o7_Pruem_Juni18
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Dorf unter der Brücke: Blick auf das Neubaugebiet am Hang und Alt-Dausfeld unten im Prümtal.<br />
UND DARÜBER NOCH EINE BRÜCKE<br />
Normalerweise lernt man ein Dorf kennen indem man einfach die Hauptstraße entlang geht,<br />
horizontal von A nach B. Das gilt nicht für Dausfeld. Hier empfiehlt sich - je nach Ausgangspunkt –<br />
der Gang von unten nach oben, oder umgekehrt: Ein Dorf in der Vertikalen.<br />
Ganz oben blinzelt Rudolf Deist gerade<br />
in die Frühjahrssonne. Es ist kurz nach<br />
11:30 Uhr an diesem Vormittag und Deist hat,<br />
wie immer von montags bis freitags, gerade<br />
seine Holzhütte „De Frittebud“ aufgesperrt.<br />
„Heute ist Schnitzeltag!“ lacht der Inhaber der<br />
kleinen Versorgungsstation, die zur Mittagspause<br />
und bis Feierabend der Belegschaften<br />
im Industriegebiet Dausfelder Höhe geöffnet<br />
ist. Mehr als 1000 Arbeitsplätze gibt es an dem<br />
nach dem Industriegebiet Weinsheim zweitgrößten<br />
Standort für Produktion und Handel in<br />
der Verbandsgemeinde Prüm. Heute verbindet<br />
man mit „Dausfeld“ vor allem dieses Areal – zu<br />
Unrecht. Denn von hier aus sieht man den im<br />
Jahr 816 erstmals als „Deofansfeld“ urkundlich<br />
erwähnten Ort überhaupt nicht.<br />
Dafür geht es erst einmal die steile Straße von<br />
der Höhe hinunter, vorbei an einem großen<br />
Wohngebiet am Hang. Neu-Dausfeld könnte<br />
man es nennen. „Wir haben damals fast<br />
alle hier gebaut“, meint Franz-Josef Keilen,<br />
Ortsvertrauensmann von Dausfeld. Einen<br />
eigenen Ortsbürgermeister hat der Ort seit der<br />
Eingemeindung mit Prüm 1972 nicht mehr. Das<br />
„hier“, das Keilen meint, ist ein Wohnareal für<br />
heute fast 400 der rund 490 Einwohner von<br />
Dausfeld – der neue Ortsteil ist zugleich der<br />
weitaus größte. „Ich kann mich noch gut an<br />
die Zeit erinnern, als wir hier unseren Bauplatz<br />
gekauft haben“, so Annemie Wilwers, die eine<br />
der ältesten Anwohner im Neubaugebiet ist.<br />
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„Hier gab es beim Bau zuerst noch keinen<br />
Strom. Wir haben uns den Bulldog geliehen, um<br />
über die Batterie die Speismaschine anzuschmeißen.“<br />
Umstände, die auch Wilwers‘ in<br />
Kauf nahmen. So günstiges Bauland fehlte im<br />
nahen Prüm. Der Blick vom Hang ins idyllische<br />
Ortsvertrauensmann Franz-Josef Keilen am Kneipp-Brunnen<br />
in Alt-Dausfeld.<br />
Annemie Wilwers (links) und Edith Hermes-Scho,<br />
1. Vorsitzende des Bürgervereins vor dem Bürgerhaus,<br />
dem Treffpunkt der Dorfgemeinschaft.<br />
Prümtal sowieso. Was oberhalb des historischen<br />
Ortskerns gebaut wurde waren auch eine<br />
ganze Reihe Fertighäuser des Anbieters Streif,<br />
der sich ebenfalls Anfang der 1970er Jahre im<br />
neuen Industriegebiet im nahen Weinsheim<br />
als eines der ersten Unternehmen angesiedelt<br />
hatte. Am Hang in Dausfeld entstand so eine<br />
der ersten Musterhaussiedlungen. Den Hang<br />
hinab fließt ein kleiner Bach, der unten im Tal<br />
einen Brunnen an der Odiliakapelle speist. Hier<br />
beginnt nun die eigentliche Runde durch Alt-<br />
Dausfeld, eine knapp 350 Meter lange Strecke<br />
entlang der wenigen Häuser an der Kreisstraße<br />
164. Eine Links, zwei Rechtskurven - schon<br />
hat man Dausfeld wieder verlassen. Erna und<br />
Heinrich Palms warten schon vor dem kleinen<br />
Gotteshaus.<br />
Erna ist die Küsterin, die sich liebevoll um Blumenschmuck<br />
und Pflege der Kapelle kümmert.<br />
Einmal im Monat wird hier Heilige Messe gefeiert.<br />
Der Bach, der das kleine Kneipp-Becken<br />
vor dem Gotteshaus speist, sei jedenfalls „noch<br />
nie zugefroren, dafür ist der Druck aus dem<br />
Hang zu stark“, meint Heinrich Palms. Davor<br />
stehen Holzbänke, ein Tisch – eine Idylle. Der<br />
denkbar größte Kontrast hierzu ist das, was<br />
man mit Blick nach oben sieht: In luftiger Höhe<br />
überspannt wuchtig die Talbrücke der B 51 den<br />
Ort. Mathilde Weinandy, Stadtbürgermeisterin<br />
von Prüm, die ebenfalls im Dausfelder Neubaugebiet<br />
wohnt, sieht das Bauwerk eher pragmatisch:<br />
„Welches Dorf hat schon so eine Brücke!“<br />
Die sei zudem hoch genug, der Verkehrslärm<br />
werde einfach über das Dorf darunter hinweg<br />
geweht. Unter der Brücke, wenige Meter die<br />
Ortsstraße hinauf, steht Dausfelds einst einzige