KULTOUREN-DAS MAGAZIN
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Irene Schuhmacher-Reidel<br />
Terminvereinbarung empfehlenswert<br />
Keramik Werkhof<br />
Sundische Straße 57<br />
18356 Barth<br />
0151 12315659<br />
keramik-werkhof.de<br />
info@keramik-werkhof.de<br />
April – Okt., Mi 12 – 17 Uhr<br />
Ich habe etwas aus der Kindheit gefunden<br />
Für Fremde ist es nicht immer leicht, in<br />
Mecklenburg-Vorpommern Fuß zu fassen,<br />
erstreckt sich doch die Stille der<br />
Hiesigen zu mancher Zeit auf mehr als<br />
nur bloßes Schweigen. Dass sich die<br />
gebürtige Niedersächsin Irene Schuhmacher-Reidel<br />
in der Vinetastadt Barth<br />
mittlerweile heimisch fühlt, liegt jedoch<br />
nicht nur daran, dass jede Scheu längst<br />
unverbrüchlicher Herzlichkeit gewichen<br />
ist. Es war seltsam, gesteht Schuhmacher-Reidel,<br />
aber der Giebelschmuck<br />
der Bauernhäuser und die Rezeptur so<br />
mancher Gerichte habe sie unwillkürlich<br />
an ihre niedersächsische Heimat erinnert.<br />
Dass diese Artefakte tatsächlich<br />
den Zuzug niedersächsischer Bauern<br />
am Ende des 18. Jahrhunderts bezeugen,<br />
habe sie erst später erfahren. Sie<br />
selbst, berichtet sie weiter, habe sich<br />
vor allem aus gesundheitlichen Gründen<br />
entschieden, ihren Lebensmittelpunkt<br />
an die Küste zu verlegen. Bei der Überfahrt<br />
vom südlichen Ende der Republik<br />
führte Irene Schuhmacher-Reidel vor<br />
allem die reichhaltigen Erfahrungen im<br />
Umgang mit Farbe und Ton im Gepäck.<br />
Seit über dreißig Jahren beschäftigt sich<br />
die engagierte Keramikerin mit der Herstellung<br />
von Gebrauchsgegenständen<br />
und Kunstwerken. Spuren ihres Schaffens<br />
sind sowohl in Baden-Württemberg<br />
und Bayern als auch in Kopenhagen zu<br />
finden. Dänemarks Hauptstadt sei nicht<br />
nur aufgrund der multikulturellen Atmosphäre<br />
und der zahllosen Möglichkeiten<br />
reizvoll, begeistert sich Irene Schuhmacher-Reidel,<br />
sie persönlich verbinde<br />
mit dieser Stadt auch die Erinnerung an<br />
einen künstlerischen Neuanfang. Nachdem<br />
die Fließbandproduktion an der<br />
heimatlichen Gießstraße seinerzeit zur<br />
Bürde geworden war, bescherte ihr der<br />
Aufenthalt in der dänischen Metropole<br />
die Wiederentdeckung der eigenen Kreativität.<br />
Dem Gießen hat sie indes nicht<br />
vollends den Rücken gekehrt. In ihrem<br />
Atelier in der Sundischen Straße stehen<br />
der Künstlerin nahezu hundert Gussformen<br />
zur Verfügung. Einmal gegossen<br />
werden die Rohlinge gebrannt und mit<br />
einer speziellen Kristallglasur überzogen,<br />
die in leuchtenden Farben ausblüht.<br />
Neben der Herstellung dekorativer Objekte<br />
räumt Irene Schuhmacher-Reidel<br />
dem Aufbau künstlerischer Einzelstücke<br />
von Hand immer mehr Raum ein. Einen<br />
besonderen Stellenwert nehmen die an<br />
Masken gemahnenden Köpfe ein, die auf<br />
Holzpfähle gespießt die Besucher des<br />
Keramik-Werkhofes empfangen. Befindlichkeiten<br />
und Verletzungen der Menschen<br />
sichtbar zu machen stellt dabei<br />
ein wesentliches Schaffensmotiv der<br />
Künstlerin dar. Inspiriert wird sie dazu<br />
in jedem Fall von zwischenmenschlichen<br />
Begegnungen – auch von denen, die<br />
wortlos verlaufen.<br />
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