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Physiotherapeutische Massnahmen in der ... - Karger

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Physiotherapie<br />

Sporttherapie<br />

Sport <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation von Querschnittgelähmten wurde von<br />

Ludwig Guttmann <strong>in</strong> England nach dem zweiten Weltkrieg erstmals<br />

angewandt. Seitdem gehört Sport zum Therapieprogramm <strong>in</strong> den<br />

Rehabilitationskl<strong>in</strong>iken.<br />

Mit verschiedenen Sportaktivitäten soll das allgeme<strong>in</strong>e und<br />

ganzheitliche Rehabilitationsziel «grösstmögliche Selbstständigkeit»<br />

des Patienten besser und schneller erreicht werden. Motorische<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten werden erlernt, geübt und verbessert.<br />

So können e<strong>in</strong>e möglichst hohe Mobilität im Alltag erreicht sowie die<br />

Grundlagen für spätere Sportaktivitäten und die Motivation zu<br />

lebenslanger Ausübung vermittelt werden.<br />

Die Sportmethodik und -didaktik, pädagogische und tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gswissenschaftliche<br />

Erkenntnisse sowie die bestehenden Sporttechniken<br />

s<strong>in</strong>d die Grundlage für sporttherapeutisches Handeln, jeweils<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Voraussetzungen des E<strong>in</strong>zelnen.<br />

Therapieziele<br />

In <strong>der</strong> Sporttherapie gilt wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Therapiebereichen, dass erfolgreiches<br />

Handeln zielgerichtet se<strong>in</strong> muss. Die Ziele<br />

<strong>der</strong> Sporttherapie lassen sich formal <strong>in</strong><br />

zwei Bereiche e<strong>in</strong>teilen:<br />

• motorisch-funktionelle Ziele;<br />

• die Motivation zu lebenslanger Sportaktivität<br />

[1] .<br />

In <strong>der</strong> Praxis lassen sich die beiden Bereiche<br />

nicht vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> trennen. Inhalte<br />

<strong>der</strong> Sporttherapie dienen häufi g sowohl<br />

Zielen aus dem e<strong>in</strong>en wie aus dem an<strong>der</strong>en<br />

Bereich.<br />

Motorisch-funktionelle Ziele<br />

Mit den nachfolgend aufgeführten Zielen<br />

werden die <strong>Massnahmen</strong> <strong>der</strong> Physiotherapie<br />

unterstützt und weitergeführt. Die Ziele<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

• die Verbesserung <strong>der</strong> motorischen<br />

Grundeigenschaften Kraft, Ausdauer,<br />

Sporttherapie<br />

Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koord<strong>in</strong>ation<br />

[1] sowie<br />

• das Erlernen und Verbessern von verschiedenen<br />

Bewegungsabläufen und<br />

Sportarten.<br />

• Dem gestörten Körperschema nach<br />

E<strong>in</strong>tritt <strong>der</strong> Lähmung kann mit Sport<br />

entgegengewirkt werden. Auf Grund<br />

<strong>der</strong> gestörten Sensibilität (vor allem<br />

Verlust von Oberfl ächen- und Tiefensensibilität)<br />

gelangen Informationen<br />

über die Stellung <strong>der</strong> gelähmten Körperteile<br />

und <strong>der</strong>en Bezug zur Umwelt<br />

nicht mehr <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> des Querschnittgelähmten.<br />

Durch den Sport<br />

können die Orientierung am Körper<br />

und die Orientierung im Raum geübt<br />

und verbessert und die Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />

neuen Körperschemas unterstützt<br />

werden [2] .<br />

Mit zielgerichtet e<strong>in</strong>gesetzten Sportaktivitäten<br />

wird so e<strong>in</strong> grösseres Repertoire<br />

an Bewegungserfahrungen geschaffen, die<br />

noch <strong>in</strong>nervierte Muskulatur tra<strong>in</strong>iert und<br />

die Mobilität des Querschnittgelähmten<br />

im Alltag erhöht.<br />

Motivation zu lebenslanger<br />

Sportaktivität<br />

Der Sport kann auf verschiedenen Ebenen<br />

positiv wirken:<br />

• Der Sport ist e<strong>in</strong> Mittel zur Prävention<br />

gegen Bewegungsmangelerkrankungen<br />

<strong>in</strong> unserer heutigen Gesellschaft. Dies<br />

gilt im Beson<strong>der</strong>en auch für Querschnittgelähmte,<br />

die ihr Leben fast ausschliesslich<br />

im Sitzen verbr<strong>in</strong>gen [1] .<br />

• Die körperliche Fitness ist Voraussetzung<br />

für e<strong>in</strong> möglichst unabhängiges<br />

Leben. Mangelnde Kraft o<strong>der</strong> Geschicklichkeit<br />

z.B. für e<strong>in</strong>en selbstständigen<br />

Transfer <strong>in</strong>s Auto o<strong>der</strong> zurück <strong>in</strong> den<br />

Rollstuhl bedeutet e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

Verlust von Selbstständigkeit.<br />

• Sport macht es möglich, e<strong>in</strong>e Form von<br />

Gruppengefühl zu erleben sowie Fairness<br />

und soziales Handeln zu üben.<br />

Sportaktivitäten können soziale Kontakte<br />

schaffen und so zu e<strong>in</strong>er besseren<br />

Integration <strong>in</strong> die Gesellschaft beitragen.<br />

• Sport bietet e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>der</strong> Freizeitgestaltung,<br />

sowohl mit an<strong>der</strong>en<br />

Rollstuhlfahrern als auch mit Fussgängern.<br />

So können zum Beispiel Handbiketouren<br />

geme<strong>in</strong>sam mit Fahrradfahrern<br />

o<strong>der</strong> Inl<strong>in</strong>eskatern unternommen<br />

werden.<br />

• Spass und Freude an körperlicher Bewegung<br />

erleben. Dabei können schon<br />

kle<strong>in</strong>e Fortschritte Erfolgserlebnisse<br />

bedeuten und das Selbstwertgefühl<br />

steigern.<br />

Der Querschnittgelähmte erlernt<br />

Grundtechniken verschiedener Sportarten<br />

während des stationären Aufenthaltes.<br />

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