir uns um Demokratie<br />

bemühen und daran festhalten wollen, oder? In<br />

den vergangenen Wochen gab es die vielen<br />

Gedenkfeiern anlässlich der Jährung der<br />

Befreiung der Konzentrationslager. Wieder und<br />

wieder kommen Schamgefühle in mir auf. Ja, ich<br />

gehöre zu diesem Volk, von dem dieses Unrecht<br />

ausging und von dem ein solches Unrecht<br />

niemals, niemals wieder ausgehen darf. Und wir,<br />

die wir zu der nachfolgenden Generation<br />

gehören, fragen uns oft, wie es so weit kommen<br />

konnte. Aber werden uns<br />

einmal<br />

unsere Kinder und<br />

Kindeskinder auch<br />

so fragen. Wie konnte<br />

es dazu kommen, dass ihr diese<br />

unsere Welt immer mehr<br />

ausgebeutet und verschmutzt habt, so<br />

dass wir heute kaum noch atmen<br />

können? Wie konnte es dazu kommen,<br />

dass Ihr geschwiegen habt, angesichts der<br />

Völkermorde, der unsagbaren Armut in der<br />

Welt? Wie konntet Ihr Euren Lebensstil so<br />

weiterführen auf Kosten unserer<br />

Generation? –<br />

Liebe Freunde, Umkehr ist<br />

angesagt. Nicht von einem der es<br />

besser weiß, sondern von dem, der uns<br />

zu sich ruft, von dem, der den Himmel mit<br />

Wolken bedeckt, von dem lebendigen Gott.<br />

Er will uns diesen Weg der Umkehr öffnenpersönlich,<br />

als Gemeinde, als Kirche aber auch<br />

in jedem Volk, das so zu ihm kommt. Und er ist<br />

es, der auch heute alle unsere Treulosigkeiten<br />

heilen kann und will. Bei aller Rebellion, bei<br />

allem Zweifel, er meldet sich in diesen Tagen zu<br />

Wort, er rüttelt und schüttelt uns zur Buße, zur<br />

Umkehr. Wie heißt es doch in einer englischen<br />

Übersetzung unseres Predigttextes: „ O my<br />

rebellious chrildren, come back to me again<br />

and I will heal you from your sins!“. Wenn wir<br />

diese Umkehr erleben, das ist das oft wie im<br />

Traum. So wie wir es etwa auch im Psalm 126<br />

bekennen: „ da waren wir wie die Träumenden!“.<br />

– Und dennoch gehört zur Matrix eines<br />

geistlichen Aufbruchs noch mehr als diese<br />

Umkehr. Das führt mich zu einem weiteren<br />

Akzent in diesem Text.<br />

3 Das MANDAT zum neuen Handeln<br />

Pflügt den Acker völlig neu um, statt unter die<br />

Dornen zu säen! (Jer. 4,3)<br />

Das Bild vom Pflügen passt ja auch gut in den<br />

Frühling, es ist auch das Bild von der Saat.<br />

Wir sollen hier ein Land beackern, dass wir<br />

bislang links liegen lassen haben, ein Brachland,<br />

ein Land, das vielleicht auch noch nie eine<br />

Pflugschar gesehen hat.<br />

Mit diesem Bild macht Gott deutlich, dass er<br />

wirklich auch in Felder unseres Lebens kommen<br />

möchte, die wir bislang vor ihm verschlossen<br />

hielten. Das fromme Leben war bislang auf dem<br />

einen Acker, vielleicht dem Gemeindeacker,<br />

gelebt, aber nicht auf dem Feld des<br />

Berufsalltags, nicht auf dem Familienacker. Die<br />

neue Saat von der Liebe Gottes ist nur im Kopf<br />

hängen geblieben, aber nicht wirklich im Herzen<br />

aufgegangen. Unser ganzes Menschsein ist<br />

betroffen. Der ganze Acker, auch die Felder, wo<br />

wir bislang gedacht haben, hier hätte Gott gar<br />

keine Ahnung, hier ist Brachland. Fange an neu<br />

zu pflügen, zu säen. Nimm Gott mit auf diese<br />

Felder Deines Lebens. Spiritualität nicht<br />

nur am Sonntag,<br />

sondern auch am<br />

Montag, am<br />

Dienstag und jeden Tag<br />

der Woche.<br />

Wo sind die<br />

Felder in deinem Leben, die Du vielleicht<br />

innerlich schon aufgegeben hast? Pflüge ein<br />

Neues!<br />

Setze neu an! Mit Gottes Hilfe, säe neu!<br />

Und auch die Gemeinde Jesu Christi, die Kirche<br />

muss sich hier neu auf den Weg machen.<br />

Umkehr zu Gott ist nicht nur auf die<br />

11


Vergangenheit bezogen, sondern Umkehr zu<br />

Gott hat Konsequenzen für die Zukunft.<br />

Wie kann das aussehen für die Kirche, für die<br />

Kirchen der Zukunft? Was bedeutet es, wenn<br />

Gott uns Zukunft und Hoffnung geben will?<br />

Ja, es wird vieles erschüttert, vieles wird<br />

wegbrechen. Manche halten es nicht für<br />

möglich, so wie dermaleinst, als Jesus den<br />

Juden sagte, dass der Tempel zerstört werden<br />

würde, da waren sie entsetzt und konnten sich<br />

das nicht vorstellen. Wir werden bei all diesen<br />

Erschütterungen aufgefordert, ganz neu die<br />

Bibel aufzuschlagen und mit aller Konsequenz<br />

zu fragen: Wie hat Jesus die Gemeinde gewollt<br />

und wie hat er sie auch nicht gewollt.<br />

Wir werden neu danach fragen müssen, wie<br />

Formen der Gemeinschaft in unserer Zeit gelebt<br />

werden können. Das geschieht sicher nicht nur<br />

in Kirchenmauern und indem wir gemeinsam aus<br />

unseren Liederbüchern singen. Die bewährten<br />

Formen von Gemeinde und Gemeinschaft<br />

werden ganz sicher ergänzt durch Formen, die<br />

sich uns auftun, wenn wir auf den noch<br />

unberührten Feldern pflügen. Es werden<br />

kommunitäre Gemeinschaftsformen entstehen,<br />

es werden sich christliche Hauskirchen und<br />

überkonfessionelle Gemeinschaften bilden, es<br />

werden Gemeinden sein, die sich um ein<br />

diakonisches Werk formieren und vieles andere<br />

mehr. Sind wir bereit zu pflügen?<br />

Wie sieht das Miteinader von unterschiedlichen<br />

Menschen aus, die alle von Gott geliebt sind,<br />

aber sich in ihrer Unterschiedlichkeit nicht<br />

annehmen können oder wollen? Die Zeit der<br />

Kriege und auch der Glaubenskriege hat Jesus<br />

niemals gelehrt. Wir brauchen eine Kultur der<br />

Versöhnung und des Friedens und nicht eine<br />

Kultur der ängstlichen Abgrenzungen und<br />

Behauptungen, eine Kultur der Liebe und<br />

Wahrheit, eine Kultur der gegenseitigen<br />

Wertschätzung und Annahme. Die Welt der<br />

Hierarchien und der kalten Dogmen ist nicht das,<br />

was wir bei Jesus finden. Er geht auf jene zu, die<br />

völlig neben den religiösen Systemen der<br />

damaligen Zeit leben und dennoch die Geliebten<br />

Gottes sind. Pflügen wir ein Neues!<br />

Und dann ist da diese Verengung unseres<br />

Verständnisses von Gemeinde, als seinen wir<br />

sozusagen nur der Missionstrupp, eine<br />

kämpfende Mannschaft, eine Truppe von<br />

fleißigen Arbeitern, die sich für den Herrn bis<br />

zum letzten einsetzten. Wir funktionieren, aber<br />

wir haben kaum noch Zeit zu leben, ihn zu loben.<br />

Wir kämpfen, aber wir haben keine Zeit mehr<br />

zum<br />

4 Die MAXIME des Herzens<br />

Vielleicht fragt sich der eine oder andere, was wir<br />

hier unter einer Maxime verstehen sollen.<br />

Maxime steht für den obersten Grundsatz,<br />

den man seinem Wollen und Handeln gibt.<br />

Dieser Grundsatz wird nicht etwa nur in unserem<br />

Denken festgehalten oder gar in unseren<br />

Gefühlen, nein es ist eine Sache des Herzens. In<br />

der Bibel steht „Herz“ für die Mitte des<br />

menschlichen Lebens, das eigentliche innere<br />

Steuerungszentrum unseres Lebens.<br />

Nun ist es interessant zu beobachten, dass es in<br />

unserem Leben gar nicht so selten Situationen<br />

gibt, in denen wir eben auf dieses Herz nicht<br />

achten, wir tun etwas, was wir eigentlich nicht tun<br />

wollen oder wir tun etwas nicht, was wir<br />

eigentlich unbedingt tun wollen. Es ist so, als sei<br />

unser Herz irgendwie eingewickelt in eine Folie.<br />

Wir handeln immer „unter Vorbehalt“.<br />

So etwa können wir es uns vorstellen, wenn der<br />

Prophet Jeremia hier im Namen Gottes die<br />

Situation unserer Herzen anspricht. Da heißt es:<br />

Beschneidet euch so, wie es mir gefällt,<br />

nämlich an euren Herzen! (Jer 4,4)<br />

Die Beschneidung- ein äußeres Symbol für die<br />

Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und zu<br />

diesem Gott. Was aber nützt all der fromme<br />

äußere Ritus, wenn das Herz nur mit<br />

Vorbehalten dabei ist. Unser ganzes Herz soll<br />

auf Gott ausgerichtet sein, alle Bereiche unseres<br />

Lebens, auch gerade jene, die wir vielleicht so<br />

losgelöst sehen: Unsere Beziehungen in unserer<br />

Familie, unsere Körperlichkeit, Essen, Trinken,<br />

Sexualität, unser Besitz, unsere Zeit…Alles soll<br />

auf ihn ausgerichtet sein. Dazu gehören auch<br />

unsere Stärken und unsere Schwächen, ja,<br />

gerade auch die Schwächen, unsere<br />

Druckstellen im Herzen, die nicht nur uns<br />

drücken, sondern auch andere Menschen. Alles<br />

soll in Beziehung zu Gott existieren, alles soll<br />

diesem obersten Grundsatz, dieser Maxime<br />

zugeordnet werden: Ich gehöre ganz zu Gott mit<br />

allem was ich habe und bin und mit allem, was<br />

ich nicht habe und was ich nicht bin. Ich bin sein<br />

Kind.<br />

Und dabei gilt noch ein weiterer wichtiger<br />

Hinweis: Wenn wir uns so aufmachen und<br />

anfangen Neues zu hoffen, Neues zu pflügen,<br />

Neues zu gestalten und zu erbitten für unser<br />

Leben und für das Leben der Kirchen und das<br />

Leben in dieser Welt, dann sollen wir es nicht<br />

unter die Dornen säen. Die Dornen können hier<br />

12


symbolisch für Sorgen oder auch für Ängste<br />

stehen. Wir sollen uns nicht an den schlechten<br />

Erfahrungen der Vergangenheit orientieren,<br />

sondern an seinen Verheißungen. „Ich will euch<br />

Zukunft und Hoffnung geben“ spricht der Herr!<br />

Der neue Aufbruch ist nicht ein Aufbruch unter<br />

Vorbehalt, nach dem Motto: „Mal sehen, ob es<br />

was wird!“ Nein, legen wir unser ganzes Leben,<br />

unsere ganze Situation heute neu in die Hände<br />

Gottes, kehren wir zu ihm um, zum Leben.<br />

Auch er hat alles gegeben. Er hat die Not<br />

gesehen und war motiviert einen Aufbruch zu<br />

geben. In Jesus Christus hat er ein neues<br />

Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs<br />

aufgerichtet. Hier am Kreuz hat er uns die<br />

Möglichkeit zu einem Neuanfang eröffnet, ja<br />

noch mehr, er hat uns hineingerufen und das<br />

Mandat gegeben, im Namen Jesu unser Leben<br />

zu leben und schließlich hat er nichts für sich<br />

zurückbehalten. Er hat alles gegeben; mit einer<br />

maximalen Leidenschaft und Liebe.<br />

Wenn wir heute nach einer Matrix für einen<br />

geistlichen Aufbruch fragen, so werden wir<br />

unmittelbar zum Kreuz Jesu geführt. Hier ist die<br />

Matrix, hier ist die Geburtsstelle für einen<br />

geistlichen Neuanfang, für einen geistlichen<br />

Frühling in unserem persönlichen Leben, im<br />

Leben der Kirche und in dieser Welt. Da wo<br />

Menschen umkehren zu ihm, dem gekreuzigten<br />

und auferstanden Jesus Christus merken sie,<br />

wie das Leben Gottes fließt, so wie das Leben<br />

auch in die Zweige des Apfelbaumes geflossen<br />

ist. Da hören wir ihn zu uns sprechen:<br />

Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben.<br />

Amen.<br />

Säe den Samen<br />

des Glaubens!<br />

Heinz Hepp<br />

Die biblische Basis für den folgenden Aufsatz<br />

finden wir in 2. Mose 2: 1-9<br />

1 Zu jener Zeit heiratete ein Mann vom Stamm<br />

Levi eine Frau aus demselben Stamm. 2 Sie<br />

wurde schwanger und bekam einen Sohn. Als<br />

sie sah, dass es ein gesunder, schöner Junge<br />

war, hielt sie ihn drei Monate lang versteckt. 3<br />

Doch schließlich konnte sie ihn nicht mehr<br />

verbergen. Sie nahm einen Korb aus Schilfrohr<br />

und dichtete ihn mit Erdharz und Pech ab. Dann<br />

legte sie das Kind hinein und setzte es im Schilf<br />

am Nilufer aus. 4 Die Schwester des Jungen<br />

blieb in einiger Entfernung stehen, um zu<br />

beobachten, was mit ihm geschehen würde. 5<br />

Irgendwann kam die Tochter des Pharaos zum<br />

Baden an den Fluss. Ihre Dienerinnen gingen<br />

am Ufer hin und her und warteten. Plötzlich<br />

entdeckte die Tochter des Pharaos den Korb im<br />

Schilf. Sie schickte eine Dienerin hin und ließ ihn<br />

holen. 6 Als sie den Korb öffnete, sah sie den<br />

weinenden Jungen darin liegen. Sie bekam<br />

Mitleid und sagte: »Das ist bestimmt eins von<br />

den hebräischen Kindern.« 7 Da ging die<br />

Schwester des Jungen zu ihr und erzählte: »Ich<br />

kenne eine hebräische Frau, die gerade stillt.<br />

Soll ich sie rufen? Dann kann sie das Kind für<br />

dich stillen.« 8 »Ja, ruf sie her!«, antwortete die<br />

Tochter des Pharaos. Und so lief das Mädchen<br />

los und holte ihre Mutter. 9 Die Tochter des<br />

Pharaos forderte die Frau auf: »Nimm dieses<br />

Kind mit und still es für mich! Ich werde dich<br />

dafür bezahlen.« Da nahm die Frau ihren Sohn<br />

wieder zu sich und stillte ihn.<br />

Es gibt viele Mütter, die in der Schrift erwähnt<br />

werden, aber nur wenige, die die Geschichte wie<br />

die Mutter Moses geprägt haben. Das Wenige,<br />

was wir über sie wissen, finden wir in diesen<br />

Versen, aber was sie getan hat, als sie den<br />

Samen des Glaubens in ihren kleinen Sohn<br />

pflanzte, hat für immer sein Leben, die Schrift<br />

und den Plan Gottes für Israel beeinflusst.<br />

Obwohl Moses als Sohn des Pharaos erzogen<br />

wurde, sehen wir deutlich, dass er niemals seine<br />

13


hebräische Identität verloren hat. Ja, obwohl die<br />

Ägypter viele Götter anbeteten, kannte er den<br />

einen wahren Gott. Er war offen dafür, dem<br />

einen Gott in der Wüste zu begegnen, als er ihn<br />

in einem brennenden Dornbusch begegnete.<br />

Wie hat Jochebed das gemacht? Wir wissen,<br />

dass Mose bis zur Entwöhnung bei seiner Mutter<br />

blieb. Zu diesem Zeitpunkt war er erst drei bis<br />

vier Jahre alt. Wie hat sie in so kurzer Zeit einen<br />

solchen lebenslangen Glauben in ihm gesät?<br />

Wir kennen die Antwort auf diese Frage nicht,<br />

aber was wir wissen ist, dass Gott ihn vor seiner<br />

Berufung bereits zum Dienst ausgewählt hatte.<br />

Gott hatte ihn bereits als sein Werkzeug berufen,<br />

bevor sie den Samen des Glaubens gesät hat.<br />

Ich glaube, dass Gott den Samen nahm, die sie<br />

gesät hatte, und ihn zu dem Mann veredelte, zu<br />

dem ER ihn bestimmt hatte.<br />

Ist es nicht dein größter Wunsch, dass deine<br />

Kinder zu Menschen des Glaubens<br />

heranwachsen? Und wie steht es mit den<br />

Enkelkindern, Nichten und Neffen, den Kindern<br />

unserer Freunde? Ist es nicht unsere Aufgabe,<br />

sie auf das Leben vorzubereiten, indem wir<br />

ihnen die Wahrheit des Glaubens an Gott<br />

vermitteln?<br />

Mama und Papa, Oma und Opa, Ur-Oma und<br />

Ur-Opa, Tante und Onkel, es ist nie zu spät,<br />

Einfluss auf diejenigen zu nehmen, die du liebst.<br />

Es geht hier ausdrücklich um Vorleben und nicht<br />

um Manipulation.<br />

Ich möchte 5 Dinge mit euch teilen, die wir tun<br />

müssen, um Samen des Glaubens zu pflanzen.<br />

1. Die Vorbereitung des Bodens<br />

1.1 In unserem persönlichen Leben<br />

• Eltern, ist unser Leben ein Beispiel für<br />

unsere Kinder?<br />

• Mama und Papa, ihr seid der Boden des<br />

Lebens für eure Kinder.<br />

• Um Glauben zu säen, müssen wir selber<br />

glauben.<br />

• Spiegeln unser Wandel und unser<br />

Handeln die Heiligkeit Gottes wider?<br />

• Ist unser Zeugnis für unsere Kinder<br />

glaubhaft?<br />

Hinweis: Guter Boden ist gebrochen und weich.<br />

In unserem Leben bewirkt das Buße und<br />

Bekenntnis.<br />

1.2 Unser Familienleben<br />

Kinder, die körperliche Gewalt zwischen ihren<br />

Eltern sehen, sind nach der Heirat sechs Mal<br />

häufiger gegenüber ihrem eigenen Ehepartner<br />

gewalttätig. Wenn Kinder von ihren Eltern als<br />

Teenager körperlich bestraft wurden, üben sie<br />

zwölf Mal häufiger Gewalt gegen ihren<br />

Ehepartner und ihre eigenen Kinder aus.<br />

• Die häusliche Umgebung prägt unsere<br />

Kinder.<br />

• Nicht das Äußere (was du hast) zählt,<br />

sondern das Innere (wer du bist)<br />

• Echte Liebe untereinander befriedigt das<br />

Bedürfnis nach Geborgenheit<br />

• Echter, gelebter Glaube, der konsequent<br />

und offen ist.<br />

Hinweis: Wie, man wie selbstverständlich, das<br />

Haus oder die Wohnung reinigt, ist manchmal<br />

auch ein „Hausputz“ unseres familiären<br />

Miteinander notwendig.<br />

2. Wähle den richtigen Samen aus<br />

„Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten.<br />

Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“<br />

Gal. 6: 7<br />

2.1.Du musst dich entscheiden, was du<br />

säen und ernten willst. Es muss eine<br />

bewußte Entscheidung sein.<br />

In einem alten “Reader's Digest" Heft, aus dem<br />

Nachlass meines Schwiegervaters, las ich die<br />

Geschichte von einem Unternehmen, das<br />

Werbepostkarten mit einem Senfkorn<br />

verschickte. Auf der Karte war Folgendes zu<br />

lesen: "Wenn Sie uns und unserem Produkt ihr<br />

Vertrauen schenken, wird ihr Erfolg wachsen,<br />

wie dieses kleine Senfkorn. Wir garantieren<br />

Ihnen hervorragende Ergebnisse und Sie<br />

werden vollkommen zufrieden sein. " -<br />

Unterschrieben, das Management.<br />

Ein paar Monate später schrieb ein Empfänger<br />

dieses Werbematerials an das Unternehmen<br />

zurück: "Sie werden sicher sehr daran, was aus<br />

dem Senfkorn geworden ist, dass ich von Ihnen<br />

erhalten habe. Ich habe das Senfkorn in einen<br />

Blumentopf gesäät, und daraus ist ein sehr<br />

14


gesunder Busch geworden, der wunderbare<br />

Tomaten produziert! "<br />

Kann es sein, dass wir manchmal etwas<br />

aussäen und Dinge ernten, die wir so nicht<br />

erwartet haben?<br />

2.2 Du erntest, was du säst.<br />

Wir lesen in Philipper 4,8<br />

Weiter, Brüder und Schwestern: Was wahrhaftig<br />

ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was<br />

liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine<br />

Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht!<br />

3. Säe den Samen<br />

Denn ich erinnere mich an den ungeheuchelten<br />

Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in<br />

deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter<br />

Eunike; ich bin aber gewiss, auch in dir.<br />

2.Timotheus 1,5<br />

3.1 Sei ein fleißiger Säemann<br />

• Was du sagst (lehren)<br />

o Du säst Samen, mit dem was du<br />

sagst<br />

• Was du tust (Aufzucht)<br />

o Aber die meisten Samen werden<br />

von dem Leben gesät, das du<br />

lebst<br />

4. Fördere das Wachstum<br />

• Sorge für die richtigen, gesunden<br />

Wachstumsbedingungen<br />

• Mach einen Unterschied zu dem, was<br />

die Welt bietet<br />

• Trage dazu bei, das die Gemeinde ein<br />

geistliches Treibhaus ist<br />

Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der<br />

Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der<br />

sie verheißen hat; und lasst uns aufeinander<br />

achthaben und einander anspornen zur Liebe<br />

und zu guten Werken und nicht verlassen unsre<br />

Versammlung, wie einige zu tun pflegen,<br />

sondern einander ermahnen, und das umso<br />

mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.<br />

Hebräer 10,23-25<br />

Eine Studie ergab, dass, wenn Mutter und Vater<br />

regelmäßig in die Kirche gehen, 72% ihrer<br />

Kinder treu bleiben. Wenn nur der Papa, bleiben<br />

55% treu. Wenn nur Mutter, 15%. Wenn keiner<br />

regelmäßig den Gottesdienst besucht, bleiben<br />

nur 6% treu. Die Statistiken sprechen für sich -<br />

das Beispiel von Eltern und Erwachsenen ist<br />

wichtiger als alle Bemühungen der Kirche und<br />

der Sonntagsschule.<br />

4.1. Wässern und Düngen<br />

4.1.1. Das Wasserbad des Wortes<br />

…wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm<br />

gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten,<br />

sondern das Wasser, das ich ihm geben werde,<br />

das wird in ihm eine Quelle des Wassers<br />

werden, das in das ewige Leben quillt.<br />

Joh. 4: 14<br />

4.1.2. Der Dünger für die Gemeinde<br />

Und er selbst gab den Heiligen die einen als<br />

Apostel, andere als Propheten, andere als<br />

Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer,<br />

damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk<br />

des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi<br />

erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur<br />

Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des<br />

Sohnes Gottes, zum vollendeten Menschen,<br />

zum vollen Maß der Fülle Christi,<br />

Epheser 4,11-13<br />

4.1.2. Lass kein Unkraut zu<br />

Der aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der<br />

das Wort hört, und die Sorge der Welt und der<br />

trügerische Reichtum ersticken das Wort, und er<br />

bringt keine Frucht.<br />

Matth. 13:22<br />

• Unkraut vergiftet den Acker Gottes<br />

(Humanismus, Relativismus, gottlose<br />

Toleranz, Unmoral usw.)<br />

• Du kannst das Unkraut ignorieren,<br />

vielleich ist es uns sogar egal, ob die<br />

kleine Pflanze durch das Unkraut erstickt<br />

wird<br />

15


• Wir können aber auch dafür sorgen, dass<br />

Unkraut nicht den Garten Gottes erobert<br />

5. Gottes Plan für die Ernte ist auch<br />

unser Plan<br />

5.1. Aussaat und Ernte<br />

Irgendwo las ich mal von einem Dialog zwischen<br />

Frau und Mann: Ich bin kein großer Gärtner.<br />

Einmal nahm ich einen Samenkatalog und ging<br />

aus der Tür. "Wohin gehst du damit?" fragte<br />

meine Frau. "Ich werde es meinen Tomaten<br />

zeigen", erklärte ich.<br />

Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Greifswald:<br />

Bischöfe zu Fragen der Zeit<br />

Ich träume von<br />

einer<br />

Gemeindekirche<br />

• Sei dir bewusst, was du ernten willst<br />

• Verfolge dieses Ziel mit Konsequenz<br />

• Nutze die Möglichkeiten, die Gott für dich<br />

bereithält.<br />

In Sprüche 22,6 lesen wir:<br />

Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so lässt<br />

er auch nicht davon, wenn er alt wird.<br />

…..und in Psalm 126: 5-6<br />

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden<br />

ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen<br />

guten Samen und kommen mit Freuden und<br />

bringen ihre Garben.<br />

5.2. Gib niemals auf<br />

Dazu werden wir in Galater 6:9 ermutigt:<br />

Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde<br />

werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch<br />

ernten, wenn wir nicht nachlassen.<br />

Ich denke, die Mutter von Moses muss all diese<br />

Dinge getan haben. Wir sehen sie als eine, die<br />

einen guten Boden vorbereitete, ausgerüstet<br />

mit Mut, Gerechtigkeit und Liebe zu ihrem<br />

Sohn. Sie wusste, dass sie nicht alles in seinem<br />

Leben pflanzen konnte. Die Zeit war zu kurz,<br />

also wählte sie den Samen des Glaubens an<br />

Gott und die nationale Identität. Sie hat den<br />

Samen gesät, sobald Mose es verstehen<br />

konnte und so intensiv sie konnte. Gott sorgte<br />

für die Bewässerung, die Düngung und das<br />

Unkraut-Jäten. Ohne Zweifel säte sie den<br />

Samen mit einem festen Blick auf die Ernte -<br />

und die Ernte war groß und gesegnet!<br />

Die Kirche ist in den Herzen und Köpfen der<br />

Mehrheit der Menschen in Ostdeutschland nach<br />

wie vor marginalisiert und mit Ressentiment<br />

belegt Zugleich leben wir in einer Zeit, in der die<br />

Menschen Sehnsucht haben nach Orientierung,<br />

Verwurzelung, Heimat und Ewigkeit.<br />

Ein Fotograf soll im Greifswalder Dom Fotos<br />

aufnehmen. Er, der sein Fotoatelier in<br />

fußläufiger Entfernung hat, betritt staunend die<br />

Kirche und wundert sich: Die Kirche ist ja noch<br />

voll in Betrieb?! Offensichtlich hat er die<br />

vielfältigen Aktivitäten im Dom gar nicht<br />

wahrgenommen. Im Blick auf die Kirche besteht<br />

nicht nur ein Wahrnehmungsdefizit, sondern ein<br />

regelrechter blinder Fleck, der aus der DDR-Zeit<br />

und der damaligen staatlich gelenkten<br />

Beeinflussung resultiert. Kirche galt als überholt<br />

und unerwünscht, und so verschwand sie aus<br />

dem Bewusstsein des Normalbürgers. Die<br />

Wirkung hält bis heute an: Was es nicht geben<br />

durfte, gibt es auch nicht; zumindest wird es nicht<br />

wahrgenommen. Die Kirche ist in den Herzen<br />

und Köpfen der Mehrheit der Menschen in<br />

Ostdeutschland nach wie vor marginalisiert und<br />

mit Ressentiment belegt.<br />

Der Inhalt, für den die Kirche steht, der Glaube<br />

an Gott und Jesus Christus, wird als Ausdruck<br />

einer vergangenen Zeit, ja als zum Teil sogar<br />

gefährlicher, ideologischer Interpretament einer<br />

auf Macht und Einfluss bedachten, rückwärts<br />

16


gewandten gesellschaftlichen Gruppe<br />

verstanden. Nur so ist z. B. zu erklären, warum<br />

dort, wo heute der Religionsunterricht neu<br />

eingeführt wird (solche Schulen gibt es<br />

vereinzelt noch immer), Eltern massiv<br />

Widerstand leisten und dort, wo er eingeführt ist,<br />

Schüler sich weigern, bei entsprechenden<br />

Hausaufgaben zu Hause die Bibel<br />

aufzuschlagen. Das fass ich nicht an!, gab ein<br />

Schüler seinem Lehrer zurück, als er im<br />

Unterricht mit der Bibel arbeiten sollte.<br />

Gewiss kann man darauf hinweisen, dass<br />

solche, durch jahrzehntelange Indoktrination<br />

bewirkten ideologischen Restbestände im<br />

Schwinden begriffen sind und die geistige Lage<br />

dabei ist, sich zu wandeln. Hinzu kommt:<br />

Einflussreiche gesellschaftliche Kreise<br />

(Gewerkschaften, Unternehmer, Parteien,<br />

Bürgerbewegungen) und vor allem<br />

Landesregierungen und politisch<br />

Verantwortliche auf der lokalen Ebene wissen<br />

den positiven Einfluss von Glaube und Kirche<br />

auf das Entstehen von Solidarität, einer<br />

Atmosphäre der Mitmenschlichkeit, die Bildung<br />

von Werten überhaupt und besonders aktuell die<br />

Bekämpfung von Rassismus sehr wohl zu<br />

schätzen.<br />

Aber eine realistische Vision für die<br />

Pommersche Evangelische Kirche für das Jahr<br />

2020 wird beides berücksichtigen: das<br />

Ressentiment auf der einen und die<br />

Wertschätzung auf der anderen Seite. Dazu<br />

zeigen die aufgrund unseres<br />

Mitgliederbestandes<br />

möglichen<br />

Hochrechnungen eine Verkleinerung unserer<br />

Kirche von jetzt ca. 103.000 (Stand: 31.12.2005)<br />

auf dann ca. 75.000, also eine Verringerung um<br />

25 Prozent. Die Finanzkraft wird in gleichem<br />

Zeitraum noch stärker, vorsichtig geschätzt um<br />

ein Drittel, zurückgehen.<br />

Was dürfen wir vor dem Hintergrund dieser<br />

harten Fakten aufgrund der Verheißung Jesu<br />

Christi für seine Kirche erwarten? Auftrag und<br />

Verheißung der Kirche Jesu Christi werden<br />

klassisch und gut bei der Ordination von<br />

Pfarrerinnen und Pfarrern (Agende für die<br />

Evangelische Kirche der Union, Bd. II/2,<br />

Gottesdienstordnung für Ordination, Einführung,<br />

Bevollmächtigung und Vorstellung, Bielefeld<br />

1989, S. 21) mit drei Bibeltexten<br />

zusammengefasst, nämlich durch den Auftrag<br />

Jesu Christi zur Mission und der Verheißung<br />

seiner Gegenwart (Matthäus 28,18-20), der<br />

Charakterisierung des besonderen Amtes als<br />

Amtes der Versöhnung (2. Korinther 5,19-21)<br />

und der Verheißung der Auferbauung der<br />

Gemeinde durch das plurale Amt (Epheser 4,1-<br />

13). Die auch in unseren reformatorischen<br />

Kirchen vernachlässigten Grundlagen für das<br />

Wachstum von Gemeinden finden sich dabei vor<br />

allem an der letzten Stelle, an der der Apostel<br />

das Geheimnis wachsender Gemeinden<br />

beschreibt:<br />

Kirche ist Gemeindekirche. Sie wirkt nicht nur als<br />

ein Fluidum in der Gesellschaft, das nicht näher<br />

zu beschreiben ist, sondern wird konkret<br />

erfahrbar in der Gemeinschaft des Leibes<br />

Christi. Ich bin hier in Ostdeutschland auf die<br />

tiefe Verwurzelung des Verständnisses der<br />

Kirche als Gemeindekirche gestoßen. Wenn der<br />

durch jahrzehntelange staatlich angeordnete<br />

Diskriminierung zugefügte Schmerz abklingt und<br />

die entsprechenden Wunden verheilen, ist dies<br />

eine gute Voraussetzung für<br />

Gemeindeentwicklung. Dabei muss noch gelernt<br />

werden, dass sich der Leib Christi zwar in<br />

wirklichen Gemeinden manifestiert, aber nicht<br />

unbedingt in der vorfindlichen Parochie, sondern<br />

überall dort, wo Gemeinschaft aus dem Wort<br />

Gottes und den Sakramenten wächst.<br />

Jeder Christenmensch ist von Christus mit einer<br />

Gabe beschenkt, die er oder sie zum Aufbau der<br />

Gemeinde nutzen kann und soll. Mit unserer<br />

Gabe macht uns Gott ein Geschenk aus der<br />

Ewigkeit. Es wäre würde- und taktlos, dieses<br />

Geschenk nicht anzunehmen. Und doch stapeln<br />

sich sozusagen in der deutschen<br />

Kirchengeschichte über Jahrhunderte nicht<br />

ausgepackte Geschenke. Pfarrerinnen und<br />

Pfarrer und der kleine Kreis der Engagierten in<br />

unseren Gemeinden klagen über die mangelnde<br />

Bereitschaft des weiteren Kreises der<br />

Gemeindemitglieder, sich am Gemeindeleben<br />

zu beteiligen. Die überzeugendste Begründung<br />

auf die Frage, warum es gerade in unserem<br />

mitteleuropäischen und spezifischen deutschen<br />

Kontext so schwierig ist, Beteiligungskirche zu<br />

bauen, finde ich bei Dietrich Bonhoeffer. Er<br />

schreibt in der kleinen Schrift Gemeinsames<br />

Leben: Eine Gemeinschaft, die es zulässt, dass<br />

ungenutzte Glieder da sind, wird an diesen<br />

17


zugrunde gehen. Konkret bezieht Bonhoeffer<br />

diesen Satz auf die aktuelle Bildung einer<br />

Gemeinschaft.<br />

Wende ich diesen Satz auf die Geschichte der<br />

Kirche an, dann muss ich mir klar machen, dass<br />

in Deutschland auch im Gefälle der Reformation<br />

Jahrhunderte lang für Gemeindeglieder kaum<br />

Möglichkeiten zur Beteiligung bestanden.<br />

Selbstverständlich hat dies auch das<br />

Bewusstsein und die Mentalität<br />

sowohl der Gemeindeglieder als<br />

auch der Pfarrerinnen und Pfarrer<br />

geprägt. Es ist von hierher gesehen<br />

kein Wunder, dass vor dem<br />

Hintergrund einer anderen Kultur<br />

etwa in den USA auch in den<br />

Kirchengemeinden eine Kultur des<br />

freiwilligen Dienstes und der<br />

Beteiligung besteht, während wir in<br />

Deutschland uns sehr schwertun,<br />

eine solche zu entwickeln. Ein<br />

wesentliches Hindernis für das<br />

Wachstum der Gemeinde ist dieses<br />

letztlich auch in der evangelischen Kirche<br />

monarchische Amtsverständnis.<br />

Es gibt das Amt in der Kirche nur im Plural. Das<br />

Priestertum aller Glaubenden schließt immer<br />

auch ein Reden von den vielen Diensten und<br />

Ämtern ein. Das eine besondere Amt des<br />

Dienstes an Wort und Sakrament hat nur im<br />

Miteinander der anderen Ämter seine Funktion.<br />

Nach neutestamentlichem Verständnis sind<br />

Ämter und Dienste immer auf Ergänzung<br />

angelegt. Der Epheserbrief stellt verschiedene,<br />

alle auf das Wort Gottes bezogene Ämter<br />

nebeneinander: Apostel, Propheten,<br />

Evangelisten, Hirten und Lehrer (4,11). Wenn<br />

die evangelische Kirche traditionell nur im<br />

Singular vom Amt redet und damit das Pfarramt<br />

meint, ist dies gegenüber dem<br />

neutestamentlichen Befund eine Verarmung.<br />

Eine Wiederentdeckung der pluralen Formen<br />

des Amtes wird auch das Miteinander von<br />

Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen<br />

erleichtern.<br />

Ziel des Gemeindeaufbaus ist ein reifer Glaube.<br />

Dem allgemeinen Priestertum entspricht die<br />

besondere Stellung jedes Einzelnen vor Gott.<br />

Jeder Mensch hat mit Gott seine eigene<br />

Geschichte. Das Ziel ist reifer Glaube und<br />

Mündigkeit. Diese Mündigkeit des Glaubenden<br />

entsteht nicht durch Selbstvervollkommnung,<br />

sondern durch Christuserkenntnis. Sie zeigt sich<br />

in einem eigenen Urteilsvermögen.<br />

Grundlage starker Gemeinden sind Liebe und<br />

Vertrauen. Missgunst, Konkurrenzneid und<br />

Eitelkeit bremsen das Wachstum der<br />

Gemeinden. Das ureigene Element der<br />

christlichen Gemeinde ist Liebe und das dem<br />

Glauben entsprechende Gottvertrauen. Die<br />

durch Christus entfesselte Kraft der Liebe auch<br />

für den Gemeindeaufbau fruchtbar zu machen,<br />

heißt die ureigene Kraft des Glaubens auch für<br />

die Entwicklung der Gemeinden zu nutzen. Das<br />

Geheimnis wachsender Gemeinden liegt im<br />

Prinzip der Selbstauferbauung durch Liebe.<br />

Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen<br />

Sehnsucht haben nach Orientierung,<br />

Verwurzelung, Heimat und Ewigkeit. Wir<br />

nehmen auch eine neue Offenheit für<br />

Spiritualität und Religion wahr, aber die Kirche<br />

profitiert bisher wenig davon. Offensichtlich ist<br />

die christliche Religion in ihrer protestantischen<br />

Gestalt nicht sonderlich attraktiv für Menschen<br />

unserer Kultur. In anderen, so unterschiedlichen<br />

Kulturen wie Tansania, den USA und China<br />

habe ich eine ganz andere Resonanz auch der<br />

evangelischen Kirche erfahren. Das hängt aber<br />

auch damit zusammen, dass dort der Glaube als<br />

relevant, geschichtlich bewährt und Zukunft<br />

eröffnend erfahren wird. Mit anderen Worten: Er<br />

gilt als fortschrittlich. Meine Vision von Kirche<br />

2020 nimmt diese Erfahrungen auf. Nach einer<br />

längeren Zeit der gesellschaftlichen<br />

Marginalisierung wird auch unsere Kirche wieder<br />

als relevant erfahren werden, wenn es ihr<br />

18


gelingt, sich in unsere Kultur als kommunikativ<br />

und gemeinschaftsstiftend, Nächstenliebe<br />

praktizierend, nicht behördenförmig, sondern<br />

personal zugewandt, authentisch, als Expertin<br />

für Ewiges Leben zu profilieren.<br />

Sie wird dies nur, wenn sie gleichzeitig die<br />

Bedürfnisse der heutigen Menschen und ihren<br />

eigenen Auftrag und ihre Verheißung im Blick<br />

behält. Die Kirche wird dann zu einer<br />

Missionskirche werden, die sich konsequent auf<br />

die Menschen hin orientiert, die bisher noch nicht<br />

zu ihr gehören. Sie wird in diesem Sinne um<br />

einen Terminus Dietrich Bonhoeffers<br />

aufzunehmen Kirche für andere werden. Ich<br />

habe deswegen der Pommerschen<br />

Evangelischen Kirche vorgeschlagen, sich etwa<br />

nach folgendem Mission Statement zu<br />

orientieren: Die Pommersche Evangelische<br />

Kirche will den Menschen in Vorpommern, auch<br />

den Gott- und Kirchenfernen, in Wort und Tat die<br />

gute Nachricht weitergeben, dass Gott sie liebt<br />

und sie zu Nachfolgern Jesu Christi machen will.<br />

Eine Vision rückt eine denkbare Situation, die in<br />

der Zukunft eintreten könnte oder herbeigeführt<br />

werden sollte, geistig vor. Die Gemeinde als Leib<br />

Christi, der sich selber auferbaut (vgl. 1.<br />

Korinther 12; Römer 12, Epheser 4) ist für mich<br />

eine solche Vision. Um zu einer Gemeindekirche<br />

zu werden, wird sich zu allererst unsere<br />

Grundeinstellung zur Kirche wandeln müssen.<br />

Wir alle sind aufgewachsen mit einer Einstellung<br />

zu Kirche, die am ehesten einem Mutter-Kind-<br />

Verhältnis entspricht. Dabei ist die Kirche unsere<br />

Mutter, die gut für uns sorgt und unsere<br />

religiösen Bedürfnisse befriedigt. Sie ist da,<br />

wenn wir sie brauchen. Aber sie erlaubt ihren<br />

Kindern ihr ganzes Leben lang nicht, erwachsen<br />

zu werden. So müssen wir Abschied nehmen<br />

von der Mutter Kirche und uns zu einem<br />

Verständnis der Kirche als Gemeindekirche und<br />

als Tochter verändern. Die Interpretation<br />

unseres geläufigen Gemeindeverständnisses<br />

als ein Verständnis von Mutter-Kirche im<br />

Unterschied zu einem Tochter-Gemeinde-<br />

Verständnis verdanke ich unserem<br />

Konsistorialrat Hans-Ulrich Kessler. Mit einem<br />

Selbstverständnis als Tochter-Gemeinde wissen<br />

die Gemeindeglieder, dass, wenn sie sich nicht<br />

um ihre Gemeinde kümmern, wie sich gute<br />

Eltern um ihre Tochter kümmern, die Gemeinde<br />

untergehen wird. Die Gemeindeglieder wissen,<br />

dass kein Pfarrer auf Dauer die Präsenz einer<br />

Kirche in ihrem Dorf garantiert, wenn sie es nicht<br />

selber tun. Ich habe solch selbständiges und<br />

reifes Gemeindebewusstsein bei einer Reihe<br />

von Gemeinden in den USA kennen gelernt. Ich<br />

wünsche mir für meine Kirche, dass auch unter<br />

uns möglichst viele Gemeinden diese<br />

Mündigkeit und dieses Selbstbewusstsein<br />

entwickeln und sie soviele Gelegenheiten wie<br />

möglich für soviele Menschen wie möglich<br />

bereithält, um in ihrem Glauben erwachsen zu<br />

werden.<br />

Ich träume von einer Gemeindekirche, in der<br />

Gemeinden Glaube, Liebe und Hoffnung leben.<br />

Ich träume von einer Gemeinde, die nicht durch<br />

absurde Alternativen blockiert ist wie z.B. die<br />

Bezeugung des Evangeliums durch das Wort<br />

oder durch die Tat. Ich träume von einer Kirche,<br />

in der Wort und Tat sich gegenseitig<br />

interpretieren und sich gegenseitig glaubwürdig<br />

machen. Ich träume von einer Kirche mit einem<br />

Sinn für Gemeinschaft, von gemeinsamem<br />

Leben, das das Leben ihrer Mitglieder prägt. Ich<br />

träume von einer Kirche, in der Gemeinden Orte<br />

sind, an denen die, die verletzt sind an Leib,<br />

Seele und Geist, geheilt werden. Als Kirche, die<br />

sich auf ihren Kernauftrag konzentriert, wird sie<br />

Kirche des ewigen Gottes sein, der sich seiner<br />

vergänglichen Welt zuwendet. Sie wird eine<br />

nachhaltig handelnde und die Schöpfung Gottes<br />

bewahrende Kirche sein, eine mit Leidenschaft<br />

für die Menschenrechte und gegen jede Art von<br />

Rassismus eintretende Kirche sein und eine<br />

Bereitschaft zum Verzicht zugunsten der in<br />

unserer Gesellschaft an den Rand Gedrängten<br />

und zugunsten der Menschen der Zwei-Drittel-<br />

Welt sein.<br />

Als Bischof darf ich solche Träume haben und<br />

meine Vision in Worte fassen. Jedoch werde ich<br />

niemals meiner Kirche anordnen können, mir in<br />

diesen Sichtweisen zu folgen. Ich hoffe und bete<br />

allerdings, dass Menschen von dieser Vision<br />

berührt werden, sie auf ihr Leben und ihre<br />

Gemeinde beziehen und sie zu ihrer machen.<br />

Wenn unter uns solche Visionen aufbrechen,<br />

dann werden wir uns auf einen Weg machen, bei<br />

dem wir auch andere Menschen mitnehmen und<br />

die gewinnen, die sich bisher von Glaube und<br />

Kirche abseits gehalten haben. Auf jeden Fall<br />

werden wir aufbrechen und die Zukunft zu<br />

gestalten versuchen.<br />

19


Als es im Frühjahr 2006 nach der großen Kälte<br />

anfing zu tauen, stand unser Hausmeister im<br />

knöcheltiefen Matsch auf der Dachterrasse des<br />

Konsistoriums und versuchte, mit Hammer und<br />

Meißel das zugefrorene Abflussrohr vom Eis zu<br />

befreien. Trotz mühsamer und stundenlanger<br />

Arbeit gelang es ihm nicht. Nicht mit großen<br />

Kräften noch mit Gewalt ließ sich der Abfluss<br />

freimachen. Wenige Tage später öffnete sich<br />

das Abflusswasserrohr ganz von allein. Es<br />

bedurfte nur der Wärme. Dies ist mir zum Bild<br />

geworden für die sich selbst auferbauende<br />

Gemeinde. Durch noch so gut überlegte Ideen,<br />

mit noch so viel Einsatz und eventuell sogar mit<br />

Gewalt lässt sich Gemeinde nicht aufbauen.<br />

Gemeinde baut sich selbst auf durch die Liebe,<br />

die Christus uns erweist und mit der wir einander<br />

begegnen. Das ist wie Wärme in unserer kalten<br />

Welt.<br />

Der Autor, Dr. Hans-Jürgen Abromeit<br />

(Greifswald), ist Bischof der Pommerschen<br />

Evangelischen Kirche. Sein Beitrag ist mit<br />

freundlicher Genehmigung dem Band Zukunft<br />

wagen! Träume und Visionen deutscher<br />

Bischöfinnen und Bischöfe (herausgegeben von<br />

Udo Hahn und Marlies Mügge, Gütersloher<br />

Verlagshaus, 141 Seiten, 16,95 Euro)<br />

entnommen.<br />

ERGEBNISSE<br />

DER<br />

GEMEINDE-<br />

BEFRAGUNG<br />

Prof. Dr. Willi Muschinski<br />

Von September bis Oktober 2018 wurden die<br />

Gemeindemitglieder zu ihren Vorstellungen über<br />

Gemeinde und ihre Zufriedenheit mit der<br />

Gemeindearbeit schriftlich befragt. An der<br />

Umfrage nahmen 45 Personen teil, was einer<br />

Rücklaufquote von ca. 50% entspricht. Ziel der<br />

Erhebung ist es eine fundierte<br />

Entscheidungsgrundlage für die Gemeindearbeit<br />

und -entwicklung breit zu stellen.<br />

Strukturdaten<br />

Wie die Graphik 1 zeigt, ist die Gemeinde<br />

überaltert. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt<br />

ist insbesondere die Altersgruppe der unter 30-<br />

jährigen deutlich unterrepräsentiert. Ebenso sind<br />

Menschen zwischen 30-40 Jahren<br />

vergleichsweise schwach vertreten. Auch<br />

hinsichtlich des Familienstandes weicht die<br />

Gemeindestruktur merklich vom<br />

Bundesdurchschnitt ab. So sind 70% der<br />

Gemeindemitglieder verheiratet, während im<br />

Bundesdurchschnitt lediglich 58% der<br />

Bevölkerung verheiratet oder zusammenlebend<br />

sind. Der Frauenanteil in der Gemeinde liegt mit<br />

56% ca. 6% über dem Bundesdurchschnitt.<br />

69% der Gemeindemitglieder fühlen der<br />

Ortgemeinde schon länger als 10 Jahre<br />

zugehörig. 24% der Gemeindemitglieder<br />

schlossen sich in den letzten 4 Jahren der<br />

Gemeinde an. Diese Steigerung resultiert vor<br />

allem aus dem Zuwachs unserer iranischen<br />

Geschwister.<br />

Organisatorische Aspekte des<br />

Gottesdienstes<br />

Zwei Drittel der Gemeindemitglieder bevorzugen<br />

einen sonntäglichen Gottesdienstbeginn um<br />

10h. Hinsichtlich eines Spätgottesdienstes<br />

halten sich Befürworter und Opponenten die<br />

Waage. Auffällig ist, dass insbesondere Jüngere<br />

einem Spätgottesdienst gegenüber sehr<br />

aufgeschlossen sind.<br />

Die Besuchshäufigkeit ist insgesamt sehr hoch.<br />

Über 70% der Befragten besuchen den<br />

Gottesdienst wöchentlich, wobei die älteren<br />

Gemeindemitglieder eine höhere Verbindlichkeit<br />

aufweisen als jüngere. Fast alle<br />

Gemeindemitglieder halten den<br />

Kindergottesdienst während der Predigt für<br />

wichtig bzw. sehr wichtig.<br />

Liturgische Aspekte des<br />

Gottesdienstes<br />

Die Erwartungshaltung der Gemeinde an den<br />

Gottesdienst zeigt Graphik 2. Der Wunsch<br />

nach Gotteserfahrung, die Hektik des Alltags<br />

loslassen, Ermutigung und Stärkung sowie<br />

Gemeinschaft mit anderen Christen sind die<br />

wesentlichen Motive des Gottesdienstbesuches.<br />

20


Die wichtigsten Elemente des Gottesdienstes<br />

gibt Graphik 3 wider. Es zeigt sich, dass<br />

spirituelle Handlungen wie Segen, Gebet und<br />

Fürbitte als besonders relevant angesehen<br />

werden. Interessanter Weise steht die Predigt<br />

erst an 3. Stelle. Den eher sozialen Aspekten<br />

des Gottesdienstes, wie Begrüßung, Empfang<br />

und Gemeindecafe, wird insgesamt eine eher<br />

nachgeordnete Bedeutung beigemessen. Dabei<br />

ist allerdings festzustellen, dass Menschen mit<br />

vergleichsweise geringer Dauer der<br />

Gemeindezugehörigkeit gerade die sozialen<br />

Elemente des Gottesdienstes besonders<br />

schätzen.<br />

In Graphik 4 wird die Relevanz der einzelnen<br />

Gottesdienstelemente und Zufriedenheit der<br />

Gläubigen mit diesen Gottesdienstbestandteilen<br />

einander gegenübergestellt.<br />

Wie die Graphik zeigt ist die Zufriedenheit (rote<br />

Line) mit den Gottesdienstelementen – mit<br />

Ausnahme des Gemeindecafes – immer<br />

geringer als deren jeweilige Bedeutung (blaue<br />

Linie). Weiterhin ist auffällig, dass die Differenz<br />

zwischen Bedeutung und Zufriedenheit vor allen<br />

bei den Gottesdienstelementen besonders groß<br />

ist, die von der Gemeinde als besonders relevant<br />

angesehen werden. Der durchschnittliche<br />

Zufriedenheitsgrad aller Gottesdienstelemente<br />

beträgt 3,03 Punkte, was in Schulnoten<br />

übersetzt eine 2,5 entspricht.<br />

Sonstige Gemeindeaktivitäten<br />

Die Wertschätzung der sonstigen<br />

Gemeindeaktivitäten ist in Graphik 5 dargestellt.<br />

Es zeigt sich, dass der Unterstützung<br />

hilfsbedürftiger Menschen eine hohe Bedeutung<br />

zugemessen wird. Diese Einschätzung spiegelt<br />

sich allerdings nicht in der Bereitschaft der<br />

Gemeindemitglieder wider sich in<br />

entsprechenden Diensten zu engagieren. So<br />

wies die Frage, in welchen Bereichen sich die<br />

Gemeindemitglieder einbringen wollten, nur eine<br />

sehr geringe Antwortquote.<br />

Für weitergehende Informationen könnt Ihr Euch<br />

gerne an die Gemeindeleitung wenden.<br />

Anregungen für die weitere Vorgehensweise<br />

sind herzlich willkommen.<br />

Graphiken<br />

Graphik 1: Altersstruktur der Gemeinde<br />

21


Graphik 2: Erwartung an den Gottesdienst<br />

Graphik 3: Wichtigkeit von<br />

Gottesdienstelementen<br />

22


Graphik4: Vergleich von Relevanz und<br />

Zufriedenheit mit Gottesdienstelementen<br />

Graphik 5: Relevanz weiterer<br />

Gemeindeaktivitäten<br />

23


HEIL WERDEN<br />

Predigt von Pfr. (i.R.) Theo Enzner<br />

EINE FRAU STRECKT SICH NACH DER<br />

HEILSAMEN KRAFT JESU AUS<br />

25 Unter den Leuten war auch eine Frau, die seit<br />

zwölf Jahren an starken Blutungen litt. 26 Sie<br />

hatte sich schon von vielen Ärzten behandeln<br />

lassen und dabei ihr ganzes Vermögen<br />

ausgegeben. Aber niemand hatte ihr helfen<br />

können. Ihr Leiden war eher schlimmer<br />

geworden. 27 Dann hatte sie davon gehört, dass<br />

Jesus Kranke heilte. Deshalb drängte sie sich<br />

durch die Menge an Jesus heran und berührte<br />

von hinten sein Gewand. 28 Dabei dachte sie:<br />

"Wenn ich wenigstens seine Kleider berühren<br />

kann, werde ich bestimmt gesund." 29 Und<br />

tatsächlich: Die Blutung hörte auf. Sie merkte<br />

sofort, dass sie von ihrem Leiden befreit war. 30<br />

Aber auch Jesus spürte, dass heilende Kraft von<br />

ihm ausgegangen war. Deshalb drehte er sich<br />

um und fragte: "Wer hat mich angefasst?" 31<br />

Seine Jünger antworteten: "Die Leute<br />

bedrängen dich von allen Seiten, und da fragst<br />

du, wer dich angefasst hat?" 32 Aber Jesus<br />

blickte sich weiter um und versuchte<br />

herauszufinden, wer ihn berührt hatte. 33 Die<br />

Frau war erschrocken und zitterte am ganzen<br />

Leib, denn sie wusste ja, was an ihr geschehen<br />

war. Sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm alles.<br />

34 Jesus sprach zu ihr: "Meine Tochter, dein<br />

Glaube hat dir geholfen. Gehe in Frieden. Du bist<br />

geheilt." (Markus 5, 25-34 Hoffnung für alle)<br />

Liebe Gemeinde,<br />

wir Menschen sind immer in Beziehung. In<br />

Beziehung zu uns selbst, zu andern Menschen<br />

und auch zu Gott. Die Predigtreihe lautet:<br />

Beziehungsweise. Und dieses ‚In-Beziehungsein‘<br />

wollen wir buchstabieren anhand der<br />

Themen: Heil-werden, Freundschaft und<br />

Verantwortung. Heute – wie wir schon dem<br />

Theaterstück entnehmen konnten – geht es um<br />

das Heil-werden. Die Geschwister können nicht<br />

miteinander. Sie sind nicht frei füreinander.<br />

Etwas Ungutes ist zwischen ihnen und das liegt<br />

weit zurück in der Kindheit. Und es hat<br />

Auswirkung bis heute. Jedesmal, wenn sie sich<br />

begegnen, flammen offenbar die alten<br />

Einstellungen und Verletzungen auf. Sie leben<br />

eine Nicht-Beziehung. Ihre Beziehung ist negativ<br />

definiert – schnell ist auch die jüngere Schwester<br />

wieder weg. Wenn wir Geschwister haben,<br />

können wir das gut nachempfinden. Wir haben<br />

uns so verschieden auseinander entwickelt…<br />

Aber auch als Glaubensgeschwister haben wir<br />

ähnliche Probleme. Auf den ersten Blick sieht<br />

alles gut aus, eine große Glaubensfamilie. Auf<br />

den zweiten Blick – wenn man tiefer dem<br />

Beziehungsgeflecht nachspürt – ist man plötzlich<br />

überrascht: -Upps, warum spricht der so zynisch<br />

über einen andern? -Warum geht sie einem<br />

anderen Menschen aus dem Weg und will mit<br />

ihm nichts zu tun haben? -Warum war das<br />

Verhalten so überschießend, wo doch der<br />

andere einfach nur festgestellt hat, was nicht in<br />

Ordnung war? Ich nehme mal einen Vergleich<br />

aus der Gartenarbeit. Das ist etwa so, wie wenn<br />

sie in den Garten gehen – und hier und da sehen<br />

sie plötzlich die Maulwurfshügel. Ärgerlich. Sie<br />

haben alles schön hergerichtet, und dann –<br />

schon wieder – so ein frischer Erdhügel.<br />

Maulwürfe haben wieder ganze Arbeit gemacht.<br />

Sie sind unterirdisch aktiv. Maulwürfe oder auch<br />

Wühlmäuse sind im Garten die heimlichen<br />

Kaputtmacher, die man fast nicht zu fassen<br />

kriegt. Deren Tätigkeit aber traurigerweise den<br />

ganzen schönen Garten kaputtmachen können.<br />

In der Gemeinde – unter uns<br />

Glaubensgeschwistern - gibt es auch<br />

Wühlmäuse. Man kriegt sie nicht direkt zu fassen<br />

– sie arbeiten im Untergrund und fressen uns die<br />

24


Kraft, die Leidenschaft und die Ressourcen –<br />

und letzten Endes die Einheit und Einmütigkeit -<br />

an. Ab und zu werden die Maulwurfshügel<br />

offensichtlich: -Wenn es mal knallt. Wenn mal<br />

einer so richtig auf den Tisch haut. -Wenn die<br />

Kommentare ironisch oder zynisch werden. -<br />

Wenn man sich nicht mehr in die Augen sehen<br />

kann. -Wenn man nicht mehr miteinander redet,<br />

geschweige denn, miteinander betet. -Wenn<br />

einer frustriert die Sachen hinwirft – und<br />

vielleicht sagt: Dann macht doch euren Dreck<br />

alleine.. Und – nebenbei bemerkt – wir selber<br />

knabbern unsere Kraft an, wenn wir uns selber<br />

einreden: ‚Was bist du blöd, schon wieder nicht<br />

geschafft!‘ ‚Mann, bin ich doof – das Einfachste<br />

krieg ich nicht auf die Reihe..‘ Selbstvorwürfe -<br />

wenn sie nur oft genug sich selber eingeredet<br />

werden - sind wie kleine Stachel, die uns<br />

verwunden und letzten Endes genau das<br />

herbeiführen, was sie beschwören… Zurück<br />

zum Theater: Die jüngere Schwester, die mit<br />

dem Flieger kam, bringt es auf den Punkt, was<br />

sie heimlich kaputtmacht: ‚Du bemutterst mich‘<br />

Und die große Schwester rechtfertigt sich: ‚Ich<br />

hab dir doch geholfen, wo ich nur konnte. Ich hab<br />

dich vor einer großen Dummheit bewahrt mit<br />

dem Freund.. Aber die andere empfand es so,<br />

dass das ihr Leben ruiniert hat … Nach vielen,<br />

vielen Jahren kommt all das wieder hoch … Die<br />

Wühlmäuse der Verletzung, der Bitterkeit und<br />

des Grolls haben ihr Werk getan. Sie können<br />

nicht mehr miteinander. Liebe Gemeinde, in 6<br />

Wochen erleben wir eine große<br />

Herausforderung – für uns, und auch für andere.<br />

Eine gute Herausforderung, eine gute Nachricht<br />

– das Evangelium auf den Punkt gebracht. Vom<br />

Zweifeln zum Staunen. Wir brauchen dafür<br />

Vollmacht und Einmütigkeit, damit wir einladend,<br />

gastfreundlich, einmütig und freimütig auf Leute<br />

zugehen können. Menschen sollen erleben,<br />

dass es eine Freude ist, aus Finsternis und<br />

Sinnlosigkeit in das Licht Gottes zu kommen. Sie<br />

sollen Befreiung erfahren und erkennen, dass ihr<br />

Leben mit Jesus Erfüllung bringt. Und jetzt eine<br />

Preisfrage: Wer hat Interesse, dass genau so<br />

etwas nicht passiert? Es ist der Böse, der Teufel,<br />

der Fürst dieser Welt, dessen Macht sich eher im<br />

Untergrund abspielt. Der Heimlichkeit liebt. Er<br />

hat höchstes Interesse, dass unsere Gemeinde<br />

keine Kraft und Vollmacht bekommt, dass die<br />

Wühlmäuse der Verletzungen aktiv werden, ja,<br />

dass sie so richtig die Beziehungen unter uns<br />

aufmischen, dass alte Wunden wieder bluten,<br />

dass wir uneins werden … Es ist ein geistliches<br />

Gesetz: Wo Christen einmütig werden, wirkt<br />

Gottes Geist durch sie hindurch zu den andern;<br />

wo sie sich zerstreiten, sind sie mit sich selbst<br />

beschäftigt, im Gegeneinander, im Wundenlecken,<br />

und Gott kann nicht durch sie wirken…<br />

So ist es für uns nun eine ernste Frage, wie wir<br />

mit den Verwundungen umgehen wollen. In der<br />

Lesung (Johannes 5, 1-9) hörten wir von Jesus,<br />

der dem Kranken am Teich Bethesda fragt:<br />

Willst du gesund werden? – Das ist eigentlich<br />

eine überraschende Frage, denn man erwartet,<br />

da der Kranke schon über 30 Jahre krank ist,<br />

dass er natürlich gesund werden will. Das ist<br />

aber nicht immer der Fall.. Manchmal ist es so,<br />

dass der kranke Mensch im Grunde seine<br />

Situation so haben will, auch wenn er nach<br />

außen jammert und klagt und gerne gesund<br />

werden will. Denn in der Krankheit zu bleiben,<br />

hat manche Vorteile: Man wird bedauert, man<br />

erlebt Zuwendung, man bekommt Verständnis<br />

… Manchmal ist der Verletzte direkt verliebt in<br />

diese Rolle und schmollt geradezu in einer<br />

permanenten Vorwurfshaltung, im Selbstmitleid.<br />

Man spricht dann vom sog. ‚Krankheitsgewinn‘.<br />

Und wenn die Verwundung auch noch durch<br />

Unrecht anderer entstanden ist, dann ist man in<br />

einer Opferrolle – in der man, je länger umso<br />

schwerer, nicht so leicht rauskommt. - ‚Die Eltern<br />

haben mich unterdrückt, der Vater hat sich in den<br />

Beruf geflüchtet, und meinen Fragen keine<br />

Aufmerksamkeit gewidmet. Jetzt will ich auch<br />

nichts mit ihnen zu tun haben.‘ - ‚Der Lehrer hat<br />

mich dauernd vor den andern fertig gemacht. Nie<br />

werde ich mit ihm noch reden. Der ist für mich<br />

tot.‘ - ‚Der Pfarrer hat mich in meiner Not einfach<br />

stehen gelassen, und sein Wort nicht gehalten –<br />

der ist für mich durch...‘ - ‚Der Nachbar, dieses<br />

Ekel, der wusste doch genau, was er da bei mir<br />

anrichtet, ihm bin ich völlig egal, der zi Alles<br />

Sätze und Erklärungen und letzten Endes auch<br />

25


Entschuldigungen, dass man nicht aktiv werden<br />

muss … Der andere ist ja schuld! Das süße Gift<br />

der Bitterkeit! Aber leider vergiftet diese Haltung<br />

auch die eigene Freiheit, und schränkt sie ein.<br />

Ich trage dem andern etwas nach, bin nachtragend,<br />

- und diese Schlepperei kostet Nerven<br />

und Kraft. Willst du gesund werden? – Die Frage<br />

Jesu fordert uns heraus, aus der Opferhaltung<br />

herauszukommen und aktiv daran zu arbeiten,<br />

dass ich mit Gottes Hilfe wieder heil werde. Liebe<br />

Gemeinde, wir mögen ungern zugeben, wie sehr<br />

wir an dem leiden, wo wir verwundet wurden.<br />

Aber Wunden bestimmen uns mehr, als wir<br />

normalerweise zugeben wollen. Bei einem<br />

Glaubenskurs war ich einmal überrascht, dass<br />

an einem Abend, wo über Glaubenshindernisse<br />

gesprochen wurde, plötzlich Menschen zu<br />

weinen anfingen. Der Grund? Die Wunden der<br />

zerbrochenen Beziehungen, der<br />

Enttäuschungen, des Versagens fingen wieder<br />

an zu bluten … Willst du gesund werden? Liebe<br />

Gemeinde, wenn wir merken, dass etwas noch<br />

weh tut – zuhause in der Familie oder im Beruf<br />

oder in der Gemeinde – dann ist das ein Signal<br />

zum Handeln! Und die Frage für jeden von uns<br />

lautet: Will ich innerlich wieder heil werden? Ich<br />

gehe einige Schritte mit ihnen durch,<br />

die für die innere Heilung wichtig sind.<br />

Oft braucht dieser Prozess Wochen<br />

und Monate, manchmal geht er auch<br />

schnell.<br />

1. Verletzungen benennen Sie ins<br />

Bewusstsein kommen lassen.<br />

Es braucht Mut, sich die<br />

schmerzhaften Situationen nochmal<br />

anzuschauen,<br />

vielleicht<br />

niederzuschreiben. Wenn diese Dinge<br />

sie betreffen, dann könnten Sie sich<br />

diese Woche etwas Zeit nehmen, und<br />

das aufschreiben, was jetzt noch<br />

schmerzt, was nicht zur Ruhe<br />

gekommen ist.<br />

2. eigene Hilflosigkeit eingestehen<br />

Unser Stolz sagt uns: ‚Das schaff ich<br />

schon alleine!‘ – Do it yourself! – Was<br />

beim Handwerkern so reizvoll ist, das ist hier oft<br />

hinderlich. Wir schaffen es meist nicht selbst!<br />

Manchmal hält uns auch die Scham zurück, und<br />

wir möchten uns nicht einem andern offenbaren<br />

oder um Hilfe bitten. Es ist schwer, wenn man<br />

sich z.B. das Bein aufgeschlagen hat, sich selbst<br />

die Wunden zu verbinden. Es ist noch schwerer,<br />

wenn die Seele aufgeschlagen ist. Darum ist es<br />

gut, sich vertrauten und verschwiegenen<br />

Menschen anzuvertrauen. Das führt auch gleich<br />

zum nächsten Schritt:<br />

3. sich nach der heilender Liebe Jesu<br />

ausstrecken<br />

Wenn ein kleines Kind hinfällt, hat es<br />

automatisch den Drang, sich zu Mutter oder zu<br />

Vater zu flüchten und sich am Bein<br />

festzuklammern oder sich in den Arm nehmen zu<br />

lassen. Das Kind wird auf den Schoß<br />

genommen, und die Mama streichelt das Kind<br />

und redet ihm gut zu.. Liebende Zuwendung hat<br />

eine große Heilkraft – nicht nur bei den Kindern,<br />

auch bei uns. Und hier kommt die göttliche Kraft<br />

ins Spiel. Könnte Jesus uns nicht auch so in den<br />

Arm nehmen, umarmen in seiner Art, uns gut<br />

zureden, seine Hand auf uns legen, trösten und<br />

aufrichten? Gott möchte uns heilen. Er wird als<br />

‚Heiland‘ bezeichnet, schon im Alten Testament.<br />

Es ist ein Gott, dem unsere Wunden auch weh<br />

tun. Er will heilend eingreifen. Vorhin hörten wir<br />

im Zuspruch, wo Gott im Bild vom guten Hirten<br />

spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und<br />

das Verirrte zurückbringen und das Verwundete<br />

verbinden und das Schwache stärken (Hesekiel<br />

34,15f) Darum heißt Jesus auch Heiland – weil<br />

er heil machen will. (fromm=heil = ganz) Da ist<br />

eine kranke Frau. (Markus 5, 25-34) Jahrelang<br />

schlägt sie sich mit einem chronischen Leiden<br />

herum. Blutungen – immer wieder. Ob sie sehr<br />

religiös oder fromm ist, wissen wir nicht. Aber sie<br />

hatte von irgendwo gehört, dass etwas<br />

Heilsames von Jesus ausgeht. Und als er einmal<br />

in der Nähe ist und in einer Menschenmenge<br />

vorbeikommt, wagt sie sich in seine Nähe,<br />

schleicht von hinten an ihn heran – mit einer<br />

26


Mischung aus Hoffnung und Angst.. Sie denkt:<br />

‚Wenn ich wenigstens seine Kleider berühren<br />

kann, werde ich bestimmt gesund‘ (V.38) Und<br />

plötzlich greift sie mutig nach Jesu Gewand. Ein<br />

Versuch, in Verbindung mit dieser eigenartigen<br />

göttlichen Kraft zu kommen, die sie in Jesus<br />

ahnt. Und dann passiert es. Sie spürt es genau:<br />

die Blutungen hören auf, es tut ihrem Körper gut.<br />

Und dann dreht sich Jesus um: kein Vorwurf,<br />

keine Glaubensprüfung – sondern er sagt ihr:<br />

‚Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen.<br />

Gehe in Frieden. Du bist geheilt!‘ So ist er, der<br />

Heiland Jesus. Wir dürfen bei ihm Heilung<br />

erwarten..<br />

4. sich mit der eigenen Geschichte<br />

aussöhnen<br />

Wissen Sie, unser Leben gleicht einem Film. Auf<br />

dem Filmstreifen bisher sind die Wunden<br />

eingebrannt. Diese Szenen möchten wir<br />

herausschneiden – aber es geht nicht. Sie sind<br />

da: Beziehungsbrüche, Trennungen,<br />

Enttäuschungen, Leid, Krankheit… Wenn wir<br />

gegen diese Szenen innerlich Krieg führen, dann<br />

kostet es eine enorme Kraft – und der Stachel<br />

bleibt. Wer nach rückwärts kämpft, hat keine<br />

Kraft, nach vorne zu leben. Darum ist es wichtig,<br />

Frieden zu schließen mit der eigenen<br />

Geschichte. Die inneren Schwüre gegen<br />

irgendwen oder irgendwas zu widerrufen, den<br />

verpassten Möglichkeiten nicht mehr<br />

nachzutrauern. Wir kommen an das Vergangene<br />

nicht mehr ran. Aber Gott, der über Zeit und<br />

Raum steht, hat zur Vergangenheit Zugang. Er<br />

kann die Wut und Bitterkeit verwandeln, sodass<br />

sie den Stachel verlieren. Ich muss dann nicht<br />

mehr aufbrausen oder innerlich hoch gehen,<br />

sondern ich kann gelassen sein, wenn die alten<br />

Dinge hochkommen. Wie geht das praktisch? Es<br />

kann in einem Gebet um innere Heilung<br />

geschehen. Auf einem Zettel habe ich ein Gebet<br />

vorgeschlagen. Sie können es durchgehen und<br />

anhand dieser Worte ihre eigenen Worte finden<br />

… Sie können alle eigenen Verletzungen<br />

benennen und Gott hinhalten… Ich will einmal<br />

den Anfang und den Schluss des Gebetes<br />

vorlesen … Gott, ich habe gehört von dir als der<br />

Quelle heilender Liebe. Das hat Körner der<br />

Sehnsucht unter meinen Zweifel gestreut. Wie<br />

die Frau, die nach Jesu Gewand fasst,<br />

ungewiss, ob es hilft, nur mit einem Funken<br />

Hoffnung, so will ich mich jetzt, Gott, nach deiner<br />

heilenden Liebe ausstrecken. Ich will vor dir<br />

aussprechen, was mir so weh getan hat und<br />

noch weh tut. ……(hier benennen wir die<br />

Wunden in Kindheit, Familie, Schule, Beruf,<br />

Kirche, Gemeinde…) … Gott, da ist so viel, was<br />

in mir weint. Manches kann ich noch nicht<br />

aussprechen. Und noch immer bin ich mir noch<br />

nicht sicher, ob du für mich da bist. Aber wenn,<br />

dann bitte ich dich jetzt: Komm du mit der Kraft<br />

deiner heilenden Liebe in mein Leben. Zieh du<br />

die Verbitterung und den Groll aus meinen<br />

schmerzhaften Erinnerungen. Fange an, meine<br />

Wunden zu heilen. Amen.<br />

5. anderen vergeben<br />

Dem Täter vergeben, und nicht mehr das Böse<br />

nachtragen. Wer nachträgt, schleppt sich ab.<br />

Der Leid-tragende ist auch der, der dem andern<br />

etwas vorwurfsvoll nachträgt. Es geht beim<br />

Vergeben nicht zuerst um eine großzügige<br />

Haltung, im Sinne von Schwamm drüber. Es<br />

geht um die eigene Gesundung. Wenn ich<br />

vergebe, tue ich mir etwas Gutes. Es ist Gottes<br />

Sache, Gerechtigkeit wiederherzustellen. Aber<br />

meine Sache ist es, wieder heil und<br />

beziehungsfähig zu werden. Also: tun Sie sich<br />

etwas Gutes – in dem Sie andern vergeben. Das<br />

entspricht ja auch der Bitte im Vaterunser:<br />

‚vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben<br />

unseren Schuldigern..‘<br />

6. wieder Gutes vom Leben erwarten<br />

Bewusst einüben, Gutes zu erwarten – und<br />

wegkommen von dem permanenten Misstrauen,<br />

der Skepsis, der inneren Vorsicht – und wieder<br />

Gutes erwarten. Gott meint es gut mit uns. Wir<br />

sind ihm wichtig. Er sorgt für seine Kinder. Und<br />

noch ein letzter, nicht unwichtiger Gedanke:<br />

Manchmal sind es einmalige<br />

Durchbruchserlebnisse zum Guten. Aber oft ist<br />

es eine wiederkehrende Sache, immer wieder zu<br />

vergeben, das Verwundete immer wieder Gott<br />

hinzuhalten, die Hilflosigkeit einzugestehen oder<br />

Gutes zu erwarten…. Eine Wunde ist auch nicht<br />

einfach zugenäht oder zugeklebt – und fertig.<br />

Sondern die Behandlung durch Salben dauert<br />

länger, muss wiederholend ausgeführt werden.<br />

Nach und nach heilt sie dann aber aus. So kann<br />

es also wichtig sein, diese Schritte mehrmals zu<br />

gehen. Ich wünsche uns, dass wir zuhause – und<br />

auch untereinander hier in der Gemeinde –<br />

gelassen und entspannt miteinander umgehen<br />

können, im Wissen, dass Gott unsre<br />

Verletzungen heilen kann. Dass wir in einer<br />

guten Weise die Beziehungen leben. Zum<br />

Schluss bitte ich sie, dass sie dem Menschen<br />

neben ihnen - rechts, links, hinten, vorn - einfach<br />

die Hand geben – verbunden mit einem<br />

Friedenswunsch, indem sie sagen: Gottes<br />

27


Friede sei zwischen uns! – Das soll in unseren<br />

Beziehungen gelten, und diesen Frieden erbitten<br />

wir jeden Tag. So geben sie einander die Hand<br />

und sagen: Gottes Friede sei zwischen uns! …<br />

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle<br />

unsere Vernunft, der komme in unsere<br />

Beziehungen, und der bewahre unsre Herzen<br />

und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn!<br />

Amen.<br />

Quelle: www.jesus-lebt-kirche.de/<br />

war für Kinder ein Programm. Nach dem<br />

Gottesdienst gab es Imbiss und Getränke. „Wir<br />

glauben nicht dasselbe, aber wir glauben an<br />

denselben“, wandte sich Boppart an die<br />

Besucher. Meist grenzten sich Christen zu<br />

schnell von anderen ab und merkten nicht, wie<br />

sie Mauern hochzögen. Wer im Glauben an<br />

Christus eine feste Identität habe, könne jedoch<br />

Brücken zu anderen bauen. Begeistert<br />

berichtete Boppart darüber, was Gott in vielen<br />

Ländern und Kirchen tut, wie dort Menschen<br />

zum Glauben an Jesus finden. Er ist überzeugt:<br />

„Einander feiern, das wäre eine Mentalität, die<br />

unsere Kirche braucht“, ein Paradigmen-<br />

Wechsel sei notwendig: „Liebe statt<br />

Rechthaberei.“ Christen müssten fähig sein,<br />

Brücken zu bauen. (nach pz-news)<br />

GEISTLICHER AUFBRUCH IM NAHEN<br />

OSTEN<br />

RUND 1.000 CHRISTEN IM GOTTESDIENST<br />

ZUR ALLIANZGEBETSWOCHE IN<br />

PFORZHEIM<br />

PFORZHEIM. Rund 1.000 Christen aus der<br />

Stadt und der Region Pforzheim nahmen am<br />

Eröffnungsgottesdienst der Allianzgebetswoche<br />

2019 im CongressCentrum Pforzheim (CCP) teil.<br />

Andreas Boppart (39), Leiter von Campus für<br />

Christus in Zürich, rief zum Miteinander der<br />

Christen auf, zu geistlicher Einheit und<br />

Gemeinschaft, zu Nächstenliebe statt<br />

Rechthaberei. Thema: „Einheit leben lernen“.<br />

Die Predigt wurde simultan übersetzt in<br />

Englisch, Farsi, Arabisch und Russisch. Parallel<br />

„Wir erleben einen Aufbruch zu Jesus Christus<br />

hin wie nie zuvor!“ Der junge Araber, Leiter einer<br />

christlichen Studentenarbeit im Nahen Osten,<br />

schaut mir begeistert in die Augen. „In der<br />

gesamten arabischen Welt kommen Muslime auf<br />

uns arabische Christen zu und wollen wissen,<br />

was es mit unserem Glauben auf sich hat. Das<br />

ist zum ersten Mal in der Geschichte in diesem<br />

Ausmaß so. Sie sehen den Unterschied in<br />

unserem Leben und fragen uns offen, wieso wir<br />

Christen so anders sind. So viele arabische<br />

Muslime wie nie zuvor beginnen ein Leben in der<br />

Nachfolge von Jesus.“ Es sei ein besonderer<br />

Moment in der Geschichte, erklärt mir der junge<br />

geistliche Leiter aus dem Nahen Osten.<br />

Allianz fordert Abschiebestopp für<br />

christliche Flüchtlinge<br />

Die Deutsche Evangelische Allianz hat<br />

gefordert, dass Deutschland christliche<br />

Flüchtlinge nicht mehr in Länder abschiebt, in<br />

28


denen Christen verfolgt werden. Laut dem<br />

aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors<br />

trifft dies unter anderem auf Afghanistan und den<br />

Iran zu.<br />

Geht es nach der Deutschen Evangelischen<br />

Allianz, dürfen Christen nicht nach Afghanistan<br />

oder in den Iran abgeschoben werden. Und auch<br />

nicht in andere Länder, in denen es<br />

Christenverfolgung gibt. Das teilte das<br />

evangelikale Netzwerk am Montag anlässlich<br />

des aktuellen Weltverfolgungsindex der<br />

Organisation Open Doors mit. Die Rangliste<br />

erschien in der vergangenen Woche. Die<br />

Länder, in denen Christen weltweit am stärksten<br />

verfolgt werden, sind laut Open Doors Norkorea,<br />

Afghanistan, Somalia, Libyen, Pakistan, der<br />

Sudan, Eritrea, Jemen und der Iran. „Wir<br />

brauchen einen Abschiebestopp für christliche<br />

Flüchtlinge in Staaten, die Christen verfolgen“,<br />

heißt es nun vonseiten der Allianz.<br />

Ausdrücklich dankt die Allianz der<br />

Bundesregierung für die Installation eines<br />

Beauftragten für Religionsfreiheit. Das Amt hat<br />

Markus Grübel (CDU) inne. Christen fordert die<br />

Allianz zum Gebet für verfolgte<br />

Glaubensgeschwister auf. Kirchen und<br />

Gemeinden sollen diesem mehr Raum geben:<br />

Es reiche nicht, dieser Katastrophe nur einmal<br />

im Jahr in einem Gottesdienst zu gedenken.<br />

Von: Anna Lutz<br />

17.01.2019 USA<br />

Junge Erwachsene verlassen Kirche<br />

Im jungen Erwachsenenalter verlassen viele<br />

evangelische Amerikaner die Kirche. Das hat<br />

eine neue US-Studie ergeben. Für zwei Drittel<br />

von ihnen ist es ein Abschied für immer.<br />

Eine Studie der baptistischen US-Organisation<br />

„Lifeway" hat ergeben: Zwei Drittel der<br />

amerikanischen jungen Erwachsenen, die als<br />

Teenager regelmäßig eine Kirche besucht<br />

haben, kehren Gemeinden im Alter von 18 bis 22<br />

Jahren den Rücken. Offenbar hängen die<br />

geringer werdenden Kirchenbesuche direkt mit<br />

dem Alter der Christen zusammen. 69 Prozent<br />

gaben an, mit 17 Jahren noch regelmäßig in den<br />

Gottesdienst gegangen zu sein. Im Alter von 18<br />

waren es nur noch 58 Prozent, mit 19 noch<br />

weniger: 40 Prozent. Von den Amerikanern<br />

zwischen 20 und 22 Jahren besuchte nur noch<br />

ein Drittel den Gottesdienst.<br />

Als Gründe für ihren Austritt gaben fast alle eine<br />

Änderung ihrer Lebensumstände an. Drei von<br />

vier sagten, der Pastor oder die Kirche seien<br />

Schuld. Fast genau so viele begründeten die<br />

Distanz zur Gemeinde mit ihren religiösen,<br />

ethischen oder politischen Überzeugungen. Am<br />

häufigsten nannten die jungen Menschen<br />

folgende Gründe: Sie seien weggezogen,<br />

andere Kirchenmitglieder erschienen ihnen<br />

heuchlerisch oder zu sehr richtend, sie fühlten<br />

sich nicht mehr mit den Menschen in der Kirche<br />

verbunden, sie stimmten nicht mit den<br />

politischen Ansichten ihrer Kirche überein oder<br />

sie hätten andere berufliche Verpflichtungen. Die<br />

Hälfte der Befragten gab an, ihr Antritt der<br />

Collegezeit sei mit dem Verlassen der Kirche<br />

verknüpft.<br />

Zwei Drittel bleiben weg<br />

Offenbar entscheiden sich viele junge Menschen<br />

in den USA jedoch nicht bewusst dazu, eine<br />

Kirchenpause einzulegen. Lediglich ein Drittel<br />

gab an, nach der Highschool eine gewisse Zeit<br />

nicht in eine Gemeinde habe gehen zu wollen.<br />

Die restlichen zwei Drittel sagten, es habe sich<br />

so ergeben. Von all jenen, die als junge<br />

Erwachsene mindestens für ein Jahr aus der<br />

Kirche ausgestiegen sind, besucht heute jeder<br />

Dritte wieder eine Gemeinde.<br />

Über die Hälfte derjenigen jungen Erwachsenen,<br />

die auch im Alter von 18 bis 22 Jahren in der<br />

Kirche blieben, sagten, die Kirche spiele eine<br />

wichtige Rolle in ihrer Beziehung zu Gott.<br />

Ebenso viele räumten der Gemeinde das Recht<br />

ein, sie bei Entscheidungen in ihrem Leben zu<br />

begleiten. Etwas weniger erklärten, sie folgten<br />

mit dem Kirchenbesuch dem Beispiel eines<br />

Verwandten, kirchliche Aktivitäten seien ein<br />

wichtiger Teil ihres Lebens, die Kirche helfe<br />

ihnen, ein besserer Mensch zu werden oder sie<br />

fühlten sich der Kirche und ihrer Arbeit<br />

verbunden.<br />

Arbeit mit jungen Erwachsenen stärken<br />

„Auf der einen Seite können wir ermutigt sein,<br />

dass manche zur Kirche zurückkehren", zitiert<br />

„Lifeway" seinen Leiter für studentische Arbeit,<br />

Ben Trueblood. Aber die Kirche müsse auch<br />

wahrnehmen, dass mehr als zwei von dreien<br />

nicht wiederkämen. Er plädiert deshalb für eine<br />

Stärkung der christlichen Arbeit mit jungen<br />

Erwachsenen. Der Fokus vieler Kirchen liege in<br />

der Arbeit mit Kindern, Schülern und dann<br />

jungen Familien. Die jungen Erwachsenenjahre<br />

29


würden oft ausgeklammert. „Das muss sich<br />

ändern."<br />

Für die Studie befragte „Lifeway" im Herbst 2017<br />

rund 2.000 Erwachsene zwischen 23 und 30<br />

Jahren. Bereits im Jahr 2007 kam eine Studie zu<br />

ähnlichen Ergebnissen.<br />

Von: Anna Lutz<br />

IRAN:<br />

114 CHRISTEN IN EINER<br />

WOCHE VERHAFTET<br />

(Open Doors, Kelkheim) – Innerhalb einer<br />

einzigen Woche sind im Iran 114 Christen<br />

verhaftet worden. Damit steigt die Gesamtzahl<br />

der im zurückliegenden Monat verhafteten<br />

Christen auf 142 an. Die Zahlen stammen von<br />

der Menschrechtsorganisation Artikel 18.<br />

Mansour Borji, Sprecher von Artikel 18, sprach<br />

von einer erschütternden Zahl und sieht im<br />

Vorgehen der Behörden eine Warnung an alle<br />

Christen, die Weihnachtszeit nicht zur<br />

Verbreitung der christlichen Botschaft zu nutzen.<br />

Die Verhaftungen fanden nach Angaben von<br />

Artikel 18 in 10 oder 11 verschiedenen Städten<br />

statt und richteten sich gegen unterschiedliche<br />

christliche Gruppierungen. Mit Ausnahme der<br />

mutmaßlichen Leiter wurden die meisten der<br />

Verhafteten bereits nach wenigen Stunden oder<br />

Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt – unter<br />

anderem, so Borji weiter, „weil [die Beamten] so<br />

viele verhaftet hatten, dass sie gar nicht<br />

wussten, was sie mit ihnen allen anfangen<br />

sollten.“ Zuvor sollten sie jedoch detailliert<br />

aufschreiben, welche christlichen Aktivitäten sie<br />

durchgeführt hätten. Sie wurden angewiesen,<br />

jegliche Kontakte zu anderen Christen und<br />

christlichen Gruppen künftig zu unterlassen und<br />

sich für einen Anruf vom Ministerium für<br />

Nachrichtenwesen (iranischer Geheimdienst)<br />

bereitzuhalten. Allen Christen wurden ihre<br />

Mobiltelefone abgenommen.<br />

Ebrahim Firouzi – inhaftiert, schikaniert und<br />

geschlagen<br />

Die Nachrichten von der jüngsten<br />

Verhaftungswelle von Christen fallen zusammen<br />

mit einer weiteren traurigen Nachricht. Die<br />

Mutter von Ebrahim Firouzi, der wegen seines<br />

christlichen Glaubens eine langjährige Haftstrafe<br />

verbüßt, ist am 3. Dezember verstorben. Sein<br />

Antrag, an der Beerdigung teilnehmen zu dürfen,<br />

wurde abgelehnt. Der Umgang der Behörden mit<br />

Firouzi wirft ein Schlaglicht darauf, was<br />

christliche Konvertiten vom Islam von dem<br />

islamischen Regime zu befürchten haben.<br />

Anweisung: Keine Kontakte zu anderen<br />

Christen mehr<br />

Im August 2013 war Ebrahim Firouzi zu einem<br />

Jahr Haft und zwei Jahren Exil in der Stadt<br />

Sarbaz, nahe der pakistanischen Grenze,<br />

verurteilt worden. In der Urteilsbegründung hieß<br />

es: „Evangelistische Tätigkeiten ... gelten als<br />

Widerstand gegen das Regime der Islamischen<br />

Republik Iran“. Nach Verbüßung seiner<br />

Haftstrafe im Januar 2015 wurde Firouzi weiter<br />

im Gefängnis festgehalten und im <strong>März</strong> 2015<br />

erneut vor Gericht gestellt, dieses Mal wegen<br />

„Gefährdung der nationalen Sicherheit und<br />

Teilnahme an einer Verschwörung“. Er wurde zu<br />

weiteren fünf Jahren Gefängnis verurteilt,<br />

geschlagen und gegen seinen Willen zur<br />

Teilnahme an einer Berufungsverhandlung<br />

gezwungen, während der lediglich eine<br />

Vertagung beschlossen wurde. Im vergangenen<br />

Jahr protestierte Firouzi mit einem 10-tägigen<br />

Hungerstreik gegen die fortwährende<br />

Entrechtung von Christen wegen ihres<br />

Glaubens.<br />

Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors<br />

rangiert der Iran aktuell an 10. Stelle unter den<br />

Ländern, in denen Christen wegen ihres<br />

Glaubens verfolgt werden.<br />

Quellen: Open Doors, World Watch Monitor,<br />

Artikel 18<br />

MAROKKO:<br />

„MEIN VATER WÜRDE<br />

MICH UMBRINGEN!“<br />

Zwei junge Christinnen teilen ein gefährliches<br />

Geheimnis<br />

(Open Doors, Kelkheim) –<br />

Der Süden Marokkos ist die Heimat von<br />

Nadeen* (21) und Fatima* (20). Die beiden<br />

Studentinnen sind gut befreundet und haben<br />

schon viel zusammen erlebt. Und sie teilen ein<br />

gefährliches Geheimnis: Ohne das Wissen ihrer<br />

30


streng muslimischen Familien folgen sie Jesus<br />

Christus nach.<br />

Äußerlich wieder eine Muslima<br />

Als die beiden jungen Frauen vor ein paar<br />

Jahren zu Jesus fanden, erzählten sie ihren<br />

Familien sofort begeistert von ihrem neuen<br />

Glauben. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich<br />

warten: „Meine Familie war sehr wütend auf<br />

mich, und mein Vater schlug mich, als er es<br />

hörte“, erinnert sich Nadeen. Fatima erging es<br />

ebenso.<br />

Unter dem Druck ihrer Familie kehrte Fatima<br />

bald zum Islam zurück – doch nur äußerlich.<br />

„Nach außen hin bin ich eine Muslima“, sagt sie.<br />

Auch Nadeen erlebte derartig massiven Druck,<br />

dass sie beschloss, wieder wie eine Muslima zu<br />

leben. Ihrer Familie und den Menschen in ihrem<br />

Umfeld täuscht sie vor, zum Islam zurückgekehrt<br />

zu sein. Doch ihre Herzen gehören weiter<br />

Christus.<br />

Die Angst überwinden – ein täglicher Kampf<br />

Die Wahrung ihres Geheimnisses verlangt<br />

ständige Wachsamkeit. „Ich habe solche Angst,<br />

dass meine Eltern es herausfinden. Mein Vater<br />

würde mich umbringen“, sagt Nadeen. Und das<br />

ist nicht leichtfertig dahingesagt, sondern die<br />

Bedrohung ist sehr real. Deshalb ist sie<br />

vorsichtig im Umgang mit Christen auf der<br />

Straße. „Vor kurzem sprach ich draußen mit<br />

einer Frau, die als Christin bekannt ist. In diesem<br />

Moment sah ich eine Verwandte von mir<br />

vorbeigehen. Ich versuchte, mich hinter der<br />

Dame zu verstecken, um von meiner<br />

Verwandten nicht gesehen zu werden. Soweit<br />

ich weiß, hat sie mich nicht gesehen oder<br />

zumindest meinen Eltern nichts gesagt.“ Dieses<br />

kleine Erlebnis illustriert die Situation vieler<br />

marokkanischer Christen sehr gut.<br />

Wie in anderen überwiegend islamischen<br />

Ländern gelten Christen muslimischer Herkunft<br />

als Verräter der Religion ihrer Eltern. Es gibt<br />

zwar Familien, die die Konversion einzelner<br />

Angehöriger tolerieren. Doch sie halten den<br />

Glaubenswechsel vor der Außenwelt geheim, da<br />

er als Schande für die Familie gilt. Andere<br />

Familien reagieren wie die Familien von Nadeen<br />

und Fatima, bedrohen die Konvertiten, schlagen<br />

sie und tun alles, was sie können, damit ihre<br />

Kinder zum Islam zurückkehren.<br />

*Name geändert<br />

BRAUCHEN WIR WENIGER<br />

KIRCHEN?<br />

Die alte Christuskirche in Illertissen ist kein<br />

Gotteshaus mehr, doch geheiratet wird hier<br />

immer noch. Im Mai 2018 hat dort das Projekt<br />

Gastraum eröffnet: eine Mischung aus Hotel,<br />

Bar, Café und Restaurant. Kann das ein<br />

Beispiel für andere Kirchen sein? Kirchen zu<br />

unterhalten kostet Geld. Lohnt sich das, wenn<br />

sie nur an Weihnachten und Ostern voll sind?<br />

Das evangelische Dekanat Ulm hat vor zwölf<br />

Jahren die Paul-Gerhardt-Kirche auf dem<br />

Kuhberg aufgegeben und abreißen lassen.<br />

Eine wirtschaftliche Entscheidung. „Der<br />

Unterhalt einer Kirche kostet ungefähr 70 000<br />

Euro im Jahr“, sagt Ernst-Wilhelm Gohl, Dekan<br />

der evangelischen Gesamtkirchengemeinde<br />

Ulm. Bauunterhalt, Heizung, Mesner – all das<br />

muss bezahlt werden.<br />

Geld für das Gemeindehaus aus dem<br />

Verkauf erlöst<br />

Mit dem Verkauf des Grundstücks habe man<br />

das Gemeindehaus bei der Martin-Luther-<br />

Kirche finanziert, berichtet Gohl. Diese steht<br />

nur etwas mehr als einen Kilometer vom<br />

abgerissenen Gotteshaus entfernt und nahm<br />

die Gläubigen auf. Die Paul-Gerhardt-Kirche<br />

war ein Nachkriegsbau aus Beton, an dem<br />

viele Arbeiten nötig gewesen wären. Die im<br />

Krieg zerstörte Dreifaltigkeitskirche dagegen<br />

wurde in den 80er- Jahren wieder<br />

aufgebaut – aber nicht als<br />

Gotteshaus, weil es dafür keinen<br />

Bedarf mehr gab. Das Gebäude<br />

beherbergt<br />

heute das<br />

Kulturzentrum<br />

Haus der<br />

Begegnung.<br />

Eine<br />

gelungene<br />

Entscheidung,<br />

findet<br />

Gohl.<br />

Der<br />

Entschluss, die<br />

Paul-Gerhardt-<br />

Kirche<br />

aufzugeben,<br />

31


sei dagegen schwergefallen. Einen älteren<br />

Sakralbau, glaubt der Dekan, hätte man nicht<br />

abgerissen. „Kirchen prägen das Stadtbild, sie<br />

sind identitätsstiftend“, sagt er. So sieht es<br />

auch sein Amtskollege Jürgen Pommer. Der<br />

evangelische Dekan von Neu-Ulm fügt an: „Die<br />

Identifikation ist auf dem Land noch höher als<br />

in der Stadt. Und an den Kirchen hängen viele<br />

Emotionen und Erinnerungen.“ Schon bei der<br />

Umgestaltung eines Altarraums müsse man<br />

behutsam vorgehen. Leichtfertig werde keine<br />

Kirche und kein Gemeindehaus aufgegeben.<br />

„Das wird nie am Anfang einer Überlegung<br />

stehen“, betont der Geistliche. Ausschließen<br />

will Pommer einen solchen Schritt aber nicht:<br />

Die evangelische Landeskirche hat ein<br />

bayernweites Immobilienkonzept entwickelt.<br />

Darin geht es auch um die Frage, welche<br />

Gebäude in den kommenden Jahrzehnten<br />

womöglich aufgegeben werden müssen. Auch<br />

im evangelischen Dekanat Neu-Ulm gibt es<br />

solche Überlegungen. Welche Orte betroffen<br />

sein könnten, will Pommer nicht verraten. Die<br />

Überlegungen stünden noch am Anfang.<br />

Entscheidungen könnten nur zusammen mit<br />

den Kirchenvorständen betroffener<br />

Gemeinden und nur nach intensiven<br />

Gesprächen gefällt werden.<br />

Im katholischen Dekanat Neu-Ulm spielen<br />

solche Gedanken keine Rolle. „Das ist kein<br />

Thema, das uns betrifft“, sagt Martin Straub,<br />

Pfarrer in Vöhringen und Dekan. „Die Kirchen<br />

werden genutzt und auch erhalten.“ Zum Teil<br />

handele es sich um historische Gebäude,<br />

deren Unterhalt anspruchsvoll sei und die ein<br />

Ortsbild prägen. „Die Bedeutung der Kirchen<br />

geht über das Religiöse hinaus“, ist Straub<br />

überzeugt.<br />

Ulrich Kloos leitet das katholische Dekanat<br />

Ehingen-Ulm. Der Wiblinger Pfarrer sagt:<br />

„Selbst wenn es keine Gottesdienste mehr gibt<br />

– so lange es jemanden gibt, der eine Kirche<br />

aufschließt, würde ich sie stehen lassen.“<br />

Kloos sieht in den Gotteshäusern Räume, in<br />

denen Menschen beten und Ruhe finden<br />

können. Ganz gleich, ob eine Messe gefeiert<br />

wird oder nicht.<br />

um 15 Prozentpunkte gesunken. Diese Zahlen<br />

hat die Deutsche Bischofskonferenz<br />

veröffentlicht. „Die Entwicklung hier weicht<br />

nicht von der allgemeinen ab“, sagt Dekan<br />

Straub.<br />

Auch hier gibt es Kirchen, die kaum genutzt<br />

werden. Und es gibt Kapellen, in denen jetzt<br />

andere Religionsgemeinschaften feiern. Die<br />

Ulmer evangelische Kirche hat die<br />

Valentinskapelle neben dem Münster der<br />

russisch-orthodoxen Gemeinde zur Verfügung<br />

gestellt. Und in der katholischen<br />

Nikolauskapelle auf dem Wiblinger Friedhof<br />

treffen sich rumänisch-orthodoxe Christen für<br />

ihre Gottesdienste. In anderen Ulmer Kirchen<br />

feiern kroatische, italienische, polnische oder<br />

portugiesische Katholiken Messen in ihrer<br />

Muttersprache. „Ein christliches Haus in<br />

andere christliche Hände zu geben, ist<br />

vielleicht sogar eine Verpflichtung“, sagt der<br />

katholische Neu-Ulmer Dekan Straub.<br />

Könnte eine Kirche auch zur Moschee<br />

werden? Der evangelische Ulmer Dekan<br />

Ernst-Wilhelm Gohl sieht das kritisch. „Mit den<br />

Gebäuden wird der christliche Glaube<br />

verbunden“, begründet er. Sein Neu-Ulmer<br />

Amtskollege Jürgen Pommer will sich nicht<br />

festlegen. „Das hängt von der Situation ab.<br />

Gibt es schon Begegnungen und<br />

freundschaftliche Kontakte zwischen<br />

christlicher und islamischer Gemeinde, sodass<br />

für die Kirchengemeinde die neue Nutzung als<br />

Moschee stimmig und nachvollziehbar wäre?<br />

Welcher Strömung gehört die islamische<br />

Gemeinde an? Es braucht in jedem Fall sehr<br />

viel Fingerspitzengefühl.“<br />

Auch den Illertisser Ansatz, aus einer Kirche<br />

ein Lokal zu machen, sieht Pommer entspannt.<br />

„Das Projekt hat seinen Charme“, sagt er.<br />

Denn das Projekt Gastraum sehe sich wie eine<br />

Kirche als ein Ort der Begegnung. Doch er<br />

gesteht: „Es bleibt eine gewöhnungsbedürftige<br />

Lösung.“ Der katholische Dekan Straub sieht<br />

das anders: „Mir tut das weh“, bekennt er. „Es<br />

ist ein geistliches Armutszeugnis, wenn eine<br />

Kirche zum Café wird.“<br />

Immer weniger Mitglieder in den Kirchen<br />

Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der<br />

Katholiken und Protestanten in Deutschland<br />

32


sollte noch nicht jetzt König werden, weil Saul ja<br />

noch König war. Aber der Prophet Samuel sollte<br />

ihn jetzt schon zum König salben. Salben heißt,<br />

dass dem neuen König Öl über den Kopf<br />

gegossen wird. Das war ein Zeichen dafür, dass<br />

Gott ihn ausgesucht hatte.<br />

SALBUNG<br />

DAVIDS<br />

So sprach Gott zu dem Samuel: "Samuel, geh<br />

nach Bethlehem zu Isai. Einer seiner Söhne soll<br />

der neue König sein. Nimm Öl mit, um ihn zu<br />

salben." Samuel hatte ein gutes Herz. Er liebte<br />

und gehorchte Gott. Deshalb machte er sich<br />

auch sofort auf den Weg nach Bethlehem. "Wie<br />

wird der neue König wohl aussehen?", überlegte<br />

er sich. "Er ist bestimmt groß und stark."<br />

(Samuel salbt David zum König, Davids<br />

Berufung)<br />

Bibeltext: 1. Samuel 16,1-13<br />

Lehre: Gott sieht in unser Herz.<br />

Bibelvers: 1. Samuel 16,7b (Luth): Ein Mensch<br />

sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht<br />

das Herz an.<br />

(Bilder von unterschiedlichen Menschen zeigen,<br />

groß und stark, hässlich, klein, reich, arm, …)<br />

Wen würdest du von diesen Leuten gerne als<br />

Freund haben? Warum? Sie sehen gut und stark<br />

aus. Aber eigentlich wissen wir ja gar nicht, wie<br />

es in ihrem Herzen aussieht. Wir können nur das<br />

Äußere von den Menschen anschauen. Aber<br />

Gott sieht in unser Herz. Mit Herz meint man<br />

nicht nur das Organ, das das Blut durch unseren<br />

Körper pumpt. Mit Herz meint man auch unser<br />

Leben, unsere Gefühle, unsere Eigenschaften,<br />

also das, was wir sind. Gott kennt unser Herz. Er<br />

weiß genau, was wir denken oder fühlen.<br />

Gott sah auch das Herz Sauls, das Königs von<br />

Israel. Es war nicht gut. Saul war ein schlechter<br />

König geworden, weil Sünde in seinem Herzen<br />

war. Er betete falsche Götter an. Deshalb hatte<br />

Gott sich einen neuen König ausgesucht. Er<br />

Dann kam Samuel in Bethlehem an. Die Leute<br />

dort kannten ihn, denn er war ja ein bekannter<br />

Prophet. "Warum kommst du zu uns?", fragten<br />

sie Samuel, "hast du eine gute Nachricht für<br />

uns?" "Ja", antwortete Samuel. "Kommt alle zu<br />

einem Fest. Wir wollen Gott opfern." Alles wurde<br />

für das Fest vorbereitet und alle kamen. Auch<br />

Isai mit seinen Söhnen. Er hatte 8 Söhne. "Einer<br />

von ihnen soll der neue König sein", erinnerte<br />

sich Samuel an Gottes Worte, "aber wer? Gott<br />

wird es mir zeigen." Samuel begrüßte Isai und<br />

dann seine Söhne nacheinander. Als Samuel<br />

Eliab, den ältesten Sohn Isais, sah, dachte er:<br />

"Das ist bestimmt der König, den Gott<br />

ausgesucht hat." Eliab sah gut aus und war groß<br />

und stark. So sieht ein König aus! Aber dann<br />

hörte Samuel Gottes Stimme: "Nein, das ist nicht<br />

der neue König. Er ist zwar groß und stark, aber<br />

ich schaue auf das Herz."<br />

Gott sieht in unser Herz. In unserem Herzen ist<br />

alles drin, was wir denken und fühlen und wollen.<br />

33


Gott möchte nicht nur, dass wir richtig handeln.<br />

Er möchte auch, dass wir ein gutes Herz haben.<br />

Wir sollen gut von anderen denken, wir sollen<br />

nicht neidisch sein, wir sollen nicht böse auf<br />

andere sein. Sünde beginnt schon in unserem<br />

Herzen, nicht erst da, wo wir falsche Dinge tun.<br />

Und Gott sieht unser Herz. Er möchte, dass<br />

unser Herz gut ist.<br />

Weil Gott das Herz sieht, sah er auch, dass Eliab<br />

kein guter König wäre. Aber Isai hatte ja<br />

insgesamt 8 Söhne. Also kam der zweite Sohn,<br />

Abinadab, zu Samuel. Auch er sah groß und<br />

stark aus. Und Samuel dachte: "Das ist bestimmt<br />

der neue König." Aber Gott sieht in unser Herz.<br />

Gott sah das Herz von Abinadab und es gefiel<br />

Gott nicht. Auch Abinadab war nicht der, den<br />

Gott als König ausgewählt hatte.<br />

Wie sieht dein Herz aus? Achte darauf, was in<br />

deinen Herzen ist. Gott hat dich gemacht, und<br />

deshalb kennt er auch dein Herz. Er weiß, dass<br />

da immer wieder schlechte Gedanken sind.<br />

Niemand schafft es, immer nur gute Gedanken<br />

zu haben. Deshalb möchte Gott dein Herz rein<br />

machen. Du kannst ihn um Vergebung bitten.<br />

Sag ihm, was alles Schlechtes in deinem Herzen<br />

ist. Du kannst beten: "Herr, du weißt dass ich<br />

manchmal so schlecht von anderen denke. Es<br />

tut mir leid. Bitte vergib mir und mach mein Herz<br />

Als nächstes kam Schamma, der dritte Sohn<br />

Isais. Samuel sah, dass er gut aussah, aber er<br />

wusste schon, dass Gott nicht auf das Äußere<br />

sieht, sondern ins Herz. Deshalb wartete Samuel<br />

darauf, was Gott sagte. Und wieder war es nicht<br />

der auserwählte König. Dann kam der 4. Sohn,<br />

der 5. Sohn, der 6. Sohn und schließlich der 7.<br />

Sohn zu Samuel, aber niemand war der<br />

auserwählte König.<br />

"Hast du noch mehr Söhne?", fragte Samuel Isai.<br />

"Der jüngste fehlte noch," erklärte Isai. "Er ist auf<br />

der Weide und hütet die Schafe." "Lasst ihn<br />

holen", bat Samuel. "Wir können erst feiern,<br />

wenn er da ist. So warteten alle auf den jüngsten<br />

Sohn Isais. Samuel sah die 7 älteren Söhne an.<br />

Alle sahen gut aus und waren stark. Aber Gott<br />

sieht ins Herz.<br />

rein." Jesus ist für deine Sünde gestorben und<br />

deshalb kann er dir vergeben und dir helfen, so<br />

zu leben, wie es ihm gefällt.<br />

Samuel wartete also auf den jüngsten Sohn von<br />

Isai. Es war David. Er war auf dem Feld und<br />

hütete die Schafe. Das tat er oft. Er liebte die<br />

Schafe und kümmerte sich gut um sie. Und wenn<br />

er Zeit hatte, machte er Musik und lobte Gott.<br />

Denn David liebte Gott. David hatte ein gutes<br />

Herz und wollte so leben, wie es Gott gefällt.<br />

Jetzt sprang er auf, als plötzlich ein Knecht<br />

angerannt kam. "David, David, komm schnell,<br />

dein Vater ruft dich!" "Was ist denn los?", fragte<br />

David überrascht. "Samuel, der Prophet, ist da.<br />

Er will dich sehen", erklärte der Knecht. David lief<br />

schnell in die Stadt. Alle warteten schon auf ihn,<br />

auch Samuel.<br />

Als Samuel David sah, hörte er wieder Gottes<br />

Stimme. "Salbe ihn, denn das ist der neue<br />

König", sagte Gott dieses Mal. Das tat Samuel.<br />

Er nahm sein Horn. Das war wie eine kleine<br />

Flasche und darin war feines Öl. Dieses Öl goss<br />

er über Davids Kopf. Das war ein Zeichen dafür,<br />

dass Gott David als König auserwählt hat. Dies<br />

34


war ein besonderer Moment für David. Er war ein<br />

einfacher Hirte, und gerade ihn hatte Gott als<br />

König auserwählt. David staunte. Gott hatte<br />

David nicht auserwählt, weil er gut aussah oder<br />

stark war oder reich. Gott hatte ihn auserwählt,<br />

weil er ein gutes Herz hatte.<br />

Gott sah Davids Herz. Und Gott sieht auch in<br />

dein Herz. Und Gott möchte dir helfen, ein<br />

gutes Herz zu haben.<br />

Jetzt konnten sie endlich feiern und Gott danken<br />

und Opfer bringen. Für David war es ein ganz<br />

besonderer Tag. Und wisst ihr, was er danach<br />

getan hat? Ging er in den Palast, um dort zu<br />

regieren? Nein, denn da war ja noch Saul. David<br />

ging wieder auf die Weide, um die Schafe zu<br />

hüten. Gott hatte ihn zwar erwählt, aber David<br />

musste noch warten. Aber Gott war jeden Tag<br />

bei ihm. Und David passte gut auf die Schafe auf<br />

und zwischendurch nahm er seine Harfe und<br />

spielte für Gott Lieder.<br />

.<br />

35


TERMINE FEBRUAR 2019<br />

Datum * Uhrzeit Gottesdienst * Veranstaltung Anlass * Thema Prediger<br />

03.02. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />

und Kirchencafé<br />

Rüdiger<br />

Puchta<br />

04.02. 20:00 Aufwind Anbetungsund<br />

Gebetsabend<br />

Heinz<br />

Hepp<br />

05.02. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

06.02. 19:00 Bibelgespräch Entdeckungen zur<br />

Jahreslosung 2019 (Teil 3)<br />

10.02. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />

und Kirchencafé<br />

Rüdiger<br />

Puchta<br />

12.02. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

13.02. 19:00 NEU: Tauf- und Bibelkurs<br />

(Deutsch / Farsi)<br />

17.02. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />

und Kirchencafé<br />

19.02. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

20.02. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben mit<br />

Kopf und Herz<br />

24.02. 10:00 Gottesdienst mit Abendmahlfeier,<br />

Kindergottesdienst & Kirchencafè<br />

25.02. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

27.02. 15:30 Hauskreis 65plus<br />

27.02. 19:00 Jüngerschaftskurs (10) Tut Buße!<br />

Weitere Hauskreisangebote und Jugendtreffen finden nach Vereinbarung statt!<br />

Heinz<br />

Hepp<br />

Rüdiger<br />

Puchta<br />

36


TERMINE MÄRZ 2019<br />

Datum * Uhrzeit Gottesdienst * Veranstaltung Anlass * Thema Prediger<br />

01.03.<br />

A. Nachtigall<br />

bis<br />

Gemeindefreizeit<br />

E. Wilhelm<br />

04.03.<br />

in Bad Neuenahr - Ahrweiler<br />

R. Puchta<br />

03.03. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />

und Kirchencafé<br />

05.03. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

06.03. Keine Veranstaltung<br />

10.03. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />

und Kirchencafé<br />

11.03. 20:00 Aufwind Anbetungsund<br />

Gebetsabend<br />

12.03. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

13.03. 15:00 Sternenkinder-Trauerfeier im<br />

Hermann - Josef - Krankenhaus<br />

13.03. 19:00 Tauf- und Bibelkurs<br />

(Deutsch / Farsi)<br />

17.03. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />

und Kirchencafé<br />

18.03.<br />

FBGG - Pastorenklausur<br />

- 20.03. in Marburg<br />

18.03. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

20.03. 19:00 Bibelgespräch Römerbrief: Glauben mit<br />

Kopf und Herz<br />

23.03. 14:00 T r a u g o t t e s d i e n s t von<br />

Nadiia Starodub (Kinderpflegerin<br />

von Mika) & Gerrit Schmitz<br />

Heinz<br />

Hepp<br />

Rüdiger<br />

Puchta<br />

Heinz<br />

Hepp<br />

Heinz<br />

Hepp<br />

125 Jahre FBGG: Mit historischem<br />

Rückenwind in die Zukunft<br />

24.03. 10:00 Gottesdienst & Abendmahlfeier,<br />

Kindergottesdienst & Kirchencafé<br />

26.03. 18:00 ASE - Diakoniearbeit<br />

27.03. 15:30 Hauskreis 65plus<br />

27.03. 19:00 Jüngerschaftskurs (11) Die Vergangenheit<br />

bereinigen<br />

31.03. 10:00 Gottesdienst, Kindergottesdienst<br />

und Kirchencafé<br />

Weitere Hauskreisangebote und Jugendtreffen finden nach Vereinbarung statt!<br />

Rüdiger<br />

Puchta<br />

Willi<br />

Muschinski<br />

Rüdiger<br />

Puchta<br />

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Kurs- und Seminarangebote:<br />

Im Frühjahr starten neben den regulären Hauskreisangeboten (derzeit HK 55plus und HK 65plus) und<br />

den „Angeboten für junge Leute“ (Samstags von 17:30 bis 21:00 Uhr nach Verabredung) folgende Kursund<br />

Seminarangebote im Wechsel mit dem „Bibelgespräch“ am Mittwochabend - jeweils von 19:00 bis<br />

21:00 Uhr:<br />

• Jüngerschaftskurs (Deutsch): Der im Frühjahr 2018 begonnene Jüngerschaftskurs wird auch<br />

in diesem Jahr fortgesetzt! Neben den verbindlich angemeldeten Teilnehmern freuen wir uns<br />

über Gäste und Quereinsteiger. Die einzelnen Themen sind systematisch aufgebaut und<br />

werden durch kurze, erklärende Impulse und gemeinsamen Gesprächseinheiten (mit<br />

Arbeitsblättern) durchgearbeitet.<br />

• Tauf- und Bibelkurs (Deutsch & Farsi): Im <strong>Februar</strong> startet ein neuer „Tauf- und Bibelkurs“.<br />

Inhaltlich gibt es jeden Kursabend eine „25minütige Lehreinheit“ (Rüdiger Puchta) über<br />

Glaubensgrundlagen: Was ist die Bibel für ein Buch und wie offenbart sich Gott in seinem Wort?<br />

Wer ist Jesus und warum brauchen wir ihn als Erlöser? Wie sieht eine lebendige<br />

Glaubensbeziehung aus und wie bezeugen wir unseren Glauben an Jesus durch die Taufe?<br />

Und andere Fragestellungen mehr. Anschließend gibt es immer einen „wertvollen und<br />

herausfordernden Impuls“ (Heinz Hepp), der ins Gebet führen soll. Eine Anmeldeliste liegt im<br />

Gottesdienstsaal aus. Zielgruppe: Interessierte Christen und „Glaubensstarter“, die ihre<br />

Beziehung zu Jesus vertiefen möchten und an der Glaubenstaufe (Nächste Taufe in den<br />

Sommermonaten 2019) interessiert sind.<br />

Ansprechpartner für alle Kurs- und Seminarangebote: Rüdiger Puchta und Heinz Hepp<br />

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