Zeitzeugengeheft
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Auf der Straße sah man jetzt immer mehr Uniformen. Jede Organisation der Nazis hatte ihre eigene<br />
Uniform, so dass man HJ-Uniformen, BDM-Uniformen, SA-Uniformen, Gestapo-Uniformen und noch<br />
andere durch die Straßen marschieren sah. Und die Fahne der Nationalsozialisten mit dem<br />
Hakenkreuz musste ständig von den Häusern auf die Straße gehängt werden. Wer dies nicht machte,<br />
war automatisch verdächtig und wurde der Gestapo (Geheime Staatspolizei) gemeldet – und das<br />
bedeutet meist Ärger oder mehr.<br />
Gerhard Dengler sah sehr wohl, dass die neue Regierung viele Menschen ausgrenzte und verfolgte<br />
und der Bevölkerung viele Freiheiten nahm. Aber das alles wollte er gar nicht so genau wissen, denn<br />
wer zu viel wusste konnte sich in Schwierigkeiten bringen und Politik hatte ihn sowieso nicht so<br />
besonders interessiert.<br />
Seit 1930 hatte er ein Patenkind. Der Junge hieß Max und war das Kind seines früheren Mitarbeiters<br />
Paul Runkel. Max war mit 10 Jahren in das Deutsche Jungvolk, die Vorstufe zur Hitlerjugend<br />
eingetreten. Teilweise empfand er die wöchentlichen Versammlungen, Treffen und Appelle als lästig,<br />
allerdings machten ihm die Fahrten, Lager und Geländespiele auch Spaß.<br />
Max Runkel<br />
Gerhard Dengler war kein Mitglied der NSDAP geworden, aber er bemühte sich, sich möglichst<br />
regierungstreu und unauffällig zu verhalten, um für sich und seine Frau keine Schwierigkeiten zu<br />
bekommen. Und außerdem war er froh, wieder Arbeit zu haben. Das Geld, das er verdiente, konnte er<br />
gut gebrauchen, denn er wollte unbedingt in den nächsten Jahren ein eigenes Auto kaufen.<br />
Im Jahr 1938 stellte sich in der Familie Dengler Nachwuchs ein. Sohn Fritz wurde geboren und die<br />
junge Familie zog in eine Dreizimmerwohnung in die Schmiedgasse um. In diesem Jahr schloss sich<br />
Österreich nach aggressiven Drohungen Deutschlands dem Deutschen Reich an und von dieser Zeit<br />
an herrschten die Nazis auch dort. Also wurden auch dort Gegner der Nazis verfolgt und eingesperrt<br />
und auch in Österreich wurden Konzentrationslager errichtet.<br />
Gerhard Denglers Sohn Fritz sah seinen Vater aber nur ein Jahr lang, denn im<br />
Jahr 1939 (1.September) griff Deutschland Polen an und löste damit den Zweiten Weltkrieg aus.<br />
Schon lange hatte Hitler erklärt, andere Völker seien minderwertig und hätten nur die Aufgabe dem<br />
deutschen Volk zu dienen und in den Jahren vor 1939 hatten die Nazis alles vorbereitet, um<br />
Deutschland auf einen Krieg vorzubereiten.