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2018/29 - unternehmen[!] - August

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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 6 3<br />

Digitaler<br />

Taktgeber<br />

Der Markt ist umkämpft, der Wandel rasant:<br />

Stefan Bill steht in diesen unruhigen Zeiten an der<br />

Spitze der Sparkasse Ulm – seit 100 Tagen.<br />

Personal Warum sich Firmen über Familien Gedanken machen sollten SEITE 6<br />

Patente Wie Mittelständler ihre Ideen schützen können SEITE 33<br />

Pubertät Führungskräfte erinnern sich: Mein erster eigener Urlaub SEITE 42


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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[inhalt]<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

wirtschaftspolitisch herrscht in Deutschland<br />

Stillstand und doch läuft die Konjunktur<br />

gut. Die Unionskrise und der CSU-Komödianten-Stadl<br />

lähmen die Bundesregierung<br />

und zeigen zugleich: Für die Wirtschaft ist es<br />

von Vorteil, wenn niemand hineinregiert.<br />

Dennoch hat Deutschland Reformbedarf,<br />

beispielsweise bei Digitalisierung und Rente.<br />

Diese Themen gehören auch nicht auf die<br />

lange Bank geschoben. Unternehmen können<br />

sich nicht so viel Zeit nehmen wie die<br />

Politik. Das Veränderungstempo ist hoch,<br />

wie unser Titelinterview mit dem neuen<br />

Vorstandschef der Sparkasse Ulm, Stefan Bill,<br />

zeigt. Er spricht davon, dass die Wirtschaft<br />

in der Region voll im Saft steht. Das liegt an<br />

innovativen Unternehmen, die wissen wie<br />

sie ihre Ideen schützen können (S.33), an<br />

Machern wie dem Elektro-Autobauer Efa-S<br />

und findigen Tüftlern wie Rezemo (S.28).<br />

Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre!<br />

Ihr Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

[führen]<br />

6 Wie es euch gefällt So machen sich<br />

Unternehmen fit für die Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie<br />

[titelthema]<br />

10 Stratege in der Neuen Mitte<br />

Sparkassen-Chef Stefan Bill im<br />

Gespräch<br />

[spezial]<br />

20 Aufladen, bitte! Die Tranporter-<br />

Branche steht unter Strom<br />

33 Patente Lösungen Lassen Sie sich Ihre<br />

Ideen nicht klauen<br />

[machen]<br />

26 Der mit den großen Vögeln Wolfgang<br />

Schmid aus Waldburg züchtet Strauße<br />

30 Alles im Griff Legt Design in unsere<br />

Hand – Griffwerk aus Blaustein<br />

36 Aus alt mach Elektro Die EFA-S GmbH<br />

aus Zell/Aichelberg sorgt für E-Mobilität<br />

[gründen]<br />

28 Die Kapsel-Revolution Rezemo aus<br />

Stuttgart: nachhaltiger Kaffee-Genuss<br />

mit Holz<br />

[finanzieren]<br />

38 Mit schützender Hand<br />

Familien stif tungen zum Wohl von Firma<br />

und Hinterbliebenen<br />

[leben]<br />

44 Sommer, Sonne, Abenteuer<br />

Führungskräfte erinnern sich an ihren<br />

ersten eigenen Urlaub<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 Conti baut Forschungscampus<br />

4 Millionen-Projekt von Boehringer<br />

in Biberach<br />

5 Schuler und das gute Gefühl mit<br />

Bargeld<br />

32 Ferienaktion für Schüler<br />

45 Sensoren schützen Radfahrer<br />

46 1000 neue Arbeitsplätze im Allgäu<br />

46 Impressum<br />

06<br />

20 28<br />

26 33<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Conti baut Forschungscampus<br />

Die Medien sind voll von Themen<br />

rund um das autonome Fahren,<br />

in Ulm wird an dieser Zukunftstechnologie<br />

geforscht. Die<br />

Stadt an der Donau hat sich in<br />

Deutschland zu einem der Hot-<br />

Spots für Car-IT entwickelt –<br />

auch dank des Continental-Konzerns<br />

aus Hannover. Der hatte<br />

vor knapp fünfeinhalb Jahren in<br />

der sogenannten „Wissenschaftstadt“<br />

ein Forschungszentrum<br />

eröffnet und 120 ehemalige Nokia-Mitarbeiter<br />

eingestellt, nachdem<br />

der finnische Mobilfunkkonzern<br />

seine Handyforschung<br />

aufgegeben hatte.<br />

Heute arbeiten bei Conti in Ulm<br />

und Neu-Ulm rund 500 Mitarbeiter,<br />

verteilt an drei Standorten, an<br />

der „Vision zero“, also dem Ziel<br />

des unfallfreien Fahrens. Weil der<br />

Geschäftsbereich Fahrerassistenzsysteme<br />

als Teil der Division<br />

Chassis & Safety boomt, will<br />

Conti in der Region weiter wachsen<br />

und die Zahl der Mitarbeiter<br />

erhöhen. Daher baut der Autozulieferer<br />

in Neu-Ulm einen Forschungscampus,<br />

der im Januar<br />

2021 bezogen werden soll. Damit<br />

wird das 4000 Quadratmeter große<br />

bisherige Forschungszentrum<br />

frei, das der Darmstädter Software<br />

AG-Stiftung gehört.<br />

Die Zentrale für den Standort<br />

Ulm, an dem es um Kamera und<br />

Radarsysteme zur Erfassung des<br />

Fahrzeugumfeldes geht, sitzt in<br />

Lindau. Dort arbeiten rund 850<br />

Mitarbeiter an 25 Standorten, unter<br />

anderem in den USA, Mexiko,<br />

Japan, Korea, Indien, China, Philippinen,<br />

Rumänien und Deutschland.<br />

Weltweit sind 7000 Mitarbeiter<br />

im Geschäftsbereich<br />

Fahrerassistenzsysteme tätig.<br />

Dieser entwickelt und produziert<br />

als Systemlieferant Sensoren,<br />

Fahrfunktionen und Steuergeräte<br />

für das assistierte sowie automatisierte<br />

Fahren. 2017 betrug<br />

der Umsatz mit Assistenzsystemen<br />

1,6 Milliarden Euro. 2020<br />

sollen es bereits 2,5 Milliarden<br />

Euro sein. [!]<br />

AMB<br />

In Ulm und Lindau wird an Fahrerassistenzsystemen geforscht, produziert<br />

werden sie unter anderem in Ingolstadt. <br />

Foto: Jörg Koch<br />

Millionen-Projekt von Boehringer in Biberach<br />

Das Pharma<strong>unternehmen</strong><br />

Boehringer Ingelheim baut für<br />

230 Millionen Euro ein neues<br />

Entwicklungszentrum für biotechnisch<br />

produzierte Wirkstoffe<br />

in Biberach. Das Gebäude soll<br />

im Jahr 2020 bezogen werden.<br />

„Die Investition ist ein wichtiger<br />

Baustein in der langfristigen Strategie<br />

des Unternehmens“, betonte<br />

Fridtjof Traulsen, der Leiter<br />

Globale Entwicklung Humanpharma.<br />

„Damit setzen wir auf<br />

einen zunehmenden Anteil biologischer<br />

Arzneimittel in unserer<br />

Pipeline – insbesondere in zwei<br />

unserer Kernbereiche: nämlich<br />

Immunonkologie und Immunologie”,<br />

sagte Traulsen. Baden-<br />

Württemberg ist nach den Worten<br />

von Nicole Hoffmeister-Kraut<br />

schon heute der Pharmastandort<br />

Nummer 1 in Deutschland. „Das<br />

Entwicklungszentrum ist ein<br />

starkes Signal, um diese Kompetenz<br />

auszubauen“, sagte die baden-württembergische<br />

Wirtschafts-<br />

und Arbeitsministerin<br />

bei der Grundsteinlegung des<br />

Neubaus. Neben Biopharmazeutika,<br />

gehören Humanpharmazeutika<br />

und Tiergesundheit zu den<br />

230 Millionen Euro fließen in das neue Entwicklungszentrum.<br />

Geschäftsbereichen von Boehrunger<br />

Ingelheim. In dem neuen<br />

Entwicklungszentrum sollen<br />

biologische Analytik, Prozessentwicklung<br />

und die Medikamentenherstellung<br />

für klinische Studien<br />

gebündelt und Abläufe<br />

optimiert werden. Mit dem Einzug<br />

in das Gebäude Ende 2020<br />

wird das Entwicklungsteam in<br />

Biberach nach und nach um weitere<br />

100 auf insgesamt 500 Mitarbeiter<br />

anwachsen.<br />

Konzwernweit arbeiten rund<br />

50.000 Mitarbeiter für den Arzneimittelhersteller,<br />

6013 davon<br />

am Standort Biberach. Im vergangenen<br />

Jahr erwirtschaftete der<br />

Pharma-Experte Umsatzerlöse<br />

von 18,1 Milliarden Euro. [!] SEI<br />

4


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Schuler und das gute Gefühl mit Bargeld<br />

Mit Umfragen im Auftrag von<br />

Unternehmen ist das so eine Sache.<br />

In aller Regel verfolgen Unternehmen<br />

eigene Interessen.<br />

Umso überraschender kommen<br />

auf den ersten Blick die Ergebnisse<br />

einer Umfrage daher, die der<br />

Göppinger Pressenbauer Schuler<br />

in Auftrag gegeben hat. Das Ergebnis:<br />

Die Bürger im deutschsprachigen<br />

Raum wollen nicht<br />

auf Münzgeld verzichten.<br />

89 Prozent der Bevölkerung in<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz haben in den vergangenen<br />

48 Stunden Münzen als Zahlungsmittel<br />

verwendet. 86 Prozent<br />

der Befragten finden es<br />

wichtig, dass es Münzen gibt, sogar<br />

89 Prozent sind es in der<br />

Schweiz. 88 Prozent gibt Bargeld<br />

ein gutes Gefühl, und sieben von<br />

zehn Teilnehmern an der Umfrage<br />

vermitteln Münzen beim Bezahlen<br />

Sicherheit. Die Sicherheitsmerkmale<br />

der Münzen<br />

überprüft kaum jemand. Da<br />

kommt wieder Schuler ins Spiel.<br />

Denn Entwicklungen wie die<br />

Fünf-Euro-Sammlermünze mit<br />

Polymerring werden mit Schuler-<br />

Technologie geprägt und bieten<br />

verschiedene Sicherheitsmerkmale.<br />

Vor wenigen Wochen erschien<br />

die dritte Ausgabe der<br />

Münze „Subtropische Zone“.<br />

2017 erwirtschafteten 6570 Schuler-Mitarbeiter<br />

einen Umsatz von<br />

1,23 Milliarden Euro. Das Ergebnis<br />

vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen<br />

stieg auf 141 Millionen<br />

Euro. [!]<br />

AMB<br />

Viele Sammlermünzen werden mit Schuler-Technologie geprägt.<br />

Grüße von<br />

Bosshoss<br />

Mit einem Fest und viel Wertschätzung<br />

haben Mitarbeiter,<br />

Weggefährten und Kunden Thomas<br />

Witzel (61) in den Ruhestand<br />

verabschiedet. Witzel bekam vor<br />

200 Gästen unter anderem Videogrüße<br />

von den Bosshoss-Sängern<br />

Boss Burns<br />

und Hoss Power.<br />

Witzel<br />

hatte in seiner<br />

Zeit als<br />

Mitglied der<br />

Mit großer Party<br />

in den Ruhestand:<br />

Thomas Witzel.<br />

Geschäftsleitung<br />

für den<br />

Mercedes-<br />

Lkw-Vertrieb<br />

in Deutschland<br />

die Sänger<br />

für die Einführung des Modells<br />

Actross gewinnen können.<br />

Seit 1985 hatte er im Daimler-<br />

Konzern Karriere gemacht. Zuletzt<br />

leitete er die Vertriebsdirektion<br />

Nutzfahrzeuge Württemberg<br />

mit Sitz in Neu-Ulm. AMB<br />

Thürheimer verkauft sein<br />

Geschäft an Lucky Bike<br />

Seeberger investiert<br />

im Ulmer Donautal<br />

Seit 86 Jahren betreibt Familie<br />

Thürheimer das Fahrradfachgeschäft<br />

Thürheimer in Ulm, jetzt<br />

hat sie das Unternehmen verkauft.<br />

Neuer Eigentümer ist Lucky<br />

Bike. Der Fahrradhändler aus<br />

Bielefeld hat derzeit 26 Filialen<br />

und einen Online-Shop. Der Verkauf<br />

des Geschäfts in der Blaubeurer<br />

Straße hat laut Ex-Chef<br />

Mark Thürheimer rein persönliche<br />

Gründe, wirtschaftlich stehe<br />

das Fahrradgeschäft gut da. Kündigungen<br />

seien nie ein Thema<br />

gewesen: „Für die Mitarbeiter ändert<br />

sich nichts“, betont er. Der<br />

neue Besitzer suche sogar nach<br />

Verstärkung. [!] SEI/KLI<br />

Seeberger baut an seinem Stammsitz<br />

im Industriegebiet Donautal<br />

bis 2020 ein funfstöckiges Multifunktionsgebäude.<br />

Der Spezialist<br />

für Nüsse, Trockenfrüchte und<br />

Kaffee plant in der Hans-Lorenser-Straße<br />

ein Café mit Shop, das<br />

zu einem Treffpunkt für junge<br />

Menschen werden soll. In den<br />

oberen Geschossen sollen Arbeitsplätze<br />

für etwa 160 Mitarbeiter<br />

enstehen. Derzeit beschäftigt<br />

Seeberger rund 550 Mitarbeiter<br />

am Standort Ulm. Das Café von<br />

Seeberger befindet sich im Moment<br />

in einem Containerdorf am<br />

Haupteingang. Im Jahr 2020 soll<br />

der Neubau fertig sein. Das Unternehmen<br />

investiert dafür 25<br />

Millionen Euro. [!] SEI/KÖ<br />

Schutz vor<br />

Hackern<br />

Gemeinsam mit Partnern aus der<br />

Industrie und Wissenschaft entwickeln<br />

Ulmer Forscher in den<br />

nächsten drei Jahren ein Konzept<br />

für IT-Sicherheit in fahrerlosen<br />

Fahrzeugen. „Kein Passagier eines<br />

zukünftigen automatisierten<br />

Taxis soll befürchten müssen,<br />

sein Ziel wegen eines Hackerangriffes<br />

nicht zu erreichen“, sagt<br />

Frank Kargl, Professor am Ulmer<br />

Institut für Verteilte Systeme und<br />

wissenschaftlicher Leiter des Verbundprojektes<br />

„SecForCars“. Ziel<br />

der Forschung ist es, Schutzmaßnahmen<br />

in das Zusammenspiel<br />

zwischen Sensoren, Kameras und<br />

Bordcomputer zu integrieren.<br />

Das Projekt bringt Experten der<br />

Themen IT-Sicherheit und automatisiertes<br />

Fahren zusammen.<br />

Autohersteller Audi und Zulieferer<br />

Infineon sind beteiligt. „Sec-<br />

ForCars“ wird mit 7,5 Millionen<br />

Euro vom Bundesforschungsministerium<br />

gefördert. [!] SEI/JON<br />

5


6<br />

Illustrationen Seiten 6 – 8: © ivector, © Viktoriia Panchenko, © studiostoks, © Mushakesa – alle shutterstock.com


FOCUS–GESUNDHEIT 04 | <strong>2018</strong><br />

FOCUS–GESUNDHEIT 04 | <strong>2018</strong><br />

<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[führen]<br />

Wie es euch gefällt<br />

Im Jahr <strong>2018</strong> suchen sich Mitarbeiter ihre Arbeitgeber aus – und nicht umgekehrt. Das Thema Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf wird für viele Firmen zum Prüfstein, sagen Petra Bergmann und Sabrina Ring und sehen Handlungsbedarf.<br />

Gute Arbeitgeber wissen, dass sie von<br />

glücklichen Mitarbeitern profitieren.<br />

Zufriedene Beschäftigte sind motivierter,<br />

engagierter, weniger krank und leisten<br />

bessere Arbeit – zum Wohl des Unternehmens.<br />

Das belegt eine ganze Reihe von Studien.<br />

Fortschrittliche Unternehmen achten daher<br />

auf die Führung ihrer Mitarbeiter und das<br />

Betriebsklima. Dafür bieten sie subventionierte<br />

Kita-Plätze und manches mehr an.<br />

Doch obwohl die Angebote für die Mitarbeiter<br />

zunehmen, ist der Alltag herausfordernd.<br />

Das ist die Erfahrung von Petra Bergmann,<br />

Business-Coach mit 20 Jahren Trainer- und<br />

Beratungserfahrung<br />

in der Führungskräfte-<br />

und<br />

Organisationsentwicklung,<br />

sowie<br />

Sabrina Ring. Die<br />

Personalleiterin<br />

der Ulmer Seeberger<br />

GmbH macht<br />

dafür mehrere<br />

Personalleiterin<br />

Sabrina Ring.<br />

Gründe aus. Zum<br />

einen, sei die Erwartungshaltung<br />

der Mitarbeiter an die Firmen gestiegen.<br />

Zum anderen veränderten sich die gesellschaftlichen<br />

Rollenbilder. Ein<br />

Großteil der Mitarbeiter, die eine<br />

Familie gründen, tun sich schwer,<br />

strategisch ihre Familienplanung<br />

mit dem Arbeitsleben in<br />

Einklang zu bringen. Das ist aber<br />

die Voraussetzung, damit Unternehmen<br />

maßgeschneiderte<br />

Angebote für ihre Mitarbeiter<br />

entwickeln können und diese<br />

sich wohl fühlen“, betont Ring.<br />

Vor diesem Hintergrund bergen die<br />

familiären Herausforderungen für die Unternehmen<br />

die Gefahr, die Leistungsfähigkeit<br />

guter Kräfte zu verlieren. „Dies geht oft einher<br />

mit einer Minderung der Lebensqualität der<br />

Mitarbeiter“, sagt Petra Bergmann und schildert<br />

den Fall eines 30-jährigen Leistungsträgers.<br />

Der junge Mann hat seine erste Führungsposition<br />

inne, ist stark gefordert und<br />

hofft seit Monaten, dass sich die berufliche<br />

Situation wieder normalisiert. Der Firmenchef<br />

hält große Stücke auf ihn, bürdet ihm<br />

stetig mehr Aufgaben bei der Neustrukturierung<br />

des Unternehmens auf. Der junge Mann,<br />

der sich bewusst für Karriere entschieden hat,<br />

ist verheiratet, hat mit seiner Frau zwei kleine<br />

Kinder und fühlt sich mittlerweile zwischen<br />

den Welten aufgerieben. „Einerseits hat er den<br />

Wunsch, seiner Frau Aufgaben in der Familie<br />

abzunehmen, andererseits ist er mit der Mehrfachverantwortung<br />

an seiner Belastungsgrenze“,<br />

sagt Bergmann. Seine Frau hat ihren früheren<br />

Führungsjob aufgegeben und arbeitet<br />

„nur noch“ halbtags. Sie fordert die Unterstüt-<br />

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7


[führen] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Business-Coach<br />

Petra Bergmann.<br />

zung ihres Mannes<br />

ein und dass er an<br />

bestimmten Tagen<br />

um 17 Uhr zuhause<br />

ist, damit auch<br />

sie ihren Zielen<br />

nachgehen kann.<br />

Für den 30-Jährigen<br />

wird dies zunehmend<br />

zu einer<br />

großen psychischen<br />

Belastung.<br />

Der Fall des jungen<br />

Paares ist kein Einzelfall. Viele Männer scheitern<br />

an dem veränderten gesellschaftlichen<br />

Rollenbild einhergehend mit ihrer Mehrfachverantwortung<br />

und ihrem Anspruch, mehr<br />

Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.<br />

Familienfreundlichkeit als Markenzeichen<br />

Kita-Plätze für Mitarbeiterkinder bieten heute zumindest die fortschrittlichen Unternehmen an.<br />

Foto: © DeeMPhotography / shutterstock.com<br />

ENTTÄUSCHTE ERWARTUNGEN<br />

In einer Zeit, in der junge Familien häufig<br />

nicht mehr ein soziales Netz oder die Großeltern<br />

in der Nähe haben, bergen solche Belastungssituationen<br />

Sprengstoff für Beziehungen.<br />

Häufig schleicht sich in solchen<br />

Situationen das Gefühl ein, nicht mehr als<br />

Paar zu funktionieren. „Hauptproblem ist der<br />

fehlende Austausch. Wenn Vorwürfe sich<br />

wiederholen oder vermeintliches Wissen<br />

durch Interpretation von Situationen die<br />

Kommunikation bestimmen, befindet sich<br />

das Paar in einer ernstzunehmenden Krise“,<br />

sagt Gisela Backes vom PME Familienservice.<br />

Auch Firmen bekommen diese Themen zu<br />

spüren und müssen darauf reagieren. Denn<br />

Mitarbeiter haben heute den Anspruch an ihren<br />

Arbeitgeber, dass sie ihre persönlichen<br />

In Zeiten des Fachkräftemangels ist es<br />

für Unternehmen unerlässlich, ihre Mitarbeiter<br />

zu halten. Die Nachbesetzung einer<br />

Stelle koste bis zu 20.000 Euro, sagt Sabrina<br />

Ring, Personalleiterin der Seeberger<br />

GmbH. Wiederbesetzungen seien schwierig<br />

und langwierig. Häufig seien danach<br />

die Personalkosten höher. Zudem hätten<br />

die Firmen das Risiko, ob sie den Richtigen<br />

oder die Richtige gefunden haben.<br />

Wer sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren<br />

will, kommt am Thema Familienfreundlichkeit<br />

nicht vorbei, sagt Business-<br />

Coach Petra Bergmann. Durch die<br />

gesetzlichen Elternzeitregeln und flexible<br />

Arbeitszeitmodelle sei es Normalität,<br />

dass beide Elternteile weiter arbeiten wollen.<br />

Eine familienfreundliche Personalpolitik<br />

rücke damit in den Fokus unternehmerischen<br />

Handelns. <br />

AMB<br />

und privaten Lebensansprüche und Ziele mit<br />

dem Berufsleben vereinbaren können. Dies<br />

erfordert in der Zukunft von jedem Unternehmen<br />

noch viel mehr individuelle und kreative<br />

Lösungsansätze und Möglichkeiten, die gemeinsam<br />

erarbeitet werden müssen, sagt<br />

Ring. Allerdings setzt dies voraus, dass die<br />

Mitarbeiter auch bereit sind, Eigenverantwortung<br />

für ihr privates sowie geschäftliches Leben<br />

zu übernehmen und sich zu positionieren<br />

– auch im Bewusstsein der Konsequenzen.<br />

Der Anbieter von Trockenfrüchten, Kaffee<br />

und Tee hat ein ausgeklügeltes Personalkonzept,<br />

um die Mitarbeiter zu unterstützen.<br />

Auch andere Unternehmen<br />

stehen vor diesen<br />

Herausforderungen, ergänzt<br />

Business-Coach Petra<br />

Bergmann. Eine familienfreundliche<br />

Personalpolitik rückt damit<br />

zunehmend in den<br />

Fokus unternehmerischen<br />

Handelns. Doch häufig<br />

denken die Unternehmen<br />

noch zu sehr in Ressourcen.<br />

Es gehe aber nicht allein darum Plätze in<br />

einer bestimmten Kita zu buchen, sondern<br />

um langfristige tragfähige Lösungen für alle<br />

Beteiligten zu finden, um die Lebensqualität<br />

innerhalb der Familie und die Leistungsfähigkeit<br />

im Unternehmen erhalten zu können.<br />

Nach den Worten von Bergmann und Ring ist<br />

es an der Zeit, dass Unternehmen einen ganzheitlichen<br />

Ansatz wählen und die Eigenverantwortung<br />

für eine bewusste Familien- und<br />

Berufsplanung der Mitarbeiter stärken. Erst<br />

wenn Mitarbeiter sich ihre Bedürfnisse bewusst<br />

gemacht haben, könne das Unternehmen<br />

sie mit maßgeschneiderten Lösungen<br />

unterstützen und eine Strategie entwickeln.<br />

Exklusiv für Leser von <strong>unternehmen</strong>[!] bieten<br />

die Expertinnen am 11. Oktober einen Impuls-Vortrag<br />

an. Darin geht es unter anderem<br />

um Antworten auf die Frage, wie Arbeitgeber<br />

erreichen, dass ihre Mitarbeiter eigenverantwortlich<br />

ihren beruflichen Werdegang nicht<br />

aus den Augen verlieren und diesen mit dem<br />

Familienleben und den beruflichen Zielen<br />

langfristig vereinbaren können. Anmeldung<br />

unter: erleben.swp.de/netzwerk [!]<br />

<br />

ALEXANDER BÖGELEIN<br />

8


„Nächster Halt: Familie.<br />

Anschlussmöglichkeiten zur Karriere.“<br />

Wir laden Unternehmer und Personalverantwortliche zum Impulsvortrag<br />

„Strategieentwicklung Projekt Familie“ ein.<br />

Der Inhalt:<br />

Gute Mitarbeiter sind die Basis für den<br />

Unternehmenserfolg. Wer die persönlichen<br />

Lebensansprüche seiner Mitarbeiter mit den<br />

Unternehmenszielen vereinbaren kann, hat die<br />

Nase vorn. Für viele ist es eine echte Herausforderung,<br />

Familie und Arbeit zu verbinden.<br />

Diese gemeinsam zu managen, ist letztlich<br />

eine Win-Win-Strategie für Unternehmen und<br />

Mitarbeiter.<br />

Die Referentinnen:<br />

Petra Bergmann (BEMA Coaching) und<br />

Sabrina Ring (Personalleitung Seeberger)<br />

Termin & Anmeldung:<br />

Donnerstag, 11. Oktober <strong>2018</strong>,<br />

14 – 16 Uhr, SÜDWEST PRESSE Galerie.<br />

Anmeldung unter:<br />

erleben.swp.de/netzwerk<br />

oder 0731-156-619.<br />

Die Teilnahme ist kostenlos.<br />

Eine Initiative von:<br />

NETZWERK „MIT MEHRWERT“<br />

jobs.swp.de


[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

10


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[titelthema]<br />

Stratege in der<br />

Neuen Mitte<br />

Die Wünsche der Kunden und die Digitalisierung geben den Takt für die<br />

Veränderung der Sparkasse Ulm vor. Stefan Bill steht seit April an deren Spitze.<br />

Ein Gespräch über den scharfen Wettbewerb in der Branche, Erwartungen,<br />

moderne Technik und künftige Strukturen.<br />

Herr Bill, lassen Sie uns über Einkommen reden:<br />

Wie haben Sie Ihre erste D-Mark verdient?<br />

Als Wochenblatt-Austräger. Damals gab es zwei Pfennig<br />

pro Zeitung plus ein Pfennig pro Werbeeinlage.<br />

Mein Bruder und ich sind mit Fahrrad und Rollschuhen<br />

losgezogen.<br />

Wie haben Sie Ihr Kapital vermehrt?<br />

Indem ich Aufträge ausgeübt habe, die besser bezahlt<br />

werden. Zum Beispiel hab ich auf Veranstaltungen Keyboard<br />

gespielt, teilweise mit anderen, teilweise alleine.<br />

Auf Hochzeiten oder Geburtstagen. Außerdem habe<br />

ich Keyboard-Unterricht gegeben.<br />

Ihr jetziger Posten ist noch ein bisschen besser dotiert.<br />

Haben Sie einen Anruf von einem Headhunter<br />

bekommen?<br />

So schnell wie ich mich beworben habe, hätte der mich<br />

gar nicht anrufen können. Aber im Ernst: Die Ausschreibung<br />

war für mich ein 100-prozentiger Treffer. In<br />

allen genannten Ressorts hatte ich bereits Erfahrung<br />

gesammelt.<br />

Und warum aus dem schönen Oberbayern nach Ulm?<br />

Die Sparkasse Ulm ist ein sehr interessantes Institut,<br />

auch von der Größe her. Für mich als gebürtigen Augsburger<br />

ist auch die Lage klasse: In einem Haus dieser<br />

Größe wieder so nah an die Familie ranzurücken und<br />

dann auch noch in so einer wunderschönen Stadt. Ulm<br />

und der ganze Alb-Donau-Kreis gefallen mir sehr gut.<br />

Welche Kriterien muss ein Vorstandschef der Sparkasse<br />

Ulm erfüllen?<br />

Da gibt es strikte Regularien und Anforderungen an<br />

Kompetenzen und Berufserfahrung, die im Kreditwesengesetz<br />

und im Sparkassengesetz geregelt sind. Erst<br />

dann gibt einem die Bafin als Aufsichtsbehörde den<br />

Stempel, Geschäftsleiter werden zu dürfen. Ich war bereits<br />

in meiner vorherigen Tätigkeit Vorstandsvorsitzender<br />

einer Sparkasse. Daher war klar, dass ich die<br />

nötigen Kompetenzen mitbringe.<br />

Sie sind seit 100 Tagen im Amt. Was war die größte<br />

Umstellung?<br />

Die größte Herausforderung ist es, den kompletten Familien-<br />

und Lebensmittelpunkt zu verlagern. Angesichts<br />

der Distanz von 240 Kilometern muss ich viele<br />

private Kontakte größtenteils aufgeben. Sich neu zu<br />

verorten, alle Mitarbeiter, Kunden und städtischen<br />

Funktionsträger kennenzulernen, ist eine riesige Umstellung.<br />

Ein Stück weit wird alles auf null gesetzt.<br />

Manche Mitarbeiter staunen ob des Tempos, das<br />

sie an den Tag legen.<br />

Das Schöne war, dass ich von Tag eins an einen Warmstart<br />

hatte. Gemeinsam mit meinem Vorgänger Manfred<br />

Oster war ich schon die vergangenen Monate auf<br />

Veranstaltungen oder in Kundengesprächen. Das war<br />

sehr hilfreich und hat mir vieles erleichtert. Ich hatte<br />

im Vorfeld auch Zugang zu den Betriebsdaten. So konnte<br />

ich mich etwas vorbereiten. Bis ich alles auf dem<br />

Schirm habe, wird es noch etwas dauern.<br />

Was sind die größten Aufgaben der Sparkasse Ulm?<br />

Das sind bei uns die gleichen wie bei jeder anderen<br />

Sparkasse und jedem anderen Kreditinstitut. Wir haben<br />

drei Riesenthemen: die bürokratischen Vorgaben<br />

der EU, das Niedrigzinsniveau und die Digitalisierung.<br />

An denen arbeiten wir alle, egal ob wir in Ulm, in Altötting-Mühldorf,<br />

Hamburg oder München sind.<br />

Zur Person<br />

Stefan Bill ist Frühaufsteher.<br />

Häufig<br />

sitzt er um 7 Uhr –<br />

oder früher – am<br />

Schreibtisch in seinem<br />

Büro. Zuvor hat<br />

er einen Spaziergang<br />

mit dem Familienhund<br />

hinter sich, einem<br />

Entlebucher<br />

Sennenhund. Ansonsten<br />

ist der<br />

46-Jährige (verheiratet,<br />

zwei Kinder) gerne<br />

in der Natur, vor<br />

allem in den Bergen.<br />

Nach Abitur und seiner<br />

Banklehre in<br />

Augsburg studierte er<br />

Betriebswirtschaft,<br />

bevor er im Sparkassen-Lager<br />

– von der<br />

IT über den bayerischen<br />

Verband – Karriere<br />

machte. In Altötting<br />

wurde Bill 2009<br />

in den Vorstand berufen,<br />

2013 rückte er an<br />

die Spitze. Seit<br />

100 Tagen ist er Vorstandschef<br />

der Sparkasse<br />

Ulm. AMB<br />

Stefan Bill, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Ulm, beschäftigt sich intensiv mit digitalen Technologien.<br />

11


[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Sein Zielsetzung ist es, Dinge<br />

zu analysieren, gemeinsam<br />

eine Strategie zu definieren<br />

und daraus abzuleiten, was<br />

das konkret für uns bedeutet:<br />

Sparkassenchef Stefan Bill.<br />

Wie bewerten Sie diese Riesenthemen?<br />

Die Digitalisierung ist aus meiner Sicht eine echte<br />

Chance, an der wir sehr produktiv arbeiten. Die bürokratischen<br />

Vorgaben sind notwendiges Übel, das wir<br />

schlichtweg erfüllen müssen. Und das Niedrigzinsniveau<br />

tut uns – wie allen anderen – weh. Deshalb sind<br />

wir überzeugt, dass es eine zeitliche Befristung geben<br />

muss. Sonst kommen wir immer mehr in einen Bereich,<br />

in dem die negativen Nebenwirkungen den Therapieerfolg<br />

deutlich übertreffen.<br />

Wie lange bleiben die Zinsen noch so niedrig?<br />

Ich meine, wir haben den Tiefpunkt gesehen. Solange<br />

nicht etwas Unvorhergesehenes passiert, werden die<br />

Zinsen aus meiner Sicht nicht mehr signifikant sinken.<br />

Und wie stark werden die Zinsen steigen?<br />

Seit Sommer 2016 sind sie ein gutes Stück nach oben<br />

gewandert. Die EZB drosselt derzeit ihr Einkaufsprogramm<br />

und will es zum Jahresende beenden, sodass ich<br />

mit tendenziell steigenden, aber nicht mit hohen Zinsen<br />

rechne.<br />

Alle Banken stehen unter Kostendruck und bauen<br />

Personal ab.<br />

Die Zahl der Beschäftigten in der Branche sinkt, weil<br />

sich die Prozesse verändern. Kostenmanagement gewinnt<br />

durch die verminderten Erträge infolge der Niedrigzinsen<br />

an Stellenwert. Auf der anderen Seite haben<br />

auch wir in der S-Finanzgruppe hohe Effizienzsteigerungsraten<br />

durch die zunehmende Digitalisierung.<br />

Wie stark wird die Sparkasse Ulm Stellen streichen?<br />

Derzeit gibt es noch keine Zielmarke, das wäre nach<br />

100 Tagen im Amt zu früh. Meine Zielsetzung ist es, die<br />

Dinge sauber zu analysieren, gemeinsam eine Strategie<br />

zu definieren und daraus abzuleiten, was das konkret<br />

für uns bedeutet. Neben der natürlichen Fluktuation<br />

steuern wir die Größe der Belegschaft beispielsweise<br />

über die Anzahl der Azubis, die wir einstellen wollen.<br />

Diese Zahl ist bereits zurückgegangen.<br />

Andere Banken schließen bereits Filialen. Bleibt die<br />

Sparkasse Ulm bei ihrer bisherigen Zurückhaltung?<br />

Die Filialstruktur zu überprüfen, ist eine Daueraufgabe.<br />

Für mich heißt das konkret, dass wir kontinuierlich<br />

überprüfen müssen, ob die Filialstruktur noch zeitgemäß<br />

ist.<br />

Woran messen Sie das?<br />

Daran, ob unsere Kunden die Filialen nutzen. Uns ist es<br />

wichtig, dass wir dort sind, wo unsere Kunden uns erwarten<br />

und moderne Lösungen anbieten. Nutzen Kunden<br />

bestimmte Infrastrukturen nicht mehr hinreichend,<br />

reagieren wir. Pläne für Schließungen haben<br />

wir nicht in der Schublade.<br />

Ein weiterer Kostenfaktor ist die Liquidität.<br />

Wir haben Vorschriften und müssen eine bestimmte<br />

kurzfristige Liquidität vorhalten, die wir so gering wie<br />

möglich halten.<br />

Um welche Summe geht es da?<br />

Wir hatten zum Bilanzstichtag am 31.12.2017 bei der<br />

Europäischen Zentralbank 45 Millionen Euro und<br />

nochmal 20 Millionen Euro in Tagesgeldern. Also halten<br />

wir zu diesem Zeitpunkt zusammengerechnet etwa<br />

65 Millionen Euro an täglicher Liquidität vor.<br />

12


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[titelthema]<br />

Was kostet das die Sparkasse?<br />

Für dieses Kapital gelten die 0,40 Minuszinsen. Das allein<br />

kostet 260.000 Euro pro Jahr. Je nachdem, wie es<br />

uns gelingt, in der Tagesdisposition Geldaufnahme<br />

und Geldanlage zu koordinieren, zahlen wir mal weniger<br />

und mal mehr.<br />

Wie attraktiv ist das Geschäft mit Spareinlagen der<br />

Kunden?<br />

Wir verdienen derzeit kein Geld damit, auch wenn die<br />

Kunden nichts bekommen. Die Geldpolitik der EZB<br />

führt dazu, dass ein großer Teil unserer Geschäfte heute<br />

keinen Ertrag bringen. Dennoch sehen wir das als vorübergehend<br />

an. Unser Interesse ist es weiterhin, erste<br />

Adresse für die Sparer in unserer Region zu sein.<br />

Früher war der Zins der Preis des Geldes.<br />

Ja, das stimmt. Der ist ein Stück weit ausgeschaltet.<br />

Aber das ist politisch gewollt. Dass Geld nicht mehr<br />

den Ertrag wie früher bringt, merken vor allem die Sparer<br />

– und die Finanzierer, weil diese historisch niedrige<br />

Zinsen bezahlen. Dafür müssen die Immobilienkäufer<br />

jedoch deutlich höhere Preise bezahlen.<br />

Im Firmenkundengeschäft verdienen die Banken<br />

noch, die Konkurrenz ist groß, unter anderem will<br />

die Commerzbank verstärkt den kleineren Mittelstand<br />

für sich gewinnen.<br />

Davor habe ich keine Angst. Wir haben – und das ist<br />

eines unserer Markenzeichen – eine große Nähe zu unseren<br />

Kunden und eine starke Vertrauensbasis. Wir<br />

begleiten sie seit Jahrzehnten. Auf diese Basis setzen<br />

wir – und auch unsere Kunden. Wir haben bewiesen,<br />

dass für uns in guten wie in schlechten Zeiten die glei-<br />

Der Wettbewerb im Firmenkundengeschäft<br />

nimmt zu.<br />

Stefan Bill hat davor keine<br />

Angst: „Unser Markenzeichen<br />

ist Kundennähe.“<br />

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13


[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

„Wenn Sie seit Jahrzehnten<br />

mit den gleichen Menschen<br />

zusammenarbeiten, wissen<br />

Sie, dass Sie sich auf Absprachen<br />

verlassen können.“<br />

chen Dinge zählen. Das ist eine ausgezeichnete Grundlage<br />

für das Geschäft der Zukunft.<br />

Wie hart ist der Wettbewerb?<br />

Der Markt ist extrem umkämpft, das fängt schon beim<br />

Privatkredit an. Sie werden immer irgendjemanden am<br />

Markt finden, der der Billigste ist. Die Frage ist doch<br />

aber, ob der Billigste auch der Preiswerteste<br />

ist. Die Sparkasse Ulm<br />

muss sich beim Preis nicht verstecken<br />

– ganz im Gegenteil: Eine aktuelle<br />

Verbraucheranalyse hat ergeben,<br />

dass wir zum Beispiel das<br />

bundesweit attraktivste Pauschal-<br />

Girokonto anbieten. Ich glaube,<br />

dass zum Preis aber noch andere<br />

wichtige Komponenten dazugehören.<br />

Welche sind das?<br />

Das Vertrauen zu den Mitarbeitern der Sparkasse. Wenn<br />

Sie seit Jahrzehnten mit den gleichen Menschen zusammenarbeiten,<br />

wissen Sie, dass Sie sich auf Absprachen<br />

verlassen können. Und Sie wissen, dass bei uns alle Entscheidungen<br />

vor Ort getroffen werden und nicht sonst<br />

Wir<br />

entscheiden<br />

stets von<br />

Angesicht zu<br />

Angesicht<br />

wo. Wir entscheiden immer von Angesicht zu Angesicht.<br />

Ich bin mir sicher, dass unsere Kunden das zu<br />

schätzen wissen.<br />

Gibt es Firmenkunden, die sich im Zweifel gegen<br />

den günstigeren Kredit entscheiden?<br />

Eines ist klar, wir müssen im Preis voll mithalten. Es passiert<br />

äußerst selten, dass wir aufgrund<br />

des Preises hinten runterfallen.<br />

Wir arbeiten alle in der gleichen<br />

Gemengelage, jeder muss sich refinanzieren.<br />

Keiner kann billiger verkaufen<br />

als er einkauft.<br />

Und keiner möchte sich schlechte<br />

Risiken holen.<br />

Wir haben Hochkonjunktur. Einzelwertberichtigungen<br />

sind seit<br />

Jahren ein Fremdwort. Das wird sich aber auch wieder<br />

ändern. Daran müssen wir heute schon denken. Ich<br />

möchte stets so entscheiden, dass ich auch in schwierigen<br />

Zeiten den Kunden begleiten kann.<br />

Die meisten Firmen haben aus der Finanzkrise gelernt<br />

und mehr Geld auf der hohen Kante. Was heißt<br />

14


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[titelthema]<br />

das für die Sparkasse als Mittelstandsfinanzierer?<br />

Die Krise 2009 hat die Unternehmen stärker gemacht.<br />

Sie achten mehr auf Liquidität. Am Ende geht es aber<br />

immer darum, maßgeschneiderte Lösungen zu finden.<br />

Jedes Unternehmen hat andere Ausgangsvoraussetzungen,<br />

da spielen Dinge wie Eigenkapital, Verschuldungsgrad<br />

und Eigentümerstruktur eine Rolle. Gleichzeitig<br />

geht es darum, was sie finanzieren wollen.<br />

Darüber hinaus hat auf Unternehmerseite die Vermögensberatung<br />

an Bedeutung gewonnen.<br />

Ändern sich die Vorlieben in der Finanzierung?<br />

Man merkt, dass Beteiligungen, Leasing und Factoring<br />

zunehmen. Das hat aber nicht zwingend damit zu tun,<br />

dass wir heute eine andere Finanzierungsstruktur haben,<br />

sondern vielmehr, dass wir in einer prosperierenden<br />

Region und in einer konjunkturell sehr stabilen<br />

Situation leben. Ich stelle fest, dass unsere Kunden sehr<br />

viel professioneller mit dem Thema Finanzierung umgehen<br />

als früher. Das Wichtigste ist, dass Investitionen<br />

laufzeitgerecht finanziert werden.<br />

Wie viele Firmenkunden müssen Strafzinsen auf<br />

ihre Einlagen bezahlen?<br />

Wir nennen das Verwahrentgelt, das ist kein Massenphänomen<br />

und betrifft nur einige Kunden.<br />

Stichwort Digitalisierung: Wie technikaffin sind Sie<br />

persönlich?<br />

Technik und Digitales haben mich schon immer interessiert.<br />

Ich trenne private und geschäftliche Nutzung<br />

konsequent. In der Regel habe ich immer vier bis sechs<br />

Geräte dabei: je ein privates und geschäftliches iPad,<br />

das gleiche bei den iPhones. Zusätzlich hab ich noch<br />

ein privates und ein geschäftliches Notebook in der Tasche,<br />

um mich von unterwegs ins Sparkassen-Netz einzuwählen.<br />

Also was digitale Endgeräte angeht, bin ich<br />

bestens ausgestattet.<br />

Wie weh tun den Sparkassen die aufkommenden,<br />

technikgetriebenen Finanzdienstleister?<br />

Wir haben inzwischen einen guten Weg gefunden, mit<br />

Fintechs zusammenzuarbeiten. Die Sparkassen bringen<br />

deutschlandweit 40 Millionen Kunden mit. Wer<br />

mit uns kooperiert, hat einen Markteinstieg, den er anders<br />

kaum zu Stande bringen würde. Die Fotoüberweisung,<br />

die wir in der App integriert haben, ist nichts an-<br />

Stefan Bill ist ein Digitalfan.<br />

Hier zählt er seine Endgeräte<br />

auf. Vier bis sechs hat er immer<br />

dabei, privat und geschäftlich<br />

sauber getrennt.<br />

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15


[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Sparkasse Ulm hat ihre Verwaltung in der Neuen Mitte konzentriert. <br />

Fotos: Volkmar Könneke (Gebäude außen), Matthias Kessler (Foyer)<br />

Vier Milliarden Euro Kundeneinlagen, 153.000 Girokonten<br />

Die Sparkasse Ulm belegt mit einer Bilanzsumme<br />

von 6,1 Milliarden Euro Platz<br />

zehn der Sparkassen in Würtemberg. Die<br />

Institute aus Göppingen und Biberach folgen<br />

auf den Plätzen elf und zwölf. Bundesweit<br />

nimmt Ulm Rang 43 unter den<br />

390 Sparkassen ein. Während die Kundeneinlagen<br />

mit 4 Milliarden Euro stabil<br />

blieben, stiegen die Kundenkredite im<br />

vergangenen Jahr auf 4 Milliarden Euro.<br />

Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich<br />

um 59 auf 1109 Beschäftigte. Den rund<br />

230.000 Kunden stehen 71 Geschäftsstellen<br />

sowie 14 Selbstbedienungseinheiten<br />

zur Verfügung. Auf den annähernd<br />

153.000 Girokonten liegen bei einem<br />

durchschnittlichen Kunden 5000 Euro.<br />

An der Spitze des vor 171 Jahre gegründeten<br />

Instituts steht seit 1. April Vorstandschef<br />

Stefan Bill. Er hat Manfred Oster abgelöst,<br />

der nach 18 Jahren im Amt in den<br />

Ruhestand gegangen ist. Dem Vorstand<br />

gehört auch Wolfgang Hach (stellvertretender<br />

Vorsitzender) an. Bis zum Jahresende<br />

soll entschieden sein, wer das Ressort<br />

Marktfolge im Vorstand verantworten<br />

wird. Der Hintergrund: Der Verwaltungsrat<br />

hat den auf sechs Jahre angelegten<br />

Vertrag von Andrea Grusdas (49) nicht<br />

verlängert. Die Sparkasse Ulm ist eine<br />

Anstalt öffentlichen Rechts, getragen von<br />

einem Zweckverband der Stadt Ulm und<br />

des Alb-Donau-Kreises. <br />

AMB<br />

deres als eine Fintech-Lösung. In der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe haben wir inzwischen einen<br />

Innovation Hub in Berlin. Dort wird beobachtet, welche<br />

Fintechs für uns interessant sein könnten und mit<br />

welchen wir zusammenarbeiten wollen.<br />

Mit welchem Ergebnis?<br />

Nehmen Sie das Beispiel „Instant<br />

Payments“. Vom 20. <strong>August</strong> <strong>2018</strong> an<br />

erreichen Überweisungen unserer<br />

Kunden im Online-Banking den<br />

Empfänger binnen 10 Sekunden.<br />

Das kostet gerade einmal 50 Cent.<br />

Und im Juli starten die Sparkassen<br />

eine neue App.<br />

Was kann die?<br />

Die bringt Mastercard und die Sparkassen-Karte ins<br />

Handy. Sie brauchen die Karten nicht mehr dabei haben,<br />

sie bezahlen über einen NFC-Chip (Near Field<br />

Communication). Momentan geht das aus lizenzrechtlichen<br />

Gründen nur mit Android-Smartphones. Damit<br />

sind die Sparkassen die ersten auf dem Markt. In diesem<br />

Bereich sind wir extrem innovativ.<br />

Der Chat ist<br />

sehr stark<br />

gefragt, weil<br />

er diskret<br />

funktioniert<br />

Sie haben technikaffine und konservative Kunden.<br />

Wie schaffen die Sparkassen diesen Spagat?<br />

Die meisten unserer Kunden wollen eine Mischung<br />

aus Filialen und Online-Angeboten. Geht es um einfache<br />

Bankgeschäfte, unterscheidet sich die Nutzung der<br />

Online- und Offline-Angebote je<br />

nach Person sehr. Geht es aber um<br />

Baufinanzierungen, Altersvorsorge<br />

oder Wertpapierberatungen –<br />

eben alle komplexeren Themen –<br />

spielt es eine große Rolle vor Ort zu<br />

sein. Auch bei vornehmlich digitalen<br />

Kunden.<br />

Wie gewichten Sie diese Kanäle?<br />

Das liegt an unseren Kunden. Nutzen<br />

diese mehr digitale Angebote, werden wir unser Geschäftsmodell<br />

in diese Richtung anpassen. Werden verstärkt<br />

Vor-Ort-Beratungen beansprucht, erweitern wir<br />

unser Offline-Angebot. Dass ist unser Ass. Wir sind digital<br />

richtig gut, bieten aber auch das, was reine Online-<br />

Banken nicht bieten können: Ansprechpartner, Vertrauen<br />

und Vier-Augen-Gespräche. Unter Kostenaspekten ist<br />

das eine Herausforderung, aber das bekommen wir hin.<br />

16


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[titelthema]<br />

Was heißt das für die künftige Struktur, wie sieht<br />

die Filiale 2030 aus?<br />

Ich weiß es nicht. Dazu müsste ich das Kundenverhalten<br />

prognostizieren und das möchte ich nicht. Die Kunden<br />

sollen wählen, was sie wollen. Wir reagieren darauf<br />

und müssen dort Präsenz zeigen. Natürlich müssen<br />

wir im Hinblick auf die Digitalisierung auch ein Stück<br />

weit antizipieren, was die Kunden wollen. Die Grenzen<br />

verschwimmen, für uns als Sparkasse ergeben sich daraus<br />

auch Chancen. So sind unsere online-affinen Kunden<br />

durch die digitalen Angebote deutlich leichter anzusprechen<br />

als in der Filiale.<br />

Aber es ist eine andere Kontaktqualität.<br />

Das stimmt, aber auch da gibt es Wege. Etwa einen Berater-Chat<br />

und wir werden demnächst eine Art Video-<br />

Beratung testen.<br />

Andere Banken machen das schon. Wie sehen da<br />

die Erfahrungen aus?<br />

Ich bekomme vor allem mit, dass es noch kein Massenthema<br />

ist. Die Chatfunktion allerdings ist sehr stark<br />

nachgefragt, vor allem weil sie diskret funktioniert.<br />

Kollegen, die beide Funktionen haben, bieten etwa bei<br />

längeren Chatverläufen an, jetzt auf Video-Chat umzusteigen,<br />

weil die Kommunikation einfacher ist. Oft<br />

kommt dann die Rückmeldung: Nein, das will ich<br />

nicht. Ich bin gerade bei der Arbeit.<br />

Apropos Präsenz: Setzen Sie als Sponsor andere<br />

Schwerpunkte?<br />

Wir gehören den Bürgern der Stadt Ulm und des Alb-<br />

Donau-Kreises. Die Zielsetzung ist also, ein Stück von<br />

unserem Erfolg an die Bürger zurückzugeben. Deshalb<br />

streuen wir das sehr breit, was in der Vergangenheit gut<br />

funktioniert hat. Bislang sehe ich keinen Veränderungsbedarf,<br />

hab mich aber ehrlicherweise auch noch<br />

nicht tiefer damit beschäftigt. Die Highlights sind sicher<br />

der Einstein-Marathon in Ulm und der Sparkassen-Cup<br />

in Ehingen.<br />

Die EU-Regeln verstärken den Kostendruck. Wie<br />

groß ist der Zwang zu größeren Einheiten bei der<br />

Sparkasse Ulm?<br />

Wir haben 390 Sparkassen in Deutschland. Die durchschnittliche<br />

Größe liegt bei einer Bilanzsumme von 2,5<br />

Milliarden Euro. Von diesen 390 liegt Ulm von der Größe<br />

her auf Rang 43. Sprich: 340 Sparkassen sind kleiner<br />

als wir. Natürlich stehen kleinere Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

unter Kostendruck – und es wird<br />

Konzentrationsprozesse geben. Die Sparkasse Ulm hat<br />

mit einer Bilanzsumme von mehr als 6 Milliarden Euro<br />

eine Größenordnung erreicht, bei der wir aus regulato-<br />

„Die Digitalisierung hat den<br />

Vorteil, dass wir unsere Kunden<br />

besser erreichen können“,<br />

sagt Stefan Bill.<br />

17


[titelthema] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Europäische Zentralbank<br />

setzt die regionalen Institute<br />

doppelt unter Druck: Sie bürdet<br />

ihnen Kosten auf und<br />

fährt mit Niedrigzinsen die<br />

Erträge nach unten, bemängelt<br />

Stefan Bill.<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />

HARALD JOHN, MITGLIED<br />

DER CHEFREDAKTION DER<br />

SÜDWEST PRESSE,<br />

FRANK KÖNIG, WIRT-<br />

SCHAFTSREDAKTEUR, UND<br />

ALEXANDER BÖGELEIN, RE-<br />

DAKTIONSLEITER UNTER-<br />

NEHMEN [!]<br />

DOKUMENTATION:<br />

RONJA GYSIN<br />

FOTOS:<br />

LARS SCHWERDTFEGER<br />

rischen Gesichtspunkten diesbezüglich kein Thema<br />

haben. Was nicht heißt, dass es uns nicht weh tut.<br />

Die USA geht den entgegengesetzten Weg.<br />

Dort ist die Regulierung für Institute unter 250 Milliarden<br />

Euro Bilanzsumme praktisch ausgeschaltet. Da<br />

stellt sich die Frage, ob die EU den richtigen Weg geht,<br />

vor allem bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken,<br />

die die Wirtschaft in der Krise<br />

gerettet haben. Wir haben 2009<br />

doch bewiesen, dass wir kein Problem<br />

haben. Alles was durch die Regulatorik<br />

kommt, ist aber eine Reaktion<br />

auf diese Krise. Uns werden<br />

Kosten aufgebürdet und durch die<br />

gleiche Institution – die EZB – werden<br />

geldpolitisch die Erträge nach<br />

unten gefahren.<br />

Ärgert Sie das?<br />

Es ist vor allem keine gute Vorbereitung für die nächste<br />

Krise. Für uns als Sparkasse Ulm hat sich die Welt, in<br />

der wir agieren, durch die neuen Regeln, nicht zum Besseren<br />

verändert.<br />

Aber der Wirtschaft geht es doch blendend.<br />

Das ist richtig. Unsere Unternehmen stehen im Saft, haben<br />

gute Auftragslagen, die Immobiliennachfrage ist<br />

ungebrochen hoch. Ich frage mich, wann diese geopolitischen<br />

Auswirkungen überhaupt bei uns ankommen.<br />

Noch<br />

schlagen die<br />

Risiken nicht<br />

auf die<br />

Firmen durch<br />

An was denken Sie konkret?<br />

Schauen Sie auf die Entwicklung in den vergangenen<br />

Jahren in China, den USA, Russland oder der Türkei.<br />

Wenig davon hat unsere Wirtschaft bisher beeinflusst.<br />

Aktuell steht die Situation in Italien auf der Kippe.<br />

Gleichzeitig hat die EZB ihren Handlungsspielraum<br />

ausgeschöpft.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Wir befinden uns in einer Hochkonjunktur<br />

und in einer Ausgangssituation,<br />

in der kein Instrumentarium<br />

zur Verfügung steht,<br />

wenn die Konjunktur abflacht. Da<br />

stellt sich die Frage, wie wir geordnet<br />

ohne Dellen und Blessuren aus<br />

dieser Situation herauskommen.<br />

Das ist eine eigenartige Gemengelage,<br />

bei der keiner sagen kann, ob<br />

das auf Dauer funktioniert. Und das in Kombination<br />

mit steigenden Preisen in allen Anlageklassen, Niedrigzinsen,<br />

einem florierenden Aktienmarkt und hohen<br />

Immobilienpreisen.<br />

Was heißt das für die Zukunft?<br />

Ich halte es da mit dem geflügelten Wort „Prognosen<br />

sind immer schwierig, besonders wenn Sie die Zukunft<br />

betreffen“. Unsere Aufgabe als Sparkasse ist es nicht, die<br />

Zukunft vorauszusagen, sondern darauf vorbereitet zu<br />

sein. [!]<br />

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Von Sicherheit bis Effizienz – Digitalisierungslösungen in der Logistik sind auch für den Mittelstand ein lohnendes Thema.<br />

Foto: Schöler Fördertechnik AG<br />

Technologie für den<br />

Mittelstand<br />

Logistik 4.0? Automatisierung? Flottenmanagement?<br />

– Die großen Diskussionsthemen<br />

der Logistik sind nur was für „die<br />

Großen“?<br />

Weit gefehlt, denn auch der Mittelstand steht<br />

vor Herausforderungen, die mit Hilfe der neuen<br />

Technologien gemeistert werden können.<br />

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wir Ihnen Ideen vor, die den Alltag sicherer,<br />

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Auch für den Mittelstand kann Automatisierung<br />

eine produktive Lösung darstellen. So<br />

können beispielsweise Laufwege zwischen<br />

Warenannahme und Produktion oder Transportstrecken<br />

zwischen Kommissionierung<br />

und Warenausgang einfach und ohne großen<br />

Eingriff in die Prozessstruktur automatisiert<br />

umgesetzt werden. Die Linde robotics Lösungen<br />

kommen hierbei mittels Geo-Navigation<br />

ohne zusätzliche Hardware oder bauliche<br />

Eingriffe aus und sind innerhalb kurzer Zeit<br />

einsatzbereit. Schick aber teuer? Natürlich<br />

kostet Automatisierung Geld, aber bestehende<br />

Projekte aus dem Mittelstand zeigen, die<br />

Amortisationsdauer liegt im Schnitt bei zwei<br />

Jahren.<br />

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und Wartungsfreiheit, sind die<br />

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Schäden am Stapler und Infrastruktur sind<br />

nicht nur teuer sondern auch gefährlich. Die<br />

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Schöler verfügt jetzt bereits über die integrierten<br />

Linde connect Module und die Crash-Sensorik,<br />

die verhindern, dass Unfälle unentdeckt<br />

bleiben. Die webbasierte Nutzeroberfläche<br />

von Linde connect muss nicht aufwendig integriert,<br />

sondern einfach nur genutzt werden<br />

und macht das Verwalten der Vorfälle einfach<br />

und transparent.<br />

STAPLER AUF ABRUF<br />

„Fahr mal schnell die Palette nach vorne“ –<br />

solche und andere Anweisungen per Telefon<br />

oder auf Zuruf sind alltäglich. Funktional ist<br />

diese Art der Arbeitseinteilung nicht immer<br />

und nach zwei Stunden steht die Palette<br />

immer noch „da hinten“. Die Truck-Call Lösung<br />

von Linde ist da deutlich effizienter. Sie<br />

funktioniert wie ein Taxiruf für Stapler und gibt<br />

den Auftrag an alle Fahrer im Unternehmen,<br />

bis einer den Auftrag annimmt und erledigt.<br />

Kurz, bündig und übersichtlich. Die App kann<br />

im Google Playstore heruntergeladen werden<br />

und wird auf den Handys der Fahrer installiert.<br />

Der Verantwortliche legt die verfügbaren<br />

Stapler einmal mit allen Merkmalen an<br />

und ab sofort können alle Transport- oder<br />

Kommissions aufträge automatisch an alle<br />

infrage kommenden Fahrzeuge verschickt und<br />

in kürzester Zeit erledigt werden.<br />

Für alle Fragen rund um die innovativen<br />

Lösung en für den Mittelstand, stehen wir<br />

gerne beratend zur Verfügung.<br />

Unternehmenskontakt<br />

Schöler Fördertechnik AG<br />

Robert-Bosch-Straße 3–5<br />

D-79618 Rheinfelden<br />

T +49 (0)76 23-963-0<br />

Susanne.Stegmueller@schoeler-gabelstapler.de<br />

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19


[spezial] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Aufladen, bitte!<br />

Die gute Wirtschaftslage und der boomende Onlinehandel steigern die Nachfrage nach Transportern. Die werden immer<br />

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Lothar Riesenegger.<br />

Sie kommen so schnell wie möglich,<br />

bringen Paketsendungen nach Hause<br />

und Kranke in die Notaufnahme. In ihnen<br />

kann man warme Semmeln anliefern und<br />

kühle Getränke, Päckchen stapeln oder eine<br />

rollende Werkstatt einrichten. Ob im Kurier-,<br />

Express- oder Rettungsdienst. Ob als Handwerker-,<br />

Auslieferfahrzeug oder umgebautes<br />

Reisemobil. Transporter gehören zum täglichen<br />

Straßenbild wie Ampelanlagen und Verkehrsschilder.<br />

2,5<br />

Millionen Fahrzeuge<br />

bis 3,5 Tonnen<br />

Gesamtgewicht<br />

sind in<br />

Deutschland zugelassen.<br />

Und es werden<br />

immer mehr.<br />

So erwartet der<br />

Verband der Automobilindustrie<br />

(VDA) in Berlin,<br />

dass die Neuzulassungen<br />

von Transportern<br />

unter sechs Tonnen in Deutschland in<br />

diesem Jahr um noch einmal zwei Prozent auf<br />

282.000 Fahrzeuge zunehmen. Ein Grund<br />

hierfür ist die große Nachfrage, die durch das<br />

ungebrochene Wachstum des Versand- und<br />

Onlinehandels angetrieben wird. Auch die<br />

starke Baukonjunktur spielt den Herstellern<br />

von Sprinter, Jumper, Transit und Boxer in die<br />

Hände, denn das Handwerk hat im ersten<br />

Quartal <strong>2018</strong> einen Umsatzzuwachs von<br />

5,9 Prozent zu verzeichnen, das Bauhauptgewerbe<br />

gar von 7,7 Prozent.<br />

Dabei genügt es den Kunden schon lange<br />

nicht mehr, dass die kleinen Brüder der großen<br />

Brummis ausschließlich sparsam, großräumig,<br />

leicht gebaut und wendig sind. Moderne<br />

Transporter müssen vor allem<br />

individuellen Anforderungen entsprechen.<br />

Werden künftig innerstädtisch die Regel sein: Lieferfahrzeuge<br />

mit Elektroantrieb.<br />

20


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[rubrik]<br />

Der stetig wachsende Onlinehandel ist ein Grund, warum auch der Transporter-Markt boomt.<br />

„Wir beobachten, dass sich die Transporterbranche<br />

zum einen in Richtung Kurier-, Express-<br />

und Paket-Dienste (KEP) fokussiert und<br />

zum anderen in Richtung der individuellen<br />

Transporterfahrzeuge, die für den Einsatz in<br />

unterschiedlichen Branchen geeignet sind“,<br />

sagt Lothar Riesenegger vom Cluster Nutzfahrzeuge<br />

Schwaben.<br />

Während KEP-Fahrzeuge in der Regel einsatzfertig<br />

vom Erstausrüster an den Betreiber geliefert<br />

werden, ist es bei Transportern zum<br />

Beispiel für Handwerker der Fall, dass diese<br />

durch Spezialfirmen anwendungsspezifisch<br />

ausgestattet werden. So benötigt ein Installateur<br />

eine völlig andere Ausstattung als eine<br />

Großbäckerei, die ihre Filialen bedient. Beispiele<br />

sind spezielle Tief rahmenchassis, die<br />

an ein Transporter-Fahrerhaus angebaut werden,<br />

um einen tieferen Aufstieg auf die Ladefläche<br />

und damit ein leichteres Be- und Entladen<br />

zu erreichen. Jeder Bereich, ob<br />

Material- oder Lebensmitteltransport, hat seine<br />

eigenen Anforderungen an die Transportsicherheit<br />

oder muss entsprechende Hygienevorschriften<br />

erfüllen. „Eine Vielzahl von<br />

individuellen Lösungen ist deshalb gefragt,<br />

von denen die Mehrzahl von kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen entwickelt und<br />

produziert werden“, sagt Riesenegger.<br />

DIE WEICHEN SIND GESTELLT<br />

Ob Kasten- oder Pritschenwagen, Fahrgestell,<br />

Bus oder als Basis für unterschiedliche Aufbauten.<br />

Vielseitigkeit ist mehr denn je gefragt.<br />

Allein vom Mercedes Sprinter, der seit Juni<br />

auf dem Markt erhältlich ist, gibt es 1700 verschiedene<br />

Varianten. Wer das Fahrzeug jedoch<br />

mit Elektroantrieb möchte, der muss<br />

sich noch ein Weilchen gedulden, denn der<br />

E-Sprinter ist erst 2019 zu haben. Und das obwohl<br />

auch in dieser Branche die Weichen geradewegs<br />

in Richtung Elektrifizierung gestellt<br />

zu sein scheinen. So sieht das auch Lothar<br />

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21


[spezial] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Riesenegger: „Das Thema Elektrotransporter<br />

hat sich von einem anfänglichen Trend zu einem<br />

zwischenzeitlich etablierten Produktbereich<br />

entwickelt.<br />

So werden zum<br />

Teil auch konventionell<br />

ausgestattete<br />

Transporter<br />

auf batteriebetriebene<br />

Elektroan-<br />

VDA-Chef<br />

Bernhard Mattes.<br />

triebe umgerüstet.<br />

Vor allem für Zustellfahrten<br />

in innerstädtischen<br />

Bereichen<br />

ist der<br />

Elektroantrieb gefragt.<br />

Die Post ist<br />

mit ihrem E-Scooter Vorreiter in dieser Fahrzeugtechnologie<br />

und nutzt schon seit einiger<br />

Zeit Zustellfahrzeuge mit Elektroantrieb. Die<br />

Weiterentwicklung dieser Kleinverteilerfahrzeuge<br />

in die Größenordnung der Transporterfahrzeuge<br />

im 2,5- bis 3,5-Tonnen-Bereich<br />

macht dieses Konzept nun auch für weitere<br />

Transportsegmente anwendbar. So hat sich<br />

bereits ein Herstellerumfeld entwickelt, das<br />

elektrisch betriebene Fahrzeuge durch entsprechende<br />

Auf- und Einbauten auf Branchentauglichkeit<br />

trimmt.“ Das Thema Leichtbau<br />

steht dabei im Vordergrund, denn das<br />

Gewicht der Batterien muss so weit wie möglich<br />

kompensiert werden, um wirtschaftliche<br />

Nutzlastangebote zu erzielen. Lothar Riesenegger:<br />

„Diese Entwicklung ist nicht zuletzt<br />

der zunehmenden Forderung nach emissionsfreien<br />

Fahrzeugen in innerstädtischen Bereichen<br />

geschuldet. Bei Transportabläufen,<br />

für die<br />

vorhandene La-<br />

Innovationen statt Verbote<br />

Die Diskussion um schlechte Luft in Städten beschleunigt die Entwicklung von E-Transportern.<br />

de-Infrastrukturen ausreichen, darf ein zunehmender<br />

Einsatz von elektrisch angetriebenen<br />

Fahrzeugen im Handel und im<br />

Handwerk erwartet werden.“<br />

PRAXISTESTS BEI KUNDEN<br />

Auch für VDA-Präsident Bernhard Mattes ist<br />

der Transporter wie kein anderes Nutzfahrzeug<br />

geradezu prädestiniert für den elektrischen<br />

Antrieb. „Da die Fahrzeuge<br />

schwerpunktmäßig in<br />

Ballungsräumen<br />

Der schwelende Diesel-Skandal verpestet<br />

die Luft in der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie<br />

– und in den Innenstädten.<br />

Drohen nun auch Transportern und<br />

Kleinlastwagen gesetzliche Fahrverbote<br />

in den Citys? Bernhard Mattes, Präsident<br />

des Verbandes der Automobilindustrie<br />

(VDA) hält davon nichts: „Es gibt wirksamere<br />

Instrumente als Fahrverbote. Elektro<br />

mobilität, saubere Busse, digitale Verkehrssteuerung,<br />

Verflüssigung des<br />

Verkehrs. Innovationen sind der Schlüssel,<br />

nicht Verbote. Anspruchsvolle Vorgaben<br />

bei der Luftqualität in Städten können<br />

grundsätzlich auch ohne großflächige<br />

Fahrverbote erreicht werden.“ loe<br />

unterwegs sind, kann in der Regel eine ausreichende<br />

Ladeinfrastruktur gewährleistet werden,<br />

zum Beispiel auf Betriebshöfen. Zudem<br />

sorgen häufige Bremsvorgänge im Stadtverkehr<br />

dafür, dass der Elektromotor durch<br />

Bremsenergie zusätzlich gespeist wird“, erläutert<br />

Mattes. Rein elektrische Transporter bis 6<br />

Tonnen sind nach seinen Worten derzeit bei<br />

vielen Kunden im Praxistest. „Die Großserienproduktion<br />

dieser Fahrzeuge beginnt voraussichtlich<br />

2019. Auch die Nachfrage der Kunden<br />

wächst.“<br />

Die Botschaft ist angekommen, so dass viele<br />

Hersteller, darunter Iveco, Renault, Nissan,<br />

Mercedes-Benz oder VW vom 3,5-Tonner bis<br />

zum Kleinsttransporter ein immer breiteres<br />

Sortiment an Fahrzeugen ohne Dieselmotor<br />

anbieten. Wann dessen letzte<br />

Stunde geschlagen haben wird, ist<br />

noch unklar. Sicher ist jedoch, dass<br />

Pakete ausgeliefert, Getränke verteilt<br />

und Kranke in die Klinik<br />

gebracht werden müssen. Und<br />

das so sauber und schnell wie<br />

möglich. [!]<br />

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STEFAN LOEFFLER<br />

Foto: © Orlando_Stocker / shutterstock.com<br />

22


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genussvolle Auszeit vom Alltag suchen.<br />

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Mit dem bewussten Verzicht durch die<br />

Reduzierung der Anzahl von Zimmern und<br />

Suiten im Rahmen der vergangenen Gesamterneuerung<br />

setzt das Castel einen Gegentrend, in einer<br />

Zeit wo ringsum Hotels alljährlich zu „Bettenburgen“<br />

vergrößert werden. Weniger Betten, bei gleicher, großzügiger<br />

Infrastruktur bedeuten ein Mehr an Servicequalität, Komfort, Privatsphäre<br />

und Individualität. Dazu der neue Einrichtungsstil mit hochwertigen<br />

heimischen Materialien bestimmt von Wohlgefühl, Eleganz und Leichtigkeit<br />

prägen nun das Castel und manifestieren den hohen Anspruch der Gastgeberfamilie,<br />

eines der besten kleinen, exklusiven und dabei persönlich geführten Urlaubsdomizile<br />

zu sein.<br />

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dem römischen Hallenbad, seinen<br />

zahlreichen Saunen, Bädern und<br />

vielfältigem Behandlungsangebot sowie<br />

abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten<br />

wie Golf, Wandern, E-Bike-Touren und<br />

automobile Genussfahrten runden das<br />

facettenreiche Castel ab.<br />

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Trenkerstube, spannt Küchenchef Gerhard Wieser seit nun 25 Jahren mit<br />

kreativem Können und besten Zutaten regionaler Herkunft den<br />

Genussbogen seiner leichten, alpin-mediterranen<br />

Küche. Das erlesene Weinangebot vollendet<br />

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Ob wie hier auf der Schwäbischen Alb oder im Betrieb von Wolfgang Schmid bei Waldburg: Im Südwesten sind Straußenzüchter eine seltene Spezies.<br />

Der mit den großen Vögeln<br />

Erst war es eine spleenige Idee, heute hat Wolfgang Schmid bis zu 300 Tiere in seinem Betrieb bei Waldburg. Mit seiner<br />

Straußenfarm galt er lange als Exot unter den Landwirten. Mittlerweile hat er sich als Züchter etabliert.<br />

Wolfgang Schmid hat einen ziemlich<br />

großen Vogel. Eigentlich hat er sogar<br />

viele große Vögel – in Hinterwiddum<br />

bei Waldburg in Oberschwaben: Wo<br />

früher eine klassische Landwirtschaft mit<br />

40 Milchkühen und Ackerbau war, tummeln<br />

sich heute auf mehr als 300.000 Quadratmeter<br />

je nach Jahreszeit bis zu 300 Strauße.<br />

Mit fünf Tieren fing alles an. „Als Hobby“, wie<br />

der Straußenzüchter erzählt. Etwas mehr als<br />

eine spleenige Idee war es wohl damals schon.<br />

Weil Straußenhaltung genehmigungspflichtig<br />

ist, musste der 38-Jährige ein Sachkunde-<br />

Seminar an der LMU in München besuchen –<br />

für mehrere hundert Euro.<br />

Eigentlich hätten die ersten Hennen aufgrund<br />

ihres Alters noch keine Eier legen dürfen. Haben<br />

sie trotzdem – und Wolfgang Schmid fing<br />

an zu brüten. So wurden im ersten Jahr aus<br />

fünf Straußen 36 und im folgenden Jahr mehr<br />

als 70. „Zu dem Zeitpunkt hatten wir mehr<br />

Strauße als Rinder“, sagt Schmid. „Wir haben<br />

dann schnell ein gewisses Potenzial erkannt.“<br />

Als Exot unter den Landwirten musste er aber<br />

erst einmal Banken von seiner Straußenfarm<br />

überzeugen. In den letzten Jahren hat er viel<br />

investiert. Nicht nur Zeit und Mühe, sondern<br />

vor allem Geld: „Wir hatten sehr viel Arbeit<br />

damit, den landwirtschaftlichen Betrieb so<br />

umzubauen, dass die optimale Haltung der<br />

Tiere sowie die Vermarktung möglich ist,“<br />

sagt Wolfgang Schmid. Genaue Umsatzzahlen<br />

zu nennen, ist für ihn daher schwierig. Der<br />

finanziellen Sicherheit wegen arbeitet er immer<br />

noch halbtags als Konstrukteur.<br />

Nachdem es immer schwieriger wurde, einen<br />

Schlachtbetrieb zu finden, gibt es seit 2017 eine<br />

zertifizierte Metzgerei auf dem Gelände.<br />

200.000 Euro steckten Schmid und seine Fa-<br />

26


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[machen]<br />

Eigener Hofladen und eigene Metzgerei<br />

Den Hofladen gibt es seit 2011. Hier verkauft Schmid seine eigenen Produkte.<br />

Foto: Matthias Kessler<br />

Nach ersten Überlegungen legte sich<br />

Wolfgang Schmid im Frühjahr 2009 die<br />

ersten fünf Strauße zu. 2010 wurde für<br />

die dann bereits etwa 70 Vögel ein großer,<br />

offener Stall gebaut. Der Hofladen<br />

kam ein Jahr später hinzu. Ende 2015<br />

schließlich gab Schmid die traditionelle<br />

Landwirtschaft zugunsten der Straußenzucht<br />

auf. Seit 2017 schlachtet Schmid<br />

seine Tiere in der eigenen Metzgerei: Er<br />

selbst hat eine Zusatzausbildung, sein<br />

Vater ist gelernter Metzger. Der Familienbetrieb<br />

beschäftigt drei 450-Euro-Kräfte.<br />

www.straussenfarm-waldburg.de RIZ<br />

milie in diese Erweiterung.<br />

Ein<br />

Projekt, das durch<br />

die vielen Auflagen<br />

„sehr, sehr viel<br />

umfangreicher ist,<br />

als sich ein Laie<br />

das vorstellt. Mit<br />

persönlichen Interessen<br />

oder Wünschen<br />

hat das<br />

nicht viel zu tun“,<br />

erklärt er.<br />

Straußenzüchter<br />

Wolfgang Schmid.<br />

DAS LEDER IST NICHT GEFRAGT<br />

Steak, Filet, Braten, Gulasch, Wurst, Straußeneier,<br />

Eierlikör, Eier-Nudeln, Deko-Artikel: Seine<br />

Produkte verkauft Schmid nicht nur im<br />

eigenen Hofladen und dem 24-Stunden-Verkaufsautomaten,<br />

sondern auch bei kleineren<br />

Handelspartnern und an Gastronomien.<br />

Sein Ziel ist es, von 2019 an auf 200 Schlachttiere<br />

pro Jahr zu kommen – jedes mit rund 100<br />

Kilogramm. Ein Kilo Straußen-Filet kostet im<br />

Hofladen rund 39 Euro. Theoretisch kann ein<br />

Strauß fast vollständig verwertet werden,<br />

auch Hals, Haut und Federn. Doch für Wolfgang<br />

Schmid ist das nur bedingt ein Vorteil:<br />

„Wir können nur das verkaufen, was der Kunde<br />

auch kaufen will“, erklärt er. „Welche junge<br />

Hausfrau kocht heute noch Herz oder Leber?<br />

Oder kauft Straußenhals-Stücke, um Fleischbrühe<br />

zu machen? Dies sind Produkte, die wir<br />

nur schwer zu Geld machen können.“<br />

Federn müssen so aufwändig aufgearbeitet<br />

und gereinigt werden, dass sich der Verkauf<br />

kaum lohnt. Die Nachfrage nach Straußenleder<br />

ist laut Schmid momentan kaum vorhanden:<br />

„Ich kann mir 300 gegerbte Straußenhäute<br />

in den Keller legen, aber was bringt mir<br />

das?! Das ist ja nur gebundenes Kapital.“<br />

KONKURRENZ VOM SCHWEIN<br />

Ewige Konkurrenz für den Landwirt aus<br />

Waldburg sind Supermärkte und Discounter:<br />

„Wir stehen im permanenten Konkurrenzdruck<br />

zu Wurst aus Schweinefleisch. Diesen<br />

Preis können wir nicht halten, schon weil<br />

durch unsere Art der Haltung ganz andere<br />

Kosten verursacht werden. Und nur weil wir<br />

Straußenfleisch verkaufen, können wir das<br />

nicht im Zehn-Kilo-Paket anbieten. Der Kunde<br />

möchte das so, wie er es aus dem Supermarkt<br />

kennt“, sagt Schmid.<br />

In Deutschland gibt es noch einige andere<br />

Straußenfarmen. Ein Stückweit sind die Züchter<br />

und vermeintlichen Konkurrenten aufeinander<br />

angewiesen, um keine Inzucht zu produzieren.<br />

Ausgewachsene Zuchttiere kosten<br />

zwischen 1200 und 1500 Euro – DNA-Analyse<br />

und Mikrochip inklusive.<br />

Über 50 Führungen im Jahr veranstaltet<br />

Schmid. Im Idealfall kaufen die Besucher danach<br />

kräftig im Hofladen ein. Das tun aber<br />

nicht alle. Schon gar nicht, wenn es sich um<br />

die Kindergarten-Gruppe aus dem Nachbar-<br />

Dorf handelt. Für den Straußenzüchter eine<br />

Misch-Kalkulation.<br />

Die anfängliche Kritik vieler, ob das süddeutsche<br />

Klima vor allem in Winter nicht schädlich<br />

für die Tiere sei, ist weniger geworden.<br />

Für viele andere Landwirte ist Wolfgang<br />

Schmid nicht mehr nur ein „Spinner“. Auch<br />

sein Vater hat längst erkannt, dass es Hand<br />

und Fuß hat, was sein Sohn sich da ausgedacht<br />

hat.<br />

Schmids nächstes Projekt ist der Ausbau des<br />

touristischen Bereichs. „Wenn die Leute kommen,<br />

müssen wir ihnen auch etwas bieten“,<br />

sagt Schmid – und brütet schon die nächsten<br />

Ideen aus. [!] <br />

JULIA RIZZOLO<br />

27


[gründen] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Kapsel-Revolution<br />

Das Start-up Rezemo rollt mit Kaffeekapseln aus Holz den Markt auf. Gemeinsam mit der Rösterei der<br />

Oberschwäbischen Werkstätten haben die Stuttgarter lange getüftelt. Seit Januar sind sie erfolgreich im Handel.<br />

Gleichmäßig rieseln die Kaffeebohnen<br />

durch den Röster, der sich langsam<br />

dreht. Das kupferfarbene Metall blitzt<br />

in der Sonne, die in die helle Halle scheint, es<br />

ist warm und riecht nach Kaffee. Hier, in der<br />

Kaffeerösterei Cafésito in Kißlegg, die von<br />

den Oberschwäbischen Werkstätten (OWB)<br />

betrieben wird, soll eine kleine Kaffee-Revolution<br />

ihren Anfang nehmen.<br />

Gemeinsam mit den OWB, die vor allem Menschen<br />

mit Behinderungen beschäftigen, will<br />

das Start-up Rezemo mit Sitz in Stuttgart Kaffeekapseln<br />

auf den Markt bringen. Alter Hut,<br />

mag man jetzt denken. Schließlich gibt es inzwischen<br />

zahlreiche Anbieter, die Kaffeegenuss<br />

auf Knopfdruck versprechen. Doch während<br />

Frauenschwarm und Schauspieler<br />

George Clooney noch das Getränk aus Alukapseln<br />

als Lifestyle-Getränk bewirbt, wollen<br />

die Schwaben den Markt aufrollen: Ihr Kaffee<br />

kommt aus Holzkapseln. Und auch der Inhalt<br />

soll dazu passen: nachhaltig, regional und fair.<br />

Foto: Simone Dürmuth<br />

„Als Studenten hatten wir eine Nespresso-<br />

Maschine. Eines Tages hatten wir uns gefragt,<br />

was eigentlich mit dem ganzen Kaffeesatz aus<br />

den Kapseln passiert“, schildert Gründer Stefan<br />

Zender den ersten Gedanken zum nachhaltig<br />

produzierten Kapsel-Kaffee. Das war<br />

2015. Er und Mitgründer Julian Reitze stammen<br />

beide aus Mühlhausen-Ehingen, ein kleines<br />

Dorf in der Nähe von Singen am Bodensee,<br />

beide haben in Stuttgart studiert und in einer<br />

WG zusammengewohnt.<br />

5000 TONNEN KAPSELMÜLL<br />

Wenig später sei dann die Idee entstanden, an<br />

der Verpackung etwas zu ändern. Die Stiftung<br />

Warentest hat den Kapselmüll in Deutschland<br />

2015 auf 5000 Tonnen Abfall hochgerechnet.<br />

Etwa die Hälfte davon entfalle auf<br />

den Marktführer, rechnet der 24-Jährige vor.<br />

„Deutschland ist ein Waldland“, begründet<br />

Zender dann auch, warum die Wahl auf den<br />

Werkstoff Holz fiel.<br />

Inzwischen haben die Gründer ihre Büroräume<br />

aus der WG in eine Altbauwohnung in der<br />

Stuttgarter Innenstadt verlegt. „Wir sind unseren<br />

Vermietern sehr dankbar, weil sie akzeptieren,<br />

dass wir auch spät abends noch tüfteln“,<br />

berichtet Zender aus der Firmenzentrale.<br />

Und tüfteln müssen sie eine ganze Menge.<br />

Denn Holz allein war nicht des Rätsels Lösung,<br />

auch wenn es viele erwünschte Eigenschaften<br />

mitbringt. Zum Beispiel, dass es relativ<br />

schnell verrottet, auch die Ökobilanz<br />

stimmt. Doch die Studenten stießen auf einige<br />

Probleme: Wie sollte man den Werkstoff in<br />

Form bringen – schnitzen war natürlich keine<br />

Option. Auch der Druck von 19 bar und die<br />

hohe Temperatur in der Maschine stellten die<br />

Gründer vor Probleme.<br />

Gemeinsam mit der Universität in Stuttgart<br />

und dem Fraunhofer Institut begann dann die<br />

Tüftelei. Nach vielen Versuchen, drei Jahren<br />

Foto: Rezemo<br />

Stefan Zender (links) und Egon Streicher produzieren<br />

die Holzkapseln und ihre Füllung.<br />

28


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe XY 63 | Juli Monat <strong>2018</strong> JJJJ<br />

[gründen] [rubrik]<br />

Entwicklungszeit ratur aliquam, occus und dolorempor einigen Rückschlägen,<br />

sa se quae<br />

zum milluptatem Beispiel nonserovid verkohlten Kapseln, qui sum dann qui ium das<br />

Ergebnis: facessit molupta Holzspäne del minimporro als Hauptbestandteil<br />

blatusc iisqui<br />

duntem mit einem que essus Bio-Kunststoff eatis es am gemischt. cuptatati<br />

werden<br />

Die consenis Holzspäne sus. Tur kommen repeligni von im der con Schwäbischen<br />

opti qui Alb, debis ein Abfallprodukt explameni qui aus qui einem to et Säge-<br />

plate<br />

nobis et<br />

werk. nonseca Die tiisqua Masse tiorit wird omnim Spritzgussverfahren<br />

quid exeri atur,<br />

geformt. omnimolorem Bereits aut kurze quo Zeit dolupta nach dem tiatectorit, Brühen<br />

beginnt ipienescit der ut Zersetzungsprozess, exceat omnia volupta die sperum Kapsel<br />

beginnt dolupta sich cus ande aufzulösen, cum reptat so dass fuga. man Ferrume sie in<br />

den laccatem Biomüll, ulpa Kompost voluptat. oder den heimischen<br />

Kamin werfen kann.<br />

Doch ZWISCHENZEILE<br />

Reitze und Zender darf man sich nicht<br />

als Pidest, Öko-Missionare ini to officto vorstellen. totatis mi, Zwar eatecae versuche labore<br />

er nitatinum generell, del Müll earum zu vermeiden, inctium fuga. nimmt Itatiorro einen<br />

Jute-Beutel mos et as nimus zum Einkaufen volore eserspe mit, rspellecum<br />

so Zender.<br />

Aber arum er re stellt nat litiam auch eium klar: „Wir volorum, sind occus nicht etur voll<br />

grün.“ rero te vellam Hinter que seinem reperch Produkt icitiis steht cipistota er aber iuntio.<br />

Sunt und enias ganz: dolest „Alu ist pa einfach sandiam, der seriam falsche et<br />

voll<br />

Werkstoff vitius volupta für ein temporeste Einwegprodukt.“ sandund icimillest<br />

Beibt pedi tes nur endi noch voluptur? die Frage, Qui welcher odipsum Kaffee qui nonem<br />

el Hülle eos quatquo passt und explaut wie er hineinkommt.<br />

pa nonempero<br />

zu<br />

dieser<br />

Auftritt eleniam für fuga. die Tenditam, OWB und corporibus Geschäftsführer etur<br />

Egon Streicher. Den Cafésito-Kaffee gab es bisher<br />

nicht in Kapseln. Auch wenn es Ideen gab.<br />

„Die Lösungen passten nicht zu uns“, so Streicher.<br />

Nachhaltig sollte nicht nur der Kaffee<br />

sein, sondern auch die Verpackung. Genau die<br />

Nische von Rezemo. „In diese Richtung wollte<br />

noch keiner.“ Streicher ist begeistert vom Produkt<br />

der Studenten.<br />

Die Eltern als<br />

doppelter Boden<br />

Gegründet haben Julian Reitze und<br />

Stefan Zender Rezemo als UG Ende<br />

2016. Die 5000 Euro Stammkapital<br />

stemmten sie aus eigenen Mitteln.<br />

Auch eine Kapitalerhöhung für die Umwandlung<br />

in eine GmbH Ende 2017 finanzierten<br />

sie aus ihren Ersparnissen<br />

und holten Business Angels ins Boot,<br />

die eine Minderheit an der Firma halten<br />

und den Gründern mit Know-how zur<br />

Seite stehen. Nicht an der Firma beteiligt<br />

sind die Eltern der Gründer. Sie fungieren<br />

aber als doppelter Boden, sollte<br />

das Projekt Rezemo schiefgehen. MONE<br />

Non plit officie nimodigent, corehenis sinimos ere, alit re ini dolor millabo. Itat et et ex eatur soluptatur<br />

ERSTE CHARGE IST VERGRIFFEN<br />

Im Januar haben die beiden Partner die ersten<br />

30.000 Kapseln produziert, sie sind bereits vergriffen,<br />

es wurden mehrere Neuchargen produziert.<br />

5,99 Euro kostet eine Packung mit<br />

14 Kapseln. Das entspricht den Preisen, die<br />

andere Hersteller aufrufen. Bislang ist nur eine<br />

Sorte im Handel, ein Espresso. Zwei weitere<br />

stehen in den Startlöchern. „Es gibt einiges zu<br />

arum testen“, fugit, erklärt id molore Zender. sed Dazu quam zählen nimus, Röstgrad, ut et<br />

vernam Mahlgrad exceaque und Sorte, lam aber hil auch ipidunt die volorro Menge, die occus<br />

in die dolumquatem Kapsel kommt, am, und volessus wie que stark pratibero sie dort<br />

verdichtet delit, si atur wird. mod Bis quam, zu einem sam ut halben ut esequas Jahr<br />

volut kann die volorer Entwicklungsphase orundi bere, cus, dauern. unt quo occaborum<br />

Entschieden ini beris wird molorro am Ende blaborum per Blindverkostung.<br />

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beaque con nonserunt. [!] SIMONE DER DÜRMUTH AUTOR<br />

Hohe Auszeichnungen für Volksbank<br />

Volksbank Ulm-Biberach eG wurde mit den Preisen „Bester Fördermittelberater 2017“ in der<br />

Kategorie Energie & Umwelt und „Beste VR-Fördermittelbank 2017“ ausgezeichnet.<br />

Anzeige<br />

Zum dritten Mal hat die LfA Förderbank Bayern<br />

in Kooperation mit der KfW-Bankengruppe<br />

und der DZ Bank den Preis „Bester Fördermittelberater“<br />

verliehen.<br />

Wolfgang Renz, Unternehmenskundenberater<br />

bei der Volksbank Ulm-Biberach eG, und sein<br />

Kollege Michael Bausch, Fördermittelberater,<br />

wurden 2017 in der Kategorie Energie & Umwelt<br />

mit diesem Titel geehrt. Überzeugt haben<br />

die beiden Experten die Jury durch umfassende<br />

Beratung sowie durch die bedarfsorientierten<br />

Finanzierungskonzepte für den mittelständischen<br />

Kunden Aquachem GmbH Separationstechnik<br />

aus Senden. „Bei der Ausarbeitung<br />

von Finanzierungsangeboten richten wir unsere<br />

Vorschläge konsequent an den individuellen<br />

Voraussetzungen des jeweiligen Vorhabens<br />

und an den Wünschen unserer Kunden aus“,<br />

betont Bausch.<br />

Im April nahm die Volksbank eine weitere Auszeichnung<br />

als „Beste VR-Fördermittelbank<br />

2017“ in ihrer Bilanzsummenklasse in Baden-<br />

vlnr.: Ralph P. Blankenberg (Vorstandssprecher), Michael Bausch (Leiter öffentliche Fördermittel),<br />

Wolfgang Renz (Unternehmenskundenbetreuer), Josef Schneiderhan (Leiter Markt- & Kundennetzwerke)<br />

Württemberg entgegen. Dieser Preis wird jährlich<br />

von der DZ Bank verliehen und zeichnet im besonderen Maße berücksichtigen und so-<br />

Kundenberatungen öffentliche Fördermittel<br />

Banken – unterteilt in vier Bilanzsummenklassen<br />

und verteilt auf fünf Regionen – aus, die bei men der Finanzierung<br />

mit ihren Kunden zahlreiche Vorteile im Rah-<br />

schaffen.<br />

<strong>29</strong>


[rubrik] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Seine Firma öffnet Türen: Matthias Lamparter hat Griffwerk gegründet. Im kommenden Jahr will er eine Million Türgriffe umsetzen. <br />

Fotos: Marc Hörger<br />

Alles im Griff<br />

Alle fassen sie täglich dutzendfach an – und denken sich kaum etwas dabei. Nicht so Matthias Lamparter – er<br />

verwandelt Türklinken in Designerstücke und ist mit seiner Griffwerk GmbH aus Blaustein erfolgreich.<br />

Max Bill (1908-1994) war ein Tausendsassa,<br />

Architekt, Produktdesigner,<br />

Bildhauer, Grafiker. In und um Ulm<br />

ist der Bauhaus-Absolvent vor allem als der<br />

Gründungsrektor der Hochschule für Gestaltung<br />

in Ulm in guter Erinnerung. Ohne ihn<br />

wäre diese legendäre Einrichtung 1955 kaum<br />

in die Gänge gekommen. Das betont puristische,<br />

streng im Rastermaß durchdeklinierte<br />

Gebäude geht auf seinen Entwurf zurück,<br />

zahlreiche Details wie etwa die Türgriffe<br />

ebenfalls. Bill legte die Grundlagen für eine<br />

Philosophie der Gestaltung, die schon bald als<br />

„ulmer“ Linie für Furore sorgen sollte und bis<br />

heute höchstes Ansehen genießt.<br />

Matthias Lamparter kann sich ein Lächeln<br />

nicht verkneifen. Nicht, weil er Zweifel hegte<br />

am hohen Stellenwert dieser Ulmer Schule,<br />

ganz im Gegenteil. Vielmehr, weil er in und<br />

um Ulm herum schon zigfach „Bill’sche Klinken“<br />

gedrückt hat, die gar keine sind.<br />

Der geschäftsführende Inhaber der Blausteiner<br />

Griffwerk GmbH weiß das so genau, weil<br />

seine Firma seit 2012 die offizielle Lizenz zur<br />

Fertigung des „ulmer griffs“ besitzt, erworben<br />

von der „max, binia + jakob bill stiftung“, die<br />

den Nachlass des Meisters verwaltet.<br />

GEGEN DEN IDEEN-KLAU<br />

Ein Coup, der Griffwerk weiter ins Gespräch<br />

brachte. Es war beileibe nicht der einzige in<br />

der noch jungen Firmengeschichte. Auch<br />

Thomas Gerlach, Jette Joop sowie Christian<br />

und Michel Sieger haben im Produktportfolio<br />

von Griffwerk – neben Türgriffen gibt es Beschläge<br />

und seit 2014 auch Glastüren – prägende<br />

Akzente gesetzt. Die Auszeichnungen<br />

fürs Design ließen nicht lange auf sich warten.<br />

Ebenso wenig wie juristische Auseinandersetzungen.<br />

Griffwerk wehrt sich sehr aktiv<br />

gegen den Ideen-Klau. Allein im Moment gehe<br />

man in vier Fällen gegen Nachahmer vor.<br />

Produziert werden die Klinken und Beschläge<br />

in China. Dort unterhält Griffwerk seit 15 Jahren<br />

ein eigenes Produktionswerk mit 100 Mitarbeitern.<br />

Das ist ein sensibles Thema, weil<br />

China kaum für höchste Qualitätsansprüche<br />

steht. Genau die seien aber gefordert und würden<br />

auch erfüllt, sagt Lamparter. Ein striktes<br />

Qualitätsmanagement und ein hoher Standardisierungsgrad<br />

machen es möglich.<br />

30


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[machen]<br />

„Täglich“ träfe ein Container im Firmensitz in<br />

Blaustein ein. Lamparter erwartet für <strong>2018</strong> einen<br />

Umsatz von knapp 30 Millionen Euro.<br />

Eine Million Griffe will er verkaufen. 2013<br />

war es noch etwa die Hälfte. Mit sechs bis<br />

zehn Prozent Wachstum soll es weitergehen.<br />

Entsprechend rasant wird am 2013 bezogenen<br />

Hauptsitz investiert. Eben erst ist eine neue<br />

Lagerhalle fertig geworden, schon steht ein<br />

weiterer Neubau an. Vertrieb, Entwicklung,<br />

Marketing und Lager sind in Blaustein angesiedelt,<br />

mit 115 sind hier fast ebenso viele Mitarbeiter<br />

wie in China an Bord. Im hintersten<br />

Winkel befindet sich eine kleine Produktion.<br />

Hier bringen zwei Laser Dekors auf Glastüren<br />

auf. Möglich ist damit sehr Vieles, Einzelanfertigungen,<br />

Foto-Motive, grafische Muster.<br />

Die beiden Laser laufen rund um die Uhr, der<br />

Prozess ist weitgehend automatisiert.<br />

Vom Praktikant zum Firmenchef<br />

Auch Glastüren sind bei Griffwerk im Programm. Sie haben eine besondere Färbung.<br />

ENTWÜRFE VON JETTE JOOP<br />

Die weitere „Optimierung der Abläufe und<br />

Prozesse“ sieht Lamparter als seine Hauptaufgabe<br />

in nächster Zeit. Das rasante Wachstum<br />

will gesteuert sein. Schließlich erfolgt es in<br />

Märkten, die der Geschäftsführer als weitgehend<br />

gesättigt bezeichnet. Wachsen könne da<br />

nur, wer Marktanteile hinzugewinnt. Und das<br />

klappt nur, wenn die Produkte aus der Masse<br />

herausragen. Die Stichworte dazu lauten „Design-Orientierung“,<br />

„Hochwertigkeit“ sowie -<br />

in der höher positionierten Linie „Design-<br />

Manufaktur“ – ein „hohes konzeptionelles<br />

Niveau“. Bei Türen und Beschlägen zählt er<br />

sein Unternehmen mittlerweile zu den Top 3.<br />

„Wir suchen die Revolution“, verkündet Lamparter<br />

nonchalant und stürmt an die Show-<br />

Wand mit den Glastüren. Das Besondere<br />

Geschäftsführer Matthias Lamparter<br />

gehört die Griffwerk GmbH zu 80 Prozent.<br />

Mit je 10 Prozent sind Hugo und Wolfgang<br />

Habisreutinger beteiligt. Der studierte<br />

Betriebswirt, 1970 in Ulm geboren, hatte<br />

bei ihnen einst als Praktikant angeheuert<br />

und dann Karriere gemacht. Doch auf<br />

Dauer reichte ihm das nicht; er gründete<br />

die deutsche Niederlassung des italienischen<br />

Türgriffeproduzenten Frascio,<br />

konnte sich mit seinen Vorstellungen bei<br />

der Produktentwicklung aber nicht durchsetzen.<br />

2006 ging er seinen eigenen Weg<br />

und rief das „Griffwerk“ ins Leben. Die<br />

GmbH präsentierte 2008 erstmals eigene<br />

Entwürfe, die von Beginn an in Asien realisiert<br />

wurden. 2013 erfolgte der Umzug<br />

von Verwaltung und Entwicklung aus einem<br />

Industriebau in Ulm-Lehr an den<br />

heutigen Firmensitz in Blaustein. THV<br />

steckt in diesem Fall in der Farbe. Anders als<br />

üblich gibt es Ausführungen in Weißglas, also<br />

ohne den üblichen leichten Grünschimmer.<br />

Dies verändert die Tönung des einfallenden<br />

Lichts zwar nur minimal, für ein detailverliebtes<br />

Publikum ist das aber entscheidend.<br />

Jette Joop wiederum, die 2014 eine erste Kollektion<br />

an Beschlägen und Glastüren vorgelegt<br />

hat, sei nicht zuletzt deshalb verpflichtet<br />

worden, weil sie eine „feminine Sicht“ in den<br />

Katalog einbringe, sagt Marketing-Frau Elke<br />

Hagmann. Über das Einrichten der eigenen<br />

vier Wände würden Paare heute schließlich<br />

gemeinsam entscheiden. [!] THOMAS VOGEL<br />

31


[namen & nachrichten] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Hymer bringt<br />

neue B-Klasse<br />

heraus<br />

Mit einer neuen Version ihres<br />

Erfolgsmodells B-Klasse will<br />

die Hymer GmbH & Co. KG<br />

(Bad Waldsee) den Umsatz ankurbeln.<br />

Als erstes Unternehmen<br />

verbaute Hymer den neuen<br />

Sprinter-Triebkopf von<br />

Mercedes-Benz Vans in Serie.<br />

Trotz etwa sieben Meter Länge,<br />

wiegt das Wohnmobil weniger<br />

als drei Tonnen. Die Erwin Hymer<br />

Group erzielte im Geschäftsjahr<br />

2016/2017 mit ihren<br />

weltweit mehr als 6000 Mitarbeitern<br />

einen Umsatz von 2,1<br />

Milliarden Euro.<br />

„Lisa’s Chips“<br />

konzentriert sich<br />

auf Einzelhandel<br />

Die Firma Aroma Snacks GmbH<br />

& Co. KG will sich mit ihrer<br />

Marke „Lisa‘s Chips“ <strong>2018</strong> mit<br />

neuem Produkt-Design und<br />

neuen Sorten stärker auf den<br />

konventionellen Einzelhandel<br />

konzentrieren. Die verwendeten<br />

Kartoffeln stammen aus<br />

Bayern und Baden-Württemberg.<br />

Seit 2012 fertigt Inhaber<br />

Jochen Krumm in Amtzell zwischen<br />

Ravensburg und Wangen<br />

im Allgäu Bio-Kesselchips – mit<br />

wachsendem Erfolg. Mittlerweile<br />

gehört das 2011 gegründete<br />

Unternehmen zur britischen<br />

Firma Amplify, die zu<br />

Jahresbeginn vom US-Konzern<br />

Hershey übernommen worden<br />

ist.<br />

Maschinenfabrik<br />

wird zu<br />

Bürogebäude<br />

Im Herbst <strong>2018</strong> soll der Umbau<br />

der ehemaligen Ravensburger<br />

Maschinenfabrik in der Georgstraße<br />

24 beginnen. Für zwei<br />

Millionen Euro will Armin<br />

Bausch die 1000 Quadratmeter<br />

große Halle in ein modernes Bürogebäude<br />

verwandeln. Investiert<br />

werden soll in Lüftung,<br />

Fenster, Dach und Brandschutz.<br />

Armin Bausch ist Geschäftsführer<br />

des 120 Mitarbeiter großen<br />

Entsorgungsfachbetriebs<br />

Bausch GmbH.<br />

Neues Zentrum<br />

für Logistik von<br />

Reischmann<br />

Die Reischmann GmbH & Co.<br />

KGaA hat ein neues Logistikzentrum<br />

im Ravensburger Gewerbegebiet<br />

Erlen bezogen. Auf<br />

4600 Quadratmetern befinden<br />

Foto: Wirtschaftsförderung Bodenseekreis<br />

Ferienaktion für Schüler<br />

Mit der Ferienaktion „wissen was geht!“ lässt die Wirtschaftsförderung<br />

Friedrichshafen Jugendliche ab 14 Jahren hinter die<br />

Kulissen von Firmen blicken. Die Hoffnung dabei: Die jungen<br />

Leute bekommen Interesse an einer Lehre und die Firmen steigern<br />

ihren Bekanntheitsgrad. www.wissen-was-geht.de<br />

sich Online-Shop, Fotostudio,<br />

Rechnungsprüfung und IT-Abteilung.<br />

Das Unternehmen beschäftigt<br />

1100 Mitarbeiter, 85<br />

davon im Logistikzentrum. Neben<br />

seinen Häusern am Hauptsitz<br />

Ravensburg hat Reischmann<br />

Filialen in Ulm, Kempten<br />

und Memmingen – mit insgesamt<br />

mehr als 40.000 Quadratmetern<br />

Verkaufsfläche.<br />

Vetter mietet<br />

Wohnungen<br />

für Mitarbeiter<br />

Die Gruppe Vetter Pharma wird<br />

vom Jahr 2019 an zehn bis 15<br />

Wohnungen in neu entstehenden<br />

Mehrfamilienhäusern in<br />

der Ravensburger Innenstadt<br />

für Mitarbeiter anmieten. Es ist<br />

eine der Maßnahmen des Unternehmens,<br />

um Personal zu locken.<br />

Durch den Fachkräftemangel<br />

sind etwa 100 Stellen<br />

unbesetzt. Die Vetter Pharma<br />

International GmbH aus Ravensburg<br />

ist Spezialist für die<br />

aseptische Fertigung von vorgefüllten<br />

Injektionssystemen. Zuletzt<br />

erwirtschafteten 4400 Mitarbeiter<br />

einen Jahresumsatz<br />

von 503 Millionen Euro.<br />

Prisma<br />

investiert in<br />

Oberschwaben<br />

Die Vorarlberger Unternehmensgruppe<br />

Prisma will in den<br />

nächsten Jahren laut Vorstand<br />

Bernhard Ölz massiv in die Region<br />

Süddeutschland investieren,<br />

zum Beispiel in Singen und<br />

Ulm. Aktuelles Projekt in Ravensburg:<br />

Das KUP-Gründerzentrum<br />

in Zusammenarbeit<br />

mit der Stiftung Liebenau. Von<br />

Juli an arbeiten hier künftig auf<br />

5000 Quadratmetern Unternehmen<br />

und Existenzgründer mit<br />

behinderten Menschen Tür an<br />

Tür. Die österreichische Prima<br />

Holding wurde 1994 gegründet<br />

und ist spezialisiert auf Standort-<br />

und Regionalentwicklung.<br />

Autozulieferer<br />

Weber erweitert<br />

Firmensitz<br />

Weber Automotive GmbH erweitert<br />

seinen Firmensitz im<br />

Markdorfer Gewerbegebiet Negelsee.<br />

Eine Produktionshalle<br />

soll abgerissen und durch einen<br />

Neubau ersetzt werden. Die<br />

1969 gegründete und 1500 Mitarbeiter<br />

große Weber Automotive<br />

GmbH zählt zu den führenden<br />

Unternehmen der<br />

Fahrzeugzulieferindustrie. Der<br />

Jahresumsatz lag zuletzt bei 313<br />

Millionen Euro. [!] RIZ<br />

32


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[spezial]<br />

Patente Lösungen<br />

Die Konkurrenz schläft nicht – und kopiert unter Umständen auch Innovationen. Daher gewinnt das Thema<br />

Schutzrechte auch für Mittelständler an Bedeutung. Was bei Gebrauchsmustern & Co. zu beachten ist.<br />

Man muss schon einen langen Atem<br />

haben. Neun Jahre hat es gedauert,<br />

dann hatte die Firma Gaugler & Lutz<br />

aus Aalen ihr zweites Patent, eine Steckverbindung<br />

aus Balsaholz, die sich in den Kernen<br />

von Rotorblättern von Windkraftanlagen befindet.<br />

Gaugler & Lutz ist ein Familienbetrieb.<br />

Der Vater Roland Lutz hat das Unternehmen<br />

vor rund 35 Jahren mit Roman Gaugler gegründet.<br />

Seit 2009 ist er alleiniger Firmeninhaber.<br />

Sohn Dominic Lutz, Jahrgang 1981, ist<br />

Wirtschaftsingenieur und arbeitet seit 2009<br />

in dem Unternehmen, inzwischen als Prokurist.<br />

Auch die Tochter, Nadine Lutz, arbeitet<br />

im Familien<strong>unternehmen</strong>.<br />

„Wir sind eine Art explodierte Schreinerei“,<br />

sagt Dominic Lutz. Im Zuge der Energiewende<br />

und des wachsenden Marktes für Windkraftanlagen<br />

hat sich das Unternehmen in den vergangenen<br />

Jahren stark vergrößert. Heute sind<br />

hier 180 Mitarbeiter beschäftigt, in Spitzenzeiten<br />

sind es bis zu 250.<br />

VORTEIL DURCH SCHUTZRECHTE<br />

„Schutzrechte sind mittlerweile Teil unserer<br />

Unternehmensstrategie“, erzählt Lutz. „Wir<br />

denken sie immer mit, wenn wir neue Marktsegmente<br />

erobern wollen, neue Kundengruppen<br />

oder Regionen.“ Insgesamt hat das Unternehmen<br />

rund 100 Schutzrechte. Das sind zum<br />

Beispiel Markenrechte, Bildrechte, und eben<br />

die zwei benannten Patente, bei denen es<br />

nicht bleiben soll.<br />

„Das Patent ist die<br />

Königsdisziplin.<br />

Das Gebiet der<br />

Schutzrechte ist<br />

Dominic Lutz von Gaugler<br />

& Lutz aus Aalen.<br />

eine weite Spielwiese,<br />

auf der man<br />

sehr viel gestalten<br />

kann“, sagt Lutz.<br />

„Wir sehen das Potenzial<br />

der Schutzrechte<br />

auf mehreren<br />

Ebenen: Wir<br />

Wer mit neuen techischen Ideen auf den Markt geht, sollte diese dringend schützen.<br />

Foto: © ANDRANIK HAKOBYAN / shutterstock.com<br />

können uns gegen Mitbewerber abgrenzen<br />

und wir können sie nutzen um im Marketing<br />

sichtbar zu werden.“<br />

Viele Unternehmen arbeiten hart an ihren Innovationen<br />

und investieren viel Zeit und<br />

Geld. Um so ärgerlicher ist es, wenn jemand<br />

daher kommt und die Idee klaut. Oder man<br />

aus Versehen die Rechte von anderen Unternehmen<br />

missachtet. Da ist es sinnvoll, sich<br />

über Schutzrechte Gedanken zu machen. „Zu<br />

Beginn jeglicher Forschungs- und Entwicklungstätigkeit<br />

sollte eine systematische Recherche<br />

bestehender Schutzrechte Dritter erfolgen“,<br />

rät Sönke Voss, Referent Industrie,<br />

Technologie und Innovation von der IHK Bodensee-Oberschwaben.<br />

„Andernfalls besteht<br />

das Risiko, dass nach aufwändiger und kostspieliger<br />

Entwicklungstätigkeit ein Wettbewerber<br />

seine Rechte geltend macht und erhebliche<br />

Schadensersatzansprüche drohen.“<br />

Die optimale Schutzrechtsstrategie müsse<br />

stets im Einzelfall analysiert und festgelegt<br />

werden. So sind Patent und Gebrauchsmuster<br />

für den Schutz technischer Aspekte vorgesehen,<br />

während Marke und ein eingetragenes<br />

Design den Namen und die Erscheinungsform<br />

schützen. „Häufig werden verschiedene<br />

Schutzrechte kombiniert, um Produkte optimal<br />

zu schützen“, sagt Voss. Zudem könnten<br />

gewerbliche Schutzrechte national, europaweit,<br />

weltweit oder in international ausgewählten<br />

Ländern angemeldet werden. In der<br />

Regel empfehle sich daher die Einbeziehung<br />

eines erfahrenen Patentanwalts, um die optimale<br />

Strategie – auch unter Kostenaspekten<br />

– festzulegen.<br />

33


[spezial] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Sönke Voss, IHK-Technologieexperte.<br />

Am Beispiel eines<br />

Stuhls lassen sich<br />

laut Voss die Unterschiede<br />

der<br />

Schutzrechte gut<br />

darstellen: So kann<br />

ein neuartiger Mechanismus<br />

zur<br />

Verstellung der<br />

Lehne über ein Patent<br />

oder Gebrauchsmuster<br />

geschützt<br />

sein, der<br />

Name des Modells und das Logo des Herstellers<br />

als Marke sowie eine neuartige Erscheinungsform<br />

als eingetragenes Design.<br />

Kleines Lexikon der Schutzrechte<br />

Gaugler & Lutz aus Aalen verfügt über 100 Schutzrechte. Auch diese Steckverbindung aus Basalholz,<br />

die in den Kernen von Rotorbättern steckt, hat das Familien<strong>unternehmen</strong> eintragen lassen.<br />

Patent: Voraussetzung sind Neuheit, erfinderische<br />

Leistung und gewerbliche Anwendbarkeit.<br />

Vorsicht: Sobald eine Erfindung<br />

öffentlich präsentiert wurde, ist<br />

kein Patentschutz mehr möglich.<br />

Gebrauchsmuster: Das Gebrauchsmuster<br />

wird sofort eingetragen und erst geprüft,<br />

sofern ein Streitfall eintritt.<br />

Designschutz (früher Geschmacksmuster):<br />

Das Design muss zum Zeitpunkt der<br />

AGGRESSIVE VERTEIDIGUNG<br />

Die Bandbreite, wie Unternehmen mit dem<br />

Thema Schutzrechte umgehen können, ist<br />

groß. Zu Beginn kann es genügen, sich passiv<br />

zu verhaltenund einen Überblick zu verschaffen,<br />

welche Schutzrechte bestehen und ob mit<br />

eigenen Entwicklungen gegen die Schutzrechte<br />

anderer verstoßen wird. In der nächsten<br />

Stufe kann eine Firma eigene Schutzrechte<br />

anmelden. Dazu müssen deren Mitarbeiter<br />

erkennen, wo schutzwürdige Erfindungen<br />

gemacht werden oder wo es sich lohnt ein<br />

neues Design oder Marken einzutragen.<br />

„Die letzte Stufe ist meist erreicht, wenn Entwicklungen<br />

oder gut designte Produkte des<br />

eigenen Unternehmens als Plagiate am Markt<br />

auftauchen“, meint Bernd Häußler, Leiter des<br />

Recherchebereichs im Informationszentrum<br />

Patente des Regierungspräsidiums Stuttgart.<br />

Dann helfe nur, rechtlich und aggressiv gegen<br />

die vorzugehen, die die Schutzrechte verletzen.<br />

Dafür benötige man eine „gewisse Kriegskasse“<br />

und die Bereitschaft, für seine Rechte<br />

zu kämpfen.“<br />

Technische Erfindungen, die gewerblich anwendbar<br />

sind, kann man in Deutschland als<br />

Patent und Gebrauchsmuster schützen lassen.<br />

Der Patentschutz erstreckt sich über 20<br />

Jahre, beim Gebrauchsmuster sind es 10 Jahre.<br />

Während beim Patent vor der Erteilung geprüft<br />

wird, ob die Voraussetzungen für den<br />

Schutz vorliegen, wird das Gebrauchsmuster<br />

ungeprüft und sehr schnell eingetragen. Die<br />

Unsicherheit, ob tatsächlich ein Schutz für<br />

die Erfindung besteht ist hier größer. Erst in<br />

einem Streitfall wird beim Gebrauchsmuster<br />

diese Frage geklärt. „Die Entscheidung für das<br />

eine oder andere Schutzrecht kann man jedoch<br />

nicht pauschal treffen, es sind meist taktische<br />

oder strategische Erwägungen. Dabei<br />

helfen zum Beispiel auch Patentanwälte“, sagt<br />

Bernd Häußler.<br />

PATENTANWÄLTE HELFEN<br />

Bei allen Schutzrechten handelt es sich um<br />

territoriale Rechte, meist einzelner Staaten<br />

oder Staatengruppen. „Das Patent verhindert<br />

nicht nur die Herstellung, sondern auch den<br />

Vertrieb, die Einfuhr und gegebenenfalls sogar<br />

die Werbung für dieses Produkt“, sagt<br />

Häußler. Die Innovation kann also in<br />

Deutschland geschützt sein, wenn dies beispielsweise<br />

nicht für China der Fall ist, kann<br />

ein Konkurrent das Produkt dort herstellen<br />

und vertreiben. „Deutschland jedoch ist für<br />

ihn Tabu“, erklärt Bernd Häußler.<br />

Je mehr Schutzrechte ein Unternehmen verwaltet,<br />

desto aufwendiger wird es, den Überblick<br />

zu behalten. Gaugler & Lutz arbeitet mit<br />

einem spezialisierten Unternehmen zusammen,<br />

in dem Patentanwälte regelmäßig den<br />

Markt überwachen. „Um Spezialisten kommt<br />

man bei diesem Thema nicht drumherum“,<br />

sagt Lutz. Mit diesen Spezialisten könne man<br />

Anmeldung neu sein. Das heißt, vor dem<br />

Anmeldetag darf kein in unwesentlichen<br />

Merkmalen abweichendes Design veröffentlicht,<br />

ausgestellt oder auf den Markt<br />

gebracht worden sein. Zudem muss das<br />

Design eine Eigenart aufweisen.<br />

Markenschutz: Hier geht es oft um den<br />

Namen. Aber auch Logos und eine Verbindung<br />

von Name und Logo können geschützt<br />

werden. <br />

HZ<br />

Ideen entwickeln, und zielgerichtet Produkte<br />

schützen oder sogar extra Produkte für die Patentanmeldung<br />

entwickeln. Schließlich sind<br />

Patente gerade in Kooperationen mit größeren<br />

Unternehmen ein wichtiges Gut, dass in<br />

eine Partnerschaft eingebracht werden kann.<br />

Doch wie weit geht Gaugler & Lutz, um die<br />

eigenen Rechte durchzusetzen? „Unsere Strategie<br />

ist es, uns gerade in unseren Kernbereichen<br />

von unseren Wettbewerbern abzugrenzen“,<br />

erklärt Lutz. Wenn jemand zum Beispiel<br />

einen von Gaugler & Lutz geschützten Slogan<br />

benutzt oder einen Markennamen, dann geht<br />

das Unternehmen dagegen vor.<br />

Dominic Lutz hat aus der Beschäftigung mit<br />

Patenten und Schutzrechten viel für sich und<br />

das Unternehmen gezogen. Einsteigern empfiehlt<br />

er, sich das öffentliche Verzeichnis des<br />

Deutschen Patent- und Markenamtes anzuschauen.<br />

„Dort sind die Offenlegungsschriften<br />

hinterlegt. Man erfährt viel darüber, wie es<br />

die anderen machen“, sagt er. Daraus ließen<br />

sich viel Wissen und Erfahrung ziehen. „Und<br />

auch, wie man es vielleicht anders machen<br />

kann – und besser.“ [!] HENNING ZANDER<br />

34


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Mit Lawinen zur erfolgreichen Patentverwertung<br />

Die Frage kennt jeder Patentinhaber: Wie<br />

kann die Idee wirtschaftlich erfolgreich werden,<br />

welche Investitionen sind sinnvoll, was<br />

ist die richtige Strategie? Bei diesen Fragen<br />

hilft die AVALANCHE Research mit ihrer<br />

neuen Recherche-Methode.<br />

Schon vielen guten Ideen ist es so ergangen.<br />

Zwar ist tatsächlich etwas noch nie Dagewesenes<br />

geschaffen worden. Solange dies aber<br />

keinem Interessenten „schmackhaft“ gemacht<br />

werden kann, bleibt auch die beste Erfindung<br />

ein einsames Geheimnis. Genau hier<br />

setzt das Team der AVALANCHE an.<br />

Mit ihrer neu entwickelten Methode einer<br />

webbasierten Lawinen-Recherche suchen die<br />

Patent-Spezialisten nach den „relevanten Informationen“<br />

über das Potential der Idee und<br />

liefern dabei einen wichtigen Beitrag für die<br />

unternehmerische Entscheidung. „Relevant<br />

ist eine Information, die es dem Unternehmer<br />

ermöglicht, eine konkrete Entscheidung zu<br />

fällen“, so Franz Weller, der Geschäftsführer<br />

der AVALANCHE Research. Durch die Vielfalt<br />

der eingehenden Informationen erhält der<br />

Auftraggeber auch durchaus neue Aspekte,<br />

die ihm die konkrete Einschätzung erleichtern.<br />

Die Lawinen-Recherchen verhelfen außerdem<br />

dazu, dass die mit dem weiteren Vorgehen<br />

verbundenen Kosten und Investitionen solide<br />

abgeschätzt werden können und das Unternehmen<br />

seine Mittel intelligent einsetzt.<br />

Der innovative Ansatz des bei der AVA-<br />

LANCHE eingesetzten Algorithmus‘ ist, dass<br />

man sich durch die schnelle, aber dabei exakt<br />

abgezielte Verbreitung der Fragestellungen<br />

innerhalb des weltweiten Experten-Netzwerks<br />

bewegt. Durch ein Bonus-System, das allein<br />

schon die Weiterleitung belohnen kann, sucht<br />

sich die Fragestellung ihren eigenen Weg. Aber<br />

nur die gezielte Weiterleitung hilft: denn nur<br />

die beiden Letzten in der Kette haben die<br />

Chance auf den Bonus.<br />

„Die Zielsetzung unserer Methode besteht also<br />

eben nicht darin, dass einzelne Personen<br />

aufwendige Recherchen anstellen, sondern<br />

vielmehr das bereits vorhandene Wissen nutzen<br />

oder in wenigen Sekunden die Frage weiterleiten<br />

an denjenigen, der es wissen könnte“,<br />

so Weller.<br />

So bringt man die Lawine ins Rollen und dem<br />

Patent die Chance, mehr als nur eine verborgene<br />

Idee zu bleiben.<br />

Das Patent-Rezept gegen Strafzölle<br />

Die letzten Tage haben es gezeigt: Protektionismus<br />

und Strafzölle nehmen Einfluss auf<br />

die Märkte. Durch eine geschickte Patentstrategie<br />

können sich Unternehmen aber<br />

auch gegen solche Handelshemmnisse<br />

wappnen.<br />

Dass Schutzzölle auch für innovative Unternehmen<br />

einen erheblichen Wettbewerbsnachteil<br />

auf den internationalen Märkten verursachen,<br />

bedarf wohl kaum einer Erklärung:<br />

Die in den jeweiligen Markt exportierten Waren<br />

verteuern sich gegenüber den Produkten<br />

der einheimischen Anbieter.<br />

Eine Möglichkeit, solchen Handelshemmnissen<br />

auszuweichen, ist natürlich der Aufbau<br />

einer eigenen Produktion in dem jeweiligen<br />

Land. Der Aufwand und das Risiko machen<br />

diesen Weg für die Unternehmen jedoch kaum<br />

attraktiv. Wie also reagiert man auf diese Situation?<br />

Patente und weitere gewerbliche Schutzrechte<br />

bieten sich als kluge Alternative an. Auch<br />

wenn noch nicht sicher ist, welche Produkte<br />

zukünftig mit Repressalien erfasst werden,<br />

zeichnet sich aber ab, dass ein „Produkt“ auch<br />

in Zukunft verschont bleiben wird: die Anmeldung<br />

und Durchsetzung von gewerblichen<br />

Schutzrechten in den durch Zölle betroffenen<br />

Staaten.<br />

„Wichtig ist eine clevere Patent-Strategie. Bereitet<br />

man sein Unternehmen hier gut vor,<br />

können gewerbliche Schutzrechte durch die<br />

damit verbundene Monopolposition dem Inhaber<br />

einen entscheidenden Vorteil bieten –<br />

z.B. kann man den inländischen Anbietern<br />

verbieten, auf dem Zielmarkt aktiv zu sein,<br />

auch wenn sie durch die Strafzölle geschützt<br />

werden sollten“, so Patentanwalt Klaus Peter<br />

Raunecker von der gleichnamigen Kanzlei mit<br />

Sitz in Ulm und München. Man sollte sich daher<br />

überlegen, ob man nicht zusätzlich zu den<br />

eigenen Vertriebsaktivitäten schnellstmöglich<br />

die Marktposition mit einem gewerblichen<br />

Schutzrecht sichert.<br />

„Durch Erteilung von Lizenzen und eine gute<br />

Vertragsgestaltung kann der Unternehmer im<br />

zweiten Schritt dann dafür sorgen, dass seine<br />

innovativen Produkte im internationalen<br />

Markt erfolgreich verkauft werden – und das<br />

trotz aller Hemmnisse, die derzeit von verschiedenen<br />

Regierungen initiiert werden“; Armin<br />

Weidt, Wirtschaftsanwalt bei der KNORR<br />

Rechtsanwälte AG in Ulm, ist überzeugt davon,<br />

dass auf diesem Weg Probleme umschifft<br />

werden können, die sich vielleicht durch den<br />

aktuellen Trend zum Protektionismus abzeichnen.<br />

Die Vorbereitung einer geschickten Patent-<br />

Strategie lässt somit den klugen Unternehmer<br />

beruhigter betrachten, was aktuell auf<br />

politischer Ebene passiert!<br />

Ihre zentrale Anlaufstelle:<br />

Frauenstraße 11 D-89073 Ulm<br />

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35


[machen] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Aus alt mach Elektro<br />

Weil er kein Stromauto für seine Frau fand, hat Reinhardt Ritter einfach einen Polo zu einem Stromer umgebaut. Daraus<br />

entstand die EFA-S GmbH. Der Mittelständler aus Zell unter Aichelberg rüstet alte Lieferwagen um.<br />

Es ist kühl in der Produktionshalle, obwohl<br />

das Thermometer draußen mehr<br />

als 25 Grad Celsius anzeigt. Sechs Mann,<br />

darunter Mechaniker, Elektriker und Ingenieure,<br />

schrauben an dem braunen Ungetüm in<br />

ihrer Mitte. Der ausgediente Dieseltransporter<br />

bekommt wieder Leben eingehaucht. Mit<br />

einem hocheffizienten Elektromotor.<br />

Auch Firmengründer Reinhardt Ritter ist mit<br />

von der Partie und flitzt mit dem Gabelstapler<br />

durch die Halle. 26 Jahre ist es her, dass der<br />

heute 70-Jährige sein erstes Fahrzeug mit<br />

Elektro-Synchronmotor zum Patent angemeldet<br />

und so den Grundstein für EFA-S Elektrofahrzeuge<br />

Stuttgart gelegt hat. „Damals war<br />

mein Schwiegervater auf der Suche nach einem<br />

Elektroauto für seine Frau“, erzählt Geschäftsführer<br />

Bastian Beutel. Doch die angebotenen<br />

Modelle überzeugten ihn nicht. Um<br />

die Karosserie leicht zu halten, hatten die<br />

Fahrzeuge so gut wie keine Knautschzone.<br />

Außerdem waren die schweren Batterien oft<br />

hinter dem Vordersitz verbaut, wodurch sie<br />

bei einem Unfall für den Fahrer gefährlich<br />

werden konnten.<br />

EINFACH SELBST KONSTRUIERT<br />

Ernüchtert, doch keinesfalls demotiviert beschloss<br />

Ritter kurzerhand, das E-Auto für seine<br />

Familie selbst zu konstruieren. „Mit der<br />

Flex bewaffnet entkernte er einen nagelneuen<br />

VW Polo“, erinnert sich der 34-Jährige Schwiegersohn,<br />

der seit sechs Jahren die Geschäfte<br />

von EFA-S führt. Sechs Monate und 110.000<br />

D-Mark später nahm der TÜV den Wagen ab.<br />

Die Idee, aus seiner Erfindung ein Geschäft zu<br />

machen, kommt Ritter allerdings erst 16 Jahre<br />

später als sein Freund Can Baki, der bei UPS<br />

arbeitete, die für einen Presseartikel vorbereiteten<br />

Pläne sieht. „Kannst du sowas auch in<br />

einen Lieferwagen bauen?“, wollte dieser wissen.<br />

Wenig später bauten Ritter und Beutel<br />

den alten Diesellieferwagen von Bakis Ehefrau,<br />

die einen Gemüsehandel betrieb, um.<br />

Nach gelungener Umrüstung stellte Baki den<br />

Kontakt zu seinem früheren Arbeitgeber UPS<br />

her, der direkt einen Prototypen in Auftrag<br />

gab. Noch im gleichen Jahr – 2009 – wurde die<br />

Firma EFA-S gegründet.<br />

Seitdem hat das inzwischen 15 Mitarbeiter<br />

zählende Team 170 Altfahrzeugen des Paketdienstes<br />

ein zweites Leben geschenkt. „Die<br />

Fahrzeuge sind allesamt Spezialbauten und<br />

wegen ihrer Aluminiumkarosserie und dem<br />

170 UPS-Wagen wurden umgerüstet – so auch<br />

dieses Fahrzeug in Kirchheim/Teck.Fotos: Cremer<br />

36


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[machen]<br />

Kevlardach sozusagen<br />

unkaputtbar.<br />

Gleichzeitig<br />

sind sie deutlich<br />

leichter als normale<br />

Autos – was der<br />

Elektromobilität<br />

entgegenkommt“,<br />

erklärt Beutel, der<br />

nach seiner Lehre<br />

Geschäftsführer<br />

zum Mechatroniker<br />

Automatisie-<br />

Bastian Beutel.<br />

rungstechnik an<br />

der Hochschule Esslingen studiert hat.<br />

Nach Einführung der Feinstaubplaketten<br />

durften viele der robusten Transporter nicht<br />

mehr auf die Straße. Zu hoher Schadstoffausstoß.<br />

Neuanschaffungen sind teuer. Die umgerüsteten<br />

Transporter werden vor allem in<br />

Großstädten wie London, Amsterdam oder<br />

Paris eingesetzt. „Das heißt, sie laufen unter<br />

Extrembedingungen“, sagt Beutel. Trotzdem<br />

haben sie eine Reichweite von mindestens<br />

hundert Kilometern. Ein mindestens 90 Kilowatt<br />

starker Synchronmotor liefert die nötige<br />

Power. Die 124 Lithium-Eisenphosphat-Batterien<br />

sind im Unterboden der Fahrzeuge eingebaut,<br />

sodass der Laderaum nicht kleiner wird.<br />

EIN INVESTOR AUS ASIEN<br />

Als das Klein<strong>unternehmen</strong> 2012, nach dem<br />

unerwarteten Tod von Mitgesellschafter Can<br />

Baki, an seine Kapazitätsgrenzen stößt, entschließt<br />

die Geschäftsführung einstimmig,<br />

im Jahr 2015 einen Investor an Bord zu nehmen.<br />

Die Schwaben knüpfen Kontakt zu Li<br />

Jing Yu, der mit seinem Joint Venture Beijing<br />

WKW bereits Erfahrungen im Automobilbereich<br />

gesammelt hat. „Im Tagesgeschäft hat<br />

sich für uns nur wenig geändert“, findet Beutel.<br />

Noch immer werden die meisten Entscheidungen<br />

in Zell getroffen. Es ist vor allem das<br />

zusätzliche Kapital, das den E-Mobility-Spezialisten<br />

so manchen Sprung ermöglicht. Etwa<br />

das Vergrößern der Produktionsfläche oder<br />

Privatinvestor aus China<br />

Ein UPS-P80-Fahrzeug mit offener Haube: Der Batterieblock füllt den Großteil des Motorraums.<br />

das Zurückholen ausgelagerter Produktionsschritte.<br />

Auch Kontakte zu chinesischen Unternehmen<br />

wirken sich positiv auf das Gesamtergebnis<br />

aus. „Zudem motiviert uns Li,<br />

mehr auszuprobieren“, erzählt Beutel. Dabei<br />

denkt der junge Chef zum Beispiel an den Firmen-Tesla.<br />

Lange hatte sich die Geschäftsführung<br />

gesträubt, den Wagen anzuschaffen. „Li<br />

hat uns einfach benachrichtigt, dass das notwendige<br />

Kapital nun auf dem Konto sei und<br />

nichts mehr gegen den Kauf spreche.“<br />

Die Innovationsfreude des Chinesen färbt ab.<br />

Zwar bleibt UPS Hauptkunde, doch trauen<br />

sich die Schwaben auch mehr Spezialprojekte<br />

EFA-S Elektrofahrzeuge Stuttgart wurde<br />

2009 von Reinhardt Ritter, Can Baki<br />

und Achim Schröder gegründet. Seit<br />

sechs Jahren leitet Bastian Beutel die Geschäfte.<br />

Jahre später beteiligte sich Privatinvestor<br />

Li Jing Yu am Unternehmen.<br />

Dieses Jahr rüsten die Spezialisten für<br />

Elektromobilität etwa 100 bestehende<br />

Dieselfahrzeuge zu Elektrofahrzeugen<br />

um. Die in Zell unter Aichelberg (Landkreis<br />

Göppingen) sitzende Firma ist auf<br />

Großfahrzeuge spezialisiert. Mit 15 Mitarbeitern<br />

aus den Bereichen KFZ-Mechatronik,<br />

Mechanik, Elektrik und Ingenieurswesen<br />

erwirtschaften die Schwaben<br />

aktuell vier Millionen Euro Umsatz. Innerhalb<br />

der nächsten Jahre soll das EFA-S<br />

Team auf 25 Mitarbeiter anwachsen. Zudem<br />

soll ein eigenes Fahrzeug auf den<br />

Markt gebracht werden. <br />

GYS<br />

zu. So verbauten sie erst kürzlich zwei Elektromotoren<br />

in einen 18-Tonner, den das Fraunhofer<br />

Institut zum Erproben autonomer Fahrtechnologien<br />

nutzt. „Der zweite Motor<br />

unterstützt bei Steigungen“, erklärt Beutel.<br />

Einen anderen Lösungsweg – Originalgetriebe<br />

plus 1:150 NM Drehmoment – wählte das<br />

Team beim Umbau einer 20 Tonnen schweren<br />

Bahn für Rundfahrten nach einer Besichtigung<br />

in Oberstdorf. Die muss in der Lage sein,<br />

20-prozentige Steigungen zu erklimmen. „Die<br />

eine Lösung gibt es nicht. Deshalb passen wir<br />

uns an das an, was uns zur Verfügung steht –<br />

auch in Zukunft.“ [!] <br />

RONJA GYSIN<br />

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38<br />

Die meisten der 22.000 Stiftungen in<br />

Deutschland dienen gemeinnützigen<br />

Zwecken. Nur in fünf Prozent geht es<br />

um den Erhalt von Firmen und die<br />

Versorgung der Hinterbliebenen.<br />

Illustration: Getty Images/Imagezoo


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[finanzieren]<br />

Mit schützender Hand<br />

Wenn Unternehmer ihr Erbe über ihren Tod hinaus zusammen halten wollen, können sie eine Familienstiftung<br />

gründen. Diese fördert die Firma und versorgt die Hinterbliebenen. Doch ein solches Konzept erfordert eine sehr<br />

gute Vorbereitung –und birgt etliche Tücken.<br />

Der nahende 85. Geburtstag war für Erwin Müller ein Anlass,<br />

sein Lebenswerk zu ordnen. So hat der Gründer der gleichnamigen<br />

Drogeriemarktkette im Frühjahr vergangenen Jahres,<br />

wenige Monate vor seinem Ehrentag, die Erwin-Müller-Privatstiftung<br />

mit Sitz im österreichischen Linz ins Leben gerufen. Ausweislich<br />

des örtlichen Handelsregisters ist der Zweck der Privatstiftung<br />

der Erhalt und die Förderung der Unternehmen, an denen die<br />

Privatstiftung beteiligt ist, sowie der entgeltliche und unentgeltliche<br />

Erwerb von Anteilen an Unternehmen, an denen der Stifter beteiligt<br />

ist. Dazu kommen die Versorgung der in der Satzung genannten Begünstigten<br />

und die Förderung der Interessen der Allgemeinheit durch<br />

die Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen und Projekte.<br />

Mit diesem Auftrag versucht Müller quasi die Quadratur des Kreises:<br />

Seine Stiftung soll seine Nachfolge in der Firma übernehmen, die Erben<br />

versorgen und nicht zuletzt auch noch sozial und gemeinnützig<br />

tätig werden. Wahrlich kein leichtes Erbe. Doch mit dem Problem, eine<br />

passende Lösung für seine Nachfolge zu finden, steht der erfolgreiche<br />

Ulmer Unternehmer nicht allein. Nach einer im vergangenen Jahr<br />

von der Commerzbank durchgeführten Erhebung rechnet ein Drittel<br />

aller Firmen in Baden-Württemberg, mit einem Jahresumsatz von<br />

mehr als 2,5 Millionen Euro, in den kommenden fünf Jahren mit einem<br />

altersbedingten Wechsel an der Führungsspitze.<br />

Thomas Klinger,<br />

Commerzbank.<br />

DEM KAMPF UMS ERBE VORBEUGEN<br />

Dass die Eigentümer dazu eine Stiftung gründen, ist nichts Ungewöhnliches.<br />

Vor Müller, der mittlerweile zwei Privatstiftungen im<br />

Nachbarland gegründet hat, haben auch der verstorbene Haribo-Chef<br />

Hans Riegel (Bonn) und Schraubenkönig<br />

Reinhold Würth aus Künzelsau diesen<br />

Schritt gemacht. Ihr Motiv: Wenn sie selbst<br />

nicht mehr können oder wollen, sorgt die<br />

Stiftung beziehungsweise dessen Vorstand<br />

dafür, dass das Unternehmen als Ganzes<br />

weitergeführt wird. Ein Kampf ums Erbe,<br />

bei dem unter Umständen die gesamte Firma<br />

oder Teile davon unter Druck verkauft<br />

werden müssen, um Nachkommen auszuzahlen,<br />

oder der den Betrieb führungslos in<br />

die Krise rutscht lässt, ist ausgeschlossen.<br />

„Doch ob diese Lösung der Nachfolgereglung<br />

die ideale ist, sollte vorher genau<br />

durchdacht werden“, sagt Thomas Klinger, Leiter Nachlass- und Stiftungsmanagement<br />

bei der Commerzbank. „Dazu müssen eine Reihe<br />

von Faktoren passen. Auf keinen Fall löst der Unternehmer durch eine<br />

Stiftung das Problem einer fehlenden personellen Nachfolge. Er verlagert<br />

damit nur das Problem. Denn fortan muss sich der Stiftungsvorstand<br />

um die Führung des Unternehmens kümmern oder einen externen<br />

Geschäftsführer einstellen und ihn kontrollieren.“<br />

Eine Stiftung selbst hat keine Eigentümer. Sie gehört sich selbst und<br />

unterliegt lediglich der Stiftungsaufsicht.<br />

Der Stiftungsrat übernimmt die Steuerung,<br />

ein Vorstand führt die Geschäfte. Durch<br />

diese Konstruktion können die Erben später<br />

eine Stiftung nicht auflösen und auch<br />

nicht die Hand aufs Firmenvermögen legen.<br />

Diese Art der Nachfolgeregelung ist<br />

rechtlich und steuerlich herausfordernd –<br />

egal, ob die Stiftung nun in Deutschland<br />

oder im Ausland gegründet wird. Vor allem<br />

Mark Pawlytta,<br />

KPMG-Anwalt.<br />

muss die Ausgestaltung gut überlegt sein.<br />

„Familienstiftungen sind keine Selbstläufer,<br />

die Übertragung sollte gut vorbereitet<br />

werden. Dazu müssen früh die Rahmenbedingungen<br />

abgesteckt und wichtige Fragen beantwortet werden“, betont<br />

Mark Uwe Pawlytta, Rechtsanwalt und Experte für Familienstiftungen<br />

bei KPMG. Wie weit soll der Einfluss der Familie auf die<br />

Stiftung reichen? Da stellen sich viele Fragen: Dürfen Anteile des Unternehmens<br />

verkauft werden und – wenn ja – auf welche Weise?<br />

Wird ein Unternehmen in eine Stiftung eingebracht, ist dieses Vermögen<br />

dort dauerhaft gebunden und kann später – wenn überhaupt – nur<br />

unter bestimmten Umständen verkauft werden. Dieser Umstand steht<br />

strategischen Entscheidungen unter Umständen irgendwann entgegen.<br />

„Die Stiftungsregelung kann der Unternehmer oder seine Erben<br />

nicht einfach rückgängig machen. Der Entschluss sollte also reiflich<br />

überlegt sein“, betont Klinger.<br />

22.000 STIFTUNGEN IN DEUTSCHLAND<br />

Zwar sind Stiftungen auf Zeit derzeit noch möglich, aber mit der anstehenden<br />

Reform des Stiftungsrechts soll es damit ein Ende haben. Für<br />

den Stiftungszweck dürfen nur die erzielten Erträge des Stiftungsvermögens<br />

verwendet werden. Ein Verzehr des Stiftungskapitals beziehungsweise<br />

-vermögens ist nicht zulässig.<br />

Mehr als 22.000 Stiftungen gibt es nach Angaben des Bundesverbandes<br />

Deutscher Stiftungen in Deutschland. 95 Prozent davon sind gemeinnützig<br />

und dienen sozialen, karitativen oder mildtätigen Zwecken<br />

verfolgen. Dazu kommen Familienstiftungen. Ihre Aufgabe ist<br />

es, eines oder mehrere Familienmitglieder des Stifters aus den Erträgen<br />

des Stiftungsvermögens zu versorgen – meist, indem ein familien-<br />

39


[finanzieren] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

eigenes Unternehmen als Ganzes in die Stiftung eingebracht wird.<br />

Das ist insbesondere sinnvoll, wenn es keinen geeigneten Nachfolger<br />

aus der Familie gibt. In der Stiftung lassen sich Firmenanteile bündeln.<br />

Das ist laut Pawlytta etwa bei großen Familien hilfreich, da der<br />

Anteilsbesitz ansonsten zersplittert wird. Familienstiftungen haben<br />

außerdem kein Ablaufdatum, während Testamentsvollstreckungen<br />

in der Regel für maximal 30 Jahre angeordnet werden können“, ergänzt<br />

der Anwalt. Dazu komme, dass das Unternehmen mit der Umsetzung<br />

unter Umständen mittel- bis langfristig Pflichtteilsansprüche<br />

vermeiden oder zumindest kurzfristig verringern können.<br />

ANSPRUCH AUF PFLICHTTEIL BLEIBT ERHALTEN<br />

Das verhindert aber nicht, dass die betroffenen Erben ihre Ansprüche<br />

auf den Pflichtteil vor Gericht einklagen. Streitigkeiten unter Erben<br />

kommen in den besten Familien vor. Für den Stifter kann das zu einem<br />

echten Problem werden, weil die Stiftung, wenn sie einmal steht, für<br />

die Auszahlung eingeklagter Erbansprüche nicht zuständig ist. Mit<br />

einer Stiftung verhindert der Unternehmer nicht, dass sich die Erben<br />

unter Umständen streiten. Wer sich mit dem Gedanken an eine solche<br />

Nachfolgeregelung beschäftigt, tut nach Klingers Worten gut daran,<br />

vorher das Gespräch mit allen Betroffenen zu suchen und zur Wahrung<br />

des Familienfriedens gegebenfalls einzelne Erben auszuzahlen.<br />

Stiftungen können jedoch in steuerlicher Hinsicht Vorteile bieten –<br />

wenn das Konzept stimmt. „Es gibt seitens des Gesetzgebers derzeit<br />

unterschiedliche Möglichkeiten, wie ein Unternehmer seine Firma<br />

steuerschonend auf seine Erben übertragen kann“, weiß Gunter Mühlhaus,<br />

Stiftungsexperte bei Heuking Kühn Lüer Wojtek. Die Zuordnung<br />

von Betriebs- und Privatvermögen spiele dabei für den Fiskus<br />

eine wichtige Rolle. „Vor diesem Hintergrund kann die Übertragung<br />

des Betriebsvermögens auf eine Stiftung<br />

zu Lebzeiten des Unternehmers<br />

vorteilhaft sein – zumal die Erfahrung<br />

lehrt, dass der Gesetzgeber das Erbschaftsteuerrecht<br />

in zeitlich kurzer<br />

Folge wieder reformiert und heute bestehende<br />

Gestaltungsmöglichkeiten<br />

dann wegfallen könnten“, erklärt<br />

Mühlhaus.“<br />

Ganz um das Thema Steuern herum<br />

kommen die Erben aber<br />

auch bei einer Stiftung nicht.<br />

„Wenn Vermögenswerte auf eine<br />

Stiftung übertragen werden,<br />

werden wie bei einer Übertragung<br />

an natürliche Personen unter<br />

Umständen Schenkungsteuer<br />

oder Erbschaftsteuer fällig“, sagt<br />

KPMG-Experte Pawlytta. „Zudem<br />

muss bei inländischen Familienstiftungen<br />

alle 30 Jahre die Erbersatzsteuer<br />

bezahlt werden – eine Art simulierter<br />

Erbfall. Hier kann sich die frühe<br />

Einbindung von Steuer- und Rechtsexperten<br />

lohnen, besonders mit Blick darauf,<br />

dass diese Besteuerungen zeitlich gut<br />

planbar sind.<br />

40<br />

Illustration: Getty Images/Imagezoo<br />

Erst planen, dann stiften<br />

Fruchtgummis von Haribo: Der verstorbene Firmenchef Hans Riegel<br />

hat das Familien<strong>unternehmen</strong> in eine Stiftung überführt.<br />

Bei der Gründung einer Stiftung gilt es im Vorfeld viele Dinge<br />

genau zu planen – etwa den Stiftungszweck – und die Transaktion<br />

rechtlich sauber umzusetzen. Ohne die Hilfe von Fachleuten<br />

wie etwa einem auf das Stiftungsrecht spezialisierten<br />

Fachanwalt ist die Gefahr groß, entscheidende Fehler zu machen.<br />

In Baden-Württemberg haben Unternehmer die Möglichkeit,<br />

eine Beratungsförderung etwa über die RKW, eine<br />

Selbsthilfeeinrichtung der Wirtschaft (rkw-bw.de), in Anspruch<br />

zu nehmen. Die Landesförderung unterstützt bis zu 50<br />

Prozent der Beratungskosten durch einen verlorenen Zuschuss.<br />

Eine einführende Lektüre bietet zudem das Buch „Unternehmensverbundene<br />

Stiftungen: Recht, Steuer, Betriebswirtschaft<br />

von Thomas Klinger und Gerhard Brandmüller. TLU<br />

Von der (Einkommens-)Besteuerung<br />

befreit sind Stiftungen nur, wenn sie<br />

ausschließlich gemeinnützige Zwecke<br />

verfolgen. Die Stifter können alle<br />

zehn Jahre eine Million Euro – bei zusammen<br />

veranlagten Ehepaaren sind<br />

es zwei Millionen Euro – als Gründungskosten<br />

absetzen. Spenden an eine gemeinnützige<br />

Stiftung sind ebenfalls abzugsfähig.<br />

„Allein wegen steuerlicher Überlegungen sollte<br />

niemand eine Stiftungslösung für seine Nachfolge<br />

in Betracht ziehen. Das erweist sich später<br />

meist als kontraproduktiv“, warnt Mühlhaus.<br />

Laut Klinger gibt es einige Möglichkeiten, die Nachfolge<br />

neben der klassischen Erbfolge durch Gründung<br />

einer juristischen Person zu regeln – etwa mit einer gemeinnützigen<br />

GmbH. „Viele Unternehmer nehmen wieder<br />

Abstand von dem Gedanken an eine Stiftung, wenn sie<br />

das Konzept genau verstanden haben. Das gilt insbesondere<br />

für eine Familienstiftung “, sagt der Commerzbanker,<br />

der als Buchautor zu dem Thema um die Tücken des Stiftungsmodells<br />

weiß. [!] <br />

THOMAS LUTHER


Sie haben ein Lebenswerk geschaffen, mit viel Leidenschaft und Fleiß,<br />

Schwierigkeiten überwunden und Herausforderungen zum Guten gewendet.<br />

Gründen Sie Ihre persönliche Stiftung, mit Ihrem Namen, die Ihr Lebenswerk<br />

in guter Erinnerung hält.<br />

Wir unterstützen Sie dabei mit unserem Wissen und unserer langjährigen<br />

Erfahrung.<br />

Zuwendungen an die Stiftung Sparkasse Ulm sind über das Konto Nr. 31 31<br />

bei der Sparkasse Ulm möglich.<br />

Ihre Ansprechpartnerin für die<br />

Stiftung Sparkasse Ulm<br />

Roschanak Nüssle<br />

Private Banking Beraterin Stiftungen<br />

Tel. 0731 101-1661<br />

roschanak.nuessle@sparkasse-ulm.de<br />

Eine Initiative der Sparkasse Ulm


[leben] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Sommer, Sonne, Abenteuer<br />

Verträumte Stunden in Nachtzügen, eine spontane WM-Party auf dem Zeltplatz in Rom, der Geschmack der<br />

ersten gebratenen Garnelen in Istrien oder mit dem Roller nach Kärnten. Sechs Führungskräfte haben sich für<br />

unseren Mitarbeiter Stefan Loeffler erinnert, wie ihr erster Urlaub ohne die Eltern war.<br />

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit<br />

Ihrem ersten eigenen Urlaub?<br />

Foto: © canyalcin / shutterstock.com<br />

Den ersten Urlaub alleine habe ich mit drei Freundinnen verbracht.<br />

Wir haben uns – für damals 230 D-Mark – ein Interrail-Ticket gekauft<br />

und sind vier Wochen durch Europa getourt. Für Teenager ein echtes<br />

Abenteuer: Fahrpläne lesen, sich einigen, wohin man als nächstes<br />

fährt, und sich mit mehr oder minder verständlichem Englisch in Italien,<br />

Frankreich oder Spanien durchschlagen – wir fühlten uns ziemlich<br />

„erwachsen“. Aus Spargründen haben wir oft in langsamen Nachtzügen<br />

geschlafen und uns jedes Mal diebisch gefreut,<br />

wenn wir am nächsten Tag in einem anderen Land<br />

aufgewacht sind.<br />

Kathrin Adamski ist Moderatorin, Medienberaterin<br />

und Vorsitzende des Verbandes der Medientrainer.<br />

Meine erste Urlaubsreise ohne Eltern unternahm ich 1982 im Alter von<br />

16 Jahren mit einem Vereinskollegen. Ziel war Wolfsberg in Kärnten,<br />

um dort Freunde zu besuchen. Reisemedium: eine Vespa – für uns beide.<br />

Unsere Route führte uns am ersten Tag über Memmingen, Penzberg, Bad<br />

Tölz vorbei am Achensee ins Zillertal. Entlang des Millstätter Sees machte<br />

sich unser strapaziertes 6,8 PS Kraftpaket mit einer Kolbenklemmung<br />

Luft. Diese konnten wir, da handwerklich nicht ungeschickt, selbst beheben.<br />

Nach 700 Kilometern Fahrt kamen wir nach<br />

zwei Tagen und sechs Tankstopps an. Bei der Planung<br />

der Reiseroute galt das Motto „Der Weg ist das Ziel“.<br />

Thomas Zenzinger ist Inhaber der Blech & Technik<br />

GmbH & Co. KG in Vöhringen.<br />

Foto: Johann Hinrichs / mauritius images<br />

42


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[leben]<br />

WIR GESTALTEN<br />

MIT<br />

Im Jahr 1987 verbrachte ich meinen ersten eigenen<br />

Urlaub in Istrien. Drei Wochen Sommer,<br />

Sonne und Strand, unbeschwerte Wochen<br />

mit der ersten großen Liebe. Am Morgen<br />

kamen wir in unserem Hotel an. Alles war<br />

sehr schön, die Örtchen, das Meer, die Landschaft.<br />

Einfach nur in den Tag hineinleben,<br />

schwimmen und lesen – herrlich. Abends entdeckten<br />

wir neue kulinarische Gerichte wie<br />

zum Beispiel Scampi. Wir wussten damals<br />

nicht, ob man die Dinger mit oder ohne Schal<br />

isst oder wie man die Schale abmachen kann.<br />

Alles war sehr spannend, es war ein wunderschöner<br />

Urlaub.<br />

CORPORATE DESIGN<br />

CORPORATE PUBLISHING<br />

WERBEKAMPAGNEN<br />

WEBSITES<br />

FOTOGRAFIE<br />

mediaservice ulm<br />

Tanja Fritz ist Geschäftsführerin<br />

der Medienagentur<br />

Fritz in Ebersbach.<br />

Foto: © Leeyakorn06 / shutterstock.com<br />

Frauenstraße 77<br />

89073 Ulm<br />

www.mediaservice-ulm.de<br />

Ich war 16 Jahre alt, als ich zum ersten Mal<br />

ohne meine Eltern auf Reisen ging. Und das<br />

hatte einen guten Grund. Im Juli 1990 entschieden<br />

zwei Freunde und ich spontan zum<br />

Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft nach<br />

Rom zu fahren – ohne Eintrittskarten. Übernachtet<br />

haben wir im Auto auf einem Campingplatz,<br />

auf dem kräftig gefeiert wurde. Die<br />

Fahrt hat sich gelohnt, denn durch Zufall hatten<br />

wir vor dem Spiel, bei dem Deutschland<br />

gegen Argentinien gewann, noch Karten von<br />

einem Holländer ergattern können. Für 220<br />

Mark das Stück. Im Vergleich zu heutigen<br />

Preisen für ein Finale war das geradezu geschenkt.<br />

Marc Gröber ist Inhaber<br />

der Firma Gröber Sanitär +<br />

Heizung in Ehingen.<br />

Foto: RENARD eric / Getty Images<br />

43


[leben] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit<br />

Ihrem ersten eigenen Urlaub?<br />

Mit 18 Jahren fuhr ich mit meiner Freundin und unserer Clique mit<br />

den Autos nach Rovinj im ehemaligen Jugoslawien. Alles war locker<br />

und leicht, die Landschaft toll und die Einheimischen freundlich. Am<br />

besten erinnere ich mich an den Besuch der Wasserfälle, an denen die<br />

Winnetou-Filme gedreht wurden und an einen Markt, auf dem mich<br />

ein Zigeuner kaufen wollte. Verständlicherweise habe ich das Geschäft<br />

damals jedoch dankend abgelehnt.<br />

Foto: © Seumas Christie-Johnston / shutterstock.com<br />

Angelika Kutter ist Geschäftsführerin des Schlosserei-<br />

Betriebes Kutter in Weißenhorn sowie Vorsitzende der<br />

Unternehmerfrauen im Handwerk Neu-Ulm.<br />

Mit Ausnahme von Tagesausflügen habe ich meinen ersten Urlaub<br />

2004 in Mittel- und Südamerika verbracht und bin mit drei Schulfreunden<br />

unter anderem durch Mexiko, Peru, Chile und Brasilien gefahren.<br />

Nach dem Abitur haben wir den Rucksack gepackt und waren<br />

mehr als vier Monate unterwegs. Mit solch einer Reise verbindet man<br />

so viele tolle Erinnerungen, eine im Speziellen will<br />

ich da nicht rausnehmen.“<br />

Foto: © Antwon McMullen / shutterstock.com<br />

Richard King ist für die Vermarktung und<br />

Öffentlichkeitsarbeit der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm<br />

verantwortlich.<br />

Foto: imago<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong><br />

[aus den hochschulen]<br />

Hochschule Ulm<br />

und Krankenhaus<br />

kooperieren<br />

Wo Praxis und Theorie aufeinandertreffen,<br />

profitieren beide<br />

Seiten. Das wissen auch Vertreter<br />

der HS Neu-Ulm und des<br />

Bundeswehrkrankenhauses<br />

Ulm. Durch Praktika, Forschungsprojekte<br />

und Projektund<br />

Abschlussarbeiten sollen<br />

Theorie und Praxis bald im regen<br />

Austausch miteinander stehen.<br />

„Wir fördern dadurch den<br />

Wissenstransfer im Bereich Gesundheitsmanagement<br />

in der<br />

Region“, sagt Hochschul-Präsidentin<br />

Uta Feser. Mehr Informationen<br />

bei: patrick.da-cruz@hsneu-ulm.de.<br />

Die Suche nach<br />

dem Auto hat<br />

bald ein Ende<br />

Wo hat der Kollege nur das<br />

Fahrzeug abgestellt? Mit dieser<br />

Frage beschäftigen sich das Heidenheimer<br />

Unternehmen Voith<br />

Digital Solutions GmbH und eine<br />

studentische Gruppe der<br />

DHBW Heidenheim. Mit einem<br />

Sender orten und identifzieren<br />

die Studenten Fahrzeuge. „Neben<br />

der Position werden zusätzliche<br />

Informationen etwa zum<br />

Beladungszustand übermittelt“,<br />

erklärt Student Michael Lober.<br />

Das System soll unter anderem<br />

dazu beitragen, Transportwege<br />

effizienter zu gestalten. Kontakt:<br />

simone.baumann@dhbwheidenheim.de,<br />

Telefon:<br />

07321/2722134.<br />

Daten in<br />

Informationen<br />

umwandeln<br />

Täglich sammeln Unternehmen<br />

zahlreiche Daten. Sie auszuwerten,<br />

fällt den meisten aber<br />

schwer. Genau dieses Problem<br />

will der Zertifikatskurs „Data<br />

Sensoren schützen Radfahrer<br />

Radfahrer und Rehe haben eine Sache gemeinsam:<br />

Sie sind häufig an Verkehrsunfällen<br />

beteiligt. Die Hochschulen Heilbronn und Ulm<br />

wollen das jetzt ändern – und werden dafür<br />

vom Land mit einer halben Million Euro gefördert.<br />

Gemeinsam mit regionalen kleinen und<br />

Science und Business Analytics“<br />

lösen, den die Hochschule<br />

Kempten von Oktober an anbietet.<br />

Der Lehrgang vermittelt<br />

Berufstätigen die Grundzüge<br />

von Data Science und Business<br />

Analytics. Ziel ist es, Daten mit<br />

Hilfe moderner Technologien<br />

auszuwerten und einzusetzen.<br />

Kontakt: sybille.adamer@hskempten.de.<br />

Hochschule<br />

gewinnt Preis für<br />

Lehrkonzept<br />

Mit dem Teilzeitstudiengang<br />

„Systems Engineering“ treffen<br />

die Hochschule Kempten und<br />

die Hochschule Augsburg den<br />

Zahn der Zeit. An drei Tagen in<br />

der Woche arbeiten die Studenten,<br />

an zwei Tagen besuchen sie<br />

Lehrveranstaltungen. Das bayerische<br />

Wissenschaftsministerium<br />

zeichnete den Studiengang<br />

mit dem Preis für herausragende<br />

Lehre aus. Mehr Informationen:<br />

www.digital-und-regional.<br />

de, Telefon 08312523494, sybille.adamer@hs-kempten.de.<br />

Plattform für<br />

Innovationen<br />

geht an den Start<br />

Die Hochschule für Wirtschaft<br />

und Umwelt Nürtingen-Geislingen,<br />

die Kreissparkasse Göppingen<br />

und das Albwerk Geislingen<br />

haben ein Innovations- und<br />

Startup-Center gegründet. Ziel<br />

ist es, Erkenntnisse aus der Wissenschaft<br />

mit Ideen von Startups<br />

und Erfahrungen der Industrie<br />

zu verknüpfen und dabei<br />

Geschäftsideen zu entwickeln.<br />

Die Plattform bietet auch Veranstaltungen<br />

für Gründer an<br />

und für jene, die es werden wollen.<br />

Kontakt: udo.renner@hfwu.de,<br />

Telefon: 07331/5028279.<br />

Foto: © Volodymyr Baleha / shutterstock.com<br />

mittelständischen Unternehmen, arbeitet das<br />

Forscherteam an einer intelligenten<br />

Straßeninfra struktur. Sie soll Wildtiere und<br />

Fahrradfahrer über Radar-Sensorik erfassen<br />

und sofort eine Warnung an andere Verkehrsteilnehmer<br />

geben.<br />

Hilfe für Firmen<br />

beim Aufspüren<br />

von Trends<br />

„Ein Großteil der regionalen Betriebe<br />

hat nicht die Kapazität,<br />

Trends im Detail zu verfolgen“,<br />

sagt Hans-Joachim Hölz, Geschäftsführer<br />

der Wirtschaftsund<br />

Innovationsförderungsgesellschaft<br />

des Landkreises<br />

Ravensburg. Um das zu ändern,<br />

haben sich die Hochschule Ravensburg-Weingarten,<br />

das<br />

Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische<br />

Trendanalysen und der Landkreis<br />

Ravensburg zusammengetan.<br />

Sie wollen Mittelständlern<br />

helfen, Entwicklungen nicht zu<br />

verschlafen. Anlaufstelle für die<br />

Firmen ist das Fraunhofer-Kontaktbüro.<br />

Mehr Informationen:<br />

christoph.oldenkotte@hsweingarten.de,<br />

Telefon:<br />

0751/5019526. [!] GYS<br />

45


[namen & nachrichten] Ausgabe 63 | Juli <strong>2018</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

HNU-Präsidentin<br />

erhält Orden für<br />

ihr Engagement<br />

Uta Feser ist mit dem Bayerischen<br />

Verdienstorden ausgezeichnet<br />

worden. Die<br />

Präsidentin<br />

der Hochschule<br />

Neu-<br />

Ulm (HNU)<br />

erhielt die<br />

Uta Feser, Präsidentin<br />

der Hochschule<br />

Neu-Ulm.<br />

Würdigung<br />

für ihr Engagement<br />

für<br />

die bayerische<br />

Hochschullandschaft.<br />

Feser leitet die<br />

Hochschule Neu-Ulm seit dem<br />

Jahr 2006. Sie studierte Wirtschafts-<br />

und Sozialpädagogik<br />

und promovierte an der Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg.<br />

Opus Dental<br />

Clinic kooperiert<br />

mit Zahneins<br />

1000 neue Arbeitsplätze im Allgäu<br />

Der Center-Parcs Konzern will durch seinen<br />

neuen Park in Leutkirch rund 1000 Arbeitsplätze<br />

schaffen. Etwa 900 davon sollen laut<br />

Pressesprecherin Sabine Huber zur Eröffnung<br />

im Oktober besetzt sein. Außerdem wird es<br />

mehrere Studienplätze in Zusammenarbeit<br />

Die Opus Dental Clinic aus Ulm<br />

ist eine Partnerschaft mit der<br />

Zahneins Gruppe aus Hamburg<br />

eingegangen. Damit will die Ulmer<br />

Zahnarztpraxis, die medizinische<br />

Versorgung im ländlichen<br />

Raum sicherstellen. Mit<br />

der Opus Dental Clinic wächst<br />

die Zahneins Gruppe auf mehr<br />

als 500 Mitarbeiter an. Die Praxis<br />

in der Neuen Straße beschäftigt<br />

derzeit 134 Mitarbeiter und<br />

behandelt rund 40.000 Patienten.<br />

Außerdem soll am Ulmer<br />

Standort in die Ausbildung von<br />

zahnmeidzinischem Fachpersonal<br />

investiert werden.<br />

Möbelmarkt<br />

Mahler ändert<br />

sein Konzept<br />

Der Neu-Ulmer Möbelmarkt<br />

Mahler setzt auf ein neues Konzept.<br />

Fünf Millionen Euro investiert<br />

das Unternehmen in einen<br />

großflächigen Umbau. In<br />

dem 80.000-Quadratmeter-Haus<br />

sollen 30 bis 40 Fachgeschäfte<br />

einziehen – darunter unter anderem<br />

der Online-Händler<br />

„Home24“ und ein Edeka-<br />

Markt. Mahler selbst verkleinert<br />

seine Verkaufsfläche und<br />

reduziert den Warenbestand.<br />

„Lea“-Preis<br />

für D-Werk<br />

und Jeutter<br />

DieAgentur D-Werk aus Ravensburg<br />

und der Garten- und<br />

Landschaftsbaubetrieb Jeutter<br />

mit der DHWB Ravensburg und der Hochschule<br />

Kempten geben. Center Parcs Europe N.V.<br />

ist eine niederländische Kette von Ferienparks.<br />

In den Park im Allgäu sollen insgesamt rund<br />

360 Millionen Euro investiert werden. Die Bauzeit<br />

betrug weniger als zwei Jahre.<br />

aus Göppingen sind von Caritas,<br />

Diakonie und Wirtschaftsministerium<br />

mit dem „Lea“-<br />

Mittelstandspreis geehrt<br />

worden. Der Preis zeichnet Unternehmen<br />

aus, die sich für Geflüchtete,<br />

den Naturschutz oder<br />

Menschen mit Behinderung<br />

einsetzen. D-Werk unterstützt<br />

die Integration von Flüchtlingen<br />

in Ravensburg. Der Gartenund<br />

Landschaftsbaubetrieb von<br />

Johannes Jeutter hat auf seinem<br />

Gelände einen Wildobstpfad<br />

angelegt, auf dem regelmäßig<br />

Führungen und Verkostungen<br />

angeboten werden. [!]<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.)<br />

a.boegelein@swp.de<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Stefan Schaumburg (verantw.)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Bozena Demski (Bild)<br />

Fotos Lars Schwerdtfeger (Titel<br />

+ Titelinterview), Marc Hörger,<br />

Matthias Kessler, Werkfotos,<br />

Getty Images, PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Auflage: 18.000 Exemplare<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-500<br />

E-Mail c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />

Den Datenschutzbeauftragten<br />

erreichen Sie unter<br />

datenschutz@swp.de<br />

Nächste Ausgabe<br />

19. Oktober <strong>2018</strong><br />

Die Themen<br />

· Energie- und Ressourceneffizientes<br />

Beleuchtungsmanagement<br />

· Digitalisierung von Geschäftsprozessen<br />

· Einbruchschutz & Sicherheit<br />

· „Wie halten Sie sich fit?“ –<br />

die Gesundheitsumfrage<br />

u. v. m.<br />

Anzeigenschluss<br />

25. September <strong>2018</strong><br />

www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />

46


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KONTAKT<br />

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VERANSTALTUNGSTECHNIK GmbH<br />

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