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Dorf unter der Brücke: Blick auf das Neubaugebiet am Hang und Alt-Dausfeld unten im Prümtal.<br />

UND DARÜBER NOCH EINE BRÜCKE<br />

Normalerweise lernt man ein Dorf kennen indem man einfach die Hauptstraße entlang geht,<br />

horizontal von A nach B. Das gilt nicht für Dausfeld. Hier empfiehlt sich - je nach Ausgangspunkt –<br />

der Gang von unten nach oben, oder umgekehrt: Ein Dorf in der Vertikalen.<br />

Ganz oben blinzelt Rudolf Deist gerade<br />

in die Frühjahrssonne. Es ist kurz nach<br />

11:30 Uhr an diesem Vormittag und Deist hat,<br />

wie immer von montags bis freitags, gerade<br />

seine Holzhütte „De Frittebud“ aufgesperrt.<br />

„Heute ist Schnitzeltag!“ lacht der Inhaber der<br />

kleinen Versorgungsstation, die zur Mittagspause<br />

und bis Feierabend der Belegschaften<br />

im Industriegebiet Dausfelder Höhe geöffnet<br />

ist. Mehr als 1000 Arbeitsplätze gibt es an dem<br />

nach dem Industriegebiet Weinsheim zweitgrößten<br />

Standort für Produktion und Handel in<br />

der Verbandsgemeinde Prüm. Heute verbindet<br />

man mit „Dausfeld“ vor allem dieses Areal – zu<br />

Unrecht. Denn von hier aus sieht man den im<br />

Jahr 816 erstmals als „Deofansfeld“ urkundlich<br />

erwähnten Ort überhaupt nicht.<br />

Dafür geht es erst einmal die steile Straße von<br />

der Höhe hinunter, vorbei an einem großen<br />

Wohngebiet am Hang. Neu-Dausfeld könnte<br />

man es nennen. „Wir haben damals fast<br />

alle hier gebaut“, meint Franz-Josef Keilen,<br />

Ortsvertrauensmann von Dausfeld. Einen<br />

eigenen Ortsbürgermeister hat der Ort seit der<br />

Eingemeindung mit Prüm 1972 nicht mehr. Das<br />

„hier“, das Keilen meint, ist ein Wohnareal für<br />

heute fast 400 der rund 490 Einwohner von<br />

Dausfeld – der neue Ortsteil ist zugleich der<br />

weitaus größte. „Ich kann mich noch gut an<br />

die Zeit erinnern, als wir hier unseren Bauplatz<br />

gekauft haben“, so Annemie Wilwers, die eine<br />

der ältesten Anwohner im Neubaugebiet ist.<br />

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„Hier gab es beim Bau zuerst noch keinen<br />

Strom. Wir haben uns den Bulldog geliehen, um<br />

über die Batterie die Speismaschine anzuschmeißen.“<br />

Umstände, die auch Wilwers‘ in<br />

Kauf nahmen. So günstiges Bauland fehlte im<br />

nahen Prüm. Der Blick vom Hang ins idyllische<br />

Ortsvertrauensmann Franz-Josef Keilen am Kneipp-Brunnen<br />

in Alt-Dausfeld.<br />

Annemie Wilwers (links) und Edith Hermes-Scho,<br />

1. Vorsitzende des Bürgervereins vor dem Bürgerhaus,<br />

dem Treffpunkt der Dorfgemeinschaft.<br />

Prümtal sowieso. Was oberhalb des historischen<br />

Ortskerns gebaut wurde waren auch eine<br />

ganze Reihe Fertighäuser des Anbieters Streif,<br />

der sich ebenfalls Anfang der 1970er Jahre im<br />

neuen Industriegebiet im nahen Weinsheim<br />

als eines der ersten Unternehmen angesiedelt<br />

hatte. Am Hang in Dausfeld entstand so eine<br />

der ersten Musterhaussiedlungen. Den Hang<br />

hinab fließt ein kleiner Bach, der unten im Tal<br />

einen Brunnen an der Odiliakapelle speist. Hier<br />

beginnt nun die eigentliche Runde durch Alt-<br />

Dausfeld, eine knapp 350 Meter lange Strecke<br />

entlang der wenigen Häuser an der Kreisstraße<br />

164. Eine Links, zwei Rechtskurven - schon<br />

hat man Dausfeld wieder verlassen. Erna und<br />

Heinrich Palms warten schon vor dem kleinen<br />

Gotteshaus.<br />

Erna ist die Küsterin, die sich liebevoll um Blumenschmuck<br />

und Pflege der Kapelle kümmert.<br />

Einmal im Monat wird hier Heilige Messe gefeiert.<br />

Der Bach, der das kleine Kneipp-Becken<br />

vor dem Gotteshaus speist, sei jedenfalls „noch<br />

nie zugefroren, dafür ist der Druck aus dem<br />

Hang zu stark“, meint Heinrich Palms. Davor<br />

stehen Holzbänke, ein Tisch – eine Idylle. Der<br />

denkbar größte Kontrast hierzu ist das, was<br />

man mit Blick nach oben sieht: In luftiger Höhe<br />

überspannt wuchtig die Talbrücke der B 51 den<br />

Ort. Mathilde Weinandy, Stadtbürgermeisterin<br />

von Prüm, die ebenfalls im Dausfelder Neubaugebiet<br />

wohnt, sieht das Bauwerk eher pragmatisch:<br />

„Welches Dorf hat schon so eine Brücke!“<br />

Die sei zudem hoch genug, der Verkehrslärm<br />

werde einfach über das Dorf darunter hinweg<br />

geweht. Unter der Brücke, wenige Meter die<br />

Ortsstraße hinauf, steht Dausfelds einst einzige

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