Physiotherapie bei Stoffwechsel erkrankungen - Physio Austria
Physiotherapie bei Stoffwechsel erkrankungen - Physio Austria
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und Schulung. Die Kosten werden von der<br />
jeweiligen Krankenkasse bezahlt, die Administration<br />
besorgt die gKK des jeweiligen<br />
Bundeslandes. Bislang wurde „Therapie<br />
aktiv“ in Wien, Niederösterreich, Salzburg,<br />
Tirol und in der Steiermark eingeführt. In<br />
Wien nehmen derzeit <strong>bei</strong>spielsweise rund<br />
3.000 DiabetikerInnen teil.<br />
Im Wesentlichen funktioniert das<br />
Programm so: Der/die ÄrztIn führt eine<br />
Erstuntersuchung durch und formuliert<br />
mit den PatientInnen (erreichbare) Behandlungsziele.<br />
Die PatientInnen kommen<br />
vierteljährlich zur Kontrolle und es wird<br />
ein Schulungsprogramm vereinbart. Diese<br />
Schulungen können von den ÄrztInnen an<br />
„Diabetes-BeraterInnen“ (die sich wie die<br />
ÄrztInnen vorher selbst einer Schulung<br />
unterzogen haben) delegiert werden.<br />
und hier weist das Programm einen<br />
gravierenden Mangel auf. Denn Diabetes-<br />
BeraterInnen können ausschließlich<br />
DiätologInnen und DgKS sein. <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />
können dezidiert nicht<br />
eingebunden werden, versichert die<br />
Sprecherin von Therapie aktiv, Silvia<br />
Schemeth, auf Anfrage des inform.<br />
Es scheint, als hätten hier einige ProjektentwicklerInnen<br />
noch ein paar Stunden<br />
nachzusitzen – etwa <strong>bei</strong> der Erstellung<br />
einer leitlinie zur DiabetikerInen-Versorgung.<br />
Denn auch „Therapie aktiv“-<br />
ÄrztInnen scheinen das „bewegungslose“<br />
Schulungsprogramm nicht zu verstehen.<br />
„Ich gehe davon aus, dass Schulungen<br />
auch von <strong>Physio</strong>therapeutInnen durchgeführt<br />
werden können“, beteuerte ein<br />
Funktionär der Wiener Ärztekammer.<br />
otto Havelka<br />
Schwerpunktthema „Therapie aktiv“ · Diabetikerschulung am LKH Bad Ischl<br />
Diabetikerschulung am LKH Bad Ischl<br />
Weichenstellung<br />
gegen metabolische<br />
Entgleisung<br />
Etwa alle zwei Monate wird am LKH<br />
Bad Ischl eine interdisziplinäre Diabetikerschulung<br />
durchgeführt. Sie dauert<br />
vier Tage, und bedingt eine stationäre<br />
Aufnahme der PatientInnen.<br />
Diabetikerschulung ist nicht nur<br />
eine Zuckerschulung, lautet das<br />
Credo des Bad Ischler Oberarztes<br />
Dr. Christian Auer. Er hat daher ein interdisziplinäres<br />
Team gebildet, das regelmäßig<br />
umfassende Diabetikerschulungen<br />
durchführt. Diesem gehören neben ihm<br />
ein Dipl. gesundheits- und Krankenpfleger<br />
(organisator und Vortragender) sowie eine<br />
Dipl. gesundheits- und Krankenschwester<br />
(Ambulanz), DiätologInnen, ein Augenfacharzt<br />
– und <strong>Physio</strong>therapeut richard<br />
Neuper an. „Ein Psychologe wäre auch<br />
noch gut“, sagt Dr. Auer, „aber das ist sich<br />
nicht mehr ausgegangen“.<br />
Schulungsablauf<br />
Am ersten Tag werden nach der stationären<br />
Aufnahme zunächst ein paar routineuntersuchungen<br />
(Blutabnahme, EKg, etc.)<br />
durchgeführt. Danach wird in der ersten<br />
„unterrichtsstunden“ das Krankheitsbild<br />
Diabetes besprochen, und DiätologInnen<br />
informieren über Ernährung und Diätmaßnahmen.<br />
Der zweite Tag steht im Zeichen der<br />
medikamentösen Therapie: Dosierung, Wirkung<br />
und Nebenwirkungen. Am Nachmittag<br />
gibt es ein (vergnügliches) Praktikum: Die<br />
PatientInnen gehen mit einer DiätologIn in<br />
ein lebensmittelgeschäft einkaufen und<br />
besprechen da<strong>bei</strong> die für sie geeigneten<br />
bzw. ungeeigneten Produkte.<br />
Am dritten Tag absolvieren die TeilnehmerInnen<br />
zwei unterrichtseinheiten<br />
über die Auswirkungen hohen Blutdrucks<br />
und Cholesterins in Zusammenhang mit<br />
Diabetes. Danach gibt es eine Turnstunde<br />
und Nordic Walking mit <strong>Physio</strong>therapeut<br />
Neuper, wo<strong>bei</strong> der Einfluss von Bewegung<br />
auf den Blutzucker demonstriert wird.<br />
Am vierten Tag geht es schließlich um<br />
Spätschäden und die Insulintherapie. Den<br />
PatientInnen werden da<strong>bei</strong> die Auswirkungen<br />
einer lang andauernden schlechten<br />
Blutzuckereinstellung vor Augen geführt.<br />
Besonderes Augenmerk wird da<strong>bei</strong> auf die<br />
Füße gelegt, da hier die meisten schweren<br />
„vermeidbaren“ Schäden entstehen.<br />
Im laufe der Schulung werden die TeilnehmerInnen<br />
auch in der Verwendung von<br />
Zuckermessgeräten sowie auf die Technik<br />
des Insulin-Spritzens eingeschult. Im<br />
rahmen einer Abendvisite wird auch auf<br />
„individuelle“ Zuckerprobleme eingegangen.<br />
Ferner erfolgen während der Schulung<br />
auch ein Belastungs-EKg, eine Augenuntersuchung,<br />
eine Nierenfunktionsprüfung und<br />
je nach Notwendigkeit gefäßuntersuchungen<br />
und eine Herzultraschall.<br />
Dieses umfassende leistungspaket gibt<br />
es in Bad Ischl um 10,– Euro pro Tag (inkl.<br />
Verpflegung). Dennoch ist das Interesse an<br />
der Diabetikerschulung durchwachsen. Die<br />
geringe Zahl an InteressentInnen bewirkt<br />
zudem, dass die gruppen zum Teil sehr<br />
inhomogen sind. „Wir haben dann in einem<br />
Kurs übergewichtige Patienten mit offenen<br />
Füßen und ohne Krankheitseinsicht, neben<br />
jungen Diabetikern, die regelmäßig mit<br />
dem Mountainbike fahren“, erzählt Neuper.<br />
Da wären unterschiedliche zielgruppenorientierte<br />
Bewegungsprogramme sinnvoll.<br />
Bei einem durchwegs freiwilligen (und<br />
kosten losen) Engagement der Team-Mitglieder<br />
geht sich das aber nicht auch noch<br />
aus. Die Folge: Bei einem Kurs haben von<br />
zehn TeilnehmerInnen acht ohne Angabe<br />
von gründen auf das Nordic Walking verzichtet,<br />
bedauert Neuper.<br />
Schon nächstes Jahr will Neuper<br />
einen neuen Anlauf nehmen: Er organisiert<br />
gemeinsam mit dem <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />
Bildungsreferat einen Nordic Walking-Kurs<br />
für <strong>Physio</strong>therapeutInnen.<br />
otto Havelka<br />
<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> inform Juni 2009 13